Der Unbesiegte

Haben und Nichthaben

In einem andern Land

Schnee auf dem Kilimandscharo

Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber

Der alte Mann und das Meer

Um eine Viertelmillion

Wem die Stunde schlägt

Best of Ernest Hemingway – Die große Hörspieledition


Der Unbesiegte



Erster Eindruck: Der Kampf eines Toreros

Manuel Garcia, ein spanischer Stierkämpfer, wurde bei einem Kampf schwer verletzt und musste einige Zeit im Krankenhaus verbringen. Doch schon kurz nach seiner Entlassung will er wieder in die Arena steigen, auch um das schwindende Interesse an seiner Person einzudämmen. Doch schon die Suche nach einem geeigneten Picador gestaltet sich schwierig...

Viele Werke von Ernest Hemingway dienten auch als Vorlage für Hörspiele, besonders Radiostationen setzen seine Geschichten um. So ist es auch mit „Der Unbesiegte“ geschehen, das nun auch als Teil der großen Ernest Hemingway-Box oder separat beim Audio Verlag erhältlich ist. Da den meisten deutschsprachigen Zuhörern der spanische Stierkampf eher unbekannt sein dürfte, das aber das zentrale Thema der Geschichte ist, werden die Grundbegriffe zuerst durch den Erzähler Jose erklärt, sodass man während der Handlung nicht im Dunkeln tappen muss – denn Vorkenntnisse sind hier absolut erforderlich. Die verschiedenen Abstufungen von Ehre, die man beim Stierkampf erlangen kann, spielen eine wichtige Rolle, ihre Wiedererlangung das Leitmotiv der Hauptfigur Manuel Garcia. Sein Kampf zurück in die große Arena, sein Wille, wieder vom Publikum geliebt zu werden, seine Konkurrenz den nachwachsenden Toreros gegenüber, all das wird hier eingängig präsentiert, wobei der Verlauf der Handlung flüssig und kurzweilig ist. Der große Kampf wird ausführlich behandelt und gibt die Spannung durchaus gekonnt wieder. Doch daneben ist „der Unbesiegte“ noch mehr, eine intensive Milieustudie, die uns diese wichtige Ritual der Spanier näher bringt. Auch wenn das Thema mittlerweile aufgrund der Tier verachtenden und grausamen Methoden verpönt ist, dieses Hörspiel ist aufgrund seiner genauen Beschreibungen sehr hörenswert.

Jose, der hier als Erzähler fungiert, wird von Kurt Haars gesprochen, der an den verschiedenen Stellen unterschiedliche Töne anschlägt und damit vom Erklären des Stierkampfes bis zum Eindringen in die Figuren eine große Bandbreite gut abdecken kann. Heinz Reincke, der als Manuel Garcia die Hauptrolle übernimmt, setzt seine einprägsame Stimme hier gekonnt dosiert ein und kann seinen Kampfwillen sehr intensiv darstellen. Helmut Lange kann die Kraft des Nachwuchstoreros Hernandes gekonnt aufgreifen. Weitere Sprecher sind unter anderem Karl Lange, Max Mairich und Kurt Norgall.

Zur Einstimmung ertönen anfangs einige typisch spanische Klänge, im Verlauf der Geschichte wird aber nicht mit Musik gearbeitet. Im Gegensatz zu anderen Produktionen dieser Box sind hier aber einige Geräusche zu hören, die insbesondere die Stimmung in der Stierkampfarena einfangen und somit viel zur atmosphärischen Gestaltung beitragen.

Die dezente Aufmachung dieser Reihe greift auch hier wieder, auch wenn ein anderes Titelmotiv vielleicht besser etwas von der durchaus vorhandenen Stimmung des Hörspiels hätte einfangen können. Ein kurzer, aber informativer Text im Inneren des Booklets kann aber einige interessante Details verraten, während das Äußere insgesamt sehr stimmig wirkt.

Fazit: Auch wenn das Thema nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen wird, die Anspannung Manuel Garcias und sein Kampf zurück an die Spitze sind gut inszeniert.

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-083-8


Haben und Nichthaben



Erster Eindruck: Zwischen Kuba und den USA

Harry Morgan vermietet sein Boot in Kuba an Touristen, lebt aber in Key West. Als er eines Tages das Angebot bekommt, einige Menschen in die USA zu schmuggeln, lehnt er vorerst entrüstet ab. Doch als die wirtschaftliche Lage schlechter wird, verstrickt sich Harry immer weiter in die Schmuggelszene, bis er eines Tages einen großen Coup wittert...

Die Reise zu verschiedensten Schauplätzen verleiht vielen Romanen von Ernest Hemingway ein jeweils anderen Gesicht, in „Haben und Nichthaben“ wird die Handlung zu großen Teilen nach Havanna verlegt, die dortigen Umstände beeinflussen das Geschehen stark. Und da auch diese Geschichte als Hörspielumsetzung in der großen Box enthalten ist, die der Audio Verlag zu Ehren des Autors veröffentlicht hat, bringt sie hier eine ganz andere Farbe mit ein und bereichert sie dadurch, hält sie abwechslungsreich. Doch auch allein stehend kann die Produktion des Süddeutschen Rundfunks aus dem Jahr 1955 natürlich überzeugen, und wieder sind es die Charaktere, die die Geschichte ausmachen - in diesem Fall Harry, von seinen finanziellen Umständen immer wieder in Gewissenskonflikte gedrängt. Die Entwicklung der Handlung ist dabei nicht an einen roten Faden angelehnt, bei dem ein Ereignis das andere begründet, sondern bekommt immer wieder neuen Input durch neue Umstände. Das wirkt ein wenig unstrukturiert und will vom Hörer erfasst werden, ist dadurch nicht unbedingt die stärkste Folge der Serie. Trotzdem ist natürlich auch diese Produktion bestens geeignet, sich den Werken Hemingways zu nähern, belohnt wird man mit einer intensiven Darstellung der Charaktere und etlichen interessanten Situationen.

Heinz Reincke übernimmt in dieser Umsetzung die Rolle des Harry Morgan und kann mit seiner betonten und gradlinigen Sprechweise das Bild eines Mannes schaffen, dessen moralische Überzeugung auch hörbar immer wieder auf die Probe gestellt wird – ein Punkt, der hier sehr überzeugend umgesetzt wird. Seine Frau Marie wird von Herta Maria Gessulat gekonnt gespielt, ihre einprägsame Stimme passt gut zu der treuen Ehefrau. Karl Blockx spricht den Albert, einen Freund von Harry, und kann in seinen Passagen durchaus mit dem hervorragenden Reincke mithalten. Weitere Sprecher sind unter anderem Arthur Mentz, Harry Raymon und Manuel Collado.

Hier wurde durchaus auf Musik zurückgegriffen, um Stimmungen zu schaffen, was diese Produktion von den meisten anderen der Box unterscheidet. Besonders am Anfang wird die Atmosphäre im kubanischen Havanna gut eingefangen, angenehme Töne lockern hier die Dialoge auf. Der Einsatz von Geräuschen ist hingegen wieder recht zurückgefahren.

Ein schlichtes Foto in schwarz und weiß ziert hier das Cover, lediglich Label, Autor und Titel wurden hier ergänzt – die Gestaltung überzeugt auch hier wieder durch ihre klare Schlichtheit. Gleiches gilt auch für die restliche Aufmachung, wobei sich auch hier wieder in kleiner Infotext im Inneren des Booklets wiederfinden lässt.

Fazit: Hemingway lotet hier gut aus, wie weit ein Mann seine moralische Überzeugung übergehen kann – das ist zwar nicht das beste Hörspiel der Box, aber immer noch hörenswert.

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-081-4


In einem andern Land



Erster Eindruck: In den Wirren des Krieges

Der US-Amerikaner Frederic Henry dient im italienisch-österreichischen Krieg als Sanitäter und wird jeden Tag aufs Neue mit den Grausamkeiten der Kämpfe konfrontiert. Trotzdem verliebt er sich in die schöne Catherine, die ebenfalls im Lazarett tätig ist, und beginnt um sie zu werben. Bis er selbst eines Tages bei einem Angriff schwer verletzt wird...

In einem seiner bekanntesten Romane, der auf deutsch unter dem Titel „In einem andern Land“ veröffentlicht wurde, verarbeitet Ernest Hemingway seine eigenen Erfahrungen aus dem Krieg, denn wie seine Hauptfigur diente auch er als Sanitäter. Das Werk wurde recht früh als Radiohörspiel umgesetzt, ist nun aber wieder beim Audio Verlag erhältlich und ist Teil der großen Ernest Hemingway-Box. Wer auf seichte Unterhaltung steht, ist hier ziemlich fehl am Platze, die schrecklichen Erlebnisse des Krieges werden hier immer wieder aufgegriffen, bildgewaltig werden die schrecklichen Verletzungen beschrieben – dabei wird es keinesfalls zu blutig, Hemingway bleibt sogar eher sachlich, und doch ist man an einigen Stellen von dem gehörten recht schockiert. Auch die aufkommende Gleichgültigkeit beim Umgang mit Toten und Verletzten, die sich die Menschen als Schutzschild auferlegen müssen, ist Teil des Krieges und wird hier immer wieder dargestellt. Dass sich in all diesem Tod und Leid noch Liebe zwischen Henry und Catherine entwickeln kann scheint da wie ein Wunder und wird hier vorerst sehr geschmeidig und schön erzählt, doch noch einige Wendungen wendet Hemingway hier an und lässt die Geschichte – so viel sei hier verraten – zu keinem schönen Ende kommen. Hier wird neben den intensiven Beschreibungen der Situationen auch viel Wert auf die Handlung gelegt, insbesondere im späteren Abschnitt. Der tragische Verlauf, die heftigen Kriegsszenen, die wunderbare Verflechtung der einzelnen Passagen, die kurze Freude, die später immer wieder in noch heftigeres Leid umschlagen, all das macht „In einem andern Land“ zu einer berührenden und nachdenklich stimmenden Geschichte, die auch als Hörspiel nichts von ihrer Wirkung verliert.

Auch hier wurde mit sehr guten Sprechern gearbeitet, die ihre Charaktere gut verkörpern können. Frederic Henry, der weite Teile des Hörspiels bestreitet, wird von Hans Christian Blech gesprochen. Seine sehr flüssige und spontan wirkende Sprechweise macht ihn sehr glaubwürdig, er bedient eine große Palette an Gefühlen. Dagmar Altrichter spricht die Catherine, ihre angenehme und variabel einsetzbare Stimme beschwört ein Bild der Frau vor dem inneren Auge des Hörers. Wolfgang Wahl ist in eine Nebenrolle als Dr. Rinaldi eine ebenso gut e Wahl. Weitere Sprecher sind Wolfgang Arps, Kurt Beck und Heinz Schimmelpfennig.

Musik ist hier zwar an einigen Stellen vorhanden, tritt aber nicht so deutlich in den Vordergrund wie in einigen moderneren Hörspielproduktionen. So stehen immer noch die Sprecher und ihre Dialoge im Vordergrund. An einigen Stelle hätte allerdings die Wirkung mit ein wenig mehr akustischer Gestaltung noch gesteigert werden können.

Dezent in Szene gesetzt ist auch hier wieder die Gestaltung von Cover und restlicher Aufmachung, hier dominieren insbesondere die Farben schwarz, weiß und grau in verschiedenen Abstufungen. Wie bei allen Hörspielen dieser Box ist auch hier im Inneren ein informativer Text abgedruckt, der einige Details zu dem Hörspiel verrät.

Fazit: Eine sehr dramatische Geschichte mit vielen Wendungen und emotionalen Augenblicken, von sehr guten Sprechern zum Leben erweckt – sehr empfehlenswert!

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-080-7


Schnee auf dem Kilimandscharo



Erster Eindruck: Dialoge im Angesicht des Sterbens

Der Schriftsteller Harry ist mit seiner Lebensgefährtin, der bereits verwitweten Helen, in der Nähe des Kilimandscharo auf Großwildjagd. Doch durch eine kleine Verletzung leidet er an Wundbrand, er sieht seinen nahenden Tod. Reuevoll denkt er an all die Geschichten, die er nie zu Papier gebracht hat, während Helen die Ernsthaftigkeit seiner Krankheit nicht wahrhaben will...

Schriftsteller haben oftmals den Drang, sich selbst in ihre Werke hineinzuschreiben und so ihre Gedanken den Lesern noch näher zu bringen. Auch „Schnee auf dem Kilimandscharo“ von Ernest Hemingway ist eines dieser Geschichten, in die viel von der Persönlichkeit und des Hintergrundes Hemingways geflossen ist. 1977 entstand ein Hörspiel zu der Kurzgeschichte, das nun auf CD erhältlich ist, sowohl einzeln als auch in der großen Box, die der Audio Verlag zu den Werken des bekannten Autors veröffentlicht hat. Das Hörspiel kommt sehr reduziert daher, kein Einsatz von Musik, lediglich drei Sprecher – und herausgekommen ist ein sehr intensives Hörerlebnis. Auch hier wird mehr Wert auf die Charaktere gelegt, insbesondere auf Harry, dessen Gedanken und Gefühle den Kernpunkt bilden. Seine Beschäftigung mit dem nahen Tod, seine Reue, auch seine Beziehung zu Helen, die mit ihrem Reichtum eher Mittel zum Zweck war, all dies formt vor dem Ohr des Hörers ein sehr genaues und detailliertes Bild des Mannes. Im Gegensatz dazu steht die lebensfrohe Helen, die sich gegen den Gedanken des Todes wehrt und auch schon mal voller Inbrunst und Leidenschaft zu streiten beginnt. Sanft in eine Abfolge von Gesprächen und Handlungen eingebaut kommen die beiden voll zur Geltung, und ein intensives und sehr bildreich in Szene gesetztes Ende sorgt für eine nachdenkliche Stimmung. Wunderbar, mit wie wenigen Mitteln aus der Vorlage hier ein hervorragendes und eindringliches Hörerlebnis geschaffen wurde, das mich wirklich berührt hat – eine klare Empfehlung.

Wie oben bereits erwähnt sind hier nur drei Sprecher zu hören, denen so eine dementsprechend wichtige Funktion zukommt. Siegfried Wischnewski spricht den Harry, seine teils melancholische, teils harte Art formen ein sehr genaues Bild des Schriftstellers, der sich in den verschiedenen Gefühlslagen sicher bewegt. Ganz wunderbar ist die grandiose Rosemarie Fendel, die auch in ihren jungen Jahren schon eine sehr intensive Stimme hatte, mit ihrer gefühlsbetonten Sprechweise kann sie für Aufmerksamkeit sorgen, sich aber im richtigen Moment auch für ihren Partner zurückstellen. Peter Lieck ist Erzähler und gestaltet seine Passagen überraschend neutral, was den Einsatz der anderen beiden noch einmal aufwertet.

Musik ist überhaupt nicht eingesetzt, weder zu Beginn noch zwischen oder während der Szenen. Auch findet keine Einbettung von Geräuschen statt, sodass die Sprecher völlig auf sich gestellt werden – das fehlen von Atmosphäre machen sie mit ihrer einzigartigen Interpretation allerdings leicht wett. Diese Konzentration auf das Wesentliche – die Dialoge – passt hier sehr gut und betont die Geschichte und die Charaktere noch weiter.

Ein alternder Mann mit Leopard, gehalten in gedecktem Schwarz-Weiß, dazu dezente Schriftzüge, die Autor und Titel verraten – auch beim Cover wurde sich in wirkungsvolle Schlichtheit geübt – zumal dem Leoparden eine nicht zu unterschätzende Rolle in dem Hörspiel zukommt. Der Infotext im Inneren des kleinen Booklets kann einige interessante Details offenbaren.

Fazit: Mit wenigen Mitteln und besonders hervorragenden Sprechern wurde eine gefühlsintensive und äußerst hörenswerte Geschichte in Szene gesetzt, die mit ihren kraftvollen Bildern zu fesseln weiß.

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-078-4


Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber



Erster Eindruck: Safari in Afrika

Robert Wilson lebt davon, dass er Jagden für Touristen i der afrikanischen Wildnis veranstaltet, auch gegen den Willen der Einheimischen und trotz Verbotes der Regierung. Auch Francis Macomber nimmt daran teil, erweist sich jedoch als nicht allzu mutig und erntet dadurch den Hohn seiner Frau – die des Nacht mit Wilson das Bett teilt...

Immer wieder hat Ernest Hemingway Charaktere gezeichnet, die keinesfalls strahlende Helden sind, sondern ihre Schattenseiten haben, nicht nur kleine Schwächen, sondern schwerwiegende Fehler. In „Das kurze glückliche Leben des Fracis Macomber“ tritt dies durch die oben erwähnte illegale Safari hervor, das zugleich ein wildes und raues Ambiente für die Geschichte schafft. Die Kraft zieht sie aus den klaren Darstellungen der einzelnen Szenen, den Gesprächen zwischen den Charakteren und nicht so sehr aus einer spannenden und wendungsreichen Handlung. Dabei konzentriert sich Hemingway auf drei Figuren: Francis Macomber, seine Frau Margaret sowie Robert Wilson. Alle drei werden sehr ausführlich beschrieben, ihre Ansichten dargelegt, ihre Schwächen offenbaren sich jedoch im Laufe des Hörspiels. Zu keinem baut Hemingway eine sympathische Bindung auf, sodass man sich völlig auf die interessanten Konstellationen konzentriert und nicht mit einem der Charaktere zu sehr beeinflusst wird. Eine vor Kraft strotzende Geschichte, die in der Umsetzung von 1957 des Südwestfunkes mit ihrer nüchternen Darstellungsweise noch an Kraft gewinnt. Eine kurze, eingängige Geschichte, die durch ihre vielschichtigen Personen zu überzeugen weiß.

Wolfgang Preiss ist als Francis Macomber zu hören, er kann sämtliche Seiten des zurückhaltenden Mannes beleuchten, fast die gesamte Laufzeit ist er im Einsatz und prägt damit das Bild des Hörspiels. Margot Müller spricht seine Frau Margaret, stellt ihren Hochmut und ihre Verachtung für ihren Mann gekonnt dar und lässt ihn immer leise in ihrer Stimme mitschwingen. Die Rolle des Robert Wilson wird von Leopold Biberti gesprochen, auch er kann die intensiven Gespräche sehr gut umsetzen. Weitere Sprecher sind Alois Garg, Benno Schur und Boris Müller.

Eine aus heutiger Sicht wunderbar altmodische Radioansage eröffnet das Hörspiel, und gleich zu Beginn sind stimmungsvolle afrikanische Klänge zu hören. Während des weiteren Verlaufes nur sehr wenig Musik eingesetzt, der Fokus liegt auf den Dialogen. An einigen Stellen hätte ich mir aber schon einige auflockernde Melodien oder zumindest Geräusche gewünscht, alles wirkt so sehr nüchtern.

Auch hier ist natürlich auf das Artwork der großen Ernest Hemingway-Box mit acht Hörspielen zurückgegriffen worden, um einen einheitlichen Look zu kreieren. Die schlichte Aufmachung in schwarz-weiß passt gut zu der Geschichte, die ja ebenfalls alles andere als effekthaschend ist. Der Infotext im kleinen Booklet darf natürlich auch hier nicht fehlen.

Fazit: Eine sehr intensiv erzählte Geschichte mit sehr interessanten und vielschichtigen Charakteren, die völlig unprätentiös in Szene gesetzt wurde.

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-082-1


Der alte Mann und das Meer



Erster Eindruck: Berühmte Vorlage minimalistisch umgesetzt

Lange Zeit schon ist Santiago Fischer am Golfstrom, doch seit letzter Fang ist schon einige Zeit her. Immer weiter fährt er auf das Meer, der Golfstrom wird immer tückischer. Eines Tages ist es dann so weit, und ein riesiger Schwertfisch beißt an. Ein langer Kampf um seinen Fang beginnt...

„Der alte Mann und das Meer“ ist eine der bekanntesten Geschichten des berühmten Autors Ernest Hemmingway, natürlich darf sie in einer Box, die etliche seiner Werke als Hörspielumsetzungen enthält, nicht fehlen. Die Handlung ist nicht geprägt von weitreichenden Ereignissen oder überraschenden Wendungen, vielmehr handelt es sich um die Beschreibung fast alltäglicher Begebenheiten und Gemütszustände. Die anfänglichen Szenen bestehen fast nur aus dieser Vorstellung der Grundsituation und der Charaktere, im späteren Verlauf wird die oben beschriebene Fahrt auf das Meer thematisiert. Man dringt tief in den Charakter des Santiago ein, der oft geprägt von dunklen Gefühlen ist. In langen Phasen wird beschrieben, wie er zu dem geworden ist, was und wie er nun ist. Doch gerade diese Stagnation der Handlung, die Konzentration auf Santiago, lässt das Werk so lebendig und vielschichtig wirken. Ein Stück, das zu recht zur Weltliteratur gehört und auch in dieser minimalistischen Umsetzung überzeugen kann, aber nichts für zwischendurch ist.

Lediglich drei Sprecher tauchen in dem Hörspiel auf, was die Beschränkung auf das Wesentliche unterstreicht. Kurt Ebbinghaus ist als alter Mann Santiago zu hören, seine schwermütige Interpretation und seine punktgenaue Betonung lassen diesen Charakter so vielschichtig und lebendig wirken. Freddy Klaus spricht Manolin, seinen Gehilfen, er klingt besonders im Vergleich sehr lebensfroh, und ist somit ein kontrastreicher Partner. Mit bedeutungsschwerer Stimme erzählt Ernst Ginsberg die Handlung und verliert dabei nie den Kontakt zu dem Hörer.

Das Hörspiel enthält kaum stilistische Elemente wie Musik und Geräusche, die Konzentration liegt somit völlig auf den Dialogen der Sprecher. Das ist gerade in der heutigen Zeit, in der man oftmals knallige Effekte und laute Musik gewöhnt ist, ein interessanter Kontrast und ist ein weiteres Indiz für die Andersartigkeit dieser Produktion.

Die Aufmachung der CD ist wieder recht schlicht, eine schwarz-weiße Fotografie ziert auch hier dezent das Cover. Auch ansonsten wird mit gedeckten Farben gearbeitet, alles passt gut zusammen. Besonders lobenswert ist der ausführliche Infotext im Inneren des kleinen Booklets, welches interessante Details zur Entstehungsgeschichte enthält.

Fazit: Ein anspruchsvolles und interessantes Hörspiel, das seinen Reiz besonders aus der ausführlichen Charakterbeschreibung Santiagos zieht.

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-079-1


Um eine Viertelmillion



Erster Eindruck: Kampf um die eigenen Prinzipien

Jack Brennan, ein ehemals sehr erfolgreicher Boxer, steht kurz vor einem Kampf, nicht nur sein Trainer sieht seine Chancen sehr gering. Schon beim Training kann er nicht mithalten und ist eher halbherzig bei der Sache. Doch die Lage verändert sich völlig, als er ein unmoralisches Angebot erhält: Ein frühzeitiges K.o. würde nicht nur den Wettmachern eine Menge Geld bringen...

Ernest Hemingway ist wohl den meisten Menschen ein Begriff, der Audioverlag bietet nun die Möglichkeit, seine Werke in Hörspielform zu genießen – eine große Box umfasst satte acht Produktionen, die allerdings auch einzeln erhältlich sind. „Um eine Viertelmillion“ eröffnet die Kollektion einiger seiner größten Werke, das Hörspiel stammt aus dem Jahr 1952 und wurde vom Süddeutschen Rundfunk produziert. Erzählt wird die Geschichte eines in die Jahre gekommenen Boxers, viele Figuren werden um seine Vorbereitungen für den großen Kampf vorgestellt, alle mit ihren eigenen Motiven zu handeln. Interessanterweise wird erst recht spät zu Jack Brennan umgeschaltet, im Vorfeld scheint er zur Marionette seines Trainers und der Wettbüros zu verkommen – was sich schlagartig mit dem Geldangebot für ein verfrühtes K.o. ändert. Sein Kampfgeist erwacht, und es ist für den Hörer sehr interessant, dies mitzuerleben. Brennan beginnt für seine Ideale zu kämpfen, rafft sich auf, glaubt wieder an sich selbst – und das alles in einer Umgebung, die alles andere als moralisch wirkt. Dieser Kontrast macht den Reiz aus und lässt die kontrastreichen Charakter besonders gut wirken, zumal das Ende einiges an Überraschungspotenzial bietet. Die Umsetzung ist sehr auf die Sprecher fixiert, ein Erzähler ist nicht im Einsatz, sodass alles organisch wirkt. Eine interessante Produktion, die sich natürlich stark vom heutigen kommerziellen Hörspiel abhebt und gerade deshalb wert ist, gehört zu werden.

Karl Lange ist hier als Jack Brennan im Einsatz und meistert die anspruchsvolle Rolle mit Bravour. Die Wandlung vom heruntergekommenen Mann ohne Anspruch an sich selbst zum kämpfenden, bis ans letzte gehenden Boxer setzt er glaubwürdig und intensiv um, sodass sie für den Hörer nachvollziehbar wird. Kurt Haars spricht Jerry Doyle, der trotz seiner sympathischen Stimme die zwielichtige Seite des Charakters gut herausarbeiten kann. Heinz Reickes unverwechselbare Stimm passt sehr gut zu Jimmy Walcott, den er mit seiner eigenen Sprechweise ausstattet. Weitere Sprecher sind Kurt Conde, Karl Ebert und Kurt Norgall.

Typisch für die damalige Zeit – immerhin über 50 Jahre ist dieses Hörspiel nun schon alt – ist die akustische Umsetzung sehr spärlich, nur wenige stilistische Klangmittel sind hier eingefügt. So liegt der Fokus noch stärker auf den Sprechern und ihren Dialogen, sie schaffen hier den Hauptteil der Atmosphäre. Wenige Hintergrundgeräusche sind da eine willkommene Abwechslung.

Das Cover wird vom einem neuen Motiv geziert, ein alternder Mann, der sich aufmerksam Notizen macht. Alle CDs der Box sind in einem einheitlichen Look veröffentlicht, die Motive in schwarz weiß, ein kleines Zitat zu dem jeweiligen Werk auf der Rückseite, eine klare Struktur der Aufmachung. Im Inneren ist dann ein informativer Text zur Entstehungsgeschichte zu lesen.

Fazit: Einer der berühmtesten Autoren mit einer mitreißenden Geschichte voller Emotionen, Kampfgeist und auch Niedertracht – hörenswert!

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-084-5


Wem die Stunde schlägt



Erster Eindruck: In den Wirren des Krieges

Spanischer Bürgerkrieg: Der amerikanische Sprengstoffexperte Robert Jordan wurde beauftragt, eine Brücke zu sprengen und muss dafür mit Guerilla-Kämpfern einige Tage zusammen verbringen. Doch schnell keimen Verdachtsmomente gegen ihn auf, und auch seine Liebe zu Maria macht seine Sache nicht einfacher...

Für seinen Roman „Wem die Stunde schlägt“ hat sich Ernest Hemingway von seinem eigenen Leben inspirieren lassen, auch er war am spanischen Bürgerkrieg beteiligt. Er spricht jedoch für keine Partei und lässt auch die meisten geschichtlichen Zusammenhänge heraus, sondern konzentriert sich auf die Figuren und ihr Schicksal. 1948 wurde das Werk vom Südwestfunk als Hörspiel bearbeitet, der Audioverlag hat es nun zusammen mit anderen Hemingway-Hörspielen aus den Archiven geholt und neu veröffentlicht. Besonders interessant ist hier die Erzählweise gelungen, die zwischen verschiedenen Erzählpersepktiven hin- und herwechselt, so umfassende Einblicke in unterschiedliche Bereiche ermöglicht. Zudem wird eine einfache Sprache verwendet, die die Figuren umso glaubwürdiger wirken lässt. Der Verlauf ist dabei kurzweilig und spannend, was sich vorrangig aus dem geplanten Anschlag und den Schwierigkeiten bis dorthin ergibt. Zwischen Gewalt und Tod entstehen jedoch noch ganz andere Gefühle, wie die Liebe zu Maria. Dieser kontrastreiche Stil ist es, was „Wem die Stunde schlägt“ so interessant macht, zu einem Roman (und Hörspiel) von Format, das sich auch über 60 Jahre nach seiner Produktion messen lassen kann.

Alois Garg schafft es, den Charakter von Robert umfassend einzufangen und mit feinen Nuancen in seiner Stimme auszubauen – eine sehr gute Leistung, die der Vorlage Hemingways gerecht wird. Gardy Granass spricht die Maria, ihre angenehme Stimme weist hier viele Facetten auf. Alexander Gölling ist in der ebenfalls sehr bedeutenden Rolle des Pablo zu hören, auch er kann mit seinem prägnanten Ausdruck eine realistische und glaubwürdige Figur erschaffen. Weitere Sprecher sind unter anderem Walter Kiesler, Rudolf Bechmann und Günter Begere.

Insbesondere bei der akustischen Gestaltung des Hörspiels hört man ihm sein Alter an. Die Musik klingt in der heutigen Zeit recht nostalgisch, kann mit unterschiedlichen Wirkungen aber passende und glaubhafte Szenarien schaffen. Der Einsatz von Geräuschen ist hier eher untergeordnet, an einigen Stellen helfen sie jedoch dem Verständnis weiter.

Die komplette CD-Box wurde einheitlich gestaltet, als Titelbild gibt es erneut eine schlichte Fotografie, die nicht auf den ersten Blick mit der Handlung in Einklang zu bringen ist. Überzeugend ist auch hier die strukturelle Gestaltung und insbesondere der informative Text im Booklet, der einige interessante Details für den wissenshungrigen Hörer bereit hält.

Fazit: Auch dieses Hörspiel aus der Box überzeugt mit seiner detaillierten Charakterbeschreibung und der kontrastreichen Handlung.

VÖ: 20. Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-077-7


Best of Ernest Hemingway – Die große Hörspieledition



Erster Eindruck: Intensive Literaturumsetzungen

Ein heruntergekommener Boxer, ein Saboteur im spanischen Bürgerkrieg, ein Wilderer in Kenia, ein Fischer, die schon lange keinen Fang mehr eingebracht haben. Ein vom Wundbrand in Todesnähe gebrachter Tourist, ein von Umständen zum Menschenschmuggel gezwungener Mann, ein desillusionierter Sanitäroffizier, ein in die Jahre gekommener Stierkämpfer – all jene sind in dieser großen Sammlung vereint...

Ernest Hemingway gehört zu den bedeutendsten und bekanntesten Autoren, seine Romane und Kurzgeschichten sind auch heute noch bekannt. Grund genug, acht seiner größten Werke, die von den Radiostationen umgesetzt wurden, in einer großen und entsprechend umfangreichen Box zusammen zu fassen und wieder in Umlauf zu bringen – die Hörspiele sind teilweise über 60 Jahre alt. So unterschiedlich die Charaktere auch sein mögen, alle haben eines gemeinsam: Kampfgeist. Dies scheint ein zentralen Thema Hemingways zu sein, seine Charaktere müssen sich in neuen Situationen beweisen, sind vorher oft von ihrem eigentlichen Weg abgekommen und finden neue Ansätze für ihr Leben. Doch es geht auch um Freundschaft, Ehre, sich selbst nicht Aufzugeben, viele prägnante Punkte, die auch in die heutige Zeit zu passen scheinen. Die Charaktere besitzen dabei alle Tiefgang und die Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren. Teilweise ist die Handlung dabei eher untergeordnet, oftmals ist das Tempo sehr gemächlich, es wird eher auf die Wirkung der Charaktere und ihre Entfaltung als auf spannende Brüche gesetzt. Dabei ist auch die Sprache für heutige Ohren ungewohnt und recht steif, man muss sich erst einmal daran gewöhnen. Acht völlig unterschiedliche Geschichten mit völlig unterschiedlichen Aussagen und Wirkungen, aber alle auch nicht nur aufgrund ihrer literarischen Bedeutung interessant, sondern auch hörenswert und durchaus unterhaltend – trotz oder gerade wegen ihres hohen Anspruchs.

Bei acht Produktionen, die mit Ausnahme des Autors nicht gemeinsam haben, sind natürlich auch eine Vielzahl von Sprechern zu hören. Es wurden allerdings durchgehend sehr fähige Schauspieler eingesetzt, die ihre Charaktere sehr genau und intensiv darstellen können. Kurt Ebbinghaus kann beispielsweise den Santiago aus „Der alte Mann und das mehr“ auch stimmlich sehr schwermütig, fast schon depressiv und trifft damit vollkommen den Kern seiner Rolle. Karl Lange kann in „Um eine Viertelmillion“ die kämpferische Wandlung von Jack Brennan sehr intensiv einfangen und macht die Geschichte so sehr glaubhaft. Alois Garg scheint in „Wem die Stunde schlägt“ die Rolle des Robert Jordan wie auf den Leib geschrieben, sehr nuanciert und variabel ist sein Spiel. Rosemarie Fendel kann in „Schnee auf dem Kilimandscharo“ mit ihrer intensiven und angenehmen Stimme beeindrucken, sich aber auch an den richtigen Stellen etwas weiter in den Hintergrund stellen. Hans Christian Blech schafft in „In einem andern Land“ schon alleine jede Menge Atmosphäre. Diese sollen stellvertretend für die vielen, vielen Sprecher stehen, die wie Peter Lieck, Kurt Haars, und Heinz Reincke ebensolches Lob verdient hätten.

Eine einheitliche Linie lässt sich bei der akustischen Umsetzung nicht ausmachen – und das liegt nicht nur an den unterschiedlichen Produzenten. Jedes Stück wurde einzeln und mit Hingabe eingekleidet, die von nur wenigen Stilmitteln bis hin zu groß eingespielter Musik alles bieten. So wird jeweils eine zur Geschichte passende Atmosphäre geschaffen, die die jeweilige Stimmung der Vorlage einfangen kann. Mit heutigen Produktionen sind sie aber nicht zu vergleichen, entwickeln aber ihren ganz eigenen Charme.

In dieser Box sind acht Hörspiele vereint, die auch einzeln erhältlich sind – da ist es umso vorteilhafter, dass allesamt ein einheitliches Erscheinungsbild mit einem ähnlichen Artwork bekommen haben. Ein Fotografie in schwarz-weiß ziert alle Cover, in den Booklets findet sich jeweils ein informativer Text zu dem Werk und der Hörspielproduktion. Die stabile Pappbox ist ähnlich aufgemacht und macht einen hochwertigen Eindruck.

Fazit: Acht unterschiedliche Geschichten mit unterschiedlicher Wirkung, sehr abwechslungsreich. Und eine perfekte Gelegenheit, sich mit diesem Ausnahmeautor zu beschäftigen – es lohnt sich!

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-076-0

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