H.P. Lovecraft: Innsmouth / Cthulu
Schwarz gemalt wird stets der Teufel
Phantastische Geschichten
Dachse im Eulenlicht
Big Fish
Paul Temple und der Fall in Genf (SR)
Das technische Striptease eines Futuristen von gestern
Paul Temple und der Fall Conrad (Pidax)
Wunder dauern etwas länger – Bericht von einer Hauptstadt im Exil
H.P. Lovecraft: Innsmouth / Cthulu
Erster Eindruck: Zwei bekannte Geschichten in hakeliger Umsetzung
Cooper, ein junger und unbefangener Student, kommt in dem kleinen Küstenstädtchen Innsmouth an, um seine Genforschungen nachzukommen. Trotz der eindringlichen Warnungen den alteingessenen Zadok Allen mietet er sich in einem Hotel ein... (Innsmouth)
Nach dem Tod seines Onkels erfährt Angell einiges über dessen Leben. Scheinbar war er besessen von einem alten Mythos über ein schreckliches Wesen, das bei einer bestimmten Sternenkonstellation wieder aus dem Meer heraufsteigen soll. Ist er dem Wahn verfallen oder steht der Untergang der menschlichen Rasse kurz bevor? (Cthulu)
H.P. Lovecraft hat zahllose Horror-Geschichten verfasst, die auch nach seinem Tod 1937 noch zahlreiche Menschen faszinieren. Zwei seiner bekanntesten Geschichten – um die unheimliche Küstenstadt Innsmouth und den mächtigsten der Alten Cthulu – wurden vom SWR im Jahr 1995 als Radiohörspiel vertont. Dank Pidax kann man sich diese Rarität nun auch wieder gemütlich zu Hause anhören, denn die beiden Umsetzungen sind auf einer MP3-CD bei dem engagierten Label erhältlich. Beide dauern jeweils unter einer dreiviertel Stunde, sodass natürlich stark gekürzt werden musste. Das ist nicht immer ganz gelungen, wenn man die Geschichten nicht im Original kennt – einige wichtige Zusammenhänge werden dadurch leider nicht ganz deutlich, sodass öfter Verwirrung aufkommen dürfte. Kennt man den Inhalt bereits, bekommt man aber eine recht stimmige Atmosphäre geboten, die die einzelnen Szenen stimmig ausmalt, nur muss man dann eben einiges Hintergrundwissen parat haben. Leider leidet die Spannung hier deutlich und hätte prägnanter herausgearbeitet werden können, die eigentliche Höhepunkt wird in beiden Produktionen recht verkappt und ohne wirklichen Höhepunkt umgesetzt. Natürlich ist es ambitioniert, die beiden umfangreichen Geschichten in so kurzer Zeit zu erzählen, aber tatsächlich wurde die Essenz der Originale herauskristallisiert – allerdings nicht immer ganz sauber.
Die Sprecher sind leider einigen Qualitätsschwankungen unterworfen, Licht und Schatten wechseln sich hier an. Gut gefallen hat mir beispielsweise Wolfgang Reinsch als Zadok Allen, der in Innsmouth einen sehr intensiven Bericht über die dortigen Verhältnisse abliefert und die Stimmung dabei bestens einfangen kann. Edwin Noel ist als Cooper zu hören, auch er klingt dynamisch und authentisch, er kann das aufkommende Grauen gut darstellen. Klaus Barner hat mir als Angell hingegen nicht sonderlich gefallen, er klingt oft zu emotionslos und eher wie ein unbeteidigter Erzähler. Weitere Sprecher sind Jochen Nix, Arnold Richter und Walter Sittler.
Leider ist die akustische Qualität nicht auf aktuellem Stand, was aber nicht an der Musik oder den Geräuschen liegt – diese sind durchaus stimmig und unterstützen die Geschichten in ihrer Wirkung. Vielmehr sind es die starken Schwankungen in der Lautstärke und in den teilweise viel zu leise gestellten Dialoge, die einem das Zuhöen erschweren und so auch den Genuss des Hörspiels trüben.
Die wie immer recht schlichte Aufmachung des Labels enthält hier alle wesentlichen Produktionsinformationen zu beiden Teilen, auf der Rückseite ist noch ein kleiner Text über deren Entstehung zu lesen. Das Titelbild ist sehr stimmungsvoll geraten und zeigt Motive aus beiden Geschichten, die in blau-grünliches Licht getaucht sind und dabei sehr unheimlich wirken.
Fazit: Diese Produktion ist wohl eher etwas für Liebhaber, und diese können sich dann auch an den atmosphärischen Umsetzungen der beiden Geschichten im Kurzformat erfreuen. Neulingen im Lovecraft-Universum sei hier eher abgeraten, die starke Kürzung und insbesondere die stark schwankende Lautstärke erschweren eher das Hören als einen wirklichen Erzählfluss entstehen zu lassen.
VÖ: 1. Juli 2016
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158198745
Schwarz gemalt wird stets der Teufel
Erster Eindruck: Der Tod kommt immer wieder...
Um die Trennung von seiner Freundin zu verarbeiten, flieht Steve Gardiner aus Glasgow in die schottischen Hochlande, wo er seine alte Flamme Judy wiederzusehen hofft. Zwar trifft er diese an, allerdings in attraktiver männlicher Begleitung, doch schon bald wird dieser tot aufgefunden. Da die Polizei Judy unter verdacht hat, nutzt Steve seine Kenntnisse als Privatdetektiv und ermittelt eigenständig in dem Fall...
Auch in 2016 hat Pidax mal wieder eine ganze Reihe von alten Hörspielproduktionen vor dem Verschwinden gerettet und als käufliche Version auf den Markt gebracht. Hierzu gehört auch „Schwarz gemalt wird stets der Teufel“ aus dem Jahr 1972, das vom SWR als sechsteilige Miniserie konzipiert wurde. Dabei ist es nicht der erste Roman um den Privatdetektiv, dennoch ist die Handlung komplett eigenständig, sodass man den Vorgänger nicht gehört haben muss, um alles zu verstehen. Über insgesamt 165 Minuten wird die Geschichte um Steve und Judy erzählt, was insgesamt etwas zu lang für die Handlung ist. So kommt es, dass der Start in der ersten Folge recht langwierig geraten ist, wirklich Schwung kommt erst deutlich später auf. Was dann geboten wird, ist Krimikost nach alter Manier, Steve verfolgt dabei immer neue Spuren. Die ganz großen Überraschungen bleiben dabei aus, auch gibt es keine Nebenarme, die für Abwechslung sorgen. Doch die Geschichte wird immer interessanter, sodass dennoch nur puntkuell ein eintöniger Eindruck entsteht. Auch das Ende bleibt leider etwas gleichförmig, hier hätte man sicherlich noch mehr aus der Geschichte holen können. Immerhin ist die Auflösung gut durchdacht und mit einem gelungenen Kniff versehen.
Hans Peter Hallwachs ist erneut in die Rolle des Steve Gardiner geschlüpft und füllt diese mit markanter, cooler Stimme aus, verleiht ihm mit dem manchmal leicht chauvinistischen, aber immer recht prägnanten Ausdruck eine ganz eigene Persönlichkeit. Christine Davis ist als Judy zu hören, die ebenfalls einen guten Eindruck hinterlässt und ihre Figur mit deutlicher Nuancierung glaubhaft wirken lässt. Hannelore Hoger beweist, dass sie auch vor über 40 Jahren schon eine sehr einprägsame Stimme hat, die sie geschickt und zielgerichtet einsetzt. Weitere Sprecher sind Hansjörg Felmy, Werner Schumacher und Ursula Langrock.
Bei der Bewertung des Klangs muss natürlich auch das Alter der Produktion beachten, diese bietet durchaus einige kleinere Unsauberheiten, auch muss der Lautstärkeregler deutlich nach oben gedreht werden. Die Geräuschkulisse ist eher zaghaft eingesetzt worden, sodass die Dialoge manchmal einen etwas drögen Nachklang hinterlassen.
Whiskeygläser samt Eiswürfeln, dazu eine vor sich hin qualmende Zigarre – auf dem Cover wird mit dem Gentleman-Image gespielt, was einen interessanten Kontrast zu dem im Hintergrund abgebildeten Friedhof bildet. Die schwarz-weiße Optik wird nur durch den blauen Balken des Labels und einige orangefarbene Schriftzüge durchbrochen, sodass ein stimmiges Titelbild entstanden ist.
Fazit: Ein wenig mehr Druck, mehr Dramatik hätte „Schwarz gemalt wird stets der Teufel“ gut getan. So ist die Geschichte eine solide und im späteren Verlauf kurzweilige Krimigeschichte, die jedoch nicht allzu sehr fesselt und zudem anfangs zu spät in Fahrt kommt. Insgesamt bleibt so ein eher durchwachsener Eindruck, wobei durchaus einige spannende Momente zu verzeichnen sind.
VÖ: Pidax
Label: 11.März 2016
Bestellnummer: 4260158197328
Phantastische Geschichten
Erster Eindruck: Klassische Radiohörspiele mit übersinnlichem Touch
Als ein erfahrener Autor auf einen jungen Mann trifft, der im Börsengeschäft tätigt ist, staunt er nicht schlecht. Denn die Geschichte, die dieser erzählt, ist so detailreich und lebendig, dass es ein Wunder ist, dass der Börsenmakler es nicht zu Papier bringen kann. Und so kauft der Autor die Rechte an dem Buch und lässt sich die Geschichte erzählen, doch schon bald schleichen sich Ungereimtheiten ein...
Mit „Phantastische Geschichten“ hat Pidax eine neunteilige Radiohörspielreihe auf den Markt gebracht, die vom Konzept her stark an einige heutzutage sehr populäre Serien erinnert, den es werden in sich abgeschlossene Geschichten erzählt, die von unterschiedlichen Autoren geschrieben wurden und immer einen Bezug zum Übersinnlichen haben. Dabei wird jedoch nicht auf starken Grusel oder Schockmomente gesetzt, sondern auf sich langsam entwickelnde Handlungen, die erst nach und nach offenbaren, was in ihnen steckt – und das ist meist tatsächlich phantastisch. Die Ideen, die hinter den einzelnen Folgen stecken, sind höchst unterschiedlich und ebenso kreativ, sie gehen ungewöhnliche Wege und bieten somit tatsächlich überraschende Momente. Allerdings ist die Erzählweise – typisch für die Zeit der 1950er Jahre – recht langsam und gemächlich, die eine oder andere Entwicklung hätte ich mir durchaus schneller gewünscht. Hinzu kommt, dass nicht jede der neun erzählten Geschichten gleichsam überzeugen konnte, „Die Nase“ fand ich beispielsweise zu unaufgeregt, als dass sie mich wirklich hätte packen können. Auch ist der Erzähleranteil immer sehr hoch, und auch wenn dieser Teil oft von den Protagonisten übernommen wird, entsteht so ein eher starrer Ausdruck. Die oben beschriebene erste Geschichte kommt dabei beispielsweise gerade einmal mit zwei Sprechern aus, wobei der Anteil an Dialogen recht gering ist. „Phantastische Geschichten“ ist ein interessantes Experiment, das jedoch nicht immer funktioniert hat und einige Zeit nur so vor sich hin dümpelt.
Marianne Prenzel ist als Ying Ning zu hören, ihre sehr weibliche Stimme setzt dabei gekonnt Akzente, sodass eine interessante und ausdrucksstarke Ausstrahlung des Mädchens entsteht. Kurt Ehrhardt ist gleich in zwei der Folgen zu hören, mit seiner intensiven Sprechweise wirkt er immer sehr präsent, seine Szenen bekommen durch ihn viel passende Atmosphäre verliehen. Auch Eva-Maria Bodenstedt ist in zwei Rollen zu hören, wobei sie als Calypso eine sehr interessante Rolle hat und diese sehr gut auszufüllen weiß. Weitere Sprecher sind Heinz Klevenow, Reinhard Brox und Hans Paetsch.
Heute wird in solcherlei Geschichten mit viel unheimlicher Musik und einer stimmungsvollen Soundkulisse für eine düstere Atmosphäre gesorgt – vor 60 Jahren war das noch nicht so. Musik ist hier gar nicht im Einsatz, die Anzahl der Geräusche ist fast ebenso niedrig. Das wirkt für heutige Verhältnisse etwas dräuge, erlaubt den Sprechern aber auch, weiter in den Vordergrund zu treten.
Die Ausstattung der CD ist wie bei Pidax traditionell sehr sparsam, statt eines Booklet liegt ein einfaches Blatt in der Hülle. Es wird von einer mysteriösen Szenerie in einem dunklen, nebelverhangenen Wald geziert, wobei hier die Schriftzüge mher im Vordergrund stehen. Im Inneren sind alle Sprecher mit ihren Rollen aufgelistet, die Folgen selbst auf einer MP3-CD untergebracht.
Fazit: Neun Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren, die jeweils einen Hang zum Phantastischen haben und mit ihren kreativen Ansätzen punkten können. Manch eine Geschichte ist dabei auch sehr unterhaltsam erzählt, die langsame Erzählweise und die fehlende akustische Untermalung lassen die Produktionen jedoch etwas zäh wirken.
VÖ: 8.April
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158198264
Dachse im Eulenlicht
Erster Eindruck: Krimi im alternativen Umfeld
Peter Tallion geht den Spuren seines verstorbenen Bruders nach, der bei einer Bombenexplosion ums Leben gekommen ist. Um die Hintergründe aufzuklären, begibt er sich in eine Gruppe von Aussteigern, die wie in eine Kommune in einem alten Landhaus wohnen. Das anfängliche Misstrauen ihm gegenüber schwindet bald, sodass er immer mehr Hinweise auf die Tat bekommt...
1975 war die Hochzeit des Hörspiel-Krimis, die für das Radio produziert worden. Lange waren viele davon verschollen, doch dank des Labels Pidax sind einige von ihnen wieder erhältlich. Auch „Dachse im Eulenlicht“, eine dreiteilige Mini-Serie aus dem Jahr 1975, ist nun auf einer MP3-CD erschienen. Das Ambiente der Folge ist sehr interessant, auch wenn es etwas dauert, bis das Hörspiel an diesen Punkt kommt – die Handlung kommt anfangs etwas schwergängig daher. Das Kennenlernen der verschiedenen Mitglieder der Kommune ist leider ebenso zu starr geraten, sodass mit die Dynamik in der Handlung fehlt. Auch wenn dies durchaus typisch für die Zeit der Produktion ist, auch im Vergleich zu anderen, ähnlich gelagerten Hörspielen hätte hier mehr Druck hinter der Handlung stehen können. Positiv habe ich die Atmosphäre in Erinnerung, das Leben in der Gruppe und die verschiedenen Spannungen werden besonders in der zweiten Hälfte gut zur Geltung gebracht. Zudem ist nie ganz ersichtlich, wem Peter trauen kann und welches Spiel hinter der Kulissen gespielt wird, sodass hier durchaus Spannung, Prickeln zu spüren ist. Die Auflösung ist dann gekonnt erzählt und unvorhersehbar, aber dennoch logisch, sodass trotz des holprigen Starts wegen der gelungenen Stimmung eine gute Miniserie entstanden ist.
Christian Brückner ist in der Hauptrolle des Peter Talion zu hören, diese Rolle füllt er mit viel Leben aus und kann mit seiner markanten Stimme die Handlung tragen. Karin Schröder übernimmt die Rolle der Esther, ihre Stimme nimmt einen eingängigen Klang an und kann eine interessante Figur schaffen, auch wenn sie manchmal etwas mehr Energie hätte umsetzen können. Der junge Jochen Busse ist hier ebenso als David mit dabei, auch wenn seine Stimme nicht ganz so markant ist wie heute, passt er sich gut an die Atmosphäre der Handlung an. Weitere Specher sind Antje Hagen, Ernst Jacobi und Manfred Zapka.
Der Ton ist in Mono, woran man sich erst einmal ein wenig gewöhnen muss. Auch sollte man den Lautstärkeregler nach obe drehen, da die Tonspur recht leise ist, was wiederum ein leises Grundrauschen generiert. Die Szenen werden von passender und stimmiger Musik begleitet, und auch die Geräusche sind recht gut eingefügt. Das Thema wurde gut aufgegriffen und durch die Soundkulisse unterstützt-
Alle die Folgen der Serie mit insgesamt über 110 Minuten sind auf einer MP3-CD untergebracht, wobei die Gestaltung wie immer bei Pidax recht schlicht ist, allerdings sind alle Sprecher mit ihren Rollen im Inneren aufgelistet. Auf dem Cover ist das alte Landhaus zu sehen, das wegen der grünlichen Farbgebung und den auffälligen Schriftzügen jedoch recht weit in den Hintergrund rückt.
Fazit: Der Start in die Handlung verläuft etwas holprig, sodass die gesamte erste Folge etwas starr wirkt. Dieser Eindruck löst sich allerdings im Laufe der Zeit, und dann ist es spannend, die Verwirrungen in der Kommune und die ständige Wachsamkeit Peters zu verfolgen. Am Ende wird dann eine sehr gelungene Auflösung präsentiert, die zum Nachdenken anregt.
VÖ: 11.März 2016
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158197366
Big Fish
Erster Eindruck: Hungrige Karpfen und eine Ziegenherde
Altmeyer und Rachel haben gemeinsam in ihrem Job Großes geleistet und sich ein ansehnliches Vermögen zusammengetragen, doch nun wollen sie dem Waffenhandel abschwören und ihren frühen Ruhestand mit dem Züchten von Ziegen genießen. Doch als sie Bucky kennenlernen, der tief in Drogengeschäfte verwickelt ist und wegen eines abtrünnigen Geschäftspartners um sein Leben fürchten muss, legen sie eine Pause von ihrem Ruhestand ein...
Pidax hat sich ganz den alten Radiohörspielen gewidmet und veröffentlicht dabei auch immer wieder kleine Perlen, denen bisher nicht die ganz große Aufmerksamkeit zuteil geworden ist. Dazu gehört eindeutig auch „Big Fish“, eine dreiteilige Produktion um das Gangsterpärchen Altmeyer und Rachel, das sich sehr launig und spannend präsentiert. Besonders gelungen ist dabei der Clou, dass eben mal nicht aus der Sicht eines unfehlbaren Detektivs oder eines strahlenden Superhelden erzählt wird, sondern von zwei ehemalogen Verbrechern handelt, die es faustdick hinter den Ohren haben und sowohl Konventionen als auch Gesetze nicht immer beachten. Ihr skrupelloses Vorgehen und die intriganten und vorausschauenden Ideen der beiden machen richtig Spaß, zumal auch die Handlung sehr gelungen ist. Die gibt es immer wieder kleine Wendungen, actiongeladene Szenen oder packende Gedankenansätze, sodass eine sehr kurzweilige Handlung entstanden ist. Das erinnert vom Stil her wegen der etwas langsamen Erzählweise, der coolen Attitüde und der spannenden Handlung oftmals an Paul Temple, bringt aber ganz andere Facetten mit ein und macht neben aller Dramatik vor allem richtig viel Spaß!
Reinhardt Firchow ist in einer der Hauptrollen des Altmeyer zu hören, den er mit einem ganz speziellen Charme und mit viel Dynamik umsetzt, er kann die Spannung über die gesamte Laufzeit halten und auch immer wieder für Überraschungen sorgen. Angelika Thomas ist als Rachel zu hören, ihre angenehme Stimme nimmt hier mal einen heiteren, mal einen harten Klang an und kann so in jeder Szene mit einer glaubhaften Sprechweise überzeugen. Horst Mendroch ist als Bucky zu hören, der ebenfalls eine ganz eigene Note mit einbringt. Weitere Sprecher sind Manfred Steffen, Volker Bogdan und Jörg Gillner.
Die Produktion stammt aus dem Jahr 1987 und klingt deshalb insgesamt etwas dumpf, was wohl auf das Alter der Masterbänder zurückzuführen ist. Das ist aber noch völlig in Ordnung, da die akustische Vielfakt bestechend ist und eine sehr gelungene Atmosphäre erzeugt. Die Musik ist vielfältig eingesetzt und unterstreicht insbesondere die humorvolle Seite der Miniserie, aber auch die Geräusche sind präzise eingebaut und lassen die Szenen lebendiger wirken.
Pidax hat seine Coverstruktur vor kurzem umgeändert, sodass nun auch hier oben ein blauer Balken mit dem Namen des Labels zu sehen ist, während das eigentliche Motiv die Wolke einer riesigen Explosion zeigt. Die Farbgebung in rot, gelb und orange sorgt dabei für genügend Aufmerksamkeit, sodass das Bild dieses mal tatsächlich im Mittelpunkt steht und nicht von den reichlich vorhandenen Schriftzügen überdeckt wird.
Fazit: „Big Fish“ hat viel Potenzial, allein schon wegen des gelungenen Kniffs, mal aus der Perspektive von zwei Gaunern zu erzählen, die auf ihre ganz spezielle Weise Gutes tun. Ergänzt durch eine humorige und spannende Geschichte wird daraus ein sehr gelungenes Hörspiel, das auch heute noch bestens funktioniert.
VÖ: 8.April 2016
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158198271
Paul Temple und der Fall in Genf (SR)
Erster Eindruck: Paul und Steve in tödlicher Gefahr...
Margaret Milbourne, eine gut betuchte Dame aus besseren Kreisen, bittet Paul Temple und seiner Frau Steve um Hilfe. Ihr Mann Charles, ein erfolgreicher Verleger, soll vor einigen Tagen nach einem Autounfall in Genf ums Leben gekommen sein, doch Margaret ist davon überzeugt, dass er noch am Leben ist. Erst will das Detektivgespann den Fall nicht annehmen, doch als ein Mordanschlag auf beide daneben geht, reisen sie kurzerhand in die Schweiz...
Francis Durbridge war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Krimiautoren, der besonders mit seiner Figur Paul Temple große Erfolge feierte – so sehr, dass es bald Hörspielumsetzungen von verschiedenen Radiosendern gab. „Paul Temple und der Fall in Genf“ gehört nicht zu den populären Hörspiel mit Rene Deltgen in der Hauptrolle, sondern wurde als Einzelhörspiel im Jahr 1966 vom SR produziert. In den vier Teilen zu je etwa 45 Minuten hat die Geschichte natürlich jede Menge Zeit sich zu entwickeln, und so wird jede Szene gut ausgekostet und bis ins letzte Detail ausgereizt. Dabei wechseln sich handlungsbetonte Momente und lange Dialoge jeweils an, in denen meist Paul Temple unter mithilfe seiner leicht naiven Frau Steve das Geschehen analysieren. Dabei schleicht sich schon einmal die eine oder andere Länge ein, insgesamt entsteht aber ein recht unterhaltsamer Eindruck, der durch viel Situationskomik unterstrichen wird – nicht immer ist dieser gewollt, sondern auch dem Stil der damaligen Zeit geschuldet, amüsant ist es aber dennoch. Und am Ende stehen gleich mehrere Verdächtige fest, sodass der Zuhörer ordentlich miträtseln kann. In einem gelungenen Showdown klärt Temple dann alles auf, dass ihm dabei der Zufall des öfteren in die Hand spielt ist ein Stilmittel des Autors, das vielleicht nicht jedem zusagen mag. Ich jedenfalls mochte den Charme des Hörspiels, die wunderbar exzentrischen Figuren, wenn die Geschichte an der einen oder anderen Stelle auch eine Straffung vertragen hätte.
Leider sind hier keine detaillierten Sprecherangaben zu finden, die den Akteuren ihre jeweiligen Rollen zuordnen würden. Die Besetzung des Paul Temple hat mir recht gut gefallen, er setzt den smarten Autoren gekonnt und mit viel Energie um – den direkten Vergleich zum unvergessenen Rene Deltgen kann er allerdings nicht gewinnen. Steve klingt durch ihre Sprecherin hier ein wenig überdreht in ihrer Rolle, ergänzt aber den eher coolen Paul mit ihrer Art. Die Sprecherin der Margaret Milbounre kann in den anfänglichen Sequenzen durchaus mit ihrer natürlich wirkenden Sprechweise überzeugen. Unter den aufgelisteten Namen der Sprecher finden sich Hans Josef Eich, Siegrfired Dornbusch und Peter Böhlke.
Wie bereits erwähnt stammt die Produktion aus dem Jahr 1966, und dementsprechend ist die Musik hier nicht so bombastisch angelegt wie in einigen aktuellen Aufnahmen. Dafür wurden einige passende und stimmungsvolle Orchestermelodien eingebaut, die insbesondere die Szenenübergänge weicher und dramatischer wirken lassen, während die Dialoge durch einige Geräusche untermalt sind. Insgesamt wirkt die Produktion etwas nüchtern, was für diese Zeit aber nicht ungewöhnlich ist.
Das Label Pidax, das auf kleine Auflagen spezialisiert ist, verwendet nicht allzu viel Mühe auf eine aufwändige Gestaltung. Statt eines Booklet liegt nur ein einfacher Einleger in der Hülle, in der wie erwähnt nicht einmal die Sprecher den einzelnen Rollen zugeordnet sind. Auf dem Cover ist neben dem sehr schlichten Schriftzug nur eine schlichte Hintergrundgrafik zu sehen.
Fazit: Als Alternative zu den bekannten Paul Temple-Hörspielen ist diese Produktion des SR eine durchaus gelungene Alternative, auch wenn die Sprecher nicht ganz diesen Charme entwickeln können. Die vielseitige Handlung, die ganz unterschiedliche Szenerien präsentiert, kann gut unterhalten, ist aber streckenweise etwas zu lang geraten.
VÖ: 13.März 2015
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158195201
Fünf Männer mit Maske
Erster Eindruck: Beeindruckendes Krimi-Puzzle
19 Jahre ist es her, dass fünf Männer den Tod einer Schauspielerin aufklären wollten und den Hauptverdächtigen bei ihrem ganz eigenen Verhör versehentlich umbrachten. Allesamt sind unbestraft davongekommen, da auch dieser Fall von der Polizei nie gelöst werden konnte. Vier der Täter sind mittlerweile sehr erfolgreich, nur einer leidet unter seiner Alkoholsucht – und gibt die Schuld daran einem seiner Mittäter...
Dem Radiohörspiel aus den 70er Jahren werden nicht immer positive Eigenschaften nachgesagt, oft muss man sich durch einige Enttäuschungen hören, um eine Perle zu entdecken. Eine dieser Perlen – und zwar eine ganz besonders glänzend schimmernde – ist allerdings „Fünf Männer mit Maske“, einer Produktion des WDR aus dem Jahr 1975, welches ein sehr gelungener und gut durchdachter Krimi ist, der sich sowohl durch Kurzweil als auch durch Komplexität auszeichnet. Vom oben beschriebenen Ausgangspunkt aus entwickelt sich eine vielschichtige Geschichte, die das sich immer weiter steigernde Misstrauen zwischen der einst verschworenen Gemeinschaft intensiv darstellt. Die fünf Charaktere werden dafür sehr gekonnt in Szene gesetzt, jeder mit seinen Eigenheiten und Befindlichkeiten, jeder hat hier Dreck am Stecken und möchte sein Gesicht in der Öffentlichkeit wahren, sodass auch der Hörer bald an jeder Ecke eine Intrige wittern und selbst kaum ahnt, wohin das Ganze führen wird. Zahlreiche Wendungen, die sich aber stimmig in das Gesamtbild einbetten, sorgen dabei für eine grandiose Dynamik, auch die ungewöhnliche Erzählstruktur der vier Teile ist beeindruckend und ist sehr hochwertig erdacht. Mich hat „Fünf Männer mit Maske“ vollkommen überzeugt, für Krimifans kann ich hier eine eindeutige Empfehlung aussprechen.
Auch die Sprecher sind hier hervorragend besetzt, besonders die fünf Hauptrollen werden sehr authentisch und eindrucksvoll in Szene gesetzt. Holger Kepich ist als Erwin Kepisch eine sehr gute Wahl, kann er doch die bittere Enttäuschung über sein verpfuschtes Leben immer hintergründig in seiner Stimme mitklingen lassen. Helmut Wild steht ihm als Walter Rumald in nichts nach, auch er klingt sehr markant und kann seiner Rolle viel Energie verleihen. Christian Rode ist hier in seiner Anfangszeit als Hörspielsprecher zu hören und zeigt, dass er seine Stimme auch damals schon sehr intensiv klingen lassen kann. Weitere Sprecher sind Claus Nägelen, Henning Schlüter und Peter Dirschauer.
Während Dialogbuch und Sprecher locker auch mit heutigen Produktionen mithalten können, sind bei der akustischen Gestaltung einige Abstriche gemacht werden – allerdings nur, was deren Häufigkeit, nicht deren Wirkung betrifft. Sehr punktuell sind hier kleine Musikstücke eingebaut, die in ihrer Andersartigkeit und Experimentierfreude beeindruckend sind und die Stimmung des Hörspiels gekonnt einfangen.
Während wie immer bei diesem Label auf ein Booklet verzichtet wurde und lediglich ein einfacher Einleger der MP3-CD beigelegt sind, ist das Cover durchaus gelungen und kann mit einer mysteriösen Ausstrahlung punkten. Das zweigeteilte Titelbild – oben fünf Gestalten mit langen Kapuzen, die von hinten beleuchtet werden, unten ein Stuhl, auf dem noch Seile zum Fesseln liegen – punktet durch die kühle Optik und die ansehnliche Gestaltung.
Fazit: Ein hochkarätiges Hörspiel, das neben den hervorragenden Sprechern besonders mit der eindringlichen und kurzweiligen Handlung überzeugt. Immer wieder wird der Hörer auf falsche Fährten gelockt, werden neue Hinweise gegeben, ist er bald selbst Teil dieses Spiels aus Geheimnissen und Misstrauen. Die besondere Erzählweise ist experimentell und sehr gelungen.
VÖ: 27.März 2015
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158195621
Die schwarze Wolke
Erster Eindruck: Science Ficiton aus den 60er Jahren
Eine riesige Gaswolke schiebt sich zwischen die Sonne und unsere Erde und bewegt sich seitdem nicht mehr von der Stelle, sodass die Wärme der Sonne nicht mehr zu unserem Planeten vordringt: Eine neue Eiszeit droht! Bisher haben die Wissenschaftler nicht geschafft, die Wolke fortzubewegen, doch schließlich kann mit einem Funkspruch Kontakt zur Wolke aufgenommen werden...
In aktuellen Produktionen in das Genre Science Ficiton ziemlich wenig vertreten, früher war es wesentlich populärer. Glücklicherweise werden von Pidax immer wieder alte Radioproduktionen veröffentlicht, die sonst wohl lediglich in den Archiven gelegen hätten, und liefert dem Freund des Genres so neuen Stoff. „Die schwarze Wolke“ wurde beispielsweise vom WDR im Jahr 1966 produziert, das zweiteilige Hörspiel basiert auf der Vorlage des britischen Forschers und Autors Fred Hoyle. Dadurch bekommt die Handlung einen sehr wissenschaftlichen Touch, das beschriebene Phänomen der schwarzen Wolke wird lange von einer physikalischen Seite betrachtet, später kommen aber noch politische und mediale Komponenten hinzu. Das ist sehr rund zusammengestellt und vermittelt einen sehr glaubwürdige Ablauf auf der Erde, wie er wirklich denkbar wäre. Besonders gelungen ist dabei, wie später mit der Wolke kommuniziert wird, wie fremdartig diese Wesenheit ist, welche Vorstellung sie selbst von intelligentem Leben hat. Leider wirkt die Handlung an einigen Stellen etwas zu sehr in die Länge gezogen, die Dialoge hätten dann etwas gestrafft werden können. Die Produktion wirkt insgesamt doch etwas in die Jahre gekommen und ist wohl nur für Nostalgiker geeignet.
Horst Frank ist hier als Chronist zu hören, seine Passagen kann er dank seiner markanten Stimme recht kurzweilig gestalten. Franz-Josef Steffens ist als Joe Stoddart zu hören, sein typischer und sehr einprägsamer Klang war auch hier schon ausgeprägt, sodass seine Rolle eine ganz eigene und gelungene Note erhält. Ursula Langrock spricht die Rolle der Ivette Hedelfort, auch sie kann eine intensive Stimmung erzeugen, könnte aber streckenweise noch dynamischer klingen. Weitere Sprecher sind Michael Degen, Hansjörg Felmy und Kurt Lieck.
Die akustische Gestaltung des Hörspiels lässt sich natürlich nicht mit heutigen aufwändigen Produktionen vergleichen, klingt aber insgesamt etwas dumpf und streckenweise blechern. Durch den Einsatz von kleinen Musikstücken wird der Handlung etwas Stimmung verliehen, insgesamt ist die Umsetzung der Dialoge aber recht nüchtern.
Natürlich ist die schwarze Wolke auch auf dem Titelbild zu sehen, bedrohlich schiebt sich sich zwischen die im Hintergrund rot strahlende Sonne und unsere Erde, auf der durch einige leuchtende Linien die Konturen Europas zu erkennen sind. Insgesamt ist dies sehr stimmig umgesetzt. Wieder liegt hier nur ein kleiner Einleger bei, sodass auf weitere Informationen verzichtet wurde.
Fazit: Die fast 90-minütige Produktion in zwei Teilen ist trotz interessantem Setting und glaubwürdig dargestelltem Verlauf etwas sperrig. Das liegt unter anderem an den Dialogen, die oft nicht sehr eingängig und zu lang geraten sind. Für Fans des Genres wird aber eine gelungene Varianz des Science Fiction-Themas geboten.
VÖ: 20.März 2015
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158195638
Ausbruch eines Killers
Erster Eindruck: Auf der Flucht...
Der ehrgeizige Kaj steht kurz vor den Früchten seiner harten Arbeit und bekommt ein lukratives Jobangebot als Personenschützer. Doch kurz zuvor meldet sich sein jüngerer Bruder Jo, der vor einigen Jahren in jugendlichem Leichtsinn eine Bank überfallen hat und nun mit dem psychopathischen Mörder Pröll aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Jo will nun schnell außer Land, da der Ausbruch einen ziemlichen Medienrummel verursacht hat...
Pidax setzt im Bereich Hörspiele weiterhin auf alte Radioprouktionen, die es ohne das Label wahrscheinlich nie auf CD geschafft hätten. Auch „Ausbruch eines Killers“ aus dem Jahr 1985 ist ins Programm aufgenommen worden, hierbei handelt es sich um ein etwa einstündiges Einzelhörspiel. Da dennoch eine eher komplexe Geschichte erzählt wird, kommt keinerlei Leerlauf auf, die Dichte der Erzählung ist recht hoch. Und es ist erstaunlich, was sich aus dem einfachen Setting entwickelt, welche Winkelzüge der Autor hier vorgenommen hat und wie gelungen die Handlung aufgelöst wurde. Lediglich die Charaktere bleiben hier etwas blass und sind stereotyp gehalten, sodass sie eher oberflächlich skizziert wirken. Um den Überraschungseffekt zu stärken, hätten es gerade hier noch Möglichkeiten gegeben. So entsteht ein rundes und spannend erzähltes Hörspiel, das gut unterhalten kann, aber eben nicht sonderlich aus der Masse heraus sticht.
Reinhard Firchow ist in der Rolle des Kaj Wulff zu hören und kann den disziplinierten und gradlinigen Wesenszug seines Charakters stimmlich passend und authentisch herüberbringen. Matthias Ponnier spricht seinen Bruder Jo und bringt frischen Wind in die Handlung, er hätte jedoch noch etwas kraftvoller und spontaner wirken können. Christel Koerner ist als Kajs Frau Helga zu hören und bringt mit ihrer angenehmen Art einen positiven Aspekt mit ein. Weitere Sprecher sind Heta Mantscheff, Wolfgang Höper und Rotraud Rieger.
Musikalisch sind die meisten Radiohörspiele aus der 80er Jahren nicht sonderlich attraktiv gestaltet, und auch hier wurde der Fokus sehr auf die Dialoge gesetzt. Zwar sind immer wieder kleine Musikstücke eingebaut, diese wirken aber nicht immer absolut passend und entfalten keine sonderlich ansprechende Stimmung. Die Geräusche wirken streckenweise etwas künstlich.
Düstere Farben, schlichte, aber aussagekräftige Silhouetten, zwei Menschen mit großen Gewehren, die triste Außenansicht eines Gefängnisses – das Cover ist stimmig in Szene gesetzt worden, insbesondere die kühle Farbgebung passt gut zum Hörspiel. Fraglich ist nur, warum unbedingt der knallrote Aufdruck mit dem eher nichtssagenden Kommentar „Hochspannung garantiert“ sein musste, der aus dem stimmigen Ganzen zu deutlich heraussticht.
Fazit: Ein kurzweiliges und knackig erzähltes Krimihörspiel, dass mit seinem temporeichen Verlauf und dem interessanten Setting überzeugen kann. Tontechnisch kann die Produktion nicht mit heutigen Hörspielen mithalten, und auch die Charaktere sind zu oberflächlich gestaltet, dennoch kann sich schnell eine dichte Stimmung entwickeln, die das Hörspiel trägt.
VÖ: 10.April 2015
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158196017
Das technische Striptease eines Futuristen von gestern
Erster Eindruck: Fünf Geschichten aus der Feder von Jules Verne
Eine unerwartete Erbschaft bringt einem deutschen und einem französischen Wissenschaftler die Mittel, eine Stadt nach Ihren Vorstellungen zu errichten, doch das Ergebnis ist bei beiden sehr unterschiedlich... (Die 500 Millionen der Begum)
Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg entwickelt eine Gruppe von Waffenexperten eine Kanone, die drei Menschen bis zum Mond bringen soll... (Von der Erde bis zum Mond)
Im Jahr 2889 arbeitet Francis Bannet als Journalist beim renommierten „Earth Herald“, der seit Generationen im Familienbesitz ist. Das Leben hat sich bis dahin deutlich verändert... (Ein Tag aus dem Leben eines amerikanischen Journalisten im Jahr 2889)
Kurz nach der Einführung der Gasbeleuchtung bricht unter den Bewohner einer kleinen Stadt großer Streit aus... (Doctor Ox)
Der wohlhabende Gentleman Phlieas Fogg wettet mit seinen Freunden, in nur 80 Tagen die ganze Welt umrunden zu können, muss aber einige Querelen überwinden... (In 80 Tagen um die Welt)
Unter dem etwas sperrigen Titel „Das technische Striptease eines Futuristen von gestern“ hat der WDR im Jahr 1968 eine Reihe an Hörspielen produziert, die auf den Geschichten von Jules Verne beasieren. Die fünf Episoden (davon eine mit doppelter Spielzeit) zeigen ein breites Spektrum des Autors, der ganz andere Ansätze gewählt hat, in ganz andere Zeiten eintaucht und der auch die Handlungen immer wieder anders aufbaut. Besonders schön ist dabei, dass auch eher unbekannte Werke von Verne vertont wurden, die man nicht schon etliche Male gehört hat, sodass noch mehr Seiten des Autors aufgedeckt werden – mit „In 80 Tagen um die Welt“ ist aber auch ein Klassiker dabei, den wohl jeder zumindest im Ansatz kennt. Doch ansonsten tummeln sich zahlreiche interessante und ungewöhnliche Ideen, die fast schon utopische Ansätze haben. Zugegeben, nicht jeder dieser Ansätze wurde stimmig weitergedacht, so wirkt „Die 500 Millionen der Begum“ ziemlich kühl und technisch, bringt zudem noch einen eher unpassend wirkenden sozialkritischen Ansatz mit ein. Sehr interessant ist „Ein Tag aus dem Leben eines amerikanischen Journalisten im Jahr 2889“, hier ist Vernes Zeitsprung in die Zukunft am größten, hier stellt er eine ganz andere Welt dar und legt hier auch den Fokus, während der Storyverlauf eher eine untergeordnete Rolle spielt. „Doctor Ox“ konnte mich vollkommen überzeugen und punktet mit einer sehr dynamisch wirkenden Erzählung, die zeigt, wie schnell Kriege entstehen können – was erschreckend aktuell ist und sich auf zahlreiche historische Gegebenheiten übertragen lässt. Auch „Von der Erde bis zum Mond“ ist sehr gelungen, Vernes Vorstellung von der ersten Reise zum Mond ist heutzutage ein unterhaltsamer Gedanke.
Bei insgesamt fünf verschiedenen Geschichten, die sich bei der Zahl der auftretenden Charaktere auch nicht gerade bescheiden geben, wurde natürlich eine Vielzahl verschiedener Sprecher eingesetzt. Dazu zählt unter anderem auch Kurt Lieck, der mit seiner markanten Stimme seine Passagen sehr eingängig gestaltet und dabei für viele gelungene Momente sorgt. Auch der wunderbare Hans Paetsch ist hier zu hören. Zwar hatte seine Stimme noch nicht den typischen Märchenonkel-Klang, war aber auch dort schon sehr intensiv und variabel. Ursula Langrock kann mit ihrer ebenso kraftvollen wie weichen Stimme überzeugen und spricht ihre Rolle sehr rund. Weitere Sprecher sind Elfriede Rückert, Heinz Schacht und Alois Garg.
Über 40 Jahre ist diese Produktion nun alt, sodass man natürlich nicht mit heutigen Maßstäben messen kann. Dennoch wirken die Aufnahmen trotz digitaler Aufnahmen recht dumpf, die Klangqualität ist hier einfach nicht überzeugend – was Liebhaber des Genres wohl aber reichlich egal sein dürfte. Auch die eingesetzte Musik und die Geräusche wirken nicht sonderlich zeitgemäß, sind aber recht stimmig eingebaut.
Die insgesamt 327 Minuten befinden sich auf einer MP3-CD, die in einem einfachen Jewelcase untergebracht ist. Das Titelbild ist dabei sehr gelungen gestaltet: Vor dem braunen Hintergrund zeichnen sich einige Skizzen in goldener Farbe ab, im Mittelpunkt steht jedoch das Gesicht eines alten Mannes mit Bart, der mit seiner Brille im Steampunk-Stil ansprechend dargestellt wurde.
Fazit: Fünf sehr unterschiedliche Geschichte des bekannten Autoren, die mit ganz verschiedenen Ansätzen überzeugen können. Dabei entspricht natürlich nicht jede Folge dem eigenen Geschmack, die angebotene Vielfalt ist aber beeindrucken und zeigt wunderbar die ungewöhnliche Bandbreite des Autors.
VÖ: 6.März 2015
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158195874
Der blaurote Mathusalem
Erster Eindruck: Abenteuergeschichte aus der Zeit vor Winnetou
Der blaue Methusalem, wie der Langzeitstudent Fritz Degenfeld genannt wird, bricht zusammen mit Richard Stein nach China auf, um dessen verschollenen Onkel zu suchen. Doch er gibt auch noch einem befreundeten Teehändler Te-Kin-Le das Versprechen, seine Familie ausfindig zu machen. Auf ihrer Reise schließen sich den beiden neue Gefährten an, und eine Gefahren müssen überstanden werden...
Karl May wird den meisten Menschen wohl wegen seiner Western- und Indianergeschichten bekannt sein, doch vor seinem großen Durchbruch hat der Autor auch andere Werke verfasst. Eines davon, „Der blaurote Methusalem“ wurde vom SWR im Jahr 1965 als Radiohörspiel umgesetzt, Pidax hat diese Produktion nun aus den Archiven geholt und alle vier Teile auf MP3-CD veröffentlicht. Es ist eine lupenreine Abenteuergeschichte, die eine Gruppe illustrer Reisender begleitet und diese in so manche gefährliche oder auch witzige Situation kommen lässt. Für den Humor sorgt dabei insbesondere der völlig von sich überzeugte Kapitän Heimdall Turnerstick, der an alle Worte eine scheinbar chinesische Nachsilbe anhängt und glaubt, so die fremde Sprache zu beherrschen. Doch auch die anderen Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet, wenn sie auch so manches Klischee erfüllen und so ihren festen Platz in der Gruppe haben, aus dem sie auch nicht ausbrechen. Gleich mehrere Abenteuer wollen von der Gruppe bestanden werden, diese sind gut zusammengestellt, die Übergänge wirken fließend, die einzelnen Situationen sind unterhaltsam geschildert. So vergehen die fast zwei Stunden Laufzeit sehr schnell,die kurzweilige Situation, der bestechende Charme und die gelungene Atmosphäre machen aus „Der blaurote Methusalem“ ein lohnenswertes Hörspiel.
Leider versäumt es Pidax wieder, im Booklet den Sprechern ihren Rollen zuzuordnen. Unter den aufgelisteten Namen befinden sich unter anderem Helmut Woestermann, Alexander Golling und Frank Scholze. Der Sprecher des Fritz Degenfeld legt eine dynamische und verwegene Sprechweise an den Tag und schafft so einen ebenso mutigen wie abenteuerlustigen Charakter. Witzig wird es mit Kapitän Heimdall Turnerstick, mit glaubhafter Überzeugung und gut dargestellter Entrüstung kommt es mit ihm immer wieder zu sehr witzigen Szenen. Auch Mijnherr Willem van Aardappelenbosch wird mit glaubwürdigem holländischem Akzent und einem guten Sinn für das richtige Timing sehr lebendig dargestellt.
Die Produktion aus dem Jahr 1965 kann in Sachen Klang natürlich nicht mit heutigen Produktionen verglichen werden, insgesamt klingt er etwas blechern. Dennoch sind alle Dialoge gut verständlich, und auch die eingebauten Geräusche kommen gut zur Geltung. Diese sind nicht übermäßig eingesetzt, auch Musik kommt nur selten zum Einsatz. Die Mischung ist gelungen und setzt den Fokus auf die Dialoge.
Die verwaschen wirkende Aquarellzeichnung deutet die engen Gassen in einer chinesischen Stadt an und ist phantasievoll gestaltet, wirklich viele Details sind dabei aber nicht zu erkennen. Wie oben bereits erwähnt hat Pidax leider keine ausführlichen Produktionsinfos beigelegt, eine Zuordnung der Sprecher zu den einzelnen Rollen sollte man eigentlich erwarten können. Der informative und recht ausführliche Text auf der Rückseite ist da schon wesentlich besser gelungen.
Fazit: Ein sehr gelungenes Hörspiel, was auf der ebenso abenteuerlichen wie humorigen Geschichte basiert. Die Reise ins ferne China gelingt sehr kurzweilig und ist mit unterhaltsamen und leicht skurrilen Charakteren versehen. Gleich zwei große Missionen und mehrere kleinere Episoden sorgen für Abwechslung und Dynamik.
VÖ: 15.August 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158194983
Paul Temple und der Fall Conrad (Pidax)
Erster Eindruck: Ermittlungen in Bayern
Betty Conrad, die Tochter eines bekannten Londoner Psychiaters verschwindet aus einem bayrischen Eliteinternats und ist nicht aufzufinden. Paul Temple und seine Frau Steve reisen an den Ort des Geschehens, kommen mit ihren Ermittlungen aber erst wirklich weiter, als die junge Frau unerwartet und London auftaucht. Doch das bedeutet eine unmittelbare Gefahr für die anderen Mädchen des Internats...
Neben den bekannten Paul Temple-Hörspielen des WDR hat auch der Bayrische Rundfunk Fälle des kriminologischen Autoren umgesetzt. Das Label Pidax hat nun „Paul Temple und er Fall Conrad“ veröffentlicht. Die Geschichte von Francis Durbridge ist – typisch für die Figur – recht verstrickt und beinhaltet eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere. Paul Temple und seine natürlich charmante Frau Steve haben alle Hände voll zu tun, ihre Beweggründe aufzudecken und das komplexe Geflecht aufzudecken – so viel, dass gleich mehrere Stunden Handlung dabei herausgekommen sind. Die Ermittlungen finden im Umfeld eines bayrischen Internats statt, einen Hauch Lokalkolorit ist dabei durchaus vorhanden und spiegelt sich in den charakterstark dargestellten Nebenrollen wieder. Die sich langsam entwickelnde Handlung ist trotz all der verschiedenen Charaktere gut verständlich und bietet zahlreiche spannende Höhepunkte und gefährliche Situationen. Dabei ist Umsetzung hier etwas dröge geraten, Musik wird nicht eingesetzt und auch Geräusche kommen nur sporadisch vor. Die langen Dialoge sind so recht zäh umgesetzt, was wiederum noch mehr Schwung aus der Handlung nimmt.
Karl John ist in dieser Version als Paul Temple zu hören, hätte für meinen Geschmack aber etwas kraftvoller sprechen können, er lässt den leicht exzentrischen Charakter streckenweise etwas zu blass wirken. Rosemarie Fendels ausdrucksstarke Stimme ist hier als Steve zu hören, die mit viel Ausdruck und ihrem markanten Klang sehr passend wirkt. Ernst Ginsberg spricht Dr. Conrad und kann mit der glaubhaften Art einen passenden Charakter schaffen. Weitere Sprecher sind Adolf Ziegler, Fritz Straßner und Hans Cossy.
Typisch für das Label ist die sehr schlichte Aufmachung der Verpackung. Die MP3-CD ist in einer einfachen Plastikhülle untergebracht, auf ein Booklet wird ebenso wie auf ausführliche Sprecherangaben verzichtet. Dafür ist auf der Rückseite eine Auflistung der acht Folgen mit deren Länge zu sehen. Das Titelbild zeigt rechts das Foto einer Mädchenklasse, eingefärbt in rot, auf der linken Seite einen dunklen Himmel. Insgesamt ist die Schrift in der Mitte im Fokus, das Cover wirkt nicht sehr aufsehenerregend.
Fazit: Der Fall an sich ist gut erzählt und mit vielen interessanten Charakteren angereichert, die spröde Umsetzung des bayrischen Rundfunk und der etwas blass bleibende Hauptcharakter trüben den Eindruck aber etwas. Als Alternative und für Durbridge-Fans fast schon ein Muss, ansonsten bleibt diese Produktion aber eher Mittelmaß.
VÖ: 19.September 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158195195
Ich gehe zum Hannes
Erster Eindruck: Historische Abenteuer-Serie
Ende des 13. Jahrhunderts, der Hundsrück wird von den Franzosen kontrolliert, doch der wilde Schinderhannes verbreitet als Räuber Angst und Schrecken. Der 13-jährige Philipp, lebt bei seiner Tante und ist mit seiner Ausbildung als Schreiber bei einem Gerber sehr unzufrieden. Als er verdächtigt wird, wertvolle Felle gestohlen zu haben, flieht er sich zum Messer-Jakob - dabei hat doch gerade dieser die Felle an sich gebracht. Doch er ist der einzige, der Philipp zum Schinderhannes bringen kann...
„Ich gehe zum Hannes“ ist eine 13-teilige Hörspielserie aus dem Jahr 1983 und wurde für den SWR produziert. Die jeweils etwa 20-minütigen Folgen wurden nun von Pidax aus den Archiven geholt und zusammen auf MP3-CD veröffentlicht. In der ersten Folge wird die Grundsituation erklärt, was auf unterhaltsame Weise geschehen ist. Neben den wenigen Parts des Erzählers richten sich auch immer wieder die Protagonisten direkt an das Publikum, um ihre Sicht der Dinge zu erläutern – ein gelungenes Element, das die Geschichte unmittelbarer und lebendiger wirken lässt. Schön eingebracht ist schon hier das Motiv des Schinderhannes, der eine recht geheimnisvolle Atmosphäre verbreitet, was sich durch das gesamte Hörspiel zieht. Die Handlung ist kurzweilig erzählt, durch die Kürze der einzelnen Episoden wirkt sie zudem dynamisch. Dabei ist die Handlung abenteuerlich und spannend gestaltet, wobei der geschichtliche Hintergrund immer mit einbezogen wird. Eine gelungene Produktion, die flott erzählt wird und durchaus Spaß macht.
In dem Hörspiel wurden nur wenige Melodien eingebaut, sodass die Sprecher die meiste Zeit für sich allein stehen und mit ihrem Klang für die notwendige Atmosphäre sorgen. Begleitet werden sie allerdings von einigen Geräuschen, die nicht immer glaubhaft klingen, sondern manchmal technisch und gekünstelt. Aufgrund der starken Geschichte tut dies dem Spaß aber keinen Abbruch.
Wie immer bei diesem Label ist die Gestaltung sehr schlicht gehalten: Ein einfacher Einleger ohne weitere Informationen liegt bei, der nicht einmal die Sprecher ihren Rollen zuordnet. Das Titelbild ist dafür recht ansprechend anzusehen, zu sehen ist eine hügelige Landschaft in erdigen Beigetönen, im Vordergrund zwei Männer auf einer Bergkuppe, während im Himmel das Konterfei des bekannten Schinderhannes zu sehen ist.
Fazit: Eine abenteuerliche Serie, die gut in den geschichtlichen Hintergrund eingepasst wurde. Der Mythos des Schinderhannes begleitet die Handlung und sorgt für eine geheimnisumwitterte Stimmung, während die Geschichte sehr kurzweilig erzählt wurde. Besonders gelungen dabei der sehr reduzierte Einsatz des Erzählers, da viel von den Figuren selbst übernommen wurde.
VÖ: 7.November 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158195027
Die schwarze Kerze
Erster Eindruck: Unheimlicher Krimi aus den 70ern
Der Agent Steve Gardiner soll den zurückgezogen lebenden Schauspieler Jimmy Morton für ein neues Bühnenprojekt gewinnen und begibt sich deswegen in die kleine Küstenstadt in Schottand, wo Jimmy mit seinem Vater lebt. Doch Steve wird kurz nach seiner Ankunft von den wütenden Dorfbewohnerngejagt, da er für einen Mörder gehalten wird. Mit knapper Not entkommt er, doch sein Spürsinn ist geweckt...
„De schwarze Kerze“ ist ein weiteres Kriminalhörspiel, das Anfang der 70er Jahre vom WDR produziert wurde und nun bei Pidax auf MP3-CD erhältlich ist. Das auf Kleinauflagen spezialisierte Label bringt regelmäßig Film- und Hörspielproduktionen auf den Markt, die ansonsten kaum eine Chance bei einem großen Label bekommen hätten. Oft beginnen derartige Produktionen eher langsam und steigern sich allmählich, doch hier ist es genau anders herum: „Die schwarze Kerze“ beginnt mit einer sehr intensiven und spannenden Szene, sodass der Hörer gleich für sich eingenommen wird. Schön auch, dass sich durch die gesamte Handlung eine sehr düstere und rätselhafte Stimmung zieht, die einen Hauch Mystery in den Krimi mit einbringen und für eine gelungene Atmosphäre sorgt. Zwar gibt es auch hier einige Längen, und nach den ersten aufsehenerregenden Momenten kehrt auch hier der eher behäbige Aufbau ein, doch „Die schwarze Kerze“ ist wegen der eingebauten Mystik ein sehr starker Vertreter seines Genres. Ganze drei Stunden Laufzeit bringt die Geschichte insgesamt mit sich, aufgeteilt in mehrere kleine Folgen, die man sowohl in einem Rutsch als auch gut in Etappen hören kann. Mir gefällt, wie sich die Handlung immer mehr verdichtet, immer weitere Hinweise aufkommen, der Fall immer mysteriöser und komplexer wird und schließlich geschickt aufgelöst wird.
Steve Gardiner wird vom wunderbaren Hansjörg Felmy gesprochen, der mit viel Elan und Engagement bei der Sache ist, mit seiner harten Stimme und der präzisen Betonung immer wieder für Aufsehen sorgt. Hans Michael Neutze ist als Jimmy Morton zu hören, auch er besitzt eine große Ausstrahlungskraft und kann seine Rolle mit einer gelungenen Aura versehen. Sein Vater Wilfried wird von Hans Caninenberg gesprochen, der seine Stimme sehr variabel einsetzen kann und so die jeweiligen Stimmungen beeinflusst. Weitere Sprecher sind Nicole Heesters, Helga Zeckra und Werner Rundshagen.
In Sachen Sound muss man sich von Erwartungen an heutige Produktionen freimachen und sich an den deutlich reduzierten Klang gewöhnen. Doch dann kann man hier einige gelungene stilistische Elemente entdecken, die die Atmosphäre der jeweiligen Szenen wiedergeben. Doch trotz punktiert eingesetzter Geräusche und einigen durchaus stimmungsvollen Melodien stehen immer die Sprecher und die Dialoge ganz klar im Vordergrund.
Pidax reduziert die Aufmachung solcher Veröffentlichungen immer deutlich, so sind beispielsweise die Sprecher nicht den einzelnen Rollen zugeordnet. Für das Cover wurde aber ein ansprechendes Bild gefunden, im Hintergrund ist das alte, unheimliche Haus von Jimmy zu sehen, das sich düster vom Nachthimmel abhebt, im Vordergrund gleich ein ganzer Kerzenständer voller – natürlich – schwazer Kerzen.
Fazit: Natürlich wird auch diese Produktion niemanden überzeugen, der mit der etwas langsameren Machart der 70er Jahre nicht viel anfangen kann. Doch „Die schwarze Kerze“ hat sich bei mir schnell zu einem Highlight dieses Genres gemausert, was neben der dichten atmosphärischen Stimmung auch an der spannenden Geschichte und der packenden Auflösung liegt.
VÖ: 20.Juni 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158194754
Das Jahrhundert der Detektive
Erster Eindruck: Wahre Verbrechen spannend aufbereitet
Nach einer gemütlichen Feier stirbt überraschend ein Gast, doch der Vorfall scheint keine natürliche Ursache zu haben. Die Ermittler stoßen bald darauf, dass eine der an die Gäste verteilte Praline mit dem Pflanzengift E605 präpariert war. Eine lange Suche nach dem Täter beginnt, doch dies sollte nicht der letzte Mord gewesen sein... („Ein tödlicher Irrtum“)
„Das Jahrhundert der Detektive“ ist eine sehr interessante und ambitionierte Serie, die vom Bayrischen Rundfunk umgesetzt wurde. Basierend auf dem gleichnamigen Buch, in dem Jürgen Thorwald wahre Kriminalfälle aufbereitet und dokumentiert hat, haben fünf verschiedene Produktionsteams Hörspiele produziert, die trotz der gleichen Grundlage völlig unterschiedliche Wirkungen haben. Pidax hat die fünf Fälle nun nach langer Zeit in den Archiven zusammen auf einer MP3-CD veröffentlicht. Schon der erste Fall, der oben beschrieben wurde, ist ein echter Kracher und bietet sehr unterhaltsame Krimikost. Der Fokus liegt hier auf der Ermittlerarbeit, was lebendig und mit viel Schwung umgesetzt wurde. Langsam nähert sich der Fall hier seinem Höhepunkt, der in der Überführung des Täters besteht. Doch auch andere Formate und Stile wurden hier verwendet, teilweise sind die Fälle nüchtern und sachlich umgesetzt, mal spannend, packend und mit viel Flair. Gerade dieser Mix macht die Besonderheit dieser Mini-Serie aus, der für Krimifans eine große Bandbreite bietet. Wie eingangs erwähnt handelt es sich um reale Verbrechen, die dokumentiert wurden und in ihrer Zeit viel Aufsehen erregte. Und so lässt sich auch heute noch einiges über die Prozesse im Internet nachlesen – was beinahe noch einmal so viel Spaß macht wie das Hören der Hörspiele. Ein sehr gelungenes Experiment, und auch wenn nicht alle hier dargestellten Fälle rundum gelungen sind und für heutige Hörgewohnheiten etwas altbacken klingen mögen, kann ich hier eine klare Empfehlung aussprechen.
Leider sind in dem Booklet zum Hörspiel die Sprecher nicht den einzelnen Rollen zugeordnet, eine Rekonstruktion ist leider nur schwer möglich, da Informationen nicht immer vorhanden sind. Allerdings sind Namen wie Gerd Acktun, Angelika Bender und Doris Schade auf der Sprecherliste zu finden. Insgesamt ist die Sprecherleistung aber als recht gut zu bezeichnen, mit viel Ausdruck und einer glaubhaften Sprechweise können sich die meisten Sprecher gut behaupten, auch wenn es den einen oder anderen weniger gelungenen Auftritt gibt.
Aufgrund der unterschiedlichen Produktionsteams variiert die Umsetzung der Hörspiel natürlich recht deutlich, von einer stimmungsvollen Szenerie mit dem Charme eines 60er-Jahre Films über eine kaum akustisch begleitete und nüchtern wirkende Umsetzung ist die Bandbreite ähnlich groß wie die Fälle es an sich sind. Wie zur Zeit der Produktion üblich liegt der Fokus aber immer eher auf den Sprechern und den Dialogen.
Die Umrisse eines Mannes, Arme und Beine weit von sich gestreckt, mit Kreide nachgezeichnet ist auf dem Cover zu sehen. Auf dem dunkelblauen Hintergrund sind zudem ein riesiger Fingerabdruck, diverse Blutflecken sowie Schilder mit Nummern, die Beweise sichern sollen, zu sehen,der Titel wurde auf gelben Absperrband gedruckt. Somit dürften sämtliche Klischees der Kriminaltechnologie vereinigt sein, ein hübsches Cover ist es dennoch geworden.
Fazit: Fünf Kriminalfälle, die auf echten Morden basieren und dadurch einen hohen Reiz bekommen. Und auch die ganz unterschiedlichen Umsetzungen sind kreativ gehalten und zeigen eine große Bandbreite verschiedener Stilistiken. Mir hat diese Produktion sehr gut gefallen, da sie so variationsreich mit dem Genre umgeht.
VÖ: 25.Juli 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158194990
Glocken des Todes
Erster Eindruck: Ungewöhnliches Mordwerkzeug
In einer düsteren, nebelverhangenen Nacht läuten plötzlich die Totenglocken einer kleinen Kapelle. Als der trinkfreudige Mesmer West und der herrische Reverend Ross entdecken, dass die Glocken einen unbekannten Mann erschlagen haben, wird gleich die Polizei verständigt. Doch der Fall wird immer mysteriöser, als ein Siegelring am Finger des Mannes zwar auf ein mögliches Opfer hindeutet, der Besitzer des Ringes aber quicklebendig ist...
Pidax, ein Verlag, de sich auf Kleinauflagen spezialisiert hat, veröffentlicht regelmäßih alte Hörspiele, die ursprünglich für das Radio produziert wurde. Auch „Glocken des Todes“ wurde in die Reihe der Hörspiel-Klassiker aufgenommen und präsentiert einen sechsteiligen Krimi auf einer MP3-CD, die satte 4 Stunden Laufzeit bietet. Dementsprechend langsam ist auch die Entwicklung des Hörspiels, doch stetig kommen neue Informationen hinzu, sodass der Hörer bei Laune gehalten wird. Es ist gerade dieses langsame Tempo, das alle Details des Falles auskostet und eine sehr dichte Stimmung aufkommen lässt, das dieses Hörspiel stark und hörenswert macht. Dabei reihen sich – gerade zu Beginn – einige mysteriöse Vorfälle aneinander, ein Maskenball wird thematisiert und verkompliziert für die Ermittler das Vorankommen, Täuschungen und Verwirrungen wollen aufgeklärt werden. Dabei wird sehr genau auf die Umstände des Todes eingegangen, am Ende bekommt man ein umfangreiches und vollständiges Bild des Falles präsentiert. Dass sich auf dem Weg dorthin einige kleinere langatmige Passagen einschleichen, ist der Machart und dem Produktionsdatum geschuldet und sollte Krimifans der alten Schule nicht weiter stören. Ein gelungener und unterhaltsamer Krimi-Sechsteiler.
Hermann Lenschau ist als Inspektor MacFaverham als Ermittler im Einsatz, mit seinem betonten und angenehm ruhigen Klang kann er dem Hörspiel zusätzliche Stimmung verleihen und seine Rolle gut umsetzen. Reverend Ross wird von Ludwig Thiesen gesprochen, der mit hartem Klang in der Stimme und teilweise recht ruppigen Tonfall die Figur eines herrischen Mannes schafft, der kaum Widersprüche duldet. Alf Marhon ist als Albert Darton zu hören, der tief in den Fall verwickelt ist und setzt diesen it einem eingängigen Sprechrhythmus um. Weitere Sprecher sind Fritz Rasp, Helmut Peine und Werner Großmann.
Das Machwerk wurde vom WDR im Jahr 1964 gelungen umgesetzt, wobei sich natürlich an den Standards der damaligen Zeit orientiert wurde. Das bedeutet, dass während der Handlung kaum Musik eingesetzt wurde und der Fokus eindeutig auf Sprechern und Dialogen liegt. Allerdings sorgen einige Sounds und Geräusche für eine stimmige und passende akustische Untermalung, sodass die Atmosphäre der Geschichte weiter unterstrichen wird.
Pidax hält sich bei den veröffentlichten Hörspielen in Sachen Gestaltung eher zurück, das Innere ist sehr schlicht gehalten, nicht einmal wurden die Sprecher den einzelnen Rollen zugeordnet. Das Cover setzt voll auf den Titel als Eyecatcher und ordnet darum drei kleinere Motive an, die sich auf den kirchlichen Hintergrund der Tat beziehen und in dunklen, erdigen Farben recht unscheinbar wirken.
Fazit: Ein typischer Krimi aus der Mitte der 60er Jahre, mit einem langsamen, aber stetigen Aufbau und zahlreichen Details, deren Stimmung voll ausgekostet wird. Der Fall ist gut aufgebaut und geschickt erzählt, sodass man am Ende einen guten Überblick über die durchaus komplexen Vorgänge hat. Die vier Stunden Laufzeit sind größtenteils kurzweilig aufgebaut und für Krimi-Liebhaber eine gute Wahl.
VÖ: 25.Juli 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158194716
La Boutique
Erster Eindruck: Klassischer Durbridge fernab von Paul Temple
Der Scotland Yard-Chiefinspector Robert Bristol bekommt einen der seltenen Besuche seines Bruders Louis, der in den USA als sehr erfolgreicher Komponist arbeitet. Dieser berichtet von der Begegnung mit der geheimnisvollen Virginia, der er auf einer Party begegnet ist und sich einige Zeit mit ihr getroffen hat, die dann aber spurlos verschwunden ist. Bei seinen Nachforschungen kennt jedoch kaum einer seine Angebetete, und so bittet er Robert um Hilfe. Doch auch dieser stößt zuerst auf eine Mauer des Schweigens...
Francis Durbrigde ist der Verfasser unzähliger sogenannter „Straßenfeger“, die zu den Hochzeiten des Radiohörspiels zahlreiche Hörer vor den Empfangsgeräten versammelt hat. Neben seiner sehr erfolgreicher Reihe um Paul Temple hat er noch zahlreiche weitere Krimis verfasst, die vertont wurden. „La Boutique“ ist eines davon, das gleich in mehreren Ländern produziert wurde. Die fünfteilige Schweizer Umsetzung wurde nun von Pidax auf einer MP3-CD veröffentlicht. Der Aufbau der Handlung geschieht sehr langsam, die komplette erste Folge dient als Vorspiel. Die Charaktere werden ausführlich vorgestellt, die Grundsituation in langen Dialogen erklärt, erste Spuren und Hinweise auf die nachfolgende Handlung gegeben. Am Ende der Folge beschließt Robert gerade, dass er seinem Bruder bei den Ermittlungen helfen will – und hat damit gerade einmal an der Oberfläche des Ganzes gekratzt, in Wirklichkeit geht es um ein ganz anderes Thema. Gut gelungen ist, wie sehr Robert auch persönlich in den Fall eingebunden ist, mit wie viel Engagement er dementsprechend bei der Sache ist. Der Fall ist sehr gut durchdacht, alles ist sehr stimmig und bietet einige sehr gelungene Szenen, dazu ist die langsame Aufdeckung mit immer neuen, kleinen Hinweisen spannend gelungen. Nur lässt sie die Geschichte oft viel Zeit. Perfekt für Fans von Krimis der alten Schule, ich habe das mehrstündige Hörspiel sehr genossen.
René Deltgen, der in zahlreichen Umsetzungen auch den Paul Temple gesprochen hat, ist hier als Robert Bristol zu hören. Seine sonore, angenehm wohlklingende Stimme übt auch hier eine hypnotische Wirkung auf den Hörer aus, wobei er die Gefühle des Mannes sehr geschickt umsetzen kann. Sein Bruder Louis wird von Maximilian Wolters gesprochen, der eine sehr gefühlsbetonte und engagierte Darstellungsweise gewählt hat und so gekonnt Akzente setzt. Sehr gut gefallen hat mir Sibylle Brunner als Virginia, deren helle und freundliche Stimme einen leicht mysteriösen Klang annehmen kann. Weitere Sprecher sind unter anderem Hans Helmut Dickow, Maria Magdalena Thiesing und Gerti Wiedner.
Wie bei den Radiohörspielen der 60er Jahre durchaus üblich ist die akustische Umsetzung des Hörspiels hier recht schlicht geworden, nur wenig Abwechslung begleitet hier die Dialoge. Ab und an ist mal ein Geräusch zu hören, manchmal auch eine kleine Melodie, insgesamt liegt die Betonung aber eindeutig auf den Sprechern. So kann man sich eindeutig auf die Dialoge einlassen.
Die Gestaltung des Hörspiels ist recht schlicht und simpel gehalten, statt eines Booklets gibt es lediglich einen einfachen Einlegezettel. Hier gibt es die wichtigsten Produktionsdaten, die Sprecher sind allerdings nicht den einzelnen Rollen zugeordnet. Das Cover zeigt Folgentitel und Autor auf einem Schild, das von einem blutigen Messer gekreuzt wird. Der Hintergrund ist in Schwarz-Weiß gestaltet, sodass es einen recht düsteren Eindruck hinterlässt.
Fazit: Ein Krimi der alten Schule, geschickt aufgebaut, mit zahlreichen spannenden Momenten und langsamen Heratasten an den Kern der Geschichte. Das ist durchaus überzeugend, hätte aber straffer erzählt noch aufregender sein können. Die sehr gute Sprecherleistung rundet die Produktion ab.
VÖ: 18.Juli 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158194761
Die Experten – Staffel 2
Erster Eindruck: Die Robinsons ermitteln wieder
Familie Robinson hat sich von der erfolgreichen Gaunerfamilie zur mindestens ebenso erfolgreichen Detektivfamilie gemausert. Ihre Aufträge kommen dabei nicht nur von Bekannten oder gewöhnlichen Klienten, sondern auch von der Polizei, die immer wieder auf das kriminalistische Fachwissen angewiesen ist. Mit Witz und viel Charme kann die Familie um Oberhaupt Robin Cassius die Fälle lösen…
Schon die erste Staffel mit vier Folgen der ungewöhnlichen Krimiserie „Die Experten“ ist beim Label Pidax erschienen, da dürfen natürlich auch die restlichen vier Episoden nicht fehlen – Staffel zwei ist deswegen ebenso erhältlich. Die Grundsituation wird noch einmal am Anfang jeder Folge als Intro erwähnt, sodass auch Neueinsteiger problemlos folgen können. Denn auch ohne Vorwissen kann man den in sich abgeschlossenen Folgen bestens folgen und ihren Humor genießen. Die Fälle gefallen mir hier insgesamt etwas besser als bei der ersten Staffel, vielleicht liegt dies aber auch daran, dass man die Familie in kurzer Zeit sehr ins Herz schließt, so witzig und charmant ihre Aussagen, so spannend und unterhaltsam ihr Auftreten. Besonders gelungen ist beispielsweise auch der Einsatz von zwei Erzählern, die sich gegenseitig in kleinen Dialogen abwechseln, auch mal witzige Kommentare von sich geben, zu den Ereignissen deutlich Stellung beziehen und manchmal direkt mit dem Hörer kommunizieren – ganz anders also, als man es sonst gewöhnt ist. Mir gefällt auch, dass ganz verschiedene Situationen als Grundlage genommen wurden, beispielsweise in „Das Souper findet nicht statt“ nur Mutter Marie-Luise und Opa Erwin ermitteln. So entsteht viel Abwechslung, sodass mir diese Staffel noch ein bisschen besser gefällt als die erste.
Als oben erwähntes Erzählerduo können sich auch hier Brigitte März und Wolf Euba sehr passend präsentieren. Die spielen sich einander die Bälle zu, ergänzen sich gegenseitig sowohl bei den Dialogen als auch stimmlich. Auch ihnen spielt immer ein Hauch Sarkasmus in die Stimme. Opa Erwin Robinson wird von Hans Timerding gesprochen, der mit seiner sympathischen Stimme einen guten Eindruck hinterlassen kann, er ist immer sehr präsent. Bernd Stephan ist als Siegfried „Little Siggi“ Robinson, jüngstes Familienmitglied, zu hören, er wirkt sehr locker und spontan. Weitere Sprecher sind Hildegard Krekel, Marie-Luise Robinson und Rainer Basedow.
Die Musik spielt hier keine große Rolle. Zwar ist zu Anfang jeder Folge eine kleine, pfiffige und anregende Melodie zu hören, die die Erzähler beim Intro begleitet, danach ist jedoch kaum noch welche eingesetzt. Gerade zur besseren Trennung der Szenen wäre dies manchmal wünschenswert gewesen, aber die Sprecher können mit ihrem lebendigen Spiel schon für genügend Atmosphäre sorgen.
Das Titelbild ist demjenigen zur ersten Staffel zum Verwechseln ähnlich. Bei dem Motiv mit den beiden Silhouetten und dem auffälligen Logo ist nur die Hintergrundfarbe des Wappens mit den beiden gekreuzten Schlüsseln von blau auf ein dunkles, gedecktes Waldgrün geändert worden. So sieht man gleich, dass beide Veröffentlichungen zusammengehören, und da es sich nur um zwei CDs handelt, ist die Verwechslungsgefahr recht gering.
Fazit: Vier weitere Folgen rund um die ehemals verbrecherische Detektivfamilie Robinson, die ganz unterschiedliche Stimmungen und Verbrechen präsentieren. Hierbei steht jedoch nicht die Spannung oder der Fall im Vordergrund, sondern die lockere und meist witzige Art der Produktion. Eine sehr gelungene Produktion, schön, dass es auch die letzten vier Fünfzigminüter auf CD geschafft haben.
VÖ: 3.Mai 2013
Label:Pidax
Bestellnummer: 4260158192958
Fünf tote alte Damen
Erster Eindruck: Krimiserie nach einem Roman von Han Gruhl
Doktor Michael Klein übernimmt die Arztpraxis eines verstorbenen Kollegen – bis auf die Sprechstundenhilfe, die auch schon etwas in die Jahre gekommen ist. Dafür stellt er die fesche Mechthild Groß ein, die mit viel Energie und einem losen Mundwerk bei der Sache ist. Noch bleiben die Patienten aus, doch einer seiner ersten Fälle führt ihn gleich zu einer verstorbenen alten Dame. Und das ist nicht der erste Todesfall, und bald findet sich Klein mitten in einem Kriminalfall…
Hans Gruhl hat die Vorlagen für so einige Radiohörspiele geliefert, die zu den Glanzzeiten eben dieses Mediums entstanden sind. Einige der Produktionen konnte man getrost als Straßenfeger bezeichnen. Dazu gehört wohl auch „Fünf tote alte Damen“, eine Miniserie in fünf Teilen. Von Pidax ist das gesamte Hörspiel auf MP3-CD erhältlich. Wer schon eine andere Serie des Autors gehört hat, weiß, was ihn erwartet. Der Aufbau der Geschichte vollzieht sich hier sehr langsam. Zwar ist schon kurz nach dem Start der Tod der ersten alten Dame zu verzeichnen, Verdachtsmomente auf ein Verbrechen gibt es hier jedoch noch nicht – das ist dem Ende der ersten, etwa 40-minütigen Folge vorbehalten. Bis dahin werden die Charaktere sehr ausführlich vorgestellt, wozu in heutigen Produktionen nur recht wenig Zeit eingeplant ist. Auch danach wird auf lange Dialoge gesetzt, aus denen sich langsam ein sehr interessantes Verbrechen herauskristallisiert. Die Eingrenzung auf einen bestimmten Kreis an Verdächtigen tut der Folge sehr gut und fördert das Miträtseln, und auch einige überraschende Wendungen sorgen für Aufmerksamkeit. Eine wirklich gelungene Produktion, die zwar recht bedächtig erzählt wird, aber immer das Interesse des Hörers hochhalten kann.
Die Sprecher gefallen mir hier sehr gut, sie können ihre Charaktere sehr stark und präsent wirken lassen. Hauptfigur Doktor Michael Klein wird von Martin Hirthe gesprochen, der eine sehr gradlinige Interpretation abliefert und sowohl die Dialoge als auch die langen Erzählparts mit trockenem Witz versieht. Edith Wüber spricht die neue Sprechstundenhilfe Mechthild Groß mit sehr viel Elan und einer großen Portion Großschnäuzigkeit, sie kann dabei sehr überzeugen. Deutlich ruhiger ist da Agnes Lansome, die Erika von Thellmann mit gesetzter, aber ausdrucksstarker Stimme spricht. Weiterhin zu hören sind unter anderem Anna Maria Böhme, Manfred Grote und Arnold Marquis.
Die akustische Gestaltung ist natürlich ganz anders gelagert als bei modernen Produktionen, deutlich ruhiger und schlichter. Dennoch sind einige pfiffige kleine Melodien eingebaut, die die Dialoge auflockern und die Szenenübergänge weicher gestalten. Geräusche sind nur sehr wenige zu hören, diese verfehlen aber ihre Wirkung nicht.
Das Titelbild ist zwar wie die anderen Veröffentlichungen des Labels recht überfrachtet und wirkt durch die vielen verschiedenen Logos und Schriftzüge zu voll, dafür wurde dem eigentlichen Motiv aber viel Raum zugesprochen. Zu sehen ist das Gruppenfoto einiger alter Damen, einigen von ihnen wurde der Kopf mit einem schlichten Kreuz durchgestrichen. Das Innere ist wie immer sehr schlicht und enthält keine zusätzlichen Informationen.
Fazit: Eine sehr gelungene Krimi-Miniserie mit einem langsamen Aufbau und interessanten Charakteren. Durch die enge Begrenzung des Kreises an Verdächtigen kommt eine gewisse Brisanz ins Spiel, und auch di Auflösung wirkt so deutlich glaubwürdiger. Genau das richtige für Old-School-Fans.
VÖ: 23.April 2012
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158191845
Das vierte Skalpell
Erster Eindruck: Weiterer Krimi rund um einen Arzt
Johannes Thomsen hat, mehr wegen des besseren Verdienstes statt wegen des Klimawechsels, eine neue Anstellung in einer Kölner Klinik angekommen. Doch er hat einige Eingewöhnungsschwierigkeiten, und auch die Wohnungssuche gestaltet sich nicht sonderlich einfach – insbesondere, als er bei einer Besichtigung einen ermordeten Mann entdeckt, dem ein Skalpell im Rücken steckt. Und das ist nicht der letzte Tote…
Hans Gruhl hat mit seinen Kriminalromanen zahlreiche Vorlagen für Radiohörspiele geliefert, viele von diesen werden gerade bei Pidax als MP3-CD veröffentlicht. Auch die vierteilige Miniserie „Das vierte Skalpell“ ist erhältlich. Im Gegensatz zu anderen Geschichten des Autors wird hier deutlich mit dem Verbrechen begonnen. Zwar gibt es auch hier eine ausführliche Vorstellung der Grundsituation aus der Sicht von Johannes Thomsen, allerdings ist diese nicht nur straffer gefasst, der erste Mord ist auch noch in diese Situation eingebunden. Der sich anschließende Krimi ist recht abwechslungsreich erzählt, zusammen mit Kommissar Nogees – der ebenfalls schon in anderen Geschichten des Autors auftauchte – macht sich Thomsen auf die Spurensuche und ermittelt immer weitere Indizien. Lange Zeit bleiben die Hintergründe des Verbrechens im Dunkeln, erst im letzten Teil klärt sich alles auf, und das ist sehr spannend. Hinzu kommt, dass wieder einige starke Charaktere mitspielen, die mit sehr individuellen Eigenschaften unterschiedliche Einfärbungen in die Handlung bringen. Einziges Manko: Gruhls Romane strotzen nicht gerade vor Einfallsreichtum. Und so verlaufen diese recht gleichförmig und sind sogar im gleichen Milieu angesiedelt, oft spielen neu hinzugezogene Ärzte die Hauptrolle. Wen das nicht stört, den erwartet hier solide und gut erzählte Krimikost, die Wert auf die Charaktere legt und sich über vier Folgen langsam entwickelt.
Martin Hirthe spricht den Dr. Johannes Thomsen mit seiner recht einprägsamen und markanten Stimme. Mit viel Durchsetzungsvermögen kann er im Mittelpunkt des Interesses bestehen, aber auch mal zugunsten anderer zurückstecken. Als Kommissar Nogees ist Arnold Marquis zu hören, wie es schon in anderen Produktionen der Fall war. Auch er wirkt stets sehr präsent und stellt seinen Charakter gekonnt dar. Elisabeth Hitzenberger ist als Evelyn Jacobs zu hören, sie bildet einen gekonnten Gegenpol zu den recht dominanten Männerstimmen und kann sich mit ihrer ganz eigenen Sprechweise darin behaupten. Weitere Sprecher sind Reinhold Berndt, Günther Tabor und Sigrid Pein.
Die akustische Gestaltung des Hörspiels ist hier durchaus gelungen. Verschiedene Musikstücke schaffen Atmosphäre und wirken mit ihrer klassischen Machart recht nostalgisch. Sie wird besonders während der Szenenübergänge eingesetzt, während verschiedene Geräusche die Handlung lebendiger gestalten. Allerdings ist das Ganze recht leise abgemischt, sodass man die Lautstärke deutlich nach oben regeln muss – und dann ist ein wahrnehmbares Grundrauschen zu hören.
Das Label setzt bei der Veröffentlichung der alten Radiohörspiele deutlich auf den Inhalt und weniger auf die Form, das äußere Erscheinungsbild. So sind die vier Folgen jeweils als einzelne Tracks auf der MP3-CD gepresst, eine Unterteilung in Kapitel hat nicht stattgefunden. Und auch die einfache CD-Hülle mit einem einfachen Einlegeblatt löst keine Begeisterungstürme aus. Das Titelbild mit dem hinter einem Rücken gehaltenen blutigen Skalpell ist hier allerdings ansehnlich gelungen.
Fazit: Nicht nur ein Mord ist der Grundstock zu diesem spannend und gründlich erzählten Krimi, sodass während der Handlung immer wieder kleine Highlights entstehen, sodass eine dynamische Erzählweise entsteht. Das Zusammenspiel von Arzt und Kommissar kann als gelungen betrachtet werden, sämtliche Charaktere sind stark beschrieben. Nur der Variationsreichtum zu anderen Hörspielen des Autors fehlt mir ein wenig.
VÖ: 11.Januar 2013
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158192316
Die Experten - Staffel 1
Erster Eindruck: Kriminelle auf Abwegen
Die Familie Robinson geht seit Generationen treu dem Familienmotto nach und verdient ihr Geld mit Gaunereien, Diebstählen und Betrug. Doch nach einem völlig missglückten Coup entschließen sie sich, die Seiten zu wechseln und gründen eine Detektei. Ihr Fachwissen und ihr scharfer Verstand sind bald so sehr gefragt, dass sogar die Polizei um Hilfe bittet…
Mit „Die Experten“ veröffentlicht Pidax einen weiteren Klassiker der Radiohörspielgeschichte, auch wenn diese Produktion im Vergleich zu anderen CDs des Labels relativ spät entstanden ist – im Jahr 1980. Die erste Staffel umfasst vier Folgen der witzigen Krimireihe. Zum Auftakt wird ausführlich das Grundgerüst ausgelotet, aber schon das ist wirklich sehr gelungen. Die Charaktere finden ihre berufliche Tätigkeit so herrlich normal, dass es wirklich witzig und kurzweilig zugeht. Da wird sich über die Polizei geärgert, die ihre Arbeit nicht richtig macht und so wegen eines falschen Dienstweges den Raub von wertvollem Schmuck verdirbt. Und auch die völlige Nüchternheit, mit der Mutter Marie-Luise etwas enttäuscht scheint, weil sich ihr Sohn mit einfachen Diebstählen herumschlägt, ist sehr witzig gelungen. Diese lockere Leichtigkeit zieht sich durch alle Folgen und ist wesentliches Merkmal. Da stört es kaum, dass die Fälle an sich recht einfach gestrickt sind, an einigen Stellen vorhersehbar oder konstruiert wirken. Die vier etwa fünfzigminütigen Folgen vergehen so wie im Fluge und bereiten dem Hörer jede Menge Freude. Eine sehr kurzweilige Serie, und nach den ersten vier Folgen hat man schnell Lust auf die zweite Staffel.
Die Sprecher sprechen allesamt sehr locker und wirken spontan. Rainer Basedow kann beispielsweise als Robin Cassuis Robinson, dem Oberhaupt der Familie, mit seiner tiefen, einprägsamen Stimmen überzeugen, die sowohl locker als auch ernst klingen kann. Mutter Marie-Luise Robinson wird von Louise Martini mit einer sehr lockeren Art und einer großen Portion trockenem Humor gesprochen, viele Lacher gehen auf ihr Konto. Die Tochter Mathilde, genannt Tilly, wird von der wunderbaren Hildegard Krekel gesprochen, auch sie trifft ihre Rolle sehr genau und kann begeistern. Weitere Sprecher sind Brigitte März, Wolf Euba und Erich Kleiber.
Auch dieses Hörspiel hat schon einige Jahre auf dem Buckel, was der Tonqualität deutlich anzuhören ist. Die Lautstärke ist deutlich geringer als in heutigen Produktionen, zudem klingen die Dialoge manchmal etwas dumpf. Musik wird hier etwas weniger eingesetzt, nur ab und an ist sie während der Gespräche eingesetzt. Und auch Geräusche sind hier eher sparsam eingestreut.
Das Cover zeigt die Silhouetten zweier Männer, hinter ihnen die Schatten in Nebel eingehüllt – typisch für das Genre und in Zusammenhang mit dem auffälligen Logo mit den beiden gekreuzten Schlüsseln und den goldenen Ornamenten eine sehr gute Zusammenstellung. Im Gegensatz zu anderen Titelbildern des Labels wirkt das Motiv auch dominant genug, um bei den zahlreichen Schriftzügen nicht unterzugehen.
Fazit: Die vier hier präsentierten Folgen über die kriminalistische Detektivfamilie sind zugegebenermaßen etwas vorhersehbar, was aber durch den sehr gelungenen Rahmen ausgeglichen wird. Der trockene Humor, die vielen witzigen Charaktere und der gelungene Grundgedanke können dabei die Serie genügend tragen, sodass ein sehr positiver Eindruck bleibt.
VÖ: 3.Mai 2013
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158192941
Wunder dauern etwas länger – Bericht von einer Hauptstadt im Exil
Erster Eindruck: Berlin mitten in den 50ern
Thilo Koch schlendert durch seine Heimatstadt Berlin, die zwar schon durch die Besetzung der Alliierten zweigeteilt, jedoch noch nicht von der Mauer durchzogen. Er beobachtet kleine Szenerien, betrachtet die Trümmer des Krieges und das neu aufkeimende Leben, erinnert sich an die Vergangenheit der Stadt. Und er trifft so einige Leute, die ihre eigene Sicht auf die lebendige Stadt haben…
Pidax-Film veröffentlicht nicht nur DVDs, sondern eben auch Hörspiele. Dabei konzentriert sich das Label auf alte Radiohörspiele, an die man momentan kaum noch als interessierter Hörer herankommen dürfte. Neben einigen Miniserien gehört auch das Einzelhörspiel „Wunder dauern etwas länger – Bericht von einer Hauptstadt im Exil“ zum verlagseigenen Programm. Bemerkenswert die Angaben zum Produktionszeitraum im Booklet: Aufgenommen am 1. und 2. 10. 1956, ausgestrahlt schon am 5. 10. 1956 – ein Zeitrahmen, der heutzutage kaum noch denkbar wäre. Und auch die Machart ist eine sehr ungewöhnliche, eine wirkliche Handlung ist hier nicht vorhanden. Vielmehr werden Momentaufnahmen der lebhaften Stadt gezeigt, der Charme der damaligen Zeit vermittelt. Es wurde versucht, das Lebensgefühl der Stadt einzufangen, und herausgekommen ist dabei eine Mischung aus Milieustudie und Liebeserklärung. Die verschiedenen auftauchenden Charaktere werden dabei jeweils kurz, aber treffend charakterisiert, einige können für den Moment gut unterhalten, andere bleiben länger im Gedächtnis, beispielsweise die junge Dame, die nach einem netten Treffen mit einem Herren ein Wiedersehen dem Zufall überlässt. Die Sprache ist dabei treffend gewählt, oftmals berlinert es gewaltig, sodass noch mehr Flair beim Hörer ankommt. Auch die zahlreichen, sich wiederholenden Zeilen sind ein Teil dieser Collage, werden dabei immer wieder in ein anderes Licht gerückt, um neue Facetten ergänzt. So entsteht ein sehr charmantes Hörspiel, das aber auch sehr ungewöhnlich ist. Man muss sich erst etwas daran gewöhnen, dass hier keine Handlung im eigentlichen Sinn erzählt wird, dass auch geschichtliche Aspekte berücksichtigt werden, dass heitere und nachdenkliche Szenen nahtlos ineinander übergehen. Doch das alles ist schnell vergessen, und man ist mittendrin im Berlin der 50er Jahre.
Eine sehr große Auswahl an Sprechern ist hier vorhanden, in den kleinen Szenen ist also eine bunte Vielfalt zu hören. Nicht jeder lässt sich dadurch einem bestimmten Charakter zuordnen, da viele auch schlicht keinen genannten Namen besitzen, einige Stimmen erkennt man jedoch wieder. Reinhold Berndt kann mit seiner markanten, aber meist sehr fröhlichen und beschwingten Stimme gut durch das Hörspiel führen und vermittelt eine positive Grundstimmung. Annemarie Böhme und ihre freundliche Stimme bringen besonders gut das Flair Berlins herüber. Auch Heinz Giese hat hier mitgesprochen, trotz seiner damals jungen Jahre hatte er schon viel Ausdruckskraft. Weitere Sprecher sind Aenne Bruck, Tobias Pagel und Günter Pfitzmann.
Besondere Aufmerksamkeit hat hier die Verwendung der Musik verdient, wobei den Geräuschen hingegen eine eher untergeordnete Rolle zukommt. Zu Anfang des Hörspiels ertönt ein beschwingtes Lied, das die Titelzeile des Hörspiel mehrfach wiederholt, aber auch andere, sehr schöne Worte mit der verspielt wirkenden Melodie verknüpft. Dieses sehr gelungene Musikstück wird während der Handlung öfters wiederholt und bekommt so eine zentrale Stellung. Auch andere, ein wenig an Swing erinnernde Stücke sind zu hören.
Die Aufmachung des Hörspiels ist wieder sehr schlicht geraten. So ist beispielsweise kein Booklet vorhanden, sondern alle Informationen auf ein einfaches Einlegeblatt untergebracht worden. Das Cover zeigt das Foto einer typischen Berliner Häuserwand, was jedoch wegen der zahlreichen Schriftzüge an Wirkung verliert. Die Kurzbiographien zweier Mitwirkender sind auf der Rückseite zu finden. Jedoch ist schade, dass in dem etwa einstündigen Hörspiel keine Tracks gesetzt wurden.
Fazit: Ein recht außergewöhnliches Hörspiel, das eher eine Hörcollage ist. Verschiedene kleine Szenen, Gespräche oder Gedankenfetzen sind hier aneinandergereiht. So entsteht ein sehr lebendiger Eindruck der Stadt und ihrer Bewohner, wird viel Charme und Flair versprüht, aber auch ernst Gedanken eingebunden. Es ist eine Momentaufnahme der damaligen Zeit, und gerade weil es so ungewöhnlich ist, ist es so hörenswert.
VÖ: 28.September 2012
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158192361
Das Streichholz unterm Bett
Erster Eindruck: Krimi in klassischer Manier
Der Gutsbesitzer Kljausow ist verschwunden, es wird angenommen, dass er ermordet wurde. Djukowski wittert seine Chance, groß herauszukommen und seinem eher langweiligen Job zu entkommen. Wie sein großes Vorbild Sherlock Holmes achtet er auch auf kleine Details, und einen scheinbar wichtigen Hinweis findet er in einem Streichholz, das unter dem Bett des Verschwundenen lag…
Pidax-Film hat sich ganz auf die Veröffentlichung von Produktionen spezialisiert, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Dies gilt sowohl für ihre DVDs, als auch für die Reihe an Radiohörspielen, die momentan in recht großer Menge von dem Label auf den Markt gebracht werden. Neben einigen Miniserien sind auch Einzelhörspiele erhältlich, beispielsweise „Das Streichholz unterm Bett“. Die 66-minütige Produktion ist ein lupenreiner Krimi, mit einem klassischen Aufbau und langsamer Entwicklung. Dabei wirkt der Anfang etwas schleppend, viele Spannungsmomente sind hier nicht vorhanden. Dafür wird man intensiv in die Begebenheiten eingefügt, es wird Wert aus Detail gelegt und die Charaktere recht ausführlich vorgestellt. Erst im letzten Drittel kommt wirkliche Spannung auf, hier gibt es einige Wendungen, die man so nicht erwartet hätte. Auch hier wird alles in gediegenem Tempo erzählt, was für heutige Ohren doch eher ungewöhnlich klingt. Aber die charmante Erzählweise und die gut dargestellten Charaktere sorgen für einen angenehmen und interessanten Verlauf, sodass Nostalgiker und Krimi-Fans hier durchaus auf ihre Kosten kommen.
Titelfigur Djukowski bekommt seine Stimme hier von Heinz Reincke geliehen, der schon zu dieser Zeit einen sehr einprägsamen und voluminösen Klang hatte. Damit schafft er einen sehr wirkungsvollen Charakter, dessen Gefühlswelt gut getroffen wurde. Ludwig Linkmann spricht den Untersuchungsrichter Irmaleyich und ist eine weitere starke Stimme in diesem Hörspiel, spricht präzise und betont, kann sich aber auch mal in den Hintergrund stellen und die anderen Sprecher wirken lassen. Als Polizeichef ist Herrmann Schomberg zu hören, auch er kann einen positiven Gesamteindruck hinterlassen. Weitere Sprecher sind Karin Jacobsen, Fritz Wagner und Gert Niemitz.
Die akustische Gestaltung hält sich hier sehr zurück, was durchaus typisch für die Zeit der Produktion ist. Wenige, ausgewählte Geräusche und ein wenig Musik, ansonsten stehen die Dialoge und die Sprecher im Mittelpunkt. Allerdings ist anzumerken, dass die Grundlautstärke doch recht niedrig ist, sodass man den Lautstärkeregler ordentlich nach oben drehen muss, um etwas verstehen zu können.
Das Cover zu der Folge fällt insbesondere durch zahlreiche Schriftzüge auf, Label, Sprecher, Autor, Titel, das Logo des NDR sowie ein Aufdruck „Hochspannung garantiert!“ wirken recht gedrubbelt und auch nicht wirklich hochwertig. Hinzu kommt, dass man auch das Hintergrundmotiv nicht wirklich enträtseln kann, bis auf den leblosen Körper eines Mannes ist kaum etwas zu erkennen.
Fazit: Der Hörkriminalfall mit dem langsamen, sorgfältigem Aufbau und der Konzentration auf die Ermittler entfaltet seinen Reiz durch die charmante Atmosphäre und die starken Charaktere. Die Einbindung von Sherlock Holmes und das Erzähltempo erfreuen Nostalgiker ebenso wie Krimifans.
VÖ: 28.Juni 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158193092
Nimm Platz und stirb!
Erster Eindruck: Tod am Filmset
„Mord verjährt nie“ ist der Titel des Filmes, dessen Dreh gerade kurz bevor steht. Doch am Set gibt es Unstimmigkeiten. Drehbuchautor Hans Trubo hält sich aus den Streitigkeiten weitgehend heraus und beobachtet die Szenerie. Doch Regisseur Stefan Reinold und Produzent Thomas Jüstel sind sich wegen der Dreharbeiten uneins, sodass das Projekt sogar zu scheitern droht. Doch in der Nacht schleicht eine unheimliche Gestalt durch das Gelände, und am nächsten Morgen gibt es einen Toten zu vermelden…
Hans Gruhl war zu seiner Zeit ein recht gefragter Autor, mehrere seiner Kriminalromane wurden auch als Hörspiele vertont und liefen erfolgreich im Radio. Eines von diesen ist „Nimm Platz und stirb!“, und dieses ist – fast 50 Jahre nach seiner Erstausstrahlung – auch im Handel erhältlich, im Zuge der Neuveröffentlichung ähnlicher Produktionen hat Pidax-Film auch dieses Hörspiel auf MP3-CD veröffentlicht, sodass das die fünf Teile zu je etwa einer halben Stunde auf einen einzelnen Tonträger passen. Der Aufbau ist, wie zu dieser Zeit üblich, recht gemächlich, als temporeich ist „Nimm Platz und stirb“ nicht gerade zu bezeichnen. Während des ersten Teils beispielsweise werden vorerst gründlich die Charaktere und die Grundszenerie vorgestellt. Erst ganz am Ende geht es dann mit dem ersten Toten in die eigentliche Handlung, alles andere ist Vorgeschichte. Diese ist nicht einmal schlecht erzählt und kann durchaus auch unterhalten, hätte aber für meinen Geschmack deutlich gestraffter sein können. Und auch anschließend ist die Entwicklung recht behäbig, wirkliche Spannung kann auch erst deutlich nach der Hälfte der gesamten Laufzeit aufkommen. Zudem erscheinen die Charaktere, insbesondere Hauptfigur Hans Trubo, zu einfach gestrickt und wirken nicht sehr facettenreich. Was das Hörspiel dann dennoch hörenswert macht, ist einerseits diese ganz besondere Stimmung. Die Erzählung ist gradlinig und ein sehr klassischer Krimi im besten Sinne, die Charakterverteilung ist klar geregelt, der Protagonist wird klar in den Mittelpunkt gestellt. Auch der langsame Zufluss von Informationen kann überzeugen. Und dann kommt auch das letzte Drittel des Fünfteilers, das sehr spannend und flüssig erzählt wurde. Die Auflösung des Ganzen klärt dann alle noch offenen Fragen auf und schließt die Handlung gekonnt ab.
Martin Hirthe spricht hier die Hauptrolle des Hans Truba und passt mit seiner raubeinigen Stimme und dem markanten Klang sehr gut in die Rolle des stand- und trinkfesten Drehbuchautoren, der aber auch mit leiseren Tönen für eine unheimliche Stimmung sorgen kann. Besonders die erste Nacht im Studio kann er sehr gekonnt wiedergeben. Kurt Mühlhardt spricht Stefan Reinold und kann sich mit einer ebenfalls sehr festen und einprägsamen Stimme viel Gehör zu verbuchen. Neben all den starken männlichen Sprechern gibt es auch eindringliche Frauenstimmen. Dazu gehört beispielsweise Ute Marin als kesse Gaby, sie behauptet sich hier sehr gut. Weitere Sprecher sind unter anderem Norbert Langner, Renate Biehl und Otto Braml.
Man hört dem Hörspiel sein Alter hier deutlich an, und dies äußert sich gleich an mehreren Stellen. Einerseits ist die akustische Gestaltung natürlich noch deutlich schlichter als heute, verglichen mit heutigen Bombast-Hörspielen wirken die eingebauten kleinen Melodien und Geräusche sehr einfach und plakativ. Andererseits ist der Klang hier recht dumpf und zudem etwas zu leise.
Das Titelbild ist hier gerade im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen von Pidax-Film recht gut gelungen. Das liegt insbesondere daran, dass nicht allzu viele Logos und Schriftzüge vorhanden sind, die das Gesamtbild stören könnten. Vielmehr liegt hier schlicht ein herabgestürzter Scheinwerfer auf einem typischen Regisseur-Stuhl, der Hintergrund mit seiner harmonisch wirkenden Musterung ergänzt dies sehr gekonnt.
Fazit: Wer nostalgische Krimiunterhaltung mag, wird an “Nimm Platz und stirb” kaum vorbeikommen. Zwar ist die Einführung in die Geschichte mit einer knappen halben Stunde zu lang geraten, und auch danach braucht die Handlung, um in Schwung zu kommen, dafür wird man mit gradliniger und kurzweiliger Unterhaltung belohnt. Besonders das letzte Drittel mit der abschließenden Auflösung ist sehr gelungen.
VÖ: 28.September 2012
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158192330
Auftrag für Quentin Barnaby
Erster Eindruck: Brandheiße Spuren und cooler Ermittler
Quentin Barnaby ist ein gefragter Privatdetektiv aus London und wird immer wieder zu Rate gezogen, wenn in der Stadt ein verheerender Brand stattgefunden hat. Beispielsweise im Büro eines Eisenwarengroßladens, in dem der junge Gehilfe Derek immer wieder versucht, der Sekretärin Barbara zu imponieren. Als nach dem Brand größere Mengen Bargeld aus dem Tresor verschwunden sind, fällt der Verdacht auf ihn…
1967 entstand beim SWR2 eine fünfteilige Hörspielreihe um den Detektiv Quentin Barnaby, sowohl davor als auch danach gab es andere Umsetzung rund um den Londoner. Diese Miniserie hat nun Pidax-Film wieder aus den Archiven hervorgeholt, aufgearbeitet und auf MP3-CD veröffentlicht. Die einzelnen Folgen laufen jeweils etwa eine halbe Stunde und sind somit bestens für kurze Unterhaltung zwischendurch geeignet, können aber auch gut am Stück gehört werden. Zwar weisen die Folgen untereinander einige Gemeinsamkeiten auf, wie beispielsweise die eher bedächtige Vorgehensweise Barnabys. Zudem gibt es meist schon zu Anfang einen Hauptverdächtigen, sodass die Geschichte klar scheint, bis dieser nach lagen Ermittlungen entlastet werden kann. Allerdings sind die Fälle an sich recht verschieden und starten von verschiedenen Ausgangspunkten. Auch ist die ganz klar, ob es sich um Unfälle oder geplante Verbrechen handelt, was die Spannung weiter erhöht. Gut auch, dass immer wieder die Emotionen der Charaktere im Vordergrund stehen, besonders in der Episode „Glühendes Interesse“ ist dies der Fall. Die Erzählweise ist eher bedächtig und zeichnet sich durch langsame Entwicklungen aus. Eine durchaus hörenswerte Krimiserie, die ohne große Action aufkommt und viel Wert auf eine genaue Ermittlung und kleine Details legt.
Siegfried Lowitz, der unter anderem aus zahlreichen Edgar Wallace-Filmen bekannt ist, spricht in allen fünf Teilen den Quentin Barnaby. Seine Stimme ist volltönend und angenehm, zudem kann er den ruhigen Charakter und den Scharfsinn seiner Rolle gekonnt darstellen. Auch Heinz Schimmelpfennig ist hier zu hören, sein abwechslungsreiches und treffendes Spiel sorgt für einige gelungene Szenen. Auch Fritz Wepper hat hier eine Rolle, die er mit seiner markanten Stimme gut auszustatten versteht. Weitere Sprecher sind Ursula Langrock, Herbert Strass und Walter Bluhm.
Einige gekonnt platzierte Melodien sorgen hier für ein wenig Abwechslung. Ganz zu Anfang, aber auch an einigen Stellen während der Handlung wurden sie hier eingesetzt, um die Atmosphäre zu gestalten und die Handlung kurzweiliger zu gestalten. Auch einige wohlplatzierte Geräusche sorgen für die Unterstützung der Dialoge, sodass die Handlung insgesamt stimmiger wirkt.
Die Aufmachung ist – wie alle Hörspiele des Labels – sehr schlicht und einfach. So ist statt eines kleinen Booklets ein einfacher Einleger zu finden, auf dem rückseitig nur die allernötigsten Informationen Platz gefunden haben. Die Sprecher sind hier nicht einmal den einzelnen Rollen zugeordnet. Das Titelbild wirkt recht überladen, das Bild von Quentin Barnaby ist zudem recht verschwommen und unspektakulär.
Fazit: Fünf halbstündige Folgen, die langsam, aber durchaus spannend und unterhaltsam erzählt werden. Mir gefällt die Abwechslung innerhalb der einzelnen Folgen mit den ganz unterschiedlichen Fällen.
VÖ: 24.Mai 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158192965
Terra Incognita
Erster Eindruck: Genremix aus den 60er Jahren
Kurz vor seinem Nachmittagstee möchte der gealterte Professor Sir William Stacey noch einen kurzen Spaziergang in seinem Garten machen – ganz zum Missfallen seiner Haushälterin. Doch der an Arthritis erkrankte Mann kehrt nicht zurück, Scotland Yard wird eingeschaltet. Zuerst lassen sich keine nennenswerten Spuren verzeichnen, weder eine Entführung per Auto noch eine Flucht durch die Luft scheint möglich. Doch dann verschwindet noch jemand unter ähnlichen Umständen…
1962 produzierte der BR eine vierteilige Hörspielserie mit dem Titel „Terra Incognita“, nachdem die englische Version vier Jahre zuvor schon ein voller Erfolg war. Auch in Deutschland hörten viele Radiohörer zu, viele haben die Produktion in bester Erinnerung. Nun ist die Serie erstmals käuflich erhältlich, in seiner Reihe von Wiederveröffentlichungen alter Radiohörspiele hat Pidax-Film den Science Fiction-Grusel-Krimi auf MP3-CD gepresst und auf den Markt gebracht. Natürlich ist die Führung der Handlung eine ganz andere als heutzutage, die einzelnen Szenen sind deutlich länger, was sich dann auch in der Laufzeit niederschlägt. Jedoch muss man dazu sagen, dass man schon nach kurzer Zeit in die Handlung einsteigt, das Verschwinden des Professors geschieht schon nach einigen Minuten und ist ein interessanter Ausgangspunkt für die Geschichte. Die weitere Entwicklung geht recht langsam vonstatten, und einige langwierige Passagen haben sich dabei schon eingeschlichen. Die Charaktere werden ausführlich vorgestellt und von verschiedenen Seiten beleuchtet, haben aber nicht alle das Potenzial, den Hörer zu fesseln. Die Idee hinter der Geschichte ist eine sehr gute und sorgt für einige gelungene Entwicklungen, kann aber den Spannungsbogen nicht über die lange Laufzeit tragen und hat ein seltsam überraschendes Ende, das wie abgeschnitten wirkt und dem Hörer viel Platz für eigene Interpretationen lässt. Durchaus hörenswert für Hörspielnostalgiker, ansonsten ist diese Veröffentlichung doch etwas zäh geraten.
Die Sprecher sind sehr gut gewählt und hinterlassen allesamt einen positiven Eindruck. Der Bekannteste unter ihnen dürfte von Horst Tappert sein, der als Dr. Andrew Gauge sein Können präsentieren kann und unterschiedliche, aber stets glaubwürdige Dialoge zum Besten gibt. Der Ermittler bekommt durch ihn Farbe und Ausdruck. Heinz Schimmelpfennig spricht Inspektor Adams, auch er kann mit standfester Stimme und gekonnter Betonung punkten. Marlies Schönau hat als Helen Lomax eine etwas größere Nebenrolle, die sie mit ihrem angenehmen Klang gut auskleidet. Weitere Sprecher sind Albert C. Weiland, Peter Lühr und Nora Minor.
Anfangs erklingt eine beschwingte und passende Melodie, während der Handlung sind aber kaum musikalische Einlagen zu verzeichnen. Dafür werden die Dialoge ab und an von Geräuschen unterstützt, die die aktuellen Ereignisse glaubwürdiger macht. Diese klingen durchaus realistisch und sind in die Handlung gut eingefügt, hätten für meinen Geschmack aber durchaus reichhaltiger ausfallen können.
Auf dem Titelbild lässt sich erst einmal nicht viel erkennen, was das Konstrukt aus verschiedenen Formen mit dem prägnanten Dreieck in der Mitte einem sagen soll erschließt sich nicht so gleich. Wirklich ansprechend ist es nicht gelungen, zu konfus wirkt das Ganze – ein Eindruck, der durch die zahlreichen und überfrachtet wirkenden Schriftzüge noch deutlich verstärkt wird.
Fazit: Die Grundidee vermag überzeugen, bei der Umsetzung sind neben den hervorragenden Sprechern leider auch einige Längen und ein überhastetes Ende zu verzeichnen.
VÖ: 19.April 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158192613
Die letzte Visite
Erster Eindruck: Es bleibt nicht bei einem Mord…
Der junge Röntgenarzt Dr. Johannes Bold tritt eine neue Stelle in einem abgelegenen und recht kleinen Sanatorium außerhalb der Stadt an. Schnell lebt er sich ein und schließt guten Kontakt zu den anderen Mitarbeitern – nur mit der kratzbürstigen Oberschwester Anna hat er so seine Probleme. Eines Nachts fällt plötzlich das Wasser aus, und als Bold nach dem Rechten sehen will, findet er Anna tot auf. War es Mord oder nur ein schrecklicher Unfall?
Früher waren Radiohörspiele deutlich weiter verbreitet und populärer als heutzutage, und so kann sich Pidax-Film aus einem reichhaltigen Fundus bedienen, um neuen Stoff für ihre Veröffentlichung zu haben. Auch „Die letzte Visite“, eine Produktion nach einem Roman von Hans Gruhl vom rbb, wurde von ihnen wiederentdeckt und kann als MP3-CD käuflich erworben werden. Natürlich hört man dem Hörspiel an, dass es aus dem Jahr 1969 stammt, schon der Aufbau der Handlung ist gänzlich anders als gewohnt. Mit gefällt diese langsame Erzählweise hier recht gut. So wird der ersten halben Stunde sämtliche Zeit dafür aufgewendet, die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander zu beleuchten, was in interessanten Gesprächen nach der Ankunft von Johannes Bold geschieht. Und so erklärt sich auch, warum die Handlung insgesamt drei Stunden läuft, immer tiefer wird hier in das Geflecht in der abgeschlossenen Welt des Sanatoriums eingedrungen, Theorien aufgestellt und wieder verworfen. Das ist gut erzählt und kann gut unterhalten, auch das Ende kann mit einer schlüssigen und doch überraschenden Auflösung punkten. Mir hat „Die letzte Visite“ wegen seiner ruhigen Ausstrahlung und seines gelungenen Humors sehr gut gefallen.
Martin Hirthe übernimmt als Dr. Johannes Bold einen großen Teil der Handlung. Er ist die Hauptfigur und in sämtlichen Dialogen zu hören, übernimmt aber auch lange Passagen als Erzähler. Er wirkt sehr glaubwürdig in dieser Rolle, kann besonders den Humor des Mannes hervorheben und den Eifer bei der Aufklärung des Mordes aufgreifen. Die wunderbare Gisela Fristch, die auch heute noch als Hörspielsprecherin aktiv ist, spricht hier Krankenschwester Inge und klingt dabei sehr gelöst und sympathisch, kann während der Laufzeit aber auch noch andere Facetten zeigen. Bum Krüger kann den Oberarzt Dr. Bierstein ebenso gekonnt darstellen und bleibt stets glaubhaft in seiner Rolle. Weitere Sprecher sind unter anderem Arnold Marquis, Horst Bollmann und Lu Säuberlich.
Musik ist während des Hörspiels nicht zu hören, nur am Anfang jeder Folge gibt es eine kleine Melodie zur Unterlegung der Radioansage. Die Dialoge stehen so größtenteils für sich allein, denn auch Geräusche sind recht wenig eingesetzt. So wird die Atmosphäre fast ausschließlich von den Sprechern getragen, das Hörspiel hat so eine sehr reduzierte Wirkung auf den Hörer, gerade im Vergleich zu heutigen Produktionen.
Das Sanatorium, das idyllisch im Wald gelegen ist, wird auch auf dem Cover dargestellt. Das alte Anwesen wirkt herrschaftlich und erhaben, warum dies allerdings in einem dunkle Senfgelb eingefärbt sein muss, erschließt sich mit nicht so ganz. Auch die restliche Aufmachung wirkt eher unübersichtlich und konfus. Ein Booklet ist nicht vorhanden, die nötigsten Informationen sind auf einem einfachen Einleger abgedruckt.
Fazit: Ruhig erzählt und völlig actionarm, aber spannend und unterhaltsam – ein Hörspiel, dass man auch heutzutage noch sehr gut hören kann.
VÖ: 1.März 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158192323
Prozessakte Vampir
Erster Eindruck: Krimi statt Mystery
Der zweite Weltkrieg steht kurz vor dem großen Ausbruch, die Stimmung unter der Bevölkerung ist dementsprechend gespannt. Mitten in diesen Wirren stürzt ein Flugzeug ab, in dem auch der Rechtsanwalt Severin Masur saß. Um ein altes Versprechen an seinen Freund einzulösen, macht sich der Privatdetektiv Gilbert Cross auf die Suche nach dessen verschwundenen Familienschmuck – und stößt dabei auf die „Prozessakte Vampir“…
Pidax-Film hat es sich zur Aufgabe gemacht, recht alte Radiohörspiele erstmals auf CD zu veröffentlichen und erlaubt so einen interessanten Blick auf die Vergangenheit des Mediums. Auch die fünfteilige Miniserie „Prozessakte Vampir“ des NDR aus dem Jahre 1955 ist nun auf MP3-CD erhältlich. Anders als der Titel vermuten lässt, handelt es sich hier nicht um eine Grusel- oder Mystery-Geschichte, sondern ist ein lupenreiner Krimi samt Privatdetektiv. Gilbert Cross ist darin auf der Suche nach dem Schmuck seines verstorbenen Freundes, was ihn durch zahlreiche Stationen führt und auf viele unterschiedliche Charaktere treffen lässt. Über die fast 200 Minuten Laufzeit entwickelt sich eine spannende Geschichte, die durch zahlreiche Wendungen und ein wirklich überraschendes Ende immer kurzweilig zu unterhalten weiß. Ebenso interessant ist aber das Einbinden zeitgeschichtlicher Ereignisse, der Anfang des zweiten Weltkriegs bis zu dessen Nachwirkungen, all das wird hier stark mit eingebunden und verleiht viel Atmosphäre, beeinflusst den Verlauf der Handlung. Das ergibt zusammen eine gelungene Mischung, der Aufbau der Geschichte ist gelungen, die verschiedenen Abschnitte bauen gut aufeinander auf. Für Nostalgiker der Hörspielunterhaltung eine schöne Neuveröffentlichung.
Die Sprecher sind gut ausgewählt und vertonen ihre Rollen recht ausdrucksstark. Die wohlklingende Stimme von Heinz Drache steht an vielen Stellen im Vordergrund, er findet eine gekonnte Mischung aus Glaubwürdigkeit und genügend Auffälligkeit. Auch Wolfgang Borchert ist eine gute Wahl, er wirkt oft wie ein Theaterschauspieler und spricht sich charmant durch die Handlung. Karin Hülsmann kann ihre Stimme gleichfalls sanft als auch kraftvoll wirken lassen. Weitere Sprecher sind Kurt Erhardt, Ingrid von Bothmer und Adolf Adler.
Nach einem melodischen Intro zu jeder der fünf Folgen ist in der eigentlichen Handlung keine Musik mehr eingesetzt worden. Das klingt dann ziemlich nüchtern, gerade bei Szenenwechseln oder spannenderen Szenen hätte ich mit ein wenig musikalische Untermalung gewünscht. Auch Geräusche wurden nur sehr sporadisch, sodass die Dialoge für sich allein stehen und so einen recht farblosen Ausdruck bekommen.
Das Titelbild zeigt eine Reihe von Soldaten, die Gewehre erhoben und mit Helmen auf dem Kopf. Deren Silhouetten heben sich gegen den hellen Hintergrund deutlich ab. Dieses gelungene Motiv wird durch zahlreiche Schriftzüge und andere grafische Elemente wie dem herunterlaufenden Blut von der Oberseite gestört und kann so die erwünschte Wirkung nicht entfalten, alles wirkt überfrachtet und unübersichtlich.
Fazit: Dieses Hörspiel aus dem Jahr 1955 kann mit seinem gelungenen Aufbau, einigen spannenden Wendungen und besonders der Atmosphäre des zweiten Weltkrieges überzeugen.
VÖ: 21.Juni 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158193085
Atalanta – Die Jagd von Kalydon
Erster Eindruck: Neuauflage eines Radioklassikers
Kalydon ist auf der langen Reise und trifft auf einen Zentauren, der sofort merkt, dass er kein normaler Mensch ist. Die Begegnung geht nicht gerade friedlich aus, was auch auf die unterschiedliche Religionsansicht liegt. Doch schon kurz darauf kommt er an seinem Ziel an, der sagenhaften Stadt Atalanta. Doch damit beginnt sein Abenteuer erst…
„Atalanta – Die Jagd von Kalydon“ stammt aus dem Jahr 1955 und damit aus einer Zeit, in der das Medium Hörspiel zwar schon einiges an Popularität gewonnen hatte, aber eben aus heutiger Sicht noch in den Kinderschuhen steckte. Einige erinnern sich vielleicht noch an die Produktion des NDR, andere sind neugierig, wie die Geschichten damals erzählt wurden. Deswegen wurde von Pidax-Film im Zuge der Neuveröffentlichung alter Radiohörspielklassiker auch dieser Dreiteiler reanimiert und ist nun erstmals auf MP3-CD erhältlich. Die Geschichte setzt sich fragmentartig aus verschiedenen Elementen zusammen, klassische Hörspielszenen werden durch Anmerkungen und historischen Ereignisse ergänzt. Das wirkt manchmal etwas chaotisch und unorganisiert, wenn man sich aber auf diese Erzählweise einlassen kann, wird man mit einem wirklich lohnenswerten Hörerlebnis belohnt, das Elemente aus der griechischen Mythologie einbringt, aber eher auf vergessene Sagen eingeht als auf das bekannte Zusammenspiel der Götter. Es wird von Menschen berichtet, die durch das Einwirken der Götter oder auch nur ihren Glauben an diese beeinflusst werden. Das alles geschieht in einer märchenhaften Atmosphäre und einer gewählten Sprache. Doch die Zusammensetzung mit den verschiedenen Ebenen hat auch seine Tücken: Nicht immer lässt es sich erkennen, was für die Geschichte wirkliche Relevanz hat und was nur als Randnotiz eingefügt wurde. Zudem kommt so des Öfteren der Erzählfluss ins Stocken, die Entwicklung der Handlung geht recht langsam von statten. Doch es ist nun einmal etwas ganz anderes als das momentan Bekannte und übt auch eine gewisse Faszination aus, sodass gerade für Interessenten der griechischen Mythologie ein sehr hörenswertes, über dreistündiges Erzählwerk geboten wird, das neben Anspruch auch gute Unterhaltung bietet.
Die Sprecher sind sehr gut ausgewählt, wirken an vielen Stellen eher wie Theaterschauspieler und denken sich völlig in ihre Rollen hinein. Einen großen Teil der Handlung wird von Heinz Reincke getragen, der mit seiner ausdrucksstarken Stimme eine starke Präsenz verströmt und die Hauptrolle sehr eindrucksvoll in Szene zu setzen weiß. Elisabeth Flickenschild ist in einer wichtigen weiblichen Rolle zu hören, ihre Stimme klingt markant und vielseitig. Auch Hans Paetsch ist hier zu hören, seine Märchenonkelstimme kommt auch in diesen jungen Jahren schon gut zur Geltung. Weitere Sprecher sind May Eckard, Karl Fleischner und Merlene Riphan.
Musik und Geräusche sind hier eher spärlich eingesetzt, insbesondere wenn man den Vergleich mit heutigen modernen Produktionen zieht. Melodien sind hier kaum eingesetzt, sodass die Dialoge weitestgehend für sich allein wirken und die Sprecher auch für die Erzeugung der passenden Atmosphäre verantwortlich sind. Und auch Geräusche sind nur spärlich eingesetzt, sodass manchmal ein etwas nüchterner Eindruck entsteht.
Hübsch ist das Covermotiv gestaltet. Zu sehen ist eine weitläufige Hügellandschaft, auf der sich Wald und Ebenen abwechseln. Ein einsamer Mann steht auf einer kleinen Erhöhung, einen Speer in der Hand und mit dem Rücken zum Betrachter. Im wolkenverhangenen Himmel ist das Gesicht einer hübschen Frau zu sehen, die einen geheimnisvoll anzulächeln scheint. Ein Motiv, das Mystik und Magie ausstrahlen würde, wäre es nicht von zahlreichen, etwas unübersichtlich angeordneten Schriftsätzen überdeckt worden wäre.
Fazit: Griechische Mythologie wird hier mal auf ganz andere Art und Weise erzählt, mit vielen Kommentaren und Nebenerzählungen. Etwas unübersichtlich, aber spannend und mystisch.
VÖ: 14.Juni 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158193078
Gruseln vor Mitternacht
Erster Eindruck: Sechs Kurzgeschichten zum Schauern
Vor langer Zeit wurde im fernen Indien ein Fluch ausgestoßen, der immer weitere Kreise zog und schließlich im weit entfernten England seine Erfüllung findet. Doch auch mit einem unheimlichen Besucher, der unvermittelt vor der Haustür steht, einem Wanderer, der des Nachts seine Bahnen zieht, einem Gespenst, das eine ganze Burg in Angst und Schrecke versetzt und einer gespensterhaften schwarzen Rikscha muss man hier rechnen…
Vor 55 Jahren (!) wurde vom NDR eine Hörspielreihe für das Radioprogramm geschaffen, die mit kleinen Gruselgeschichten von etwa 20 Minuten Länge seine Hörer unterhalten hat. Diese sechsteilige Serie wurde „Gruseln vor Mitternacht“ getauft und war lange Zeit wie verschüttet – bis das Label Pidax-Film sie nun aus den Archiven geholt hat und auf MP3-CD zum ersten Mal veröffentlicht. Die Geschichten besitzen allesamt einen großen Charme, der aus der Andersartigkeit zu heutigen Produktionen resultiert. Hier wird oft nur ein leichter Grusel angedeutet, eine unheimliche Situation, wie man sie immer wieder erleben könnte. Daraus wird dann ein übernatürlich angehauchter Plot ersonnen, der aber immer eher vage bleibt und viel der Phantasie des Hörers überlässt. Dabei baut sich die Geschichte langsam auf, dringt immer weiter in die meist übernatürliche Situation vor, stärkt die unheimliche Stimmung. Ein wirklich heftiges Finale, wie man es aus modernen Produktionen kennt, kommt hier nicht vor, vielmehr klingen die einzelnen Episoden ruhig aus und hinterlassen ein wohliges Schauern. Schockeffekte, Überraschungsmomente oder Grusel mit dem Vorschlaghammer sucht man hier vergebens, dafür zeichnen sich die sechs Geschichten durch eine ruhige Grundstimmung und interessante Gedankengänge aus. Schön, dass diese kleine Hörspielreihe wieder erhältlich ist, das Reinhören lohnt sich in jedem Fall.
Auch die Sprecher muten für heutige Ohren seltsam an und klingen eher wie Theaterschauspieler. Heinz Piper beispielsweise spricht beispielsweise sehr energisch und neigt ein wenig zur Übertreibung, setzt seine Rolle in der Geschichte „Der Finger des Fakirs“ aber gut um. Auch Georg Eilert kann mit prägnanter Aussprache punkten und bemüht sich hörbar, eine gruselige Stimmung zu erzeugen. Verena Wiet steht in der letzten Geschichte „Die schwarze Rikscha“ im Mittelpunkt, sie kann dabei die Emotionen ihres Charakters treffend umsetzen. Weitere Sprecher sind unter anderem Katharina Schmitt, Hans Lothar und Hans Irle.
Auch die Musik ist typisch für die Hörspiele dieses Jahrzehnts und stattet die Geschichten mit schaurigen Klängen aus, die manchmal fast schon etwas lustig anmuten, im Gegensatz zu den Geschichten wird hier versucht, den Grusel deutlich nach vorne zu stellen. Das ist durchaus mal eine Abwechslung zu den auf Hochglanz produzierten heutigen Hörspielen, auf die Dauer ist diese Art Hörspiel aber recht anstrengend.
Das Cover zeigt ein gerahmtes Bild, das in Sepiatönen eine unheimliche Puppe zeigt. Die Augen geschlossen sitzt sie still da, das maskenhafte Gesicht dem Betrachter zugewandt. Trotz seiner Schlichtheit strahlt dieses Bild tatsächlich etwas sehr Unheimliches aus. Darum ist ein eher unübersichtliches Konstrukt aus einem braun gemusterten Hintergrund und verschiedenen Schriftbannern zu sehen. Hier ist nur ein einfaches Blatt als Cover eingelegt, die Informationen beschränken sich auf das Notwendigste.
Fazit: Sechs kleine Geschichten mit einfachen Ausgangspunkten, die einen leichten Grusel vermitteln und dabei viel der Phantasie des Hörers überlassen. Eine schöne Radiohörspielserie die hier geborgen wurde.
VÖ: 7.Juni 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158193061