Phantastische Geschichten - 19. Joris Geschichte -1-
Phantastische Geschichten – 18. Captor -2-
Phantastische Geschichten - 17. Armageddon
Phantastische Geschichten – 16. Captor -1-
Phantastische Geschichten - 15. Das Schiff -2-
Phantastische Geschichten - 14. Das Schiff -1-
Phantastische Geschichten – 13. Der gestohlene Körper/Unter dem Messer
Phantastische Geschichten – 12. The Hound
Phantastische Geschichten – 11. Dr. Moreau -2-
Phantastische Geschichten – 10. Dr. Moreau -1-
Phantastische Geschichten - 9. Ein Traum von Armageddon
Phantastische Geschichten – 8. From Beyond
Phantastische Geschichten – 7. Der todbringende Stern
Phantastische Geschichten – Unter dem Messer
Phantastische Geschichten - 6. Berge des Wahnsinns 2/2
Phantastische Geschichten - 5. Berge des Wahnsinns 1/2
Phantastische Geschichten - 4. Die Farbe aus dem All
Phantastische Geschichten – 3. Der Unsichtbare -2-
Phantastische Geschichten - 19. Joris Geschichte -1-
Nachdem immer mehr Menschen zu Zombies mutieren und die restliche Bevölkerung bedrohen, bricht die Zivilisation vollkommen zusammen. Serge hat eine kleine Gruppe um sich geschart, die gemeinsam us Überleben kämpfen. Während sie quer durch das Land ziehen, erkennen sie jedoch bald, dass sie auch einen Platz brauchen, an dem sie sicher sind...
"Joris" ist in den "Phantastischen Geschichten" von Oliver Döring eine prägende Episode, die vom Produzenten selbst verfasst wurde. Auch wenn diese recht am Anfang der Serie erschienen ist, scheint sie ihn nicht losgelassen zu haben, denn nun erscheint die Vorgeschichte als Zweiteiler, in der in einer düsteren Dystopie die Menschheit am Abgrund steht. Die Zivilisation, wie wir sie kannten, ist zusammengebrochen, und Chaos regiert die Straßen. Inmitten dieser apokalyptischen Szenerie steht Serge, ein starker Anführer mit einem unerschütterlichen Beschützerinstinkt. Doch während er versucht, seine Gruppe durch die ständigen Bedrohungen zu führen, wird er zunehmend zu einem härteren Charakter. Mitleid und Empathie scheinen ihm zu entgleiten, während er sich den Herausforderungen des Überlebens stellt. Die Handlung ist geprägt von einem ständigen Gefühl der Bedrohung, verschiedene Gruppen kämpfen um Macht und Ressourcen. Serge navigiert durch diese gefährliche Landschaft, wo jede Entscheidung über Leben und Tod entscheiden kann. Die Wendungen sind zahlreich und oft unerwartet, sie zwingen sowohl Serge als auch die Hörenden dazu, ihre Annahmen über Loyalität und Moral zu hinterfragen. Dörings Erzählstil bringt eine eindringliche Atmosphäre in die Geschichte. Die harten, bedrohlichen Szenen sind actiongeladen und fesseln von der ersten Minute an. Doch zwischen den intensiven Momenten gibt es auch humorvolle Einschübe, die dem Geschehen eine unerwartete Leichtigkeit verleihen – eine willkommene Abwechslung inmitten des Schreckens. Ein zentrales Thema der Episode ist die Frage nach dem Umgang der Menschen in Extremsituationen: Was bleibt von unserer Menschlichkeit übrig, wenn das Überleben auf dem Spiel steht?
Peter Flechtner überzeugt in der Rolle des Serge, der trotz seiner rauen Schale einen klaren Kopf bewahrt. Er verleiht Serge eine eindringliche Präsenz, die sowohl Schutz als auch Autorität ausstrahlt. Seine eingängige Sprechweise und die Fähigkeit, sich an verschiedene Stimmungen anzupassen, machen ihn zu einem unverzichtbaren Anker in der Erzählung. An seiner Seite agiert Michael Iwannek als Pierre, dessen Unsicherheit und lebendige Ausdrucksweise eine spannende Dynamik schaffen. Er bringt eine bemerkenswerte Vielseitigkeit in seine Darbietung ein und steigert durch seine intensive Performance die emotionale Spannung des Geschehens. Berenice Weichert verkörpert Dominik, den sanften Gegenpol in dieser männerdominierten Welt. Ihre Stimme strahlt sowohl Empathie als auch Kampfgeist aus, sie bringt strategisches Denken und glaubhafte Gefühlsdarstellungen in ihre Rolle ein. Zusätzlich bereichern Daniel Welbat, Gerrit Schmidt-Foß und Sascha Rotermund das Ensemble.
Oliver Döring hat in dieser Episode ein beeindruckendes akustisches Erlebnis geschaffen, das durch eine sorgfältig gestaltete Geräuschkulisse und passende Musik unterstützt wird. Die Vielfalt der Szenarien, von eisiger Stille bis zu hektischen Momenten, trägt zur Intensität der Handlung bei. Die musikalische Begleitung ist wuchtig, aber nie überwältigend, sodass die Dialoge stets klar verständlich bleiben.
Das Titelbild passt perfekt zu der postapokalyptischen Szenerie, das mit viel Rauch und einer diffusen Szenerie vor dem Sonnenuntergang sehr atmosphärisch wirkt. Die Silhoetten einiger Soldaten heben sich gekonnt davon ab. Wie immer ist das Innere des kleinen Booklets übersichtlich und ansehnlich geraten.
Fazit: Insgesamt gelingt es „Joris Geschichte Teil 1“, eine packende Erzählung zu präsentieren, die sowohl spannende Action als auch tiefgründige Fragen aufwirft. Die harte und unnachgiebige Szenerie sorgt für eine intensive Stimmung, während auch die Figuren sehr gut zur Geltung kommen und immer wieder neue Szenerien geschaffen wurden. Das macht neugierig auf den kommenden Teil.
VÖ: 4. Oktober 2024
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207948
Phantastische Geschichten – 18. Captor -2-
Durch das kürzlich entdeckte Portal wurde der erste Kontakt mit dem außerirdischen Volk hergestellt. Der deutsche Bundeskanzler tritt in die Verhandlungen, um einen Wissensaustausch zu organisieren. Eng an seiner Seite ist sein französischer Kollege. Doch der Druck der Presse und der Bevölkerung steigt, da noch alles unter höchster Geheimhaltungsstufe stattfindet. Und so sucht der Kanzler ausgerechnet den Rat der drogensüchtigen Astrophysikerin Juna…
Mit dem ersten Teil von „Captor“, einer von Oliver Döring selbstgeschriebenen Handlung für seine „Phantastischen Geschichten“, wurden die Zuhörenden lange im Unklaren gelassen, welche Richtung eingeschlagen werden würde. Der Cliffhanger hat zwar einiges aufgeklärt, im zweiten Teil geht es aber ähnlich mysteriös weiter. Viele Absichten bleiben lange unklar, die Position der verschiedenen Charaktere lässt immer wieder neue Fragen aufkommen, was sehr gelungen ist. Hinzu kommt, dass immer wieder kleine Überraschungen eingebaut sind, was die Handlung unterhaltsam werden lässt. Inhaltlich werden verschiedene Aspekte beleuchtet, im Vordergrund stehen aber beispielsweise die Verhandlungen des deutschen und des französischen Staatsüberhaupt, die gemeinsam Strategien entwickeln und sich über neue Ereignisse beraten. Durch die exzentrische Juna kommen aber auch immer wieder sehr humorige Momente auf, die das Geschehen auflockern – auch wegen des perfekten Timings des Schnitts kommt das gut zur Geltung. Und während die Zuhörenden bald denken, dass sie begriffen haben, worum es geht, wenn ihnen durch einen Blick in die nahe Zukunft ein Licht aufgeht und eine ungewöhnliche Szene die Spannung erhöht, merken sie nicht, dass Döring am Ende noch eine sehr besondere Überraschung parat hat, die das bisherige Geschehen in ein gänzlich anderes Licht taucht. Das ist hervorragend gelungen, hat mich vollkommen erwischt und krönt diesen sehr gelungenen Zweiteiler mit einem ungewöhnlichen Ende.
Florian Clyde ist einer der Hauptsprecher dieser Episode und sorgt für einen sehr intensiven Ausdruck seiner Figur. Er unterstreicht die geheimnisvollen Teile der Handlung, kann aber auch energischer klingen und die humorvollen Aspekte betonen. Gerrit Schmidt-Foß überzeugt mit einer weiteren Facette seiner Stimme, passt sich wunderbar an das Science Fiction-Ambiente an und hat hörbaren Spaß an den Aufnahmen. Auch Jan Makimo fügt der Episode eine überzeugende Figur hinzu, die er mit eingängiger Sprechweise und überzeugendem Timing umsetzt. Auch Frank Schaff, Frank Röth und Melanie Isakowitz sind zu hören.
Oliver Döring zieht auch für diese Episode alle Register und sorgt in jeder einzelnen Szene für eine sehr stimmige und intensive Kulisse. Dabei ist auch Musik im Einsatz, die die Dynamik der Handlung aufgreift und dabei die Wirkung verstärkt. Die Geräuschkulisse ist aber ebenfalls sehr ausgefeilt und präsentiert ganz unterschiedliche Szenarien, sodass die Dialoge lebendig und vielseitig wirken.
Das Titelbild der Episode hat einen futuristischen Ausdruck, der mit seinen dunklen Blau- und Violetttönen zudem die mystischen Aspekte der Geschichte aufgreift – auch die geschlossenen Augen des Frauengesichts tragen dazu bei. Im Inneren werden die Mitwirkenden aufgelistet, wobei nur ein eher kleiner Teil der Stimmen auch ihren Rollen zugeordnet wird.
Fazit: Der zweite und damit letzte Teil von Captor hat es noch einmal in sich. Zunächst wird wieder eine rätselhafte Stimmung mit vielen offenen Fragen aufgebaut, wobei politische, gesellschaftliche und persönliche Entwicklungen für einen flüssigen Verlauf sorgen. Als dann halbwegs klar ist, was hinter allem steckt, hat sich Döring eine ebenso unerwartete wie clevere Wendung eingebaut, was die Handlung gelungen abschließt. Schön, dass dabei der Humor nicht zu kurz kommt.
VÖ: 21. Juli 2023
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207856
Phantastische Geschichten - 17. Armageddon
Der Mann mit dem blassen Gesicht fällt einem Zugreisenden sofort auf. Als dieser sich dann auch noch ins gleiche Abteil setzt und beide über das gerade gelesene Buch ins Gespräch kommen, offenbart sich jedoch Unvorhergesehenes. Denn in dem Buch des Zugreisenden geht es um Traumdeutung – und sein Gegenüber hat in letzter Zeit fürchterliche Albträume von der untergehenden Welt…
In seinen „Phantastischen Geschichten“ hat Oliver Döring den Geschichten des Autors H.G. Wells bereits eine ganze Staffel gewidmet, in denen er die Vorlagen in die heutige Zeit transportiert hat. Auch „Ein Traum von Armageddon“ hat er dabei mit einigen wesentlichen Änderungen umgesetzt, nun aber eine zweite Version des Klassikers vertont: Deutlich näher am Original in einer Neuübersetzung und als inszeniertes Hörbuch umgesetzt. Die Intensität der Geschichte kommt dabei sehr gut zur Geltung, schon der Beginn um die zufällige Begegnung des namenlosen Zugreisenden, der auch als Erzähler fungiert, und den blassen, geheimnisvollen Träumer sorgt für eine geheimnisvolle Stimmung. Die anfänglichen Berichte um die schrecklichen Visionen sorgen schnell für eine düstere und bedrohliche Szenerie, die sich immer weiter ausbaut. Die Träume werden immer intensiver beschrieben, bekommen mehr Facetten, beschreiben immer heftigere Szenarien. Wie das Ganze in die Zugfahrt eingebettet ist und die Zuhörenden so immer wieder kurz aus der Erzählung herausgerissen werden, ist hervorragend umgesetzt. Auch als Lesung entsteht so ein intensives Hörerlebnis mit einem düster-faszinierenden Verlauf.
Als Sprecher der Geschichte wurde Hans-Georg Panczak ausgewählt, der bereits in der Hörspielumsetzung mitgewirkt hat. Auch hier spricht er die Geschichte äußerst intensiv und markant, sodass der Schrecken des Weltuntergangsszenarios sehr gut zur Geltung kommt. Mir gefällt aber ebenso, wie er die sprechenden Figuren charakterisiert, ihren Emotionen Ausdruck verleiht und ihnen eine eigene Sprechweise gibt, ohne seine Stimme zu sehr zu verstellen oder künstlich zu wirken. Wie er sich gegen Ende immer weiter steigert, ist eine herausragende Leistung.
Oliver Döring hat auch für diese Lesung eine lebendige und intensive Geräuschkulisse geschaffen, die die Wirkung der Handlung gekonnt unterstützt. So ist beispielsweise in der Rahmenhandlung mit dem stetigen Rattern der Eisenbahn unterlegt, die Szenen aus den Träumen sind aber mit viel Wucht und den typisch intensiven Sounds der Serie unterlegt. Das wirkt sehr stimmig und intensiv.
Natürlich wurde für diese Produktion ein eigenes Titelbild geschaffen, welches mit seinen erdigen Sepia-Farbtönen die ältere Szenerie wiedergibt. So ist eine sehr deutliche Unterscheidung zu dem futuristischen Cover der Hörspielversion entstanden. Zu sehen ist eine halb zerstörte Stadt, durch die wenige Menschen und viel Rauch zieht. Helikopter kreisen über die Szenerie, was eine militärische Komponente einbringt.
Fazit: Auch als Lesung ist „Armageddon“ eine sehr hörenswerte Produktion geworden. Wie sich das Szenario hier langsam aufbaut, aber auch die Beziehung des Erzählers und des Träumers beleuchtet wird, ist sehr gelungen. Immer intensiver wird die Handlung mit der Zeit, sodass ein packendes und sehr unheilvolles Finale entsteht. Hans-Georg Panczak ist als Sprecher hervorragend, wobei er durch die gelungene Inszenierung unterstützt wird.
VÖ: 7. Juli 2023
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207849
Phantastische Geschichten – 16. Captor -1-
Mitten in einem Wohngebiet ereignet sich an einem scheinbar normalen Tag eine Katastrophe: Die Erde bricht auf und hinterlässt einen riesigen Spalt, reißt ein Haus entzwei. Die Familie kann zwar mit knapper Not unverletzt entkommen, doch die Frage bleibt: Was ist die Ursache des Risses? Ein gewöhnliches Erdbeben kann ausgeschlossen werden, sodass ein militärisches Kommando die Untersuchungen beginnt – und schnell erstaunliches herausfindet…
In seinen „Phantastischen Geschichten“ tobt Hörspielmacher Oliver Döring sich gern aus – neben Adaptionen bekannter Werke aus Horror, Mystery oder Science-Fiction sind auch selbstgeschriebene Geschichten aus diesen Genres erschienen. „Captor“ ist eine davon und als Zweiteiler angelegt. Mir gefällt der Auftakt dabei ausnehmend gut: Da auch der Klappentext nur wenig verrät, haben die Zuhörenden lange Zeit keine rechte Ahnung, in welche Richtung sich das alles entwickeln wird. Es ist sogar einige Zeit nicht klar, wer denn nun die Hauptfiguren sind und welcher Erzählfaden aufgenommen wird – sehr gelungen, zumal so gleich mehrere Wendungen früh für Abwechslung sorgen. Als dann nach einigen Szenenwechseln die Bahnen der Handlung einstellen, hat man nicht mehr Informationen als die Protagonisten, ist ebenso ratlos und versucht, die Puzzlesteine mit ihnen zusammenzusetzen. Dabei kommt irgendwann ein Verdacht auf, der dann konsequent weiterverfolgt wird und auf verschiedenen Ebenen weitergesponnen wird. Das ist durchaus komplex, wegen der kompakten Erzählstruktur aber jederzeit gut nachvollziehbar. Toll, wie sich alles auf ein Ziel konzentriert und sich dann in einem packenden Finale des ersten Teils entlädt, das mehr Fragen eröffnet als abschließt. Neben der fesselnden Handlung sind aber auch die Figuren und der eingebaute Humor sehr gelungen, ich musste mehrfach herzhaft schmunzeln und habe es genossen, die so gegensätzlichen Figuren in einer Szene zuzuhören. Ein sehr gelungener Auftakt, der viel Lust auf den – sicherlich ganz anders gelagerten – zweiten Teil macht.
Amelie Plaas-Link ist in der Rolle der Juna absolut fantastisch und portraitiert die rotzige, impulsive und exzentrische Wissenschaftlerin auf gleichsam sympathische wie nervtötende Art – eine sehr gelungene Balance, die sicherlich nicht jeder so gut hinbekommen würde. Frank Röth ist als Freddy da schon um einiges gesetzter, charakterisiert seine Rolle aber ebenfalls eingängig und glaubhaft. Trotz seiner ernsten und ausgeglichenen Art zeichnet auch er den Spannungsbogen der Episode nach. Daniel Welbat hat mir in seiner Rolle ebenfalls äußerst gut gefallen, seine energische Sprechweise und die Art, wie er sich an die verschiedenen Situationen anpasst, sorgen für eine dynamisch wirkende Figur. Auch Gerrit Schmidt-Foß, Rene Dawn-Claude und Matthias Klie sind zu hören.
Die Situationen, die das Hörspiel beinhaltet, sind sehr unterschiedlich – und das spiegelt sich auch in der akustischen Gestaltung wider. Die Geräuschkulisse ist sehr abwechslungsreich und sorgt für einen lebendigen Ausdruck, von eisiger Stille über hektische Ausrufe bei einer Massenpanik bis hin zu traumartigen Sequenzen: Alles hat seinen eigenen Stil. Verbindendes Element ist die Musik, die der Wuchtigkeit der Handlung angemessen imposant ist, ohne die Handlung zu überdecken.
Ein einzelner Mann seilt sich in eine weiträumige Höhle ab, die lediglich von ein wenig Tageslicht aus einem Schacht und seine Stirnlampe schummrig beleuchtet wird – ein sehr ansehnliches Titelbild. Mir gefällt das Spiel von Licht und Dunkelheit, aber insbesondere auch, dass auch hier noch keine Spoiler auf die Handlung gegeben werden.
Fazit: „Captor“ überzeugt durch seine Vielseitigkeit, da verschiedene Aspekte ein und desselben Vorfalls geschildert werden – beispielsweise auf wissenschaftlicher, medialer und politischer Ebene. Dadurch entsteht eine sehr markante Stimmung und eine Spannung, die durch ein großes Rätsel um den Vorfall aufgebaut wird. Ein sehr hörenswerter erster Teil, der viel Lust auf die Fortsetzung macht.
VÖ: 14. April 2023
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207818
Phantastische Geschichten - 15 Das Schiff -2-
Core, Cosma und Rawhaben längst gemerkt, dass auf dem verlassenen Raumschiff eine unheimliche Macht Ihr Unwesen treibt – die Warnungen des unabhängigen Bordcomputers Sarah beunruhigen sie aber noch weiter. Als sie weiter in das Innere des Schiffs vordringen, um einen Ausweg aus ihrer prekären Lage zu finden, offenbart sich aber erst der volle Schrecken…
„Das Geisterschiff“ von Wilhelm Hauff in die Zukunft in eine Science Fiction-Szenerie zu versetzen – das klingt schon stark nach den „Phantastischen Geschichten“ von Oliver Döring. Er hat aus dieser Idee gleich einen Zweiteiler namens „Das Schiff“ produziert, sodass die Zuhörenden mit dieser CD direkt in die Szenerie eintauchen können. Und das macht sich Döring auch zunutze und setzt gleich zu Anfang einen ziemlich unheimlichen und gruseligen Höhepunkt, der auch akustisch sehr intensiv umgesetzt ist – ein wahres Schreckensszenario, welches für einen furiosen Start sorgt. Doch wer bereist Hörspiele des bekannten Produzenten kennt, weiß, dass er sein Pulver nicht gleich verschießt, und so gibt es auch hier eine immer dichtere Atmosphäre. Die Hauptfiguren werden vor einige neue Herausforderungen gestellt, die immer heftiger werden, und ergründen die Hintergründe des verlassenen Raumschiffs. Die Grundidee von Wilhelm Hauff schimmert dabei immer wieder durch und verleiht der futuristischen Szenerie eine besondere Würze, dennoch ist auch eine ganz eigene Geschichte entstanden, die mit neuen Überraschungen für Wendungen sorgt. Hervorragend ist auch, wie die Düsternis des Hörspiels sehr intensiv geraten ist und sehr eindringlich wirkt – auch im Vergleich zu anderen Episoden dieser sowieso schon hervorragenden Serie.
Michel Iwannek spricht die Rolle des Raw mit (passend zum Namen) rauer und markanter Stimme, mit der er die harte Schale der Figur betont und die actionreichen Szenen besonders gelungen betont, aber auch in den ruhigeren Momenten mit einer glaubhaften Betonung überzeugt. Tim Knauer spricht die Rolle des Raider sehr markant und passt sich gekonnt an die unheimliche Szenerie an, die er geschickt vertieft. Dabei zeigt er, wie vielseitig seine Stimme klingen kann, da er noch einmal ganz andere Facetten mit einbringt. Auch Uwe Büschken macht seine Sache sehr überzeugend, mit eindringlichem Klang und gelungenen Spielarten setzt er seine Stimme gekonnt ein, um dem Hörspiel eine eigene Note zu verleihen. Weitere Sprecher sind Esther Barth, Bernd Egger und Wolfgang Pampel.
Auch bei der akustischen Gestaltung des Hörspiels hat sich Oliver Döring keinesfalls lumpen lassen und fährt wieder die ganz großen Geschütze auf – sowohl was die musikalische Begleitung angeht als auch die eingebauten Melodien. Hier geht es wuchtig zu, aber nie erschlagend: Die Dialoge sind immer klar verständlich, in den spannenden oder actionreichen Szenen ist klar, was gerade passiert. Faszinierend, wie alles wunderbar ineinandergreift.
Das Titelbild ist in diffuses Licht getaucht. Man erkennt zwar, dass es sich um den Blick in das Innere des verlassenen Raumschiffs handelt und einer der Hauptcharaktere versucht, darin etwas zu erspähen. Der Schrecken offenbart sich hier aber noch nicht und hinterlässt so eine mysteriöse Stimmung. Im Inneren sind die üblichen Angaben zu finden, aber auch weitere Illustrationen mit Science Fiction-Thematik.
Fazit: Der zweite Teil von „Das Schiff“ legt von Anfang an mit einer schreckensvollen, düsteren und sehr dichten Szenerie los, verliert aber zu keinem Zeitpunkt an Tempo oder Druck. Hier wird aus vollen Rohren geschossen, dennoch wirkt es nie „zu viel“, sondern trifft genau die richtige Mischung. Toll, wie die Verneigung vor dem Original immer durchschimmert, aber dennoch eine ganz eigene Szenerie geschaffen wurde.
VÖ: 13. Januar 2023
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207788
Phantastische Geschichten – Das Schiff -1-
Core, Cosma und Raw sind ein eingespieltes Team und haben bereits einige brenzlige Situationen gemeinsam bestanden. Doch der Angriff eines Verbrechersyndikats zwingt sie zu einem unkontrollierten Raumsprung, bei dem sie in einem unbekannten Sektor landen. Als sie auf ein riesiges Raumschiff stoßen, hoffen sie auf ihre Rettung. An Bord ist es jedoch ganz anders, als sie es sich erhofft hatten…
Oliver Döring hat in seinen „Phantastischen Geschichten“ ja schon für einige Überraschungen gesorgt, indem er klassische Gruselgeschichten in die heutige Zeit mit der entsprechenden Technik versetzt. In „Das Schiff“ geht er nun sogar noch einen Schritt weiter und versetzt das Gruselmärchen „Das Gespensterschiff“ von Willhelm Hauff in eine weit entfernte Zukunft und ein Science Fiction-Ambiente. Dabei hat er viele Ideen eingebracht und erweitert die Handlung, sodass gleich ein Zweiteiler dabei herausgekommen ist. So ist zu Anfang auch Zeit, die Charaktere und ihre Konstellation ausführlich vorzustellen und nebenbei noch eine wilde Raumschlacht zu inszenieren, die mit viel Actionaufgeladen ist. Hier kommt klassisches Science Fiction-Flair herüber, doch mit der Ankunft am Rand der Galaxis und der Entdeckung des Raumschiffs kommen erst Mystery- und später noch Gruselaspekte hinzu. Das sorgt für eine sehr gelungene Konstellation und eine dichte Stimmung, zumal die Spannung immer weiter ansteigt. Die drei Hauptfiguren geraten in immer neue Situationen, müssen sich trennen, finden wieder zusammen und begegnen erstaunlichen Wesen. Die Vorlage schimmert dabei deutlich durch, der grobe Handlungsverlauf ist erkennbar, doch es gibt auch neue und mehr Wendungen. Gepaart mit dem intensiv dargestellten Setting ist eine sehr hörenswerte Produktion entstanden, die natürlich in einem gelungenen Cliffhanger endet.
Peter Flechtner ist in der Rolle des Core zu hören, dem er eine sehr markante Aura verleiht und mit einer großen Portion Coolness ausstattet. Mir gefällt, wie eingängig er jede einzelne Szene darstellt und viel Druck in seine Stimme legt. Marie Bierstedt legt ihre sonst so klare Stimme auch mal ganz anders an, klingt rau, hartgesotten und durchsetzungsstark, wobei sie auch viel Varianz präsentiert und in den besonders packenden Momenten noch einmal zulegt. Esra Meral bringt als Sarah noch eine gewisse Portion Humor mit ein, ihre Figur bekommt dadurch eine sehr gelungene Ausstrahlung und lockert die sonst so düstere Stimmung immer wieder gekonnt auf. Auch Michael Iwannek, Tim Knauer und Uwe Büschken sind zu hören.
Dass Oliver Döring in seinen Produktionen eher klotz statt kleckert, dürfte allen klar sein, die schon mal eines seiner Hörspiele gehört haben. Hier hat er sich mit der Science Fiction-Thematik natürlich auch ein Feld geschaffen, bei dem er sich da vollkommen austoben kann, bei dem es auch mal richtig knallen darf und bei dem auch die Musik sehr dynamisch und ausdrucksstark wirkt. Dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass er überzieht, alles ist seinem Platz und erfüllt die gewünschte Wirkung, ohne von der Handlung oder den Charakteren abzulenken.
Zahlreiche Explosionen erschüttern das Raumschiff, das durch einen kleineren Kreuzer beschossen wird. Helle Lichtblitze bringen dabei einen gelungenen Kontrast zum dunklen Weltraumhintergrund, den Sternennebel und den hab beleuchteten Planeten – ein ansehnliches Cover. Das Innere ist wie immer sehr schlicht gehalten, insbesondere da nur sechs der vielen Stimmen auch ihren Rollen zugeordnet sind.
Fazit: Der Transport von „Das Gespensterschiff“ in eine Science Fiction-Szenerie ist Oliver Döring äußerst gut gelungen – nicht nur, weil das mit dem Gruselaspekt der Handlung so gut zusammenpasst, sondern weil er auch zahlreiche neue Wendungen eingebaut hat, die überraschend wirken. Dennoch ist die Liebe zum Original immer zu spüren. Auch die Charakterkonstellation gefällt mir sehr, sodass ein spannender und aufregender erster Teil entstanden ist.
VÖ: 25. November 2022
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207771
Phantastische Geschichten – 13. Der gestohlene Körper/Unter dem Messer
Eine anstehende Operation macht Hoyt eine Menge Sorgen, und das, obwohl es sich eigentlich um einen Routineeingriff handelt. Dennoch ist er davon überzeugt, die Behandlung nicht zu überleben. Seinen letzten Tag kann er kaum abwarten… („Unter dem Messer“)
Elaine Edwards, eine engagierte Wissenschaftlerin, experimentiert trotz Widerstand ihrer Kollegen mit Nahtoderfahrungen in einem Floating Tank, mit denen sie außerkörperliche Wahrnehmungen beweisen will. Doch der Versuch scheint außer Kontrolle zu geraten… („Der gestohlene Körper“)
Gleich zwei Geschichten sind auf der letzten Episode der zweiten Staffel der „Phantastischen Geschichten“ von Oliver Döring zu hören, wobei der Start mit „Unter dem Messer“ bereits als Download zum Start der Staffel erhältlich war.
Die Vorlage stammt von H.G. Wells, anders als sonst steht aber keine dynamische Handlung mit immer neuen Voraussetzungen an, sondern ist sehr monologisch und dreht sich in der ersten Hälfte um die Gewissheit zu sterben und damit verbundene Hoffnungslosigkeit, mit einigen philosophischen Gedanken: Was machst du mit dem Rest deiner Zeit, wenn der Sinn fehlt und sich nichts mehr lohnt? Das ist packend und dicht geraten, wobei auch dem Hörer klar ist, dass der Tod Hoyts unausweichlich ist, die Introszene lässt da keine Vermutung offen. Nach seinem Tod geht es mit einer sehr interessanten Episode mit seinem Nachtoderlebnis weiter, die sehr ungewöhnliche Gedankengänge zulässt, versucht den Tod begreiflich zu machen und lässt die Erde und das Leben aus einer ganz anderen Perspektive erleben. Beide Teile der kurzen Handlung gefallen mir gut, sind aber auch sehr still erzählt und bieten kein Hörspiel nach klassischer Idee – besonders im Vergleich zu anderen Produktionen von Döring. Und am Ende gibt es dann noch einen kleinen Dreh, eine sinnstiftende Idee, die so typisch für die Geschichten von Wells ist.
Danach geht es mit „Der gestohlene Körper“ mit einer ähnlichen Ästhetik weiter. Denn gleich zu Beginn erinnert sich die Wissenschaftlerin Elaine Edwards an den Tod ihres Vaters und einer ungewöhnlichen Begebenheit weiter. Und auch danach geht es um die Frage nach dem Leben nach dem Tod, wenn hier auch gewollt und mit wissenschaftlicher Komponente. Die Erzählweise ist deutlich lebendiger und dialoglastiger, aber auch sehr abwechslungsreich, da eine deutliche Wandlung von Elaine für einen krassen Umschwung sorgt. Es wird gewalttätig, obszön, aber auch geheimnisvoll. Lange ist nicht klar, was die Hintergründe der Geschichte sind, sodass es einige überraschende Wendungen gibt. Der Transport der Handlung in die heutige Zeit ist wieder sehr überzeugend gelungen und sorgt für zusätzlichen Druck – sehr gelungen!
Norman Matt übernimmt in „Unter dem Messer“ die langen, monologisch aufgebauten Erzähltexte mit viel Ausdruck in der Stimme, die von bitterer Enttäuschung, sanftem Erstaunen bis hin zu überwältigender Erkenntnis reicht. Sehr fein fügt er Facetten hinzu und baut somit einen gelungenen Bogen durch das Hörspiel auf. Rubina Nath ist als Elaine ebenfalls sehr überzeugend, ihre drängende Stimme setzt sie sehr dynamisch ein und sorgt so für sehr ausdrucksstarke Szenen, die die steigende Intensität des Hörspiels unterstreichen. Ihr Bruder und Kollege Maurice wird von Philipp Schepmann gesprochen, der ebenfalls eine sehr saubere und ausdrucksstarke Leistung abliefert. Weitere Sprecher sind Jaron Löwenberg, Frank Röth und Gordon Piedesack.
Der Soundtrack der beiden Episoden ist wie immer kinoreif und zeichnet die verschiedenen Stimmungen der beiden Hörspiele sehr gekonnt nach. Von den leisen, mystisch-sphärischen Hintergrundklängen von „Unter dem Messer“ bis hin zu einigen heftigen, actionreichen Szenen in „Der gestohlene Körper“ ist alles sehr dicht und abwechslungsreich umgesetzt – mal wieder hervorragend!
Bei der Covergestaltung hat man sich viel Mühe gegeben – für beide Hörspiele gibt es ein eigenständiges Titelbild. Die in violette Energie fallende Frau, eine durchscheinende Gestalt inmitten einer Sternengalaxie: Beides ist sehr treffend umgesetzt. Dazu gibt es Wendecover (übrigens auch für das Backcover) und voneinander getrennte Sprecherangaben.
Fazit: Diese CD zeigt mal wieder die Vielfalt von Produzent Oliver Döring, aber auch von Autor H.G. Wells, der ein ähnliches Thema auf ganz unterschiedliche Weise umsetzt. Ruhig, philosophisch, in sich gekehrt auf der einen Seite. Spannend, gewalttätig und überraschend auf der anderen Seite. Beides gefällt mir sehr gut und sorgt für eine sehr hörenswerte Episode der Reihe.
VÖ: 14. April 2022
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207757
Phantastische Geschichten – 12. The Hound
Die beiden Studenten Robert und John sind fasziniert von alten Schriften über Okkultismus und Dämonologie, bald schon wird die Sammelleidenschaft von abartigen Gegenständen immer größer – soweit, dass sie die Köpfe aus Gräbern von Mördern entfernen und sich ein eigenes Museum einrichten. Ihr nächstes Ziel ist das Grab eines holländischen Okkultisten, doch seine Leiche wurde an einem anderen Ort begraben – und die Suche danach scheint fast unmöglich…
Mit „The Hound“ hat Oliver Döring eine der düstersten Geschichten von H.P. Lovecraft für seine „Phantastischen Geschichten“ umgesetzt, die in der zweiten Staffel der Reihe aus in sich abgeschlossenen Grusel- und Horrorgeschichten besteht. Oft hat der langjährige Erfolgsproduzent den Vorlagen einen neuen Kniff verliehen, indem er diese in die heutige Zeit versetzt, dies steht in dieser Produktion jedoch zumindest anfangs nicht im Vordergrund – erst später kommen Bolzenschneider, die Benutzung von Handys oder eine moderne Sprache auf. Döring konzentriert sich zunächst vollkommen auf die morbide und düstere Szenerie der Handlung, was schon in den ersten Momenten sehr gut zur Geltung kommt – und dass, obwohl hier vor allem in einem Monolog erzählt wird. Auch später gibt es viele Erzähltexte, was Spannung, Dynamik und Atmosphäre jedoch keinesfalls behindert. Im Gegenteil: Die Handlung wirkt sehr dicht und packend, die Szenerie spitzt sich immer weiter zu. Gut gefällt mir auch der Kniff, dass stellenweise direkt zum Hörer gesprochen wird, sodass man noch stärker in die Handlung involviert wird. Und so wird das Schreckensszenario um „The Hound“ sehr intensiv, makaber und unheimlich erzählt, mit gelungenen Schreckmomenten versehen und in einigen Details anders erzählt als in der Vorlage – und dann eben auch eindeutig in die heutige Zeit versetzt. Sehr gelungen!
Dennis Schmidt-Foß zeigt hier einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit und verstärkt die unheimliche Szenerie mit Panik, Wut, Angst und anderen sehr glaubhaften Emotionen, was die Dynamik der Handlung unterstreicht. Sascha Rotermund ist als zweite Hauptrolle John ebenso bestechend, auch er überzeugt mit einem vielfältigen Ausdruck und vielen intensiven Momenten. Asad Schwarz passt als Angel hervorragend in die düstere Szenerie der Serie und setzt mit seiner tiefen Stimme sehr gekonnte Akzente. Weitere Sprecher sind Richard Gonlag, Torsten Michaelis und Marie Bierstedt.
Der Anfang des Hörspiels wirkt sehr klassisch umgesetzt und sorgt für eine mysteriöse, etwas altertümlich anmutende Atmosphäre mit viel klassischer Musik, der Wandel zu der modernen Zeit vollzieht sich später nicht nur durch entsprechende Musik und Handyklingeln, sondern auch durch dräuende Klänge und perfekt inszenierte Effekte, was beeindruckend und sehr intensiv wirkt.
Das Titelbild greift die düstere Stimmung des Hörspiels perfekt auf, vor dunkelgrauem Hintergrund ist ein riesiger, schwarzer Hund zu sehen, der dem Betrachter entgegenblickt und als besonderem Effekt einen monströsen Totenschädel trägt – sehr gelungen, zumal der Schriftzug besonders gut dazu passt. Das Innere ist wie immer eher schlicht aufbereitet, ist aber übersichtlich gestaltet.
Fazit: Zunächst mutet die Atmosphäre von „The Hound“ noch klassisch-zeitlos an, erst später schwenkt die Szenerie deutlicher in die moderne Zeit. Die Handlung verliert dadurch nichts von ihrem Schrecken oder ihrer Intensität, sondern wird um einige gelungene Elemente ergänzt. Eine düstere, morbide und faszinierende Geschichte, die mir mit dem zusätzlichen Twist sehr gut gefallen hat.
VÖ: 17. Dezember 2021
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207740
Phantastische Geschichten – 11. Dr. Moreau -2-
Edward Prendrick erkundet in Begleitung von M’ling weiter die Insel des Dr. Moreau und kommt zum ersten Mal in der Siedlung der Tiermenschen an, in der ihm die Folgen der schrecklichen Experimente zum ersten Mal vollkommen bewusstwerden. Nachdem die Wesen Edward ihre Gesetzestreue unter Beweis gestellt haben, taucht jedoch Moreau auf und Edward bekommt eine Kostprobe davon, wie der Wissenschaftler seine Geschöpfe unter Kontrolle hält…
Mit „Dr. Moreau“ hat Oliver Döring einen weiteren Klassiker aus der Feder von H.G. Wells umgesetzt, wobei der zweite Teil der Dilogie mit 75 Minuten noch ausführlicher geraten ist. Nachdem zunächst ein kurzer Rückblick auf die bisherigen Ereignisse geworfen wird und die wichtigsten Stichpunkte in einem kurzen Dialog für einen leichten Wiedereinstieg sorgen, wird danach zunächst die unheimliche, dichte Stimmung auf der Insel von Dr. Moreau weiter ausgeführt – und der Hörer ist so schnell mittendrin im Geschehen und erlebt aus der Sicht von Edward Prendrick den ganzen Schrecken. Dabei geht dieser nicht nur von den Tierwesen aus, sondern eben auch von Dr. Moreau und seiner Herrschaft. Doch damit gibt sich die Handlung immer noch nicht zufrieden und steigert sich zu einem schrecklichen Szenario, welches zudem hervorragend umgesetzt ist und auf einen packenden Höhepunkt zusteuert, der die unheimlichen Aspekte noch weiter herauskehrt. Erstaunlich ist, dass danach keineswegs schnell zu einem Ende gesteuert wird, sondern noch eine weitere Episode auf der Insel geschildert wird und Edward unter völlig anderen Bedingungen lebt und handelt. Dass trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen der Spannungsbogen nie abreißt und immer neue philosophische und moralische Fragen eingebaut sind, ist beachtlich und führt zu einem wahrlich packenden und sehr zu empfehlenden Hörspiel.
Helmut Gauß ist in der Rolle des Dr. Moreau noch markanter, kälter und herrischer als in der ersten Episode, er schafft dabei eine markante Figur mit dynamischer Stimmlage, sodass er die verschiedenen Dialoge sehr eindringlich umsetzt. Michael Che Koch ist als M’ling ebenfalls extrem überzeugend, er schafft eine perfekte Balance aus tierischen Lauten und menschlicher Sprache, lässt das Mischwesen guttural und düster klingen, was einen sehr unheimlichen Eindruck hinterlässt. Auch Thomas Nero Wolff bringt die düsteren Momente als Korroh sehr gut zur Geltung und schafft eine einzigartige Figur, die eine sehr starke Ausstrahlung besitzt. Weitere Sprecher sind Hans-Georg Panzcak, Yvonne Greitzke und Marie Bierstedt.
Auch bei diesem Hörspiel hat Oliver Döring gemeinsam mit seinem Team eine hervorragende atmosphärische Gestaltung geleistet, sodass jede Szene eine passende Kulisse erhält, mal still und zurückhaltend, dann wieder wuchtig, bedrohlich und düster. Wie verschiedene Tierlaute mit unheimlicher, sphärischer Musik kombiniert werden oder dynamische, rhythmische Klänge eingebaut werden, ist sehr überzeugend geraten und zeugt von einer sehr sorgsamen Umsetzung.
Das düstere Cover gefällt mir gut und passt bestens zum Hörspiel in der Thematik, ohne zu viel von der Handlung zu verraten. Ein nebelverhangener Wald im Hintergrund, bei dem sich die Bäume als schwarze Silhouetten vom fahlen Blau abgeben, dazu gelb leuchtende Augen, die an eine Raubkatze erinnern – sehr ansehnlich. Dieses Motiv gibt es ohne die Schriftzüge auch noch einmal hinter der CD zu sehen. Im Inneren gibt es die üblichen Produktionsangaben, wobei nur sieben der 19 Sprecher ihren Rollen zugeordnet sind.
Fazit: Der zweite Teil von „Dr. Moreau“ gestaltet sich noch dramatischer, packender und unheimlicher als der ebenfalls schon sehr starke erste Teil. Doch auch die Dynamik der Handlung ist beeindruckend, trotz der Begrenzung auf die Insel als Schauplatz findet sich Edward in einigen unterschiedlichen Szenen wieder. Sehr hörenswert, zumal auch viel moralischer Anspruch vorhanden ist.
VÖ: 13. August 2021
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207733
Phantastische Geschichten – 10. Dr. Moreau -1-
Charles Swift besucht seinen alten Freund Edward Prendrick, der sich in einer Nervenheilanstalt von schrecklichen Ereignissen erholt. Nur zögernd berichtet er von seinem Schiffsbruch und der Rettung durch den geheimnisvollen Montgomery Jones, der ihn mit seinem Boot aufliest. Doch die seltsamen Tierlaute und der unfreundliche Besitzer der Insel, Dr. Moreau, schrecken ihn direkt ab, und tatsächlich birgt der Wissenschaftler ein unglaubliches Geheimnis…
Für die zweite Staffel seiner „Phantastischen Geschichten“ hat sich Oliver Döring eine weitere Geschichte aus der Feder von H.G. Wells ausgesucht und mal wieder einen Zweiteiler mit einem längeren Handlungsaufbau daraus gemacht: „Dr. Moreau“, die im Original eher unter „Die Insel des Dr. Moreau“ bekannt ist. Die grobe Handlung hat Döring dabei wieder sehr originalgetreu übernommen, aber eben doch seine ganz eigene Note mit eingebracht. Einerseits ist die Handlung natürlich wieder in die heutige Zeit transportiert und mit heutigen technischen Gegebenheiten erzählt, was dann andererseits auch zu einigen moralischen Fragen führt. Der Sinn der Forschungen des Dr. Moreau bekommt dabei eine andere Note verliehen und sorgt für eine interessante neue Note. Andererseits gibt es eben auch einige neue Kniffe in der Handlung, die dem Spannungsaufbau sehr guttut. Denn obwohl man hier wegen der Länge von 58 Minuten allein für den ersten Teil von einem eher langsamen Start ausgehen könnte, ist die Ereignisdichte und die Herangehensweise an die Geschichte sehr gelungen. Die kleine Rahmenhandlung mit dem Aufeinandertreffen von Charles und Edward sorgt schnell für einige düstere Andeutungen und eine geheimnisvolle Stimmung, danach sorgen viel Ereignisse und Wendungen für eine sehr dichte Handlung. Die Spannung ist schnell hoch, zumal auch Kenner der Geschichte immer wieder etwas Neues entdecken können und auch mit Vorkenntnissen so viele aufregende Momente aufkommen. Ein sehr gelungenes Hörspiel, welches viel Lust auf den zweiten Teil der Geschichte macht.
Uwe Büschken ist in der Hauptrolle des Edward Prendrick sehr gut besetzt und kann nicht nur die gebrochene, verwirrte Figur in der Rahmenhandlung sehr eindringlich darbieten, sondern lässt auch die Ereignisse auf der Insel eindringlich und authentisch wirken. Als Montgomery Jones ist Tobias Kluckert zu hören, der mit einer sehr eingängigen Sprechweise, aber auch einer recht geheimnisvollen Art mit einigen Andeutungen überzeugt. Asad Schwarz ist als Charles Swift zwar kein Bestandteil der eigentlichen Handlung, sorgt aber auch in der Rahmenhandlug für zusätzliche Spannung und eine dichte Stimmung. Weitere Sprecher sind Helmut Gauß, Daniel Montoya und Michael Che-Koch.
Die Warnung, die Lautstärke wegen extremer akustischer Effekte nachträglich nicht zu verändern, ist natürlich auch dieser Episode wieder vorangeschaltet und sehr angebracht. Es gibt wieder einige Szenen, die sehr dynamisch und laut von Geräuschen oder Musik begleitet werden oder für Schockmomente sorgen, doch auch die anderen Momente sind sehr stimmig und lebendig umgesetzt. Sehr gut gefällt mir beispielsweise, dass mit schnellen Trommelrhythmen eine wilde Verfolgungsjagd begleitet wird, was sehr gut zum Ambiente der Geschichte passt.
Ein wahrhaft dämonisches Wesen ist auf dem Cover abgebildet, eine wolfsähnliche Fratze mit rot leuchtenden Augen und weit aufgerissenen Lefzen mit spitzen Zähnen hebt sich von der mondbeschienenen Szenerie gekonnt ab – sehr gelungen. Das Innere ist wie immer eher zweckmäßig gestaltet, so sind auch wieder nicht einmal die Hälfte der Sprecher ihren Rollen zugeordnet.
Fazit: „Dr. Moreau“ liegt hier in einer sehr düsteren und spannenden Umsetzung vor, die nicht nur mit dem Transport in die heutige Zeit punktet, sondern auch mit einigen anderen gelungenen Elementen. Dabei wird die Originalgeschichte dennoch sehr eng adaptiert und mit einer umfangreichen und lebendigen Atmosphäre versehen. Sehr gelungen!
VÖ: 28. Mai 2021
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207726
Phantastische Geschichten - 9. Ein Traum von Armageddon
Der Psychologe Dr. Wizmoore bekommt unerwarteten Besuch von seinem Patienten Jonathan Cooper, ein erfolgreicher Star-Anwalt, der ihn dringend um ein Gespräch bittet – auch wenn er eigentlich am nächsten Morgen einen Termin hat. Doch er vermutet, dass er bis dahin nicht mehr leben könnte. Er wird von einer Serie von Träumen geplagt, die sich immer intensiver, aber auch unheimlicher gestalten…
Mit „Ein Traum von Armageddon“ hat Oliver Döring für seine „Phantastischen Geschichten“ eine recht unbekannte Geschichte von H.G. Wells umgesetzt, diese aber auch wieder in unsere heutige Zeit transportiert und deswegen einige gelungene Anpassungen vorgenommen – was ja bereits in den vorigen Episoden der Fall war. Die Besonderheit ist jedoch, dass die Träume von Jonathan Cooper noch weiter in die Zukunft reichen und dort ein erschreckendes Bild der weltpolitischen Situation zeichnet. Die anfangs ruhige Szenerie um die Begegnung von Jonathan Cooper und dem Psychologen Dr. Wizmoore wird zunächst ruhig aufgebaut, das Interesse an der Handlung wird durch düstere Andeutungen aber schnell spannend gehalten – und diese schweben fortan über der Geschichte, was eine markante Szenerie aufbaut. Die Handlung verläuft dabei anders, als ich es erwartet hätte und wird immer intensiver und bedrückender, wobei der Hörer die Szenen aus der Zukunft in gespielten Szenen miterlebt und die Gespräche zwischen Jonathan und seinem Psychiater als Rahmenhandlung mit ergänzenden Kommentaren und einer geschickten Einordnung dienen. Das ist lebhaft, gut strukturiert und sehr eingängig umgesetzt, die sich immer weiter steigernde Spannung und der mysteriöse Hintergrund haben mir ebenfalls sehr gut gefallen, sodass eine weitere sehr hörenswerte Episode der Reihe entstanden ist.
Hans Georg-Panzcak ist in der Rolle des Jonathan Cooper gesprochen und holt sehr viel aus der Figur heraus, indem er gekonnte Betonungen und glaubhafte Emotionen offenbart. Dabei zeichnet er den Spannungsbogen der Handlung gekonnt nach und setzt feine Akzente, was sehr überzeugend geraten ist. Dr. Wizmoore wird von Frank Roth gesprochen, der mit einer gekonnten Betonung sowohl die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, aber auch seinen Gesprächspartnern das Rampenlicht überlassen kann, was die Wirkung der Geschichte unterstreicht. Auch Thomas Nero Wolff überzeugt in der Rolle des Hedon, sein markanter Ausdruck passt sehr gut in die eindringliche Szenerie und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Weitere Sprecher sind Yvonne Greitzke, Norman Matt und Marie Bierstedt.
Oliver Döring versteht es auch hier wieder, eine sehr dichte und markante Atmosphäre zu schaffen und baut vor allem mit Geräuschen eine sehr lebendige Kulisse auf. Dabei werden ganz unterschiedliche Szenerien aufgebaut, vom ruhigen Gespräch zwischen Jonathan und Dr. Wizmoore bis hin zu markanten, dramatischen Szenen mit opulenter Unterlegung. Auch Musik ist dabei im Hintergrund eingespielt und trägt seinen Teil zur gelungenen Stimmung bei.
Das Titelbild zur Episode ist sehr futuristisch geraten und erschließt sich erst auf den zweiten Blick, zunächst ist nur das rote, technisch wirkende Licht zu sehen. Erst danach offenbart sich in düsteren Farben das Roboterwesen, das eine entscheidende Rolle in der Handlung annimmt – sehr gelungen. Das Innere ist wieder sehr schlicht geraten, auch hier wurde nur ein kleiner Teil der Sprecher ihren Rollen zugeteilt.
Fazit: Seltsame Träume, die Gegenwart und Zukunft verbinden, ein erschreckendes Szenario mit dystopischen Aussichten, darin eingebettete persönliche Schicksale – „Ein Traum vom Armageddon“ ist hochwertige Science Fiction im typischen Stil von Oliver Döring, die eine Stunde lang begeistern und fesseln kann – sehr hörenswert!
VÖ: 28. Mai 2021
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207702
Phantastische Geschichten – 8. From Beyond
Der Universitätsprofessor Crawford ist davon überzeugt, dass die Natur dem Menschen gegenüber feindlich gesinnt wird und diese unterliegen wird, wenn nicht künstlich der nächste Evolutionsschritt herbeigeführt wird. Dafür hat er bereits eine Idee entwickelt und erfolgreich an Ratten ausprobiert: Durch Beschallung mit einer bestimmten Frequenz wurde ihre Sinneswahrnehmung deutlich verschärft. Doch sein Freund und ehemaliger Schüler John ist skeptisch und erkennt, wie hart an der Grenze der Ethik er forscht…
Nachdem sich Oliver Döring in der ersten Staffel seiner nach ihm benannten „Phantastischen Geschichten“ vorrangig die Vorlagen von H.G. Wells gewidmet und zahlreiche seiner Werke in die Gegenwart transportiert hat, widmet er sich in der zweiten Staffel dem Horror-Autor H.P. Lovecraft und bringt auch die Kurzgeschichte „From Beyond“ in die heutige schnelllebige Zeit. Dadurch wirken die wissenschaftlichen Ansätze sehr authentisch, aber auch ansonsten ist die Bearbeitung durch Döring der gut geraten. So wird in der Introszene eine katastrophale Szenerie nach einem schrecklichen Unfall beschrieben, die zunächst recht verwirrend wirkt – einfach, weil man noch nicht zuordnen kann, wer die Figuren sind und was passiert sein könnte. Das klärt sich später besser auf, wobei auch hier wieder von einem Erzähler abgesehen wird. Schnelle Schnitte, kleine Zeitsprünge und andere erzählerische Tricks erfordern deswegen auch viel Aufmerksamkeit, gerade das sorgt aber auch für ein hohes Tempo und eine abwechslungsreiche Entwicklung. Mir gefällt sehr gut, dass schon bald unheimliche Elemente eingebunden werden, wobei zunächst schreckliche Visionen, später reale Ereignisse für einen gelungenen Spannungsbogen sorgen. Das spitzt sich alles ziemlich gelungen zu und führt über verschiedene Stufen zu einem spektakulären Finale, welches die vorher getätigten Versprechungen der Handlung vollkommen zu erfüllen versteht und mit viel Nachdruck erzählt wird.
Kaum ein anderer Sprecher hätte die Rolle des Professor Crawford so markant umsetzen können wie Klaus Dieter Klebsch, der mit seiner kratzig-markanten Stimme und feinen Modulationen seines Klangs für einen sehr intensiven Eindruck sorgt und dabei den Spannungsbogen der Szenen betont. Frank Schaff ist als John ebenfalls sehr überzeugend und spricht die Rolle mit viel Energie und einer passenden Attitüde, bringt Erregung, Sorge und Ärger gekonnt herüber und bringt die Figur so bestens zur Geltung. Ila Panke hat als Alice zwar keine sonderlich große Rolle gestaltet diese aber mit viel Energie und einem sich stetig steigernden Ausdruck, was die Szene perfekt zur Geltung bringt. Weitere Sprecher sind Hans Bayer, Bernd Vollbrecht und Marieke Oeffinger.
Produzent und Regisseur Oliver Döring hat für die Geschichte wieder eine sehr eindrucksvolle Szenerie geschaffen, die sich gemeinsam mit der Handlung steigert und an dem alles an der richtigen Stelle ist. Dafür sorgen wieder viele passende Musikstücke, die nicht nur für Stimmung sorgen, sondern auch bei der Orientierung der verschiedenen Szenen sorgen. Und die Sounds sind mal zurückhaltend, dann aber auch wieder markant und ausdrucksstark in Szene gesetzt, um die Steigerung der Stimmung umzusetzen.
Das Cover, dessen Motiv von Tithi Luadthong erstellt wurde, zeigt einen einsamen Mann vor einer halb zerstörten Treppe, ein Gewehr griffbereit an seiner Seite, der auf einen dunkel beleuchteten Torbogen zugeht – samt einiger Tentakel, die in den Geschichten von H.P. Lovecraft allgegenwärtig scheinen. Durchaus ansehnlich, schade nur, dass im Inneren nicht alle Rollen ihren Sprechern zugeordnet sind.
Fazit: Von der ersten Introszene an wird mit viel Druck erzählt, auch nach einigen ruhigeren Momenten danach wird wieder auf einen sehr hohen Spannungsbogen gesetzt. Die Kombination aus einem wissenschaftlich gehaltenen Beginn und dem mysteriösen Thema gefällt mir sehr gut, wobei auch Sprecher und Inszenierung herausragend sind. Ein sehr gelungenes Hörspiel!
VÖ: 16. April 2021
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207696
Oliver Dörings Phantastische Geschichten – 7. Der todbringende Stern
Ausgerechnet in der Neujahrsnacht 2025 entdeckt der Astronom Michael Hofer riesige Asteroidenschauer, der nach einer Kollision des Zwergplaneten Ceres auf die Erde zusteuert. Die Bedrohung ist so groß, dass das Leben auf der Erde komplett ausgelöscht werden könnte. Doch die Astronomen werden von der Politik zu Geheimhaltung verpflichtet, um eine Panik unter den Menschen zu verhindern. Doch dann entdeckt auch ein dänisches Mädchen zufällig den bedrohlichen Himmelskörper…
Staffel 2 von „Oliver Dörings Phantastische Geschichten“ startet, wie die letzte geendet hat – mit einer Geschichte von H.G. Wells, die allerdings in die heutige Zeit versetzt wurde und auch ansonsten einige weitere Elemente verändert wurden. Die Idee eines todbringenden Himmelsobjekts, welches erst spät entdeckt wird, ist der Ausgangspunkt der Handlung und wird auf ganz verschiedenen Ebenen erzählt. Da gibt es einen wissenschaftlichen Ansatz, der sich mit den Folgen des kosmischen Ereignisses auseinandersetzt. Dabei werden die Folgen für die Erde und seine Bewohner beschrieben, wobei immer neue Erkenntnisse für eine immer bedrohlichere Szenarien sorgen und sich der Schrecken so immer weiter steigert. Es gibt aber auch eine politische und eine mediale Ebene, in der auf realistische Weise in verschiedenen Szenarien auf die Handlungen von Führungsebene und in der Bevölkerung eingegangen wird. Aber auch eine sehr persönliche Ebene mit dem Schicksal eines der Astronomen sorgt für zusätzlichen Reiz und einige emotional berührende Momente. Die verschiedenen Szenen sind eng aneinandergeschnitten und oft nur ein paar Sekunden lang, sodass ein sehr dynamischer Eindruck entsteht. Dennoch kann man allen Entwicklungen gut folgen, wahrscheinlich auch weil keine Handlung im eigentlichen Sinn erzählt wird, sondern eher interessante Momentaufnahmen rund um das faszinierende Thema. Und so ist dann auch das Finale anders, als man es wahrscheinlich erwartet hat, sodass eine weitere starke Episode der Reihe entstanden ist.
In der Rolle des Michael Hofer ist Asad Schwarz zu hören, der wieder mit der ihm eigenen Intensität spricht und die Dramatik der Szenerie betont, den Druck auf die Charaktere gekonnt wiedergibt und den Spannungsbogen der Handlung gelungen nachzeichnet. Auch Bernd Vollbrecht gehört zum Sprecherensemble der Episode, die Rolle des Freddy McNeal wird durch ihn mit viel Energie gesprochen, der mit seiner Ernsthaftigkeit die Kraft der Handlung noch weiter verstärkt. Helmut Gauß spricht die Rolle des (namenlosen) Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika mit einem selbstverständlichen Auftreten und strahlt dabei die Macht seines Amtes überzeugend aus. Weitere Sprecher sind Hans Bayer, Daniel Welbat und Marie Bierstedt.
Auch in dieser Episode präsentiert Oliver Döring wieder eine perfekte ausbalancierte Umsetzung mit einer reichhaltigen und markanten Geräuschkulisse und vielen imposanten Musikstücken. Dazu kommen noch passend eingebundene Stimmverzerrer, beispielsweise bei Radiointerviews oder Telefongesprächen und viele weitere sehr eindrucksvolle Momente. Und einen positiven Flashback, denn die Szenentrenner mit einer kurzen Zeit- und Ortsangabe kommen dem Hörer von Dörings Produktionen sehr bekannt vor.
Passend zu dem Weltraumthema der Handlung ist ein beeindruckender Sonnenaufgang über der Erde zu sehen, über dem ein weißlich eingefärbtes Sternenmeer zu sehen ist, das in einem Strudel auf unseren Planeten zu zuströmen scheint – sehr ansehnlich. Das Innere ist wie bereits in der ersten Staffel sehr schlich geraten, insbesondere weil nur die wichtigsten Rollen ihren Sprechern zugeordnet sind, die anderen sind schlicht mit Kommata getrennt aufgelistet.
Fazit: „Der todbringende Stern“ ist mit seinen vielen kleinen Szenen und einer schnellen Aneinanderreihung sehr dynamisch geraten und dennoch atmosphärisch sehr dicht. Alle eingebauten Ebenen sind interessant und spannend aufbereitet, die Bedrohung durch die Himmelskörper wird immer markanter und dichter erzählt, sodass bis hin zum packenden Finale eine sehr hörenswerte Produktion entstanden ist.
VÖ: 5. März 2021
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207689
Phantastische Geschichten - Berge des Wahnsinns 2/2
Mitten in den Weiten der Arktis haben William Dyer und Charlie Denforth die Überreste einer hochentwickelten Zivilisation entdeckt, halten ihr Wissen aber von den übrigen Mitgliedern der Forschungseinrichtung geheim - aus gutem Grund. Den der Schrecken, der innerhalb der hohen Türme lauert, kostet die beiden beinahe den Verstand...
Nachdem die Grundlagen der Geschichten im ersten Teil gelegt wurden und dieser mit einem Knall endete, geht es in der Fortsetzung von "Berge des Wahnsinns" aus "Oliver Dörings Phantastische Geschichten" zunächst etwas beschaulicher weiter - allerdings kaum weniger intensiv. Denn die Entdeckungen, die Dyer und Denforth gemacht haben, werden sehr eindringlich geschildert. Dabei geht es erst einmal gar nicht um den Fortlauf der Handlung, sondern eben um die Entdeckungen der beiden und den Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden. Und dabei zeigt sich einmal mehr, dass der Transport in die heutige Zeit ein cleverer Schachzug bei der Bearbeitung der Vorlage von H.P. Lovecraft war: Viele Vergleiche und Erkenntnisse zu unserer modernen Technologie steigen den Reiz dieser Ideen deutlich. Durch die Zweiteilung der Handlung - einerseits William Dyers Verhör, andererseits seine Erlebnisse im ewigen Eis - kommt nicht nur mehr Dynamik auf, sondern erlaubt es auch, notwendige Erklärungen lebendig und in Dialogform zu präsentieren. Später kommt dann auch dir Handlung weiter in Schwung, die Erkenntisse neben dabei immer mehr an Schrecken zu und lassen die gelungene Grundidee mit vielen Details lebendig werden. Einige Szenen sind dabei sehr prägsam, aber durch die Konzentration auf die Grundlagen der Handlung werden auch in unscheinbareren Momenten Elemente präsentiert, die zu dem markanten Gesamteindruck beitragen. Sehr hörenswert!
Hans-Georg Panczak ist als Dyer wieder hervorragend, indem er der Handlung mit seiner Stimme viel zusätzliche Atmosphäre verleiht und ehrfurchtsvolle Ankündigungen ebenso gekonnt vertont wie actionreiche oder unheimliche Momente. Eine sehr überzeugende Leistung! Als Denforth ist Rene Dawn-Claude zu hören, der ebenfalls eine überzeugende Sprechweise anbietet und den Spannungsbogen seiner Szenen nachzeichnet. Als Mondi verleiht auch Bernd Vollbrecht der Geschichte durch seine ganz eigene, ausdrucksstarke Art eine markante Stimmung, wobei er viel Energie einbringt. Weitere Sprecher sind Hans Bayer, Antje von der Ahe und Joachim Kerzel.
Oliver Döring hat für die Geschichte mal wieder eine hervorragende Kulisse für seine Handlung erschaffen, die sehr dicht um die Dialoge gelegt wurde. Die dräuende Musik im Hintergrund ist oft präsent und sorgt für viel Atmosphäre, sie wird nur ab und an für eine passende Geräuschkulisse abgelöst. Beides ist gelungen aufeinander abgestimmt und sorgt für das typische düstere Flair einer Döring-Produktion.
Zwei Menschen vor einer riesigen Wand voller seltsamer Linien, getaucht in dunkles, violettes Licht - das Covermotiv zu dieser Folge gefällt mir gut, wobei auch der Rahmen mit dem großen, aber schlichten Schriftzug und dem futuristischen blauen Wirbel gut dazu passt. Wie immer ist das Innere eher schlicht gestaltet und enthält keine weiteren Informationen.
Fazit: Die im ersten Teil sorgsam aufgebaute Handlung wird hier gekonnt weitergeführt. Die Szenerie konzentriert sich dabei zunächst auf die Entdeckungen der beiden Hauptfiguren, erst später kommen durch neue Erkenntisse auch spannende Szenen hinzu. Die Atmosphäre ist aber durchgehend sehr packend und intensiv geraten, sodass die Szenerie sehr markant wirkt und die Ideen von Lovecraft gekonnt aufbereiten.
VÖ: 10. April 2020
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207610
Phantastische Geschichten - 5. Berge des Wahnsinns 1/2
William Dyer plant einen Bombenanschlag auf eine arktische Forschungsstation, der knapp misslingt. Doch was ihn dazu bewogen hat, liegt schon einige Jahre zurück, als er zum ersten Mal zu einer Expedition in die Weiten der Gletscher aufgebrochen ist und dort nach einer Sprengung einen Schrecken erlebt hat, der ihn nicht mehr losgelassen hat...
Für seine "Phantastischen Geschichten" hat sich Oliver Döring einen gelungenen Kniff erdacht, um bekannte Geschichten auf neue Art zu präsentieren: Er transportiert diese in die heutige Zeit. So bekommt auch "Berge des Wahnsinns" von H.P. Lovecraft nun einen neuen Dreh, wird wegen seiner Länge auf zwei CDs aufgeteilt. Der erste Teil stellt zunächst die beiden Stränge der Handlung vor, beides Mal spielt William Dyer die Hauptfigur: Zunächst wird sein geplanter Anschlag und die nachfolgenden Befragungen der Beteiligten thematisiert. Die Szenen der ersten Expedition sind immer wieder dort hineingeschnitten, was oft recht sprunghaft geschieht und so nicht nur das Tempo steigert, sondern auch die Spannung auf beiden Ebenen erhöht. Waren bei Lovecraft die Erkenntnisse der Forschungen im Vordergrund, sind hier auch die Auswirkungen auf die moderne Welt mit ihren technischen Möglichkeiten beschrieben. Dieser erste Teil des Zweiteilers geht aber auch schon in die vollen, bringt einige entscheidende Erkenntnisse und packende Szenen, eine Szenerie voller Schrecken. Man hat nicht das Gefühl, dass Döring allzu viel für den zweiten Teil aufspart, auch diese Episode ist sehr packend - mal wegen dramatischer und actionreicher Szenen, mal aber auch durch ihre stillen, ruhigen Momente, die intensiv und unheimlich wirken. Und natürlich gibt es auch hier einen Höhepunkt zum Schluss, bei dem man nicht nur nähere Zusammenhänge über die Hintergründe erfährt, sondern auch mit einigen packenden Szenen entlassen wird – der Effekt, dass man deswegen neugierig auf den zweiten Teil ist, ist wahrscheinlich nicht ungewollt. Erneut ist so ein hervorragendes Hörspiel entstanden, das Lust auf den weiteren Verlauf der Handlung macht.
Als William Dyer ist Hans-Georg Panczak zu hören, der sowohl den Forschungs- und Wissensdrang des Mannes, aber auch die düsteren Ankündigungen und seine beängstigende Entschlossenheit sehr gekonnt umsetzt. Sowohl seine Dialoge als auch die Erzähltexte wirken sehr lebendig und eingängig. Dr. Pabody bekommt seine Stimme von Bernd Vollbrecht geliehen, der wie immer eine sehr intensive Aura von seinem Charakter ausgehen lässt, vielschichtig und sehr präsent spricht, was die Stimmung der Episode verstärkt. Dr. Mary Gatney wird von Antje von der Ahe gesprochen, die mir ebenfalls sehr gut gefallen hat und die junge Forscherin sehr markant und energiegeladen spricht, besonders die unheimlichen Szenen weiß sie dabei gekonnt umzusetzen. Weitere Sprecher sind Rene Dawn-Claude, Martin Keßler und Hans Bayer.
Wie immer hat Oliver Döring mit seinem Team eine sehr moderne akustische Umsetzung geschaffen, bei dem vor allem die Geräusche sehr fein aufeinander abgestimmt sind. Neben der modernen Szenerie sind aber auch die mysteriösen Elemente gekonnt umgesetzt, was auch durch die stimmungsvolle Musik geschieht, die vor allem mit klassischen Instrumenten umgesetzt wurde.
Das Cover zu der Episode zeigt die eisige Berglandschaft, die der Schauplatz der Handlung ist. Aus einer Höhle, die mysteriös grünlich schimmert, scheint man auf einen riesigen Gletscher zu sehen, vor dem zwei einsame Menschen stehen. Die moderne Optik passt dabei gut zu der Idee, die bekannte Geschichte in die heutige Zeit zu transportieren. Das kleine beiliegende Booklet ist sehr schlicht geraten und enthält nur die notwendigsten Informationen.
Fazit: Dörings Neuinterpretation von "Berge des Wahnsinns" überzeugt einmal mehr durch den sehr geschickten und authentischen Transport in die heutige Zeit. Der Kern der Handlung wird beibehalten, aber eben auf eine Ebene gehoben. Durch die gelungene Erzählweise kommt viel Spannung und Dynamik auf, was mehr Schwung in die Handlung bringt. Markante Figuren und die sehr dichte Stimmung sorgen ebenso für einen sehr gelungenen Gesamteindruck.
VÖ:6. März 2020
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207603
Phantastische Geschichten - 4. Die Farbe aus dem All
In dem abgelegenen Ort Arkham stürzt ein kleiner Meteorit ab, was von Anwohnern, Wissenschaftlern und der Presse zunächst nur wenig beachtet wird. Doch das Material aus dem All nimmt an Gewicht ab, hat einige erstaunliche Eigenschaften und sorgt auch bei den Menschen der Umgebung für einige Wandlungen. Die junge Wissenschaftlerin Eve wird einige Jahre später in die Gegend geschickt, um einige Nachforschungen anzustellen...
Oliver Döring präsentiert in der nach ihm benannte Gruselserie „Phantastische Geschichten“ sowohl selbst geschriebene Geschichten als auch Klassiker der Gruselliteratur. Nach dem Freiwerden der Lizenzen für die Geschichten von H.P. Lovecraft ist nun auch „Die Farbe aus dem All„ in die Reihe aufgenommen worden, und wieder hat Döring seine ganz eigene Handschrift hinterlassen und die bekannte Geschichte um eine zweite Ebene ergänze. So verbindet er die Ereignisse aus der Vergangenheit, die recht nahe am Original durch einen Zeitzeugen erzählt werden, durch Ereignisse aus Gegenwart. Darin wirken die neuen Elemente, interessante und facettenreiche neue Charaktere sorgen für Spannung und einige Überraschungsmomente, schließlich kennen auch passionierte Lovecraft-Fans diese Rahmenhandlung noch nicht. Mir gefällt, wie sich die beiden Ebenen gekonnt abwechseln und mit vielen prägnanten Momenten umgesetzt sind, wobei besonders die Originalgeschichte mit ihrer sehr düsteren und unheimlichen Ästhetik für die richtige Stimmung sorgt. Mysteriöse Vorgänge, unerklärliche Ereignisse, ein sich immer weiter ausbreitender Schrecken - das ist packend umgesetzt und bekommt durch die neue Ebene zusätzlichen Reiz mit vielen Überraschungen und einem anderen Ende, das den Hörer sprachlos zurücklässt. Das ist sehr gelungen, wird aber durch eine weitete Kurzgeschichte des Autors als Bonus ergänzt.
Marieke Offinger ist in „Die Farbe aus dem All“ als Eve zu hören, spricht kraftvoll und facettenreich, ist in aufregenden ebenso wie in persönlichen und emotionalen Momenten authentisch, nimmt sich an den richtigen Stellen aber auch zurück und lässt der Handlung oder anderen Charakteren den Vortritt. Die Rolle des Ammi wird von Douglas Welbat gesprochen, dessen sonore Stimme für einige sehr eindringliche Momente sorgt. Gerade durch seine ruhige Art kommen seine Passagen sehr präsent zur Geltung und unterstreichen die unheimlichen Aspekte der Episode, seine Erzählpassagen sind besonders gelungen. Daniel Welbat übernimmt ebenfalls diese Rolle in der jüngeren Version, spricht eingängig und lebendig, arbeitet die düstere Atmosphäre der Handlung heraus und überzeugt mit seinem großen Engagement. In „Der schreckliche alte Mann“ sind Martin Max, Gerrit Schmidt-Foß und Till Hagen zu hören.
Bei der akustischen Gestaltung der Geschichte gibt es zwar die typischen lauten und überraschenden Elemente, die typisch für die Produktionen von Oliver Döring sind. Doch der Grundtenor ist ein anderer, deutlich ruhiger und dezenter, aber eben auch sehr düster und dräuend, wie es auch in der Vorlage vermittelt wird. Geräusche und Musik greifen dabei eng ineinander und sorgen für einen sehr dichten Klangteppich.
Das Cover der Folge ist mit seiner dunkelvioletten Farbgebung ausdrucksstark geraten, zumal man erst auf den zweiten Blick die gut eingebauten Details entdeckt. Lobenswert ist, dass für die Bonusgeschichte ein Wendecover mit individuellem Bild und sogar einem eigenen Backcover geschaffen wurde, wobei die Mitwirkenden beider Geschichten übersichtlich aufgelistet sind.
Fazit: Oliver Döring verbindet hier die bekannte Geschichte von Lovecraft mit einer weiteren Erzählebene, was nicht nur für jede Menge Dynamik sorgt, sondern auch Kennern der ursprünglichen Geschichte einige Überraschungen bietet und dem Hörspiel einen modernen Anstrich verleiht. Die starken Charaktere und die wie immer sehr überzeugende Umsetzung sorgen für ein sehr hörenswertes Hörspiel, welches mich mitgerissen hat.
VÖ: 13. Dezember 2019
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207580
Phantastische Geschichten – 3. Der Unsichtbare -2-
Griffins hat erkannt, dass er allein seine Ziele nicht erreichen kann, zu auffällig ist es, wenn er sich durch die Gegend bewegt. Und so sucht er sich einen Verbündeten, den er schon bald mit Versprechen nach Macht völlig beeinflusst. Die Polizei ist ihm jedoch immer enger auf der Spur, sodass ein erbarmungsloses Katz-und-Maus-Spiel entsteht...
Der zweite Teil der modernen Neuauflage von „Der Unsichtbare“ von Oliver Döring in der nach ihm benannten Reihe mit „Phantastischen Geschichten“ lässt nicht lange auf sich warten, die Handlung geht dann auch ohne einen Bruch direkt weiter und führt die zuvor gelegten Handlungsstränge gekonnt weiter. Der Hörer begleitet dabei Griffins bei seinem Racheplan und dem Griff nach der Macht, wobei er auch einige kleine Erzähltexte mit seiner Weltsicht präsentiert. Das lässt den Charakter noch intensiver wirken, der aufsteigende Irrsinn und sein kühler, rationaler Ausdruck ergeben eine beängstigende Atmosphäre, die von ihm ausgeht. Die Handlung entwickelt sich dabei konsequent weiter, die Dichte an wichtigen Ereignissen ist sehr hoch und sorgt auch mit seinen schnellen Schnitten für viel Dynamik. Neben dem Handlungsstrang um Griffin und seinen Machtfantasien werden auch seine Gegenspieler weiter verfolgt, wie sie ihm auf der Spur sind. Ein Dorf, das in Panik vor dem Unsichtbaren verbarrikadiert, ein engagierter Inspector und eine militärische Aktion - und alles weiß Griffin zu seinen Gunsten zu nutzen. Das gibt zahlreiche packende Momente, die eine intensive Stimmung ergeben, was durch den Transport in die moderne Zeit noch verstärkt wird. So ist auch der Reiz für Hörer sehr hoch, die die Geschichte bereits kennen, denn einige wesentliche Details sind dadurch verändert worden. Der Abschluss des Zweiteilers ist noch temporeicher und spannender geraten und präsentiert ein sehr gekonntes Ende für die Handlung.
Hannes Maurer hat mir in der Rolle des Marvel sehr gut gefallen, seine ausdrucksstarke Stimme und die sehr gelungene Betonung lassen den Charakter sehr gekonnt zur Geltung kommen. Auch Bodo Wolf gefällt mir als Professor Kemp sehr gut, seine markante Sprechweise unterstreicht die vorherrschende Stimmung und sorgt für einen treffenden Ausdruck des Ermittlers. Natürlich ist auch Asad Schwarz wieder als Griffins zu hören, der den aufsteigenden Irrsinn des Unsichtbaren intensiv umsetzt und von leisen, schmeichlerischen Untertönen bis zum wütenden Aufschrei eine sehr glaubhafte Platte an Facetten bietet. Weitere Sprecher sind Florian Clyde, Bernd Vollbrecht und Dennis Schmidt-Foß.
Wer Hörspiele von Oliver Döring kennt, wird sich im Stil des Hörspiels schnell wiederfinden. So ist es die sehr gut aufeinander abgestimmte Mischung verschiedener Geräusche, die dem Hörspiel so viel Leben verleiht und ihr viel Dynamik verleiht. Die Musik ergänzt die sehr gelungene Szenerie mit markanten, atmosphärischen Momenten. Toll auch die räumlichen Effekte, die Griffins Stimme aus unterschiedlichen Richtungen erklingen lassen.
Natürlich prangt auch hier wieder der schlichte Schriftzug der Serie über dem eigentlichen Motiv. Darauf zu sehen ist Griffin mit seinem bandagierten Gesicht und der dunklen Sonnenbrille, die düstere Gestaltung lässt dabei viele Details im Verborgenen. Im Inneren sind die wichtigsten Produktionsinfos übersichtlich aufgelistet.
Fazit: Auch der zweite Teil von „Der Unsichtbare“ überzeugt mit der intensiven Ausstrahlung, die besonders durch dem sich immer weiter steigenden Irrsinn der Hauptfigur beeinflusst wird. Aber auch die Sehnen seiner Gegenspieler sind lebendig umgesetzt und transportieren die Geschichte gekonnt in die heutige Zeit. Die sanften Änderungen zum Original von H.G. Wells gefallen mir äußerst gut und bewahren immer den Kern der Geschichte. Wieder eine hervorragende Produktion!
VÖ: 13. September 2019
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207542
Phantastische Geschichten – 2. Der Unsichtbare -1-
Theodor Griffin, ein Forscher an einer Universität, hat eine Formel entdeckt, sich selbst unsichtbar zu machen. Eine verheerende Explosion gibt ihm dabei die Gelegenheit, zu entfliehen und sich fortan zu verstecken und sich seine eigene Welt im Untergrund einzurichten. Doch schon bald verhärten sich die Indizien, dass er überlebt hat...
Dass Oliver Döring ein großer Fan von H.G. Wells ist, hat er bereits in einigen seiner früheren Hörspiele bewiesen. Nun hat er auch Der Unsichtbare als Zweiteiler umgesetzt und in seiner Reihe „Phantastische Geschichten“ veröffentlicht, nicht ohne der Geschichte seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. So hat er die Handlung einerseits in die heutige Zeit versetzt und so einen modernen Anstrich verliehen. Es ist erstaunlich, was dieser kleine Kniff für eine deutliche Änderung der Stimmung bewirkt, viele wissenschaftliche Ansätze sind eingebunden. Auch die Handlung wurde von Döring deutlich angepasst, wobei das Grundkonstrukt durchaus erhalten geblieben sind. Die veränderten Details liegen aber besonders in den dunklen Absichten der Hauptfigur, seine Machtansprüche sorgen für eine noch düsterere Atmosphäre als es im Original der Fall ist. Neben dem Hauptcharakter wird die Handlung auch auf anderen Ebenen weitererzählt, sowohl die Ermittlungen der Polizei als auch die Dialoge der Pensionsbetreiber sorgen für eine abwechslungsreiche Dynamik und zusätzliche Spannung. So ist eine sehr unterhaltsame und eindringliche Folge entstanden, die der Vorlage reichlich Respekt zollt und durch die vielen kleinen Anpassungen und ein eigenständiges Dialogbuch dennoch eine sehr eigene Art erhält. Da es sich hier um nur den ersten Teil handelt, ist das Ende der Folge natürlich sehr offen, macht aber auch sehr neugierig auf den zweiten Teil der Geschichte.
In der Hauptrolle des Theodor Griffin ist Asad Schwarz zu hören, der eine sehr lebendige und harte Sprechweise wählt - mal ruhig und bedrohlich, mal ausdrucksstark und extrovertiert, sodass er die Dramatik der Geschichte sehr treffsicher und intensiv umsetzt. Susanna Bonasewicz ist in der Rolle der Pensionsbetreiberin zu hören und verleiht ihr mit ihrer sehr präzisen Aussprache eine gutmütige und naive Aura, wobei sie auch für einigen sanften Witz in der ansonsten leise bedrohlichen Szenerie einbringt. Torsten Michaelis ist als Adye zu hören, die in ihren Szenen eine sehr glaubhafte Sprechweise abliefert und die Stimmung der Handlung so sehr gekonnt beeinflusst. Weitere Sprecher sind Florian Clyde, Bodo Wolf und Bernd Vollbrecht.
Die Umsetzung der Geschichte betont den modernen Ansatz, den die Bearbeitung verfolgt. Besonders bei den Geräuschen wird beispielsweise auf moderne Technologien angespielt. Besonders in der Hintergrundgestaltung ist die Folge sehr stark und präsentiert viele Sounds oder Stimmgewirr, was alles am richtigen Platz ist und so gemeinsam mit der Musik für eine eindrucksvolle Szenerie sorgt.
Der ausladende, schlichte Schriftzug der Reihe prangt natürlich auch hier wieder in weißen Lettern über dem eigentlichen Motiv, das in ziemlich kühler Optik das verbundene Gesicht von Theodor Griffin samt großem Hut und dunkler Sonnenbrille. Der computeranimierte Look mag modern wirken, sagt mir hier aber nicht sonderlich zu.
Fazit: Die Neuinterpretation von „Der Unsichtbare“ ist in diesem ersten Teil gelungen. Ziemlich schnell wird auf den Kern der Handlung – die Jagd auf Theodor und seine Machtfantasien – eingegangen, was wegen der vielen Szenenwechsel für einen dynamischen und spannenden Eindruck sorgt. Der Transport in die heutige Zeit und die Anpassungen der Handlung sind sehr gelungen und lassen dieses Hörspiel sehr hörenswert wirken.
VÖ: 23. August 2019
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207535
Phantastische Geschichten – 1. Jori
Jori ist gerade einmal zehn Jahre alt, als die Welt, wie wir sie kennen, sich vollkommen ändert. Eine Art Zombie-Virus lässt die Zivilisation zusammenbrechen. Jori schlägt sich gemeinsam mit ihrer Mutter durch die Welt, lernt von ihr sich zu verstecken und für ausreichend zu Essen zu sorgen. Nie bleiben die beiden an einem Platz, bis sich ihr Schicksal plötzlich ändert...
„Phantastische Geschichten“ hat Oliver Döring seine neue Reihe getauft, die natürlich bei Imaga erscheint und seinen Namen sogar groß auf dem Cover prangen lässt. Erzählt werden in dieser Reihe auch Klassiker anderer Autoren, den Auftakt macht aber die von ihm selbst geschriebene Geschichte „Jori“. Hinter dem harmlos klingenden Titel verbirgt sich jedoch eine knallharte Dystopie, die in unserer Welt im französischen Raum spielt und einen Teil der Menschheit als kämpferische Untote mutiert hat. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre und unterschiedliche Abschnitte in Joris Leben, sodass man immer weiter in diese neu erschaffene Welt eintaucht. Wie sich die Menschen organisiert haben, welche Gefahren lauern, welche Schicksalsschläge Jori hinnehmen muss, ist sehr atmosphärisch und dicht erzählt, aber in Teilen auch schon einmal gehört – das Genre hat ja schon einige Vertreter in unterschiedlichen Medien erhalten. Doch irgendwann dreht sich das komplett, eine erstaunliche Entdeckung und die nachfolgenden Entwicklungen sorgen noch einmal für eine sehr innovative und packende Richtung. Dann nimmt die Handlung auch richtig Fahrt auf und überrascht immer wieder mit gelungenen Wendungen und einem sehr offenen, ungewöhnlichen Ende. Im Prinzip ist die Folge in sich abgeschlossen, es gibt aber für Döring immer noch die Möglichkeit, hier noch einmal anzusetzen und weiterzuerzählen. Diese Episode macht auf jeden Fall Lust darauf, die Serie weiter zu entdecken.
Luisa Wietzoreck ist die ideale Besetzung für die Rolle der Jori und schafft es sowohl die nachdenkliche als auch die kämpferische Seite der jungen Frau umzusetzen und die Dynamik der Folge mit ihrer Stimme nachzuzeichnen. Markus Pfeiffer ist als Jean zu hören, auch er passt sehr gut in die düstere Stimmung der Folge und setzt dabei immer wieder gekonnte Akzente, um die Betonung auf einzelne Szenen zu lenken. Auch die wundervolle und leider zu früh verstorbene Franziska Pigulla hat mir sehr gut gefallen, ihre dunkle und rauchige Stimme kommt sehr gut zur Geltung und wird von ihr sehr treffsicher eingesetzt. Weitere Sprecher sind Hans-Georg Panczak, Katrin Fröhlich und Tobias Kluckert.
Mit Hörspielen von Oliver Döring sind auch immer Erwartungen verbunden, die auch in „Jori“ wieder vollkommen erfüllt werden. Wieder gibt es eine sehr fein aufeinander abgestimmt Geräuschkulisse, in der auch mal laute Effekte eingesetzt wurden. Auch die Musik passt sehr gut zu der dystopischen Handlung, wirkt hart und rau, zumal sie in genau der richtigen Dosis eingesetzt wurde.
Das Cover stammt von Lars Vollbrecht und setzt eine ganz eigene, individuelle Optik ein, die die Aufmerksamkeit direkt auf sich zieht. Die schattenhaft dargestellte Gruppe an Menschen mit den rot glühenden Augen ist ein echter Blickfang und wird von dem lebendigen Hintergrund treffend unterstützt. Das Innere ist wie bei den meisten Produktionen von Imaga sehr schlicht und enthält nur die wichtigsten Informationen.
Fazit: „Jori“ ist ein hervorragender Auftakt zu der neuen Reihe und überzeugt mit seiner unheilvollen Ausstrahlung. Die dunkle Zukunftsvision wird mit einer starken Heldin ausgestattet, die sich über mehrere Jahre weiterentwickelt und so viel Dynamik durch verschiedene Szenerien entsteht. Die ständige Bedrohung und einige sehr packende Wendungen sorgen für viel Ausdruck und eine sehr kurzweilige und spannende Umsetzung.
VÖ: 10. Mai 2019
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207474