Vidan – Schrei nach Leben – Staffel 1



In der kleinen Stadt Blackdale am Rande der Rocky Mountains bestimmen undurchdringliche Wälder die Landschaft. Doch mit der Ruhe ist es für den örtlichen Sheriff Miles Vidan vorbei, als innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere Menschen ermordet werden. Die Umstände sind geheimnisvoll, zumal ein Zusammenhang zwischen den Personen nicht zu bestehen scheint. Doch die grausam verstümmelten Leichen deuten zwar auf ein Tier als Verursacher hin, Vidan vermutet aber etwas anderes hinter den Ereignissen...

Raimon Weber hat sich in den letzten Jahren einen angesehenen Namen unter den Hörspielproduzenten gemacht. Bei Europa ist sein neuer Coup erschienen – und der hat es in sich. Denn es handelt sich dabei direkt um die zehnteilige erste Staffel einer neuen Serie, die nach dem Hauptcharakter der Handlung benannt ist: „Vidan“. Wer bereits ähnlich gelagerte Hörspiele von Weber gehört hat, hat auch gleich eine recht zutreffende Ahnung, was ihn erwarten könnte. Und so überzeugt auch diese Serie mit einer komplexen Handlung und einer sehr düsteren Stimmung, mehr als neun Stunden lang kann sich der Hörer mit den unheilvollen Erlebnissen in den Rocky Mointains beschäftigen. Die wilde, ursprüngliche Landschaft prägt die Handlung dann auch merklich, immer wieder haben die Wälder, die darin lebenden Tiere, aber auch die Entfernung zu anderer Zivilisation einen Einfluss auf den Fortlauf der Geschichte. Diese fackelt nicht lange und ist schon kurz nach dem Beginn von der düsteren und unheimlichen Stimmung erfüllt, das Auffinden der Mordopfer und die ersten Ermittlungen von Miles Vidan sind schon prägnant und atmosphärisch geschildert. Im weiteren Verlauf lässt diese Stimmung nur selten nach, wird im Gegenteil eher noch dichter und verändert sich laufend. Neue Elemente fügen sich ein, neue Hinweise, neue Charaktere, viele packende Ereignisse – im Laufe der zehn Episoden passiert reichlich, was man zu Anfang kaum erwarten konnte, was die Handlung auch irgendwann sehr komplex wirken lässt. Man sollte nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen, um die erste Staffel in Gänze zu hören, da man sonst leicht den Überblick und den Faden verliert. Doch belohnt wird der Hörer auch mit einem außergewöhnlichen und intensiven Hörerlebnis auf dem Niveau eines guten Mystery-Romans, die übernatürliche Elemente mit der realen Kulisse verbindet und dabei sogar ein paar Anleihen an Wirtschaftsthriller und Religionskritik mit der Handlung. Mir gefällt „Vidan“ richtig gut, auch weil der Zugang zunächst leicht ist und erst im Laufe der Zeit immer komplexer aufgebaut wird. Sehr hörenswert – und wenn man bedenkt, wie viele Stunden an Unterhaltung man hier für vergleichsweise wenig Geld bekommt, ist die erste Staffel schon eine dicke Empfehlung wert.

Im Laufe der zehn Episoden der ersten Staffel treten eine Vielzahl unterschiedlicher Sprecher auf, wobei viele bekannte Namen, aber auch bis dato eher unbekannte Newcomer zu hören sind – allesamt sind aber sehr gut ausgewählt und lassen die Handlung lebendig wirken. In der Hauptrolle des Miles Vidan ist Lars Schmidtke zu hören, der über die gesamte Laufzeit einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Seine Stimme klingt ernst, ruhig und markant, zeigt im Laufe der Zeit aber auch andere Facetten. Schmidtke bleibt dabei durchgängig glaubhaft, nimmt sich an den richtigen Stellen aber auch zurück, um anderen Figuren den Fokus zu überlassen. Norman Matt spricht die Rolle des Tyson Nawat McKay eingängig und mit einem sehr guten Timing für den dramatischen Moment, aber auch mit viel Ausdruck und betonter Stimme, sodass eine reizvolle und interessante Figur entsteht. Luise Helm konnte mich als Sally Hansen ebenfalls überzeugen, ihre helle Stimme nimmt im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Färbungen an und wirkt immer sehr präsent. Als Erzähler ist Gordon Piedesack ausgewählt worden, der seiner Stimme einen unheilvollen, ruhigen Klang verleiht und die Stimmung der Handlung dabei gekonnt unterstützt, aber auch den jeweiligen Moment sehr präsent und lebendig wirken lässt. Weitere Sprecher sind Jürgen Kluckert, Bert Stevens und Udo Schenk.

Effektvoll ist die Inszenierung der Geschichte geraten, die durch eine oft eher spärliche klangliche Untermalung eine ruhig-düstere Stimmung verbreitet. Die Geräusche sind auf den Punkt gebracht im Einsatz und können schon allein für gruselige Momente sorgen, ohne dass dies übertrieben aufgesetzt wirkt. Die Musik ist eher sphärisch und leise im Hintergrund, schwingt sich in aufregenderen Szenen aber auch mal auf und sorgt dann für eine beeindruckende und dichte Stimmung. Die Wirkung der Handlung und die stellenweise poetisch anmutende Sprache werden so jedenfalls sehr gekonnt unterstützt.

Die Verpackung der zehn CDs ist wertig gelungen, wofür insbesondere die stabile Pappbox sorgt, die nach dem Aufklappen jede Disc in einem dünnen Pappsleeve enthält. Jedes davon hat dabei ein eigenständiges Cover spendiert bekommen, die alle in einer ähnlich düsteren Farbgebung gestaltet sind, aber durch die unterschiedlichen Motive eine sehr individuelle und gut auf die jeweilige Episode abgestimmte Wirkung entfalten. Sehr vielfältig, wobei auf der Rückseite jeweils eine Inhaltsangabe sowie die Mitwirkenden zu lesen sind.

Fazit: Düster, atmosphärisch dicht und sehr spannend – die erste Staffel von „Vidan“ mit seinen zehn Episoden überzeugt mit seiner mysteriösen Ausstrahlung und vielen Elementen, die ebenso eng wie passend ineinandergefügt sind. Eine Vielzahl an Personen und Ereignissen wollen dabei überblickt werden, was anspruchsvoll, aber auch sehr reizvoll ist. Die greifbare Aura der Wälder der Rocky Mountains ist dabei stets präsent und reichert die bedrohliche Grundstimmung gekonnt an.

VÖ: 7. Februar 2020
Label: Europa
Bestellnummer: 194397145526

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