Caiman Club – Staffel 2
Mitten im Politsumpf von Berlin treibt Hagen von Grau wieder sein ganz eigenes Spiel. Fest mit dem Caiman Club verbunden, in der politische Intrigen ebenso geschmiedet werden wie Lobbyarbeit betrieben wird. Von Grau hat dabei immer seinen eigenen Vorteil im Sinn und nutzt dabei auch die Bankenkrise oder einen Mordfall in seinem Umfeld für seine ganz eigenen Zwecke. Doch zunächst soll er die olympischen Spiele nach Deutschland holen...
Der WDR hat mit „Caiman Club“ eine Hörspielserie produziert, die im Umfeld der Berliner Politik angesiedelt ist. Die zweite Staffel mit vier weiteren Episoden ist wieder bei Folgenreich erschienen, wobei hier ein paar neue Elemente eingebaut wurden. So rücken die einzelnen Geschichten noch etwas näher zusammen und haben in einzelnen Themen mehr Überschneidungen, ohne dass es sich um einen fortlaufenden roten Faden handeln würde – die einzelnen Episoden stehen immer noch für sich allein und bilden eine in sich abgeschlossene Handlung. Sie lassen sich auch ohne Kenntnis der ersten Staffel hören, doch die Entwicklung der Charaktere und einige Zusammenhänge kommen einfach besser zur Geltung, wenn man auch die ersten fünf Folgen gehört hat. Die neuen Schwerpunkte, die hier behandelt werden, bringen wieder neue Stimmungen mit ein und sorgen für neue Facetten des politischen wie gesellschaftlichen Lebens. Mir gefällt, wie dabei immer mehrere Handlungsstränge zusammengefügt werden, auch das Privatleben von Hagen von Grau und den anderen Figuren behandelt wird und alles stimmig miteinander verbunden wird. Langeweile kommt dabei nicht auf, da der Verlauf der Folgen immer wieder anders ist, zum Finale hin aber meist noch ein kleiner Kniff eingebaut ist, der die Durchtriebenheit der Hauptfigur verdeutlicht. Auch die anderen Charaktere kommen allerdings nicht sonderlich gut davon, jeder scheint nur seinem eigenen Vorteil verpflichtet und geht mal mehr, mal weniger über Leichen. Die noch einmal düsterere Szenerie und der immer spannende Verlauf der Handlung machen auch diese zweite Staffel sehr hörenswert.
Natürlich ist auch hier wieder Bernaby Metschurat in der Hauptrolle des Hagen von Grau zu hören und lässt die Facetten des Lobbyisten aufleben. Er bringt den oft nüchternen und berechnenden Charakter gut zur Geltung, erlaubt sich aber auch ein paar weitere Facetten, um eine Weiterentwicklung seiner Rolle zu präsentieren. Richy Müller ist als Ansgar Paulus zu hören, der sehr gut in die düstere Szenerie passt und eine markante, manchmal aber auch etwas trockene Sprechweise anbietet. Ein wenig mehr Schwung wäre an der einen oder anderen Stelle schön gewesen. Lisa Bitter ist auch hier als Judith Wagner-LeBlanche zu hören und legt die Rolle vielschichtig an, klingt immer leicht schmeichlerisch und bringt auch die bitterste Wahrheit noch charmant herüber. Weitere Sprecher sind Jasmin Schwiers, Tom Schilling und Eko Fres – einige ungewöhnliche Namen für eine Hörspielproduktion, aber allesamt durchaus passend ausgewählt.
Das Produktionsteam um Regisseur Stuart Kummer hat auch für diese fünf Episoden eine eingängige Atmosphäre geschaffen. Dabei wirken manche Szenen zurückhaltend und nüchtern, werden nur durch wenige Geräusche untermalt, während in anderen Momenten eine lebendigere Stimmung mit vielen Sounds oder Stimmgewirr im Hintergrund umgesetzt sind. Auch die Musik ist gut abgestimmt, hält sich aber meist zurück, überrascht aber auch in einigen Momenten.
Ähnlich schlicht wie in der ersten Staffel präsentiert sich auch hier das Cover, das wieder das hübsche Ornament als Logo des „Caiman Club“ präsentiert – dieses Mal in Weiß. Der Hintergrund wird dieses Mal von dem schwarz-weißen Foto eines Berges geziert. Im Inneren des kleinen Booklets gibt es keine zusätzlichen Informationen zur Serie oder zur Produktion, aber immerhin eine Trackübersicht und eine ausführliche Auflistung der Sprecher und ihrer Rollen.
Fazit: „Caiman Club“ hat in dieser zweiten Staffel nichts von der düsteren Faszination verloren, wobei die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge wieder erschreckend real wirken. Hagen von Grau mit seinem skrupellosen Verhalten, die geschmiedeten Intrigen und die markante Atmosphäre überzeugen auch in diesen vier Episoden, wobei aber wieder einige neue Ideen eingeflossen sind.
VÖ: 13. Dezember 2019
Label: Folgenreich
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