Hörgespinste - Hellweg: Die Straßen der Toten - 2. Gegenwart



Für die Heiligenbrunner Zeitung sollen die beiden Journalisten Adrian Vobach und Karen Bartsch eine merkwürdige Serie von Badeunfällen am örtlichen, neu gebauten Stausee untersuchen - nicht gerade begeistert, denn Gerüchte um ein unheimliches Wesen im See machen die Runde. Die beiden hoffen eher, einen Zusammenhang zur protestierenden Umweltinitiative herstellen zu können. Währenddessen erlebt eine zugezogene Familie den Schrecken am eigenen Leib, als der Sohn im See nach unten gezogen wird...

Mit ihrem neuen Projekt der "Hörgespinste" hat Katja Behnke eine dreiteilige Miniserie innerhalb der Reihe geschaffen, bei der die einzelnen Episoden wie auch zuvor in sich abgeschlossen sind, aber dennoch auf sehr kreative Art zusammenhängen: Jeder Teil von "Hellweg" spielt in einer anderen Zeit, aber am gleichen Schauplatz. "Gegenwart" ist die zweite Episode und erlaubt sich einige zeitgenössische Gags, unter anderem auch mit Hinweisen auf Hörspiele und weitere Auswüchse der modernen Medien, was zwischendurch für auflockernde Heiterkeit sorgt. Die Folge an sich startet mit einem sehr gelungenen Intro, das sich sehr gruselig gestaltet und gleich einige Hinweise auf die Hintergründe des Falles liefert, dabei aber noch angenehm vage bleibt, damit der Hörer nicht gleich alles durchschauen kann. Danach geht es jedoch erst einmal recht gemächlich weiter, in der ersten Hälfte der Episode wird sich viel Zeit gelassen, um die Charaktere vorzustellen und die Situation zu vertiefen. Nicht durchgängig gelingt dies spannend oder unterhaltsam, an einigen Stellen tritt ein gewisser Leerlauf ein. Doch später schafft es die Episode, die Idee der Folge kurzweilig umzusetzen und die Ereignisse zu verdichten, dabei auch aufregende Komponenten dichter aneinander zu reihen und so eine unterhaltsame Stimmung zu schaffen. Mir gefällt auch, wie das Ganze aufgelöst wird und immer noch ein Hauch Mysterium übrigbleibt (um auch den dritten Teil, der in der Zukunft spielt, Futter zu lassen). Im Grunde gefällt mir die Folge gut, auch wenn zunächst etwas langsam erzählt – und die Produktion nicht immer ganz ausgereift scheint.

Die Sprecher sind wieder eher engagierte Laien denn wirkliche Profis - und das hört man auch. Alle geben sich viel Mühe und schaffen es, ihren Charakteren eine passende Ausstrahlung zu geben, vieles wirkt aber etwas gewollt und nicht sehr flüssig. Beispielsweise die Sprecherin der Karen Bartsch, die zwar das Engagement der jungen Jornalistin gut herüberbringt, aber öfter über die Sprache zu stolpern scheint und oft zu hektisch klingt. Der Sprecher des Adrian Bartsch hingegen eher zu langsam, mehr Energie und Überzeugungskraft hätte der Figur gutgetan. Niklas Deters von der Umweltinitiative wird etwas zu träge gesprochen, sodass sein Text eher aufsagt klingt als dass er sich wirklich in die Rolle versetz. Auch seine Betonung ist nicht immer stimmig, was dem Hörer keinen wirklichen Zugang zu der Figur ermöglicht.

Die akustische Umsetzung der Handlung ist recht schlicht geraten, schafft aber einige passende Stimmungen. Dafür sorgt besonders die Musik, die während der Szenenübergänge eingespielt ist und mit klassischen Instrumenten eingespielt wurde. Doch auch die Geräusche sind gut eingefügt, in manchen Szenen wäre jedoch mehr Hintergrund schön gewesen. Doch einige besonders ausdrucksstarke Momente sind richtig gut gelungen, Geräusche, dräuende Hintergrundklänge und passende Stimmfilter sind dann sehr gut aufeinander abgestimmt.

Das Konzept des Covers dieser Miniserie kommt hier gut zur Geltung: Im Fokus steht ein unheimlicher Totenkopf, der mit einigen weiteren Elementen und der klaren Schriftart auf den Aspekt der "Gegenwart" eingeht. Die grünliche Einfärbung ist passend darauf abgestimmt und sorgt für eine zusätzliche unheimliche Komponente.

Fazit: Das Skript ist gut durchdacht und präsentiert eine spannende Geschichte, die eine einzigartige Stimmung bietet und gegen Ende aufregend und düster geraten ist. Dem gegenüber stehen die Sprecher, die recht steif wirken, sowie ein eher träger Start in die Handlung. Die akustische Umsetzung ist solide, dass die „Gegenwart“ der „Strasse der Toten“ durchaus unterhaltsam geraten ist.

VÖ: 2. Juli 2020
Label: Pandoras Play
Bestellnummer: 9783862121885

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