Schattensaiten – 14. Das unheimliche Puppenhaus
Claudia schleppt ihre Freunde an einem Freitagnahmittag zu einer Haushaltsauflösung und findet einige Möbel, die sie aufgearbeitet in ihrem Laden verkaufen will. Besonderes Interesse erfährt ein altes Puppenhaus, das bei näherer Betrachtung einige Einrichtungsgegenstände im Miniaturformat enthält. Doch das scheint nicht nur eine liebevolle Spinnerei der Vorbesitzer zu sein, sondern auch die Realität zu beeinflussen…
„Das unheimliche Puppenhaus“ ist dem einen oder anderen Hörspielhörer als Kurzgeschichte von M.R. James bekannt, ist aber auch der Titel der 14. Episode der „Schattensaiten“ von Pandoras Play, das sich inhaltlich aber unabhängig bewegt. Schön ist, dass man der Handlung auch gut folgen kann, wenn man die Serie bisher nicht kennt – immerhin ist seit dem Start der Serie über ein Jahrzehnt vergangen, sodass einige Hörer neu einsteigen könnten. Die Folge ist aber eher in sich abgeschlossen, die wichtigsten Rahmenelemente werden gekonnt eingebaut, sodass das Verständnis nicht beeinträchtigt wurde. Der Start in die Handlung ist noch etwas verhalten, nur langsam kommen erste übernatürliche Elemente auf, die dafür aber dank einiger kreativer Einfälle schnell das Interesse des Hörers wecken kann. Durch eine Straffung der Dialoge hätte man diesen Effekt wohl noch verstärken können, die Gespräche ziehen sich teilweise etwas in die Länge, sodass der Fokus der Handlung verlorenzugehen scheint. Etwa in der Mitte der Handlung gibt es einen Wendepunkt, wenn die vier Freunde das Geheimnis des Puppenhauses näher ergründen wollen und dafür einige Experimente anstellen. Auch hier ist das Tempo nicht sonderlich schnell, manche Ereignisse wurden aber recht intensiv umgesetzt. Das ergibt einige unheimliche Momente, doch auch hier verliert sich der Fokus zu oft mit langen Passagen, in denen nicht viel passiert. Die Stimmung während des einstündigen Hörspiels gefällt mir gut, ebenso wie die durchaus gelungene Umsetzung, doch eine Kürzung der Dialoge und eine schnellere Entwicklung der Handlung hätte die Episode temporeicher und spannender wirken lassen.
Die Dialoge konzentrieren sich insbesondere auf die vier Hauptsprecher, die bereits aus den vorigen Episoden bekannt sind und die vertraut und authentisch miteinander agieren. Die Chemie zwischen den vieren stimmt, die Einzelleistung ist aber manchmal geprägt von einer zu monotonen oder hölzernen Sprechweise. Dass es sich dabei um Sprecher handelt, die dies hobbymäßig betreiben, ist dabei herauszuhören, dennoch schaffen die vier einige gelungene Stimmungen und sorgen mit ihrer Sprechweise für eine gelungene Gestaltung der Charaktere.
Ein Hauch von 80er-Flair zieht sich durch die Geschichte, was insbesondere an der Musik legt. Nicht immer wird die jeweils vorherrschende Stimmung vollkommen aufgegriffen, sondern will Spannung erzeugen, wo nur wenig vorherrscht. Doch insgesamt gefällt mir diese gut und sorgt für gelungene Szenenübergänge. Die Geräusche sind zwar stimmig eingepasst, manchmal jedoch in ihrer Lautstärke nicht auf die Dialoge angepasst. Insgesamt eine solide Leistung, die die Handlung gut unterstützt.
Das Cover ist mit dem unheimlichen Gesicht einer Puppe im Fokus direkt ein Blickfang: Eine leere Augenhöhle, die andere ersetzt durch ein Fenster mit grün leuchtender Pupille, dazu im Hintergrund ein paar Eindrücke des Puppenhauses mit einer einsamen Silhouette darin. Gepaart mit der ansehnlichen Rahmengestaltung ergibt sich ein gelungenes Titelbild, das die Stimmung der Folge gekonnt aufgreift.
Fazit: Die Idee hinter „Das unheimliche Puppenhaus“ gefällt mir ebenso gut wie der gelungene Aufbau der Handlung und die düstere Atmosphäre, die aber keine Schockmomente oder übertriebenen Horror benötigt. Die Geschichte entwickelt sich aber zu langsam weiter und hätte in kürzerer Zeit sicherlich fokussierter und spannender gewirkt. Dennoch hat mir die 14. Episode der Serie insgesamt gut gefallen.
VÖ: 3. Juni 2020
Label: Pandoras Play
Bestellnummer: 9783862122387