Der junge Sherlock Holmes – 15. Das Medaillon von Shadwell
Der junge Sherlock Holmes – 4. Das Phantom von Old Bailey
Der junge Sherlock Holmes – 3. Die Legende von Sprungfeder-Jack
Der junge Sherlock Holmes – 15. Das Medaillon von Shadwell
Mycroft Holmes hat einen neuen Auftrag für seinen Bruder Sherlock, der einen Beweis erbringen soll, dass ein gefundenes Medaillon völlig wertlos und gefälscht ist. Das Problem: Schon auf den ersten Blick ist die Münze als plumpe Fälschung zu erkennen, doch es gibt Gutachten, die das Gegenteil behaupten. Bei seinen Recherchen kommt Sherlock in Kontakt mit zwei neuen Polizisten, die in gegenseitiger Konkurrenz stehen…
Florian Fickel erzählt in seiner Jugendkrimi-Hörspielreihe die Abenteuer des bekanntesten Detektivs aller Zeiten in seiner jüngeren Version: „Der junge Sherlock Holmes“. Wie in einigen früheren Episoden auch kommt der ausschlaggebende Impuls für die 15. Episode von Sherlocks älterem Bruder Mycroft und einem Fall in der Anwaltskanzlei, in der er arbeitet. Das Fälscherthema ist aber neu und passt wunderbar in die Atmosphäre der Serie. Gelungen ist auch, dass gleich klar ist, dass es sich bei dem gefundenen Medaillon um eine Fälschung handelt – und dies auch allen handelnden Figuren bekannt ist. Aber die Beweisführung bietet so einige Tücken, Holmes und sein Freund und Kumpane Victor Trevor müssen einige Tricks anwenden. Auch hier ist Sherlocks scharfe Beobachtungsgabe ein reizvoller Begleiter durch die Handlung, die detailreichen Dialoge und seine überhebliche Art halten die Handlung am Laufen und sorgen für eine dichte Stimmung. Mir gefällt, wie eingängig die Handlung erzählt wird und wie ganz unterschiedliche Stimmungen eingebracht werden. Besonders gelungen ist jedoch die Einführung zweier bekannter Figuren aus dem Holmes-Universum, die hier ihren Einstand haben – und das nicht nur wegen eines gut funktionierenden Running Gags, sondern auch weil die Zusammenstellung der Figuren so gut funktioniert.
Peter Lontzek ist in der Rolle eines Ermittlers zu hören und verpasst ihm direkt passende, eingängige Eigenschaften mit seiner Sprechweise, sodass man schnell ein Bild des Mannes vor Augen hat – schön, dass dabei nicht nur Ehrgeiz und Konkurrenzdenken zu hören sind, sondern auch eine leise Spur Humor. Hannes Maurer steht ihm als Konterpart ebenso überzeugend zur Seite, er bringt die recht angespannte Stimmungen zwischen den beiden Polizisten gekonnt zur Geltung und bringt eine eingängige Stimmung mit. Maren Meier bringt die Rolle der zurückhaltenden und freundlichen Constance gut zur Geltung, ihre Szenen bekommen durch sie eine noch intensivere Ausstrahlung. Auch Charles Rettinghaus, Dirk Petrick und Dietmar Wunder sind zu hören.
Akustisch ist die Episode lebendig umgesetzt, wobei eine vielseitige Geräuschkulisse die Grundlage bildet. Die verschiedenen Szenerien sind dabei treffend ausgestaltet, auch einige Handlungen der Figuren werden nur durch ein passendes Geräusch dargestellt, beispielsweise das Schnippen einer Münze. Die musikalische Begleitung ist ebenso vielseitig und transportiert die Atmosphäre des beginnenden viktorianischen Zeitalters, ohne altbacken zu wirken.
Natürlich ist auch dieses Covers mit dem breiten, schwarzen Rahmen ausgestattet, welches die Düsternis der Illustration unterstreicht. In dunklen Blautönen mit nur wenigen, gedämpften anderen Farben kombiniert, sind Sherlock und Victor in einer prekären Lage zu sehen, die sich auf einem düsteren Hinterhof verstecken und eine vierschrötige Gestalt beobachten.
Fazit: „Das Medaillon von Shadwell“ führt schon in den ersten Momenten in die Thematik der Handlung ein und entwickelt sich dann konsequent und unterhaltsam weiter. Die detaillierte Spurensuche und die trickreichen Befragungen sind lebendig dargestellt, während auch das Auftauchen bekannter Figuren für zusätzliche Atmosphäre sorgt. Wieder eine hörenswerte Episode der Serie, die auch unabhängig vom Rest gehört werden kann.
VÖ: 8. September 2023
Label: floff
Bestellnummer: 4260229665381
Der junge Sherlock Holmes – 4. Das Phantom von Old Bailey
In die Anwaltskanzlei, in der Mycroft Holmes arbeitet, wurde eingebrochen, was er an einem frühen Sonntagmorgen gemeinsam mit seinem Bruder Sherlock entdeckt. Dabei wurde ein ziemliches Durcheinander angestellt, neben einigen Kissen und einem günstigen Schmuckdolch wurde aber nichts entwendet. Zunächst machen sich die beiden selbst auf Spurensuche, bevor die herbeigerufene Polizei ebenfalls am Tatort eintrifft. Doch Einbruchsspuren sind nicht zu finden…
Die Jugend von Sherlock Holmes mit seinen ersten Erfolgen als Detektiv sind in der Hörspielserie von floff mit dem Titel „Der junge Sherlock Holmes“ thematisiert, wobei natürlich auch einige bekannte Figuren aus dem Universum auftauchen. In der vierten Episode taucht dann auch einer der bekanntesten Charaktere von Sir Arthur Conan Doyle zum ersten Mal auf, der in den Originalwerken bei seinen wenigen Auftritten aber keinen Bezug zur Jugend des späteren Meisterdetektivs zu haben scheint: Professor Moriarty. Abgesehen davon, dass der Fokus nicht sonderlich auf ihm liegt und die Einbrüche in die Detektei im Vordergrund stehen, wirkt das dennoch leider etwas konstruiert – auch wenn die Figur mit Arroganz und scharfer Zunge eine interessante Komponente einbringt. Der eigentliche Fall ist eher ruhig inszeniert und enthält nicht so viele markante oder spannende Szenen wie die vorigen Episoden. Mir gefällt, dass der Verdacht auf einen bekannten Charakter fällt, insgesamt kommt durch die sehr ruhige Erzählweise aber wenig Spannung auf. Die Auflösung des Ganzen ist gelungen und zeigt einen gut konstruierten Fall, zumal die vielen eingestreuten Knackpunkte für eine rätselhafte Stimmung sorgen. Das Ganze ist aber eben recht langsam erzählt, sodass die Geschichte gegenüber ihren Vorgängern etwas abfällt.
Roman Knizka hat als Mycroft Holmes hier wieder einen größeren Einsatz und stellt den ernsten, zielstrebigen jungen Mann überzeugend und mit glaubhaftem Auftreten dar, wobei er ebenfalls die leicht überhebliche Art treffend einbindet. Norbert Langner macht seine Sache als Erzähler in der Rolle des alten Sherlock Holmes ebenfalls sehr gut, mit einer leicht süffisanten Stimme und unterhaltsamen Kommentaren passt er sehr gut in die Handlung. Auch der Sprecher des Moriarty ist mit seinem arroganten Auftreten und der bissigen Art eine gelungene Wahl und sorgt für einprägsame Momente. Weitere Sprecher sind Antje von der Ahe, Jürgen Kluckert und Mario Hassert.
Auch in dieser Episode funktioniert die akustische Gestaltung der Serie sehr gut. Insbesondere die leisen Melodien, die für gelungene Szenenwechsel und eine geheimnisvolle Stimmung sorgen, gefallen mir dabei sehr gut. Die Geräuschkulisse ist vielseitig, aber nicht aufgesetzt oder überladen, sodass die Szenen eine passende Atmosphäre erhalten und lebendig untermalt sind.
Sherlock Holmes und sein Freund Victor Trevor kauern sich auf einem Dach hinter den aufragenden Schornstein, während sie das hell erleuchtete Zimmer auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachten – das Titelbild der Episode passt durchaus gut zu der Handlung, hat aber nur wenige direkte Bezüge zu Motiven aus der Geschichte. Dennoch ist ein ansehnliches Cover entstanden, das die Stimmung der Folge aufgreift.
Fazit: „Das Phantom von Old Bailey“ setzt einen durchaus rätselhaften Einbruch in den Fokus, ist aber insgesamt recht langsam erzählt und lässt die Folge damit nicht richtig in Gang kommen. Das Konstrukt hinter dem Fall weiß aber zu gefallen. Das Auftauchen von Professor Moriarty wirkt in dieser Serie zudem recht aufgesetzt und mag sich nicht so recht mit den Originalgeschichten vertragen.
VÖ: 26. Februar 2021
Label: floff
Bestellnummer: B08WJ6ZKPR
Der junge Sherlock Holmes – 3. Die Legende von Sprungfeder-Jack
Sherlock Holmes wird gemeinsam mit Victor Trevor von seinem Vater zu einer Feierlichkeit von Captain John Vivian mitgenommen – trotz seiner Gegenwehr. Und Sherlocks Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten, als schon bei der Anfahrt die Pferde der Kutsche durchdrehen. Als dann ein blaugekleideter Teufel auf der Terrasse auftaucht und die Frau des Gastgebers entführt, ist Sherlocks Spürsinn geweckt…
Neue Geschichten um Sherlock Holmes gibt es im Hörspielbereich einige, doch bei floff wurde diese Formel geändert und Episoden aus der Jugend des später so bekannten Meisterdetektivs erzählt. In Folge drei haben sich dabei bereits die wichtigsten Rahmenbedingungen und die Zusammenstellung der Charaktere in Position gebracht, sodass „Die Legende von Sprungfeder-Jack“ schnell startet. Der Vorfall mit der Kutsche und die ersten Beobachtungen der Szenerie sind zügig erzählt, aber nicht überhastet, sodass auch noch Zeit für Zwischenmenschliches oder eine genauere Entwicklung der bereits bekannten Charaktere ist. Mit der Entführung und dem Auftauchen von Sprungfeder-Jack kommt der Fall dann ebenfalls zeitnah ins Rollen, mir gefällt die Einbindung der legendären Londoner Figur sehr gut. Und so sind die ausgelegten Fährten und Rätsel interessant aufbereitet, sodass die Ermittlungen von Sherlock auf dann noch aufregend sind und neue Informationen liefern, wenn das Tempo im Mittelteil merklich gedrosselt ist. Ich mag, wie logisch der Aufbau ist, wie gut man den einzelnen Elementen folgen kann, wie langsam das Geheimnis und Sherlocks Gegenspieler gelüftet und auch ein persönliches Drama gelüftet werden. Das passt alles sehr gut zusammen und wirkt sehr rund, sodass eine sehr starke Folge der noch jungen Reihe entstanden ist.
Dirk Petrick gestaltet die Rolle des jungen Sherlock Holmes sehr lebendig und mit starkem Ausdruck, die typische Hochnäsigkeit des Detektivs kombiniert er aber mit pfiffiger und aufmerksamer Art, sodass er die Szenen überzeugend darstellt. Stefan Staudinger ist in der Rolle des John Vivian zu hören, er bringt eine sehr gradlinige und markante Sprechweise mit ein und sorgt dabei für einige sehr gelungene Momente. Seine Frau Florence wird von der wundervollen Marie Bierstedt gesprochen, die ihre helle und klare Stimme auch hier abwechslungsreich und treffend einsetzt, zumal sie die gehobene gesellschaftliche Stellung der Dame gekonnt einbringt. Weitere Sprecher sind Rene Dawn-Claude, Hannes Maurer und Sebastian Fitzner.
Bei der musikalischen Gestaltung haben Florian Fickel und sein Team eine sehr lebendige Szenerie geschaffen, in der besonders die aufregenden Szenen gekonnt umgesetzt wurden. Dabei sind viele dynamische Melodien eingebunden, die einen klassischen Klang haben und die Aufregung gelungen steigern, aber auch die Geräuschkulisse ist vielseitig und überzeugend geraten, die Sounds sind vielseitig zusammengestellt und sorgen für eine glaubwürdige Stimmung.
Die Episode wurde zwar lediglich digital und nicht auf einem physischen Datenträger veröffentlicht, das Coverkonzept der ersten Episoden wurde aber dennoch fortgesetzt. In einer klassischen Zeichnung ist die Szene zu sehen, in der Florence entführt wird, wobei natürlich auch einige Details des charismatischen Gegenspielers zu sehen sind. Das viktorianische Ambiente kommt mit dem Gebäude im Hintergrund und der Kleidung der Figuren gut zur Geltung.
Fazit: „Die Legende von Sprungfeder-Jack“ startet temporeich und spannend, dennoch ist auch hier noch Zeit für viel Flair und eine gelungene Charakterisierung. Und auch danach geht es sehr interessant weiter, die Entwicklungen sind sehr gelungen aufgebaut und führen zu einem packenden Finale. Da passt alles gut zusammen, sodass diese Episode äußerst stark geraten ist.
VÖ: 29. Januar 2021
Label: floff
Bestellnummer: B08V93Z1T8
Der junge Sherlock Holmes – 2. Die Königin der Ratten
Mycroft Holmes hat sich das Bein gebrochen und bekommt Besuch von seinem jüngeren Bruder Sherlock und dessen neuen Mitbewohner Victor. Doch er hat keinen neuen Fall für Sherlock, sondern vermisst lediglich seinen Schnupftabak. Doch noch im Krankenhaus treffen sie auf eine deutlich interessantere Geschichte: Verletzt und durchnässt wird die Mutter der jungen Elli Sweetly ins Krankenhaus eingeliefert. Das Mädchen berichtet, dass sie absichtlich ins Hafenbecken an der Themse gestoßen wurde…
Florian Fickel und sein Label floff beleuchten mal eine andere Seite von Sherlock Holmes, anders als viele andere Serien um den bekannten Meisterdetektiv setzt sie in dessen Jugend ein und zeigt den späteren Meisterdetektiv in seinem 15-jährigen Ich. Bereits der Auftakt mit „Der Maskierte vom East End“ war vielversprechend, die nun vorliegende zweite Folge „Die Königin der Ratten“ ist ebenfalls überzeugend geraten. Dabei wird Sherlock anders als zuvor kein Auftrag erteilt, sondern er begegnet zufällig seiner jungen „Klientin“, die verzweifelt von dem Anschlag auf ihre Mutter berichtet. Schön, dass hier ein anderer Einstieg gefunden wurde, später wird aber nur wenig Zufall in die Handlung eingebaut. Die Ermittlungen von Sherlock und seinem Begleiter Victor verfolgen konsequent den gelegten Spuren, wodurch eine immer stimmigere Darstellung des Sturzes in die Themse entsteht. Bemerkenswert ist, mit wie wenigen handelnden Personen die Geschichte auskommt, sodass die Übersicht immer gewahrt bleibt und eben auch die jüngere Zielgruppe der Handlung gut folgen kann. Allerdings haben sich dabei auch einige Dialoge eingeschlichen, die etwas zu lang geraten sind und zu wenig Abwechslung oder Information einbringen, was das Tempo der Erzählung unnötig drosselt. Der gut durchdachte Fall ist jedoch mit vielen kleinen Anspielungen gespickt, sodass mir die Episode wieder gut gefallen hat.
Eleonore „Elli“ Sweetly wird von der wunderbaren Marie Bierstedt gesprochen, die mit ihrer hellen Stimme und lebendigem Ausdruck eine gelungene Figur schafft und die Verzweiflung der jungen Frau überzeugend darbietet. Ihr Vater Jerry wird von Santiago Ziesmer gesprochen, der seinen unverkennbaren Klang dieses Mal etwas zurückfährt und eine realistische Darstellungsweise wählt, die gut zu der Serie und ihrem Ausdruck passt. Charles Rettinghaus ist auch in dieser Episode als Sherlocks Vater Sherrinfort zu hören, er verleiht der Figur mit seiner knarrigen Stimme eine abweisende und markante Ausstrahlung, die auch in dieser Episode wieder für ausdrucksstarke Szenen sorgt. Weitere Sprecher sind Dirk Petrick, Antje von der Ahe und Norbert Langer.
Die akustische Gestaltung des Hörspiels konzentriert sich eher auf den Einsatz von leisen, aber sehr passend eingebauten Geräuschen. Die Dialoge wirken so lebendiger und authentisch, es wird aber auch nicht von ihnen abgelenkt. Ein wenig mehr Abwechslung hätten einige der Szenerien zwar durchaus vertragen, insgesamt wurde aber eine stimmige Kulisse geschaffen, die durch den Einsatz von stimmungsvoller Musik ergänzt wurde.
Der nostalgisch wirkende Zeichenstil des ersten Covers wurde auch hier wieder aufgegriffen. Der lange, gemauerte Abwasserkanal erzeugt mit der schummerigen Beleuchtung eine gelungene Kulisse, während die unheimliche Gestalt mit der Rattenmaske, die verängstigt schauende Frau und der rennende Sherlock Holmes sind dazu eine gelungene Ergänzung. Der schwarze Rahmen mit den blauen Elementen ist schlicht geraten, passt aber durchaus zu der Serie.
Fazit: Auch wenn die Handlung ein wenig zu langsam erzählt wurde, ist „Die Königin der Ratten“ ein unterhaltsames Hörspiel, was mit den interessanten Ermittlungen und den markanten Figuren gut gelungen ist. Die Stimmung im alten London und der immer vielschichtigere Geschichte kommen dabei ebenso gut zur Geltung.
VÖ: 13 November 2020
Label: floff
Bestellnummer: 4260229664193
Der junge Sherlock Holmes – 1. Der Maskierte vom East End
Sherrinford Holmes hat es satt, dass sein Sohn Sherlock seine Nase ständig in seine Bücher steckt und nimmt sie ihm kurzerhand weg. Doch Ablenkung kommt schon bald, als sein Bruder Mycroft um Hilfe bittet. Er hat unlängst Arbeit in einer Detektei angenommen und bittet Sherlock, einige verdeckte Beobachtungen anzustellen. Doch er ahnt dort noch nicht, was sein jüngerer Bruder dabei alles herausfinden würde…
Sherlock Holmes ist noch immer in aller Munde, der wohl berühmteste Detektiv der Welt ist in letzter Zeit zu einem wahren Phänomen in der modernen Popkultur geworden, hierzulade insbesondere in verschiedenen Hörspielserien. Nun ist eine neue hinzugekommen, Florian Fickel von floff hat jedoch einen anderen Ansatz gefunden und setzt sich in den eigens geschriebenen Folgen mit Sherlock Holmes im jugendlichen Alter auseinander. Dazu gehört dann auch, dass gerade zu Beginn die Konflikte mit seinem Vater thematisiert werden, wobei dann auch bereits die Ansätze des Charakters des älteren Holmes verfolgt werden. Dazu passt auch die gelungene Idee, den erwachsenen Holmes als Erzähler einzusetzen, der in einem Brief an Watson von den vergangenen Ereignissen berichtet – eine gelungene Referenz, die mit kleinen Kommentaren auf die typische Stimmung zwischen den beiden Charakteren anspielt. Der Fall wirkt kindgerechter als die originalen Fälle, was zu dem jüngeren Ermittler passt. Die Erzählstruktur ist allerdings recht komplex und an einigen Stellen gar etwas langatmig, jedoch kommt auch viel Flair auf – vom alten London, von den Charakteren, von der Stimmung der Zeit und natürlich auch vom Fall selbst. Gegen Ende gibt es dann noch einige spannende Szenen und kleine Wendungen, sodass ein hörenswerter Abschluss der Episode gelungen ist – nicht übertrieben, weil Mycroft weiterhin wichtiger Teil der Auflösung ist, aber eben doch auf die großen Talente der Titelfigur hindeutend. Der interessante Ansatz, die jungen Jahre von Sherlock Holmes darzustellen, funktioniert dabei bestens.
Die Sprecher der Episode gefallen mir insgesamt sehr gut, besonders die Hauptfiguren sind gelungen besetzt – allen voran Dirk Petrick als Sherlock Holms. Er lässt die pfiffige Ausstrahlung des jungen Mannes ebenso wie die Wirtgewandtheit und die Selbstsicherheit sehr glaubhaft und präsent erscheinen, sodass ein interessanter Mittelpunkt der Serie entstanden ist. Auch Roman Knizka hat mir als Mycroft Holmes sehr gut gefallen, mit ruhiger und markanter Sprechweise bildet er einen gelungenen Kontrast zu seinem Bruder und bringt die Ernsthaftigkeit der Figur gut zur Geltung. Norbert Langer ist als erwachsener Sherlock Holmes und Erzähler der Handlung gut besetzt, auch er bringt die Eigenheiten der bekannten Figur gekonnt herüber und lässt seine Texte lebendig wirken. Weitere Sprecher sind Sebastian Fitzner, Charles Rettinghaus und Johanna Hanke.
Insgesamt ist die akustische Gestaltung dieser Episode stimmig geraten, insbesondere die kleinen Melodien zur Trennung der einzelnen Szene passen gut in die damalige Zeit und verbreiten eine angenehme Stimmung. Die Geräuschkulisse ist vielfältig und ansprechend, allerdings wirken einige Sounds etwas künstlich oder nicht vollkommen treffend eingefügt, was den Gesamteindruck aber kaum trübt.
Optisch dominieren die Farben Schwarz und Blau, sowohl die Rahmengestaltung des Covers als auch die Rückseite und das Innere ergeben so eine einheitliche Optik. Das eigentliche Titelbild stammt von Johanna Seipelt, die eine nächtliche Szenerie in London zeigt, in der der junge Sherlock Holmes im schummrigen Licht einer Straßenlaterne einen Mann in einer dunklen Gasse beobachtet. Neben einem Ausblick auf die kommenden Cover ist im kleinen Einleger lediglich Platz für eine Auflistung der Mitwirkenden.
Fazit: Nicht nur der interessante Ansatz der Serie, die Abenteuer des jungen Sherlock Holmes umzusetzen, sondern auch die Geschichte dieser ersten Folge ist stimmig umgesetzt und spielt mit verschiedenen Motiven der bekannten Geschichten, präsentiert sich aber kindgerechter. Die eher langsam erzählte Handlung ist mit vielen starken Szenen angefüllt und hat mir wirklich gut gefallen.
VÖ: 18.09.2020
Label: floff
Bestellnummer: 4260229664179