Die Denkmaschine – 9. Das Geisterauto

Die Denkmaschine – 8. Der Mann ohne Erinnerung

Die Denkmaschine – 7. Das Rätsel des gestohlenen Rubens

Die Denkmaschine – 6. Die drei Mäntel

Die Denkmaschine – 5. Die versteckte Million

Die Denkmaschine – 4. Der Blutsauger von London: Die Spur des Blutes

 

Die Denkmaschine – 2. Das Rätsel von Zelle 13

Die Denkmaschine – 1. Der unterbrochene Funktelegraph


Die Denkmaschine – 9. Das Geisterauto



Die Polizei steht vor einem Rätsel, als eines nachts ein Auto mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in eine Straße ohne Abzweigungen hinein- aber an der anderen Seite nicht wieder hinausfährt. Dies wiederholt sich einige Nächte lang, sodass schließlich Straßensperren errichtet werden – ohne Erfolg- Henrietta Hatch wird auf den Fall aufmerksam und beschließt, ein paar Ermittlungen anzustellen. Doch Professor van Dusen ist alles andere als neugierig und hält sich vollkommen zurück…

Dass Professor van Dusen nicht immer an dem ihm vorgeschlagenen Fällen interessiert ist, wurde bereits in verschiedenen Geschichten aufgegriffen. Auch die neunte Episode der WinterZeit-Serie „Die Denkmaschine“ bekommt durch diesen Kniff besondere Würze. Van Dusen und Henrietta Hatch liefern sich dabei einige spritzige Schlagabtäusche, die Humor und Witz einbringen, aber auch die Beziehung der beiden näher beleuchten. Ich mag diese Szenen, die immer wieder zwischen den Ermittlungen auftauchen, sehr gerne. Die oben beschriebene Szenerie wird zu Beginn recht ausführlich beleuchtet, mehrere Nächte mit dem scheinbar verschwindenden Auto durchgespielt und so tief in das Thema eingedrungen. Auch Henriettas Interesse an dem Fall und der Einstieg in die Ermittlungen ist kurzweilig geraten. Doch danach schließt sich eine längere Sequenz an, in denen sich die Handlung nur sehr langsam weiterentwickelt und über einige Zeit keine wesentlichen neuen Informationen aufkommen. Das ist nicht langatmig erzählt, weckt aber den Eindruck, dass der Fall fast ausschließlich aus der Einführung und der Auflösung besteht – zumal der entscheidende Hinweis eher zufällig gegeben wird und nicht durch konsequente Ermittlungen herausgefunden wird.

Uwe Büschken ist als Detective Sergeant Miller zu hören und bringt mit seiner leicht bissigen und spöttischen Art Leben in seine Dialoge, sodass der Beginn durch ihn noch unterhaltsamer wirkt. Patrick Winczewski ergänzt ihn als Officer Hardy gelungen, geht gut auf die ihm zugespielten Bälle ein und wirkt dabei sehr präsent, was für ein überzeugendes Zusammenspiel sorgt. Auch Kaya Marie Möller bringt als Susan ebenfalls eine eigene Note ein und hinterlässt dabei ihren Fußabdruck in der Geschichte, auch wenn ihr Part vergleichsweise klein ist. Auch Engelbert von Nordhausen, Michael Iwannek und Konrad Bösherz sind zu hören.

Mir gefällt, wie die Dialoge in dieser Serie eher sanft unterlegt sind und nur wenige Geräusche und Musik eingespielt werden. Doch während der Szenen mit dem flüchtenden Auto ist natürlich der passende Sound zu hören und sorgt für die passende Atmosphäre. Die eingespielten Melodien bringen wieder eine mysteriöse und leicht verspielt wirkende Stimmung in die Handlung ein.

Das Geisterauto ist auch auf dem Titelbild zu sehen, wobei der typische Zeichenstil von Mark Freier deutlich zu erkennen ist. Der Oldtimer scheint direkt auf die Betrachtenden zuzufahren, ist aber auch durchschimmert. So ist die Häuserreihe im Hintergrund immer noch gut zu erkennen. Die Farbpalette der Serie passt wieder sehr gut dazu.

Fazit: „Das Geisterauto“ bringt eine sehr gelungene Idee mit rätselhafter und mysteriöser Stimmung mit sich. Das ist intensiv umgesetzt und mit einigen witzigen Momenten angereichert. Insbesondere die Stimmung zwischen den beiden Hauptfiguren kommt dabei wieder gut zur Geltung. Allerdings passiert bis zu Auflösung nicht sonderlich viel und die Handlung scheint auf der Stelle zu treten, sodass ich mir mehr Bewegung gewünscht hätte.

VÖ: 14. April 2023
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663737


Die Denkmaschine – 8. Der Mann ohne Erinnerung



Ein Mann, der keine Erinnerungen mehr an seine Vergangenheit hat, sucht die Hilfe von Professor van Dusen. Nicht einmal seinen eigenen Namen weiß er mehr. Die Denkmaschine findet zwar mit einigen wenigen Frage erstaunlich viel heraus, doch seine Identität lässt sich dadurch nicht klären. Erster Anhaltspunkt für die weiteren Recherchen ist das Hotelzimmer, in dem der Mann vor vier Wochen aufgewacht ist…

Bereits in der achten Episode von „Die Denkmaschine“, der WinterZeit-Neuinterpretation der Figur des Professor van Dusen, lässt sich erkennen, dass inhaltlich nur wenige Grenzen gesetzt werden. Denn „Der Mann ohne Erinnerungen“ hat noch einmal einen ganz anderen Ansatz als seine Vorgänger. Die Idee, die Identität eines Mannes ohne Gedächtnis herauszufinden, stellt selbst den Professor vor neue Herausforderungen. Es sind immer nur kleine Puzzlestücke, die dem Gesamtbild hinzugefügt werden, eine kleine Info hier, eine interessante Begegnung dort – und nicht immer scheinen diese direkt zusammenzuhängen. Dabei ist das Gefühl sehr reizvoll geraten, dass mehr hinter allem steckt, dass van Dusens Mandant einer Bedrohung ausgesetzt ist und ein Verbrechen aufgeklärt werden muss. Das bestätigt sich dann auch am Ende, allerdings auf unerwartete Weise und mit vielen Überraschungen, die mit dem zuvor Gehörten aber schlüssig wirken. Dass dabei auch auf der persönlichen Ebene für gute Unterhaltung gesorgt ist und beispielsweise Holly Hatch wieder mit ihrer sarkastischen Art oder van Dusen mit seinem überheblichen Ausdruck, bereichert die Stimmung der Folge ebenfalls. Das wirkt insgesamt sehr stimmig und erzählt die Geschichte auf clevere Weise.

John Dunn, wie der Mann mit Gedächtnisverlust in der Geschichte zunächst genannt wird, bekommt seine Stimme von Sven Gerhardt geliehen. Mir gefällt sein facettenreicher Ausdruck mit der glaubhaften Sprechweise – man rätselt, leidet und hofft mit ihm. Lena Schmidtke hat ebenfalls einen sehr überzeugenden Auftritt, den sie mit viel Energie absolviert. Die Figur bringt sie damit sehr gut zum Ausdruck und verleiht ihr einen harten Ton. Florian Clyde ist als Manning zu hören, er passt gut in das Ambiente der Serie und verleiht den Dialogen einen geschliffenen Ausdruck. Auch Sebastian Schulz, Uwe Büschken und Viktor Neumann sind zu hören.

Auch wenn sich die Produktion vor allem auf die Dialoge konzentriert und die Sprechenden für einen Großteil der Atmosphäre sorgen, sind dennoch viele stimmungsvolle Melodien eingefügt, die beispielsweise in den Szenenwechseln oder kurzen Erzähltexten für eine gelungene Untermalung sorgen. Auch die Geräusche sind nicht übermäßig, aber sehr treffend eingefügt, sodass ein gelungener Mix entstanden ist.

Das Titelbild deutet die Verwirrung und den Identitätsverlust von John Dunn an, das erschrocken wirkende Gesicht des bebrillten Mannes wird durch die verschwommene Optik und ein verzerrtes Abbild machen dies direkt greifbar. Das Innere ist schlich und übersichtlich gestaltet, neben den Angaben der Mitwirkenden sind auch wieder die Fotos von Anne Helm und Thomas Nero Wolff zu sehen.

Fazit: „Der Mann ohne Erinnerung“ verfolgt noch einmal einen ganz anderen Ansatz als seine Vorgänger. Das hier Informationen nur bruchstückhaft gegeben werden, lässt das Gesamtbild sehr lange im Dunkeln, sodass bei der Auflösung noch zahlreiche Überraschungen auf die Zuhörenden warten. Das ist geschickt erzählt und mit markanten Figuren versehen, sodass ein starker Krimi entstanden ist.

VÖ: 18. November 2022
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663720


Die Denkmaschine – 7. Das Rätsel des gestohlenen Rubens



Detective Miller, der neu bei der Polizei ermittelt, wurde bereits vor Holly Hatch gewarnt, doch weil er die Hilfe von Professor van Dusen in einem verzwickten Fall benötigt, muss er sich dennoch auf die scharfzüngige Reporterin einlassen. Aus einer privaten Sammlung ist ein wertvolles Gemälde von Peter Paul Rubens verschwunden, doch der Raum wird Tag und Nacht bewacht. Niemand konnte unbemerkt ein Werk dieser Größe herausschaffen…

Bei den Fällen von Professor van Dusen von Jacques Futurelle ging es weniger um spektakuläre Verbrechen, sondern eher um knifflige Rätsel, die eigentlich unmöglich scheinen. Markus Winter setzt diesen Grundgedanken in der „Denkmaschine“-Reihe fort, auch „Das Rätsel des gestohlenen Rubens“ ist ein gediegener, aber durchgängig unterhaltsamer Krimi geworden. Dabei nimmt sich die Handlung zunächst Zeit, die Umstände des Verbrechens zu erläutern, anwesende Personen vorzustellen und den Schauplatz zu beschreiben, bis man von der eigentlichen Tat erfährt. Bereits dort sind zahlreiche Hinweise und Gegebenheiten eingebaut, die aufhorchen lassen. Die nachfolgenden Ermittlungen konzentrieren sich dann eher auf das Motiv und die Möglichkeiten der Verdächtigen, sodass sich ein immer vollständigeres Bild zusammensetzt. Dabei ist es am Ende keine große Überraschung, wer die Tat begangen hat – da passte einfach alles zusammen. Die Spannung resultiert eher daraus, wie er dies bewerkstelligt hat. Das ist recht clever konstruiert und hat noch die eine oder andere reizvolle Verzierung bekommen, sodass insgesamt ein starker Fall für den Hobbykriminologen und seine Partnerin entstanden ist.

Uwe Büschken hat in dieser Episode seinen ersten Auftritt als ermittelnder Detective Miller, sein genervter und dennoch überheblicher Unterton sorgen für einen Charakter, der Schwung in die Serie bringt und für gelungene Reibungen mit van Dusen sorgen. Tim Sander spricht die Episodenrolle des Matthew Kale eingängig und mit gelungener Betonung, wobei der bestohlene Kunstsammler durch ihn eine markante Ausstrahlung bekommt. Mir gefällt, wie Marius Claren der Figur des Monsieur Leblanc eine leicht geheimnisvolle Aura verleiht und diese bis zum Ende aufrechterhält, aber ebenso zugänglich und authentisch wirkt. Auch Alexander Turrek, Sascha Rotermund und Janin Stenzel sind zu hören.

Ähnlich wie die andere große Erfolgskrimiserie von Markus Winter, die „Sherlock Holmes Chronicles“, ist auch diese Serie mit einem leicht geheimnisvoll und verspielt wirkenden Titelsong ausgestattet. Die während der Dialoge eingebundenen Melodien machen ebenfalls einen atmosphärischen Eindruck, während die vielen eingebauten Geräusche und leichte Stimmeffekte für eine lebendige Stimmung sorgen.

Ein Mann, dessen Gesicht durch die aufgesetzte Schirmmütze halb im Schatte liegt, ein Gemälde unter den Arm geklemmt, steht auf dem Titelbild im Fokus. Noch besser gefällt mir allerdings die detailreiche Hintergrund, der eine riesige Bibliothek andeutet und auf dem ebenfalls noch einige Gemälde zu sehen sind. Ein hübsches Cover, das Innere des Booklets ist ebenfalls ansehnlich gestaltet und enthält einen Überblick über die bisherigen Titelbilder.

Fazit: „Das Rätsel des gestohlenen Rubens“ muss auf verschiedenen Ebenen gelöst werden: Täter und Motiv, örtliche Gegebenheiten, zeitlicher Ablauf – da gibt es viele Details zu entschlüsseln, was unterhaltsam geraten ist. Der Verlauf ist launig und locker, die Figuren gekonnt zusammengestellt, sodass es einiges interessantes zu hören gibt.

VÖ: 14. Oktober 2022
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663713


Die Denkmaschine – 6. Die drei Mäntel



Mitten in der Nacht wacht Clark Garland in seinem Hotelzimmer auf, ein Einbrecher direkt in seiner Nähe. Er schlitzt den Mantel Garlands auf und entnimmt exakt 347 Dollar, lässt das andere Bargeld aber liegen. Ungewöhnlich ist auch, dass er behauptet, sich nur das zu nehmen, was ihm zustehe. Die Polizei ist wegen des geringen Geldbetrags nicht sonderlich engagiert, sodass sich Garland an Professor van Dusen wendet…

Markus Winter hat für seine Neuinterpretation der Jacques Futurelle-Figur Professor van Dusen in seiner „Die Denkmaschine“-Serie einige andere Ansatzpunkte gewählt. Die vordergründigste ist wohl, dass aus seinem Begleiter Hutchinson Hatch seine Begleiterin Holly Henrietta Hatch geworden ist und nicht mehr nur bloße Chronistin ist, sondern sich selbst auch sehr aktiv in die Ermittlungen einbringt. In der sechsten Episode „Die drei Mäntel“ übernimmt sie zu Beginn die ersten Recherchen auf eigene Faust, bevor van Dusen selbst eingreift und seine ganz eigenen Methoden wählt – beispielsweise indem er seinen Auftraggeber scharf verhört oder Holly zu Beobachtungen und Befragungen schickt. Das erzeugt eine gelungene Dynamik zwischen den beiden und bringt einigen Schwung in die Handlung. Denn hier steht eher das verzwickte Rätsel im Vordergrund, denn die Motive des Täters sind schleierhaft, sein Vorgehen sorgt für einiges Kopfzerbrechen. Daraus ergeben sich einige neue Rätsel, Schlussfolgerungen und Spuren, sodass sich die Geschichte langsam, aber stetig weiterentwickelt. Schön, dass hier ein ruhiger Krimi im Vordergrund steht und damit der Grundgedanke des Autors weiterverfolgt wird, was durch die gelungene Umsetzung mit dem hohen sprachlichen Niveau noch unterstrichen wird.

Amadeus Strobl ist in der Rolle des Clark Garland zu hören, seine Stimme passt sehr gut in die Atmosphäre der Handlung und punktet mit seinem ausdrucksstarken und glaubhaften Klang. Rieke Werner spricht Julia ebenfalls authentisch und spontan wirkend, sie setzt dabei gelungen kleine Facetten und bringt eine lebhafte Sprechweise in die Handlung mit ein. Thomas Neo Wolff ist in der Hauptrolle des Professor van Dusen wieder äußerst überzeugend, seine scharfsinnige, aber auch recht arrogante Ausdrucksweise und die markante Aura passen sehr gut zu der klassischen Detektivfigur. Weitere Sprecher sind Manja Döring, Matthias Hoff und Dirk Hardegen.

Die akustische Umsetzung ist auch in dieser Episode sehr sauber geraten und wirkt mit den melodiösen Musikstücken angenehm atmosphärisch, ohne dass dies zu aufgesetzt klingen würde. Die dadurch erreichten Verzierungen sorgen aber für eine lebendige Gesamtstimmung. Auch die Geräuschkulisse ist überzeugend und punktet mit einer Vielzahl an passenden und gut eingesetzten Sounds.

Das Cover wird zwar nicht von allen drei titelgebenden Mänteln, aber immerhin von einem geziert. In der Kulisse eines holzgetäfelten Raumes, das ein hübsches Spiel aus Licht und Schatten zeigt, hängt das Kleidungsstück an einem Ständer – alles in der typischen Farbgebung der Reihe und mit einer hübschen Rahmengestaltung. Im Inneren gibt es einen Blick auf die vorigen Titelbilder sowie Fotos der beiden Hauptsprecher der Serie

Fazit: „Die drei Mäntel“ ist kein hochtrabener und spannungsheischender Fall, sondern ein verzwicktes, vielschichtiges Rätsel, das mit zahlreichen interessanten Facetten spielt. Die Recherchen sind ausführlich beschrieben und offenbaren nicht nur weitere Zusammenhänge und Details, sondern sind auch auf zwischenmenschlicher Ebene sehr unterhaltsam. Eine gelungene Episode der Serie, in der Holly Hatch mal wieder eine große Rolle einnimmt.

VÖ: 18. Februar 2022
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663355


Die Denkmaschine – 5. Die versteckte Million



John Walter Ballards Leben neigt sich unaufhörlich dem Ende entgegen, doch auf dem Totenbett rechnet er mit seiner ungeliebten Familie ab. Er eröffnet ihnen, dass er sein beträchtliches Vermögen in Wertpapiere eingetauscht und sicher versteckt hat. Die Erben finden trotz intensiver Suche keine Spur von dem Geld und suchen die Hilfe von Amateurkriminologe Augustus van Dusen auf…

Der oben beschriebene Ansatz der fünften Episode von „Die Denkmaschine“, der Neuinterpretation der Figur des Professor van Dusen von Markus Winter, klingt nach einem vergnüglichen kleinen Fall, der innerhalb einiger scharfer Beobachtungen des Ermittlers gelöst werden kann. Ein Rätsel, das mit den anfangs gestreuten Hinweisen bereits mehr oder weniger offenkundig sein könnte. Und doch: In dem Fall steckt noch wesentlich mehr. Nach der Szene am Totenbett und einem Gespräch, in dem van Dusen mit dem Fall beauftragt wird, geht es mit zahlreichen Ermittlungen in verschiedene Richtungen weiter – und diese sind deutlich komplexer, als zunächst vermutet. Es geht um detaillierte Vorgänge in der Bank in der Vergangenheit, neue Verdachtsmomente gegenüber einigen Familienmitglieder, aber beispielsweise auch um den kleinen Rest der Erbschaft. Der Aufbau ist logisch und konsequent, es werden nicht zu viele Fragen auf einmal aufgeworfen, sondern immer wieder auch Teillösungen eingebaut. So entstehen keine allzu großen Wissensvorsprünge bei van Dusen, sodass die Entwicklung sehr authentisch wirkt. Mit über 80 Minuten Laufzeit ist die eher kurze Vorlage von Jacques Futurelle deutlich länger geraten und viele Zusammenhänge spannend und umfassend erklärt – ein sehr klassisches Kriminalstück mit langsamen, aber unterhaltsamen Verlauf. Und ein paar sehr gelungene Anspielungen auf andere, sehr bekannte Hörspielreihen gibt es dann auch, was besonders Fans alter Serien freuen dürfte.

Thomas Nero Wolff ist ein weiteres Mal in der Rolle der Denkmaschine Professor van Dusen sehr überzeugend und verleiht seiner markanten Stimme einen volltönenden Klang, die bissigen Kommentare und die klugen Schlussfolgerungen wirken dadurch sehr markant. Oliver Siebeck spricht die Rolle des Walther Ballard ebenfalls sehr ausdrucksstark und verleiht der komplizierten Beziehung zu seinem verstorbenen Vater mehr Tiefgang, bringt aber auch eine sehr authentische Sprechweise mit ein. Jeffrey Wipprecht spricht dessen Sohn Anthony und legt – passend zur Rolle – viel Energie in seine Stimme und punktet mit lebendigem Ausdruck. Weitere Sprecher sind Helmut Gauss, Esra Vural und Marianne Groß.

Die Umsetzung der Geschichte wirkt klassisch und hat dennoch einen modernen Klang. Insbesondere die eingebauten Melodien vereinen diese beiden Widersprüche mit mal lauten und präsenten Stücken, mal mit leisen Melodien im Hintergrund, was für viel Stimmung sorgt. Aber auch die Geräuschkulisse ist treffend umgesetzt und sorgt mit vielen passenden Klängen für eine authentische Atmosphäre der verschiedenen Situationen.

Eine einst prachtvolle und feudale Villa, die nunmehr aber dem Verfall anheimgefallen ist, wurde als Titelbild ausgewählt, zwei Polizisten in typischer Uniform der damaligen zeit halten davor Wache. Gut gefallen mit die vielen Details, die trotz der Farbgestaltung in Sepia herausgearbeitet wurde. Ein launiger Einleitungstext im Booklet ist neben den üblichen Angaben zu den Mitwirkenden auch hier zu finden.

Fazit: „Die versteckte Million“ ist ein Fall, der sich langsam aufbaut und von einem sehr interessanten Gedankenspiel ausgeht. Viele kleine Hinweise werden verfolgt und akribisch recherchiert, sodass ein sehr runder Eindruck des Geschehens entstanden ist. Die Auflösung ist überraschend und treffend, die Charaktere sehr gekonnt dargestellt, sodass eine weitere hörenswerte Episode der Reihe entstanden ist.

VÖ: 19. November 2021
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663348


Die Denkmaschine – 4. Der Blutsauger von London: Die Spur des Blutes



Um die vier seltsamen Morde in London aufzuklären, bei denen die Leichen blutleer, aber mit einem Bauklotz aufgefunden werden, begeben sich Holly Henrietta Hatch und Professor van Dusen in das Bartholomew-Hospital. De Hobbykriminologe vermutet dort einen wichtigen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen den Opfern zu finden. Und der diensthabende Arzt kann sogar noch weitere Informationen liefern…

Noch ist „Die Denkmaschine“, die neue Krimiserie um den allseits bekannten Professor van Dusen aus der Feder von Markus Winter, noch recht jung, und doch gibt es in der vierten Episode schon eine Besonderheit: Es handelt sich um einen Fall, in dem auch Sherlock Holmes ermittelt – ein lupenreines Crossover also. Dabei ist „Der Blutsauger von London“ auch noch ein Zweiteiler, und während die erste Hälfte in einer Sonderfolge der „Sherlock Holmes Chronicles“ erzählt wird, ist der zweite Teil mit dem Untertitel „Die Spur des Blutes“ als vierte Folge dieser Serie erschienen. Der fiese Cliffhanger wird dabei zunächst nicht aufgegriffen, dafür überrascht die Serie mit einer sehr frühen Offenbarung: Schon nach wenigen Minuten steht das Motiv des Täters glasklar fest, Professor van Dusen rekapituliert die bisherigen Ereignisse und nimmt die Ermittlungen nach dem Täter auf. Auch hier gibt es noch einige Überraschungen, spannende Wendungen und ein sehr gelungenes Finale, das knapp und konsequent erzählt wird. Zudem hat Markus Winter zu einem gelungenen Kniff gegriffen: Tatsächlich haben van Dusen und Hatch hier den weitaus größten Anteil, Watson und Holmes spielen eine eher kleinere Nebenrolle – ganz anders also als im ersten Teil. Motiv, Tathergänge und Aufbau gefallen mir sehr gut, zumal auch die Charaktere und die Stimmung zwischen ihnen wieder gut zur Geltung kommen.

Das Duo aus Till Hagen als Sherlock Holmes und Tom Jacobs als Dr. John Watson ist auch hier wieder hervorragend, beide verleihen ihren Stimmen nicht nur Nachdruck und Präsenz, sondern auch sehr charmante Charakterzüge mit treffendem Humor. Tim Moeseritz ist in der Rolle des Doktor West zu hören, der mit seinem leicht rauen Klang und der eingängigen Sprechweise eine stimmige Figur erschafft, die gut in die Stimmung der Episode passt. Sein Sohn bekommt die Stimme von Sebastian Schulz geliehen, der kraftvoll und sehr präsent spricht und eine markante Betonung einbringt, sodass jede seiner Szenen eine gelungene Wirkung bekommt. Weitere Sprecher sind Dennis Sandmann, Torsten Münchow und Bernd Vollbrecht.

Die akustische Gestaltung der Serie ist stimmig geraten und bietet neben einem klaren, sauberen Klang auch verschiedene atmosphärische Melodien, die nicht nur während der Übergänge oder der Erzähltexte, sondern auch während einiger wichtiger Dialoge eingesetzt wurden. Aber auch die Geräuschkulisse ist überzeugend aufgebaut und bietet glaubhafte Klänge, die die Szenen lebendiger wirken lassen.

Das Cover des ersten Teils wird auf sehr interessante Weise variiert, indem hier ein Mann in identischer Kleidung zu sehen ist, allerdings von hinten. So bekommt man das Gesicht wieder nicht zu sehen, dafür aber eine düstere Gasse mit dem berühmten Londoner Glockenturm im Hintergrund. Auch die beiden Gestalten in zeittypischer Kleidung sind gut dazu ergänzt. Im Inneren des Booklets klärt Markus Winter noch einige weitere Details zu dem Fall auf.

Fazit: Dass hier gleich zu Anfang ein großer Teil des Rätsels von „Der Blutsauger von London“ aufgeklärt wird, ist ein ungewöhnlicher und interessanter Zug, der sehr gut funktioniert. Denn immer noch wird eine spannende Szenerie geboten, die in einer dramatischen Schlussszene gipfelt – und den Cliffhanger des ersten Teils aus den „Sherlock Holmes Chronicles“ erst ganz am Ende aufklärt. Überzeugend!

VÖ: 25. Juni 2021
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663331



Die Denkmaschine – 2. Das Rätsel von Zelle 13



Dass Professor van Dusen in Streitgesprächen nicht sonderlich zurückhaltend ist, verleitet ihn während eines Dinners zu einer ungewöhnlichen Wette: Er lässt sich nur mit dem nötigsten bekleidet in die Todeszelle eines der sichersten Gefängnisse sperren, um zu beweisen, dass er sich innerhalb einer Woche ohne fremde Hilfe daraus befreien kann…

Mit „Die Denkmaschine“ hat WinterZeit eine eigene Serie um die bekannte Figur des Professor van Dusen gestartet und angekündigt, sich dabei enger an die Ideen von Autor Jacques Futurelle zu orientieren, ohne jedoch nur dessen Geschichten umzusetzen. Die zweite Episode „Das Rätsel von Zelle 13“ macht da jedoch eine Ausnahme und vertont den bekannten Fall neu. Das führt zwar dazu, dass das so spannungsgeladene Verhältnis von Holly Henrietta Hatch und Professor van Dusen nur am Rande zur Geltung kommt, schließlich ist die zentrale Figur über weite Teile im Todestrakt eines Hochsicherheitsgefängnisses eingesperrt, sodass die nun weibliche Chronistin größtenteils nur für kurze Erzähltexte verantwortlich ist. Erst später nimmt sie mehr Raum ein, doch zunächst sind vorrangig Szenen um den übellaunigen Gefängnisdirektor Monroe und sein Personal zu hören, der sich von den Finten des Professors und seinen Täuschungs- und Befreiungsmanövern schier in den Wahnsinn treiben lässt. Doch es gibt auch zahlreiche Hinweise, wie van Dusen langsam seine Flucht plant, nur kann auch der Hörer noch kein zusammenhängendes Bild zusammensetzen kann (selbstredend sofern er die Geschichte nicht schon vorher kennt). Auch wenn das Tempo dabei eher langsam ist, ist das Hörspiel sehr unterhaltsam geraten und überzeugt mit kleinen, aber interessanten neuen Ereignissen. Am Ende gibt es natürlich auch eine grandiose Auflösung, bei der Professor seine Genialität süffisant aufleben lassen will, aber durch einen gelungenen Kniff in eine ganz andere Richtung gelenkt wird. Eine sehr gelungene Umsetzung und eine Verneigung vor dem Original, die mir sehr gut gefallen hat.

Thomas Nero Wolff ist in der Rolle des Professor van Dusen auch hier wieder sehr überzeugend, er spricht markant und betont, aber insgesamt recht ruhig und mit einer passenden, hochnäsigen Attitüde. Ekkehardt Belle ist in der Rolle des Monroe ebenfalls gut platziert und passt sich gelungen an die Gegebenheiten an, der aufbrausende Gefängnisdirektor wird von ihm mit Leidenschaft und viel Energie ausgefüllt. Margot Rottweiler ist als Haushälterin Martha zwar nur kurz zu hören, überzeugt aber dennoch mit ihrer äußerst charmanten Art und einer präzisen Sprechweise. Weitere Sprecher sind Marko Bräutigam, Oliver Feld und Kim Hasper.

Mit vielen eingebauten Melodien ist die Handlung sehr abwechslungsreich umgesetzt, oft klingen sie beschwingt und sorgen für einen unbeschwerten Ausdruck, bringen aber auch geheimnisvolle Stimmungen mit ein. Sind die Dialoge nicht mit ihnen unterlegt, wurden viele passende Geräusche eingebunden, die die Handlungen der Charaktere untermalen oder für einen passenden Hintergrund sorgen.

Auch dieses Cover deutet mit dem Rahmen voller Zahnräder und komplexer Strukturen an den Titel der Serie, darin eingefasst ist in dunklen Gelb- und Beigetönen ein Motiv aus dem Gefängnis, wobei die markante Kleidung den Charme der damaligen Zeit auferstehen lassen. Das ist ansehnlich geraten und wird durch einen lesenswerten einleitenden Text im Booklet ergänzt, auch Fotos der beiden Hauptsprecher und ein Blick auf die kommenden Episoden sind darin enthalten.

Fazit: „Das Rätsel von Zelle 13“ hält sich zunächst eng an die Vorlage von Jacques Futurelle, lässt die Auflösung aber mit einem gelungenen Kniff frisch und neu erscheinen. Die Stimmung ist durchgängig sehr unterhaltsam und überzeugt mit den vielen kleinen Hinweisen, die erst später zusammengefügt werden. Eine hörenswerte Umsetzung mit starken Sprechern und einer sehr passenden Atmosphäre.

VÖ: 25. Januar 2021
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663317


Die Denkmaschine – 1. Der unterbrochene Funktelegraph



Holly Henrietta Hatch, Reporterin beim Boston Globe, ist alles andere begeistert, als begeistert, als sie über eine örtliche Schachpartie berichten soll. Doch obwohl sie von einem ziemlich langweiligen Event ausgeht, ist sie beeindruckt von Professor van Dusen, der bislang noch nie gespielt hat und dennoch gegen den Weltmeister antritt. Doch der Professor ist auch passionierter Kriminalist und interessiert sich für einen Fall um einen erstochenen Funker auf einem Ozeandampfer – und wird bei seinen Ermittlungen von Hatch begleitet…

Immer noch ist der klassische Krimi ein großes Erfolgsversprechen für die Hörspiellabel, besonders bereits bekannte Figuren haben es den Hörern anscheinend angetan. Neben dem allgegenwärtigen Sherlock Holmes hat auch Professor van Dusen in letzter Zeit deutlich an Popularität hinzugewonnen, auch WinterZeit hat nun eine Serie über den kriminalistischen Akademiker gestartet und diese „Die Denkmaschine“ genannt. Dabei orientiert sich Markus Winter nicht an der bekannten Hörspielumsetzung von Michael Koser und seiner ganz eigenen Interpretation des Charakters, sondern hält sich enger an die Originalgeschichten des ursprünglichen Autors Jacques Futurelle. Gleichwohl erlaubt sich das Label aus Husum auch einige Freiheiten und macht aus Reporter Hutchinson Hatch kurzerhand eine Frau – und zwar eine vorlaute, energiegeladene mit einer flotten Zunge. Das bringt ziemlich viel frischen Wind in die Serie, sorgt für einige Lacher und heitere Momente. Auch van Dusen schlägt eine ganz eigene Richtung ein. Zwar ist seine charakteristische Arroganz geblieben, dennoch wirkt er keinesfalls unsympathisch und hat auch viele charmante Momente. Der Start der Serie ist mit „Der unterbrochene Funktelegraph“ mit 100 Minuten Laufzeit recht lang geraten, ist aber durch und durch unterhaltsam und kurzweilig. Zu Anfang laufen zwei Geschichten parallel: Einerseits erfährt der Hörer schon einiges über den Mord in der Funkkabine eines imposanten Ozeandampfers, andererseits ist man beim Kennenlernen von Holly Henrietta Hatch und Professor van Dusen dabei, wobei auch das Schachspiel und ein weiterer daraus resultierender Fall erzählt werden. Diese Zweiteilung bringt viel Dynamik mit ein und sorgt für Abwechslung in der Handlung, zumal auch zwei Spannungsbögen entwickelt werden. Die Handlung sorgt für einige Überraschungen, sodass keine Langeweile aufkommt, besonders am Ende ist noch ein sehr gelungener Drehpunkt eingebaut. Ein sehr starker Einstand in die Serie, die die Freude auf die kommenden Teile weckt.

Das Sprecherduo der Hauptrollen ist hervorragend ausgewählt und harmoniert auch wunderbar miteinander. Thomas Nero Wolff ist in der Rolle des Professor Augustus van Dusen zu hören und punktet mit einer sehr präzisen Sprechweise, die den Scharfsinn des Hobbykriminologen sehr gekonnt trifft. Zudem schafft er eine gelungene Balance aus der Arroganz und einem gewissen rauen Charme, sodass ich ihm sehr gerne zugehört habe. Holly Henrietta Hatch wird von Anne Helm gesprochen, die ihre ganz eigene Energie in die Handlung einbringt, eine vorlaute und eigensinnige Attitüde präsentiert, aber auch in den richtigen Momenten zurücktreten und den anderen Rollen den Vortritt lassen kann. Margot Rottweilers gereifte und markante Stimme bringt als Martha noch eine andere Note mit ein und sorgt für einige sehr gelungene Momente. Weitere Sprecher sind Viktor Neumann, Torsten Liebrecht und Jannick Endemann,

Die akustische Gestaltung der Episode ist vielseitig geraten und konzentriert sich zwar immer auf die Dialoge und die Sprecher, erzeugt aber auch ansonsten eine lebendige Stimmung ein. Viele Geräusche sorgen dabei für vielseitige Kulissen, sodass die Aufregung im Rahmen des Schachspiels, die Stimmung auf dem Dampfer, aber auch weniger markante Szenen ausdrucksstark geraten sind. Sehr gelungen ist dabei besonders die Musik, die hübsche Schnörkel setzt und recht aufwendig eingebaut wurde.

Die Gestaltung bringt ein wenig Steam-Punk-Stimmung mit ein, wofür nicht nur die Zahnräder im Hintergrund sorgen, sondern auch das mit Lichtblitzen verzierte Bullauge des Schiffs und der Schriftzug mit dem Konterfei von Jacques Futurelle sorgen. Im Inneren des umfangreichen Booklets gibt es viele zusätzliche Informationen zur Entstehung der Serie, der Besetzung, aber auch zum Label und zum Originalautor.

Fazit: Der Start der neuen Hörspielreihe ist sehr hörenswert geraten, die Charaktere haben eine ganz eigene Dynamik und überzeugen mit vielen interessanten Zügen. Die Neuinterpretationen der Figuren funktioniert aber auch wegen der abwechslungsreichen Handlung und vielen gelungenen Wendungen so gut, zumal auch die hochwertige Produktion und die gut ausgewählten Sprecher sehr gut aufeinander abgestimmt sind.

VÖ: 11. Dezember 2020
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960663300

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