Nachtmahr - 3. Verlorene Herzen
Nachtmahr - 2. Das Grauen von Dunwich
Nachtmahr - 3. Verlorene Herzen
Erster Eindruck: Düstere Geheimnisse in altem Haus
Der Waisenjunge Steven findet bei dem merkwürdigen Mr. Abney ein
neues Zuhause. Doch sein Wohnsitz, ein altehrwürdiges Herrenhaus,
behagt dem Jungen ganz und gar nicht. Seltsame Dinge gehen dort
vor, und eines Tages hat Steven den Beweis, das schreckliche
Ereignisse sein Leben auf den Kopf stellen werden...
Die neue Horror-Reihe "Nachtmahr" von Wolpertinger Hörbücher hat es
sich zur Aufgabe gemacht, die etwas unbekannteren Geschichten der
Horrorliteratur als Hörspiele zu produzieren und somit einem
breiteren Publikum vorzustellen. Tatsächlich dürften nur wenige
etwas mit Autor M.R. James oder seinem Werk "Verlorene Herzen"
etwas anfangen können. Die Geschichte ist dabei unglaublich
spannend und fesselnd, schon zu Beginn fängt das Hörspiel den Hörer
ein und lässt ihn so schnell nicht mehr los. Trotz des nicht einmal
sonderlich schnellen Tempos kann man sich von den Ereignissen nicht
mehr lösen. Die Steigerung vom harmlosen Anfang mit nur einigen
merkwürdigen Vorfällen zu einer wahren Schreckensvision ist
grandios umgesetzt, besonders das Ende ist dabei mehr als nur
gelungen. Die Storyauswahl und deren Überarbeitung ist also
überzeugend, allerdings hätte ich mir eine etwas intensivere
atmosphärische Gestaltung gewünscht. Dies tut dem Hörgenuss jedoch
keinen Abbruch und ist persönliche Geschmackssache, sodass
"Verlorene Herzen" bedenkenlos an jeden Horror-Fan empfohlen werden
kann.
Die Sprecherauswahl ist ein guter Mix aus bekannten Stimmen und
noch unbekannten Talenten. Sehr überzeugt hat mich Leo Vornberger
als Steven, dessen junge Stimme ein großes Potenzial an
Variationsfähigkeit und Emotionalität bietet, die er geschickt
einsetzt. Peter Groeger spricht Mr. Abney mit seinerwunderbar
eindringlichen Stimme, die er geschickt benutzt, um die Stimmung
des Hörspiels zu beeinflussen. Als Erzähler wurde Hartmut Lehnert
ausgewählt, der seine Passagen eindrucksvoll und kurzweilig
gestaltet. Weitere Sprecher sind Lutz Mackensy, Franziska Reuter
und Nikolai Arnold.
Tobias Schröter ist verantwortlich für die Musik und lässt diese
eher im Hintergrund agieren; leise Klänge, die nur manchmal
hervortreten. Während der Sprachpassagen ist dies für ein
Horror-Hörspiel teilweise zu schlicht, ein wenig mehr hätte es
durchaus sein gedurft. Insgesamt aber aufgrund der schönen Melodien
eine gelungene akkustische Gestatung.
Vor der Veröffentlichung hat die Covergestaltung noch ein Update
erfahren, nun ist eine Szene aus der Handlung in einem
interessanten Zeichenstil zu sehen. Sehr lobenswert ist aber
insbesondere das Innenleben der CD mit einem ausführlichen und
stimmungsvollen Booklet sowie einem beiliegenden Faltblatt mit
passenden Zeichnungen.
Fazit: Wunderbare
Sprecher, eine sich immer weiter steigernde Spannung und ein
grandioses Finale - Teil drei von Nachtmahr ist bedenkenlos
weiteremfehlbar!
VÖ: 14. Juni 2010
Label: Wolpertinger Hörbücher
Bestellnummer: 978-3-941709-03-4
Nachtmahr - 2. Das Grauen von Dunwich
Erster Eindruck:
Um einen entspannenden Sommerurlaub zu haben, reist der Arzt Dr.
Morgan in das kleine Dorf Dunwich in die Pension der freundlichen
Mrs. Bishop. Die Idylle wird empfindlich getrübt, als Wilbur
Whateley um Hilfe bei seinem kranken Großvater bittet. Merkwürdige
Geschichten ranken sich um die Familie, und auch nach seiner
Abreise wird Dr. Morgan von schrecklichen Ereignissen
verfolgt...
H.P. Lovecraft gilt bei vielen Fans der Horrorliteratur als DER
Autor schlechthin. Grund genug für das neuen Label Wolpertinger
Hörbücher, eine seiner Novellen als zweiten Teil der Reihe
"Nachtmahr" zu vertonen. Mit der ersten Folge "Der Skarabäus" wurde
die Messlatte schon hoch gelegt, doch tatsächlich schafft es "Das
Grauen von Dunwich" sich noch einmal zu steigern, wobei die
Grundstimmung der beiden Hörspiele völlig andersartig ist. "Das
Grauen von Dunwich" beginnt eher ruhig, die erste Begegnung mit der
Faamilie Whataley stellt erst einmal die interessanten Figuren vor
und macht düstere Andeutungen, die für den weiteren Verlauf der
Geschichte äußerst wichtig sind. Erst nach der Rückkehr von Dr.
Morgan in seine Heimatstadt beginnt das wahre Grauen, das sich zu
einem Spektakel zusammenbraut und ansatzweise apokalyptische
Endzeitstimmung aufkommen lässt. Dabei fügen sich sämtliche
Andeutungen, die vorher gemacht wurden, zu einem stimmigen Ganzen
zusammen, ohne das die Geschichte leicht zu durchschauen wäre. Das
ist insgesamt doch recht anspruchsvoll, aber Max von Werder hat es
geschafft, durch nachvollziehbare und glaubhafte Sprache und ein
angemessenes Tempo den Hörer keineswegs zu überfordern. Der sich
immer weiter steigernde Schrecken, der den Hörer zu fesseln weiß
und sich in dem packenden Finale bündelt, führt zusammen mit der
intensiven Umsetzung zu einem grandiosen Hörspiel, das ich jedem
Horrorfan nur wärmstens empfehlen kann.
Viele fantastische Sprecher erwecken die Vorlage zum Leben und
erfüllen sie mit den nötigen Emotionen. Als Dr. Morgan ist Thomas
Arnold zu hören, der mit fester Stimme und punktuierten Betonungen
eine tolle Darstellung abliefert. Sein Kollege Prof. Armitage wird
von Jürgen Thormann gesprochen, in dessen einprägsame Stimme man
trotz vertrautem Klang neue Facetten entdecken kann. Wunderbar ist
Karin Buchholz als Lavinia Whateley, die die seltsame Frau sehr
intensiv zu sprechen weiß. Weiterhin zu hören sind Rafael Banasik,
Heide Simon und Robert Löhr.
Mit der passenden Atmosphäre wird die herausrragende Leistung der
Sprecher unterstützt. Dynamische und abwechslungsreiche Musik, die
sich in gleichem Maße wie die Handlung steigert, prägt die
Akkustik. Entstanden ist ein dicht verwobener Klangteppich, der auf
jede Situation passend eingeht. Der Abschlusssong stammt wieder von
Electric Funeral und bietet einen schönen Ausklang, der gut zu dem
vorher Gehörten passt.
Die Zeichnung im Horror-Stil ist aufwändig und detailreich
illustriert worden und passt ebenfalls zu der Geschichte.
Allerdings könnten einige Neukunden von dem Cover abgeschreckt
werden. Vorbildlich ist wieder die Gestaltung des Inneren, die mit
einem Infotext über den Autor, vielen Fotos im viktorianischen Stil
und einer kleinen, selbstgezeichneten Wanderkarte nur gelobt werden
kann.
Fazit: Nummer zwei von
"Nachtmahr" kann sich sogar noch steigern und ist perfekter
Hörspielgenuss mit schauriger Unterhaltung. Wieter so!
VÖ: 06. November 2009
Label: Wolpertinger Hörbücher
Bestellnummer: 978-3-941709-02-7
Nachtmahr - 1. Der Skarabäus
Erster Eindruck: In der Dunkelheit lauert das Böse
Paul Lessingham reist in seiner Vergangenheit oftmals nach Afrika
und ist von der dortigen Kultur fasziniert. Doch seit einigen Tagen
benimmt er sich äußerst seltsam. Was hat die unheimliche Gestalt
damit zu tun, die immer wieder in den nächtlichen Londoner Strassen
auftaucht?
Ein neuer Hörspielverlag hat das Licht der Welt erblickt:
Wolpertinger Hörbücher heißt er und hat zum Start zwei Folgen der
Reihe "Nachtmahr" ausgesandt, um die Hörspielwelt zu begeistern -
und das dürfte mit dem ersten Teil "Der Skarabäus" durchaus
gelingen. Dem Konzept der Reihe folgend wurde ein Klassiker der
Horrorliteratur umgesetzt, und dieser ist so eindringlich und
atmosphärisch gelungen, dass man ein bereits lang eingespieltes
Produzententeam dahinter vermutet. Schon in den ersten Minuten wird
man gepackt von der unheimlichen und rätselhaften Geschichte, lässt
sich in der schaurigen und düsteren Stimmung treiben und fühlt das
sich steigernde Entsetzen der Protagonisten mit. Bis zu seinem
Schreck erfüllten Ende weiß das Hörspiel dabei den stetig
anwachsenden Spannungsbogen des Romans von Richard Marsh
auszunutzen und in einem extrem guten und Atem beraubenden Finale
zu enden, das durch sprachliche Höchstleistungen und die
phantastische Umsetzung eindringlich zu überzeugen weiß. "Der
Skarabäus" muss sich hinter keinem Hörspiel des gleichen Genres
verstecken und bereitet Wolpertinger Hörbücher einen Traumstart.
Hoffen wir, dass diese Produktion die nötige Aufmerksamkeit
bekommt, verdient hat sie es allemal.
Die Sprecher sind nicht nur erfahrene Vollprofis, sondern mit
hörbar viel Spaß an ihren Rollen und Leidenschaft bei der Sache.
Erzähler Hans Peter Hallwachs führt mit düster-drohender Stimme
durch das Hörspiel und schafft es, seiner Stimme immer neue
Akzentuierungen zu verleihen. Bernd Rumpf ist als Paul Lessingham
in der Hauptrolle zu hören und gestaltet diese voller
verschiedenster Emotionen, kann aber ganz besonders die Angst
seines Charakters hervorheben und so intensiv auf den Hörer
übertragen. Für mich das Highlight dieser Folge ist aber eindeutig
Franziska Pigulla. Ihre sonst so sanfte Stimme lingt hier
hasserfüllt und machtgierig, eine unglaubliche Leistung, die für
Gänsehautschauer sorgt. Weitere Sprecher sind unter anderem Anna
Carlsson, Wolfram Koch und Robert Löhr.
Wie oben bereits erwähnt spielt schon das Erstlingswerk des neuen
Verlages in der obersten Liga in Sachen Atmosphäre mit. Düster,
beklemmend und schaurig-schön versetzt uns die Musik ins London des
späten 19. Jahrhunderts, greift dabei Klänge auf, die einem aus
Hörspielen durchaus bekannt vorkommen, aber hier sehr passend
eingefügt wurden. Jede Szene hat einen eigenen Anstrich bekommen,
der durch passende Geräusche unterstützt wird. Hervorragend!
GroßesLob gebührt auch der zerbrechlich-düstere Abschlusssong, dem
ich sehr gerne geluacht habe.
Ein riesiger und Grauen erregender Käfer ist auf dem Cover auf
schwarzem Grund zu sehen, nur der verschnörkelte Titel der Serie
findet sich noch auf der Illustration, der Name der Serie ist klein
an der Seite versteckt. Hoffen wir, dass das genug
Wiedererkennungswert für die Reihe ergibt. Vortrefflich gelungen
ist die Gestalung des Booklets. Neben stimmungsvollen Fotos realer
Schauplätze, Informationen zum Autor und einer Aufllistung der
Tracks ist die Sprecherauflistung in ganz besonderer Weise
geschehen: Eingerahmte Fotos, die wie in einem altertümlichen
Wohnraum wirken, sind eine wunderbare und außergewöhnliche Idee.
Zusätzlich findet sich ein kleiner, gefalteter Stadtplan Londons in
der Hülle. Perfekt!
Fazit: "Der Skarabäus" ist
finster, hochspannend und ein absolut gelungener Start für
"Nachtmahr", einer Reihe, die uns hofentlich lange erhalten
bleibt.
VÖ: 06. November 2009
Label: Wolpertinger Hörbücher
Bestellnummer: 978-3-941709-01-0