Drachenreiter – Die Feder eines Greifs
Der Blackthorn-Code – Das Vermächtnis des Alchemisten
Die schönsten Weihnachts-Krimis
Die vier Schatzsucher – Abenteuer am Nil (James Patterson)
Die Mühle (Elisabeth Herrmann)
Die Finstersteins – Wehe, wer die Toten weckt (Kai Lüftner)
Die Enthüllung (Mario Vargas Llosa)
Der Angstmann (Frank Goldhammer)
Defender – Superheld mit blauem Blut (Mark Huckerby & Nick Ostler)
Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen (James Carol)
Das Lied der Freiheit (Ildefonso Falcones)
Hilfe! Ich will hier raus!(Salah Naoura)
Schmetterlinge im Sturm (Walter Lucius)
Ronja Räubertochter (Astrid Lindgren)
Night School – Um der Hoffnung willen (C.J. Daugherty)
Magic Park – Ein Drache mit schlechtem Gewissen (Kari & Tui T. Sutherland)
Der Untertan (Heinrich Mann)
Amandas Suche (Isabel Allende)
Die Tribute von Panem – Gesamtausgabe (Suzanne Collins)
Die Ton-Angeber (Anna Czerwinska-Rydel)
Die Karlsson-Kinder – Wombats und die wilden Kerle (Katarina Mezetti)
Die Monster-Abteilung (Robert Paul Weston)
Penny Pepper – Alles kein Problem (Ulrike Rylance)
Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker (Renate Bergmann)
Galveston (Nic Pizzolatto)
Riyria – Der Turm von Avempartha (Michael J. Sullivan)
Die Flüsse von London (Ben Aaronovitch)
Magic Park – Das Geheimnis des Greifen (Kari und Tui T. Sutherland)
Munkel Trogg - Der kleinste Riese der Welt und der große Drachenflug (Janet Foxley)
Winston – Agent auf leisen Pfoten (Frauke Scheunemann)
Nachruf auf Lebende (Christa Wolf)
Bretonisches Gold – Kommissar Dupins dritter Fall (Jean-Luc Bannalec)
Das letzte Land (Svenja Leiber)
Mordseekrabben (Krischa Koch)
Die Nornenkönigin - Das Geheimnis der großen Schwerter 3 (Tad Williams)
Zehn Milliarden (Stephen Emmot)
Die Legenden der blauen Meere – 1. Dreckswetter und Morgenröte (Geoff Rodkey)
Munkel Trogg - Der kleinste Riese der Welt und der fliegende Esel
Lotta Lampione und das Affen-Giraffen-Esel-Abenteuer
5 Yetis suchen ein Zuhause (Eva Ibbotson)
Malavita (Tonino Benacquista)
Der Engel mit der Pudelmütze (Otfried Preußler)
Die Nacht gehört dem Drachen (Alexia Casale)
Das Wesen der Dinge und der Liebe (Elizabeth Gilbert)
Das Haupt der Welt (Rebecca Gable)
Grimms Märchen (Philip Pullman)
Krieg und Frieden (Leo Tolstoi)
Achtung, Milchpiraten – 2. Rache für Rosa!
Der Herodes-Killer (Mark Roberts)
Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe (Suzanne Collins)
Thomas Mann – Die großen Erzählungen
Golem und Dschinn (Helene Wecker)
Die dunklen Gassen des Himmels (Tad Williams)
Erwartung – Der Marco-Effekt (Jussi Adler-Olsen)
Der Abschiedsstein – Das Geheimnis der großen Schwerter 2 (Tad Williams)
Das goldene Ufer (Iny Lorentz)
Ash Mistry und der Dämonenfürst (Sarwat Chadda)
Der Drachenbeinthron – Das Geheimnis der großen Schwerter 1 (Tad Williams)
Die Königsmörder-Chronik: 2.2 Die Furcht der Weisen
Das Mädchen, das aus dem Dschungel kam (Marina Chapman)
Rote Grütze mit Schuss (Krischan Koch)
Die Olchis –24. und der Geist der blauen Berge
Young Sherlock Holmes – Der Tod liegt in der Luft (Andrew Lane)
Feuer (Sara B. Elfgren und Mats Strandberg)
Gespensterjäger – Hörbuchbox (Cornelia Funke)
Mein Leben, die Liebe und der ganze Rest (Dagmar Hoßfeld)
Nils Holgerssons wunderbare Reise (Selma Lagerlöf)
Der Schatz der Nibelungen (Ralph Erdenberger)
Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele (Suzanne Collins)
Das Dschungelbuch (Rudyard Kipling)
Doktor Proktors Pupspulver und weitere großartige Erfindungen (Jo Nesbo)
Fips Fidibus und das Geheimnis des schwarzen Haderich (Susan Niessen)
Ein plötzlicher Todesfall (J.K. Rowling)
In einer anderen Haut (Alex Ohlin)
Shadow Falls Camp – Entführt in der Dämmerung (C.C. Hunter)
Zwölfe hat’s geschlagen (Otfried Preußler)
Hinter dem Bahnhof liegt das Meer (Jutta Richter)
Die Ostergeschichte (Anselm Grün)
Die grosse Carl-Morck-Box (Jussi Adler-Olsen)
Munkel Trogg – Der kleinste Riese der Welt (Janet Foxley)
Willkommen in Professor Graghuls geheimer Monsterschule (Christian Loeffelbein)
Kalter Schmerz (Hanna Jameson)
Das fliegende Kamel – Geschichten von Nasreddin Hodscha neu erzählt von Paul Maar
Später Frost (Voosen/Danielsson)
5 Hunde im Gepäck (Eva Ibbotson)
Das Washington Dekret (Jussi Adler-Olsen)
Die Königsmörder-Chronik: 2.1. Die Furcht des Weisen
Lippel, träumst du schon wieder! (Paul Maar)
Firelight – Flammende Träne (Sophie Jordan)
Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen (C.C. Hunter)
Helden des Olymp – 1. Der verschwundene Halbgott (Rick Riordan)
Verachtung (Jussi Adler-Olsen)
In deinen Augen (Meggie Stiefvater)
Schweig still, süßer Mund (Janet Clark)
Achtung, Milchpiraten (Kai Lüftner)
Conni, Phillip und das Supermädchen
Zwölf Wasser – 1. Zu den Anfängen (E.L. Greiff)
Tante Inge haut ab (Dora Heldt)
Familie Pompadauz – 4. Die saugemeine Senflawine
Die schönsten Kinder- und Hausmärchen (Brüder Grimm)
Das Lied der weissen Wölfin (Claire Bouvier)
Mehr Geschichten von Paddington (Michael Bond)
Die Corleones (Ed Falco/ Mario Puza)
Shadow Falls Camp – 1. Geboren um Mitternacht (C.C. Hunter)
Mittelreich (Josef Bierbichler)
Die Abenteuer der „schwarzen hand“
Das Tal – Season 2 - 2. Das Erbe
City of Fallen Angels - Die Chroniken der Unterwelt 4
Das Tal – Season 2 – 1. Der Fluch
Die Schattenträumerin (Janine Wilk)
Töchter der Sünde (Iny Lorentz)
Evernight – Gefährten der Morgenröte
Der neue Sherlock Holmes – Das Geheimnis des weißen Bandes
Der dunkle Thron (Rebecca Gablé)
Der Menschenmacher (Cody McFayden)
Percy Jackson – 3. Der Fluch des Titanen
Das Tal – Season 1 - 4. Die Prophezeiung
Das Tal – Season 1 - 3. Der Sturm
Das Tal - Season 1 - 2. Die Katastrophe
Das Tal - Season 1 - 1. Das Spiel
Das Flüstern der Nacht
Evernight – Hüterin des Zwielichts
Evernight – Tochter der Dämmerung
Artemis Fowl – Der Atlantis-Komplex
Bis(s) zum Abendrot (Vollständige Lesung)
Bis(s) zur Mittagsstunde (Vollständige Lesung)
Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl - Das zweite kurze Leben der Bree Tanner
Bibi und Tina - Schatten über dem Martinshof
Bibi Blocksberg - Im Tal der wilden Hexen
Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten
Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
Die Weihnachtsmaus (James Krüss)
Arthur – 3. und die Stadt ohne Namen
Der Mondscheindrache und Dachbodengeschichten
Firelight – 1. Brennender Kuss
Chroniken der Schattenjäger - Clockwork Angel
Familie Pompadauz – 2. Eine unfassbar fiese Falle
Familie Pompadauz – 1. Das pupsende Hängebauchschwein
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 4.Das Erbe von Cortez
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 3.Die Piratenjagd
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 2.Der Gesang der Sirene
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 1. Auf der Suche nach dem magischen Schwert
Nemesis - 1. Die Zeit vor Mitternacht / Geisterstunde
Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth
Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen
Percy Jackson - Diebe im Olymp
Träumereien an französischen Kaminen
Drachenreiter – Die Feder eines Greifs
Erster Eindruck: Rückkehr in eine phantastische Welt
In Norwegen kümmert sich Ben liebevoll um all die gestrandeten Fabelwesen, die dort ein neues Zuhause gefunden haben. Doch die letzten drei Eier der Pegasi sind in großer Gefahr und werden wahrscheinlich nie schlüpfen, nur die Feder eines Greifen kann sie noch retten. Natürlich will Ben den seltenen Geschöpfen helfen, und so macht er sich gemeinsam mit Barnabas auf den Weg, um die geflügelten Pferde zu retten...
Es ist fast 20 Jahre her, als Cornelia Funke mit „Drachenreiter“ einen ganz und gar ungewöhnlichen Fantasy-Roman veröffentlicht nund damit die Herzen ihrer Leser im Sturm erobert hat. Nun hat sie mit „Die Feder des Greifs“ einen zweiten Band nachgelegt, der natürlich auch als Hörbuch umgesetzt wurde. Und schon nach den ersten Minuten der Lesung ist man wieder völlig in diese faszinierende Welt eingetaucht, die mit so viel Liebe und wundervollen Details gespickt ist, wie es außer Funke nur wenige andere können. Besonders die so unterschiedlichen Wesen, mal aus existierenden Mythen entnommen, mal eigens der Fantasie der Autorin entsprungen, reichern die Handlung an. Schon bald entwickelt sich eine spannende Geschichte, die Ben und einige Freunde durch die halbe Welt führt, die viele packende Momente und zauberhafte Szenen bietet. Und auch die Charaktere der Reisegemeinschaft haben so viel Charme und Witz, sind so putzig und niedlich, dass es dem ersten Band in nichts nachsteht. Und auch die leise, aber deutlich spürbare moralische Komponente, dass man mit seiner Umwelt sorgsam umgehen muss, ist bestens getroffen und kommt sehr glaubhaft herüber. Die Spannung baut sich immer weiter auf und endet in einem sehr hörenswerten Finale, das die Handlung rund und gelungen abschießt.
Rainer Strecker ist als Sprecher des Hörbuchs ausgewählt worden und setzt die Welt so lebendig und eingängig in Szene, dass man völlig darin versinken kann. Sein warmer und intensiver Klang setzt die fantasievollen Details so eingängig um, dass sie vor dem Auge des Hörers heraufbeschworen werden und so in ihrer ganze Vielfalt glänzen. Toll auch, wie er alles Rollen ihren eigenen Klang verleiht und so beseelte und muntere Lebewesen erschafft. Auch Cornelia Funke selbst hat einige Parts übernommen, aus jeder Silbe ist ihre Liebe zur Geschichte und den Charakteren herauszuhören.
Natürlich ist das Titelbild des Buches auch für die Hörbuchausgabe verwendet worden, und passend zum Titel streckt ein Greif seine Schwingen in die Breite, sieht mit dem aufgerissenen Schnabel etwas bedrohlich aus. Die Box, in der die zehn CDs untergebracht sind, ist sehr hochwertig und mit einigen Goldapplikationen versehen. Innen hat jede der individuell gestalteten Discs eine eigene Papphülle bekommen, die hinten neben einem Zitat aus der Handlung noch eine kleine Trackübersicht enthält.
Fazit: „Die Feder des Greifs“ sprüht nur so vor wundervollen Ideen, liebevollen Charakteren, aber auch vor spannenden Momenten und einer wichtigen Ausssage. Wieder erzählt Funke so lebendig und detailreich, dass es eine wahre Freude ist – was von Rainer Strecker als Sprecher kongenial umgesetzt wurde.
VÖ: 23.September 2016
Label: Atmende Bücher
Bestellnummer: 4260470420029
Der Blackthorn-Code – Das Vermächtnis des Alchemisten
Erster Eindruck: Geheimnisvoll, düster, lustig
Christopher Rowe lernt im Jahr 1665 das Handwerk seines Meisters, dem Apotheker Benedict Blackthorn. Neben der Heilwirkung verschiedener Substanzen bekommt er aber noch ganz andere Fähigkeiten vermittelt, denn Blackthorn ist ein weise Alchimist. Als er von den Anhängern eines Geheimbundes ermordet wird, ändert sich Christophers Leben, der seinen Meister rächen will. Dazu wurde ihm ein Code hinterlassen, den es erst einmal zu knacken gilt...
Kevin Sands, ein kanadischer Physiker, hat mit „Der Blackthorn-Code“ seinen ersten Roman vorgelegt, in dem er seine wissenschaftlichen Kenntnisse auf höchst unterhaltsame Weise eingeflochten hat, denn der Leser taucht mit ihm ein eine mittelalterliche Welt der Alchemie, in der sich zahllose Geheimnisse tummeln. Um das Werk auch für Jugendliche interessant zu halten, ist der Protagonist im Lehrlingsalter, doch es ist eines dieser Werke, das auch Erwachsene begeistern kann, denn Sands hat eine sehr vielfältige, düstere und lebendige Atmosphäre geschaffen. Zu Anfang wird erst einmal recht ausführlich die bisherige Welt von Christopher erzählt, der aus der Ich-Perspektive berichtet und dem Leser damit schnell sehr nahe ist. Durch seinen treffenden und sehr trockenen Humor wird auch diese Szenerie sehr unterhaltsam, doch spätestens mit dem Eingreifen der unheimlichen Gruppierung kommt auch viel Spannung mit auf. Eingebaute Rätsel, erbitterte Rivalitäten, Intrigen, Morde – das ist schon ganz schön düster und aufregend. Auch die Charaktere sind sehr gut gestaltet, neben Christopher tritt besonders sein bester Freund Tom in den Vordergrund, der eine grundsympathische und lebendige Aura hat. Das ist alles sehr stimmig konstruiert und schlägt einen gekonnten Bogen um die ganze Handlung, die von Anfang bis Ende sehr unterhaltsam ist.
Als Sprecher des Romans hat der Audio Verlag Oliver Rohrbeck gewonnen, der wie geschaffen für die lockere und prägnante Sprache ist. Er greift die vielen bissigen Kommentare auf, zeichnet aber auch den Spannungsbogen sehr gekonnt mit seiner Stimme nach und steigert so die Dramatik, ohne zu übertreiben. Auch in der wörtlichen Rede ist Rohrbeck sehr stark, er verleiht den Charakteren eine eigene Sprechweise, verstellt seine Stimme aber nicht zu sehr und bleibt bei seiner eingängigen Sprechweise. Sein prägnanter und lebendiger Klang sorgt dabei stets dafür, dass man ihm aufmerksam und sehr gern zuhört.
Ein großes Lob hat hier die Gestaltung des Digipacks verdient. Denn neben dem mysteriösen und düsteren Cover mit der stilisierten Schlange, die sich grün um eine Phiole schlägelt, sind im Inneren einige Vokabeln zur Alchemie nachzulesen, die mit ihren geheimnisvollen Zeichen abgebildet sind. Auch ein gar nicht so einfach zu knackendes Rätsel, für das neben reichlich Gehirnschmalz auch reichlich Kenntnisse aus der Handlung ein ein „Schlüssel“ aus der stabilen Pappverpackung notwendig sind, unterstützt den positiven Eindruck.
Fazit: Ein ganz phantastisches Hörbuch, das durch Oliver Rohrbeck als Sprecher noch an Stimmung hinzugewinnt. Die Geschichte ist voller Magie, voller Dynamik und voller Rätsel. Der Hörer wird von Christopher sofort in diese Welt hineingezogen und bleibt von Anfang bis Ende spannend und unterhaltsam. Nicht nur für Jugendliche interessant!
VÖ: 14.Oktober 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-845-2
Die schönsten Weihnachts-Krimis
Erster Eindruck: Morde zur besinnlichen Zeit
Zur Weihnachtszeit ist Miss Marple in einem idyllischen Kurort, wo sie die Bekanntschaft des Ehepaares Sanders macht. Doch schon bald wird der kriminalistische Spürsinn der rüstigen Dame geweckt, sodass es mit der Erholung nicht weit her ist. Denn Mrs. Sanders entgeht einige male nur knapp einem Unfall, sodass man fast meinen könnte, jemand würde ihr nach dem Leben trachten...
Weihnachten, das Fest der Liebe und der Besinnlichkeit, und eiskalte Mordfälle – wer meint, beides würde nicht zusammenpassen, hat die Rechnung ohne diverse Krimiautoren gemacht. Denn es gibt eine Vielzahl an Geschichten, die zu dieser besonderen Zeit des Jahres spielen, und einige davon hat der Hörverlag nun zusammengefasst in einer Box veröffentlicht. Neben der oben beschriebenen Einleitung von Agatha Christies „Eine Weihnachtstragödie“ sind noch Geschichten von Edgar Wallce, Dorothy S. Slayers oder Ellis Peter vorhanden. Zu den bekannteren Erzählungen gehört noch „Der blaue Karfunkel“ von Sir Arthur Conan Doyle, der den Hörer ins winterliche London zu Sherlock Holmes entführt und das mit einem pfiffigen Verwirrspiel aufwarten kann. Auch der klassische Detektiv Maigret hat seinen Platz gefunden, seine Geschichte ist mit über zwei Stunden Laufzeit auch mit Abstand die längste, die anderen laufen zwischen einer halben und einer Stunde deutlich kürzer. Und in allen steht der Krimi im Vordergrund, da wird in ganz unterschiedlichen Fällen ermittelt, und immer wieder schimmert ein wenig weihnachtliche Stimmung hindurch. Die ganz unterschiedlichen Ansätze wissen zu gefallen, auch die verschiedenen Herangehensweisen der Detektive können gut unterhalten. Eine sehr schöne Zusammenstellung, die lange Winterabende vor gemütlich knisterndem Kaminfeuer verkürzen kann.
Für die sieben Geschichten wurden insgesamt sechs unterschiedliche Sprecher engagiert, lediglich Friedhelm Ptok ist zweimal zu hören. Seine warme und ausdrucksstarke Stimme sorgt für viel Aufmerksamkeit und eine angenehme Grundstimmung, dabei kann er auch den Spannungsbogen gut nachzeichnen. Oliver Kalkofe hat mich in der Holmes-Geschichte ebenso überzeugt, mit seiner lebendigen Art und einer sehr eingängigen Sprechweise bringt er die Handlung gut zur Geltung, besonders in der wörtlichen Rede ist er sehr stark. Peter Fricke ist in der langen Maigret-Geschichte zu hören, dabei kann er schnell eine dichte Stimmung hervorzaubern und den Hörer schnell fesseln, diese Spannung aber auch die ganze Zeit über halten. Auch Beate Himmelstoß, Wanja Mues und Walter Renneisen sind zu hören.
Ein herrschaftliches Anwesen ist auf dem Cover in einer Winternacht zu sehen, eines der Fenster ist warm erleuchtet, einige Schneeflocken tanzen in dem nächtlichen Himmel – ein sehr stimmungsvolles Cover. Die insgesamt sechs CDs sind in einer dicken Plastikhülle untergebracht, die sich mehrfach aufklappen lässt und zudem noch ein Booklet enthält, in dem neben den Produktionsinfos auch noch Kurzbiographien zu Autoren und Sprechern angegeben sind.
Fazit: Sechs klassische Krimis, die zur Weihnachtszeit spielen und damit eine ganz besondere Stimmung durchschimmern lassen. Es ist interessant, was für unterschiedliche Herangehensweisen an diese Kombination gefunden wurden, die sieben Geschichten sorgen für einige unterhaltsame Stunden – auch, weil die Sprecher hörbaren Spaß an dem Stoff gefunden haben.
VÖ: 11.Oktober 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2324-9
Die vier Schatzsucher – Abenteuer am Nil
Erster Eindruck: Der Plan führt nach Ägypten...
Immer noch halten Piraten die Mutter der vier Schatzsucher gefangen, sodass sie sich bereits kurz nach ihrem letzten Abenteuer direkt wieder auf den Weg machen und der Schatzkarte folgen, die sie direkt zum Versteck der finsteren Gesellen führen soll. Doch der Nil bietet einige unangenehme Begegnungen für die mutigen Geschwister, denen sie nur mit Mut und Cleverness begegnen können...
Mit ihrem ersten Abenteuer in der Karibik haben die vier Schatzsucher schon einmal eine unterhaltsame Geschichte für Grundschulkinder vorgelegt, mit „Abenteuer am Nil“ folgt nun der Nachfolger, der erneut vom Audio Verlag als Hörbuch umgesetzt wurde. Auch hier geht Autor James Patterson schnell zu Werke und lässt Bick, Beck, Storm und Tommy sofort in ihr neues Abenteuer aufbrechen. Mir gefällt dieses hohe Tempo, und da auch die wichtigsten Informationen zum Verständnis der Serie nach und nach wiederholt werden, kennt man sich auch schnell wieder in der Szenerie aus. Und auch die Vielfalt der gebotenen Szenerien macht richtig Spaß, die vier Geschwister finden sich in ganz unterschiedlichen Situationen wieder uns müssen immer wieder andere Tricks anwenden, um in der oft gefährlichen Umgebung zu bestehen. Lediglich die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen ist wie bereits im Vorgängerband auch etwas holprig geraten, das wirkt oft abgehackt und bemüht. Doch das tut der spannenden Geschichte keinen Abbruch, und gerade die Zielgruppe wird sich hieran kaum stören und lieber die aufregende Handlung genießen – was umso besser gelingt, da die Charaktere hier noch besser dargestellt werden und dem Hörer richtig ans Herz wachsen.
Genau diesen widmet Marius Claren hier viel Aufmerksamkeit, er findet für jeden Charakter eine eigene Sprechweise und kann so die Eigenschaften der Geschwister gut in den Vordergrund stellen. Er spricht sehr lebendig und kann die vielen spannenden Szenen sehr aufregend umsetzen, sodass diese noch mehr an Atmosphäre gewinnen. Mal mit unheimlichen Unterton, mal sehr energetisch, manchmal geheimnisvoll kann er jeder Situation ihren eigenen Stempel aufdrücken.
Wie üblich wurde für das Hörbuch auch hier wieder das Titelbild der Buchvorlage verwendet und lediglich an das neue Format angepasst. Die Geschwister fahren in ihrem kleinen Kanu über den wilden Nil, während im Hintergrund viele Motive aus dem Hörspiel zu sehen sind – und egal ob Wüste, die Pyramiden oder der wilde Dschungel, alles kommt hier gut zur Geltung.
Fazit: Auch die „Abenteuer am Nil“ wirken aufregend, spannend und kurzweilig, wobei die Umgebung sehr präsent umgesetzt wurde und mit vielen spannenden Elementen angereichert ist. Das macht richtig Spaß, da auch die Konstellation der Charaktere gekonnt umgesetzt wurde. Die lebendige Lesung von Marius Claren sorgt für viel Hörvergnügen.
VÖ: 23.September 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1824-7
Die Mühle (Elisabeth Herrmann)
Erster Eindruck: Düsterer Thriller
Schon in ihrer Jugend hat Lana die coole Clique an ihrer Schule bewundert, die sich selbst „The Court“ nannte. Duch Zufall trifft sie ihren heimlichen Schwarm Johhny in Berlin wieder und hilft ihm nach einem Unfall. Da Johnny das Krankenhaus nicht verlassen darf, überlässt er Lana den bereits bezahlten Kurztrip mit der gesamten Clique. Lana wird zwar sehr unfreundlich aufgenommen, doch bevor sie wieder nach Hause fahren kann, verschwindet ein Mitglied der Reisegruppe spurlos...
Mit „Die Mühle“ hat Elisabeth Herrmann einen weiteren Thriller veröffentlicht, der sich wegen der noch recht jungen Protagonisten vorrangig an Jugendliche richtet. Das zugehörige Hörbuch ist beim Hörverlag erschienen. Die Autorin baut gleich zu Anfang einige unheilvolle Bemerkungen ein, die das Interesse des Hörers wecken und die Grundlagen für die düstere Atmosphäre liefern. Dabei ist der Start für meinen Geschmack etwas zu lang geraten, zwar ist es durchaus interessant Lana näher kennenzulernen und ihre Bewunderung für die Clique zu ergründen, doch erst das erste Zusammentreffen in Karlsbad ist der Startschuss in die eigentliche Handlung. Herrmann schafft es, dabei eine sehr dichte Atmosphäre zu schaffen und die Bedrohung der Clique sehr präsent zu halten. Auch in den ruhigeren Szenen weht ein Hauch Unsicherheit durch die Handlung, die sich immer weiter steigert und in einigen Highlightszenen gekonnt Akzente setzt. Zugegeben, im Laufe der Zeit bekommt man als halbwegs geübter Krimikonsument eine Ahnung über der Täter, die sich dann auch bestätigt, doch hörenswert ist die Geschichte dann immer noch, da ein packendes Herzschlag-Finale für einen gekonnten Abschluss sorgt.
Die wunderbare Laura Maire ist als Sprecherin für dieses Hörbuch ausgewählt worden, mit ihrer sanften und jugendlichen Stimme passt sie sehr gut zur Protagonistin Lana. Sie bringt die junge Fau sehr gut zur Geltung und offenbart immer mehr von ihrer Gefühlswelt, doch auch den Spannungsbogen lässt sie nicht außer acht. Durch eine präzise Sprechweise arbeitet sie die dramatischen Wendungen gekonnt heraus. Auch in der wörtlichen Rede ist sie immer glaubhaft und präsentiert sich so zu einer sehr guten Wahl des Labels.
Klar, dass bei diesem Titel auch eine Mühle auf dem Cover abgebildet ist, aus der Froschperspektive ragt sie bedrohlich in die Höhe und sorgt mit der düsteren Farbgebung gleich für die richtige Stimmung. Einige unheilvolle Krähen fliegen noch durch die grellweiße Szenerie, die durch einen schlichten Schriftzug ergänzt wird. Da es sich hier um eine MP3-CD handelt, wird nur eine einzelne Disc benötigt, um die fast 11 Stunden der ungekürzten Lesung zu fassen.
Fazit: Auch wenn die Introszenen für meinen Geschmack etwas zu lang geraten sind, wird hier schnell eine düstere Atmosphäre aufgebaut, die im Laufe der Handlung nie nachlässt und den Hörer so in seinen Bann zieht. Die Charaktere sind gut gestaltet, besonders Lana ist erfrischend klischeearm und eine sehr gelungene Hauptfigur.
VÖ: 29.August 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-38445-2320-1
Die Finstersteins – Wehe, wer die Toten weckt
Erster Eindruck: Unheimliche und witzige Geschichte auf dem Friedhof
Seit Fred nach Berlin-Köpenick gezogen ist, ist er ein noch größerer Außenseiter als vorher schon – denn seine Wohnung ist auf dem Friedhof, was besonders die „Orks“ an der Schule ziemlich merkwürdig finden und dies Fred auch spüren lassen. Doch als er gemeinsam mit seinem einzigen Freund Franz Ferdinand eine Gruft mit vielen Steinstatuen entdeckt und diese auch noch zu Leben erweckt, dreht sich sein Leben völlig...
Kai Lüftner macht lau eigener Aussage beruflich was mit Kinderbüchern, und ein ebensolches hat er mit dem ersten Teil über „Die Finstersteins“ vorgelegt. Der Audio Verlag hat das passende Hörbuch, vom Autor hochstpersönlich gelesen, ins Programm aufgenommen und nur kurze Zeit nach der Buchveröffentlichung auf den arkt gebracht. Die Geschichte startet erst einmal recht ruhig, Fred und seine neue Umgebung werden ziemlich genau beschrieben – dazu gehört neben seinem vorlauten und dominanten Freund Franz Ferdinand und den gemeinen Attacken in der Schule auch der Friedhof, auf den Fred gezogen ist. Nach einiger Zeit kommt die Geschichte dann aber mit dem Fund der Steinstatuen so richtig in Schwung, und dabei wird nicht nur eine ordentliche Portion Magie freigesetzt, sondern auch der Humorfaktor noch einmal deutlich gesteigert. Es wird sehr witzig, skurril und mit wundervollen Charakteren gespickt, die die Handlung noch einmal aufwerten. Kai Lüftner hat eine Vielfalt an Ideen eingebracht, dass es eine wahre Freude ist, immer wieder kommen neue Highlights auf und sorgen für jede Menge Kurzweil. Sicherlich ist das Buch vorrangig an Kinder gerichtet, die in Fred auch eine tolle Identifikationsfigur und eine spannende Handlung finden, doch auch Erwachsene hören ob der lustigen Atmosphäre sicherlich gern zu.
In der Produktion des Audio Verlages beweist Lüftner, dass er auch ein sehr guter Sprecher ist. Er hat sich einen gekonnten Rhythmus angeeignet, der natürlich und spontan wirkt, sodass man der Handlung gut folgen kann. In jeder Silbe lässt er die Liebe zu seiner Geschichte durchklingen und setzt dies mit viel Charme und Ausdruck um. Auch seine Charaktere lässt er zum Leben erwachen wie die Steinstauen in der Geschichte, er spricht sie mit unverkennbaren und lustigem Klang, sodass man immer gleich weiß, wer gerade etwas sagt. Besonders gefällt mir, dass er auch bei den gruseligen Szenen nicht stoppt und diese für Kinder genau richtig dosiert.
Das Cover stammt zwar nicht von Lüftner, dennoch kann es die Atmosphäre der Geschichte sehr gut einfangen. Die düsteren Farben werden nur von den Figuren unterbrochen, neben Fred sind noch zwei ganz besondere Charaktere aus der Handlung zu sehen. Der witzige Comicstil ist wirklich sehr gelungen und ansehnlich. Die drei CDs mit insgesamt über dreieinhalb Stunden Laufzeit befinden sich in einem stabilen Digipack, in dem die Discs in Papplaschen eingesteckt werden.
Fazit: Kai Lüftner hat eine tolle Geschichte geschrieben, die witzige, unheimliche und spannende Elemente kombiniert und viele ausdrucksstarke Charaktere für den Hörer bereit hält. Die Handlung ist sehr kurzweilig und macht richtig Spaß – auch weil der Autor selbst für eine humorvolle und liebenswerte Umsetzung als Hörbuch sorgt.
VÖ: 23.September 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-885-8
Die Enthüllung (Mario Vargas Llosa)
Erster Eindruck: Bitterböse Abrechnung mit Presse und Politik
Der Peruaner Enrique Cardenas hat sich ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut und führt eine ruhige, aber glückliche Ehe. Beides steht auf der Kippe, als Reporter Rolando Garro der Zeitung „Enthüllung“ Fotos zugespielt werden, die Cardenas bei einer Orgie zeigen, die bereits einige Jahre zurückliegt. Trotz des Versprechens, nichts davon an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, stellt Garro bald einige Forderungen...
Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa legt mit seinem neuen Roman „Die Enthüllung“ einen Politthriller vor, in dem er viele reale Figuren und Ereignisse einfließen lässt und dabei auch die gesellschaftliche Situation darstellt – aus seiner Sicht und mit viel Unmut über die dortigen Umstände, was immer wieder durchklingt. Der Hörverlag hat das Hörbuch von Hanns Zischler einsprechen lassen und dieses zeitgleich mit dem Roman auf den Markt gebracht. Neben dem oben beschriebenen Hauptthema hat der Autor aber noch einige Nebenarme einfließen lassen, die sich um das Privatleben seines Protagonisten und dessen Frau drehen, sodass ein recht umfassendes Bild von Cardenas Leben Ende der 1990er Jahre gezeichnet wird. Schnell kann er die Hörer auch in die dichte Atmosphäre der Geschichte hineinziehen, die durch Korruption und Skrupellosigkeit gekennzeichnet ist. In diesem Umfeld entwickelt er eine Geschichte, die durchaus Spannung erzeugen kann und mit einigen gelungenen Wendungen aufwartet. Dabei geht er äußerst destruktiv vor und lässt kaum ein gutes Haar an seinen Charakteren. Das ist nicht immer sehr subtil, manchmal geht er mit zu offensichtlich und schwarz-weiß-malerisch vor, insgesamt ist aber ein anspruchsvoller Thriller mit einer eingängigen Thematik und einer dichten Kulisse entstanden, dem man sich allerdings sechseinhalb Stunden recht aufmerksam widmen muss, was manchmal etwas anstrengend sein kann. Die Kürzung der Handlung ist dabei recht behutsam vorgenommen worden, Logiklücken oder überhastete Entwicklungen sind nicht festzustellen.
Hanns Zischler wurde als Sprecher des Hörbuches ausgewäht und überzeugt mit seiner tragenden, eingägigen Stimme, die er sehr variabel und zielgerichtet einsetzt. Damit kann er die düstere Szenerie sehr gekonnt treffen und zur Geltung bringen, wobei er den Spannungsbogen des Romans gekonnt nachzeichnet und kleine Akzentpunkte setzt. In der wörtlichen Rede hält er sich eher zurück, verändert nur leicht seinen Klang, und dennoch wirken alle Figuren authentisch und glaubhaft. Eine sehr solide und lobenswerte Leistung!
6 CDs fasst die Hörfassung, unterbegracht sind diese in einfachen Plastiklaschen, die gemeinsam in einem dicken und stabilen Pappkarton lagern, darin allerdings auch wegen der geringen Dicke ziemlich klappern. Geziert wird das Cover von dem Bild, das auch bei der Romanvorlage verwendet wurde und die schwarz-weiß Fotografie eines Paares zeigt. Die hübsche Aufmachung im Stile einer alte Zeichnung findet sich auch in dem beiliegenden Booklet wieder.
Fazit: Der Nobelpreisträger rechnet hier mit einer korrputen und eiskalten Gesellschaft ab und schafft dafür sehr plakative Charaktere in einer spannenden Handlung, die sich immer weiter zu steigern weiß. Das ist anspruchsvoll und manchmal etwas anstrengend, was aber durch die gelungene Lesung von Zischler abgemildert wird.
VÖ: 11.Oktober 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2355-3
Der Angstmann
Erster Eindruck: Krimi im zerbombten Dresden
Im November 1944, während der Krieg mit unmittelbarer Härte tobt, während die Menschen nach Dresden flohen und verzweifelt auf der Suche nach etwas Essbarem waren, treibt ein grausamer Mörder sein Spiel in der Stadt und hinterlässt verstümmelte, entstellte Leichen. Mac Heller versucht als Kommissar, ihm auf die Spur zu kommen, doch in den Wirren des Krieges verliert er die Spur...
Frank Goldammer hat in seinem neuen Krimi „Der Angstmann“, als Hörbuch beim Audio Verlag erschienen, ein herausforderndes Experiment gewagt, indem er in eines der schrecklichsten Kapitel Deutschlands mit einer erdachten Mordserie kombiniert. Dabei schafft er es eindringlich, die Schrecken des Krieges sehr plastisch darzustellen, eine bedrückende und angsterfüllte Szenerie zu beschreiben. Leid, Elend, ein Flüchtlingsstrom der aus Angst vor dem Krieg nach Dresden flüchtet und dort in einer erbarmungslosen Nacht nichts als den Tod findet – das alles wirkt sehr präsent und kommt im ersten Teil des Hörbuches bestens zur Geltung. Dafür tritt hier der Kriminalfall in den Hintergrund und kann eben nicht diese fesselnde Szenerie heraufbeschwören, die der Autor mit seinen Gräueltaten erreichen wollte. Dies ist jedoch dann im zweiten Teil gut erzählt, während die geschichtlichen Aspekte nicht mehr so präsent sind. Hier kommt Spannung und Fahrt in die Handlung, und immer wieder kommt die unheimliche Aura des Angstmanns der gut zur Geltung und sorgt für einen packenden Ausdruck. Frank Goldammer kann beides – erschreckenden Kriegsbericht und spannenden Thrill, nur die Verknüpfung von beiden kommt manchmal etwas zu kurz und verliert an Intensität.
Heikko Deutschmann ist als Sprecher für das ungekürzte Hörbuch ausgewählt worden, welches eine Länge von über 10 Stunden läuft. Er geht dabei sehr sensibel vor und passt sich sehr genau den verschiedenen Stimmungen an, sodass er beide Parts sehr gut zur Geltung bringt. Sehr eindringlich bringt er im ersten Teil der Geschichte die schrecklichen Ereignisse des Krieges herüber, aber auch den Spannungsbogen um die Taten des Angstmannes werden durch seine markante Stimme gut nachgezeichnet. Dabei wählt er eine sehr eingängige Sprechweise aus, die er auch in der wörtlichen Rede beibehält und so alle Charaktere gelungen darstellt.
Eine abgewrackte, von Sprüngen durchzogene Wand, ein achtlos daran gelehntes Fahrrad, seitlich noch der Schatten eines Mannes – das Cover transportiert das beklemmende Gefühl des Romanes sehr intensiv, was durch den Titel im Graffiti-Stil noch verstärkt wird. Die MP3-CD befindet sich in einem schicken Digipack, das sich mehrfach aufklappen lässt und im Inneren zusätzliche Informationen zu den Mitwirkenden sowie ein stimmungsvolles Foto enthält.
Fazit: Das Hörbuch ist zweigeteilt, zunächst wird hauptsächlich eine beklemmende und grausame Kriegsszenerie aufgebaut, später ein spannender Krimi erzählt. Einzeln kommen beide Parts sehr gut zur Geltung, allerdings ist die Verknüpfung von beidem nicht allzu gut gelungen. Durch die hervorragende Lesung von Heikko Deutschmann wird die Intensität noch gesteigert.
VÖ: 23.September 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-830-8
Defender – Superheld mit blauem Blut
Erster Eindruck: Vom schüchternen Nobody zum strahlenden Helden
Alfie ist 14, als sein Vater überraschend verstirbt un ihm sein Erbe hinterlässt – und zwar das gesamte Königreich, das von nun an von dem unauffälligen Jungen regiert werden soll. Doch als wenn das nicht schon gereicht hätte, erfährt Alfie, dass der König neben seinen Regierungstätigkeiten noch eine andere Rolle übernimmt und als „Defender“, einem strahlenden Superhelden, die Schurken des Landes bekämpft. Und gerade jetzt erhebt sich der geheimnisvolle schwarze Dravhe und will die Macht an sich reißen...
Mark Huckerby und Nick Ostler sind bisher weder einzeln noch als Autorenduo in Erscheinung getreten, aber mit ihrem Erstling „Defender – Superheld mit blauem Blut“ haben sie gleich einen Überraschungshit gelandet, der vom Audio Verlag zeitgleich zur Buchausgabe auch als Lesung erschienen ist. Superhelden waren in der Jugendliteratur zwar schon immer ein großes Thema, sind in letzter Zeit aber etwas in den Hintergrund getreten – nun ist es wieder so weit, und ein ebenso unscheinbarer wie unsicherer Junge übernimmt diese Rolle in einer ziemlich ungewöhnlichen Szenerie. Dabei ist er eine wunderbare Identifikationsfigur: Unauffällig, ungeschickt, aber auch pfiffig und willensstark entwickelt er sich mit seiner neuen Aufgabe stetig weiter, wird selbstbewusster und vom Teenager zum jungen Mann – und das in einer ziemlich witzigen und spannenden Geschichte. Die Sprache ist leicht flapsig und passt wunderbar zu dem Hauptcharakter, immer wieder sorgen ironische Sprüche für viel Spaß und lockern die Handlung gut auf. Doch auch die eigentliche Handlung kann punkten, vom Gewöhnen an die neue Rolle über die ersten Erfahrungen als Superheld, bei denen natürlich nicht immer alles glatt läuft, bis hin zum Kampf gegen den großen Gegner ist eine sehr phantasievolle und atmosphärisch dichte Geschichte enstanden, die viele spannende Momente enthält und eine gelungenen Bogen über alles spannt.
Rober Stadlober sorgt als Sprecher für eine sehr gekonnte Atmosphäre und gerift die wunderbaren Vorlagen, die der Roman bietet, gekonnt auf und verwandelt auch kleine Momente in richtig witzige oder dramatische Momente, überzieht es aber nicht und gibt dem Hörer auch mal die Gelegenheit, sich entspannt zurückzulehnen und die lockere Stimmung zu genießen. Auch in der wörtlichen Rede ist er sehr stark und verleiht den Charakteren ihren ganz eigenen Charme, lässt die Bösen richtig böse klingen und sorgt so für einen sehr gekonnten Ausdruck der Rollen.
Alfie ist in seinem Superhelden-Dress natürlich auch auf dem Cover zu sehen, in leuchtender Rüstung, mit seinen Waffen ausgerüstet und auf dem Pferd mit blitzender Mähne reitend macht er über der nächtlichen Kulisse tatsächlich einen sehr guten Eindruck. Das Innere des hübschen Digipacks ist übersichtlich gestaltet und enthält keine zusätzlichen Informationen, auch wenn in den Papplaschen für die 4 CDs hierfür genügend Platz gewesen wäre.
Fazit: Eine spannende Geschichte mit witzigem Unterton – wie so viele andere Jugendbücher in der letzten Zeit. Doch Defender bietet daneben noch sehr gut dargestellt, wie sich Alfie langsam entwickelt und mit Witz und Charme seine Probleme bekämpft und so auch persönlich immer stärker wird. Eine sehr gelungene Erzählung, die durch die gelungene Lesung von Stadlober noch hinzugewinnt.
VÖ: 23.September 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-844-5
Der dritte Mann (Graham Greene)
Erster Eindruck: Geheimnisse in Wien
Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wird der Autor Rollo Martins von seinem Freund Harry Lime nach Wien gerufen, wo dieser als Schieber Waren für den Schwarzmarkt besorgt. Doch noch vor seiner Ankunft wird Limes bei einem Autounfall getötet – so jedenfalls die offizielle Aussage. Doch Martins glaubt nicht an ein Unglück und recherchiert auf eigene Faust. Und dabei stößt er auf den geheimnisvollen dritten Mann...
„Der dritte Mann“, die Geschichte von Graham Greene, hat insbesondere in der bekannten Verfilmung Ruhm geerntet, der dazugehörige Roman ist eher ein wenig untergegangen. Der NDR hat dennoch nun ein Hörbuch in Auftrag gegeben, welches beim Audio Verlag als Kauf-Version erhältlich ist. Gleich zu Beginn wird das Tempo hier hoch gehalten, der Hörer landet mitten in der oben beschriebenen Sutuation, sodass man Rollo Martins als Hauptfigur erst im Laufe der Zeit besser kennenlernt. Dieser dynamische Einstieg kann sich allerdings nicht über die gesamte Laufzeit halten, da die Ermittlungen des Autors streckenweise etwas lang gezogen sind und auf der Stelle zu stehen scheinen, um dann wieder durch eine neue Erkenntnis vorangetrieben zu werden. So lernt Martins immer mehr über die Hintergründe des Ablebens seines Jugendfreundes, die vorherrschende Atmosphäre ist spannungsgeladen und mysteriös. Dabei baut sich viel Spannung durch den unbekannten dritten Mann auf, der ins Zentrum der Ermittlungen gerückt wird. Die Auflösung kommt dann durchaus überraschend und bietet einen interessanten Kniff, der die vorigen Ereignisse noch einmal in ein anderes Licht rückt.
Gelesen wird der Roman durch Hanns Zischler, der sehr professionell wirkt und mit viel Kraft die Handlung vorträgt. Er setzt gekonnt Akzente an den besonders dramatischen Szenen, kann auch eher spannungsarme Dialoge dynamisch und unterhaltsam wirken lassen und bringt den Handlungsbogen gut zur Geltung. Auch in der wörtlichen Rede überzeugt er, indem er sich nicht zu übertriebenem Overacting hingibt, sondern nur seine Sprechfarbe leicht variiert.
Zeitgleich zur Lesung ist der Roman auch erneut als Buch veröffentlicht worden, und dementsprechend ist die Covergestaltung jeweils gleich. Das tiefschwarze Cover wird von den dicken Lettern des Titels – stellenweise in orange – unterbrochen. Als Motiv wurde eine schwarz-weiß Fotografie gewählt, die einen laufenden Mann mit wehendem Mantel in einem spärlich beleuchteten Gang zeigt. Das Motiv aus dem Film ist ansprechend umgesetzt worden.
Fazit: „Der dritte Mann“ ist ein Thriller der aten Schule und setzt auf eine langsame Entwicklung der Handlung und weniger auf Schockmomente. Hierfür tritt auch der Hauptcharakter etwas in den Hintergrund, sodass man sich ganz auf den unbekannten dritten Mann konzentriert, hierdurch erhält der Roman seine geheimnisvolle Stimmung. Auch wenn sich einige Passagen in die Länge ziehen, ist ein unterhaltsames und spannendes Hörbuch entstanden.
VÖ: 18.März 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1691-5
Die vier Schatzsucher - In der Karibik
Erster Eindruck: Der wichtigste Schatz von allen...
Die Zwillinge Beck und Bick und ihre beiden Geschwister Storm und Tommy sind die Kinder von waschechten Schatzsuchern. Als ihr Vater kurz nach dem Verschwinden ihrer Mutter von Bord gespült wird, übernehmen die vier das Kommando über das familieneigene Schiff und gehen den Hinweisen nach, die ihr Vater ihnen hinterlassen hat – auf der Suche nach weiteren Schätzen, aber vor allem auch auf der Suche nach ihren Eltern...
James Patterson hat mit „Die vier Schatzsucher“ eine neue Buchreihe gestartet, die sich vornehmlich an Schulkinder richtet. Der Audio Verlag hat sogleich den ersten Band „in der Karibik“ als Hörbuch vertont, sodass man die Geschichte auch als vierstündige Lesung erleben kann. Der Start in die Handlung ist sehr kurzweilig gelungen, die Erklärungen sind recht knapp gehalten. So ergibt sich vieles erst im Laufe der Zeit, und auch die Charaktere werden erst nach und nach vorgestellt. Das gefällt mir, da so gleich viel Schwung und Leben in der Geschichte ist. Dieser Eindruck setzt sich auch später weiter fort, langwierige Passagen sind hier nicht vorhanden – im Gegenteil, manchmal wirkt die Handlung eher etwas überhastet. Patterson hat sich nämlich nicht immer die Mühe gemacht, die einzelnen Szenen sorgfältig miteinander zu verknüpfen, sodass die Übergänge streckenweise ziemlich gezwungen wirken und der Zufall häufig eine entscheidende Rolle spielt. Insgesamt kann die abenteuerliche Atmosphäre aber sehr überzeugen, die vielen Gefahren werden in spannenden Momenten gut ausgelotet, der Verlauf ist unterhaltsam und gerade für Kinder packend.
Als Sprecher für die Handlung wurde der erfahrene Marius Claren verpflichtet, der die Lesung mit Bravour meistert und den Spannungsbogen der Handlung voll ausreizt. Er setzt gekonnt Akzente und lässt dynamische Wechsel zwischen ruhigen und dramatischen Szenen zu. Auch in der Charakterisierung der Hauptfiguren gefällt er mir sehr gut, jeder bekommt seine ganz eigene und individuelle Stimme verliehen, sodass sofort klar ist, wer gerade spricht. Eine runde und gelungene Leistung!
Klar, dass für das Cover die Buchvorlage Pate gestanden hat und das gleiche Titelbild verwendet wurde. Zu sehen ist ein versunkenes Schiff, das von den vier Geschwistern in Taucherausrüstung noch aus sicherer Entfernung beobachtet wird. Der Zeichenstil ist etwas nostalgisch, was mir persönlich gut gefällt. Auf der Rückseite gibt es ebenfalls noch eine kleine Zeichnung der vier, ansonsten ist die Gestaltung wie fast immer bei dem Label schlicht und übersichtlich geraten.
Fazit: James Patterson schafft hier schnell eine abenteuerliche und spannende Atmosphäre, sodass der Verlauf der Handlung trotz einiger holpriger Übergänge flüssig verläuft. Durch die gelungene Lesung und die sympathischen Figuren können sich Kinder schnell in die Karibik versetzen und die vier Protagonisten auf ihrer Reise begleiten.
VÖ: 18.März 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1688-5
Victoria Street No. 17 – Das Geheimnis der Schildkröte
Erster Eindruck: Eine magische Reise
Seit seine Mutter vor sieben Jahren verschwunden ist, vermisst der elfjährige Tom sie sehr. Doch die genauen Umstände sind ihm nicht bekannt, auch sein Vater schweigt sich zu diesem Thema aus. Das ändert sich, das Tom der Spur eines Paketes folgt und in der Victoria Street No. 17 landet – wo seine Großmutter wohnt, die eine waschechte Magierin ist. Gemeinsam mit Cousine Rike machen die drei sich auf zu einer abenteuerlichen Suche nach Toms Mutter...
Mit „Victoria Street No. 17“ hat die englische Autorin Janet Foxley eine neue Kinderbuchreihe gestartet, deren erster Band nicht nur die Charaktere einführt und die Grundlagen der von ihr erdachten Welt vorstellt, sondern auch eine spannende Geschichte erzählt. Dabei hält sie sich zu Anfang nicht mit langen Erklärungen auf, sondern wirft Protagonist Tom direkt in die magische Welt, von der er selbst ein kleiner Teil ist. Dies kommt während der gesamten Handlung sehr gut zur Geltung, die Autorin hat sich viele kleine Kniffe einfallen lassen, viele ungewöhnliche und witzige Details, die die Geschichte mit Leben füllen. Dabei bedient sie sich aus ganz unterschiedlichen Mythologien und Vorlagen, sodass sie eine ganz eigene und stimmungsvolle Welt schafft. Und auch die Charaktere gefallen mir sehr gut: Tom ist eher zurückhaltend, freundlich und mutig, seine Großmutter liebevoll und engagiert, seine Cousine wild und frech, alle drei ergänzen sich auf ihrer Suche sehr gut. Diese ist auch spannend geschildert, wobei das Finale keine große Überraschung ist, aber flüssig und konsequent zu Ende erzählt wurde.
Als Sprecher konnte der rennomierte Schauspieler Boris Aljinovic gewonnen werden, der die Geschichte sehr lebendig spricht und dabei zum Leben erwecken kann. Dabei wählt er genau die richtige Mischung aus humoriger Art und Spannung, die auch die Geschichte selbst bietet, und unterstützt dabei die Szenen in ihrer Wirkung. Auch in der wörtlichen Rede hat er mir bestens gefallen, er verleiht jedem Charakter einen ganz eigenen Klang und kann auch beispielsweise Rike sehr energiegeladen umsetzen.
Das Cover ist vorrangig in einem dunklen Rot mit leichtem Violett-Stich gehalten, sodass schon hier eine mystische Aura ausgestrahlt wird. Das Haus von Toms Großmutter wird sehr detailreich und in hübschen Zeichenstil dargestellt, auch der schlichte Schriftzug past sehr gut dazu. Die drei CDs mit fast dreieinhalb Stunden Laufzeit befinden sich in einem ansehnlichen und stabilen Digipack.
Fazit: „Das Geheimnis der Schildkröte“ lädt zum Verweilen in dieser magischen und vielfältigen Welt ein, die mit zahlreichen witzigen Details gesprickt wurde. Die sehr flüssig und spannend erzählte Handlung wird von Aljinovic sehr gekonnt und punktiert vorgetragen. Dieser erste Band macht definitiv Lust auf mehr!
VÖ: 18.März 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862316878
Steinroller
Erster Eindruck: Krimi in ferner Vergangenheit
Steinroller wird von den anderen Höhlenmenschen ziemlich belächelt, denn statt als Jäger die Nahrung des Stammes zu sichern, bemalt er lieber die Höhlenwände. Doch als eines Tages ein Mann ziemlich plattgewalzt aufgefunden wird, wendet sich das Blatt und Steinroller wird zum Kommissar ernannt, der den Mord aufklären soll. Hilfe bekommt er dabei von der Erfinderin Frau Weichhaar und dem recht groschlächtigen Otterfang...
Es ist nicht immer leicht als Autor, etwas ganz neues zu kreieren, das gegen den aktuellen Trend schwimmt. Martin Lassberg ist dies nun dennoch mit „Steinroller“ gelungen, denn er versetzt dabei einen Kriminalfall in die Steinzeit. Dieser sehr kreative Ansatz wurde zudem mit sehr viel Leben gefüllt, sodass man sich völlig in diese fremdartige Welt hineinversetzt fühlt. Viele kleine Details säumen die Geschichte, das alltägliche Leben der Höhlenmenschen fließt genauso ein wie der eigentliche Fall. Dass hierbei kein sonderlich ernster Krimi erzählt wird, dürfte klar sein, dennoch ist dieser verzwickter als es anfangs den Anschein hat, und Lassberg legt bis zur Auflösung einige gelungene Finten. Doch der Witz und der Esprit, mit dem hier erzählt wird, tröstet darüber locker hinweg. Dabei sind auch die Charaktere bestens erschaffen worden, gerade die drei Hauptfiguren bringen ein interessantes und ziemlich heterogenes Trio. Steinroller als unkonventioneller Querdenker der Gemeinschaft, die clevere und pfiffige Weichhaar und der Mann fürs Grobe, Otterfang, der wohl am ehesten dem Klischee eines Steinzeitmenschen entspricht und im Laufe der Handlung weitere Facetten von sich zeigen kann. Das ist sehr unterhaltsam und konnte mich bestens unterhalten.
Das lag auch zu großen Teilen an dem großartigen Boris Aljinovic, der den Roman in voller Länge für den Audio Verlag eingelesen hat, wobei immerhin fast acht Stunden Laufzeit herausgekommen sind. Auch er hat unüberhörbar viel Freude an dem ungewöhnlichen Setting und den vielen lustigen Momenten, die er dann auch bestens auskostet und mit seiner trockenen Art zur Geltung bringt. Er lässt sich zudem nicht dazu hinreißen, die Stimme allzu sehr zu verstellen und schafft dennoch für jeden Charakter, jedes Volk einen ganz eigenen Klang. Hervorragend!
Klar, dass das Buchcover auch für das Titelbild verwendet wurde, die schlichte Zeichnung gefällt mir sehr gut. Vor wirr gestreiftem blauen Hintergrund blickt einem ein niedliches Comic-Mammut entgegen, zudem sind noch die Silhouetten einer gejagten Gruppe zu sehen. Auf der Rückseite ist noch ein kleines Foto von Aljinovic zu sehen, im Inneren des hübschen Digipacks finden sich noch die üblichen Informationen.
Fazit: Steinroller ist unkonventionell und sehr kreativ erzählt, viele spritzige Momente und die humorige Grundstimmung sorgen für gute Unterhaltung, sodass der Kriminalfall eher in den Hintergrund tritt. Die bestens erdachten Figuren und der kurzweilige Verlauf werden von Aljinovic sehr gut zur Geltung gebracht.
VÖ: 22.April 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1663-2
Shadowmarch – Die Grenze (Tad Williams)
Erster Eindruck: Start eines komplexen Fantasy-Epos
Die Südmarkfeste wird nicht nur von einem machtbessesenen Herrscher im Süden bedroht, sondern auch von den Elben, die vor langer Zeit in ein Schattenreich hinter dem Nebel verbannt wurden. Gerade jetzt braucht die labyrinthartige Festung seinen König, doch dieser wurde von den Feinden entführt. Nun müssen sich die15-jährigen Zwillinge Barrick und Briony gegen die doppelte Gefahr zu Wehr setzen, und auch von innen heraus droht der Königshof aufgrund einiger Intrigen zu zerbrechen...
Tad Williams ist einer der bekanntesten Fantasy-Autoren des neuen Jahrtausends, insbesondere seine Mehrteiler haben es zu zahlreichen Fans gebracht. Auch „Shadowmarch“, ein High Fantasy-Vierteiler, konnte viele überzeugen, sodass nun neben der Taschenbuchversion auch eine vollständige Lesung mit David Nathan erschienen ist. Zu Anfang hat die Geschichte mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen und kommt nicht so recht in Fahrt – vielleicht weil der Autor schon früh viele ganz unterschiedliche Figuren einführt, die allesamt wichtig für die Entwicklung der Handlung sind und sorgsam vorgestellt werden wollen. Gerade als Hörbuchversion fordert „Die Grenze“ deswegen die Konzentration der Zuhörer heraus, im zweiten Teil passiert dann auch wieder mehr, die Handlung verdichtet sich und wird spannend erzählt. Dabei stehen verschiedene Figuren gleichwertig nebeneinander, jeder von ihnen erlaubt den Blick auf ein Teilstück der großen Handlung, die einzelnen Passagen haben dabei sehr verschiedene, dichte Stimmungen. Die Fantasy-Welt von Shadowmarch fällt durch recht klassische Völkerstrukturen auf, in die aber viele eigenständige Ideen eingeflochten sind. Besonders die Idee der finsteren Elben hinter dem dichten Nebel tun sich dabei hervor und sorgen für eine schaurig-düstere Atmosphäre. Nur manche Charaktere bleiben durch die komplexe Handlung noch etwas blass und konnten mich hier noch nicht so recht fesseln.
Wie oben bereits erwähnt wird das über 30-stündige Hörbuch von David Nathan gelesen, seine angenehm tiefe Stimme kann die Handlung trotz der langen Laufzeit ohne Probleme tragen. Er greift gelungen die Spannungsbögen auf und geht mit seinem dynamischen Klang gut auf diese ein. Dabei kann er auch die verschiedenen Charaktere gut ausgestaltet, verstellt seine Stimme dabei aber nicht, sondern nutzt feine Veränderungen in der Nuancierung oder der Stimmfarbe. Eine sehr runde Leistung, wie man sie von ihm bereits gewohnt sein darf.
Obwohl das Hörbuch auf MP3-CDs gepresst wurde, sind immer noch vier Discs nötig. Diese sind in einer ansprechend gestalteten Box untergebracht, die einige zusätzliche Informationen enthält. Natürlich wurde auch das Cover von der Taschenbuch-Neuauflage verwendet, das eine typische Fantasy-Optik verwendet. Der große Berg mit der eindrucksvollen Südmarkfeste ist darauf sehr ansehnlich abgebildet.
Fazit: In diesem ersten Band wird noch nicht das ganze Potenzial der Reihe ausgespielt, vielmehr werden Figuren vorgestellt und in Stellung gebracht, die Fantasy-Welt erklärt und erste Hinweise auf das große Ganze gegeben. Das ist anfangs etwas zäh, wird aber im späteren Verlauf zu einer interessanten und gut konstruierten, sehr komplexen Handlung ausgeweitet, die mich schlussendlich doch noch packen konnte.
VÖ: 19.Oktober 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-18045
Sagen des klassischen Altertums
Erster Eindruck: Spannende und anspruchsvolle Umsetzung
Die Welt war noch rau und frei von beseelten Lebewesen, als Prometheus auf die Erde kommt und die Menschen aus Ton formte. Bald wurden auch die Götter auf das neue Geschlecht aufmerksam und forderten von ihnen Anbetung – der Beginn einer ganzen Reihe von Sagen um Götter, Menschen und mystische Wesen, in der auch der wohl bekannteste Held aller Zeiten seinen großen Auftritt haben sollte: Herakles...
Gustav Schwabs dreibändige „Sagen des klassischen Altertums“ sind schon fast ein Standartwerk und geben sehr authentisch den Glauben des griechischen und römischen Völkerstamms wieder. Der SWR hat in den Jahren 1992 bis 1993 einen Teil der Geschichten als Hörversion vertont, die immerhin noch eine Laufzeit von 26 Stunden vorweisen kann. Nun ist diese beim Hörverlag auch als Kaufversion erschienen und rettet damit diese umfangreiche Sammlung an Geschichten vor dem Vergessen. Troja, die Argonauten, Odysseus – alles wird hier aufgegriffen und sehr ausführlich und mit Sinn für das Detail erzählt. Dabei kommt durchaus Spannung auf, auch wenn man viele Abschnitte schon in groben Zügen kennt. Denn hier wird nicht nur auf den reinen Fortlauf, auf die Entwicklung Wert gelegt, sondern eben auch auf Emotionen, sodass man eine engere Bindung zu den Charakteren aufbauen kann. Auch werden einige Zusammenhänge deutlich klarer, sodass man die Struktur der Sagen besser durchschauen kann. Zwischen magischen Wesen, Kriegen und der Einflussnahme der Götter zeigen die klassischen Helden hier, was sie ausmacht, und das sind nicht nur körperliche Stärke, sondern auch Listigkeit und Gradlinigkeit. Besonders gut hat mir dabei der Handlung um Odysseus gefallen, die Dichte an gefährlichen Situationen ist hier sehr hoch und sorgt für einen abwechslungsreichen Verlauf.
Matthias Ponnier wurde als Sprecher ausgewählt, seine Leidenschaft für den interessanten Stoff klingt dabei immer wieder heraus. Dabei setzt er den Stoff mit einer sehr dynamischen Sprechweise um und kann dabei der manchmal etwas starr wirkenden Handlung viel Spannung herauskitzeln. So klingt alles sehr zugänglich und – trotz des Alters von über 20 Jahren – auch sehr modern. Dabei hält seine Stimme die Spannung über die gesamte Laufzeit, auch in etwas längeren Passagen ist er mit ungebrochener Sprechfreude dabei.
Die Aufmachung der dicken Box ist sehr gelungen und dem anspruchsvollen Werk angemessen. Das Titelbild wird von einer antiken Statue geziert, in dem Perseus den Kopf der enthaupteten Medusa in die Höhe hält. Die 23 CDs finden sich in einer stabilen Pappbox wieder, in der auch ein umfangreiches Booklet mit vielen zusätzlichen Informationen zu finden ist.
Fazit: Immer noch wirken die Sagen der Griechen und Römer spannend, kurzweilig und voller Leben. Das Zusammenspiel von Menschen, Göttern und mystischen Wesen ist gut aufbereitet, ebenso ansprechend wie anspruchsvoll. Durch die sehr gelungene Lesung wirken selbst etwas langwierigere Passagen kurzweilig und spannend
VÖ: 9-November 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1907-5
Die Falle (Melanie Raabe)
Erster Eindruck: Perfekter Plan – mit kleinen Fehlern
Völlig zurückgezogen lebt die Autorin Linda Conrad in ihrer Villa, seit vielen Jahren hat sie keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt. Die Außenwelt bekommt von ihr nur ihre neuen Romane zu Gesicht. Das ändert sich, als die im Fernsehen ein bekanntes Gesicht sieht: Der neue Reporter ist der Mörder ihre Schwester. Ihren Tod hat sie nie verkraftet und entwickelt einen Plan, um sich an dem erfolgreichen Journalisten zu rächen...
Melanie Raabe hat mit „Die Falle“ ihren viel beachteten Debutroman veröffentlicht, der selbstverständlich auch als Hörversion erschienen ist – hierfür zeichnet sich der Hörverlag verantwortlich. Schnell findet man sich in der Handlung zurecht, der Verlauf scheint vorgezeichnet, die Charaktere leicht stereotyp. Zudem werden viele Szenen sehr schnell heruntergespult, sodass hier nur schwerfällig Atmosphäre aufkommt. Doch dieser erste Eindruck täuscht, denn es steckt noch mehr in dem Roman als man in den ersten Kapiteln vermuten könnte. Es entwickeln sich im Laufe der Zeit ganz andere Verdachtsmomente, sodass man gegen Ende völlig verwirrt ist, nicht mehr weiß wem zu trauen ist und wem nicht. Dies wird durch zahlreiche überraschende Wendungen erzeugt, die sich sehr gelungen in die Handlung einfügen und für viel Spannung sorgen. Die schlichte Sprache mit den oft kurzen Sätzen passen sehr gut zur Hauptfigur und spiegeln ihr Innenleben sehr gut wieder, lassen einen lebendigen Eindruck entstehen. Besonders gelungen ist der in die Geschichte eingebaute Roman von Linda, der eine zweite Zeitebene darstellt und die schrecklichen Erlebnisse aus ihrer Kindheit erlebbar macht. Nur die Charaktere können über die Handlung hinweg tatsächlich keinen wirklichen Tiefgang entwickeln und wirken wie aus anderen Romanen herausgeschrieben. Das trübt die packende Handlung und den gut leserlichen Schreibstil jedoch nur unwesentlich, sodass ein kurzweiliger Roman entstanden ist.
Die Handlung wird zwischen zwei Sprechern aufgeteilt, wobei Birgit Minichmayr der größere Part zukommt. Sie kann mit ihrer lebendigen Sprechweise und der gelungenen Betonung für eine angenehme Stimmung sorgen und den Spannungsbogen gut nachzeichnen. Besonders die dramatischeren Szenen setzt sie mit viel Energie um und versteht es auch, die Hörer auf die Folter zu spannen. Devid Striesow kann ebenso viel Atmosphäre erzeugen und bildet mit seiner markanten Stimme einen gekonnten Kontrast.
Bläulich grüne, energetisch wirkende Linien ziehen sich über das Cover, das natürlich von der Buchvorlage übernommen wurde und lediglich auf das fast quadratische Format angepasst wurde. Auf dem schwarzen Hintergrund wirkt dies reichlich mysteriös und geheimnisvoll, die schlichte Schrift hebt sich in weiß gut hiervon ab. Auch die restliche Gestaltung ist übersichtlich und ansehnlich, wobei die üblichen Infos zu Autorin und Sprechern vorhanden sind.
Fazit: Trotz des schwerfälligen Anfangs entwickelt sich eine spannende und kurzweilige Handlung, die mit unvorhersehbaren Wendungen für Überraschungen sorgt. Die Rückblenden in Form des fiktiven Romans sind abwechslungsreich eingebaut, nur die Charaktere wirken manchmal etwas flach und stereotyp. Lesenswert und kurzweilig.
VÖ: 9.März 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1813-9
Hart auf hart (T.C. Boyle)
Erster Eindruck: Zwischen Psychose und Waffenfaszination
Adam wächst in wohlhabenden Kreisen auf, doch schon früh entwickelt er eine Psychose, die ihm immer wieder zum Außenseiter und Störenfried macht, bis sogar seine Eltern ihn aufgeben. Als er in seinen Zwanzigern der Zivilisation den Rücken kehrt und fortan im Wald leben will, trifft er auf Sara, die eine starke Abneigung gegen staatliche Gewalt hat. Sofort fühlen sie beiden sich zueinander hingezogen und beginnen eine Affäre...
So tief verwurzelt in seinem Heimatland, den USA, ist wohl keine andere Geschichte von T.C. Boyle wie „Hart auf hart“, das beim Hörverlag auch als Audioversion zu bekommen ist. Kernthemen sind der unbändige Freiheitsdrang der Amerikaner und der Widerspruch zu der starken staatlichen Einmischung - Motive, die die beiden Hauptcharaktere Adam und Sara antreiben. Deutsche Hörer müssen sich hier erst einmal einfinden, um Motivation und Handlungen nachvollziehen zu können, denn das Denken der beiden ist für uns auf mehr als eine Art merkwürdig. Nach einer recht langen Einleitung, in der es um Adams Vater geht, die aber nicht sonderlich stark mit der eigentlichen Handlung verknüpft ist, beginnt die Affäre der beiden Außenseiter. Doch während sie sich völlig hingibt, Adam bemuttert und sich völlig öffnet, zieht er sich zurück und lässt Sara nie ganz an sich heran. Diese Beziehung könnte spannend sein, wenn sie nicht durch unzählige Wiederholungen recht langatmig geschildert wäre. Auch die etlichen sexuellen Szenen sind zwar ansprechend geschildert, in ihrer Anzahl aber mit der Zeit ermüdent. Doch im letzten Drittel wird dann eine packende, wenn auch vorhersehbare Wendung der Ereignisse geschildert, die schnell Tempo aufnimmt und sehr eindringlich erzählt wurde. Leider bleiben die Charaktere dem Hörer fremd und werden zu oberflächlich beschrieben, zu schablonenhaft wirken sie trotz (oder wegen) ihrer Andersartigkeit. Durch die treffende Wortwahl und die durchaus interessante Beziehung der beiden Hauptcharaktere, den gelungenen Perspektivwechsel und das sehr eindrucksvolle Ende ist dann aber doch noch ein hörenswertes Buch entstanden.
August Diehl, zu Hause auf Theaterbühnen wie auch in Hollywood, wurde als Sprecher des Hörbuches ausgewählt und arbeitet die vielen kleinen Spannungsbögen sehr gut heraus. Besonders das letzte Drittel wird von ihm intensiv geschildert, sodass die Dramatik dieser Szenen sehr gut zur Geltung kommt. In der Charakterisierung ist er treffend und kann so allen noch mehr Tiefe verleihen. Er schafft es, auch die expliziten erotischen Szenen nicht allzu plump wirken zu lassen. Eine wirklich gelungene Leistung, die sehr gut zur Handlung passt.
Ein kleines, eher winziges Haus steht im Mittelpunkt des Covers, das eine typische amerikanische Landschaft im Hintergrund zeigt. Die Flagge weit in den Himmel gehisst macht die verschmutzte Fassade und die gestapelten Kartons einen eher nachlässigen Eindruck. Hinten ist ein Foto des Sprechers August Diehl zu sehen, während die üblichen Kurzbiographien zu Autor und Stimme nicht fehlen.
Fazit: Zwei durchaus interessante Charaktere, die eine unheilvolle Beziehung eingehen, aber leider recht oberflächlich geschildert werden. Schade, so geht eine Menge Potenzial verloren, wie auch das packende und dramatische Ende zeigt. Die sehr gelungene Lesung lässt die Handlung dabei sehr gut wirken.
VÖ: 9.Februar 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1811-5
Die Musik der Stille (Patrick Rothfuss)
Erster Eindruck: Ungewöhnliches Literaturexperiment
Auri, Gefährtin von Kvothe, zieht sich tief in das von ihr selbst gewählte Exil zurück. In den Tiefen unter der Universität von Imre hat sie ein ganz eigenes Reich gefunden, das sie das „Unterding“ nennt und in dem sie sich völlig auf sich und die phantastische Welt um sie herum konzentrieren kann. Und so erfährt sie mehr über das Wesen der Dinge, als es wohl jeder andere Mensch in Imre es jemals getan hat...
„Die Musik der Stille“ ist ein sehr außergewöhnliches Werk von Patrick Rothfuss. Zwar ist es in der Welt der Königsmörder-Chronik angesiedelt, führt die Handlung aber nicht fort, sondern beschäftigt sich sehr intensiv mit Auri, die eine wichtige Rolle innerhalb der Reihe spielt. Als Novelle deklariert verzichtet „Die Musik der Stille“ auf einige wesentliche Elemente einer gewöhnlichen Geschichte, platziert keinen Antagonisten, beschreibt keinen Konflikt, baut nicht einmal eine wirkliche Handlung in seine Erzählung mit ein. Auri ist hier völlig auf sich allein konzentriert und nimmt die Welt um sie herum in bunten Facetten wahr. Dabei sind die Beschreibungen sehr intensiv und eigenwillig gewählt, jedem Gegenstand verpasst der Autor ein ganz eigenes Wesen, das es in teilweise verschachtelten und poetisch wirkenden Sätzen zu erforschen gilt. Kenntnisse aus der Welt der Buchreihe sollten dabei vorhanden sein, um alle Anspielungen zu verstehen und alles richtig einordnen zu können. Andersherum ist es aber nicht zwingend notwendig, zum Verständnis der Trilogie auch dieses Werk zu kennen. Es ermöglicht es allerdings, noch tiefer in die Welt einzudringen, einen neuen Blickwinkel darauf zu erhalten und sich auf ein ungewöhnliches Experiment von Rothfuss einzulassen.
Die grandiose Yaea Blümel ist mit ihrem verträumten, fast zerbrechlichen Klang die perfekte Wahl für die Umsetzung dieses Hörbuches. Sie schafft es, diese teilweise wirre Welt verständlich umzusetzen und den Dingen selbst Leben einzuhauchen. Dabei widmet sie sich mit Hingabe den intensiven Beschreibungen und lässt auch die zahlreichen Wiederholungen nicht eintönig oder langweilig wirken. Sicherlich war dies keine einfache Aufgabe für die erfahrene Sprecherin, doch dies hat sie sehr gelungen gelöst.
Die etwa 266-minütige Produktion ist auf einer MP3-CD untergebracht, wobei als Verpackung das verlagstypische, leicht erhöhte Digipack ausgewählt wurde. Der Schriftzug auf dem Cover erinnert natürlich auf die Romane der Königsmörder-Chronik und ist mit Ornamenten verziert in einem Kreis untergebracht, während Auri auf dem Cover silhouettenhaft vor dem unterirdischen Gemäuer zu sehen ist – ein ebenso träumerisches Cover, wie es auch das Buch selbst ist.
Fazit: Mit „Die Musik der Stille“ hat sich Rothfuss einen außergewöhnlichen Exkurs innerhalb der von ihm erschaffenen Welt gegönnt und setzt poetische Beschreibungen aneinander, während Handlung kaum vorhanden ist und Auri völlig auf sich gestellt agiert und beobachtet. Das ist etwas schwerfällig erzählt, kann mich aber wegen seiner Andersartigkeit durchaus berühren und überraschen.
VÖ: 16.März 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1802-3
Der lange Krieg (Terry Pratchett und Stephen Baxter)
Erster Eindruck:
Die Menschen der Erde konnten sich durch eine mutierte Kartoffel nun auch in anderen Parallelwelten niederlassen. Und weil sich Geschichte so oft wiederholt, gibt es ein neues Amerika, das nach Unabhängigkeit strebt. Die die Wesen der anderen Welten begehren gegen diesen Wunsch auf, sodass ein Krieg zwischen den Welten kaum vermeidbar scheint...
In einem ungewöhnlichen Buchprojekt haben sich der Fantasy-Autor Terry Pratchett und Stephen Baxter, sein Kollege aus dem Bereich Science Fiction, zusammengetan und vier Bände über „Die lange Erde“ geschrieben, deren zweiter Teil „Der lange Krieg“ auch beim Hörverlag als Hörbuch erschienen ist. Kenntnisse aus dem Vorgänger sind hier zwingend notwendig, ansonsten könnte man der komplexen Handlung kaum folgen. Dafür schließt die Handlung direkt hieran an und ermöglicht einen sehr schnellen Einstieg in das Geschehen. So gibt es ein Wiedersehen mit lieb gewonnenen Charakteren, die sich im Laufe dieser Handlung jedoch stark weiterentwickeln und neue Facetten von sich zeigen können. Diese sehr intensiven Beschreibungen machen „Der lange Krieg“ trotz seines skurrilen Ansatzes greifbar und lebensnah, auch die beschriebenen Entwicklungen wirken alles andere als abstrus, sondern sind durchaus vorstellbar und enthalten so auch eine gewisse Portion Sozialkritik. Die Handlung ist im Wesentlichen auf drei Stränge aufgeteilt, die sich abwechseln, manchmal geschieht dies aber zu schnell. Kaum hat man sich in einer Situation orientiert, kommt der Umbruch und eine andere Teilgeschichte wird fortgesetzt. Dabei wird ein sehr hohes Tempo erzeugt, sodass der Hörer hier enorm viel Input in vergleichsweise kurzer Zeit erhält. So wird auch hier wieder viel Aufmerksamkeit vom Hörer verlangt, der dafür aber auch mit einer komplexen und unterhaltsamen Geschichte belohnt wird. Auf „Der lange Krieg“ muss man sich einlassen können, da die Mischung der beiden Genres eine sehr ungewöhnliche Ausstrahlung hat.
Volker Niederfahrenhorst ist als Sprecher des Hörbuches verpflichtet worden und kann mit seiner prägnanten Stimme die 16 Stunden laufende Produktion sehr kurzweilig gestalten. Er schafft es, die vielen kleinen Spannungsbögen gekonnt in seine Sprechweise zu integrieren und diese so gut zur Geltung zur bringen. Auch in der wörtlichen Rede kann er mit variablen Stimmfarben spielen und die einzelnen Charaktere zum Leben erwecken, da jeder von ihm seine Eigenheiten bekommt. Er unterstreicht dabei ebenso die skurrilen wie die realen Elemente der Handlung und schafft zwischen diesen ein gelungenes Gleichgewicht.
Das Digipack, in dem die beiden MP3-CDs untergebracht sind, ist etwas höher als gewöhnlich, sodass es bei einigen CD-Regalen zu Problemen in der Unterbringung kommen könnte – viele Hörbuchhörer sind dies aber wohl schon von anderen Produktionen gewohnt. Das ist intensive Goldttöne gehaltene Cover wirkt mit dem Zeppelin, das aus den Wolken über einer recht kargen Landschaft herausbricht, erhaben und eindrucksvoll.
Fazit: Der zweite Teil der Reihe von Terry Pratchett und Stephen Baxter unterstreicht noch einmal die wichtigen Charaktere, die Raum zur Weiterentwicklung haben. Ihre ganz persönlichen Geschichten sind sehr gut in das große Ganze eingebunden, das das Machtspiel zwischen den Welten gekonnt einfängt. Durch die schnellen Szenenwechel wirkt die Handlung manchmal etwas auseinandergerissen, das Finale dieses zweiten Bandes kann aber wieder sehr überzeugen.
VÖ: 16.März 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1814-6
Verheißung – Der Grenzenlose (Jussi Adler-Olsen)
Erster Eindruck: Der sechste Fall für Carl Morck
Seit 17 Jahren in der Mord an einer jungen Frau ungeklärt, die kopfüber an einem Baum aufgehängt wurde. Erst jetzt hat der leitende Ermittler den Fall aufgegeben und an das Sonderdezernat Q unter Carl Morck weitergeleitet. Doch kurz darauf verstirbt dieser und kurz darauf auch sein Sohn. Und so haben Carl, Asad und Rose gleich mehrere Spuren, die sie zur Lösung des Falles verfolgen müssen...
Jussi Adler-Olsen hat sich mit seiner Buchreihe um Carl Morck zu einem der beliebtesten Krimiautoren der heutigen Zeit gemausert, immer noch lechzen seine Leser nach neuem Stoff aus der Feder des Dänen. Der sechste Band der Serie mit dem Titel Verheißung (wobei der Originaltitel hier ebenfalls als Untertitel verwendet wurde) ist natürlich auch wieder vom Audio Verlag als Hörbuch umgesetzt worden. Zu Anfang kommt die Handlung hier nicht so recht in Gang, es dauert einige Kapitel, bis Adler-Olsen die dichte und unheimliche Stimmung seiner Vorgänger hinaufbeschwören kann. Dann findet er allerdings zu alter Stärke zurück und gibt der Geschichte wieder einen ganz eigenen Dreh, ein eigenes Gesicht. Der Einfluss von Esoterik und die sektenhafte Struktur, die beschrieben wird, sind sehr gut eingeflochten in die Handlung, die sich immer weiter steigern kann und am Ende ein packendes Finale bietet. Bis dahin gibt es jedoch eine Menge an überraschenden Wendungen und neuen Indizien, und dazu noch viele Informationen, die die Rahmenhandlung der Reihe weitertreiben. Der skurrile Humor, kommt wieder sehr gut zur Geltung, tritt aber immer öfter in den Hintergrund für die oft ernst und tragende Stimmung.
Wolfram Koch ist wieder als Sprecher engagiert worden und schafft den Übertrag ins andere Medium sehr geschickt. Er greift die vielen kleinen Spannungsbögen gekonnt auf und reizt diese gelungen aus, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Er setzt kleine dramatische Pausen, passt sein Sprechtempo an und ist auch in der wörtlichen Rede sehr überzeugend, indem er jedem Charakter eine individuelle Sprechweise verleiht.
Erwartungsgemäß wurde das Titelbild der Vorlage auch für das Cover des Hörbuches verwendet, das wegen der Länge der Produktion auf 2 MP3-CDs veröffentlicht wurde – stolze 1100 Minuten umfasst die Lesung. Zu sehen ist ein goldenes Pendel, mit blutiger Spitze, das vor grünem Hintergrund hin- und herschwingt. Ein ebenso simples wie ansprechendes Cover.
Fazit: Der sechste Roman um Carl Morck gerät anfangs etwas schleppend, kommt dann aber in Fahrt und kann wieder einen sehr gut durchdachten und packenden Krimi präsentieren, der durch den esoterischen Anklang wieder eine ganz neue Einfärbung bekommen hat. Die wunderbaren Charaktere und der böse Humor tragen natürlich auch hier wieder ihren Teil bei.
VÖ: 16.März 2015
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1503-1
Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen (James Carol)
Erster Eindruck: Ungewöhnlicher Profiler
Jefferson Winter ist einer der erfolgreichsten Profiler und wird immer wieder zu Polizeiermittlungen hinzugezogen. Er kann sich besonders gut in die Täter herein versetzen, weil sein Vater selbst zahlreiche junge Frauen umgebracht hat. Sein neuer Fall führt in nach London, wo ein sadistischer Täter Frauen entführt, grausam foltert und ihnen anschließend einen Teil ihres Gehirns entnimmt, sie aber am Leben lässt...
Das Erstlingswerk von James Carol ist ein recht heftiger Psychothriller und gerade in Sachen Grausamkeit alles andere als leichte Kost. Hier braucht man als Leser (oder wie bei mir als Hörer des dazugehörigen Hörbuches) schon einen starken Magen und eine gewisse Toleranzgrenze. Zwar wird die Schwelle zum Geschmacklosen nicht deutlich überschritten, „Broken Dolls“ enthält aber schon einige sehr detaillierte Grausamkeiten. Glücklicherweise steckt aber noch mehr Substanz hinter der Geschichte, sodass sich alles stimmig zusammenfügen kann. Jefferson tastet sich langsam an den Täter heran, schließt aus kleinen Details auf seine Vorgehensweise und kann sich ihm so nach und nach nähern. Im Gegensatz dazu stehen die Szenen um eine der entführten Frauen, die am eigenen Leib die schrecklichen Methoden des Täters erfahren muss. Die dynamischen Wechsel sorgen für zusätzliche Brisanz und bringen ein stetiges Gefühl von Zeitdruck mit sich. Am Ende wird dann auch gelungen aufgelöst, alles fügt sich rund zusammen. Nur leider bleibt der Hauptcharakter viel zu blass, trotz Erzählung aus der Ich-Perspektive sind kaum Gefühlsregungen vorhanden. Auch seine Vorgeschichte spielt kaum eine Rolle. Dies hat sich James Carol wohl für folgende Romane aufgespart, doch auch hier hätte es für mehr Intensität sorgen können. Ein beachtenswerter Erstling, spannend erzählt und mit einem sehr flüssigen Erzählstil, aber außer dem Täter wird nur wenig charakterisiert.
Dietmar Wunder ist als Sprecher ausgewählt worden und beweist einmal mehr, dass er für derartige Romane die absolut richtige Wahl ist. Er schafft es, seiner Stimme ein stets düsteres Timbre zu verleihen. So kann er eine dräuende Atmosphäre schaffen und die Spannung zwischen den beiden Erzählsträngen noch einmal steigern. Dabei kann er sich gerade gegen Ende, in den dramatischeren Szenen, noch einmal steigern und den Hörer so völlig vereinnahmen.
Der Audio Verlag hat die etwa 700-minütige Lesung auf zwei MP3-CDs veröffentlicht, die in einer ansehnlichen Pappverpackung untergebracht sind. Dabei wurde das Cover von der Buchausgabe übernommen, welches den schlichten Schriftzug in roten Lettern zeigt, durchbohrt von einem blutigen Nagel. Auf der Rückseite gibt es – wie beim Verlag üblich – ein Foto in schwarz-weiß von Dietmar Wunder zu sehen.
Fazit: Ein spannender und packender Psycho-Thriller, der aber nur beim Täter wirklich in die Tiefe geht. Die durchaus interessante Hauptfigur wird leider deutlich vernachlässigt, bietet aber noch hervorragenden Ausgangsstoff für weitere Romane. Die grausamen Gewaltdarstellungen wirken nicht aufgesetzt und runden die sich steigernde Dramatik weiter ab.
VÖ: 1.November 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1421-8
Das Lied der Freiheit (Ildefonso Falcones)
Erster Eindruck: Spanien im 18. Jahrhundert
Caridad, eine dunkelhäutige Sklavin, bekommt auf einer langen Reise unerwartet die Freiheit. Doch noch weiß sie nicht, wohin es für sie gehen soll. Nach einigen Umwegen schließt sie sich der Zigeunerfamilie Vega an, die mit Tabakschmuggel ihr Geld verdienen. Bald verbindet sie ein enges Band der Freundschaft mit Milagros, der Enkelin de Familie, während sie Gefühle für das Clanoberhaupt entwickelt...
Ildefonso Falcones hat mit „Das Lied der Freiheit“ sein mittlerweile drittes Buch veröffentlicht, der wie auch die beiden Vorgänger dem Genre des historischen Romans zuordnen lässt. Für den Hörverlag hat Dietmar Wunder den Titel als Hörbuch eingelesen. Das Grundkonstrukt ist durchaus gelungen, wenn es auch nicht wirklich viele Überraschungen bietet. Die Verstrickungen der Zigeunerfamilie untereinander und mit Caridad sind interessant und bieten viele Möglichkeiten zur Entwicklung, ihre Eingewöhnung in der Fremde und Intrigen, Hass und Liebe können in ihrer gradlinigen Entwicklung durchaus überzeugen. Doch leider ist der Schreibstil recht verschachtelt und etwas verkompliziert, was gerade im Medium Hörbuch das Verständnis erschwert. Die langen Dialoge sind teilweise etwas stockend geschildert, während an anderen Stellen zahlreiche wichtige Informationen aneinandergereiht und drohen, in der Flut unterzugehen. Und so kann „Das Lied der Freiheit“ trotz zahlreicher gelungener Ideen und einer sehr dichten atmosphärischen Gestaltung nicht so recht zünden.
Dietmar Wunders markante Stimme passt wunderbar in das Sevilla aus dem 18. Jahrhundert. Er kann mit feinen Nuancierungen die Atmosphäre der Stadt einfangen und auch die Charaktere gelungen beschreiben, sodass die Figuren durchaus vor dem Auge des Zuhörers entstehen. Mit seiner betonten Aussprache bemüht er sich, die verschachtelten Sätze aufzudröseln und kann die Dialoge durchaus lebendig gestalten.
Satte 1400 Minuten – mehr als 23 Stunden – dauert dieses Hörbuch, sodass sich der Hörverlag dazu entschlossen hat, es auf drei MP3-CDs zu veröffentlichen. Diese sind in einer ansehnlichen Pappbox untergebracht, bei dem das Titelbild natürlich der Buchvorlage entnommen ist. Zu sehen ist die Stadt Sevilla in einer mittelalterlich anmutenden Zeichnung, zwischen den Häusern, Marktständen und Kirchen tummeln sich zahlreiche Menschen.
Fazit: Die Stimmung aus Sevilla wird gekonnt transportiert, auch die starken Charaktere und ihre Beziehungen untereinander können überzeugen. Doch leider legt die verwendete Sprache einige Steine in den Weg und erschwert durch verschachtelte Sätze das Verständnis.
VÖ: 6.Oktober 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1528-2
Hilfe! Ich will hier raus!(Salah Naoura)
Erster Eindruck: Oma bringt Leben ins Haus
Henriks Familie ist langweilig, aber glücklich. So glücklich, dass oft auch Henriks Freund Jonas vor seinen immerzu streitenden Eltern zu ihnen kommt. Doch mit der Langeweile und auch dem Glück scheint es vorbei zu sein, als Henriks Großmutter unerwartet vor der Tür steht, sich im Haus einquartiert und der Familie von angeblich im Garten verbuddelten Goldbarren erzählt. Und bald gräbt nicht nur Henrik nach dem Schatz, sondern auch seine Eltern, dann die Nachbarn und schließlich die ganze Stadt...
Salah Naoura , Übersetzer und Autor von Kinderbüchern, hat nach einigen sehr erfolgreichen Veröffentlichungen 2014 einen neuen Roman geschrieben, der auf den Titel „Hilfe! Ich will hier raus!“ hört. Oetinger Audio hat das dazugehörige Hörbuch veröffentlicht. Die Geschichte ist dabei recht ungewöhnlich und überspitzt, verbirgt aber hinter all dem Humor einen fast schon philosophischen Ansatz, der immer wieder hindurchschimmert und dem Hörer einiges zum Nachdenken mit auf den Weg gibt. Die Charaktere sind dabei sehr gelungen gestaltet worden, neben dem recht normal wirkenden Henrik als Identifikationsfigur sind viele schrullige Personen zu finden – allen voran seine Großmutter, die die Menschen um sich herum zu beeinflussen weiß und für viel Wirbel sorgt. Auch die Vorstellung, dass bald eine ganze Stadt nach dem versteckten Schatz gräbt und das öffentliche Leben zum erliegen kommt, ist ein guter Grundgedanke, der gelungen und mit viel Humor betrachtet wird. Doch es sind die leisen Zwischentöne, die sich verändernden Beziehungen, die dieses Hörbuch zu einem kleinen Schatz machen, die kluge Gedanken mit auf den Weg geben. Eine wunderbare Geschichte, deren ganz besondere Stimmung sehr hörenswert ist.
Mechthild Großmann ist als Sprecherin für dieses Hörbuch ausgewählt worden. Mit einer sehr warmen und weichen Stimme trägt sie die Geschichte vor, lässt sich dabei Zeit und bringt so die Grundstimmung des Buches sehr gut zur Geltung. Dabei kann sie in den nachdenklichen Passagen ebenso überzeugen wie mit Witz und Charme, hält beides in einem ausgewogenen Maß und schlägt gelungene Brücken zwischen diesen beiden Teilen. Auch in der wörtlichen Rede kann sie mit Elan und Glaubwürdigkeit überzeugen.
Das Cover ist natürlich an die Buchvorlage angelehnt, wegen des nicht so hohen Formates der CD sitzt Henrik hier nicht ganz so tief unter der Erde wie im Original. Wie er im Erdloch sitzt, der Hund Nase ihn von oben beobachtet und oben die Beine einer Frau zu sehen sind, ist in einem lustigen und witzigen Stil gezeichnet, was mit gut gefallen hat. Im Inneren gibt es die üblichen Informationen zu der Produktion.
Fazit: Eine wunderbare Geschichte, warmherzig erzählt und mit deutlich mehr Anspruch und mehr philosophischen Gedankengängen als man vorher erahnen möchte. Dennoch kommt auch der Witz bestens zur Geltung, begründet durch die vielen skurrilen Figuren. Ein Hörbuch für Kinder im Grundschulalter, bei dem auch die Eltern gern zuhören werden.
VÖ: 21.Juli 2014
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0824-2
Schmetterlinge im Sturm (Walter Lucius)
Erster Eindruck: Engagierte Journalistin, schrecklicher Fall
Bei einem Besuch im Krankenhaus stößt die Journalistin Farah Hafez auf einen schrecklichen Notfall: Ein zerschundener Junge wird eingeliefert, er trägt die traditionelle Mädchenkleidung aus Afghanistan. Farah erinnert sich an ihre eigene Kindheit in dem Land und weiß, dass diese für ein Ritual benutzt werden, in dem Jungen von Männern missbraucht werden. Farah verspricht, dem Jungen zu helfen und beginnt zu ermitteln...
Das Romandebut des niederländischen Autoren Walter Lucius widmet sich einem brisanten Thema, dem Missbrauch von Jungen in Afghanistan. „Schmetterlinge im Sturm“ ist auch im Audio Verlag als Hörbuch erschienen. Der Start in die Handlung ist geglückt, schnell ist der Autor zum Thema gekommen und entwickelt vom oben beschriebenen Ausgangspunkt eine spannende Geschichte, die immer mehr an Komplexität zunimmt. Dabei stößt Farah auf eine richtiggehende Verschwörung, muss in verschiedenen Ländern ermitteln und deckt dabei Dinge auf, die erschüttern und schockieren kann. Das ist kurzweilig und flüssig geschildert, wobei den einzelnen Elementen genügend Zeit gewidmet wird. Doch „Schmetterlinge im Sturm“ hat auch einige Stolpersteine, die den Gesamteindruck deutlich trüben, denn der Autor will hier einfach zu viel, stopft die Handlung mit zahlreiche Themen voll und scheint so sein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. Das ist umso bedauerlicher, da der Start wirklich viel versprechend war. Und auch die Gestaltung der Charaktere ist zu flach gehalten, gerade Farah wird als wahre Superfrau dargestellt, schafft es so aber nicht, den Zuhörer zu begeistern oder mitzunehmen. Der Roman als ist erster Teil einer Trilogie gedacht, vielleicht kann der Autor in den kommenden Teilen die vorhandenen Stärken weiter ausbauen und die zerfasernde Handlung straffen kann.
Frank Arnold ist als Sprecher des Hörbuches ausgewählt worden und kann bei der über 18-stündigen Produktion einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Er passt seine Stimme sehr variabel den Gegebenheiten an, kann in den passenden Momenten sehr dramatisch und eindringlich sprechen, sich aber auch weiter zurücknehmen und spricht dann deutlich sanfter. So kann er die Wirkung der Handlung unterstützen und schlägt dabei gelungene Spannungsbögen. In der wörtlichen Rede wirkt er authentisch und verstellt seine Stimme nicht allzu sehr.
Auf dem Cover ist einer der titelgebenden Schmetterlinge zu sehen, wobei er mit seinen dunklen Farben eher bedrückend und düster wirkt. Der graue Hintergrund ist dabei sehr schlicht gehalten, sodass neben dem Motiv auch der Titel des Hörbuches in den Fokus rückt. Die restliche Gestaltung des Hörbuches ist schlicht, enthält aber die üblichen Angaben.
Fazit: Ein Thriller mit sehr gelungenen Ansätzen, einem packenden Thema und einem spannenden Verlauf, der jedoch durch zu viele Themen deutlich gebremst wird. Auch die zu klischeebeladenen Charaktere trüben hier den Gesamteindruck. Insgesamt ein solider Thriller für Fans des Genres.
VÖ: 1.Oktober 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862314485
Ronja Räubertochter (Astrid Lindgren)
Erster Eindruck: Vollständige Lesung des Kinderbuchklassikers
Ronja lebt zusammen mit ihren Eltern, dem Hauptmann Mattis und seiner Frau Lovis, und einer wilden Räuberbande in einer alten Burg. Eines Tages lernt sie Birk kennen, der ebenfalls der Sohn eines Räuberhäuptlings ist – und zwar von den verfeindeten Borkaräubern. Doch die beiden freunden sich schnell an – ganz zum Leidwesen ihrer beider Väter, die den Konflikt nicht beilegen wollen...
Astrid Lindgren hat wie kaum eine andere zeitlose Klassiker der Kinderliteratur geschaffen, auch heute noch erfreuen sich ihre Werke großer Beliebtheit. Und so hat Oetinger Audio eine neue Hörbuchversion des Klassikers mit Ulrich Noethen produziert und so die Geschichte erstmals ungekürzt auf CD gepresst. Die Geschichte bietet viele Elemente, die sehr gut miteinander verknüpft wurden: Die abenteuerliche Vorstellung eines freien Lebens als Räuber, die Naturverbundenheit Ronja, die es liebt, durch die Wälder zu streifen, die Rivalität zwischen den beiden Banden, die innige Freundschaft zwischen Ronja und Birk, das Auflehnen gegen die eigenen Eltern, das Wählen des eigenen Lebensweges und noch viele weitere Themen werden hier angesprochen und in einer unterhaltsamen Handlung untergebracht. Mir gefällt dabei insbesondere die erzeugte Stimmung, die der Wald und die Räuberbanden mit sich bringen. Eine zeitlose Geschichte, die spannende Momente mit viel Nachdenklichkeit verbindet und so ein sehr ungewöhnliches Kinderbuch ist.
Eingesprochen wurde Ronja Räubertochter von dem wunderbaren Ulrich Noethen, der auch in Kinderfilmen ein gefragter Schauspieler ist. Mit der entsprechenden Erfahrung und seiner unüberhörbaren Freude an dem Buch kann er für die zuhörenden Kinder (und Erwachsenen...) eine sehr angenehme Stimmung schaffen und arbeitet den Handlungsbogen mit seinem Klang gut heraus. Auch die verschiedenen Charaktere bekommen durch ihn einen unverwechselbaren Klang, ohne dass er die Stimme allzu sehr verstellen würde. Eine sehr gelungene Leistung!
Das Titelbild präsentiert sich in einem sehr witzigen Zeichenstil, der schon bei anderen Veröffentlichungen des Labels positiv aufgefallen ist und einen modernen Look mit einer gewissen Nostalgie verbindet. Zu sehen sind Ronja und Birk inmitten des grünen Waldes, im Hintergrund ist eine Herde Wildpferde zu sehen. Die Verpackung in einer dicken Plastikhülle hätte etwas eleganter ausfallen können.
Fazit: Ein wunderbares Kinderbuch, das hier sehr lebendig und liebenswürdig von Ulrich Noethen vorgetragen wird. So kommen die einzelnen Elemente der Handlung sehr gut zum Tragen, und auch die abenteuerliche Atmosphäre ist gelungen umgesetzt.
VÖ: 21.Juli 2014
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0757-3
Night School – Um der Hoffnung willen (C.J. Daugherty)
Erster Eindruck: Gefühlschaos um Allie
Die Night School spaltet sich immer weiter auf, die ravalisierenden Gruppen stürzen das Internat Cimmeria immer mehr ins Chaos. Allie wird von Nathanael gnadenlos verfolgt, und auch ihre Gefühle sind alles andere als eindeutig. Zwar hat sie sich für Sylvian entschieden, doch auch ihre Gefühle zu Carter lassen sich nicht einfach abstellen...
„Um der Hoffnung Willen“ ist bereits der vierte Band der Jugend-Thriller-Serie „Night School“, der von der britischen Autorin „C. J. Daugherty erdacht wurde und wurde wieder bei Oetinger Audio als Hörbuch veröffentlicht. Das Geschehen schließt nahtlos an die vorigen Ereignisse an, setzt aber vermehrt den Schwerpunkt auf Allies Gefühlswelt, auf die Dreiecksbeziehung mit Sylvian und Carter. So gelungen ein Schuss Romantik in diesem Genre auch sein mag, so wirkt er hier deutlich überzogen. Allies Welt scheint einmal mehr auseinanderzubrechen, und auch mit dem Kampf gegen Nathanael hätte sie genügend zu tun, minutenlang wird hier aber über die widerstrebenden Gefühle zu den beiden attraktiven Jungen gefachsimpelt. So schleichen sich leider auch einige langatmige Passagen ein, in denen die Handlung still zu stehen scheint und nichts wirklich Neues oder Essentielles passiert. Das ist schade, denn wenn sich Daugherty dem Kampf in der Night School widmet, ist dies wieder sehr packend und spannend geschrieben, wobei sich Actionelemente und spannungsgeladene Elemente gut ergänzen. Wieder gibt es einige heftige Momente, bei denen einem der Atem stockt und die einen fesseln. Leider gehen diese in der gefühlsbetonten Handlung oftmals unter.
Luise Helm ist als Sprecherin des Hörbuchs ausgewählt worden und kann ihre Stimme wieder sehr gezielt auf die verschiedenen Situationen einstellen. Dabei geht sie sehr gut auf Allies Gefühlswelt ein, bringt diese Zerrissenheit gut herüber. Sie kann aber auch ganz anders klingen, hart und energiegeladenen und gestaltet so die spannenden Momente der Handlung ebenso gekonnt und lebendig. In der wörtlichen Rede kann sie meistens glaubwürdig und passend klingen, um die einzelnen Charaktere umzusetzen.
Natürlich ist das Cover wieder an die Buchvorlage angepasst, wobei der mit grünen Ranken versehene schwarze Hintergrund sehr gut zur Geltung kommt. Neben dem schlichten Schriftzug ist zudem noch das Gesicht von Allie in weiß von dieser Farbkombination abgehoben, das am unteren Rand bis zur Nase zu sehen ist. Für die etwa 15 Stunden Laufzeit wurden aus Platzgründen 2 MP3-CDs verwendet.
Fazit: Die Autorin hat sich hier zu sehr auf die Entscheidung Allies zwischen ihren beiden Verehrern konzentriert und diese Passagen zudem recht lang gestaltet. Das nimmt ordentlich Schwung aus der Handlung, die durchaus spannende und packende Szenen zu bieten hat. Gerade der Kampf im Internat bietet viel Potenzial.
VÖ: 21.Juli 2014
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0776-4
Magic Park – Ein Drache mit schlechtem Gewissen (Kari & Tui T. Sutherland)
Erster Eindruck: Drache unter Verdacht
Pelly, die Gans, die goldene Eier legt, ist aus dem Magic Park verschwunden, nur einige blutige Federn sind von ihr übrig geblieben. Der Drache Scratch wird verdächtigt, doch Zoe und Logan sind von seiner Unschuld überzeugt und ermitteln auf eigene Faust weiter. Dabei kommen einige Überraschungen zu Tage, zumal Logan auch mehr über seine verschollene Mutter...
Der erste Teil der Jugend-Fantay-Serie Magic Park konnte mit seinem unverbrauchten Thema überzeugen, und an diesen Erfolg knüpft auch der zweite Band „Ein Drache mit schlechtem Gewissen“ an. Das Hörbuch zum Roman ist wieder beim Audio Verlag erschienen und wurde von Oliver Rohrbeck eingelesen. Wieder sind es die unzähligen Fabelwesen, die hier die Würze in die Handlung bringen. Teilweise aus bekannten Mythen entstanden, teilweise neu erdacht tummeln sich liebenswert gestaltete Wesen. Und immer wieder gibt es auch Neues zu entdecken, während man gleichzeitig alte Bekannte besser kennenlernt. Die Handlung dreht sich dabei vorrangig um die Ermittlerarbeit, um Scratches Unschuld zu beweisen und Pellys Aufenthaltsort zu bestimmen. Doch wie nebenbei wird auch die Rahmenhandlung der Romanserie aufgegriffen, sodass Vorkenntnisse aus dem ersten Band hilfreich sind – notwendig sind sie aber nicht, die wichtigsten Fakten ergeben sich schnell aus dem Erzählten. Und so zeigt sich bald, dass dieser zweite Band mehr ist als eine Zurschaustellung der putzigen Fabeltiere, dass auch etwas Substanz dahintersteckt. Die Handlung wurde etwas gekürzt, was aber ohne Kenntnis des Buches nicht auffällt und offensichtlich behutsam geschehen ist. So ist ein sehr runder, sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Roman entstanden, der immer wieder überraschend kann.
Oliver Rohrbeck hat sich scheinbar ebenso in die Geschichte und die verschiedenen Wesen verliebt, denn er steigert sich richtig in die Handlung herein und verleiht jedem einzelnen Charakter eine unverwechselbare Note. Da macht es richtig Spaß zuzuhören, zumal er Spannungsbögen geschickt aufgreift und mit seiner markanten Stimme ein sehr angenehmes Sprechtempo gewählt hat.
Das Cover wurde von der Buchausgabe übernommen, neben Zoe und Logan sind einige der Fabelwesen zu sehen, im Mittelpunkt steht aber Scratches, der detailliert gezeichnet wurde. Wie so häufig bei Audio Verlag ist auch dieses Hörbuch mit seinen vier CDs in einem stabilen Digipack untergebracht, das hübsch gestaltet ist und wie üblich kurze Biographien zu Autor und Sprecher enthält.
Fazit: Hier zeigt sich, dass hinter dem skurrilen Streichelzoo mit seinen einzigartigen Bewohnern mehr steckt als nur der Niedlichkeitsfaktor. Eine spannende Handlung, kindgerecht und unterhaltsam aufbereitet, und noch mehr Hintergrundinformationen zu den Figuren sind vor dieser Kulisse angesiedelt , sodass alles sehr stimmig wirkt.
VÖ: 1.Oktober 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1412-6
Der Untertan (Heinrich Mann)
Erster Eindruck: Erstmals als Lesung
Diederich Heßling, Sohn eines dominanten Vaters und einer fast schon weltfremden Mutter, drückt sich nach der Schule vor dem Militär und erbt die Papierfabrik seines Vaters. Dabei buckelt er nach oben und unterwirft sich den Machtstrukturen, nur um sie sich selbst zu Nutze zu machen und bald zum einflussreichsten Mann seiner Heimatstadt aufzusteigen...
Mit „Der Untertan“ hat Heinrich Mann einen Roman erschaffen, der in wenigen Worten nacherzählt werden kann, der aber so scharfsinnig erzählt und mit fast schon unscheinbaren Details ausgestattet ist, dass er eine ganze Gesellschaftsstruktur zu Zeiten von Kaiser Wilhelm persifliert und an den Pranger stellt. Der NDR hat nun – nach einer Hörspielumsetzung aus dem Jahr 1971 – eine Hörbuchversion produziert und im Nachgang beim Hörverlag auch auf CD veröffentlicht. Es ist kein Spannungsroman, es ist auch nicht wirklich kurzweilig, aber durch die genaue Beschreibung des Lebens von Heßling über mehrere Jahrzehnte hinweg sehr unterhaltsam, da Mann sein katzenbucklerisches und obrigkeitshöriges Leben fast schon sarkastisch kommentiert und nichts Gutes an seinem Wesen lässt. Er seziert ihn bis ins Detail, nur um seine feige Persönlichkeit aufzudecken. Was damals ein Schlag ins Gesicht der Gesellschaft war, funktioniert auch heute noch, und das nicht nur als lebendiger Geschichtsunterricht, sondern als Portrait eines Mannes, als Gesellschaftskritik, in der man auch heute noch viele Wahrheiten finden kann. Ein sehr hörenswerter Roman, der jedoch Zeit, Aufmerksamkeit und viel Durchhaltevermögen verlangt.
Hans Korte hat den Roman eingesprochen und gestaltet die fast 1000 Minuten (über 16 Stunden) mit viel Energie. Er greift Manns mal scharfen, mal süffisanten Unterton auf, lässt dabei immer neue Facetten durchschimmern und schafft so trotz der langen Laufzeit eine spannende Stimmung. Dabei schlägt er viele kleine Bögen, klingt dynamisch und kraftvoll und hält den Leser so bei der Stange. Mir gefällt besonders seine wörtliche Rede, die er ohne großes Stimmverstellen sehr lebensnah und präsent gestaltet.
Das Coverdesign kann überzeugen und weckt die richtigen Erwartungen an das Hörbuch. Zu sehen ist ein typisches Portrait aus der wilhelminischen Gesellschaft, einen Mann mit erhobenen Zeigefinger, ernstem Blick Schnauzbart und reich mit Ehrenbändern dekorierter Anzug, im Hintergrund sind als Silhouetten Fahnen, Standarten und das Konterfei von Kaiser Wilhelm zu sehen. Die dicke, stabile Box, die die einzelnen CDs umgibt, bestätigt diesen positiven Eindruck.
Fazit: Kein einfaches Hörbuch, es will in den geschichtlichen Kontext eingeordnet und aufmerksam gehört werden, um alle Nuancen aufnehmen zu können. Doch es lohnt sich, denn das Portrait, das Mann von seinem Protagonisten und der Gesellschaft zeichnet, ist nicht nur sehr eingängig dargestellt, sondern lässt auch heute noch interessante Gedankenansätze zu.
VÖ: 28.Juli 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1166-6
Amandas Suche (Isabel Allende)
Erster Eindruck: Debut im neuen Genre
Amandas Mutter, eine empathische Esoterikerin, und ihr Vater, ein nüchterner Polizeiermittler, könnten unterschiedlicher nicht sein, und Amanda hat von beiden Eltern einen Teil abbekommen. Und so ermittelt Amanda bald auf eigene Faust – in fiktiven Fällen in einer Internetcommunity. Doch bald verschwindet ihre Mutter auf mysteriöse Weise, und ein Serienkiller treibt in ihrer Heimatstadt San Francisco sein Unwesen...
Isabel Allende und Krimis – nicht gerade die Kombination, die einem als erstes in den Sinn kommen würde. Doch mit „Amandas Suche“ beweist die chilenisch-amerikanische Autorin, dass sie auch dieses Genre beherrscht und mit ihrer eigenen Handschrift versehen kann. Der Hörverlag hat das dicke Buch leicht gekürzt, doch immer noch sind über 9 Stunden Laufzeit dabei herausgekommen. Sehr prägnant sind dabei besonders die Charaktere, die Allende sehr feinsinnig gestaltet und mit Leben gefüllt hat. Man lernt natürlich Amanda sehr gut kennen, ihre Macken, ihre Stärken, ihr Wesen und hat sie fast bildlich vor Augen, doch sie kann sich hier auch weiterentwickeln, wird erwachsener, verantwortungsbewusster. Und auch andere Charaktere lernt man sehr gut kennen, alle mit ihren ganz besonderen Eigenheiten, meist recht schrullig und markant. Und all diese Charaktere füllen eine Geschichte mit Leben, die wirklich sehr spannend wirkt, den Hörer aufreibt und auch mit ihm spielt, ihm Sachen vorenthält. Von der ersten Minute an wird Spannung aufgebaut, man wird förmlich in die Handlung hereinkatapultiert. Ich konnte tief in die Handlung eintauchen und bin völlig mitgegangen, war gefesselt und fasziniert. Denn alles ist so gekonnt miteinander verknüpft, bedingt sich gegenseitig und präsentiert so ein dichtes und farbenfrohes Bild, düster und undurchdringlich – und endet mit einem Knall, klärt alle lückenlos und sinnvoll auf und überrascht dabei wirklich. Ein sehr packendes und kurzweiliges Buch, das mich vereinnahmt und auf die Folter gespannt hat.
Die wunderbare Andrea Sawatzki ist als Sprecherin des Hörbuches ausgewählt worden – und das kommt wohl einer Idealbesetzung so nah wie nur möglich. Mit viel Einfühlungsvermögen in die verschiedenen Charaktere kann sie diese lebensnah und authentisch wirken lassen, verleiht ihnen einzigartige Stimmen und lebt ihr ganzes Können mit unterschiedlichen Colorationen und Klangfarben aus. Dabei kann sie auch den Spannungsbogen geschickt aufgreifen, variiert leicht in Tempo oder Nachdruck und schafft so eine lebendige und spannungsgeladene Atmosphäre.
Die CDs finden sich, jeweils einzeln verpackt, ist einer stabilen und ansehnlich gestalteten Pappbox zum Aufklappen wieder, das zudem durch sein ansprechendes Cover überzeugen kann. Hier verschwimmt der Hintergrund mit der dunklen Kleidung einer jungen Frau, deren Gesicht hell beleuchtet wird, die Augen geschlossen, strahlt sie eine leichte Melancholie aus. Gemeinsam mit dem schlichten Schriftzug und der verlagstypischen geschwungenen Linie sehr gelungen.
Fazit: Der erste Versuch von Allende im Genre Krimi ist äußerst gut geglückt, da sie weiterhin viel Wert auf prägnante und ungewöhnliche Charaktere legt und diese in eine sehr spannende, fesselnde und in sich schlüssige Geschichte einwebt. Die hervorragende Lesung tut ihr Übriges zur positiven Wirkung und zur packenden Erzählweise.
VÖ: 11.August 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3844514230
Die Tribute von Panem – Gesamtausgabe (Suzanne Collins)
Erster Eindruck: Der Kampf um Leben und Tod
Katniss lebt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester im verarmten Distrikt 12 des Landes Panem, das vom herrischen Präsident Snow regiert wird. Einmal im Jahr werden aus jedem Distrikt zwei junge Menschen ausgewählt, um an den Hungerspielen teilzunehmen, die in einer riesigen Freilichtarena stattfinden. Nur ein Ziel muss jeder Tribut vor Augen haben: Seine Mitspieler zu eliminieren, denn nur einer wird den Kampf überleben...
Mit „Die Tribute von Panem“ hat Autorin Suzanne Collins eine der bekanntesten und erfolgreichsten Jugendbuchreihen geschrieben, sogar Hollywood hat den Stoff für sich entdeckt und verfilmt. Oetinger Audio hat die drei Bände in ungekürzten Lesungen von Maria Koschny veröffentlicht und nun auch eine Gesamtausgabe auf platzsparenden MP3-CDs herausgebracht. Die Handlung der drei Romane ist wirklich sehr spannend und packend. Vom ersten Moment an wirkt die Welt von Panem sehr lebendig, die Grausamkeit, die Ungerechtigkeit und das harte Leben in den Distrikten wird mit klaren, treffenden Worten beschrieben und im Laufe der Bände immer weiter ausgeschmückt, immer neue Ungerechtigkeiten und weitere Details kommen ans Licht. Die Hungerspiele stellen dabei ein zentrales Element dar und üben eine ungemeine Faszination aus, grausam, menschenverachtend, aber eben auch spannend und temporeich. Der Umgang mit den Spielen in Panem, der von Collins sehr detailliert beschrieben wurde, ist dabei fast ebenso reizvoll wie die Spiele selbst. Auch wenn man einige Dinge schon vorausahnen kann, hat Collins genügend Überraschungen und Kniffe eingebaut, um den Hörer immer wieder zu verblüffen und neuen Schwung mit einzubringen. Dass Katniss in der Arena landet, ist dem Hörer schon nach wenigen Minuten klar, auch dass sie überleben wird, doch der Weg dorthin ist das spannende, das auch einige sehr emotionale Momente enthält. Das alles löst bei einem selbst viele und heftige Emotionen aus. In den weiteren Bänden entwickelt sich die Handlung immer weiter, nimmt neue Färbungen und geht gerade gegen Ende eine ganz andere Richtung, das Ende ist dann sehr geschickt aufgelöst und stellt die geschundene Katniss in den Mittelpunkt eines großen Umschwungs. „Die Tribute von Panem“ ist keinesfalls eine Romanserie nur für Jugendliche, sondern ist durchaus komplex geschildert, enthält eine sehr eindringlich geschilderte Welt, eine packende Handlung und aussagekräftige Charaktere – sehr hörenswert.
Maria Koschny, die die Katniss auch in den Filmen synchronisiert hat, wurde als Sprecherin ausgewählt und schlüpft völlig in die Rolle der Katniss. Da der Roman aus de Ich-Perspektive geschildert ist, ist die Gefühlsbetonung deutlich stärker, was von Koschny ebenso gelungen wie intensiv genutzt wird. Dabei greift sie die vielen kleinen und großen Spannungsbögen auf, setzt gekonnt Pausen und steigert die Dynamik noch weiter. Auch die wörtliche Rede wird von ihr sehr natürlich und authentisch umgesetzt. Eine runde und sehr gelungene Leistung!
Die Aufmachung der MP3-Version ist insgesamt ansehnlich und hübsch. Eine dicke, stabile Pappbox umgibt die einzelnen CDs, die sich in separaten Hüllen befinden. Zudem lässt sich oben ein Deckel abnehmen, was einen wertigen Eindruck verleiht. Das Titelbild an sich ist schlicht gehalten, zweigeteilt in schwarz und glänzendes Gold, während sich die Schrift jeweils in der anderen Farbe absetzt.
Fazit: Eine sehr gelungene Darstellung der dystopischen Welt von Panem, detailreich und hart dargestellt, aber immer wieder werden auch kleine Zeichen der Hoffnung gesetzt. Darin eingebettet die ebenso grausamen wie faszinierenden Hungerspiele, sehr dynamisch erzählt, voller Spannung und Emotionen. In dieser sehr guten Lesung ein Genuss!
VÖ: 21.Juli 2014
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0816-7
Die Ton-Angeber (Anna Czerwinska-Rydel)
Erster Eindruck: Orchester kindgerecht erklärt
Die anderen Instrumente des Orchesters sind ziemlich neidisch auf die erste Geige, die immer wieder den Ton angibt und im Mittelpunkt steht. Dabei haben sie doch auch so wohlklingende und einzigartige Klänge. Doch als der Dirigent kommt, das Orchester zusammenhält und jedem einzelnen seinen wichtigen und speziellen Platz zuordnen, entsteht ein harmonisches Ganzes...
Mit „Die Ton-Angeber“ hat die Polin Anna Czerwinska-Rydel ein sehr ungewöhnliches Kinderbuch über die verschiedenen Instrumente eines Orchesters geschrieben. Mehrfach ausgezeichnet, in verschiedene Sprachen übersetzt, von Kritikern und Lesern hochgelobt – und nun auch beim Audio Verlag als Lesung mit Musik erhältlich, was zu dem Format wohl noch etwas besser passen dürfe als in Buchform. Eine wirkliche Geschichte gibt es nicht, die Instrumente werden eher mit ihren spezifischen Klängen vorgestellt und ihnen darauf aufbauend menschliche Charaktereigenschaften zugeordnet. Das ist besonders kindgerecht und hilft, alles besser zu verstehen. Nachdem die Instrumente einzeln präsentiert wurden, wird deren Zusammenspiel aufgegriffen, was zu ganz neuen Klangwelten führt und dabei die Rolle jedes einzelnen nicht vernachlässigt, sondern noch unterstreicht. Die sehr kindgerechte und lebendige Atmosphäre, die liebevollen Erklärungen und die vermenschlichten Beschreibungen sorgen für eine erlebnisorientierte Stimmung und eine kindgerechte Gestaltung. Die kurze Laufzeit von unter einer halben Stunde überfordert auch kleinere Kinder nicht, die so behutsam und kurzweilig an das Thema klassische Musik herangeführt wird.
Sebastian Schwab wurde als Sprecher für die ungewöhnliche Lesung ausgewählt und passt sehr gut in dieses Konzept. Er charakterisiert die einzelnen Instrumente sehr gut, geht auf deren Klang ein und übernimmt dies in seiner Stimme, ohne sich zu sehr zu verstellen, alles bleibt glaubwürdig und lebendig. Dabei ist seine Stimme sehr angenehm und warm, sodass er eine positive Grundstimmung schafft.
Elementar bei diesem Hörspiel sind natürlich die vielen Instrumente, deren Klang bei der jeweiligen Vorstellung eingespielt wird und die natürlich auch im Zusammenspiel noch einmal zur Geltung kommen. Sehr intensiv und gleichwertig zur Stimme von Schwab eingesetzt sind diese sehr prägnant eingebaut und verlieren dabei ihre Wirkung nicht, sodass alles nicht nur erzählt wird, sondern auch erlebbar wird.
Künstlerisch und stilisiert ist das Cover gelungen, was vielleicht nicht gerade Kinder anspricht, aber auf mich sehr ansprechend wirkt. Ein Mann mit extrem großen Oberarmen und wild gemusterter Kleidung setzt sich mit knalligem Orange von dem grauen Hintergrund ab. Er spielt Posaune, die weit zu dem Betrachter ragt, während der Klang in einem pinken Strahl nach außen dargestellt ist.
Fazit: Ein sehr spezielles Hörspiel, das aber auf sehr angenehme und kreative Art ein Orchester erklärt, die einzelnen Instrumente in den Mittelpunkt rückt und auch deren Zusammenspiel thematisiert. Die kindgerechte Umsetzung ist sehr gelungen, ebenso wie die ausdrucksstarke Einbindung der Klänge.
VÖ: 1. August 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1457-7
Die Karlsson-Kinder – Wombats und die wilden Kerle (Katarina Mezetti)
Erster Eindruck: Abenteuer auf schwedischer Insel
Julia, ihre kleine vorlaute Schwester Hummel sowie ihre Cousins Alex und George – kurz die Karlsson-Kinder – verbringen ihre Osterferien wieder auf Tante Fridas kleiner schwedischer Insel. Die Aufregung ist groß, denn Frida möchte einen kleinen Privatzoo aufmachen und lässt deswegen einige Wombats aus Australien einfliegen. Das gefällt einem finsteren Investor gar nicht, denn er will die Insel kaufen und dort ein Wellness-Hotel eröffnen...
Mit „Wombats und die wilden Kerle“ bereits den zweiten Band über „Die Karlsson-Kinder“ vorgelegt und eine weitere abenteuerliche Kindergeschichte verfasst, die als Hörbuch beim Audio Verlag erschienen ist. Vorkenntnisse aus dem ersten Band sind allerdings nicht notwendig, da in den ersten Minuten die Charaktere und die Grundsituation noch einmal kurz vorgestellt werden. Etwa die erste Hälfte des Hörbuches geht recht unaufgeregt über die Bühne, Spannung wird hier nicht aufgebaut, und dennoch ist dies unterhaltsam und kurzweilig dargestellt. Die Figuren haben sich viel zu erzählen und überzeugen mit ihrem ganz eigenen Charme – neben der wunderbar vorlauten und mutigen Hummel überzeugte mich besonders die leicht verschrobene Frida, die alles andere als eine konventionelle Oma ist. Der Aufbau de Tierparks wird thematisiert, alles kommt locker und leicht daher. Mit dem auftauchen der titelgebenden wilden Kerle, einer ungehobelten Motorradgang, kommt viel Spannung auf, gerade für Kinder sind die Rocker ziemlich gruselig geschildert. Die Auflösung des Ganzen ist dann wieder sehr witzig und kurzweilig, obwohl auch Kindern schnell klar ist, wer hinter der ganzen Sache steckt. Ein unterhaltsames und spaßiges Hörspiel, das besonders durch die gelungene Charaktergestaltung überzeugt.
Melanie Pukaß wird hier als Sprecherin des Hörbuches eingesetzt und macht ihre Sache ganz wunderbar. Ihr warmer, tiefer Klang ist sehr angenehm zu hören, hat mit den leichten Kicksern aber auch genügend Energie, um die Spannung zu halten und eine aufregende Stimmung zu erzeugen. Besonders die wörtliche Rede setzt sie sehr gekonnt um, spricht mal mit witzigem französischen Akzent, mal ziemlich schrill und mal bodenständig und geerdet – das passt alles sehr gut zu den einzelnen Charakteren und geht gut auf die angesprochene Zielgruppe ein.
Die Covergestaltung mit den gespannten Seilen und den gezeichneten Portraits der vier Kinder wurde auch für dieses Hörbuch übernommen und rahmt das eigentliche Titelbild gekonnt ein. Zu sehen ist hier eine nächtliche Szene, die die wunderschöne schwedische Landschaft samt weitläufigem See im Hintergrund zeigt, auf einer kleinen Insel im Vordergrund ist ein Feuer entzündet, vor dem zwei zwielichtige Männer neben ihrem provisorischen Zelt sitzen – ein stimmungsvolles und ansehnliches Cover.
Fazit: Auch wenn die Handlung insgesamt recht durchschaubar ist, wurde im zweiten Teil eine spannende Atmosphäre geschaffen, während die erste Hälfte harmonisch wirkt und auf die wunderbaren Charaktere ausgerichtet ist. Viele witzige Szenen sorgen für eine gewisse Lockerheit, während die Grundstimmung sehr angenehm ist.
VÖ: 1.September 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1405-8
Die Monster-Abteilung (Robert Paul Weston)
Erster Eindruck: Niedliche Monster und abstruse Erfindungen
Elliot ist in seiner Schule nicht gerade beliebt und ein ziemlicher Außenseiter. Umso mehr freut er sich, dass sein Lieblingsonkel Archie ihn zu Besuch in seine Firma eingeladen hat. Auch seine Schulkameradin Leslie, die er erst vor kurzem kennengelernt hat, darf dorthin mitkommen. Ihr Erstaunen ist groß, als sie feststellen, dass dort Monster arbeiten, die ziemlich abgedreht, aber auch ziemlich nett sind. Nur leider ist die Firma in großer Gefahr...
Bastian Pastewka, vielbeschäftigt im Fernsehen und einer der beliebtesten Schauspieler und Comedians, hat mittlerweile schon öfters seine Leidenschaft für Hörspiele und -bücher offenbart, für den Audio Verlag hat er beispielsweise das Kinderbuch „Die Monster-Abteilung“ des englischen Autors Robert Paul Weston eingelesen. Und genau so turbulent, wie Pastewka manchmal agiert, geht es auch in der Handlung zu. Größter Reizpunkt sind natürlich die vielen Monster, die sehr phantasievoll, witzig und lebendig beschrieben wurden. Hier zeigt sich eine sehr große Kreativität, sodass eine gelungene und heitere Atmosphäre entsteht. Auch die vielen Erfindungen der Firma machen Spaß und bringen viel Humor mit ein. Auch die Handlung selbst wurde gelungen erzählt, enthält einige Geheimnisse und wird dadurch spannend. Leider hat dies in einigen Situationen doch nachgelassen und konnte nicht durchgehend gehalten werden. Zudem wird das Verständnis durch recht komplexe Verhältnisse und die Verwendung einiger Fachbegriffe für Kinder erschwert. Dennoch ist eine gelungene und witzige Geschichte entstanden, die heitere Unterhaltung und nebenbei eingestreut so einige passende Weisheit bietet, gerade was das Anderssein betrifft.
Bastian Pastewaka legt hier eine hervorragende Leistung ab und kann mit viel Witz und Schlagfertigkeit punkten. Er wirkt sehr spontan und lebhaft, steigert sich in die Handlung herein und verstärkt so den Humor der Vorlage. Dabei verstellt er seine Stimme passend zu jedem einzelnen Charakter, verleiht ihnen einen unverwechselbaren Klang, lässt sich aber nicht zu Blödeleien hinreißen. Er nimmt seine Aufgabe und seine jungen Zuhörer spürbar ernst, und gerade das macht diese Lesung so gut.
Das Cover wurde natürlich der Buchausgabe entnommen und ist sehr gelungen. Von hinten angeleuchtet stehen zahlreiche Monster im Gegenlicht, sodass man lediglich ihre Silhouetten und die leuchtenden Augen erkennt, dennoch sind diese sehr detailreich dargestellt. Auch der Schriftzug ist ein wahrer Hingucker, die einzelnen Buchstaben wurden liebevoll als Monster oder deren Erfindungen gestaltet.
Fazit: Ein phantasievolles und sehr liebevolles Hörbuch, das mit vielen gelungenen Einfällen punkten kann, insbesondere natürlich den ziemlich putzig wirkenden Monstern. Die Geschichte ist gut erzählt und kann mit einigen spannenden Momenten punkten. Perfekt dazu die sehr lebendige Interpretation von Pastewka.
VÖ: 1.August 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1414-0
Penny Pepper – Alles kein Problem (Ulrike Rylance)
Erster Eindruck: Jung, frech und spannend
Penny Pepper hat überhaupt keine Lust, zum Geburtstag ihrer Klassenkameradin Flora zu gehen, denn die ist eine richtige Zicke. Doch auf der Feier verschwindet Dschastin, ein niedlicher Hund, den Flora geschenkt bekommen hat. Und da sich Penny auch schon immer einen Hund gewünscht hat, verdächtigt Flora sie direkt. Das kann Penny nicht auf sich sitzen lassen, und da sie sowieso Detektivin werden will, macht sich Penny mit ihren Freundinnen auf die Suche...
Mit „Alles kein Problem“ hat Ulrike Rylance den ersten Band um Penny Pepper geschrieben, bei Erfolg sollen weitere folgen. Und das ist sehr wünschenswert, denn die jugendliche wirkende und sehr unterhaltsame Heldin hat das Zeug, zum echten Dauerbrenner zu werden. Das zugehörige Hörbuch stammt vom Audio Verlag und wurde von der bekannten Komikerin Carolin Kebekus eingelesen. Rylance hat es geschafft, sehr gut auf die angesprochene Zielgruppe einzugehen, deren Bedürfnisse zu erfüllen und dennoch keine flache oder klischeebeladene Geschichte zu erzählen. Das fängt schon bei den Charakteren an, Penny wird vielschichtig und sehr glaubwürdig dargestellt, und auch Flora gerät nicht zur reinen Oberzicke. Sehr gelungen auch die Handlung, die mit vielen witzigen Ideen und einem gut konstruierten Spannungsbogen überzeugen kann. Es geht witzig und turbulent zu, macht viel Spaß und ist eben nicht banal – genau das, was man von einem runden Jugendbuch erwarten kann. Sehr hörenswert, zumal auch mithörende Erwachsene eher gern zuhören werden anstatt genervt zu sein. Die angenehm kurze Spieldauer von etwa 80 Minuten überfordert dann die Aufmerksamkeitsspanne nicht allzu sehr.
Carolin Kebekus, eher bekannt für ihren derben Humor als für jugendfreien Spaß, lässt sich völlig auf das Medium und die Geschichte ein. Sie spricht mit viel Elan und einer gewissen Aufgeregtheit, was bestens zu dem Charakter von Penny passt. Dabei präsentiert sie eine sehr glaubhafte Palette an verschiedenen Gefühlen und kann diese authentisch und energiegeladen darstellen. Auch die wörtliche Rede meistert sie gut, verstellt ihre Stimme nicht allzu sehr und rutscht so nie ins Lächerliche ab. Ihrem Vortrag ist stets ein kleines Augenwinkern anzuhören, was mir sehr gut gefallen hat.
Das Hörbuch soll vorrangig junge Mädchen ansprechen, und welche Farbe böte sich für den Hintergrund des Covers besser an als ein kräftiges Pink? Dabei ist eine Vielzahl unterschiedlicher kleiner Zeichnungen und Kommentare zu sehen, was sehr witzig und unkonventionell wirkt. Im Mittelpunkt aber neben dem Schriftzug aber natürlich eine Zeichnung von Penny, die sehr sympathisch wirkt.
Fazit: Ein sehr gelungenes Hörbuch für Jugendliche (im Übrigen Mädchen wie auch Jungs), das mit vielen witzigen Ideen, einer spannenden und kurzweiligen Geschichte, einem flotten Erzählstil und einer sehr sympathischen und authentischen Titelheldin. Der spontan wirkende Vortrag von Carolin Kebekus unterstreicht diese positiven Elemente.
VÖ: 1.September 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1410-2
Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker (Renate Bergmann)
Erster Eindruck: Twitter-Omi jetzt ausführlicher
Renate Bergmann, 82, hat vier Männer und einen Krieg überlebt, was es für sie umso unverständlicher macht, warum sie jetzt Kunstfleisch aus Soja essen sollte. Viel lieber trifft sie sich mit ihrer besten Freundin Ilse und ihrem Mann Kurt und geht auf Schnäppchenjagd, isst sich bei fremden Beerdigungen durch das Buffet oder schreibt ihre Sicht der Dinge bei Facebook und Twitter auf...
Renate Bergmann ist zu einem kleinen Internet-Phänomen geworden, immerhin 8.000 Facebook-Freunde hat die alte Dame mit dem großen Humor bereits gesammelt. Der Spaß daran dürfte nur wenig geschmälert worden sein, als bekannt wurde, dass Renate Bergmann ein fiktiver Charakter ist und von einem Mann erdacht wurde, der gerade einmal halb so alt ist. Nun ist auch der erste Roman erschienen, der prompt auch als Hörbuch vertont wurde. In zahlreichen kleineren Episoden berichtet Renate hierin von ihrem Leben, und das ist so unglaublich charmant und witzig erzählt, dass man aus dem Lachen kaum herauskommt. Da wird ein Besuch bei McDonalds zum Erlebnis, da werden Beerdigungen zum persönlichen Buffet auserkoren, da wird im Supermarkt extra lange nach passendem Geld gekramt, um die Wartenden zu ärgern. Das Ganze wird mit zahlreichen Lebensweisheiten garniert, die trotz allen Witzes immer wieder einen wahren Kern enthalten. Gelungen dabei ist, dass Renate eben keine liebenswerte alte Dame ist, sondern kratzbürstig und besserwisserisch ist und ihre Mitmenschen gern absichtlich zur Weißglut treibt. Mit der Zeit nutzt sich dieser sehr witzige Effekt leider etwas ab, sodass das Hörbuch besser in kleineren Dosen gehört werden sollte, dann ist es aber lockere uns witzige Unterhaltung mit einem herrlichen Humor.
Marie Gruber ist zwar 23 Jahre jünger als Renate Bergmann, ihre kratzige und deutlich gealterte Stimme passt dennoch gut zu dem Hörbuch. Sie schafft es, den Witz und den Charme der Figur umzusetzen, ihr aber auch eine gewisse Dickköpfigkeit und Starrsinn zu verleihen. Dabei kann sie auch die Übertragung zwischen den Medien Buch zum Hörbuch gut aufgreifen, setzt Besonderheiten in der Satzstellung oder der Zeichensetzung geschickt um. Und, nicht zuletzt: Sie ist sehr witzig und trifft genau den Humor der Online-Omi.
Das Cover ist – natürlich – der Buchvorlage entnommen und zeigt Renate und Ilse, beide als typische ältere Damen gezeichnet, wobei das breite Lächeln und die dicke Nase betont überzeichnet wirken. Natürlich darf auch das Smartphone von Renate nicht fehlen. Der Hintergrund zeigt in ansprechendem Aquarell-Stil einen Friedhof.
Fazit: Auch als Hörbuch funktioniert Twitter-Omi Renate Bergmann ganz vorzüglich, mit viel Witz, Lebensweisheit und Starrsinn werden die vielen kleinen Episoden zu sehr kurzweiliger und lockerer Unterhaltung. Süß ist das ganze dann allerdings schon.
VÖ: 1.August 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1454-6
Galveston (Nic Pizzolatto)
Erster Eindruck: Hiobsbotschaften für einen Auftragskiller
Roy Cadis Leben nimmt eine unerwünschte Wendung: Die Freundin des Auftragskillers ist nun seinem Chef zugetan, bei ihm wird Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, und dann wird er von seinem Boss auch noch in eine tödliche Falle gelockt. Nur er und die Prostituierte Rocky überleben das Massaker, auf der Flucht gabeln sie noch Rockys kleine Schwester Tamara auf. Immer wieder steht Roy vor der Entscheidung, die beiden zurückzulassen, aber irgendetwas verhindert dies...
Nic Pizzolatto hat zwar einen klangvollen Namen, konnte als Autor in Deutschland aber bisher nicht in Erscheinung treten. Mit „Galveston“, dessen Hörbuchumsetzung beim Audio Verlag erschienen ist, könnte hat sich dies aber nun geändert, der als „Krimi Noir“ betitelte Roman über den grobschlächtigen Roy Cadis konnte einen Achtungserfolg einfahren. Nicht verwunderlich, denn hier ist alles stimmig komponiert. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, einmal die oben beschriebenen Szenen aus dem Ende der 80er Jahre, dann wiederum Roys Leben im neuen Jahrtausend. Hier gibt es durchaus einige Berührungspunkte, im späteren Verlauf fügen sich die beiden Ebenen gut zusammen. Dabei geht das Hörbuch nicht gerade zimperlich mit seinen Hörern um, es ist blutig, brutal und exzessiv, es wird gesoffen, geraucht und geflucht. Roy ist nicht gerade das, was man feinfühlig nennt, ist ein ziemlich raue und harter Kerl, der bisher Emotionen aus seinem Leben verbannt hat, wirkt fast schon entmenschlicht. Als sein Leben auf den Kopf gestellt wird, er aus seinen Grundfesten gerissen wird und alles um ihn zusammenbricht, übernimmt er plötzlich Verantwortung – und wandelt sich immer mehr. Dies zeigt sich meist in kleinen Details, sind aber bei dem harten und rauen Mann so ungewohnt, dass sie einen richtig mitnehmen. Auch wenn es keine großen Überraschungen gibt, nur wenige Wendungen für Dynamik sorgen, ist ein gelungener und hörenswerter Roman entstanden.
Walter Kreye wurde als Sprecher für dieses Hörspiel ausgewählt und passt perfekt zu dem rauen Umgangston und der deftigen Sprache des Romans. Er schlüpft dabei vollkommen in die Rolle des Roy, wählt einen sehr harten und unnachgiebigen Klang, den er später immer weiter aufweicht und so die Wandlung des Mannes hörbar macht. Und auch in der wörtlichen Rede kann er punkten, setzt die Dialoge sehr lebendig um und passt sich sehr gut der rauen Wortwahl an. Eine sehr überzeugende Leistung.
Beim ansehnliche Digipack bleibt der Audio Verlag sich wieder treu geblieben, es wurde hübsch gestaltet und mit kleinen Zusatzinfos angereichert. Das Cover ist sehr gelungen, vor einem beige-gräulichen Hintergrund ist die Silhouette eines Mannes zu sehen, doch statt einer schwarzen Füllung sind verschiedene Stadt- und Landschaftsmotive in rötlicher Einfärbung zu sehen.
Fazit: Ein ungewöhnlicher Roman, der zwar nicht mit vielen Überraschungen aufwarten kann, dafür eine ungewöhnliche Grundidee hat und diese konsequent und unterhaltsam ausführt. Roy steht dabei auf beiden Zeitebenen im Vordergrund, wird sehr gelungen und lebendig beschrieben, ebenso wie seine Wandlung. Hat mir gut gefallen!
VÖ: 1.September 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-434-8
Riyria – Der Turm von Avempartha (Michael J. Sullivan)
Erster Eindruck: Fortsetzung um die beiden sympathischen Diebe
Das Diebespaar Royce und Hadrian wurden dieses mal nicht vom Adel beauftragt, um Intrigen zu spinnen, sondern von einer jungen Frau, die ihr abgelegenes Heimatdorf in besserem Schutz wissen will. Denn in dem nahe gelegenen Elfenturm lauert ein schreckliches Ungetüm und bedroht die Bewohner des Dorfes. Doch bald müssen die beiden feststellen, dass noch wesentlich mehr hinter dem Auftrag steckt...
„Der Turm von Avempartha“, der zweite Teil von Michael J. Sullivans Riyria-Reihe, ist nun schon einige Jahre alt, wurde aber jetzt erst auf deutsch veröffentlicht – und ist natürlich auch gleich als Hörbuch beim Hörverlag erschienen. Die Handlung beginnt wieder eher ruhig, sodass man langsam die Stimmung der mittelalterlichen Welt kennenlernt und auch mit den Charakteren wieder warm wird – oder sie gleich ganz neu kennenlernen, denn Vorkenntnisse aus dem ersten Band sind zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig, die wichtigsten Details werden im Laufe der Zeit auch so gut verständlich. Doch bald baut sich wieder eine dynamische Stimmung auf, die durch eine temporeiche Geschichte mit vielen gelungenen Wechseln spannend gehalten wird. Das funktioniert auch gut und ist gelungen zusammen gesponnen, wenngleich wirkliche Neuerungen aus dem Fantasy-Genre nicht vorhanden sind. Und leider sind mir die Charaktere hier zu flach, zu ausdruckslos geraten. Beide dienen hier offensichtlich dem Zweck, die Handlung voranzutreiben und Leser sympathische Helden zu bieten, und nicht, um wahre Gefühle zu wecken oder zu zeigen. Immerhin sorgt der sarkastische Royce mit seinem düsteren Humor immer wieder für Lacher, während der offene Hadrian schnell für viel Sympathie sorgt. Kurzweilig, manchmal etwas oberflächlich, aber lockere und gut erzählte Fantasy-Unterhaltung.
Der wunderbare David Nathan ist als Sprecher des Hörbuches ausgewählt worden und sorgt mit seiner sehr eindringlichen und ausdrucksstarken Stimmung für die richtige Atmosphäre. Schnell fühlt man sich in diese mittelalterliche Welt versetzt, deren Beschreibung Nathan mit viel Leben füllt. Die wörtliche Rede wird von ihm nur ganz sanft umgesetzt, durch leichte Modifikation seines Klanges, ist dabei sehr authentisch und glaubwürdig. Die besonders spannenden Passagen setzt er mit gesteigerter Dramatik um und kann so dem gelungenen Bogen der Handlung folgen.
Der Hörverlag hat sich entschieden, die über elfstündige Lesung auf einer MP3-CD zu veröffentlichen, sodass die Hülle für die CD angenehm dünn ist und nicht allzu viel Platz im Regal verschwendet wird. Das Cover zeigt einen in dunklen Stoff gewandten Mann, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass große Teile seines Gesichts im Schatten liegen, ein reich verziertes Messer in seiner Hand – ein ansprechendes und gelungenes Cover, das gut zu der Hauptfigur passt.
Fazit: Auch wenn die Charaktere etwas flach bleiben und keine Innovationen geboten werden, ist eine kurzweilige und spannende Geschichte entstanden, die mit ihren temporeichen Wechseln und der passenden Konstruktion gut gelungen ist. David Nathan sorgt für die passende Umsetzung und einen intensiven Eindruck in die Welt der beiden Diebe.
VÖ: 25.August 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3844515190
In Stahlgewittern (Ernst Jünger)
Erster Eindruck: Krieg aus der Sicht eines Kriegers
Ernst Jünger zieht als junger Mann zu Beginn des ersten Weltkrieges direkt an die Front, begrüßt werden er und seine Kameraden von dem rollenden Donner der tobenden Schlacht. Im Laufe der Zeit erlebt Jünger den ganzen Schrecken des Krieges, erlebt wie seinen Kameraden von Kugeln das Gesicht zerfetzt und Verwundete im Granatenfeuer verbrennen...
Mit „In Stahlgewittern“ hat Ernst Jünger seine eigenen Erlebnisse geschildert, einige Jahre nach dem Ende des ersten Weltkrieges. Und er tut es, andres an von anderen Werken gewohnt, sehr neutral, fast schon sachlich und beschränkt sich auf seine eigenen Sinneseindrücke. Gerade deshalb wird dieses Werk sehr ambivalent betrachtet, doch genau deshalb ist es auch so erschütternd und eindringlich. Gerade diese Nüchternheit offenbart den wahren Schrecken des Krieges, gerade deswegen spinnen sich die schlimmsten Szenarien im Kopf des Hörers weiter. Zutiefst bewegt wird man zurückgelassen mit den Bildern, die man nicht mehr loswird. Die Sprache ist dabei so wortgewaltig und treffend, sehr lebendig, wobei kaum wörtliche Rede vorkommt, das meiste kommt aus dem Inneren von Jünger. Das Buch beschreibt kaum, was der Krieg mit einem Menschen macht, ist kein klares Statement für oder gegen ihn, sondern lässt einen selbst beurteilen, was er mit einem selbst machen würde. Einige Szenen sind wirklich heftig und blutig, schockieren und erschrecken und sind nicht für zart besaitete Gemüter.
Tom Schilling wurde als Sprecher dieses außergewöhnlichen Werkes gewählt, was er auf seine ganz eigene Weise löst. Auch er nimmt Emotionen aus seiner Stimme, beschränkt sich auf die Beschreibung von Sinneseindrücken. Doch das tut er mit einer Intensität, die beeindruckt und den Hörer völlig einnimmt, die Schrecken hinter all der Nüchternheit offenbart und die Ereignisse lang im Gedächtnis nachhallen lässt.
Das Cover zum Hörbuch wurde sehr schlicht gestaltet, auf rein weißem Hintergrund ist ein Foto des Autors als junger Mann zu sehen, in Uniform und mit ernstem Gesichtsausdruck. Der Banner, der Titel und Autor zeigt, ist ebenso simpel gehalten. Als merkwürdig empfinde ich die restliche Gestaltung der Box, das von comicartigen Explosionswolken auf orangenem Hintergrund geprägt ist und verharmlosend wirkt für dieses schreckensreiche Hörbuch. Als Bonus sind noch einige Originaltöne des Autors auf den 10 CDs vorhanden.
Fazit: Mit klaren, gradlinigen Worten und Schilderungen vermittelt Ernst Jünger hier ein sehr eindringliches Bild vom Krieg, sehr nahbar und packend. Dass er so emotionslos schildert erlaubt dem Hörer, sich selbst anzunähern. Die hervorragende sprachliche Leistung von Tom Schilling unterstreicht dies noch einmal.
VÖ: 12.Mai 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3844513325
Die Flüsse von London (Ben Aaronovitch)
Erster Eindruck: Übersinnliche Ermittler mit schwarzem Humor
Peter Grant, gerade aus der Polizeiakademie in London entlassen, hat seinen ersten Einsatz und wird zu einem Tatort gerufen. Doch dort begegnet er einem Geist, den nur er sehen kann und der ihm Hinweise auf den Mord geben kann. Das ruft Polizeiinspektor Thomas Nightingale auf den Plan, der letzte übersinnlich begabte Ermittler Londons, der Peter in seinem Haus aufnimmt und ihn zum Magier ausbildet...
Mit „Die Flüsse von London“ hat Ben Aaronovitch den aufsehenerregenden ersten Teil einer Buchreihe um Peter Grant vorgelegt, der bei Jumbo auch als Hörbuch erschienen ist. Es ist ein ganz und gar ungewöhnliches Debüt geworden, das mit zahlreichen eigenen und neuartigen Elementen von der breiten Masse abzuheben weiß. Da ist zum einen die Erzählweise, die oftmals Zeitsprünge macht und den Hörer im Unklaren über die Ereignisse lässt. Gerade bei den magischen Elementen wird nicht alles bis ins Letzte geklärt, sondern bleibt im Hintergrund. Paradebeispiel hierfür ist die Haushälterin Molly, einee faszinierende Gestalt und offensichtlich kein Mensch, doch hier wird vieles nur angedeutet. Was sich bei den Figuren und der Magie an sich als sehr geschickter Schachzug erweist, empfinde ich bei der Handlung manchmal als etwas anstrengend und unübersichtlich, erfordert vom Hörer einiges an Konzentration und den Willen, sich völlig in die Geschichte einzudenken. So sollten die fast 4 Stunden mit nicht allzu großen Zeitabständen gehört werden, da man sich erst wieder in die Handlug einfinden muss und nicht mehr alles parat haben dürfte. Die Idee, den titelgebenden Flüssen von London ein Gesicht, eine Gestalt zu geben, macht sich hervorragend und sorgt für einige sehr gelungene Momente – zumal die Charaktere stark beschrieben werden und trotz aller Fantasy-Ansätze immer im Mittelpunkt stehen. „Die Flüsse von London“ hat einen wunderbaren schwarzen Humor, wirkt oftmals sehr skurril und hat eine spannende Geschichte, was auf mich einen sehr großen Reiz ausgeübt hat und mich trotz der anstrengenden Erzählweise immer bestens unterhalten hat.
Sprecher des Hörbuches ist Dietmar Wunder, der sich hervorragend in die Stimmung des Buches hereinfindet und den Hörer schnell in dieses magische London mitnimmt. Mit seinem dunklen und angenehmen Klang sorgt er für eine eher ruhige Atmosphäre, was gut zu den oft eher unaufgeregten Szenen passt. Dennoch schafft er einen gelungenen Spannungsbogen und hält den Hörer bei Laune. Die Charaktere kann er ebenso gelungen und authentisch wiedergeben, neigt aber nicht zu Übertreibungen und verstellt seine Stimme dabei nicht allzu sehr.
Sehr ansprechend ist das Cover, das sich natürlich an der Buchvorlage orientiert. Oben ein Banner mit dem Namen des Autors auf einem weißen Band, umgeben von schwarzen Ornamenten samt Big Ben und Überwachungskamera, darunter in geschwungenen roten und blauen Lettern der Titel, während der untere Teil von einer historisch anmutenden Stadtkarte Londons eingenommen wird. Eine Lupe, die auf ein bestimmtes Haus gerichtet ist, sowie die rote Einfärbung der Themse sind weitere Eyecathcer.
Fazit: Ben Aaronovitch sorgt in seinem Romandebüt für eine sehr eigenwillige Stimmung, geprägt von dunklem Humor, eine skurrilen Stimmung und einer ruhigen Grundatmosphäre. Die Auslassung einiger wichtig erscheinender Informationen ist zwar teilweise etwas anstrengend, sorgt aber auch für zusätzliche Ästhetik. Ein Hörbuch, auf das man sich einlassen muss, das aber auch mit einer sehr gelungenen Story überzeugt.
VÖ: 10.August 2012
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-3001-6
Magic Park – Das Geheimnis des Greifen (Kari und Tui T. Sutherland)
Erster Eindruck: Bunte Schar an verschiedenen Fabelwesen
Logan ist nicht gerade begeistert, als er mit seinem Vater nach Xanadu zieht, denn Aufregung verspricht die Stadt nicht gerade. Doch eines Tages liegen einige goldene Federn unter seinem Bett. Wie sich später herausstellt, gehören diese zu einem ständig plappernden Greifenbaby, das aus einem Zoo für magische Wesen entflohen ist. Und noch weitere der Tiere sind ausgebüxt. Gemeinsam mit seiner Klassenkameradin Zoe, der Tochter des Zoobesitzers, macht er sich auf die Suche nach ihnen...
Das Fantasy-Genre boomt momentan, sehr regelmäßig werden gerade für Kinder und Jugendliche Romane mit übersinnlichen Themen auf den Markt gebracht. Eine weitere interessante Veröffentlichung ist dabei die neue Buchreihe um den „Magic Park“, dessen erster Teil mit dem Namen „Das Geheimnis des Greifen“ auch als Hörbuch veröffentlicht wurde. Zugegeben, der Anfang ist etwas langatmig geworden. Bis zur ersten Begegnung mit dem kleinen Greifen kommt nicht wirklich Schwung auf, doch dann hat das Autorenduo eine sehr temporeiche und phantasievolle Geschichte geschrieben, die nicht nur für Kinder spannend und witzig ist. Der Humor wird neben einigen wirklich gelungenen Kommentaren besonders durch die Eigenheiten der verschiedenen Fabelwesen generiert. Jedes hat einen ganz eigenen Charakter, ein einzigartiges Auftreten bekommen, das die gängigen Klischees oftmals ins Gegenteil verkehrt. Arrogante Einhörner und treue Höllenhunde tummeln sich da, Greifenbabys mit Hang zur Schatzsuche und ein aufmerksamkeitheischender Phoenix seien nur als Beispiel genannt. Toll, in was für eine bunte und lustige Welt man hier eintauchen darf, in jedem Kapitel gibt es neue, gelungene Ideen. Die Geschichte ist sehr gut erzählt, weist ein hohes Tempo auf, ohne die einzelnen Elemente zu schnell abzuhandeln oder zu vernachlässigen. Die Spannung ist dabei kindgerecht, kann sich immer weiter steigern und lässt einen nicht wieder los. Dass die Charaktere nach einem bestimmten Muster gestrickt sind, ist dem Umstand geschuldet, dass es Kindern so leichter fällt alles einzuordnen. Dennoch handeln alle nachvollziehbar und logisch, können durchaus eine gewisse Tiefe erreichen. Die Sprache ist einfach und lebendig, sodass ein flotter und eingängiger Erzählstil gefunden wurde.
Als Sprecher des Hörbuches wurde Oliver Rohrbeck verpflichtet, der hier mal so richtig aus sich heraus geht und zeigt, was alles in ihm steckt. Er verleiht jeder Figur eine ganz eigene Stimmfarbe, stellt so ihren Charakter deutlich hervor und ist sich auch nicht zu schade, auch mal herumzublödeln. So entsteht eine sehr lebhafte und eingängige Stimmung, die Rohrbeck mit zusätzlichem Spannungsaufbau und einem angenehmen Sprechrhythmus weiter zu verfeinern weiß. Seine markante, unverkennbare Stimme kommt dabei bestens zur Geltung. Eine sehr gelungene Performance!
Natürlich wurde für das Cover das Titelbild des Buches verwendet, oben und unten wurde dabei jeweils ein Teil des Bildes abgeschnitten. Zu sehen sind Logan und Zoe inmitten einer Schar aus unterschiedlichen Fabelwesen, die auch im Buch vorkommen und hier passend und individuell dargestellt wurden. Durch die gelungene Farbgebung wird eine mysteriöse und sehr passende Grundstimmung geschaffen.
Fazit: Ein temporeicher und rundum gelungener Auftakt zur neuen Buchserie. Neben der packenden und spannenden Geschichte wird hier besonderer Wert auf die phantasievolle Darstellung der Fabelwesen gelegt, die sehr gut zur Geltung kommen und viel Spaß machen. Das etwas abrupte Ende weckt die Neugier auf die weiteren Bände, hätte aber auch etwas sanfter geschehen können. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.
VÖ: 1.März 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1343-3
Munkel Trogg - Der kleinste Riese der Welt und der große Drachenflug (Janet Foxley)
Erster Eindruck: Neue Heimat für die Riesen
Die Riesen suchen ein neues Zuhause, denn der Rumeplberg ist ein Vulkan und hat ihre Heimat verwüstet. Auf ihren Drachen machen sie sich auf die Reise zum Schloss am Ende der Welt – und tatsächlich kommen sie dort bald an. Doch der Titan Strotz hat sich bereits zum König über das Schloss erklärt. Munkel Trogg trifft etwas später ein und hat bald ein ganz merkwürdiges Gefühl...
Janet Foxley hat mit dem Munkel Trogg eine Figur erschaffen, der zahlreiche Kinder begeistert und dessen märchenhafte Geschichten auch zahlreiche vorlesende oder mithörende Erwachsende bezaubern. Auch der dritte Teil wurde vom wunderbaren Boris Aljinovic für den Audio Verlag eingelesen. Wie seine beiden Vorgänger begeistert auch „der große Drachenflug“ mit zahlreichen wunderbaren Elementen, magischen Geschöpfen, phantasievollen Orten und für ein Kinderbuch überraschend trockenen Humor. Und auch die kindgerecht vermittelten moralischen Werte wie Mut, der Glaube an sich selbst und Toleranz sind hier wieder zu finden und sind bestens in das Buch eingebettet. Doch mehr noch als in den beiden Vorgängerbänden wird hier auf die Handlung eingegangen, die sich etwas komplexer und weitläufiger darstellt als seine Vorgänger. Das weiß durchaus zu gefallen und verstärkt den abenteuerlichen Charakter der Buchreihe. Das Tempo ist etwas höher, und Grundschulkinder verlieren sich völlig in der packenden Geschichte. Mir hat „der große Drachenflug“ deswegen sogar noch ein bisschen besser gefallen als seine Vorgänger, da er dessen Stärken behält, sich aber auch etwas weiterentwickelt.
Boris Aljinovic kann auch bei diesem Band wieder vollkommen überzeugen und steigert sich völlig ind ei Geschichte herein – man merkt ihm den Spaß an der Geschichte richtig an. Seine dunkle, angenehme Stimme wirkt immer leicht brummig, was wunderbar zu der Atmosphäre passt. Auch in der wörtlichen Rede kann Aljinovic begeistern, verleiht seine Stimme ganz unterschiedliche Farben und zieht den Hörer so vollkommen auf seine Seite.
Auf dem Cover bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie liebevoll die Bücher gestaltet sind. Das hübsche Digipack erstrahlt dieses mal in einem knalligen rot, darauf zu sehen ist der Munkel Trogg auf seinem Drachen, im Hintergrund ein weiterer (wirklich großer) Riese, alles in schlichtem und witzigem Zeichenstil. Kleine Pfeile mit Beschriftungen sorgen für einen witzigen Look. Auf der Rückseite ist ein sympathisches schwarz-weiß Foto von Boris Aljinovic zu sehen.
Fazit: Auch der dritte Teil dieser wundervollen Buchserie punktet mit zahllosen witzigen Einfällen und einer märchenhaften Stimmung, wirkt modern und zeitgemäß und dennoch kindgerecht. Bei der etwas erweiterten Story wird mehr Wert auf den Verlauf gelegt, was einen dynamischeren Ausdruck erzeugt. Ein herrliches Hörbuch, dazu noch wunderbar vorgetragen.
VÖ: 1.Mai 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1341-9
Winston – Agent auf leisen Pfoten (Frauke Scheunemann)
Erster Eindruck: Zweiter Fall für den tierischen Ermittler
Eigentlich wollte Winston die Ruhe nach seinem ersten Fall mit Frauchen Kira genießen, doch als Kiras Klassenkameradin Emilia entführt wird, wittert er seine Chance, Odette zu beeindrucken. Und auch wenn Emilia in der Klasse alles andere als beliebt ist, helfen natürlich auch Kira und ihre Freundinnen bei den Ermittlungen. Und schon bald stößt Winston mit seiner Spürnase auf eine heiße Spur...
Frauke Scheunemann legt einen weiteren Band um Winston vor, der Katze mit dem Spürsinn, und lässt den tierischen Ermittler wieder zusammen mit seinem Frauchen Kira in einem witzigen und kindgerechten Fall Untersuchungen anstellen. Der Start in die Handlung wird sehr erleichtert: Nicht nur, dass es einen kurzen Überblick über die Ereignisse aus dem letzten Band gibt, sodass sich auch Neueinsteiger problemlos zurechtfinden können, die erste Szenen vergehen auch in einem recht gemäßigtem Tempo, man wird langsam an die eigentliche Handlung herangeführt, sodass auch Kinder kein Problem haben, der Handlung zu folgen. Viel erheiternde Momente und der interessante Charakter des Winston sorgen dabei für Kurzweil, viele witzige Kommentare sorgen auch während des weiteren Verlaufes für die humoristischen Aspekte. Und auch die Darstellung der übrigen Charaktere können voll überzeugen, durch klare Verhaltensweise können sie leicht eingeordnet werden und haben alle so ihre Macken. Die Handlung selbst überzeugt mit einigen Überraschungen, so einfach, wie er anfangs scheint, ist der Fall gar nicht. Das wird kindgerecht erzählt, macht Spaß und ist spannend, kann aber nicht ganz an den sehr guten ersten Fall heranreichen, vielleicht weil der Überraschungseffekt der sprechenden Katze nicht mehr zünden kann.
Oliver Kalkofe ist hier wieder als Erzähler gewählt worden und macht seine Sache richtig gut. Mit seiner vielfältigen Stimme kann er wirklich jedem Charakter einen einzigartigen Klang verleihen, miaunzt, flüstert, schreit und dialektelt sich durch die Handlung. Neben Winston kann er dabei besonders als alte russische Großmutter samt Akzent sehr gekonnt und auffällig umsetzen. Manchmal wirkt seine Interpretation der Geschichte etwas hastig, doch man merkt, dass er sich in der Handlung sehr wohl fühlt und sichtlich Spaß an den verschiedenen Charakteren hat.
In einem knalligen Türkis präsentiert sich die Aufmachung des Hörbuches, was einen fröhlichen und munteren Eindruck vermittelt. Das Cover ist dann sehr schlicht gehalten, neben dem simplen Schriftzug sind drei stilisierte Katzen zu sehen, die den Betrachter direkt mit grünen Augen anschauen oder durch die Gegend schleichen. Auch die restliche Gestaltung ist simpel, aber ansehnlich und enthält die typischen Informationen.
Fazit: Ein witziger und turbulenter Kinderkrimi, der durch die wunderbare Figur des Winston und die Idee der sprechenden Katzen aufgewertet wird. Spannende und humorvolle Momente wechseln sich ab, während auf der Suche nach Emilia immer mehr Informationen bekannt werden und der Fall somit recht vielschichtig ist. Das macht Spaß und kann auch dank der gekonnten Umsetzung von Oliver Kalkofe überzeugen.
VÖ: 1.April 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1348-8
Nachruf auf Lebende (Christa Wolf)
Erster Eindruck: Familiengeschichte und Flüchtlingsdrama
Für die fünfzehnjährige Christa Wolf ist ihre Mutter der Mittelpunkt der Familie, dominant hat sie scheinbar alles im Griff. Doch sie will nicht wahrhaben, was offensichtlich ist, dass der sich dem Ende neigende zweite Weltkrieg Ströme von Flüchtlinge aus dem Osten auch über ihre kleine Stadt ergießen. Und so kommt es auch zur Flucht der Familie...
Christa Wolf hat mit „Nachruf auf Lebende“ einen ihrer wohl persönlichsten Romane verfasst und beschreibt darin eine Episode aus ihrer Jugend, die sie auch später noch sehr geprägt hat. Im Jahr 2014 wurde das Werk als Hörbuch für den MDR umgesetzt, im gleichen Jahr erschien diese Audioversion dann auch beim Audio Verlag auf 3 CDs. Imponiert hat mir die Sprache der Autorin, die mit einer sehr klaren Wortwahl und schnörkellosen Sätzen sehr treffend schildert und die Situationen und Gefühle absolut miterlebbar macht. Und es ist ebenso beeindruckend, wie sie das absolut ernst und traumatische Erlebnis, die so prägenden Erlebnisse mit einer feinen Prise Humor versieht. Sie beobachtet genau und setzt dabei auch immer wieder Schwerpunkte auf die zwischenmenschlichen Vorgänge in ihrer Familie – erst wenn man diese versteht, kann man auch ihre Gefühle und einige Situationen verstehen. Hier liegt eine große Stärke des Romans, so scharf umrissen habe ich kaum jemals eine Familienbande mit ihren Charakteren erlebt. Und dann die sich langsam anbahnende Katastrophe, die Schrecken der Flucht, diese intensive Beschreibungsweise, die wirklich nahe geht und dem Krieg noch eine ganz andere, grausame Seite abgewinnt. Ein herausragender Roman, der Zeitgeschichte mit einem ganz persönlichen Schicksal verbindet und gerade deshalb so nahe geht.
Dagmar Manzel war mir bisher aus nicht allzu vielen Produktionen bekannt, sodass ich recht unbefangen an ihre Performance herangehen konnte. Sie hat mich mit ihrer sanften und doch kraftvollen Stimme überzeugt und legt einen lebendigen, dynamischen Flair an den Tag. Sie schafft es, sich völlig in die Rolle der 15-jährigen Christa hineinzuversetzen und ihre Stimmungen und Gefühle dem Hörer zu vermitteln, ohne aufgesetzt oder übertrieben zu wirken.
Ein Portrait von Christa Wolf als Jugendliche ist auf dem Cover zu sehen, ihr charmantes und leicht verschmitztes Lächeln blickt dem Betrachter direkt entgegen, die schwarz-weiße Aufnahme wirkt kraftvoll und kommt auf dem hellgrauen Untergrund gut zur Geltung. Das schlichte, aber ansprechende Coverdesign zieht sich auch durch den Rest der gelungenen Aufmachung.
Fazit: Mit „Nachruf auf Lebende“ hat Christa Wolf einen ergreifenden Roman geschaffen. Die nachdrückliche Sprache, die eindrucksvolle Kombination von Familiengeschichte und Flüchtlingsdrama, durchzogen von einem feinen Humor, ernst und unterhaltsam zugleich. Die kraftvolle Lesung von Dagmar Manzel trägt ihr Übriges zum Gelingen bei.
VÖ: 1.April 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1390-7
Bretonisches Gold – Kommissar Dupins dritter Fall (Jean-Luc Bannalec)
Erster Eindruck: Schüsse auf Kommissar Dupin
Kommissar Dupin erhält einen Anruf von der Journalistin Lilou Breval, die ihn um Mithilfe in einem eher unscheinbaren Fall bittet. In einer Salinenlandschaft wurden mehrere blaue Fässer gesichtet, die das Misstrauen der energischen Dame wecken. Auch wenn dies eigentlich nicht in den Bereich von Dupin fällt, nimmt er den Fall dankbar für die Abwechslung an. Doch kau dort angekommen wird auch schon auf ihn geschossen, der Fall wird immer verzwickter...
Mit seiner mittlerweile auf drei Bände angewachsene Buchreihe um Kommissar Dupin setzt Autor Jörg Bong unter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec ein Gegengewicht zu den vielen actionbetonten Krimidramen, die momentan im Trend liegen. „Bretonisches Gold“ ist beim Audio Verlag in einer Hörversion erhältlich, die von Gerd Wameling eingesprochen wurde. Hier geht es anfangs recht temporeich zu, schon wenige Minuten nach dem Beginn fallen die ersten Schüsse, werden die Grundpfeiler des Falles abgesteckt, sodass der Hörer bald mitten in der Handlung steckt. Doch der Hauptteil, die eigentlichen Ermittlungsarbeiten haben einen deutlich langsameren, ausführlicheren Charakter, jeder Hinweis, jede Aussage wird genau betrachtet, sodass sich mit der Zeit immer mehr Teile zusammenfügen. Gleichwohl ist man als Hörer weit von der richtigen Fährte entfernt, wird immer wieder in die falsche Richtung gelenkt und kann erst recht kurz vor dem gut inszenierten Schluss alles überblicken. In dieses gelungene Konstrukt und das lobenswert gedrosselte Tempo haben sich jedoch einige etwas langatmige Passagen oder Nebenäste der Geschichte eingeschlichen, die aus dem Rahmen fallen und für mich keinen nennenswerten Mehrwert hatten. Der Charakter von Kommissar Dupin wird gelungen dargestellt, gerade im Konflikt mit seiner ermittelnden Partnerin in diesem Fall, Rose, die Dupin immer wieder herausfordert, die sich aneinander aufreiben und gänzlich anders angelegt sind. Leider sind nicht alle Rollen derart intensiv und markant angelegt, zahlreiche andere Figuren bleiben zu blass und konnten mich nicht so recht überzeugen. Eine gelungene Kombination mit Rückbesinnung auf den klassischen Krimi, doch dieses birgt hier auch einige Stolpersteine.
Sprecher Gerd Wameling ist eine gute Wahl für die akustische Umsetzung des Hörbuches und macht seine Sache insgesamt gut. Seine Stimme besitzt die nötige Einprägsamkeit, um beim Hörer präsent zu bleiben und ihn bei der Stange zu halten. Mit seiner ruhigen und dennoch eindringlichen Art kann er den Spannungsbogen des Romans gekonnt aufgreifen, während er bei der Gestaltung der verschiedenen Charaktere etwas zurückhaltend bleibt, aber jedem mit einem leicht veränderten Klang oder Sprechrhythmus einen eigenen Ausdruck verleiht.
Das Cover, das wie üblich von der Buchvorlage übernommen und an das quadratische Format angepasst wurde, zeigt in einem klaren Foto die ausdrucksstarke Salinenlandschaft, um die sich der Fall dreht. Leuchtende Farben, eine interessante Perspektive und die Spiegelungen im Wasser lassen ein ebenso schlichtes wie atmosphärisches Motiv entstehen.
Fazit: Der langsame Aufbau und der interessante und gut inszenierte Fall setzen Akzente in der momentanen Krimilandschaft, doch manchmal ist das Tempo zu gering, während einige Figuren nicht richtig zum Tragen kommen. Insgesamt aber ein hörenswerter Krimi, den man langsam genießen kann und der klassisches Krimifeeling aufkommen lässt, dabei mit Verlauf, treffender Sprache und dem eigentlichen Fall gut an die moderne Literatur angepasst wurde.
VÖ: 1.Juni 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1333-4
Das letzte Land (Svenja Leiber)
Erster Eindruck: Lebensdrama eines Musikers
Ruvens musikalische Begabung wird eher durch Zufall entdeckt und macht ihn in dem kleinen Dorf schnell zu einem Außenseiter. Doch immer weiter verliert er sich in dem Spiel der Töne seiner Geige, die er sogar in bunten Farben sehen kann. Als sein Vater ihn schließlich verstößt und er sich in der Stadt einem jüdischen Musiklehrer und dessen Tochter anschließt, werden die Nazionalsozialisten bereits immer stärker...
Svenja Leibers „Das letzte Land“ ist knapp einen Monat nach der Buchveröffentlichung auch im Programm des Audio Verlages als Hörbuch erschienen, gelesen wird dieses von Burghardt Klaußner. Leiber wählt eine Sprache, die ungewöhnlich ist und in die man sich erst einmal hereinfinden muss. Sie erzählt im Präsenz und verwendet mal blumige, poetische Worte, nutzt diese für sinnliche Beschreibungen, dann wiederum wirken die Sätze knapp auf das Wesentliche beschränkt, hart in der Realität angekommen. Das sind Gegensätze, die sich nicht immer einfach vereinen lassen, aber sehr gut zu Hauptfigur Ruven passen, der ebenso zwischen Poesie und Realität schwankt. Ich fand dies zum Hören recht anstrengend, da man sich immer wieder auf die verschiedenen Stile anpassen muss, die oft von Satz zu Satz wechseln, doch die wunderbaren Beschreibungen von Ruvens Sinn für die Musik entlohnen dies. Dabei wird Ruvens ganze Lebensgeschichte erzählt, von seiner Kindheit bis ins hohe Alter. Einige Stationen werden dabei sehr genau beleuchtet, beispielsweise die Szenen mit seinem jüdischen Lehrer und die daraus resultierenden Konflikte, während anderes nebenbei abgehandelt wird, darunter auch zahlreiche Momente, die ich gern intensiver miterlebt hätte. Das einschneidendste Erlebnis von Ruven, der zweite Weltkrieg, ist eine krasse Zäsur in dem Buch, setzt andere Vorzeichen, verändert und verschiebt stark, was sehr eindrucksvoll und nahbar geschildert wurde. Ich habe dieser ungewöhnlichen Lebensgeschichte gern gelauscht, doch einige Stolpersteine haben mich aus der Konzentration auf Ruven gerissen, sodass ich nur schwer wieder herein gefunden habe.
Burghardt Klaußner beweist hier einmal mehr, welche verschiedenen Facetten seine Stimme annehmen kann und zeigt sich hier als Idealbesetzung für die anspruchsvolle Lesung. Er trifft immer genau den richtigen Ton, verleiht seiner Stimme mal einen sanften Klang, mal einen harten Unterton und lässt die expressive Wortwahl der Autorin so auch in seiner Stimme wiederfinden. Mir gefällt, wie er sich an die verschiedenen Atmosphären anpasst und auch die Wandlung, das Erwachsenwerden von Ruven erlebbar macht.
Auf dem schlichten Cover beherrscht Tristesse die Stimmung, eine fast schon depressive Stimmung wird verbreitet. Ein schmutziger Sandton ist die Grundfarbe, angedeutete Landschaft und Wolken werden jedoch von der kahlen Baumgruppe beherrscht, die sich schwarz in den Vordergrund drängen. Im Inneren des mehrfach aufklappbaren Digipacks finden sich neben den üblichen Infos zu Sprecher und Autorin noch zahlreiche Zitate aus dem Roman.
Fazit: Ein Roman, mit dem ich nicht an allen Stellen so richtig warm geworden bin. Poetische Zwischentöne und die stark dargestellte Entwicklung von Ruven werden durch einige zu kurz geratene Momente und eine wechselhaft verwendete Sprache beeinträchtigt. Einige sehr starke Momente sorgen dann aber dafür, dass man sich völlig in die Geschichte hineindenken kann.
VÖ: 1.April 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1358-7
Mordseekrabben (Krischa Koch)
Erster Eindruck: Der zweite Einsatz für Thies
Thies Detlefson will mit Frau und den beiden Zwillingsmädchen einige entspannte Tage auf Amrum verleben, doch schon kurz nach ihrer Ankunft finden sie einen Toten im Hotelbett – der kurz darauf schon wieder verschwunden ist. Als er immer wieder auf der kleinen Insel an den verschiedensten Orten auftaucht, kommt Kommissarin Nicole Stapenbek zur Hilfe, doch auch andere Todesfälle sind zu beklagen...
„Mordseekrabben“ ist der zweite Roman, den Krischa Koch über den landverbundenen Thies Detlefson geschrieben hat, und wie auch der Vorgänger „Rote Grütze mit Schuss“ ist dieser beim Audio Verlag als Lesung mit Bjarne Mädel erhältlich. Mordseekrabben lässt sich eindeutig dem Genre Schmunzelkrimi mit lokalem Einschlag zuordnen, sodass es hier eher lustig als nervenaufreibend zugeht. Koch wählt eine lockere und lebendige Sprache, die leicht zugänglich ist und flüssig wirkt – auch für Hörer südlich von Amrum, denn die Geschichte hat zwar einen ordentlichen Plattdeutschen Einschlag, ist aber dennoch sehr gut verständlich. Der grundsympathische und bodenständige Thies steht wieder im Mittelpunkt, doch hier zeigt sich eine leichte Weiterentwicklung seines Charakters, wenn er sich mit Kollegin Nicole deutlich besser versteht, als es seiner Frau lieb wäre. Das tut der Handlung ziemlich gut, denn vom Aufbau ähneln sich Mordseekrabben und sein Vorgänger. Einige mysteriöse Vorgänge, eine Schar skurriler Charaktere, eine konsequent aufgebaute Handlung mit wenigen Nebenarmen, sodass der Anspruch an den Hörer nicht allzu hoch ist. So entsteht lockere und kurzweilige Unterhaltung, die wirklich witzig geschrieben ist und mir oftmals ein breites Lächeln auf das Gesicht zauberte.
Bjarne Mädel beweist sich auch hier wieder als Idealbesetzung für die Rolle des Sprechers, verkörpert er doch einen ähnlichen Typen wie Thies. Und so spricht er locker und zaubert eine urige, typisch plattdeutsche Stimmung und kann auch die lebendigen Beschreibungen der nordfriesischen Insel bestens zur Geltung bringen. Besonderes Talent beweist er jedoch in der wörtlichen Rede, die jeder – und wirklich jeder – Figur einen einzigartigen Klang mit unverkennbaren Charakterzügen verleiht.
Die wunderschöne Landschaft ist auch auf dem Cover zu sehen, das natürlich der Buchvorlage entnommen wurde: Ein weitläufiger Sandstrand samt Leuchtturm und Strandkörben, ein wechselhafter Himmel samt einiger dunkler Wolken und Möwenschwarm. Im Vordergrund Thies im typischen Ostfriesennerz, der verwundert auf die Füße des Toten schaut, dessen karierter Socken gerade von einer vorlauten Ente geklaut wird. Dank des ansprechenden Aquarell-Stils ist ein sehr ansehnliches Cover entstanden.
Fazit: Lockere und sehr humorvolle Krimiunterhaltung, die von dem sympathischen Charakter und den verschrobenen Nebenrollen lebt. Die kleine Weiterentwicklung tut der Handlung gut, die flüssig und mit einer sehr gelungenen Sprechweise wirkt. Der herrliche Vortrag von Bjare Mädel tut sein Übriges zum Gelungen.
VÖ: 1.Juni 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1335-8
Die Nornenkönigin - Das Geheimnis der großen Schwerter 3 (Tad Williams)
Erster Eindruck: Simons Weg als Ritter
Simon hat es geschafft und ist ein vollwertiger Ritter, doch damit ist seine Reise noch lange nicht beendet, zahlreiche Gefahren stehen im bevor. Und während er sich gemeinsam mit Prinz Josua für den Kampf gegen König Elias rüstet, schmiedet die Nornenkönigin in ihrem Versteck ihre finsteren Pläne zur Vernichtung der Menschheit. Prinzessin Miriamel befindet sich immer noch in der Gefangenschaft von Graf Aspitis, und sie muss eine grauenvolle Entdeckung machen…
Tad Williams ist einer der gefragtesten Fantasy-Autoren der aktuellen Zeit, auch seine vierteilige Serie um „Das Geheimnis der großen Schwerter“ wird von seinen Fans geliebt. „Die Nornenkönigin“ ist nun der dritte von vier Teilen und wie seine Vorgänger ebenso als Hörbuch erhältlich. Gern wird in Rezensionen – wie auch von mir – darauf hingewiesen, dass für das Verständnis der Geschichte die früheren Ereignisse bekannt sein müssen. Aber selbst, wenn man die beiden Vorgänger kennt, ist das Verständnis der Handlung alles andere als einfach. Unzählige verschiedene Personen, zahlreiche Handlungsstränge und ständig neue Wendungen und Ereignisse wollen unter einen Hut gebracht und behalten werden. Dass alles komplex miteinander verwoben ist, erleichtert den Einstieg nicht gerade. Und so wird Tad Williams seinem Ruf wieder einmal sehr gerecht und schafft dabei High Fantasy der Extraklasse – denn wenn man sich in die Handlung eingefunden hat und die nötige Portion Interesse und Durchhaltevermögen einbringt, wird man mit einer gelungenen und spannenden Geschichte belohnt. Die erste Teil der Handlung zieht sich zwar etwas und nimmt nicht richtig Fahrt auf, sind die Ereignisse später wirklich gut beschrieben und sorgen mit ihrer sehr detaillieren Darstellung für Genuss. Tief taucht man in die Welt von Osten Ard ein, und das über eine Laufzeit von über 38 Stunden. Man muss sich Zeit nehmen, man muss aufmerksam und neugierig bleiben, und dann hat man einen sehr guten Fantasy-Roman vor sich, der allerdings manchmal etwas ins Stocken gerät.
Als Sprecher des Hörbuches wurde wieder der wunderbare Andreas Fröhlich ausgewählt, der für hochwertige und eingängige Hörbuchunterhaltung steht. Mit seiner sehr variablen Stimme verleiht er jeder Figur einen eigenen, unverkennbaren Klang und erleichtert mit seiner eindeutigen Darstellung das Verständnis. Sein Sprechtempo ist sehr angemessen und der jeweilige Situation angepasst. Er sorgt dafür, dass die vielen Beschreibungen, die oft recht poetisch wirken bestens zur Geltung kommen. In den dramatischeren Szenen steigert er die Eindringlichkeit seiner Schilderung. Eine sehr gute Leistung, die dem umfangreichen Roman absolut gerecht wird.
Auch das Cover zu diesem Hörbuch des Vierteilers ist mit seiner dunklen und bedrückenden Darstellung sehr gelungen. Gezeigt wird eine Schlachtszene, in der ein einzelner Kämpfer, sein Gesicht unter einer Kapuze in den Schatten getaucht, mit seinem langen Schwert auf einem Leichenberg steht, während im Hintergrund die beiden feindlichen Heere aufeinander zu rennen. Die vorrangigen Farben sind sehr erdige Töne, lediglich der Mantel des Kämpfers sticht mit seinem gedeckten Rot hieraus hervor.
Fazit: Ein eindringliches und sehr detailliertes Fantasy-Epos, das mit seinen zahlreichen Handlungssträngen und Personen allerdings viel Aufmerksamkeit und Konzentration fordert. Bringt man dies auf, wird man aber mit einer größtenteils sehr eindringlich geschilderten Handlung belohnt, die mit ihren starken Bildern für sehr gute Unterhaltung sorgen – auch wenn der Einstieg mit einigen langwierigen Passagen erschwert wird. Die Bedrohungen durch die verschiedenen Feinde schweben stets über der Handlung.
VÖ: 28.Oktober 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8671-7979-9
Zehn Milliarden (Stephen Emmot)
Erster Eindruck: Was der Mensch auf der Erde alles anrichtet…
Am Ende dieses Jahres werden Zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern – das ist eine 1 mit sieben Nullen. Doch bis dahin werden noch zahlreiche weitere Tierarten ausgestorben sein, die natürlichen Ressourcen werden erschöpft sein, insbesondere wird der Klimawandel aus dem Ruder gelaufen sein und die Welt wie wir sie kennen deutlich verändert haben. Was werden wir unseren Enkeln auf unserem Planeten hinterlassen?
Stephen Emmot ist ein englischer Wissenschaftler, der die Ergebnisse seiner Forschung in „Zehn Milliarden“ zusammengefasst hat, dass sich auch in der Hörbuchversion an Laien richtet, die ohne entsprechende Vorkenntnisse den Gedankengängen dieses Werks folgen können. Er zeigt auf, wie die Menschheit die Erde verändert, vernichtet, es geht um Überbevölkerung, Raubbau, Artenschutz und nicht zuletzt den Klimawandel. Dies alles arbeitet er allein an Zahlen- und Faktenmaterial auf, ohne etwas hinzuzudichten. Zehn Milliarden hat eindeutig das Potenzial, aufzurütteln und den Ernst der Lage erkennbar zu machen. Dabei wird es an einigen Stellen aber doch etwas polemisch und eindimensional, betrachtet die Dinge recht einseitig, besonders als er versucht, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden und dabei gerade Atomkraft idealisiert, die doch ebenso schwerwiegende Folgen haben kann, wie man nicht nur an Fukushima, sondern auch an der sehr problematischen Endlagerung der hoch radioaktiven Brennstäbe sehen kann. Ökologie und eine Rückbesinnung auf die Natur finden hier kaum beziehungsweise nur am Rande statt. Nichtsdestotrotz wird hier ein erschütterndes Bild unserer Erde gezeichnet, das auch das schuldhafte Versagen jedes einzelnen von uns nicht auslässt. Manche Zusammenhänge werden erst hier klar, beispielsweise was alles für die Entstehung eines Autos aufgebracht werden muss. Durchaus hörenswert und ein Aufschrei, ein Aufzeigen von Konsequenzen und ein Anstoß Nachzudenken, das eigene Handeln zu korrigieren.
Christian Berkel ist für dieses ungewöhnliche Hörbuch als Sprecher engagiert worden, er kann sich sehr gut in dieses Gedankenkonstrukt einfügen und wählt beim Sprechen einen ähnlichen Stil wie Emmot beim Schreiben: Sachlich, nüchtern aber nicht ohne eine Spur von Sarkasmus. Er liest die Worte der hart und schneidend vor, besonders das Zahlenmaterial bekommt dadurch eine ganz eigene Wirkung. An einigen Stellen hätte ich mir jedoch ein etwas langsameres Tempo gewünscht, um die dargestellten Fakten besser aufnehmen zu können.
Die Aufmachung des Hörbuchs ist als gelungen zu betrachten. Das Titelbild ist sehr schlicht gehalten, zeigt in großen, roten Lettern auf schwarzem Hintergrund den Titel, schmucklos, aber ansprechend. Leider erkennt man von außen kaum, was sich im Hörbuch verbirgt. Da ist das beiliegende Booklet schon deutlich informativer: Neben Infos und Fotos zu Autor und Sprecher sind drei Fotos enthalten, die plakativ zeigen, was Emmot hier aussagt. Ein guter Ansatz, der in der Buchvorlage noch deutlich ausgeprägter war.
Fazit: Mal keine Fiktion, keine Biographie oder ähnliches als Hörbuch, sondern eine wissenschaftliche, leicht verständliche Abhandlung über die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten. Ohne großen Pathos werden hier die folgen unseres Leben aufgezeigt, dramatisch und schonungslos. Schwierig wird es jedoch bei den Lösungsansätzen, die entweder hätten ausgelassen werden oder differenzierter dargestellt werden sollen. Ein Hörbuch mit Tücken, dass man trotz aller aufwühlenden Fakten mit Abstand betrachten sollte.
VÖ: 1.Oktober 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1330-3
Die Legenden der blauen Meere – 1. Dreckswetter und Morgenröte (Geoff Rodkey)
Erster Eindruck: Piratenabenteuer eines mutigen Jungen
Egbert wohnt zusammen mit seinem Vater und seinen Geschwistern Venus und Adonis auf der kleinen Insel Dreckswetter, auf dem sie eine Stinkfruchtplantage betreiben. Doch weder seine Geschwister noch die dort arbeitenden ehemaligen Piraten sind eine angenehme Gesellschaft. Deswegen freut sich Egbert umso mehr, als seine ganze Familie einen Ausflug auf die Nachbarinsel Morgenröte macht – bis allesamt verschwinden und sich Egbert allein auf den Weg machen muss…
„Die Legenden der blauen Meere“ ist eine auf drei Teile angelegte Buchreihe von Geoff Rodkey, der darin einen fast schon klassischen Abenteuerroman für Kinder verfasst hat. Der erste Teil heißt „Dreckwetter und Morgenröte“, das hinzugehörige Hörbuch ist bei Silberfisch erschienen und wird vom wunderbaren Stefan Kaminski in Szene gesetzt. Leider hat Geoff Rodkey keinen allzu gelungenen Einstieg in seinen Erstlingsroman gewählt, sondern erschwert das Verständnis durch einige fehlende Erklärungen und wenig bildhafte Beschreibungen. Dies bessert sich zwar im Laufe der Erzählung, doch wirklich intensiv ist sie nicht geworden. Der Verlauf der Handlung ist flüssig und spannend, im Laufe der Zeit kann sich der Spannungsbogen weiter steigern. Und auch die Charaktere können punkten, besonders Egberts Freundin Millicent kann mit ihrer spontanen und manchmal etwas egoistischen Art für viel Freude sorgen. Ansonsten ähnelt die Geschichte einem klassischen Piratenroman, enthält die darin bekannten Motive und bietet an der einen oder anderen Stelle Gelegenheit zum Schmunzeln. So richtig packen konnte mich „Dreckswetter und Morgenröte“ jedoch nicht, zu eindimensional und flach entwickelt sich die Handlung, zu wenig überraschend oder neu sind die einzelnen Elemente.
Stefan Kaminski, einer der momentan begehrtesten Hörbuch- und Hörspielsprecher, wurde auch für diesen Roman verpflichtet und wertet die Geschichte mit seiner sehr ungezwungenen und spontanen Art deutlich auf. Wieder geht er hier aus sich heraus, versetzt sich in die verschiedenen Rollen hinein und interpretiert diese auf einzigartige Weise. So hat man an einigen Stellen eher das Gefühl, einem Hörspiel zu lauschen, doch auch die Erzählpassagen bekommen durch ihn einen dynamischen und unterhaltsamen Ausdruck.
Das Cover ist in vorrangig in gedeckten, dunklen Farben gehalten, nur das eigentliche Motiv sticht mit seinen Grün- und Türkistönen deutlich heraus. Es zeigt ein Skelett mit einem leuchtend roten Auge, was gleich auf das Piraten- und Abenteuerthema der Handlung hinweist. Die verschnörkelten Banner umrahmen das Bild und enthalten Titel und Autor. Die Aufmachung in einer dicken, einfachen Plastikhülle ist sehr schlicht und enthält lediglich kurze Infos zu Autor und Sprecher.
Fazit: Das Piratenabenteuer kommt leider wenig überraschend daher und ist nach dem Hören schnell wieder vergessen. Nach dem unglücklichen Start kommt wenigstens eine temporeiche und kurzweilige Geschichte auf, die Abenteuer und einige Stellen zum Lachen verbindet. Die Charaktere sind gut geschildert, handeln aber manchmal etwas konstruiert. Die Leistung von Stefan Kaminski ist wie immer sehr gut.
VÖ: 2.Oktober 2013
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-155-3
Munkel Trogg - Der kleinste Riese der Welt und der fliegende Esel
Erster Eindruck: Das zweite Abenteuer des klugen Riesen
Nachdem der Munkel Trogg, der kleinste Riese der Welt, endlich etwas Anerkennung in der Welt der Riesen gefunden hat, steuert die „kleine“ Gemeinschaft auf eine Katastrophe zu. Der viele Staub, der vom Himmel fällt, das heiße Wasser und das Rütteln der Erde deuten auf einen Vulkanausbruch hin. Doch keiner will auf den Munkel Trogg hören. Gut, dass das Kleinlingsmädchen Emily eine gute Idee hat…
Der Munkel Trogg, ein Kinderbuch von Janet Foxley, hat im Sturm die Herzen vieler Kinder erobert – und auch die meisten Eltern waren von der Geschichte begeistert. Und nun gibt es auch einen zweiten Teil, der wieder vom Audio Verlag als Lesung angeboten wird. Und wieder versprüht die Geschichte unglaublich viel Charme. Besonders der Munkel Trogg kann mit seiner sehr witzigen Art überzeugen, kann genauso schusselig wie intelligent wirken und sorgt für viele spaßige Szenen. Aber auch Emily, das Kleinlingsmädchen (also ein Mensch) mit ihrer herzlichen und unbedarften Art ist ein sehr gelungener Hauptcharakter. Hinzu kommen einige Figuren aus der Welt der Fabeln und Legenden, neben den Riesen zum Beispiel noch ein Drache und der titelgebende fliegende Esel. Das alles ist eingebaut in eine Geschichte, die sehr kurzweilig und mindestens ebenso spannend ist. Und natürlich werden hier wieder zahlreiche löbliche Werte vermittelt, wie immer natürlich auch der Glaube an sich selbst. Eine herzergreifende Geschichte voller witziger Dialoge, spannender Szenen und phantasievoller Einfälle. Schön, dass es mit dem Munkel Trogg weiter geht.
Sprecher der Handlung ist – wie auch schon im ersten Teil – Boris Aljinovic, der mit seiner brummigen Art die Welt der Riesen lebendig machen kann. Das gelingt auch durch sein sehr abwechslungsreiches und dynamisches Spiel, das die verschiedenen Charaktere sehr lebendig erscheinen lässt. Jeder bekommt von ihm eine eigene Stimmfarbe verpasst und damit einzigartige Züge. Er liest sehr launig und geht dabei gut auf die Bedürfnisse von Kindern ein. Eine sehr gelungene Lesung!
Auch hier wurde wieder das Coverdesign des Buches verwendet, sodass wieder die sehr einfach und schlicht gehaltenen Zeichnungen zu sehen sind, die aber sehr viel Charme versprühen können. Munkel Trogg sitzt auf der Schulter seines kleinen Bruders, der Vulkan und der Esel sind ebenfalls zu sehen. Die Gestaltung in fröhlichem Orange zieht sich auch durch die restliche Gestaltung des stabilen Digipacks, das die drei CDs in einfachen Papplaschen enthält.
Fazit: Endlich gibt es ein zweites Abenteuer von dem liebenswerten und cleveren Munkel Trogg in der sehr gelungenen Interpretation von Boris Aljinovic. Die phantasievolle und spannende Geschichte glänzt durch zahlreiche sehr gelungene Einfälle. So vergehen die 220 Minuten sehr schnell, und auch Eltern werden gern lauschen, wenn ihre Kinder gebannt zuhören.
VÖ: 1.Oktober 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-289-4
Lotta Lampione und das Affen-Giraffen-Esel-Abenteuer
Erster Eindruck: Tierische Mitbewohner und ein mutiges Mädchen
Lotta Lampione ist eigentlich ein Zirkusmädchen, darf aber den ganzen Sommer bei ihrem Onkel Macpelzig auf der Burg Viecherstein verbringen. Mit ihren Cousins versteht sie sich sehr gut, nur Cosmo ist alles andere als freundlich zu ihr. Auch die vielen Tiere, die auf der Burg leben, erobern schnell Lottas Herz. Doch eines Tages lässt sie versehentlich die Tür zum Vorratsschuppen auf, und die Tiere machen sich über die Vorräte her…
Tamara Macfarlane ist bisher noch ein völlig unbeschriebenes Blatt im Kinderbuchsektor, dementsprechend spärlich sind die Informationen, die über die englische Autorin bekannt sind. Dennoch hat sie mit „Lotta Lampione und das Affen-Giraffen-Esel-Abenteuer“ einen sehr beachtenswertes Erstlingswerk vorgelegt. Dabei sind es zwei Faktoren, die das Buch besonders und für Kinder so interessant machen: Zum einen ist da Lotta als selbstbewusstes und mutiges Mädchen, die den Ton im Buch angibt. Sie entwickelt selbstständig Ideen und Lösungen, kann sich sogar gegen ihren ziemlich gemeinen Cousin durchsetzen und ihn am Ende überzeugen, dass man seine Antipathien auch mal überwinden muss, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen - natürlich merkt er dann noch, wie unnötig seine Gemeinheiten waren. Der zweite, bestechende Faktor des Buches sind die vielen, vielen eingebauten Tiere, immer etwas Besonderes und gerne exotisch. Die liebenswerten Zwei- und Vierbeiner sorgen für jede Menge Trubel, ihnen ist die Aufmerksamkeit der Kinder sicher. Daneben können auch andere Elemente der Geschichte überzeugen, so ist die Sprache klar und bildlich gewählt, sodass gut auf die Kinder eingegangen wird. Ein sehr hörenswerter Spaß und eines dieser Kinderbücher, bei dem auch die Erwachsenen gern lauschen.
Gelesen wird „Lotta Lampione und das Affen-Giraffen-Esel-Abenteuer“ von Anna Thalbach, die neben ihrem Engagement in Film und Fernsehen auch immer häufiger in Hörspielen und –büchern auftaucht. Ihre leicht rauchige Stimme kann besonders in der wörtlichen Rede überzeugen, die Kinder werden durch sie sehr lebendig und klingen meist ein wenig rotzig. Sie hat ein untrügliches Gespür für das richtige Timing und das richtige Tempo, kann sowohl die spaßigen als auch die etwas ernsteren Szenen gut einfangen. Eine sehr gute Leistung!
Wie viele der Hörbücher für Kinder auch dem Audio Verlag wird auch diese mit der typischen, recht strukturierten Gestaltung und der einfachen Plastikhülle ausgeliefert. Dabei wurde als Titelbild natürlich das Cover des Buches ausgewählt, zu sehen ist die fesche Lotta samt voluminöser Frisur und Ballett-Tutu, auf einem Seil balancierend, das um den Hals einer Giraffe gebunden wurde. Zahlreiche Tiere sind vor dem türkisfarbenen Hintergrund zu sehen – eine witzige und gelungene Zeichnung.
Fazit: Ein mutiges, außergewöhnliches Mädchen, zahlreiche putzige und liebevoll beschriebene Tiere, eine kurzweilige Geschichte, die immer wieder für neue Überraschungen sorgt: Lotta Lampione ist ein Wohlfühl-Kinderbuch, das deutliche Werte vermittelt und dabei ganz und gar ungezwungen wirkt.
VÖ: 1.Oktober 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-304-4
5 Yetis suchen ein Zuhause (Eva Ibbotson)
Erster Eindruck: Abenteuerliche Reise liebevoller Ungeheuer
Eine kleine Yeti-Familie wohnt jahrelang friedlich mit ihrer menschlichen Ziehmutter Lady Agatha, bis immer mehr Touristen in den Himalaya reisen und die Idylle empfindlich gestört wird. Zu diesem Zeitpunkt entdeckt der Junge Con die freundliche Familie und freundet sich sofort mit ihnen an. Doch Lady Agatha kann sich nicht mehr um die Yetis kümmern, und so schmiedet sie mit Con einen Plan, um die Yetis zu retten…
Im Jahr 2010 verstarb die gebürtige Wienerin Eva Ibbotson, die konnte auf ein langes Leben als Schriftstellerin zurückblicken. Besonders ihre Kinderbücher sind zu Erfolgen geworden. Erst nach ihrem Tod erschien die wundervolle Geschichte „5 Yetis suchen ein Zuhause“, die auch beim Audio Verlag als Hörbuch erschienen ist. Als Prolog wurde die Szene gewählt, in der Lady Agatha als Mädchen zu den Yetis kam, hier lernt man die kleine Familie schnell kennen und begreift die Umstände, wie die Yetis leben. Durch die sehr gute Charakterbeschreibung und die niedlichen Eigenheiten wachsen einem gerade die drei Yeti-Kinder sehr schnell ans Herz. Die eigentliche Handlung beginnt allerdings erst etliche Jahre später, Agatha ist zur alten Dame herangewachsen und ein neuer menschlicher Begleiter trifft auf die sehr wohlerzogenen und äußerst gutmütigen Ungeheuer. Nach kurzem Kennenlernen steht schnell fest, wie die Handlung fortgeführt werden wird, es beginnt eine turbulente Fahrt durch Asien nach Europa. Hierbei treten natürlich immer wieder Schwierigkeiten auf, die meist mit dem unbedachten Verhalten die niedlichen Yetis zusammenhängen. So manch eine brenzlige Situation, aber auch viele witzige und spaßige Momente zeichnen den sehr kurzweiligen Mittelteil aus. Und dabei sprießt aus den Worten von Eva Ibbotson eine fast greifbare Herzenswärme, ein Gefühl der Toleranz und Liebe, der Freundschaft und des Vertrauens, des aufeinander Aufpassens. Viele schöne Werte, die in diesem sehr lustigen, spannenden und manchmal ergreifenden Hörbuch vermittelt werden – wunderbar!
Martin Balscheit ist der Sprecher der Geschichte, der die deutlich über dreistündige Lesung mit Bravour meistert und sich völlig der Geschichte hingibt. Mit viel Charme und Witz, aber eben auch einer sehr gefühlvollen Stimme vermittelt er die Handlung und kann dabei einen heiteren, kindgerechten Grundton an den Tag legen. Besonders die drei Yeti-Kinder wirken durch seine Beschreibungen sehr lebendig und niedlich, auch der Verlauf der Geschichte wird durch ihn gut strukturiert. Eine sehr gelungene und warmherzige Lesung.
Natürlich sind die Yetis auch auf dem Cover zu sehen. In einer sehr charmanten Zeichnung trotten sie gerade durch die verschneiten Berge, während Con und seine Schwester auf ihren Rücken reiten. Der einfache Zeichenstil dürfte besonders Kinder ansprechen und passt sehr gut zu der Geschichte. Verpackt sind die drei CDs hinter den Laschen eines hübsch gestalteten und stabilen Digipacks.
Fazit: Die 5 Yetis wachsen einem mit ihrem putzigen Wesen und den niedlichen Eigenheiten sehr schnell ans Herz, sodass man mit ihnen auf ihrer turbulenten und spaßigen Reise mitfiebert. Die vielen sehr gelungenen und kreativen Einfälle machen Spaß und sorgen für einen sehr kurzweiligen Hörspaß, der von Martin Balscheid sehr gut vorgetragen wird. Eine klare Empfehlung für Grundschulkinder und ihre Eltern.
VÖ: 1.Oktober 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-290-0
Malavita (Tonino Benacquista)
Erster Eindruck: Ein Zeugenschutzprogramm der etwas anderen Art
Die amerikanische Familie Blake zieht recht überstürzt in eine Kleinstadt in der Normandie, Vater Fred will dort ein Sachbuch schreiben. Doch in Wirklichkeit steckt etwas anderes dahinter: Die Familie war einflussreicher Teil der New Yorker Mafia und steckt in einem Kronzeugenprogramm der Regierung. Doch so richtig kann keiner der Familie aus seiner Haut: Während sich Fred immer noch gern provozieren lässt und Mutter Maggie sich in Wohltätigkeitsaktionen organisiert, machen die beiden Kinder ihre Schule unsicher…
Tonino Benacquista – mit diesem Namen muss man einfach einen Namen über eine Mafia-Familie schreiben. Du während der Autor von „Malavita“ so heißt, als wäre er selbst aus seinem Werk entsprungen, ist dieses ziemlich sarkastisch, humorvoll und kurzweilig. Wer weder lesen noch sich die Hollywood-Verfilmung zu Gemüte führen möchte, kann auch die ungekürzte Lesung auf sieben CDs genießen. Malavita macht richtig Spaß, schon nach den ersten Sätzen wird man von dem sehr pointierten Humor des Buches völlig eingenommen. Die Dialoge sind dabei Dreh- und Angelpunkt und können den einen oder anderen lauten Lacher auslösen. Das funktioniert natürlich nur wegen der grandios beschriebenen Charaktere, die allesamt ihren ganz eigenen Charme entwickeln können. Der etwas stumpf wirkende Fred, dem man jedoch tunlichst nicht vor den Karren fahren sollte, die scharfzüngige und kalte Maggie, Tochter Belle, die den Jungen reihenweise den Kopf verdreht und sich auf ziemliche clevere Weise ihre Schönheit zu Nutze macht sowie Sohn Warren, der schnell an seiner Schule zum Anführer aufsteigt und jeden auf seine Seite ziehen kann – ein explosives Gemisch, das in der kleinen Stadt einschlägt wie eine Bombe, immer wieder für Chaos sorgt und die sich gegenseitig perfekt ergänzen. Doch auch die Nebencharaktere können ihren Reiz entfalten und sich bestens in die Geschichte einfügen. Diese ist immer wieder überraschend und sorgt mit zahlreichen Wendungen für sehr kurzweilige Unterhaltung, was aber an einigen Stellen auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht. Besonders die unausweichliche Entdeckung von Familie Blake durch die Mafia wirkt zu konstruiert, was dem Unterhaltungswert aber keinen Abbruch tut. Die neunstündige Lesung ist amüsant, kurzweilig und voller bissigem Humor, sodass sie trotz ihres Umfangs wie im Fluge vergeht.
Gordon Piedesack, momentan ein sehr gefragter Hörspiel- und Hörbuchsprecher, liest die Geschichte sehr erheiternd und trifft mit seiner Stimme voll den dunklen Humor des Romans. Dabei kann er die verschiedenen Sprechweisen der Charaktere sehr gut umsetzen und kann ihnen jeweils einen sehr glaubwürdigen Ausdruck verleihen. Er spricht sehr dynamisch und greift den Spannungsbigen geschickt auf, liest diese Passagen dramatischer und legt auch mal eine gekonnte Kunstpause ein. Eine sehr überzeugende Leistung.
Kurzfristig wurde dem Hörbuch vom Audio Verlag ein neuer Look verpasst, der nun auch das Kinoplakat enthält, sogar der Titel wurde von „The Family“ in „Malavita“ umgewandelt. Die Grundfarbe der Gestaltung ist ein kräftiges Rot, das sich auch durch das Innere des dicken Digipacks zieht. Durch die kleinen Motive in kontrastreichen weiß und schwarz und die einfachen, stilisierten Formen erhält das Ganze einen sehr besonderen Eindruck.
Fazit: Deftiger, bissiger Humor ist das Kernelement dieses Buches, das besonders während der sarkastischen Dialoge für Lacher sorgen kann. Doch auch die Geschichte über die Mafia-Familie im Zeugenschutzprogramm kann mit dynamischen Wechseln und einem gelungenen Spannungsbogen überzeugen. Trotz der Länge gibt es kaum langwierige Passagen, dafür den einen oder anderen allzu konstruierten Zufall. Dennoch: Ein gelungenes und spannendes Machwerk!
VÖ: 1.November 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-331-0
Der Engel mit der Pudelmütze (Otfried Preußler)
Erster Eindruck: Die Weihnachtsgeschichte anders betrachtet
Es ist die Heilige Nacht, Jesus ist geboren und viele Menschen strömen an die Krippe. Doch nicht alle finden von allein ihren Weg dorthin, manche werden von Engeln begleitet. Der kleine Felix zum Beispiel wird von einem Engel mit einer Pudelmütze abgeholt, der ihn auf seinem Schlitten zieht. Und auch die Klimper-Jule, die ihre Zeit ansonsten nicht sehr sinnvoll nutzt und in einem Wirtshaus sitzt, hat eine erstaunliche Begegnung…
Im Frühjahr 2013 verstarb mit Otfried Preußler einer der bekanntesten und beliebtesten Schriftsteller Deutschlands, der seit des frühen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts mit seinen Geschichten für Kinder begeistert hat, bis ins hohe Alter hat er noch an seinen Werken gearbeitet. Eines seiner unbekannteren Bücher dürfte „Der Engel mit der Pudelmütze“ aus dem Jahr 1997 sein, von dem auch eine Autorenlesung existiert. Diese wurde nun vom Audio Verlag erneut veröffentlicht und in die Serie mit dem weißen Rücken aufgenommen. Erzählt werden hier sechs Geschichten rund um das erste Weihnachtsfest, die Geburt von Christus, die in eine deutlich modernere Zeit und ins böhmische Land verlegt wurde. Die einzelnen Episoden hängen zwar nur lose zusammen, durch den Besuch in der Krippe bekommen sie jedoch einen gemeinsamen Nenner. Wirklich modern wirkt diese Sammlung an Geschichten jedoch nicht, ihm haftet etwas sehr Nostalgisches an, und genau dies macht den Reiz aus. Die Geschichten pendeln zwischen Pathos und Charme, haben viele neue Einfälle, aber eben auch sehr traditionelle Werte. In jeder der Geschichten steht ein anderer Mensch im Vordergrund, der von einem Engel zum Besuch ihren neuen Herren abgeholt wird. Dabei werden nicht nur die braven und gottgläubigen Menschen gezeigt, sondern auch solche, die etwas abseits der Gesellschaft stehen und durch die Engel ein wenig die Augen über ihr eigenes Leben geöffnet werden. Am Ende ihrer Reise sind natürlich alle bekehrt und von großem Frieden erfüllt, der durch die Segnung des Jesuskindes ihren Höhepunkt erhält. Anrührend, aber auch mit einem Hauch Kitsch, wecken die sechs Geschichten hier sehr weihnachtliche, friedvolle Erinnerungen und lassen die zeitlich und räumlich versetzte Weihnachtsgeschichte aus anderen Perspektiven betrachten.
Otfried Preußler ist hier Autor und Sprecher der Geschichte in einem. Mit seiner sehr warmherzigen und deutlich gealterten Stimme verkörpert er den typischen Märchenonkel, der gleich positive Assoziationen zu Gemütlichkeit und Tradition wecken kann. Er liest die Geschichten sehr lebendig und spannend, aber auch eingängig und mit einer gelungenen Betonung. So können die sechs Episoden viel Wärme und weihnachtliche Stimmung verbreiten, sodass nicht nur Kinder gebannt zuhören.
Zur Neuveröffentlichung der Lesung wurde der Verpackung ein neues Titelbild spendiert, das nun deutlich moderner und mehr auf Kinder bezogen wirkt. Felix sitzt hier auf dem Schlitten und lässt sich von dem goldlockigen und freundlich dreinblickenden Engel mit Pudelmütze ziehen, der etwas klischeebehaftet ein dünnes weißes Kleidchen und keine Schuhe trägt. Das Innere weckt mit kühlen Grün- und Türkistönen Beziehungen zur kalten Jahreszeit mit Schnee und Eis.
Fazit: Sechs wundervolle, gefühlsbetonte und lehrreiche Episoden zur Weihnachtszeit voller Wärme, Liebe und christlichem Glauben, aber manchmal eben auch ein wenig kitschig und altbacken. Genau das richtige für die dunkle Jahreszeit, wenn es langsam auf das Weihnachtsfest zugeht und Kindern traditionelle Werte vermittelt werden sollen – und natürlich auch zum Selberhören.
VÖ: 1.Oktober 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-310-5
Die Nacht gehört dem Drachen (Alexia Casale)
Erster Eindruck: Ein Drache, der einen Wunsch erfüllt…
Nach einer Operation erwacht Evie aus der Narkose, eine große Wunde an der Stelle, an der ihr eine abgestorbene Rippe entfernt werden musste. Aus dem Knochen hat sie einen kleinen Drachen geschnitzt, und nichts wünscht sie sich sehnlicher, als dass dieser zum Leben erwacht. Und tatsächlich scheint der Drache eines Nachts zu erwachen und spricht ihr fortan Mut zu. Und so kann sie sich langsam ihren Adoptiveltern und ihrer Lehrerin öffnen und von dem Leid berichten, das ihr wiederfahren ist…
Mit „Die Nacht gehört dem Drachen“ legt Alexia Casale ihren Debutroman vor, eine Hörbuchversion ist beim Audio Verlag erhältlich. Und das Erstlingswerk der Autorin ist höchstbeachtlich und sehr hörenswert, verknüpft es doch Elemente aus Märchen mit einer sehr harten, reellen Geschichte, die beklommen und betroffen macht, schafft so einen sehr gelungenen Kontrast und schafft eine zauberhafte, melancholische und intensive Atmosphäre. Beim Start, der eine Szene im Krankenhaus beschreibt, ist vorerst nicht viel über Hauptfigur Evie bekannt, erst ganz langsam, tröpfchenweise wird ihre Vergangenheit aufgedeckt, die schockierende Momente von Gewalt, Verwahrlosung und tiefer Leere offenbart. Immer weiter gerät man in diesen Strudel hinein, immer dramatischere Momente werden geschildert und lassen den Hörer in dem schrecklichen Wissen zurück, dass dies auch in der Realität immer wieder vorkommt. Dementgegen gesetzt sind Szenen von ganz anderer Ausstrahlung. Die liebevolle Umgebung, in die Evie gekommen ist, die nie hinterfragte Liebe und Wärme ihrer Adoptiveltern helfen, die geschundene Seele zu heilen und geben auch dem Hörer Hoffnung. Zentrales Element ist jedoch auch der kleine Knochendrache, der ein mystisches Element mit einbringt und ein weises, freundliches Wesen einführt, das Evie auf ihrem Weg begleitet, ihr Mut zuspricht und ihre eigene Stärke wiederfinden lässt. Ein erstaunliches Buch, das sich sehr stimmig aus den verschiedenen Szenarien zusammensetzt und es nicht nötig hat, effekthascherisch aufzuschreien, es lässt eher Dinge im Dunkeln. Für Jugendliche und auch Erwachsene ein sehr hörenswertes Hörbuch, das mich auch nach dem Hören nicht losgelassen hat.
Sascha Icks, die schon in anderen Kinder- und Jugendhörbüchern sehr positiv aufgefallen ist, kann auch diese Geschichte sehr gut umsetzen und geht sehr gefühlsbetont auf die Welt von Evie ein, kann einen umfassenden Blick auf die Gedanken des Mädchens bieten und steigert sich dabei im gleichen Maße wie die Handlung. Dabei stellt sie sich nie in den Vordergrund, sondern lässt die Geschichte und die sehr gelungene Wortwahl für sich wirken. Besonders bei den Szenen bei Evies Großeltern lässt sie Vorsicht walten und kann diese dadurch besonders intensiv wirken lassen.
Das Covermotiv, das dem der Buchvorlage entspricht, ist recht schlicht gehalten. Vor dem einfarbigen, dunkelorangefarbenen Hintergrund ist eine kleine Flasche mit dem Drachen aus Knochen zu sehen, dieser ist detailreich gestaltet und erinnert an die Gestaltung chinesischer Fabelwesen. Das Innere enthält neben den üblichen Informationen noch einige kleine Zitate aus dem Buch, auf der Rückseite ist ein Foto von Sprecherin Sascha Icks zu sehen.
Fazit: Ein erstaunliches Debut der amerikanischen Autorin, voller Poesie, Melancholie und zauberhafter Momente, aber auch einem sehr ernsten und bedrückenden Hintergrund. Besonderen Wert wird dabei auf die komplexe Gefühlswelt von Evie gelegt, das Element des Drachen bringt eine märchenhafte und sehr gelungene Komponente mit ein. Immer mehr erfährt man von den Hintergründen, immer mehr wird man von der Handlung eingenommen. Ein hervorragender Roman!
VÖ: 1.November 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-309-9
Das Wesen der Dinge und der Liebe (Elizabeth Gilbert)
Erster Eindruck: Umfassende Betrachtung eines starken Charakters
Alma Whittaker, die im Januar 1800 geboren wird, wächst in reichem Elternhaus aus. Während sie ihre strenge Mutter stets bewundert, die ihre Tochter fördert und ihr wissenschaftliches Interesse befriedigt, liebt sie ihren Vater über alles und wünscht sich, dass er so viel Zeit für sie aufwendet wie für die Pflanzen. Nach einigen Jahren adoptieren die Eltern noch Prudence, doch die sehr unterschiedlichen Mädchen fühlen sich nie als Schwestern. Trotzdem beeinflusst es Almas ganzes weiteres Leben, als Prudence eine völlig selbstlose Tat begeht…
Mit „Eat, pray, love“ hat Autorin Elizabeth Gilbert ihren Durchbruch geschafft, es erzählte ihre eigene Lebensgeschichte. In ihrem neuen Roman „Das Wesen der Dinge und der Liebe“ hat sie sich einer fiktiven Person gewidmet, zeichnet aber auch ausführlich, fast schon episch deren Lebensweg nach. Zu Anfang werden in kurzen, knappen Sätzen ihre Hintergründe beleuchtet, ihre Mutter und insbesondere ihr Vater werden vorgestellt. Nur so kann man verstehen, in welche Verhältnisse Alma hereinwächst, wie die Bedingungen in ihrem Elternhaus sind. Die eigentliche Handlung beginnt aber mit der Kindheit Almas, diese wird sehr ausführlich beschrieben. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur ihr Forscherdrang und ihr scheinbar unstillbarer Wissensdurst, sondern auch die Beziehungen zu den Mitgliedern ihrer Familie, anderen Kindern und der Dienerschaft. Das alles ist ein recht komplexes Konstrukt, das sehr genau erforscht werden kann und den Charakter des Mädchens in schillernden Farben darstellt. Später dann ein großer Bruch in der Geschichte, nachdem alles sehr ausführlich beschrieben wurde, man Alma über Jahre hinweg begleitet hat, werden etliche Jahre ihres Lebens einfach übersprungen und in wenigen Sätzen abgehandelt, um dann wieder anzusetzen und Alma als deutlich gealterte Frau darzustellen. Interessant ist dabei zu beobachten, wie viele Eigenschaften sie aus ihrer Kindheit übernommen hat, aber auch wie sehr sie sich verändert hat. Hier kommen zudem zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen hinzu, die auf den Theorien Almas beruhen. Bis ins hohe Alter wird die Hauptfigur hier begleitet, sodass man sie wirklich ihr ganzes Leben lang zu kennen scheint. Gerade daraus zieht der Roman seinen Reiz, aber hier liegt eben auch ein Stolperstein: Manche Passagen dehnen sich dann doch in die Länge, besonders die botanischen Wissenstexte von Alma stören den Erzählfluss, aber auch andere Stellen sind etwas zu detailliert, zu ausführlich geraten und bremsen die an sich fesselnde Handlung des Romans. Eine sehr intensive Charakterstudie einer interessanten Frau.
Suzanne von Borsody, eine der anerkanntesten deutschen Schauspielerinnen, liest das Werk in ungekürzter Lesung, das Ergebnis ist immerhin etwa 25 Stunden lang. Sie versteht es wie kaum eine andere, Charaktere glaubwürdig und intensiv darzustellen, hier lässt sie Alma sehr plastisch, komplex und wie aus dem Leben gegriffen wirken. Mit ihrer sehr angenehmen Stimme mit dem typischen dunklen Klang sorgt sie für eine entspannte Grundatmosphäre und schildert in angemessenen, eher etwas langsamen Tempo die Ereignisse. Eine sehr gelungene Lesung, die aber die zu lang geratenen Passagen nicht wieder wett machen kann.
Das phantasievolle Cover, das auch schon die Buchausgabe zierte, ist auch für das Hörbuch verwendet worden. Zu sehen ist die bunte und vielfältige Vegetation, wie sie auch in der Handlung beschrieben wird. Gedeckte Farben verleihen dem Titelbild einen romantischen Hauch. Dem Inneren liegt neben den 20 CDs in einfachen Plastikhüllen noch ein umfangreiches Booklet bei, das neben weiteren Zeichnungen der Flora noch ausführliche Portraits von Sprecherin und Autorin noch Auszüge aus einem Interview zur Entstehung des Romans enthält. Sehr gelungen!
Fazit: Ein Roman, der eine ganze Lebensgeschichte nachzeichnet und von der Kindheit bis ins hohe Alter die spannende und tiefgehende Figur der Alma in den Mittelpunkt stellt, ihre Gefühlswelt darstellt. Dabei gibt es neben wissenschaftlichen Betrachtungen ihrer Arbeit noch ganz unterschiedliche Ansatzpunkte. Allerdings wird der Erzählfluss durch einige langwierige Passagen unterbrochen, sodass keine uneingeschränkte Empfehlung meinerseits ausgesprochen werden kann.
VÖ: 1.November 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-313-6
Das Haupt der Welt (Rebecca Gable)
Erster Eindruck: Gefangen und doch geachtet
Der slawische Fürstensohn Tugomir gerät in die Kriegsgefangenschaft Heinrichs des I. und wird an dessen Hof verschleppt. Als geschickter Heiler kann er Heinrichs Sohn Otto von seinem tödlichen Leiden befreien und wird so anerkanntes Mitglied des Hofstaates als Arzt und Lehrer. Doch immer fühlt er sich fremd unter den Sachsen und vermisst seine slawische Heimat. Doch nach dem Tod Heinrichs kommt Otto an die Macht – und die Vorzeichen ändern sich…
Rebecca Gable ist eine der bekanntesten Autorinnen von historischen Romanen, hat sich bisher aber stets auf die Geschichte Englands konzentriert. Mit „Das Haupt der Welt“ hat sie sich erstmals einer Epoche deutscher Historie gewidmet, die den meisten höchstens als extrem trockener Stoff aus dem Geschichtsunterricht in der Schule bekannt war: Der Herrschaft Heinrich des I. im frühen Mittelalter und die späteren Neuerungen unter seinem Sohn Otto. Doch wieder schafft Gable es, die sonst so langweiligen Fakten in eine sehr spannende und dramatische Handlung einzubetten, sodass sie alles andere als trocken wirkt. Gut gewählt ist die Perspektive: Erzählt wird größtenteils aus der Sicht von Tugomir, der als Außenstehender die Sitten der Sachsen betrachtet, sie hinterfragt und gerade deshalb auch für den Hörer so erlebbar macht. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Situation der Bevölkerung gelegt, sodass diese Epoche sehr lebendig und greifbar wirkt. Mit kraftvollen, einfachen Worten beschreibt Gable hier eine Geschichte, die schon nach wenigen Momenten fesseln kann, die interessante Konstellationen bietet und sich immer weiter steigern kann, was die Dramatik und die Intensität angeht. Besonders der große Umbruch um Buch, der Krönung Ottos, setzt noch einmal ganz andere Bedingungen vor die Personen. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und überzeugen mit verschiedenen Facetten. Und auch der sarkastische Humor, der durch spöttische Kommentare Tugomirs getragen wird, ist gut eingebaut und ein passendes Element. Ein sehr nahbarer und spannender Roman der Autorin.
Als Sprecher der Handlung wurde Detlef Bierstedt ausgewählt, der mit seiner markanten Stimme schnell beweist, dass er genau die richtige Wahl war. Seine rhythmische, natürlich wirkende Betonung wirkt sehr eingängig und macht es dem Hörer leicht, der Handlung zu folgen. Dabei wählt er ein angenehmes Sprachtempo, nicht zu langsam, sodass auch keine zu langen Passagen aufkommen. Mir gefällt, wie er leichte Andeutungen anderer Stimmen in der wörtlichen Rede nutzt, aber stets seine einheitliche Linie beibehält. Leichte Variationen von Tempo und Tonart sorgen nicht nur für einen dynamischeren Eindruck, sondern stellen auch besondere Szenen in den Vordergrund.
„Das Haupt der Welt“ wurde nicht als Hörbuch umgesetzt, sondern ist eine Variante der inszenierten Lesung. Zwar bleibt Bierstedt der einzige Sprecher und ist in weiten Passagen auch allein zu hören, wird aber immer wieder von mittelalterlich anmutenden Melodien begleitet, die jeweils zu der aktuellen Szene passen. So wird man noch weiter in die Stimmung der zehnten Jahrhunderts versetzt, alles wirkt so etwas leichter und zugänglicher.
Die Aufmachung zum Hörbuch ist sehr gut gelungen. In einem Pappschuber, der das Titelbild der Buchausgabe als Cover hat, befinden sich gleich zwei Digipacks, die die zwölf CDs hinter Papplaschen aufbewahren. Neben einigen Zeichnungen gibt es auch hilfreiche Dinge, um sich in der Handlung besser zurechtzufinden: Eine Karte der damaligen Landschaft hilft bei der räumlichen Orientierung, eine Auflistung der zahlreichen Personen schafft eine bessere Übersicht.
Fazit: Auch in diesem Roman schafft Rebecca Gable es, das frühe Mittelalter lebendig und begreifbar zu machen und verpackt das Ganze in eine spannende und dramatische Handlung. Die sehr gut dargestellten Charaktere und eindringlich beschriebene Szenen – insbesondere aus dem Krieg – schaffen eine eindringliche Atmosphäre. Die eingespielte Musik und die markante Stimme Bierstedts sorgen für eingängigen Hörgenuss.
VÖ: 4.Oktober 2013
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4855-8
Todesengel (Andreas Eschbach)
Erster Eindruck: Superheld oder Superschurke?
Ingo Praise, ein Journalist, recherchiert in dem Fall von Erich Sassbeck. Dieser ist in eine Schlägerei geraten, doch am Ende sind seine Angreifer tot, erschossen. Ingo Praise glaubt ihm, dass nicht er geschossen hat, sondern ein Unbekannter. Bei seiner Arbeit stößt er auf immer neue Fälle dieser Art. Gibt es wirklich den Todesengel, der durch die Stadt zieht und Unschuldige beschützt?
Andreas Eschbach ist kein Unbekannter im Thriller-Genre, doch mit „Todesengel“ hat er einen Roman geschaffen, der sich deutlich von seinen bisherigen Büchern abgrenzt und eine ganz andere Themenwelt behandelt. Das zugehörige Hörbuch ist auf acht CDs bei Lübbe Audio erschienen. In Zeiten immer mehr zunehmender Gewaltbereitschaft, in der Medienberichte über Totschlägereien die Zeitungen dominieren, in der man fast allgegenwärtig eine gesellschaftliche Aggression zu spüren bekommt, kommt „Todesengel“ sehr zeitnah, sehr aktuell herüber. Schon in den ersten Minuten wird ein beklemmendes Szenario geschaffen, dem man sich nicht so leicht entziehen kann. Doch die Handlung weiß sich immer weiter zu steigern, erklimmt neue Höhen und bleibt dabei erschreckend realistisch, zu keiner Zeit hat man das Gefühl, das Erzählte könnte nicht auch in der Wirklichkeit passieren. Und dabei stellt „Todesengel“ Fragen und schneidet Themen an, die uns alle angehen. Wie er aus der Sicht der Opfer erzählt, ihr langes Leiden schildert, ist berührend und erschreckend zugleich. Immer weitere schockierende Details geraten an die Oberfläche und erschüttern immer mehr. Und auch die Medienkampagne, die Prause startet, ist höchst brisant und bringt eine weitere Facette mit ein. Alles fügt sich organisch ineinander, besonders die sehr gelungene Auflösung des Ganzen führt alle Fäden zusammen. Sogar die eingebaute Romanze ist hoffnungslos realistisch und präsentiert sich als nüchterne Großstadtliebschaft zwischen Beruf und Kindern. Andreas Eschbach hat ein sehr eindringliches, wuchtiges, spannendes und dramatisches Werk geschrieben, dass den gesellschaftlichen Wandel nachzeichnet und von der ersten bis zur letzten Minute fesseln kann.
Als Sprecher wurde Matthias Koeberlin ausgewählt, der einen sehr gelungenen Weg gefunden hat, die Geschichte auf seine Weise zu interpretieren. Er nimmt sich selbst stark zurück und lässt die Geschichte für sich wirken, hat aber dennoch genügen Ausdruck und Kraft, um die Wucht der Worte auf den Hörer zu übertragen. In der wörtlichen Rede verstellt er seine Stimme kaum, kann aber die Charaktere sehr gut darstellen und ihre komplexe Gefühlswelt mit einfachen Mitteln darstellen. Und auch den Spannungsbogen kann er geschickt aufschlagen und setzt alle Elemente des Romans gekonnt um.
In gewohnter Qualität des Labels ist die Aufmachung des Hörbuchs gestaltet. Das Cover wurde von der Romanvorlage entnommen und zeigt den schattenhaften Umriss mit Cape auf grünem Untergrund, der wie ein Farbspritzer auf das dominierende Weiß gekleckst scheint. Das Innere des mehrfach aufklappbaren Digipacks enthält Kurzinfos zu Autor und Sprecher sowie einen kleinen Text zum Thema Selbstjustiz.
Fazit: Ein durch und durch eindringlicher und packender Roman, der gesellschaftspolitisch brisante Themen anschneidet und sehr aktuell und erschreckend glaubwürdig erscheint. Die Ausstaffierung der Charaktere und ihrer Emotionen ist sehr gelungen, der sich stetig steigernde Spannungsbogen kann fesseln. Ein ungewöhnlicher Thriller ohne festgelegtes Schema, der einen aufgewühlt zurücklässt.
VÖ: 20.September 2013
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4888-6
Grimms Märchen (Philip Pullman)
Erster Eindruck: Neue Sicht auf bekannte Geschichten
Kaum eine Geschichtensammlung fasziniert und begeistert so sehr wie die Märchen der Gebrüder Grimm. Aschenputtel, Dornröschen, Schneewittchen und das tapfere Schneiderlein, aber auch unbekanntere Geschichten wie vom goldenen Vogel oder vom Mädchen ohne Ende sind in fast jedem Kinderzimmer bekannt. Philip Pullman hat diese Geschichten noch einmal zusammengetragen und ihre Entstehung erforscht…
Philip Pullman ist hierzulande vor allem durch seine Trilogie um den „goldenen Kompass“ bekannt, doch auch zahlreiche andere phantastische Romane sind von ihm erschienen. Sein neuestes Projekt beschäftigt sich mit den bekannten Märchen der Gebrüder Grimm und versucht, diese in ihrem Urzustand zu erzählen, einige meist unbekannte Elemente sind hinzugefügt, die in den verniedlichten Neuerzählungen nicht vorkommen. Das dazugehörige Hörbuch ist bei Silberfisch erschienen und wird von Walter Kreye gelesen. Zahlreiche Märchen finden sich in dieser Sammlung wieder, und auch wenn sie ihren zauberhaften Charme behalten haben, wirken sie in diesen Erzählungen herber, rauer und düsterer. Dies ist aber vorrangig an Details festzumachen, die Handlungen sind meist identisch mit den aus der Kindheit bekannten Geschichten. Aber eine kleine Aussage hier, eine andere Einfärbung dort machen den Unterschied aus. Zu den vielen bekannten Märchen sind auch zahlreiche Geschichten vorhanden, die eben nicht jedem geläufig sind. Diese Auswahl ist sehr gelungen und zeigt zudem eine größere Vielfalt aus dem Werk der Gebrüder. Das Besondere an den Nacherzählungen sind aber die Kommentare, die Pullman hinzugefügt hat. Hier werden die Entstehungen der einzelnen Geschichten geschildert, auf verschiedene Versionen eingegangen und auch Gründe für die Veränderungen im Laufe der Zeit genannt. So dringt man deutlich tiefer in die Materie ein und bekommt einen sehr intensiven Eindruck von diesen düsteren Versionen der Märchen.
Als Sprecher wurde – wie oben schon erwähnt – Walter Kreye ausgewählt. Er hat eine typische Märchenonkelstimme, hat einen dunklen und etwas knarzigen Klang, der die raue Seite der Märchen bestens umsetzen kann. Er spricht langsam und betont, kostet die einzelnen Momente aus und zieht den Hörer mit seiner Stimme schnell auf seine Seite. Auch die Sachtexte kann er lebendig und interessant vortragen, setzt gekonnt Betonungen und verleiht dem Ganzen einen sehr lebendigen, nahen Ausdruck.
Das Cover, das von der Buchversion übernommen wurde, ist an das Märchen des Froschkönigs angelehnt – hier hat Pullman anscheinend besonders viel Zeit bei der Recherche aufgewendet. Der Kopf und die Füße eines Frosches schauen aus einem Strudel aus Sand hervor, der sich kreisförmig immer weiter um die Figur ausbreitet. Doch der kalte Ausdruck auf dem Gesicht und die Fotografie in schwarz weiß zeugen von der düsteren Umsetzung der Märchen. Die 12 CDs dieser Sammlung sind in einzelnen Papierhüllen in einer stabilen und sehr hübsch gestalteten Pappbox zu finden. Das beiliegende Booklet enthält vorrangig eine Übersicht über die erzählten Märchen.
Fazit: Dieses umfangreiche Hörbuch richtet sich wohl in erster Linie an interessierten Menschen, die noch tiefer in die Welt der Sagen und Mythen eintauchen wollen. Die Märchenerzählungen und der Sachtext zu diesen sind in einem guten Maß und ergänzen sich gegenseitig wunderbar. Auch die Mischung aus bekannten und nicht allzu oft erzählten Geschichten ist sehr gelungen und offenbart so einigen Schatz. Für Kinder ist diese Version aber nur bedingt geeignet.
VÖ: 2.Oktober 2013
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-533-9
Anna Karenina (Lew Tolstoi)
Erster Eindruck: Liebesränke in adeliger Gesellschaft
Um die von einer Krise gerüttelten Ehe ihrer Schwägerin Dolly zu retten, reist die adelige Anna Karenina aus ihrer Heimat nach Moskau. Sie erteilt ihr nicht nur den Rat, nach dem Seitensprung ihres Gatten ihre Liebe noch eine zweite Chance zu geben, sondern begleitet auch ihre Schwester auf einen Ball. Dort begegnen sie Graf Wronskij, für den Kitty eine tiefe Liebe empfindet. Doch Anna und der Graf fühlen sich sofort zueinander hingezogen – und das, obwohl Anna ebenfalls verheiratet ist…
Mit Anna Karenina hat Lew Tolstoi einen der bekanntesten Romane geschrieben, hoch geschätzt von Lesern wie Kritikern. Der Audio Verlag hat nun eine komplette Lesung mit Ulrich Noethen produziert, die sage und schreibe etwa 37 Stunden dauert. Jede Menge Zeit also, aber diese sollte man sich auch nehmen. Den Tolstoi beschreibt mit so treffenden, einprägsamen Worten die verschiedenen Liebschaften, die Emotionen der Protagonisten, dass sich diese völlig auf den Hörer übertragen. Dabei schafft er es auch, hochkomplexe Beziehungsstrukturen zu vermitteln und begreifbar zu machen. Dazu muss er keine hochtrabenden Wörter oder Satzstrukturen nutzen, sondern schreibt schlicht und gut verständlich – eine so intensive Nutzung von Sprache erlebt man in kaum einem anderen Roman. Zentrales Thema ist dabei die Liebe, drei Ehepaare werden auf ihrem Weg begleitet, fügen sich gegenseitig nie wieder heilende Wunden zu und vergehen in ihrer selbstzerstörerischen Leidenschaft. Immer wieder spielt auch der Ehebruch eine wichtige Rolle, zieht sich als wichtiges Element duch die gesamte Handlung. Es wird gezeigt, wie verletzlich man in einer Beziehung ist, wie sehr sich die Liebe im Laufe der Zeit verändern kann, und all dies in einer so treffenden Weise, dass wohl jeder sich in die eine oder andere Person hineinversetzen kann. Das Wechseln zwischen den drei Paaren erlaubt dabei ganz unterschiedliche Betrachtungsweisen, die lange Zeit von mehreren Jahren einen wesentlich tieferen Blick in die Materie. Die Ansiedlung in adeligen Kreisen Russlands bringt noch andere, sehr interessante Komponenten mit ein. So muss sich Anna Karenina zwischen ihrem sicheren und angesehenen Leben und der leidenschaftlichen Liebe zu ihrem Verehrer entscheiden. Gerade ihr Schicksal ist es, das bewegt, ihr dramatisches Ende hinterlässt den Hörer gleichsam erschüttert wie wachgerüttelt. Ein Roman von unglaublicher Güte, sehr eindringlich, treffend und emotional beschrieben.
Für die Lesung wurde der hoch angesehene Schauspieler Ulrich Noethen ausgewählt. Etwas ungewöhnlich für den Roman, in dem die weiblichen Protagonisten immer etwas mehr im Vordergrund stehen, eine männliche Stimme auszuwählen, doch er kann dies ganz wunderbar meistern. Er spielt mit den Worten Tolstois, kostet sie aus und geht in dessen Formulierungen völlig auf. Mit klarer, fester Stimme schildert er die Handlung, geht genau auf die kleinsten Gefühlsregungen ein und kann dabei mit der intensiven Schilderung Tolstois mithalten.
Sehr edel und hochwertig ist die Gestaltung der Verpackung, die wirklich sehr durchdacht wirkt. Die stabile und hübsch gestaltete Pappbox enthält gleich vier mehrfach ausklappbare Digipacks, in denen die 29 CDs hinter Papplaschen Platz finden. Diese enthalten Zitate aus dem Werk, auch Fotos aus der bekannten Verfilmung sind hier zu finden. Als Bonus ist die komplette Lesung noch einmal als MP3-Version auf DVD beigefügt. Zudem liegt ein umfangreiches Booklet bei, das weitere Fotos sowie diverse Informationstexte rund um die Produktion enthält.
Fazit: Völlig zu Recht gilt Anna Karinina als einer der bedeutendsten Werke moderner Literatur. Die so eindringliche und erfassbare Schilderung komplexer Gefühle, wie unerschütterliche Liebe, kaum zu bremsender Leidenschaft, Scham, Lust oder auch aufkommendem Wahnsinn, ist wohl einzigartig und kann den Hörer mitreißen. In dieser hervorragenden Lesung eines der besten Hörbücher, das ich in letzter Zeit gehört habe.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-252-8
Krieg und Frieden (Leo Tolstoi)
Erster Eindruck: Vollständige Lesung des berühmten Klassikers
Pierre, der Sohn eines wohlhabenden Russen, kehrt nach seiner Erziehungszeit in Frankreich nach Sankt Petersburg zurück, um seinen sterbenden Vater zu verabschieden. Doch sein Start in die Gesellschaft aus Adeligen und Diplomaten verläuft alles andere als glatt, und so wird er nach einigen Querelen nach Moskau verwiesen. Dort kann er endlich Fuß fassen, doch wegen seines großen Erbes meint es nicht jeder gut mit ihm…
„Krieg und Frieden“ gehört zu den bedeutendsten Romanen des 19. Jahrhunderts, immer noch erfreut er sich großer Beliebtheit. Zahlreiche Umsetzungen, sei es filmisch oder zum Hören, gibt es schon, eine davon ist eine komplette Lesung des Stoffes von Ulrich Noethen. Diese ist nun auch als handliche MP3-Version erhältlich, sage und schreibe 67 Stunden umfasst die Lesung – jede Menge Stoff natürlich, und schon allein wegen des Umfangs keine leichte Kost. Eine Vielzahl an verschiedenen Charakteren, die intensiv betrachtet werden, ein Zeitraum von 7 Jahren, der betrachtet wird, zahlreiche geschichtliche Ereignisse, Intrigen und Verflechtungen, all das verschmilzt zu einer umfangreichen und anspruchsvollen Geschichte. Die oben beschriebene Handlung um Pierre ist nur ein kleiner Teil all dessen. Und so erfordert diese Lesung hohe Aufmerksamkeit und Konzentration, und das von Anfang bis Ende. Dafür wird man allerdings auch mit einem ganz besonderen Hörerlebnis belohnt. Die vielschichtige und umfassende Beschreibung der damaligen, adeligen Gesellschaft ist sehr eindringlich und fesselt einen an die Handlung. Die unterschiedlichen Charaktere, allesamt stark in Auftreten und einprägsam im Verhalten, sind interessant zu betrachten, allesamt bekommen die nötige Aufmerksamkeit, sodass man auch von deren Fortleben einen Eindruck bekommt. Die innere Zerstörung dieser Gesellschaft, die Zerrüttung einiger Charaktere, die verschiedenen Handlungsstränge und die eindringliche Beschreibung all dessen- hier liegt ein absoluter Jahrhundertroman vor, ein Muss für Literaturinteressierte und auch als Hörbuch bestens umgesetzt.
Mit Ulrich Noethen wurde einer der gefragtesten und angesehensten Schauspieler Deutschlands als Sprecher gewonnen. Er spricht hier mit einer Intensität, die beeindruckt und den Hörer fesseln kann. Mit zahlreichen Finessen und einer facettenreichen Stimme kann er beeindrucken und besonders die unterschiedlichen Charaktere formen. Gerade dies ist seine Stärke, mit leichten Veränderungen in Klang, Tonhöhe und Rhythmus verleiht er jedem einen absolut individuellen Klang, ohne seine Stimme allzu sehr zu verstellen oder gekünstelt zu wirken. Die vielen kleinen Spannungsbögen des Romans kann er bestens aufgreifen und weiter ausführen – hervorragend!
Die 6 MP3-CDs dieses Hörbuches sind in einem ansehnlichen und hübsch gestalteten Digipack eingefasst. Die einzelnen Discs stecken dabei hinter Papplaschen, die entweder mit einem Foto gestaltet sind oder einen kleinen Text zeigen, beispielsweise Zitate oder die obligatorischen Infos zu Autor und Sprecher. Bei einer Veröffentlichung in dieser Preisklasse wäre jedoch ein kleines Booklet mit weiterreichenden Informationen schön gewesen.
Fazit: Ein absolut hörenswerter Klassiker der Weltliteratur, vollständig gelesen und beeindruckend von Ulrich Noethen vorgetragen. Die komplexe Handlung aus verschiedensten starken Charakteren, Ereignissen und Verstrickungen, die Einbindung in geschichtliche Ereignisse und die Betrachtung über mehrere Jahre machen aus „Krieg und Frieden“ ein Ereignis, das einen eine lange Zeit begleiten kann.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-299-3
Die Rache der Superhelden
Erster Eindruck: Der stinknormale Leon ist wieder da
Die Bewohner aus Mega-City haben ihr Superheldendasein an den Nagel gehängt und versuchen ihr Leben auf normale Weise zu meistern. Und dabei hilft ihnen gerade Dr. Schröder, der sie noch vor kurzem vernichten wollte. Das kommt Leon doch ziemlich seltsam vor, er wittert eine neue Verschwörung des Superschurken. Und als ein riesiger Meteorit genau auf Mega-City zurast, ist die ganze Stadt in Gefahr – und nur Leon scheint sie retten zu können…
Schon der erste Teil der Superhelden-Reihe von Heiko Wolz ist auch als Hörbuch beim Audio Verlag erschienen, nun wird mit „Die Rache der Superhelden“ nachgelegt und wieder eine ziemlich witzige und skurrile Geschichte erzählt. Am Anfang wird die Grundsituation geschildert, die direkt an den Ausgang des ersten Teils anknüpft. Die Veränderungen in Mega-City sind groß, die vorher so hochmütigen und selbstverliebten Superhelden prahlen nun zwar nicht mehr mit ihren Kräften, dennoch wirkt hier vieles sehr spaßig, der großartige Humor des ersten Teils kommt auch hier wieder bestens zur Geltung. Dafür fällt die Story im direkten Vergleich doch ab, trotz der großen Bedrohung durch Dr. Schröder und den Kometen mag nicht so recht Spannung aufkommen. Das liegt vielleicht auch am recht langsamen Erzähltempo, sodass sich die Geschichte nur schwerfällig weiterentwickelt. Und ganz so frisch und unkonventionell wie Teil eins wirkt diese Handlung auch nicht. Im Vergleich zum ersten Teil fällt die Fortsetzung also ab, kann aber immer noch mit Witz und jeder Menge lustiger Einfälle überzeugen.
Wieder ist es Patrick Mölleken, der als Sprecher die Geschichte lebendig werden lässt. Er spricht sehr charmant und bringt den Witz somit bestens zur Geltung, kann aber auch die einzelnen Charaktere gekonnt in Szene setzen. Dabei setzt er den Stil des ersten Bandes vor und hat stets einen leicht spöttischen Unterton, den er mal mehr, mal weniger stark zur Geltung bringt.
Diese Umsetzung ist als szenische Lesung konzipiert, und so wird Patrick Mölleken als Sprecher von zahlreichen Geräuschen begleitet, die die einzelnen Szenen gekonnt betonen. Diese wirken mal realistisch, mal witzig überdreht und bieten eine gekonnte Mischung für die anvisierte Zielgruppe ab neun Jahren. Musik ist dafür kaum zu hören, nach der Intromelodie ist kaum welche zu hören.
Die Gestaltung ist im typischen Look des Labels sehr klar aufgeteilt. Das Titelbild ist im witzigen Comicstil gehalten und zeigt neben Leon wieder ein paar Superhelden, die durch die Lüfte fliegen. Auch der angesprochene Meteorit ist zu sehen. Wie das Titelbild ist Türkis auch die dominierende Farbe in der restlichen Aufmachung, auch Motive vom Cover werden hier immer wieder aufgegriffen.
Fazit: Mit dem ersten Band der Serie kann „Die Rache der Superhelden“ zwar nicht ganz mithalten, ist aber immer noch sehr witzig und skurril geworden. Durch Patrick Mölleken wird der Geschichte zusätzliches Leben eigehaucht und wird zu einem gelungenen Hörbuchspaß.
VÖ: 1.August 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-291-7
Achtung, Milchpiraten – 2. Rache für Rosa!
Erster Eindruck: Jetzt machen auch die MEDELS Aaargh!
Gerade eben so konnten sich die Milchpiraten aus dem Schlamassel mit der missglückten Grillparty herauswinden, da kommt neues Ungemach auf sie zu: Die Mädchenbande von der Nachbarinsel Ping hat Beweisfotos dieser Party und will eine Gegenleistung, um diese nicht den Eltern der Milchpiraten zuzuspielen. Die Milchpiraten wissen gar nicht, was sie machen sollen, als die Ereignisse sich überschlagen…
Weiter geht es mit den Milchpiraten, von denen Kai Lüftner schon im ersten Band so herrlich erfrischend erzählt hat. Und auch in Sachen Hörbuch geht es mit der gleichen Besetzung weiter, wieder sind Bürger Lars Dietrich und Leon Seibel zu hören. Die Sprache ist wieder als gelungenes Kernelement der Geschichte zu sehen, sie ist locker, witzig, frech und unkonventionell, ohne ins Alberne oder grammatikalisch Unkorrekte zu fallen. Die Handlung ist wieder turbulent und spaßig, natürlich geht es wieder drunter und drüber, von einer komischen Situation geraten Matz und die anderen in die nächste. Doch dabei geht dieser Band etwas weiter als sein Vorgänger und zeigt die Milchpiraten nicht nur von ihrer etwas raubeinigen und coolen Seite, sondern lässt sie auch mal ganz schüchtern sein. Und so kommt sogar eine Moral in die Geschichte, zeigt, dass man sich auch nur mit Worten wehren kann – und das ganz nebenbei ohne erhobenen Zeigefinger. Toll, wie trotz aller Leichtigkeit, Lockerheit und dem Witz hier auch eine Entwicklung der Charaktere zu beobachten ist.
Wie oben bereits erwähnt ist das bewährte Sprecherduo aus dem ersten Teil erneut zu hören. Bürger Lars Dietrich ist dabei der Erzähler und ziemlich gut aufgelegt. Er steigert sich richtig in die Geschichte herein, greift den Witz sehr gut auf und spricht sehr launig und in angemessenem Sprechtempo. Ihm zur Seite steht Leon Seibel, der einige Situationen direkt aus der Sicht von Milchpirat Matz spricht, dabei auch hauptsächlich den Humor hervorhebt, aber eben auch die gefühlvollere Seite des Jungen zeigen kann.
Neben den Stimmen von Dietrich und Seibel sowie der anfänglichen ziemlich witzigen und schmissigen Titelmelodie sind es besonders Geräusche, die als Stilmittel eingesetzt werden. So erscheinen die einzelnen Szenen sehr vielfältig, einige Vorgänge kommen besser zur Geltung. Und so wirkt „Rache für Rosa“ fast so lebendig wie ein Hörspiel, auch wenn nur zwei Sprecher eingesetzt wurden.
War das Cover zum ersten Teil noch knallorange, ist es dieses mal ziemlich rosa. Neben einem weißen Streifen, in dem der Titel steht, ist dies die Hintergrundfarbe. Einige Mädchenarme reichen in das Cover hinein und halten verschiedene Gegenstände, beispielsweise einen Knochen oder ein Schild mit Totenkopf, einmal wird sogar ein Herz mit den Fingern geformt. Ein durchaus ansprechendes Cover, nur dürften einige Jungs von der Farbgebung abgeschreckt werden.
Fazit: Auch der zweite Teil der Buchreihe ist wieder herrlich klamaukig, turbulent und temporeich. Doch hier steckt auch noch mehr dahinter, mit der Begegnung mit den MEDELS kommt eine ganz andere Komponente mit in die Handlung, die Gefühle der Protagonisten werden so altersgemäß sehr gut beschrieben. Sehr hörenswert!
VÖ: 1.August 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-287-0
Der Herodes-Killer (Mark Roberts)
Erster Eindruck: Bestialische Mordserie an schwangeren Frauen
Ein Serien-Mörder versetzt London in Angst und Schrecken. Er entführt schwangere Frauen, entfernt ihnen das ungeborene Baby aus dem Leib und füllt die Gebärmutter mit Steinen aus, um die Frauen dann irgendwo in der Stadt abzulegen. Das Team um David Rosen tappt lange Zeit im Dunkeln, bis er aus der katholischen Kirche einen Tipp bekommt, der bis ins 13. Jahrhundert reicht – denn dort wurde auf ähnliche Weise getötet…
Mark Roberts veröffentlicht mit „Der Herodes-Killer“ seinen ersten Thriller für Erwachsene und hat dabei bei den Taten gleich sehr schwere Geschütze aufgefahren. Das entsprechende Hörbuch ist beim Audio Verlag erschienen und umfasst 5 CDs mit einer Laufzeit von etwa 390 Minuten. Die dargestellten Gewaltverbrechen sind nichts für schwache Nerven und verlangen dem Hörer schon einiges ab. Die unvorstellbare Grausamkeit, mit der hier schwangere Frauen getötet werden und auch den Föten keine Chance zum Überleben gegeben wird, erschüttert zutiefst. Darum gestrickt ist eine Geschichte, die immer neue Erkenntnisse bietet, immer weiter die Hintergründe der bestialischen Morde aufdeckt und mit kleinen Überraschungen kurzweilig bleibt. Auch das Ende ist dann sehr gut erzählt und klärt die vorher gestellten Fragen restlos auf. Ein Wermutstropfen ist dann aber doch zu beklagen: Zu offensichtlich legt Mark Roberts am Anfang die Fäden aus, zu deutlich scheint der mögliche Täter durch sein Konstrukt hindurch. Schade, denn so geht einiges an Spannung und Überraschungspotenzial verloren. Die Einbindung von David Roses Frau als mögliches nächstes Opfer bringt dann aber die Spannung zurück und lässt „Der Herodes-Killer“ doch noch zu einem lohnenswerten Hör-Thriller werden.
Sprecher des Hörbuches ist Jürgen Holdorf, der seine Sache ziemlich gut macht. Seine Stimme vermittelt stets eine gewisse Ruhe und setzt eher auf die spannende Entwicklung der Handlung als auf schnelle Schockeffekte. Bei den besonders dramatischen Szenen erhebt er aber auch seinen Klang, sodass ein durchaus dynamischer Eindruck entsteht. In der wörtlichen Rede schafft er es, jedem Charakter einen eigenständigen Klang zuzuordnen, der unverkennbar und passend ist.
Das Titelbild zeigt – typisch für das Genre – ein schlichtes Motiv vor einem tiefschwarzem Hintergrund. Hier wurde der Titel des Buches in roten Buchstaben zu einem christlichen Kreuz zusammengesetzt, von dem Rauch aufzusteigen scheint. Im Inneren dominieren Fotos einer altertümlichen Kirche das Erscheinungsbild, was gut zum Thema der Geschichte passt. Auch die üblichen Kurzinfos zu Autor und Sprecher dürfen hier nicht fehlen.
Fazit: Mark Roberts liefert hier ein ordentliches Erstlingswerk ab, das neben aller Spannung und dem heftigen, sehr interessanten Thema auch einige Schwachstellen bietet. So ist die zu frühe Auslegung einer deutlichen Spur, die sich am Ende auch als wahr herausstellt, etwas unglücklich und nimmt viel von der Spannung. Die Umsetzung als Hörbuch ist durch den guten Sprecher gelungen.
VÖ: 1.August 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-277-1
Inferno (Dan Brown)
Erster Eindruck: Gewohnte Kost des Verschwörungsexperten
Robert Langdon wacht in einem Florenzer Krankenhaus auf und hat Teile seines Gedächtnisses verloren. Doch scheinbar verfolgt ihn noch ein dunkles Geheimnis: In unheimlichen Visionen will eine mysteriöse Frau ihm anscheinend etwas Wichtiges mitteilen. Als eine ihm unbekannte Agentin ins Krankenhaus eindringt und versucht, Langdon umzubringen, macht er sich selbst auf die Suche nach seiner Vergangenheit – und stößt auf ein unglaubliches Geheimnis, das die ganze Welt verändern könnte…
„Inferno“ ist der mittlerweile vierte Roman von Dan Brown, der sich mit Robert Langdon beschäftigt. Und wie auch die Vorgänger ist das zugehörige Hörbuch bei Lübbe Audio erschienen. Natürlich ist der Ausgangspunkt ein anderer, und auch die Verschwörung, das Geheimnis hinter dem Roman, ist neu und hält eigene Elemente bereit. In Sachen Storyverlauf setzt Brown jedoch wieder auf gewohnte Kost. Gleich mehrfach ist Langdon auf der Flucht vor seinen scheinbar übermächtigen Gegnern, muss mehrfach kryptische Rätsel entschlüsseln und alte Artefakte mit uralten Botschaften untersuchen. Das ist schon bekannt und in den vorigen Romanen (und auch anderen Werken, die nicht von diesem Autor stammen) schon mehrfach durchexerziert worden. Und so ist es nur wenig überraschend, wenn Langdon immer wieder einen neuen Schlupfwinkel findet und dabei noch die Schönheit der italienischen Stadt betrachten kann. Auch die eingebauten Wendungen sind nicht wirklich überraschend und gerade bei Kenntnis der vorigen Bände durchaus vorhersehbar. Über einige Szenen kann man dann auch nur leicht den Kopf schütteln, sie wirken doch arg an den Haaren herbeigezogen. Nichtsdestotrotz kann die eingebaute Verschwörungstheorie fesseln und bietet dem Hörer einige interessante Gedankenspiele, das komplexe Geflecht aus Geheimorganisationen und alter Geschichte ist wieder sehr gut gelungen. Die enge Einbindung der „Göttlichen Komödie“ von Dante (im Übrigen sind keinerlei Vorkenntnisse von Nöten) ist dabei ein zusätzlicher Reizpunkt. Ein Roman mit Schwachpunkten, der aber mit einem sehr spannenden Hintergrund punkten kann.
Wolfgang Pampels markante Stimme scheint wie geschaffen für diesen Roman, er kann die kryptischen Andeutungen und unheilvollen Hinweise sehr intensiv wirken lassen und legt dabei besondere Dramatik in seine Stimme. Auch die actionbetonten Szenen bekommen durch ihn eine gelungene Dynamik und wirken temporeich und spannend. Auch das Ende, so unglaublich es zu sein scheint, kann er glaubhaft und eindringlich darstellen.
Die 6 CDs mit etwa 450 (!) Minuten Laufzeit sind in einem hübsch gestalteten Digipack zum gleich mehrfachen Aufklappen untergebracht. Natürlich fehlen hier die fast schon obligatorischen Kurzinfos zu Autor Dan Brown und Sprecher Wolfgang Pampel nicht, ansonsten wird der vorhandene Platz eher für Werbung genutzt. Sehr gelungen ist das Cover, das die düstere Skyline von Florenz abbildet und mit düsteren, grauen Farben arbeitet. Der dunkelrote Schriftzug hebt sich hiervon deutlich ab und wurde zudem mit Glanzfolie ausgeprägt.
Fazit: Fans des Autors werden hier bekannte Abläufe geboten, allerdings hat sich der Reiz der scheinbar überraschenden Wendungen deutlich abgenutzt. Ein wenig mehr Varianz hätte hier gut getan. Der Hintergrund der Geschichte ist aber wieder sehr gelungen und spielt mit vielen mysteriösen Andeutungen, die sich langsam zu einem spannenden Ganzen aufbauen. Leider nicht so stark wie die beiden ersten Teile übe Robert Langdon.
VÖ: 14.Mai 2013
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4900-5
Die Elenden (Victor Hugo)
Erster Eindruck: Episches Werk in ungekürzter Lesung
Die Französische Revolution hat bei den Ärmsten der Armen nicht die gewünschte Verbesserung gebracht, immer noch leben sie im tiefsten Elend. Nur der ehemalige Dieb Jean Valjean, der durch die gutmütigen Taten eines Bischofs geläutert wurde, konnte sich befreien und tut nun als Unternehmer gute Taten, um die Armut zumindest etwas einzudämmen. Auch das kleine Waisenmädchen Cosette findet bei ihm ein neues Zuhause. Doch der Polizeiinspektor Javert sucht bald in seiner Vergangenheit…
„Die Elenden“, oder vielleicht auch besser unter dem französischen Originaltitel „Les Miserables“ bekannt, gehört zu den absoluten Klassikern der Weltliteratur und hat unzählige Umsetzungen erfahren. Der Audio Verlag hat nun die komplette Lesung, die in den 90er Jahren entstanden ist, wieder veröffentlicht –diese hat mit einer Laufzeit von etwa 57 Stunden eine wahrhaft imposante Länge. Und da ist es kaum verwunderlich, wenn es doch etliche langatmige, fast schon zähe Passagen gibt, Autor Victor Hugo hat vieles in erschöpfenden Detailreichtum geschildert und jede noch so kleine Gefühlsregung, jeden nebensächlichen Umstand mit zahlreichen Worten zu Papier gebracht. Wer kurzweilige Zerstreuung sucht, greift hier besser nicht zu. Dafür wird man von einem ganz besonderen Werk belohnt, das vor Nächstenliebe in den elenden Zeiten nur so strotzt, von Düsternis und Trostlosigkeit berichtet, aber auch kleine Lichtblicke erlaubt. Dabei hangelt sich die Handlung an dem Leben von Jean Valjean entlang, erzählt von seiner Kindheit als einfacher Dieb, seiner Zeit auf der Strafgaleere, seiner Unterkunft bei einem gütigen Bischof. Hauptteil ist aber die Gegenwart, in der der geläuterte Mann immer wieder den „Elenden“ hilft und für Milderung des Leids sorgt. Seine aufrichtige Liebe zu seiner Ziehtochter weiß dabei ebenso zu berühren, während sein Antagonist Javert für eine bedrohliche Stimmung sorgt. In epischer Breite wird dies alles geschildert und entfaltet so eine ganz besondere Atmosphäre, verlangt vom Hörer aber auch einiges an Durchhaltevermögen. Nach den ersten Stunden, die besonders langwierig scheinen, wird der Verlauf aber ein wenig flüssiger – doch bis dahin werden sicherlich einige aufgeben.
Gert Westphal ist der Sprecher des Hörbuches und schafft es, die Spannung über die gesamte Laufzeit zu halten, immer weiter auszubauen und der Handlung Struktur zu geben. Doch besonders gelungen ist seine Schilderung des Leids und des Elends in den dunkelsten Winkeln, der Trostlosigkeit und der Hoffnungslosigkeit. Hier bekommt der Hörer einen ungefilterten Eindruck, der einen so schnell nicht loslässt, die so sehr nahe, sehr lebendig wirkt. Doch auch die ganz großen Gefühle, die unerschütterliche Liebe, die Großmut, die Nächstenliebe, all das wirkt sehr präsent und kann durch kleine Variablen in seiner Stimme bestens vermittelt werden.
Ganze sechs MP3-CDs sind hier nötig, um das komplette Werk auf die silbernen Scheiben zu pressen. Verpackt sind diese in ein stabiles und ansehnliches Digipack, die einzelnen CDs stecken hier hinter Papplaschen. Das Innere wie das Äußere ist in dunklen, erdigen Tönen gehalten, ein kleines Booklet mit einem Text über das Werk wäre aber doch wünschenswert gewesen, die fehlende Ausstattung mindert den hochwertigen Eindruck dann doch etwas. Das Titelbild zeigt ein recht berühmtes Motiv und erinnert an den damaligen Zeitgeist.
Fazit: Ein eindrucksvolles, epochales Werk voller tiefgreifender Emotionen, voller detaillierter Beschreibungen, aber auch voller langatmiger Passagen. Gerade durch den zähen Anfang muss man sich etwas quälen. Aber diese ausführliche Erzählweise bietet auch ein außergewöhnliches Hörerlebnis, das durch den hervorragenden Vortrag Westphals verstärkt wird. Eine Empfehlung, wenn man sich für klassische Literatur interessiert.
VÖ: 1.August 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-327-3
Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe (Suzanne Collins)
Erster Eindruck: Weitere Bedrohung für Katniss
Ihren Sieg bei den Hungerspielen kann Katniss nicht lange genießen. Denn obwohl sie ein eigenes Haus und genügend Geld für sich und ihre Familie gewonnen hat, setzt Präsident Snow sie weiter unter Druck. Rebellionen stehen im ganzen Land Panem an, und mit der Tour der Sieger sollen sie und Peeta die Menge beruhigen. Die neuen Hungerspiele hingegen bieten eine neue Wendung: Katniss muss erneut teilnehmen…
„Die Tribute von Panem“ ist eine der erfolgreichsten Jugendbuchserien der letzten Jahre, neben den vielverkauften Romanen sind auch die zugehörigen Hörbücher erschienen – allerdings nur in gekürzter Version. Drei Jahre danach gibt es nun auch die ungekürzte Lesung auf MP3-CD zu kaufen, sodass man in den vollen Genuss der Geschichte kommen kann. Der zweite Band „Gefährliche Liebe“ setzt kurz nach den Ereignissen des ersten Bandes an und beschwört damit wieder diese intensive und bedrohliche Stimmung herauf. Auch der Hörer ist schnell wieder in der Handlung verankert und fiebert den kommenden Ereignissen entgegen. Dabei ist die charakterliche Veränderung deutlich spürbar, durch die letzten Hungerspiele deutlich gezeichnet sind Katniss und Peeta härter geworden. Schnell geht es mit den weiteren Entwicklungen weiter, die die Spannung in immer neue Höhen drehen und die Bedrohung durch das Kapitol noch deutlicher herausstellen. Auch die Gesellschaftskritik liest sich deutlich heraus, die Parallelen zur heutigen Welt sind nicht zu überlesen und lassen nachdenken, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickeln könnte. Dass eine Rückkehr zu den Hungerspielen als zentrales Element des ersten Bandes ansteht, kommt nicht sonderlich überraschend, doch wird dies wieder sehr spannend, lebendig und bedrückend dargestellt. Dabei steht Katniss mit ihrer eigenen Gefühlswelt stets im Mittelpunkt, beurteilt die Ereignisse aus ihrer Sicht, aber auch ihr Misstrauen und ihre Angst bei den Hungerspielen werden bestens dargestellt. Doch der sehr eindringlichen und lebendigen Handlung, die mir sogar noch etwas besser gefallen hat als der erste Teil, wird durch ein wirklich unerwartetes und heftiges Ereignis am Ende des Hörbuches gekrönt, das den Hörer völlig in der Luft hängen lässt und sehr gespannt auf den dritten Teil macht.
Wieder ist es Maria Koschny, die den Roman liest. Ihre Stimme ist nicht nur den Hörbuchhörern schon bekannt, sie spricht auch die Synchronisation der Katniss in den Filmen. Sie kann die Ereignisse sehr eindringlich darstellen, setzt den Druck in ihrer Stimme gekonnt ein und schafft es so, die Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Das Elend und das Leid kann sie ebenso darstellen wie die leise Hoffnung, die sich einschleicht, ebenso wie die Kritik an der dekadenten Gesellschaft des Kapitols. Auch bei ihr stets Katniss mit ihrer reichhaltigen Gefühlswelt im Mittelpunkt, facettenreich und glaubwürdig kann Koschny sie darstellen.
Das Titelbild ähnelt dem zum ersten Band stark, wieder ist das Gesicht einer jungen Frau halb im Schatten, halb von Blättern bedeckt. Diese haben jedoch hier eine rote Einfärbung, ebenso wie der Schriftzug. Das aufklappbare Digipack wird hier durch einen stabilen und ansehnlichen Pappschuber eingefasst. Innen gibt es neben Biographien von Autorin Suzanne Collins und Sprecherin Maria Koschny noch eine ausführliche Trackliste sowie einige eigens entstandenen Fotos von Koschny.
Fazit: Kaum ein Kenner des ersten Teiles wird sich dem Sog dieser genialen Fortsetzung entziehen können. Noch dramatischer, noch heftiger, noch kritischer als der erste Band wird wieder eine sehr spannende Geschichte gestrickt, die die beginnende Rebellion in den Distrikten zum Thema hat und mit einem überraschenden Cliffhager endet. Ein Muss, wenn man den ersten Band schon kennt!
VÖ: 1.August 2013
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0702-3
Thomas Mann – Die großen Erzählungen
Erster Eindruck: Literarische Meisterwerke in intensiven Lesungen
Der erfolglose und einsame Schriftsteller Spinell, der es in seinem Leben bisher nur auf eine einzige Veröffentlichung gebracht hat, zieht sich in das in den Bergen gelegene Sanatorium Einfried zurück. Die bald darauf eintreffende Kaufmannsfrau Klöterjahn fasziniert ihn sogleich… (Tristan)
Gustav von Adelbach, für seine literarischen Werke geadelt, reist nach Venedig. Dort begegnet er Tadzio, einem etwa vierzehnjährigen Jungen und dessen Schönheut und Anmut alsbald verfallen. Zuerst schiebt er dies einem ästhetischen Empfinden zu, doch bald muss er eingestehen, dass er den Jungen liebt… (Der Tod in Venedig)
Eine Deutsche Familie, die in Italien einen Urlaub verbringt, fühlt sich wegen der angespannten Stimmung nicht sehr wohl. Auch einige Diskriminierungen müssen sie ertragen. Obwohl die vorzeitige Abreise im Raum steht, entscheiden die Eltern den Kindern zuliebe noch die Aufführung eines Magiers zu besuchen… (Mario und der Zauberer)
Die Freunde Nanda und Schridamann sind sich sehr nahe, obwohl die so unterschiedlich sind. Während Nanda von schöner Gestalt, aber schlichtem Gemüt ist, ist der Kaufmann Schridamann vergeistigt und intelligent. Auf einer gemeinsamen Reise begegnen sie der anmutigen Sita, die sich später mit Schridamann vermählt – aber sich heimlich nach Nandas Körper verzehrt… (Die vertauschten Köpfe)
Mose, das uneheliche Kind einer Pharaonentochter, wächst unter einfachen Verhältnissen in einer hebräischen Familie auf. Als Knabe wird er von seiner Mutter zurückgeholt und in ein ägyptisches Internat gebracht. Doch als er Jahre später von Gott durch einen brennenden Busch erfährt, dass er dazu bestimmt ist, sein Volk zu befreien, bricht er erneut auf… (Das Gesetz)
Der Hörverlag veröffentlicht neben zahlreichen zeitgenössischen Hörspiel- und Hörbuchproduktionen auch immer wieder Klassiker der Literatur. Nachdem von Autor Thomas Mann vor einiger Zeit eine Box mit Hörspielproduktionen einiger seiner Werke veröffentlicht wurde, ist das entsprechende Pendant nun auch als Hörbuch erhältlich. Fünf seiner Erzählungen sind hier von Gert Westphal gelesen, dabei handelt es sich um Tristan, Der Tod in Venedig, Mario und der Zauberer, Die vertauschten Köpfe sowie Das Gesetz. Allen gemein ist die anspruchsvolle Sprache, die sich einem nicht immer so leicht erschließt, die unglaublich viele Feinheiten und Facetten in sich birgt. Dem muss man sich öffnen und insbesondere Zeit und Aufmerksamkeit widmen, als launige Unterhaltung für zwischendurch eignet sich diese Box wahrlich nicht. Der Einstieg ist mit „Tristan“ gut gelungen, das etwa zwei Stunden währende Drama um den kränklichen Schriftsteller und der Kaufmannsgattin ist von der Handlung her recht zugänglich, auch wenn einige sprachliche Passagen sperrig wirken. Die bildhafte Ausdrucksweise zieht sich aber durch alle hier gelesenen Werke, nach einiger Zeit hat man sich an sie gewöhnt. „Der Tod in Venedig“ ist eines der berühmtesten Bücher Manns, durch die Reduzierung auf Westphals Stimme kommen die Begierde und die Faszination der Hauptfigur sehr gut zur Geltung. „Mario und der Zauberer“ stellt sich als nicht so leicht zugänglich dar, da der anfängliche verdorbene Urlaub des Ich-Erzählers nur losen Zusammenhang mit der späteren Vorstellung des Zauberers zu haben scheint. Diese ist jedoch in ihrer Dramatik und der Wirkung auf den Hörer sehr eindringlich gelungen. „Die vertauschten Köpfe“ mit etwa vier Stunden das längste, aber auch zugänglichste und kurzweiligste der hier präsentierten Stücke. Der Einfluss indischer Mythologien und die gradlinige und konsequente Charakterdarstellung fangen den Hörer schnell ein. Durch den eher lockeren Verlauf bietet diese Geschichte verschiedene Herangehensweisen und Interpretationsmöglichkeiten. Abschließend wird mit „Das Gesetz“ noch eine Nacherzählung einer biblischen Geschichte geboten, die Moses schweren Lebensweg nachzeichnet. Die Mischung aus oft scherzhaftem Ton und sehr ernsten Hintergrund ist gelungen und bietet eine andere Perspektive. Der literarische Wert der Geschichten kann kaum bestritten werden, zudem ist diese Sammlung an ganz verschiedenen Werken mit unterschiedlichen Hintergründen und Entstehungszeiten eine sehr gute Auswahl aus Manns Werk und erlaubt, sich dieser anspruchsvollen Literatur zu nähern.
Hervorragend werden all diese Werke von Gert Westphal, der für sie wie geschaffen scheint und sich mit Inbrunst und Leidenschaft der Sache hingibt. Seine tiefe, intensive Stimme dröhnt, donnert und wettert, kann sich aber auch zurücknehmen, leise, ernsthaft und betont wirken. Er spricht sehr dynamisch und erzeugt durch die wechselnden Stimmungen Bilder im Kopf des Hörers, verstärkt eigenständig die jeweils vorherrschende Atmosphäre, sodass selbst anspruchsvolle Passagen besser verständlich werden. In der wörtlichen Rede schafft er für die Charaktere ganz eigene, individuelle Klänge, ohne sich zu verstellen oder den Blick für die Handlung zu verlieren.
Die Aufmachung der Box ist hochwertig und aufwendig. Die stabile Pappbox ist in roten und orangen Farbtönen gehalten, nur eine schliche Fotografie setzt sich in schwarz-weiß auf der rechten Seite des Covers ab. Im Inneren sind die einzelnen CDs in schlichten Papphüllen untergebracht, die unterteilt nach Erzählung ein anderes Foto von Mann enthalten. Auf der Rückseite sind jeweils Zitate von Westphal zu finden. Herzstück des Ganzen ist aber ein umfangreiches Booklet, in dem zahlreiche zusätzliche Informationen zu finden sind.
Fazit: Fünf Werke von Thomas Mann, ganz unterschiedlich in Form, Ursprung und Wirkung, aber sehr wertvoll und hörenswert. Neben leicht zugänglichen Erzählungen sind auch sperrige Geschichten zu finden, sodass man sich langsam an das Werk des Autors herantasten kann. Die Lesung von Gert Westphal ist sehr intensiv und eindringlich, die Stimmungen dabei vielfältig. Ein großes Lob an diese großartige Zusammenstellung, für Literaturfans ein Muss.
VÖ: 23.September 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1165-9
Golem und Dschinn (Helene Wecker)
Erster Eindruck: Eindrucksvoller Debutroman
Auf der Überfahrt nach New York wird unter Deck eines Auswandererschiffs ein Golem erschaffen, ihr Name ist Chava. Doch ihr Erschaffer stirbt, und so muss sie sich allein in New York herumschlagen – glücklicherweise trifft sie auf einen hilfsbereiten Rabbi, der sie unterstützt. Und auch der Dschinn Ahmad, ein Wesen des Feuers, wird aus seinem Gefängnis befreit und muss sich unter den Menschen zurechtfinden. Eher durch Zufall kreuzen sich bald die Wege der beiden magischen Wesen…
Helene Wecker hat mit „Golem und Dschinn“ ihren Debutroman abgeliefert, dieser wurde auch zeitnah zum Veröffentlichungstermin vom Audio Verlag als Hörbuch vertont. Und dabei hat die US-Amerikanerin verschiedene Genres miteinander verknüpft, Fantasy und historischer Roman sind darin ebenso verarbeitet wie philosophische Gedanken und Anknüpfung an poetische Liebesgeschichten, herausgekommen ist ein Gemisch, das sich noch am ehesten als Urban Fantasy titulieren lässt. Und trotz dieser wilden Mischung ist dieses Buch so herzergreifend, so träumerisch, so poetisch geworden, dass es einem schnell ans Herz wächst und daraus nicht so bald wieder entlassen wird. Die beiden phantastischen Figuren Chava und Ahmad stehen dabei im Mittelpunkt und begleiten den Hörer durch die Handlung, haben beide trotz ihrer Andersartigkeit sehr menschliche Gefühle. Die tiefgängigen Gedanken der beiden, die philosophischen Fragen nach Sinn, Daseinsberechtigung und Vertrauen sind sehr poetisch formuliert und treffen ins Herz, lassen nachdenken und hallen noch lange nach. Zuerst werden beide allein vorgestellt, erst im weiteren Verlauf werden die beiden Handlungsstränge zusammen- und weitergeführt. Dabei geht es erfreulicherweise nicht um die Rettung der Welt, sondern um eine sehr menschliche Bedrohung für den Golem und den Dschinn. Alles wirkt hier sehr präsent und wird durch treffende Wortwahl und einen abwechslungsreichen Verlauf sehr kurzweilig und intensiv geschildert. Um diese Haupthandlung ranken sich einige Nebenschauplätze von anderen Charakteren, aber auch die Vorgeschichte der beiden wird immer wieder thematisiert, sodass ein sehr umfassender Eindruck der Geschichte entsteht. Die Kulisse des Jahres 1899 wird dabei sehr gut genutzt und gibt der Geschichte einen interessanten Anstrich, der damalige Zeitgeist fließt immer wieder in die Entwicklung der Geschichte mit ein. Ein wirklich phantastischer Roman und für mich eine der Neuentdeckungen dieses Jahres.
Als Sprecher wurde Boris Aljinovic ausgewählt, und er macht seine Sache wirklich hervorragend. Seine tiefe, getragene Stimme sorgt für eine angenehme Grundatmosphäre, sein Lesestil ist eingängig und dynamisch. Leicht verstellt er die Stimme bei der wörtlichen Rede und formt die Charaktere damit noch weiter aus, gibt ihnen Ausdruck und Dringlichkeit. Auch die poetische Wortwahl kann er gut herüberbringen und sorgt dabei teilweise für verträumte Momente.
Das Cover zu dem Hörbuch trifft die Stimmung des ganzen Romans auf den Punkt. Es zeigt eine lichtdurchflutete Halle zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit vielen Menschen in der passenden Kleidung. Es ist ganz in schwarz-weiß gehalten und spielt sehr gut mit Licht und Schatten. Das stabile Digipack, in dem die sechs CDs untergebracht sind, macht einen hochwertigen Eindruck, natürlich sind auch Kurzinfos zu Autorin und Sprecher enthalten.
Fazit: Helene Wecker hat einen sehr beachtens- und hörenswerten Roman verfasst, in den ich mich schnell vernarrt habe. Neben der beeindruckenden Kulisse von New York im Jahr 1899 und den vielen interessanten Nebencharakteren faszinieren mich die beiden Hauptcharaktere mit ihren tiefgreifenden Gedanken. Der philosophische Ansatz gepaart mit einer spannenden Handlung ist sehr empfehlenswert.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-320-4
Die dunklen Gassen des Himmels (Tad Williams)
Erster Eindruck: Anwalt der verstorbenen Seelen
Bobby Dollar ist ein Anwalt und verbringt seine Zeit gerne in schummerigen Bars und nimmt seine Arbeit nicht immer ganz so ernst. Doch hinter dem sarkastischen Mann steckt noch mehr, denn Bobby ist eigentlich ein Engel und kämpft vor dem himmlischen Gericht für die Seelen der Verstorbenen, um sie vor der Hölle oder dem Fegefeuer zu bewahren und in den Himmel zu bringen. Doch eine neue Gefahr schleicht sich in das bisher ausgeglichene Gleichgewicht…
Tad Williams war bisher eher für sehr ernsthafte Fantasy-Literatur bekannt, düstere Zukunftsvisionen oder vielschichtige neue Welten waren bisher die Grundlage für seine Romane. Mit „Die dunklen Gassen des Himmels“ hat er nun eine neue Trilogie gestartet, die ganz anders anmutet. Da dazugehörige Hörbuch ist beim Hörverlag wegen seiner Länge auf zwei MP3-CDs mit einer Laufzeit von deutlich über 17 Stunden erschienen. Als Grundlage wurde hier die Bibel verwendet, der die Grundpfeiler des christlichen Glaubens nimmt und weiterführt. Himmel und Hölle, Engel und Dämonen existieren in Williams‘ Welt tatsächlich und fechten ihren alltäglichen Kampf aus, doch auch neue Elemente und gelungene Gedanken sind vorhanden und erlauben einen etwas anderen Blick auf den christlichen Glauben. Vor dieser Kulisse entsteht eine Geschichte, die zahlreiche Facetten hat, die sich wunderbar ergänzen. Zuerst wäre da der ziemlich düstere und sarkastische Humor (man hört schon so einige Würdenträger empört aufschreien), der besonders durch die Figur des Bobby Dollar transportiert wird. Der Engel ist recht heruntergekommen und verbirgt so einige recht unchristliche Sünden, die sich im Laufe der Handlung offenbaren. Aber auch der Verlauf ist sehr gelungen, es wird düster, gefährlich und sehr, sehr spannend. Auch das Finale kann mit packenden Szenen und einer überraschenden Wendung überzeugen. Ein sehr gelungener und ungewöhnlicher Fantasy-Roman.
Als Sprecher ist hier Simon Jäger zu hören, der wie immer eine sehr gekonnte und professionelle Leistung abliefert. Mit seiner intensiven Stimme kann er die vielfältige Welt zum Leben erwecken und die vielen verschiedenen Situationen ausfüllen. So kommen sowohl der Humor des Buches als auch die düsteren und unheilvollen Szenen sehr gut zur Geltung. Mit kleinen Kunstpausen, veränderten Sprechtempi und variabler Lautstärke kann er einen sehr dynamischen Eindruck hinterlassen.
Natürlich wurde das Titelbild des Romans auch für diese Ausgabe verwendet. Wie die Geschichte selbst ist auch das Motiv ziemlich düster. Durch einen dunklen Himmel brechen zwar Sonnenstrahlen, doch Bobby Dollar mit seinen großen Flügeln nur wenig beleuchtet. Die beiden Discs sind in einem stabilen Digipack untergebracht, neben Informationen zu Autor und Sprecher ist noch eine übersichtliche Trackliste zu finden.
Fazit: Tad Williams hat hier einen sehr außergewöhnlichen Fantasy-Roman geschaffen, in dem er christliche Motive als Hintergrund für eine temporeiche und spannende Geschichte verwendet. Die Hauptfigur des ungewöhnlichen Engels Bobby Dollar ist sehr gelungen, und auch seine Gegenspieler können überzeugen. Ein äußerst hörenswertes Hörbuch mit einem Sprecher in Hochform.
VÖ: 12.August 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1177-2
Erwartung – Der Marco-Effekt (Jussi Adler-Olsen)
Erster Eindruck: Neues von Carl Morck
Der fünfzehnjährige Marco ist ein intelligenter Jugendlicher, lebt aber in einem Sinti-Clan, der ihm jegliches Recht auf Bildung oder Selbstbestimmung verweigert. Vielmehr muss er mit Betteln und Diebstählen Geld verdienen. Als er von den Clanführern zum Krüppel gemacht werden soll, flieht er in die dänischen Wälder - und stößt dort auf die halb verweste Leiche eines Mannes. Und nur wegen der Neugier von Rose gerät Carl Morck an diesen Fall, der wieder weitaus weitere Kreise zieht als angenommen…
Skandinavien ist in, und das nicht nur beim Eurovision Song Contest, dem besseren Schulsystem oder als Reiseziel, sondern auch als in der aktuellen Krimiliteratur. Einer der momentan gefragtesten Autoren dieses Genres ist Jussi Alder-Olsen, der mit „Erwartung“ schon den fünften Band um seinen Ermittler Carl Morck vorlegt. Das zugehörige Hörbuch ist wieder beim Audio Verlag erschienen. Und wieder hat Adler-Olsen es geschafft, nicht nur ein interessantes Grundthema zu finden, sondern auch weitere Erzählfäden zu spinnen und alles zu einem runden Ganzen zu verknüpfen. Anfangs konzentriert sich die Handlung auf Marco und sein Leben, was mit treffenden Worten intensiv beschrieben wird. Erst im weiteren Verlauf schlägt die Geschichte auf Carl Morck und sein Team um, und hier gibt es natürlich auch wieder jede Menge Privates und Dienstliches, was abseits der eigentlichen Handlung geschieht. Carls Querelen im Privatleben, Rose‘ Spitzzüngigkeit und Assads im Dunkeln liegende Vergangenheit sind bewährte Motive aus den vorigen Romanen und werden hier um neue Entwicklungen ergänzt, beispielsweise nimmt ein neuer Vorgesetzter seinen Platz ein, der einiges an Ungemach verspricht. Diese Teile sind durchaus humorvoll aufgearbeitet und im typischen Stil des Autors gehalten. Doch den Hauptteil bildet natürlich der sehr spannend erzählte Fall, der wieder einiges an politischer Brisanz mit sich bringt. Besonders hervorzuheben ist die gelungene Zusammenarbeit von Morck und dem jungen Marco, der eine ganz spezielle Rolle einnimmt. Hier entsteht viel Dynamik und gibt dem Buch einen ganz anderen Anstrich, eine andere Einfärbung als bei seinen Vorgängern. Immer wieder entwickelt sich die Handlung anders, als man vorher gedacht hätte, immer wieder werden falsche Fährten gelegt, kommen überraschende Kenntnisse zu Tage. Das ist alles sehr spannend und sehr dynamisch geschildert, sodass sich Krimifans wieder rundum wohl mit diesem Band fühlen dürften – und das vom Anfang bis zum Ende.
Wolfram Koch hat sich schon bei den vorigen Lesungen zu Carl Morck einen Namen gemacht und die Vorgänger gekonnt mit seiner Stimme in Szene gesetzt. Und auch „Erwartung“ bekommt durch seinen intensiven Klang wieder eine eindringliche Stimmung. Dabei bleibt er meistens recht ruhig, hebt nur an besonders spannenden Stellen die Stimme ein wenig, und lässt dadurch die Worte Olsens für sich sprechen. Er stellt sich nicht in den Vordergrund, bleibt aber auch nicht farblos und hat dadurch eine gelungene Mischung für sich und die Hörer gefunden.
Wie zu erwarten war ist auch das Cover zu dieser Produktion sehr schlicht gehalten und zeigt ein einfaches Symbol vor dem genretypischen schwarzen Hintergrund. Zu sehen ist dabei eine Feder, dessen Kiel nur von recht wenigen roten Federstrahlen bedeckt wird. Der Kiel scheint dabei von innen heraus zu leuchten. Das Digipack scheint mit 8 CDs fast ein bisschen überladen, neben einigen eher unauffälligen Fotografien im Inneren gibt es die typischen Kurzinfos zu lesen.
Fazit: Der neue Fall von Carl Morck spielt auf einige vergangene Ereignisse an und führt die Geschichte um das Ermittlerteam weiter. Diese Seite ist sehr humorvoll und wirkt dem Hörer schnell vertraut, während der eigentliche Fall mit großer Spannung und einem unvorhersehbaren Verlauf punkten kann. Die Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge am Ende ist wieder sehr gelungen.
VÖ: 16.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-306-8
Stoner (John Williams)
Erster Eindruck: Von der Jugend bis ins Alter
William Stoner wächst als Sohn eines Farmerehepaares auf, durch deren harte Arbeit wird ihm aber ein Studium der Agrarwissenschaften möglich. Doch an der Universität entdeckt er seine Leidenschaft zur Literatur und steigt schnell zum Dozenten auf. Auch seiner Ehe mit Edith widmet er viel Gefühl, doch seine Frau bleibt stets kühl und abweisend. Und auch als Dozent verlässt Stoner bald sein Glück…
Viel ist vom literarischen Werk von John Williams nicht mehr bekannt, und auch „Stoner“ hat sich bei seiner Veröffentlichung nicht als großer Publikumsmagnet erwiesen. Erst mit der Wiederveröffentlichung im neuen Jahrtausend fand der Roman wirkliche Beachtung und wurde nun auch als Hörbuch beim Audio Verlag veröffentlicht. Bemerkenswert ist, dass hier kein besonderer oder außergewöhnlicher Mensch betrachtet wird, William Stoner hat weder Charme noch Mut, weder ist er besonders liebenswert noch spaltet er mit einem überbordenden Wesen. Vielmehr ist er ein Träumer, ein Gutmensch, der kaum einen Fuß auf den Boden bekommt und stets mit dem Leben selbst zu kämpfen hat. Der Roman spielt dabei über eine Laufzeit von etwa 50 Jahren und betrachtet seine Jugend ebenso wie sein Alter, fasst sich dabei dementsprechend knapp. Diese komprimierte Erzählweise erlaubt einen umfassenden Blick auf sein Leben, auf die Konsequenzen seines Handelns, auf die Entwicklung seines Charakters. Oft hat man das Gefühl, das andere Personen sein Schicksal, sein Leben mehr beeinflussen als er selbst. Die gewählte Sprache ist dabei so klar wie poetisch, trotz aller manchmal anspruchsvollen Formulierungen kann man dem Verlauf stets einfach folgen, ist gefesselt von dem Fortlauf. Besonders beeindruckend ist dabei die Ehe zu Edith, die so voller Kälte, so voller Distanz ist, dass man die Protagonisten schütteln möchte. Ein beeindruckender und in seiner Schlichtheit faszinierender Roman, der auch nach dem Lesen einen langen Nachhall hinterlässt.
Burghardt Klaußner wurde als Sprecher des Hörbuches ausgewählt, fast 600 Minuten hat er hier eingesprochen. Dabei schafft er es, den Spannungsbogen des Romans auf dieses Medium zu übertragen, von der ersten bis zur letzten Minute ist er sehr präsent und dem Hörer sehr nahe. Dabei bleibt er stets ruhig, fast sachlich, sodass schon kleine Regungen in seiner Stimme große Wirkung haben. Auch in der wörtlichen Rede arbeitet er nicht mit verstellen Stimmen, sondern mit leichten Veränderungen in Tonfall oder Rhythmus. Eine hervorragende Leistung, gern würde ich mehr von ihm hören.
Mit seinen gedeckten Farben und dem dominierenden Beige weckt die Farbgestaltung der Aufmachung Erinnerungen an Stoners oft tristes Leben. Sehr schlicht auch das Cover, das die dunkle Silhouette eines Mannes zeigt, der durch die Straßen geht. Im Inneren ziert lediglich das Panorama-Foto der Universität die Aufmachung, ansonsten werden einige Zitate aus dem Roman ebenso wie die Biographien von Autor und Sprecher abgedruckt.
Fazit: Ein einfacher Charakter im Mittelpunkt, ein schlichtes Leben, aber dennoch ein so ergreifender, tiefschürfender Roman voller Ausdruckskraft. Poetisch und eindringlich, dabei sehr eingängig und voller imposanter Momente. Dazu ein hervorragender Vortrag, der diesem Roman den letzten Schliff verleiht.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-280-1
Der Abschiedsstein – Das Geheimnis der großen Schwerter 2 (Tad Williams)
Erster Eindruck: Simons Reise durch die feindliche Winterwelt
Eines der drei Schwerter, die den grauenvollen Sturmkönig besiegen können, konnte Simon mittlerweile an sich bringen. Gemeinsam mit seinen Freunden folgt er nun dem Ruf der Zauberin Geloe und durchreist die gefahrvolle, winterliche Landschaft zum Abschiedsstein. Doch diese Reise soll nicht ohne Verluste bleiben. Währenddessen ist Prinzessin Miriamel mit einem zwielichtigen Mönch auf der Suche nach Unterstützung für ihren Onkel Josua…
„Das Geheimnis der großen Schwerter“, der in Deutschland als Tetralogie erschienene Fantasy-Epos von Tad Williams, wird kurze Zeit nach der Wiederveröffentlichung als Buchausgabe nun auch erstmals als Hörbuch im Handel sein. Der zweite Teil mit dem Titel „Der Abschiedsstein“ führt die Geschichte aus dem Vorgänger nahtlos fort, sodass man keine Chance hat, der Handlung folgen zu können, wenn man nicht auch „Der Drachenbeinthron“ kennt. Eine so lange Einführung in die Welt des Kontinents Osten Ards ist hier glücklicherweise nicht mehr nötig, sodass der kritisierte langatmige Beginn hier wegfällt. Trotzdem ist die Komplexität nicht zu unterschätzen, bei den zahlreichen handelnden Charakteren kann man schon einmal leicht die Orientierung verlieren. Und auch die vielen Begriffe, die eingeführt wurden, verlangen Aufmerksamkeit und Konzentration. Allerdings ist die dahinterstehende Geschichte so ausgeklügelt, spannend und eindringlich, dass man diese Energie gern aufwendet und sich in diese wunderbare Welt fallen zu lassen. Die beschwerliche Reise Simons steht weiterhin im Mittelpunkt, er muss sich in heftigen Schlachten ebenso beweisen wie vor hinterhältigen Intrigen und Verrat, durchleidet herbe Rückschläge ebenso wie Triumph und Erfolge. Doch auch die dynamischen Wechsel zu anderen Protagonisten, wie beispielsweise zu Prinzessin Miriamel, sind äußerst gelungen und tragen zum hohen Unterhaltungswert bei. Dass man dabei noch weiter in die Mythologie hinter der Reihe steigt, wird einem erst später bewusst. Und auch die Anleihen an die reale Welt sind wieder passend, verschiedene Kulturen wurden dabei übernommen und variiert. Auch der zweite Teil der Tetralogie kann voll überzeugen, schnell ist man wieder in der Handlung verankert und erfreut sich an der komplexen und eindringlichen Handlung.
Selbstverständlich ist es wieder Andreas Fröhlich, der den Epos spricht und dabei eine genauso gute Leistung zeigt wie beim ersten Teil. Er kann die verschiedenen Charaktere bestens darstellen und verleiht jedem sein eigenes Gesicht, kann die jeweiligen Gefühle wiederspiegeln und bringt auch die Geschichte mit spannungsgeladener Stimme vorantreiben. Er schafft mit kleinen Pausen, veränderter Stimmfarbe oder auch heiterer Ausdrucksweise ganz unterschiedliche Atmosphären und bleibt dabei dem Ursprungswerk von Tad Williams sehr treu.
Die vier MP3-CDs mit einer Laufzeit von 34 Stunden sind in einem hübsch gestalteten Digipack untergebracht. Das Titelbild zeigt in intensiven Grüntönen eine Landschaft aus Osten Ard, zu sehen ist ein riesiger felsiger Berg, der stellenweise von einem dichten Wald bewachsen ist. Simon betrachtet diesen aus dem Schatten, das machtvolle Schwert auf dem Rücken. Auch die restliche Gestaltung ist übersichtlich und ansehnlich.
Fazit: Die sehr komplexe und vielschichtige Geschichte erfordert einiges an Aufmerksamkeit, kann aber dafür mit viel Spannung, gelungenen Charakteren und vielen sehr starken Szenen überzeugen.
VÖ: 10.Juni 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3867179782
Lied der Wale (Daniel Thomas)
Erster Eindruck: Radikaler Umweltschützer oder windiger Betrüger?
David MacGregor war einst ein berüchtigter und skrupelloser Banker. Nach dem Verlust seines kompletten Vermögens hat er sich jedoch stark gewandelt und ist zum militanten Walschützer geworden, der selbst auf seinem Schiff auf die Meere hinausfährt. Die Reporterin Leah misstraut der radikalen Drehung jedoch und schleicht sich undercover auf seinem Schiff ein. Doch als sie dann tatsächlich einen Wal retten müssen, verändert sich auch ihre Sicht der Dinge…
Das über Autor Daniel Thomas nicht allzu viel bekannt ist, liegt wohl daran, dass es sich hierbei lediglich um das Pseudonym zweier Wissenschaftler handelt. Gemeinsam haben sie nun den Roman „Lied der Wale“ geschrieben, der vor allem vom Umweltschutz und der Rettung der Wale handelt. Hauptperson ist die engagierte Journalistin Leah, aus ihrer Sicht wird die Handlung erzählt. Glaubt man anfangs noch, einen Enthüllungsroman oder sogar einen Krimi vor sich zu haben, wird später schnell deutlich, dass hier vor dem Hintergrund des Walschutzes eine Liebesgeschichte erzählt wird. Dabei sind die Szenen mit den verletzten oder gejagten Walen wirklich sehr eindringlich verfasst, schockieren mit ihrer Brutalität und ihrer realistischen Darstellungsweise. Sicherlich ein wichtiges Thema, das hier gekonnt aufgegriffen wird. Doch leider merkt man auch, dass nicht viel mehr hinter dem Roman steckt, die Liebesgeschichte wirkt recht einfallslos, wirkliche Überraschungen sind nicht zu verzeichnen. Die plötzlich veränderte Sichtweise von Leah kommt ziemlich plötzlich und kann dem Hörer nicht glaubhaft vermittelt werden. Und so konnte mich dieser Roman nicht so recht überzeugen, so offensichtlich wurde hier auf das Thema Walschutz gebaut, ohne eine Geschichte mit Substanz zu schaffen.
Die wunderbare Cathleen Gawlich hingegen macht ihre Sache wirklich hervorragend, ihre klare und helle Stimme sorgt für eine angenehme und positive Grundstimmung. Sie kann die verschiedenen Charaktere und natürlich besonders Leah glaubhaft vertonen, greift aber auch den Handlungsbogen gekonnt auf. Die Szenen mit den verletzten Walen lässt sie sehr intensiv wirken und bringt dabei den Schrecken und die Brutalität sehr gut zur Geltung. Eine gute Leistung.
Ungewöhnlich ist hier, dass hier nicht das Cover der Buchausgabe verwendet wurde, sondern ein komplett neues Titelbild gefunden wurde, sogar die Farbstimmung wurde verändert. Statt eines kühlen Meeresblau wird hier ein Sonnenuntergang in dunklen Beigetönen gezeigt. Die Silhouette einer Frau, die an der Reling eines Schiffes steht, hebt sich Schwarz von der Szenerie ab, während eine riesige Walflosse aus dem Wasser ragt.
Fazit: Intensiv umgesetzt wird hier das Thema Walschutz, einige drastische Szenen können hier für eine dramatische Stimmung sorgen. Die Liebesgeschichte kann aber nicht mithalten und wirkt zu plakativ und eindimensional.
VÖ: 1.Juli 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862312740
Das goldene Ufer (Iny Lorentz)
Erster Eindruck: Neues von den Historienromanexperten
Nach der Schlacht von Waterloo nimmt der Graf Renitz gleich zwei Waisenkinder bei sich auf: Dem Trommlerjungen Walther, der ihm das Leben gerettet hat, sowie der zehnjährigen Gisela, deren Vater im Kampf gefallen ist. Doch sein leiblicher Sohn Diebold missgönnt den beiden Kindern ihr Glück und macht ihnen das Leben so schwer wie möglich. Auch Jahre später ist sein Hass nicht erloschen, doch er begehrt nun Gisela, die zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen ist – doch diese will ihr Leben mit Walther teilen…
Iny Lorentz steht für ziemlich erfolgreiche historische Romane mit dem Prädikat Made in Germany, das Autorenduo aus der Nähe von München hat vor allem mit ihren Geschichten um die „Wanderhure“ ein großes Publikum erreicht. In ihrer neuen Reihe, die mit „Das goldene Ufer“ beginnt, kehrt das Duo jedoch nicht ins Mittelalter zurück, sondern beginnt mit Napoleons Niederlage in Waterloo. Das zugehörige Hörbuch ist bei Lübbe Audio erhältlich. Begleitet wird dabei insbesondere das Schicksal Walthers, der den besonderen Missfallen seines Adoptivbruders Diebold auf sich gezogen hat und sich immer wieder seinen Schikanen ausgesetzt sieht. Der Verlauf des Romans zieht sich über mehrere Jahre, beschreibt zuerst die Kindheit, später das Erwachsenenalter von Walther, Diebold und Gisela. Die späteren Ereignisse nehmen dramatische Züge an, bis die beiden Waisenkinder zur Flucht vor der mächtigen Grafenfamilie gezwungen sind. Das alles verpacken die beiden Autoren in dem ihnen eigenen flüssigen Schreibstil mit der gelungenen, stimmigen Wortwahl. Und auch die Geschichte ist durchaus kurzweilig und unterhaltsam, enthält keine Längen, ist aber auch ein wenig vorhersehbar, insbesondere wenn man schon andere Bücher von ihnen kennt. Die Charaktere sind gut ausgemalt worden und mit eigenständigen Eigenschaften versehen, nur Gisela droht immer wieder ins Klischeehafte abzudriften. Ein kurzweiliger historischer Roman, der in einer interessanten Epoche stattfindet und eine spannende Geschichte bietet, jedoch manchmal mehr Wendungen vertrage hätte.
Anne Moll spricht – wie schon bei zahlreichen anderen Romanen von Iny Lorentz – die Handlung mit ihrer angenehmen und ruhigen Stimme. Sie kann besonders die Emotionen der Charaktere sehr genau und treffend formulieren. Walthers Kämpfernatur und seine Willensstärke, sich von Diebold nicht unterkriegen zu lassen und Giselas feinfühliges Wesen stehen bei ihr im Mittelpunkt, doch auch Diebolds Grausamkeit kann sie mit hartem Klang darstellen. Den Spannungsbogen des Buches zeichnet sie mit kleinen Sprechpausen und leicht veränderten Stimmfarben nach.
Typisch für einen historischen Roman ist auf dem Cover – genauso wie auf der Buchversion – eine sentimental in die Ferne blickende junge Frau zu sehen. Der Zeichenstil erinnert tatsächlich an alte Ölgemälde und ist im Hintergrund mit hübschen Details versehen. Dass die weibliche Hauptfigur dieser Geschichte allerdings dunkle Haare hat, kann aus Marketinggründen sicherlich gut vernachlässigt werden.
Fazit: Die interessante Epoche wird hier lebendig und glaubhaft erzählt, die Handlung ist zwar etwas überraschungsarm, aber kurzweilig und unterhaltsam erzählt. Zuerst das emotionale Schicksal der beiden Waisenkinder, später Diebolds Grausamkeiten bis hin zum dramatischen Höhepunkt zeichnen ein eingängiges Bild der Herrschaft des Adels, ist dabei aber vielleicht etwas zu plakativ geraten. Für Fans des Autorenduos ist dies natürlich ein Muss, aber auch History-Fans dürften an der gut recherchierten Vergangenheitsbeschreibung ihre Freude haben.
VÖ: 17.Mai 2013
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3785748350
Ash Mistry und der Dämonenfürst (Sarwat Chadda)
Erster Eindruck: Hinduistische Mythologie ganz modern
Der dreizehnjährige Ash verbringt zusammen mit seiner Schwester einige Tage bei seinem Onkel und seiner Tante in Indien. Doch ihm gefällt das bunte und hektische Land nicht, sondern will so schnell wie möglich zurück ins heimische England. Doch durch Zufall kommt er in den Besitz einer alten und sehr mächtigen Waffe, und von fortan wird er von Dämonen und Magiern gejagt, die nur ein Ziel haben: Den Dämonenfürsten Ravana zu erwecken…
Zugegeben, neu ist die Idee, alte Mythologien mit der heutigen Zeit zu verbinden, nicht gerade. Rick Riordan hat dies in seinen Buchreihen um Percy Jackson sowie den Kane-Chroniken schon mit der griechischen und ägyptischen Mythologie gemacht. Doch warum sollte dieses erfolgversprechende Konzept nicht auch mit anderen Götterwelten funktionieren? Und so hat sich Sarwat Chadda dieser Idee angenommen und stürzt den jungen Ash Mistry in ein packendes Abenteuer, in der die hinduistische Mythologie zum Leben erweckt wird. Der erste Teil der Buchreihe heißt „Ash Mistry und der Dämonenfürst“, das dazugehörige Hörbuch ist beim Audio Verlag erschienen. Der Anfang wird natürlich erst einmal dazu verwendet, Ash Mistry und seine Schwester vorzustellen, doch dies geht in kurzer Zeit, sodass schon einige Minuten nach dem Start mit der eigentlichen Handlung begonnen wird. Und die hat es in sich, eine turbulente Szene folgt auf die vorige, die Erzählweise ist sehr temporeich und lässt dem Hörer kaum Zeit zum Durchatmen. Vielmehr wird eine dichte Handlung präsentiert, in der es von fantastischen Gestalten nur so wimmelt, gut werden diese in die heutige Zeit integriert, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu verlieren. Dabei lernt man viel über diese sehr interessante Mythologie, faszinierende Ansätze und spannende Figuren sind hier zu Hauf. Zu den interessantesten gehört wohl die Göttin Kali, die sowohl als Todesgöttin als auch als Göttin der Erneuerung gilt, Schutz vor Dämonen bieten kann, ihre Kräftebündelt sie immer wieder anders. Die Bedrohung durch den mächtigen Dämonenfürsten Ravana ist zwar allgegenwärtig und verleiht der Geschichte Brisanz, dennoch kommt an keiner Stelle der Humor zu kurz, dieser ist oft trocken und wird gut eingebunden. Ein Buch, das richtig Spaß macht, spannend ist und zugleich noch einiges über die Kultur und die Gottheiten Indiens vermittelt – sehr gelungen!
Wer sich momentan mit Hörbüchern oder Hörspielen beschäftigt, kommt kaum an Tausendsassa Stefan Kaminski vorbei, auch den ersten Teil von Ash Mistry hat er eingesprochen. Und wie immer macht er dies mit einer Leidenschaft und einer Hingabe, die bewundernswert ist und die sofort auf den Hörer überspringt. Sein Spiel ist unglaublich vielfältig, er ist gleichermaßen in spannenden wie ruhigen, emotionalen wie witzigen, ernsten wie actiongeladenen Szenen einfach nur phänomenal und bringt die Geschichte immer auf den Punkt. Er lotet verschiedene Stimmungen aus und nutzt auch Details, um eine dynamische Wirkung zu schaffen.
Das Cover zeigt natürlich Ash Mistry nebst seiner Schwester, beide in kämpferischer Pose und in moderner Kleidung, während im Hintergrund die mysteriösen Aspekte der Handlung aufgegriffen werden. Unten ein altes, erhabenes Gemäuer, darüber neben einer Schar schwarzer Raben die drohenden Augen von Ravana und einigen verschnörkelten Ornamenten. An sich ein gelungenes Titelbild, nur die allzu moderne und computeranimierte Machweise der beiden Figuren gefällt mir nicht so recht, wirkt etwas zu künstlich für meinen Geschmack.
Fazit:Die hinduistische Mythologie wird hier sehr gut in die moderne Zeit übertragen, die Figuren kommen gut zur Geltung, man lernt viel von ihnen und über sie. Besonders die mächtigen Götter und der Dämonenfürst bringen Schwung in die Handlung sind gut dargestellt. Man fiebert richtig mit den Hauptpersonen mit, was bei dieser sehr spannenden und temporeichen Geschichte nicht schwer fällt. Ein sehr gelungener Jugendroman!
VÖ: 1.Juli 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862312955
Der Drachenbeinthron – Das Geheimnis der großen Schwerter 1 (Tad Williams)
Erster Eindruck: Erster Teil einer anspruchsvollen Fantasy-Reihe
Simon, ein etwas zerstreuter Küchenjunge im Hofstaat des alternden Königs Johan, verbringt die meiste Zeit damit, sich vor der Arbeit zu drücken. Doch als der König stirbt, gerät er durch Zufall zwischen die Fronten der beiden konkurrierenden Brüder Elias und Josua. Nachdem Elias die Macht an sich gerissen hat, wird der andere beschuldigt, Verrat am Thron begangen zu haben und verschwindet spurlos. Doch Simon findet ihn in einem Kerker…
Tad Williams mehrbändige Erzählung um „Das Geheimnis der großen Schwerter“ war in Deutschland lange Zeit vergriffen, wurde aber vor einiger Zeit neu als Buch veröffentlich. Im Zuge dessen hat der Hörverlag die Klassiker der Fantasy-Unterhaltung auch als Hörbuch vertont und veröffentlich diese ebenfalls in vier Teilen. Der erste Teil mit dem Titel „Der Drachenbeinthron“ zieht sich ziemlich in die Länge, ziemlich ausufernd werden hier verschiedene Charaktere, geschichtliche Begebenheiten und die Welt Osten Ard vorgestellt, ohne dass wirklich etwas relevantes passieren würde. Diese Informationen sind essentiell zum Verständnis der weiteren Ereignisse, werden aber recht trocken präsentiert. Erst nach einiger Zeit kommt die Geschichte so wirklich in Fahrt, und ab da an kann sie dann auch fesseln und den Hörer wirklich in diese phantastische Welt entführen. Dabei wird nicht nur Simons Geschichte erzählt – auch wenn diese den Hauptteil der Handlung ausmacht – sondern auch auf andere Charaktere eingegangen. So bekommt alles einen abwechslungsreichen Ausdruck, der verschiedene Stimmungen präsentieren kann. Die spannende, actionreiche Handlung wird vor der Kulisse einer fantastischen Welt präsentiert, die viele Anleihen an die Realität hat, aber dennoch eigenständig und mit einer eigenen Kultur, einer eigenen Historie wirkt. Besonders faszinierend sind beispielsweise die rätselhaften Sithi, fast unsterbliche Wesen von großer Weisheit, immer etwas distanziert wirkend. Auch die Geschichte um die drei mächtigen Schwerter wird gut eingeführt, die Weichen für die nächsten Teile gestellt. Dies ist nichts zum Nebenbeihören, sondern erfordert viel Aufmerksamkeit und Konzentration, um die diffizile Geschichte durchschauen und aufnehmen zu können. Besonders die ersten Kapitel sind anspruchsvoll und verlangen einiges ab. Belohnt wird man dann allerdings mit einer vielschichtigen, gut konstruierten Geschichte, einer spanenden Handlung und einer faszinierenden Welt. Für Fantasy-Fans wohl schon ein Muss.
Andreas Fröhlich konnte für dieses anspruchsvolle Werk gewonnen werden, was bei einer Laufzeit von deutlich über 36 Stunden (!!!) seine Stimmbänder deutlich strapaziert haben dürfte. Seine Stimme, die stets einen freundlichen Grundton hat, kann die verschiedenen Atmosphären der Szenen gut aufgreifen und verstärken. Immer wieder kann er Spannungsmomente schaffen und den Hörer überraschen. Auch in der Gestaltung der einzelnen Charaktere ist er hervorragend, verleiht jedem einen eigenen Klang und bleibt dabei stets glaubwürdig und eingängig.
Natürlich wurde für das Cover der MP3-Ausgabe das Titelbild der Neuauflage des Buches übernommen, das dem heutigen Geschmack deutlich mehr entspricht als die Erstauflage. Zu sehen ist Simon, der die Stufen vor dem titelgebenden Drachenbeinthron erklimmt, doch auch ein sehr lebendiger Drache kniet auf der Erhöhung. Kühle Blautöne dominieren dieses Bild, und genau diese Farbgebung zieht sich auch durch die restliche Aufmachung, sodass alles in sich stimmig wirkt.
Fazit: Anspruchsvolle Fantasy-Literatur, die gerade zu Anfang nicht gerade leicht zugänglich ist. Später bessert sich dies und wird, auch dank des Sprechers Andreas Fröhlich, zu einer spannenden und unterhaltsamen Geschichte.
VÖ: 25.Februar 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3867179737
Die Königsmörder-Chronik: 2.2 Die Furcht der Weisen
Erster Eindruck: Weitere Entwicklung von Kvothe
Auf seiner Reise begegnet der sechzehnjährige Kvothe der Elfe Felurian. Fasziniert von ihrer Schönheit und ihre Anmut gibt er sich hier völlig hin – und vergisst fast seinen Auftrag. Lange Zeit verbringt er in ihrem Reich und kann sich nur schwerlich von ihr losreißen. Er geht in die Lehre beim Schwertkämpfer Adem, doch sein Weg führt ihn zurück zu den Maer…
Die Königsmörder-Chronik von Patrick Rothfuss hat hohe Wellen im der modernen Fantasy-Literatur geschlagen, geht es doch neue Wege und verlässt eingetretene Pfade. Und so ist auch die Veröffentlichungspolitik eine besondere: Der zweite Teil der Geschichte wird nochmals in zwei Teile aufgeteilt. Nun ist auch der zweite Teil des zweiten Teils als Hörbuch erschienen, natürlich wieder gelesen von Stephan Kaminski. Noch einmal schließen sich fast 17 (!) Stunden an, in denen wieder völlig andere Stimmungen geschaffen werden. Die Entwicklung ist dabei sehr langsam, fast schon bedächtig und dürfte ungeduldigen Hörern zu träge vonstatten gehen. Doch Rothfuss legt großen Wert darauf, dass die Entwicklung Kvothens so detailliert beschrieben wird, der Hörer seinen Lebensweg eng nachvollziehen kann. Die Begegnung mit Felurian ist dabei ein einschneidendes Erlebnis, zumal die Atmosphäre im Elfenreich sehr dicht beschrieben wird, und auch die an Obsession grenzende Faszination, die Kvothe für die Schönheit, ist ein sehr gut beschriebener Aspekt. Hier geht die Handlung ist romantische – Zyniker würden es wohl Kitsch nennen -, doch danach geht es mit der gewohnten Härte weiter, die man von den Vorgängerbänden gewohnt sein durfte. Intensive Stimmungen und besonders der letzte Teil auf der Reise zu den Maer können hier punkten, sind aber nicht so stark wie der „Der Name des Windes“ und der erste Teil von „Die Furcht der Weisen“. Zudem ist das recht abrupte Ende ein wenig enttäuschend für den gespannten Leser, ein wenig weiter hätte der Autor die Geschichte noch führen können. Doch auch hier kommen Fantasy-Fans mit einer ungewöhnlichen Geschichte voll auf ihre Kosten, die den Weg Kvothes deutlich nachzeichnet und viele starke Szenen bietet.
Gelesen wird natürlich wieder von Stimmwunder Stefan Kaminski, der es auch hier schafft, fast ein Ein-Mann-Hörspiel auf die Beine zu stellen. Seine unglaubliche Stimmvielfalt ermöglicht es ihm, jeden Charakter vollständig individuell zu gestalten, was ihm für harte Männer wie Adem ebenso wie für die zarte Felurian gelingt. Natürlich geht er besonders intensiv auf Kvothe ein und kann jede Gefühlsregung des jungen Mannes nachzeichnen. Er kann Spannungen schaffen und halten, verschiedene Grundstimmungen schaffen und immer wieder überraschen, indem er die Geschichte aufgreift und verstärkt.
Wieder wurde das Medium der MP3-CD gewählt, was die Anzahl der Discs auf insgesamt 3 reduziert und damit eine hübsche Verpackung ermöglicht. So ist hier ein mehrfach aufklappbares Digipack vorhanden, in dem die CDs in Papplaschen stecken. Auf den freuen Flächen haben neben den üblichen Produktionsangaben noch Biographien von Autor und Sprecher, Kapitelübersichten, eine Karte der fiktiven Welt und ein Text über die verschiedenen Währungen Platz gefunden.
Fazit: Überraschend, da hier ganz andere Stimmungen vorhanden sind und der Autor den Mut gefunden hat, die Geschichte in seinem eigenen Tempo zu erzählen. Hörenswert und ein Muss für Fans des ersten Bandes.
VÖ: 10.Juni 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8671-7794-2
Das Mädchen, das aus dem Dschungel kam (Marina Chapman)
Erster Eindruck: Fünf Jahre unter Affen
Die ersten fünf Jahre ihres Lebens verbringt Marina Chapman bei ihrer Familie und Südamerika, doch dann wird sie entführt und im Dschungel ausgesetzt. Dort kann sie nur überleben, weil eine Horde Kapuzineräffchen sich ihrer annimmt und sie deren Lebensweise übernimmt. Weitere fünf Jahre verbringt sie unter den Affen, bis sie von Menschen gefunden wird. Doch diese verkaufen sie als Sklavin an ein Bordell…
Manche Geschichten klingen so außergewöhnlich, so unfassbar, dass man sie eigentlich für Fiktion hält – und doch sind sie war. Eine davon ist die Lebensgeschichte von Marina Chapman, die mit dem Titel „Das Mädchen, das aus dem Dschungel kam“ ihr Erstlingswerk veröffentlicht, ein zweiter Teil soll noch folgen. Nun ist auch das zugehörige Hörbuch erschienen, das von Ulrike Hübschmann für den Audio Verlag eingelesen wurde. Von ihren ersten fünf Lebensjahren in der menschlichen Zivilisation kann Chapman nicht viel berichten, ihr Erinnerungsvermögen setzt bei ihrer Zeit bei den Kapuzineraffen ein. Unglaublich, wie das kleine Mädchen sich im Dschungel durchschlagen konnte, wie sie immer mehr Teil der Affengemeinde wird, wie sehr sie dem menschlichen Leben entsagen muss – und wie kämpferisch sie die ganze Zeit über bleibt. Faszinierend, aber eben nur der erste Teil ihrer Geschichte. Denn die zweite Buchhälfte ist nicht minder interessant, ihre Begegnung mit der menschlichen Rasse ist alles andere al gelungen. Sie lebt unter unwürdigsten Umständen, wird unterdrückt, erniedrigt und wird immer weiter enttäuscht, hat von ihrem Leben weniger als bei ihrer Zeit im Dschungel. Nur ihr Wille, ihr Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung halten sie aufrecht, lassen sie kämpfen und nicht in den Drogensumpf abgleiten. Dies alles ist fein formuliert, jedes Wort lässt aufmerken, alles ist wohlplatziert und findet den Weg in das Herz des Hörers. Eindringlich, ungewöhnlich, aber auch erschreckend ist dieses Buch, von dem man lange Zeit nicht glauben konnte, dass es doch so gut ausgeht.
Ulrike Hübschmann beweist, dass sie die absolut richtige Wahl für dieses Hörbuch ist, sie fühlt sich sehr in das Schicksal Chapmans ein, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Oftmals lässt sie die Worte wirken, nimmt sich und ihre Betonung zurück und vermittelt genau dadurch die ganze, geballte Dramatik des Augenblicks. Ihre angenehme Stimmfarbe sorgt dabei für genügend Aufmerksamkeit. Und auch bei den anderen handelnden Charakteren hält sie sich eher zurück und setzt auf die Wirkung, die die Worte an sich schon haben.
Düster, dunkel und in bedrückendem grün ist das Cover zu dem Hörbuch gehalten, das natürlich von der Buchausgabe übernommen wurde. Darauf zu sehen ist die Silhouette eines jungen Mädchens, das dem Arm in Richtung eines Affen ausstreckt. Die Kulisse dafür bildet der lichtdurchflutete Dschungel. Die 5 CDs sind in einem hübschen Digipack, das mit zahlreichen Naturaufnahmen aus dem Dschungel im Inneren hübsch gestaltet ist.
Fazit: Unfassbar, was Marina Chapman so alles wiederfahren ist, wie tapfer sie alles durchgestanden hat. Ein beeindruckendes, eindringliches Hörbuch, das es absolut wert ist, gehört zu werden.
VÖ: 1.Juni 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-278-8
Rote Grütze mit Schuss (Krischan Koch)
Erster Eindruck: Fredenbüll steht Kopf
Fredenbüll ist ein ziemlich verschlafenes Nest in Nordfriesland. Dort ist mit Thies Detlefsen der letzte Polizeiobermeister in einer eigenen Station beschäftigt. Doch die Kieler Verwaltung plant, diese zu schließen – weswegen der eifrige Thies versucht, die Kriminalitätsrate mit toten Schafen und Falschparkern hochzuhalten. Bis eines Tages der Biobauer Broderson im eigenen Mähdrescher getötet wurde…
Krischan Koch hat sich schon mit zwei Krimis einen Namen gemacht, nach einem Ausflug nach Venedig ist er nun wieder in heimatliche Gefilde zurückgekehrt und hat „Rote Grütze mit Schuss“ an der nordfriesischen Küste angesiedelt. Das zugehörige Hörbuch ist fast zeitgleich mit der Romanvorlage im Audio Verlag erschienen und wird von Bjarne Mädel gesprochen. Über weite Teile gleicht der als Küstenkrimi deklarierte Roman aber eher einer Beschreibung der skurrilen und eigensinnigen Charaktere, der merkwürdigen Gemeinschaft des kleinen Dorfes, was ziemlich pfiffig und kurzweilig geschehen ist. Sei es die flotte Frisörin oder die adelige alte Dame, die sich um jeden Preis an ihre bessere Abstammung klammern will. Im Mittelpunkt steht aber Thies Detlefsen, mit dem der Leser schnell warm wird, die Sympathien sind auf seiner Seite. Und auch die engagierte Kieler Kommissarin Nicole Stappenbeck, die mit dem komplexen Kleinstadtleben oftmals überfordert scheint, bringt jede Menge komischer Momente mit ein. Der Kriminalfall des ermordeten Biobauern gerät da fast schon zur Nebensache und wird auch nicht ganz befriedigend aufgelöst, aufgrund der heiteren Art und den witzigen Charakteren gerät das Buch aber gut und unterhaltsam.
Bjarne Mädel scheint als Sprecher dieses Hörbuchs und waschechter Hamburger wie geschaffen für dieses Hörbuch. Seine entkrampfe und launige Art kann die Atmosphäre des Buches bestens einfangen, zumal auch die wörtliche Rede von ihm sehr gut wiedergegeben. Wird. Nicht nur kann er jedem der vielen Charaktere etwas Einzigartiges verleihen, er spricht auch Platt und kann dies sowohl sehr charmant als auch gut verständlich halten. Und auch den Spannungsbogen des Buches vernachlässigt er nicht. Eine sehr gute Leistung.
Auch das Cover, das natürlich der Buchvorlage entnommen und an das Format der CD angepasst wurde, weist schon auf die lockere Art des Buches hin und zeigt in witzigem Zeichenstil den Polizeiobermeister samt Gummistiefel und Taschenlampe inmitten einer Schafherde, wie er einen verdächtigen Gegenstand im Mund eines Schäferhundes betrachtet. Der dunkle Hintergrund und der hell scheinende Mond verleihen eine ganz besondere Atmosphäre. Die CDs sind in einem für das Label typischen Digipack verpackt.
Fazit: Der Kriminalfall in dem Krimi ist zwar nicht allzu ausgereift oder originell, die Charaktere und die Dorfgemeinschaft hauen das aber locker wieder raus. Gute Unterhaltung für Zwischendurch.
VÖ: 1. Mai 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1261-0
Young Sherlock Holmes – Der Tod liegt in der Luft (Andrew Lane)
Erster Eindruck: Zeitsprung nach hinten
Der vierzehnjährige Sherlock Holmes ist alles andere als begeistert, als er seine Sommerferien im abgelegenen Farnham bei seiner ihm unbekannten Tante Anna verbringen soll. Doch als er den auf der Straße lebenden Matty kennenlernt und mit ihm zusammen auf dem Anwesen eine Leiche entdeckt, wird sein kriminalistischer Spürsinn geweckt – da kann ihn nicht einmal sein Lehrer Amyus Crowes abhalten…
Sherlock Holmes scheint momentan gefragter denn je – sehr erfolgreiche Verfilmungen, zahlreiche Hörspielumsetzungen mit alten wie neuen Fällen, und eben auch eine Buchserie von Andrew Lane, die auch als Hörbuch bei Goya Libre erhältlich ist. Doch diese Version des Meisterdetektivs unterscheidet sich deutlich von den anderen, denn hier wird die Jugendzeit der berühmtesten Detektivs der Welt erzählt, und das eröffnet ganz neues Potenzial und zeigt auch langsam auf, wie sich Sherlock Holmes zu der Person entwickelte, die Arthur Conan Doyle in seinen Geschichten beschreibt. Und so wird auch Amyus Crowes zu einer der interessantesten Figuren des Buches, da er Sherlock in die Kunst des logischen Denkens und Kombinierens einführt. Auch die Hauptfigur ist gut dargestellt und kann mit einem glaubhaften und dennoch außergewöhnlichen Auftreten überzeugen, während gerade Matty manchmal etwas flach und vorhersehbar wirkt. Die Geschichte an sich kann mit dem spannenden Verlauf punkten, immer weiter steigert sich die Handlung, der Fall nimmt deutlich größere Ausmaße an als anfangs gedacht. Allerdings wollte Lane gerade am Ende doch etwas zu viel des Guten und hat eine geballte Portion Action eingebaut, die den Erzählfluss jedoch eher schadet als zusätzliche Spannung zu bringen. Insgesamt jedoch ein gelungener Auftakt zu der neuen Buchreihe mit dem interessanten Grundgedanken.
Als Sprecher wurde Jona Mues ausgewählt, dessen Stimme zwar aus einigen anderen Produktionen bekannt ist, aber eben noch recht unbesetzt und frisch wirkt. Sein Klang ist sehr markant und eindringlich, er kann so mit seinem Bass eine sehr angenehme Grundstimmung schaffen. Dabei gestaltet er die Geschichte lebendig und eingängig, kann die handelnden Personen verschiedene Klänge verpassen, ohne seine Stimme groß zu verstellen. Ein guter Vortrag!
Vor einer Londoner Silhouette in angenehmen Braun- und Beigetönen ist ein im Schatten verborgener junger Sherlock Holmes zu sehen, dessen Pose mit dem wehenden Mantel und dem in einer Hand gehaltenen Schwert ein bisschen zu heroisch für den erwachsenen Meisterdetektiv wäre, hier aber durchaus gut passt. Im Inneren der dicken Plastikhülle mit den vier CDs ist ein Booklet mit Kurzbiographien und einer Trackliste zu finden.
Fazit: Dem jungen Sherlock Holmes wird hier gekonnt sein jugendliches Ich verpasst, und das in einem spannenden Fall, bei dem lediglich die Action hätte etwas zurückgeschraubt werden können.
VÖ: 21.Februar 2013
Label: Goya Libre
Bestellnummer: 978-3-8337-3116-7
Feuer (Sara B. Elfgren und Mats Strandberg)
Erster Eindruck: Hitze über Engelsfors
Eine heftige Dürreperiode hat sich über dem sommerlichen Engelsfors festgesetzt, und auch Anfang Herbst will sich das Wetter nicht abkühlen. Doch die fünf Mädchen des Hexenzirkels sind immer noch geschockt von der Offenbarung ihrer Rolle in der bevorstehenden Apokalypse und werden gerade dadurch geschwächt. Doch langsam entdecken sie weitere Facetten ihrer Magie, und dann geschieht das Unerwartete…
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 bis 17 Jahre – so wird „Feuer“, die zweite Teil der Engelsfors-Trilogie der beiden schwedischen Autoren Sara B. Elfgren und Mats Strandberg eingestuft. Die Begrenzung nach unten scheint sinnvoll, warum aber ein Volljähriger nicht in den Genuss dieses zweiten Teils kommen sollte, bleibt ein Rätsel, zumal das zugehörige Hörbuch von der wunderbaren Marie Bierstedt gesprochen wird. Zugegeben: Die erste Hälfte des Romans zieht sich, zu viel wird hier auf das alltägliche Leben der Teenager eingegangen, die mysteriösen Komponenten werden in den Hintergrund verfrachtet. So allerdings lernt man mehr über die liebevoll gezeichneten Protagonistinnen, mehr über die komplexen Beziehungsstrukturen. Eine so intensive Charakterbeschreibung und Selbstreflexion ist ungewöhnlich für ein Jugendbuch, gefällt mir aber sehr gut. Nach etwa der Hälfe der Laufzeit schlägt die Handlung komplett um, wird zu einer äußerst spannenden, dramatischen und Nerven aufreibenden Erzählung, die mich vollends gepackt hat. Alles wird intensiviert, Angst und Grauen steigern sich in ungeahnte Höhen, Nervenkitzel garantiert. Und scheinbar nebensächliche Details erschließen auf einmal ihren Sinn, entfalten ihre ganze Bandbreite – sehr gut erzählt! Mir hat dieser zweite Teil der Trilogie sehr gut gefallen, besonders nach dem großen Schwung in der zweiten Hälfte.
Sprecherin ist – wie oben bereits erwähnt, Marie Bierstedt, die hier erneut ihre Wandlungsfähigkeit beweist. Ihre sanfte, weiche Stimme mit dem hellen Klang kann sehr genau auf die Gefühlswelt der Teenager eingehen, kostet die atmosphärische Vorlage mit ihren lebendigen Beschreibungen voll aus und verstärkt sie, dreht später Tonlage und Dramatik nach oben und kann die sich entladende Spannung ungefiltert an den Hörer weitergeben – eine sehr gelungene Lesung!
Sehr nah an das Cover des ersten Bandes ist das Titelbild zu Feuer angelegt, auf den ersten Blick unterscheiden sie sich nicht deutlich, sodass der Zusammenhang schnell klar ist. In einem Emblem aus schwarzen, verlaufenen Linien sind die Gesichter der Mädchen erst auf den zweiten Blick zu erkennen, während in der Mitte eine stilisierte Flamme prangt. Der Hintergrund ist ein recht neutrales Beige, und auch der Schriftzug lenkt nicht sonderlich davon ab. Im Inneren gibt es eine lobenswert ausführliche Trackliste über die zwei MP3-CDs sowie die obligatorischen schwarz-weiß Fotos und Kurzinfos von Autoren und Sprecherin.
Fazit: Nachdem in der ersten Hälfte der Fokus auf der weiteren Charakterbeschreibungen und eher alltäglichen Problemen liegt. Wird später richtig zugelegt und zu einem mitreißenden Orkan aus mysteriösen Ereignissen gesteigert – sehr hörenswert!
VÖ: 1.Februar 2013
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0676-7
Gespensterjäger – Hörbuchbox (Cornelia Funke)
Erster Eindruck: Vier Fälle für die Gespensterjäger
Als Tom im Keller seiner Eltern auf ein Gespenst trifft, will ihm keiner Glauben schenken – bis auf seine Großmutter, die ihn zur erfahrenen Gespensterjägerin Hedwig Kümmelsaft schickt. Doch es stellt sich heraus, dass das Gespenst Hugo heißt und eigentlich ganz nett ist. Zu dritt bekämpfen die drei dann ganz verschiedene Gespenstererscheinungen, vom einfachen MUG (mittelmäßig unheimliches Gespenst) bis zum UEG (unglaublich ekelhaften Gespenst)…
Fans der Gespensterjäger-Serie von Cornelia Funke haben momentan die freie Auswahl, ob sie alle vier Abenteuer um Tom, Hedwig und Hugo als Hörspiel oder als Hörbuch genießen wollen, von beiden Varianten gibt es fast zeitgleich eine Komplettbox. Gelesen von Monty Arnold sind die Geschichten beim Hörverlag erschienen. Einen großen Teil zum Gelingen tragen die liebevoll gezeichneten Charaktere bei, die so unterschiedlich sind und sich doch immer wieder zu einem gut funktionierenden Team zusammenraufen. Kinder werden sich am ehestem am mutigen Tom erfreuen und identifizieren können, während Erwachsene eher die resolute Art von Hedwig zu schätzen wissen. Aber alle dürften ihre Freude am charmanten, tollpatschigen und frechen Gespenst Hugo haben, der sich immer wieder mit lustigen Sprüchen oder spaßigen Aktionen in Erinnerung ruft und immer ein wenig Chaos verbreitet. Die Geschichten sind sehr gut aufgebaut und spannend erzählt, immer weiter steigern sich die Bedrohungen durch die Gespenster, bis sich alles in einem heftigen Finale entlädt, das eine machtvolle Geistererscheinung zum Thema hat. Dabei wird nie der Humor aus den Augen verloren, der immer wieder durchblitzt und auch den gefährlichsten Situationen den größten Biss nimmt. Der eingebaute wissenschaftliche Aspekt, mit der die Gespenster beleichtet werden, trägt beispielsweise mit den Abkürzungen viel dazu bei. Wirklich gelungene Romane, hier in einer gelungenen Lesung und in einer praktischen Gesamtbox.
Sprecher der Geschichten ist der grandiose Monty Arnold, der sich bei dieser Geschichte vollkommen austoben kann und die vielen verschiedenen Stimmungen dankbar aufgreift. So kann er beispielsweise die wissenschaftlichen Texte leicht gestelzt herüberbringen, während Gespenst Hugo urkomisch und die mächtigen Geistererscheinungen ziemlich gruselig wirken. Obwohl nur ein Sprecher tätig ist, wirkt aufgrund Arnolds vielfältiger Stimmfarbe alles sehr lebendig und dynamisch.
Eine schicke Box umgibt die vier einzelnen Hüllen, und diese ist mit einer schlichten, aber durchaus gelungenen Zeichnung geziert, auf der Tom auf dem Gespenst Hugo durch die Nacht fliegt, vor nachtblauem Himmel und kleinem Hintergrund. Auf der Rückseite ist ein kleines Foto im typischen schwarz-weiß von Monty Arnold zu finden, während die einzelnen Folgen jeweils noch ein eigenes Cover spendiert bekommen haben.
Fazit: Die Lesungen sind sehr lebendig, vielfältig und dynamisch geworden, die witzigen und spannenden Geschichten kommen hier sehr gut zur Geltung.
VÖ: 11.März 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3867179829
Mein Leben, die Liebe und der ganze Rest (Dagmar Hoßfeld)
Erster Eindruck: Conni wird erwachsen
Endlich ist Conni 15 geworden und mächtig stolz – doch so ganz viel scheint sich nicht geändert zu haben. Aber dass sie nun fast erwachsen ist, muss doch irgendeine Auswirkung auf ihr Leben haben. Und zwischen Treffen mit ihrer Clique und vielen Stunden mit ihrem Freund Phillip sucht die den Unterschied zwischen ihrer Kindheit und dem magischen Alter 15…
Seit vielen Jahren begleitet Conni insbesondere junge Mädchen durch ihre Kindheit. Das Besondere daran ist, dass Conni im Laufe der Zeit mit ihren Fans gewachsen ist. Während die ersten Geschichten aus ihrer Kindergartenzeit erzählen, sind später Grundschulgeschichten dazugekommen. Beides gibt es sowohl als Buch als auch als Hörspiele von Karussell. Mit „Mein Leben, die Liebe und der ganze Rest“ ist nun der erste Teenagerroman über Conni von Autorin Dagmar Hoßfeld erschienen, der allerdings als Hörbuch umgesetzt wurde. Die Geschichte wird locker erzählt und findet einen jugendlichen Grundton, ohne ins Flapsige oder Belanglose abzudriften. Einen wirklichen roten Faden, eine einheitliche Geschichte mit eindeutigem Mittelpunktgibt es hier nicht, dafür aber eben zahlreiche Situationen aus dem Leben eines ganz normalen Teenagers. Freundschaften, Partys und die erste große Liebe, also alles Themen die für Teenagermädchen relevant sind, stehen hier im Mittelpunkt, und mit ihrer flüssigen und überraschungsreichen Erzählweise wird es hier nicht langweilig. Nach guten zweieinhalb Stunden hat man dann einige Monate aus Connis Leben erzählt bekommen, und das hat Spaß gemacht und kann – wie schon die früheren Folgen von Conni – Mädchen durch eine gewisse Zeit ihres Lebens begleiten. Eine gute Idee, die zudem stimmig umgesetzt wurde.
Sprecherin des Hörbuchs ist Julia Casper, deren jugendliche Stimme natürlich sehr gut zu der Geschichte passt. Es kommt ihr sehr zugute, dass aus der Ich-Perspektive erzählt wird, denn so kann sie sich gut in die Hauptfigur einfühlen und ihre verschiedenen Stimmungen treffend wiedergeben. Ihre Erzählweise ist flüssig und wirkt spontan. Allerdings ist sie in der wörtlichen Rede ein wenig steif uns kann besonders die männlichen Charaktere nicht wirklich überzeugend darbieten.
Eine Jeans liegt auf strahlend weißem Untergrund, gleich neben einem Kopfhörer und einem rot-weiß geringeltem Shirt, das zusammengeknüllt hingelegt wurde. Zusammen mit dem ansprechenden Schriftzug gibt das ein hübsches und passendes Cover für diese Geschichte. Die restliche Gestaltung ist hingegen sehr schlicht – auf der Rückseite findet sich zwar ein Foto der Sprecherin und im Inneren die typischen Kurzbiografien, es liegt aber nur ein einfaches Blatt dabei, und zusätzliche Informationen oder Motive fehlen auch.
Fazit: Conni wächst immer weiter, und auch ihre Geschichten aus der Teenagerzeit ist stimmig und gibt das wahre Leben wieder, ohne zu Übertreibungen zu neigen – sehr hübsch für Mädchen ab etwa 12 Jahren.
VÖ: 1.März 2013
Label: Karussell
Bestellnummer: 0602537243372
Nils Holgerssons wunderbare Reise (Selma Lagerlöf)
Erster Eindruck: Schwedischer Klassiker, wunderbar gelesen
Der kleine Nils Holgersson ist alles andere als ein braves Kind. Er triezt und ärgert alle Tiere, doch als er an einen Kobold gerät, verwandelt ihn dieser zur Strafe in einem Däumling. Da Nils von nun an auch die Sprache der Tiere versteht, freundet er sich mit den Wildgänsen an – und findet sich unversehens auf dem Rücken von Gänserich Martin wieder, der mit ihm eine Reise durch Schweden unternimmt…
Zwei schwedische Kinderbuchautorinnen haben es zum Weltruhm gebracht, neben Astrid Lindgren ist es auch Selma Lagerlöf, die mit ihren phantasievollen Geschichten auch Jahrzente nach ihrem Entstehen Kinder wie Erwachsene begeistern kann. Eines ihrer bekanntesten Werke ist „Nils Holgerssons wunderbare Reise“, das nun vom grandiosen Stefan Kaminski für den Jumbo-Verlag zum Ein-Mann-Hörspiel gemacht wurde. Die Geschichte ist ebenso bezaubernd wie schlicht, außer dass Nils zum Wichtel gemacht wird und durch Schweden fliegt, passiert eigentlich nicht viel. Doch es sind die vielen Begegnungen mit verschiedenen Tieren, die diese Geschichte so liebenswert, so lebendig und so phantasievoll wirken lassen. Dabei steht Hauptfigur Nils gar nicht mal immer im Mittelpunkt, sondern macht auch Platz für die anderen Charaktere, die so genügend Raum für eine gelungene Wirkung bekommen. Und wie ganz nebenbei bemerkt man, wie Nils sich immer mehr verändert, vom gedankenlosen Lausbuben zum verantwortungsbewussten Jungen wird, der sich auch in andere Lebenswesen einfühlen kann. Eine immer wieder hörenswerte Geschichte, die größtenteils ohne erhobenen Zeigefinger auskommt und die Bezeichnung „zeitlos“ verdient hat – besonders, weil hier gezeigt wird, wie modern der Klassiker wirken kann.
Und wieder ist es eine wahre Freude, Stefan Kaminski bei seinem mannigfaltigen und lebendigen Spiel zu lauschen, mit seiner unglaublich variationsreichen Stimme schöpft er seine ganze Vielfalt aus und knurrt, schreit, flüstert und gurrt er sich durch die Handlung, kann insbesondere die verschiedenen Tiere treffend charakterisieren und ihnen einen glaubwürdigen Klang verleihen. Ungeübte Hörer dürften kaum merken, dass hier wirklich nur ein Sprecher am Werk ist, denn auch die Erzählpassagen kann er mit ruhiger und angenehmer Stimme wieder ganz anders gestalten.
Typisch für den Verlag wurde hier für die 3 CDs hier auf eine dicke Plastikhülle gesetzt, die im Regal ziemlich viel Platz wegnimmt und auch nicht das Optimum an Ansehnlichkeit erreichen. Das Cover ist dabei aber sehr hübsch gestaltet, man sieht natürlich das berühmte Motiv, auf dem Nils Holgersson auf Gänserich Martin reitet. Das Booklet kann auf dreifache Größe ausgeklappt werden, enthält neben Kurzbiographien und einer Trackliste recht viel Werbung für andere Hörbücher.
Fazit: Ein zeitloser Klassiker, von Stimmakrobat Stefan Kaminski sehr lebendig und vielseitig gelesen. Besonders die Begegnungen mit den verschiedenen Tieren transportieren viele Emotionen.
VÖ: 24.Januar 2013
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-3076-4
Der Schatz der Nibelungen (Ralph Erdenberger)
Erster Eindruck: Neuerzählung der alten Sage
Siegfried, ein recht starker junger Mann, zieht aus, um einen gefährlichen Drachen zu töten. Doch besonders die Wirkung des Blutes von dem Drachen ist es, was später sein Leben beeinflussen soll. Ebenso berühmt ist auch die Schönheit von Kriemhild, die sich jedoch völlig der Liebe verweigern wollte – und deren Leben wegen der Liebe eine Wendung nehmen wollte…
Der Schatz der Nibelungen ist auch heute noch von vielen Mythen und Legenden behaftet, vom zugehörigen Nibelungenlied hat wohl jeder schon einmal gehört. Doch der Inhalt ist vielen eher unbekannt. Eine unterhaltsame Aufarbeitung des Stoffes hat sich nun Ralph Erdenberger erdacht, die sich vorrangig an Kinder richtet, aber auch Erwachsenen gefallen dürfte. Die über 140-minütige Lesung ist bei Igel Genius erschienen. Nach einem gelungenen und stimmungsvollen Intro geht es gleich mit den ersten Elementen der Geschichte los, Siegfrieds Heldentat, der Tötung eines gefährlichen Drachen, steigt schon in die Vollen ein. Und nach und nach werden die ganzen anderen Charaktere vorgestellt, ihre Handlungen, ihre Persönlichkeiten vorgestellt, sodass sich langsam ein komplettes Gesamtbild zusammensetzt. Besonders gelungen ist, wie gut die einzelnen Episoden miteinander verbunden werden. Das Ganze ist dabei ebenso für Kinder ab 8 geeignet – genügend unblutig und voller heldenhafter Elemente – als auch für Erwachsene genügend dynamisch und unterhaltsam. Eine sehr gelungene Aufarbeitung des Themas, die ohne Abstriche als Hörbuch für die ganze Familie bezeichnet werden kann.
Zwei Sprecher teilen sich hier die Geschichte auf, Peter Kaempfe und Anja Niederfahrenhorst. Kaempfe hat eine sonore, wohlklingende Stimme und kann damit eindringlich die verschiedenen Abenteuer darstellen, baut Spannungsbögen auf und treibt dynamisch die Handlung voran. Niederfahrenhorst hingegen hat eine klare Stimme und bildet damit einen interessanten Kontrast, sie geht sehr gut auf die verschiedenen Charaktere ein und vermittelt dem Hörer einen guten Eindruck von deren Gefühlswelt. Sie liest sehr launig, es macht Spaß, ihrem lebendigen Stil zuzuhören.
Während der Szenen, die abwechselnd von den beiden Sprechern gelesen werden, ist keine Musik zu hören, aber einige wohlplatzierte Geräusche untermalen hier das Geschehen und geben lockern das gelesene Wort deutlich auf. Bei den Szenenübergängen ist mittelalterlich anmutende Musik zu hören, die sich gut in das Gesamtbild einfügt und sehr passend wirkt.
Das Titelbild ist in witzigem Comicstil gehalten und ansprechend gezeichnet, zu sehen ist hier gleich eine der ersten Szenen: Nach dem Sieg über den Drachen, badet Siegfried in dessen Blut. Glücklicherweise wirkt das alles recht harmlos, sodass Kinder nicht verschreckt werden. Das Innere ist schlicht gestaltet, neben den nötigsten Produktionsinfos und eine ausführliche Trackliste sind hier schlicht schwarz auf weiß abgedruckt.
Fazit: Kindgerecht und weitestgehend unblutig erzählt, dabei aber spannend aufbereitet und lebendig gelesen – eine gelungene und kurzweilige Version des sonst etwas sperrigen Stoffes.
VÖ: 1.Februar 2013
Label: Igel
Bestellnummer: 978-3-89353-457-9
Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele (Suzanne Collins)
Erster Eindruck: Mögen die Spiele beginnen
Panem, errichtet auf den Trümmern Nordamerikas, ist unterteilt in zwölf Distrikte und ein Kapitol. Jedes Jahr werden zwei Tribute, Jugendliche bis 18 Jahren, aus den Distrikten ins Kapitol gesandt, um dort an den Hungerspielen teilzunehmen. Als Katniss erfährt, dass ihre Schwester daran teilnehmen soll, nimmt sie ihren Platz ein – und wird vorerst wie eine Heldin empfangen. Doch das Ziel des Spieles muss es sein, zu gewinnen und als einzige zu überleben…
„Die Tribute von Panem“ hat wie kaum ein anderes Buch für Aufsehen gesorgt, insbesondere durch die aufwändige Hollywood-Verfilmung war der Auftakt der Trilogie in aller Munde. Nun ist auch die ungekürzte Hörversion des Romans, gelesen von Maria Koschny, bei Oetinger Audio auf zwei MP3-CDs erschienen. Schon nach wenigen Sätzen hat Collins den Hörer in ihren Bann gezogen, durch die Präsensform von Ich-Erzählerin Katniss schafft sie einen sehr direkten Weg, die Ereignisse lebendig, unvermittelt und nahe wirken zu lassen. Der Roman ist eine Mischung aus Thriller, Science Fiction und Utopie, und stellt die steigende Sensationsgier, Voyeurismus und Sensationsgeilheit in den Mittelpunkt, zeigt auf, dass sich unsere Gesellschaft immer mehr in die von ihr beschriebene Richtung bewegt. Auch die Verrohung, Gefühlsarmut der teilnehmenden Teenager wird von ihr ausgekostet – bei den tödlichen Hungerspielen Ansätze von Schwäche zu zeigen scheint der sichere Weg in den Tod. Doch die Heldin des Buches geht eben einen anderen Weg, lässt Gefühle zu und gibt ihnen nach, muss sie aber eben nach außen verschließen – ein alternativer Weg wird aufgezeigt. Und das alles ist verpackt in eine außerordentlich spannende Geschichte, die sehr lebendig wirkt und einen gefesselt hält, kaum kann man die nächsten Ereignisse abwarten. Kein Wunder also, dass ein solcher Hype um „Die Tribute von Panem“ entstanden ist.
Maria Koschny ist als Sprecherin eine hervorragende Wahl, kann sie doch die komplexe Gefühlswelt von Katniss aufgreifen, aber ebenso Spannung erzeugen und den Handlungsverlauf mit dynamischen Gefällen unterstützen. So wirkt alles noch lebendiger, greifbarer, sie rückt das Geschehen noch näher an den Hörer. Man hat das Gefühl, dass sie völlig mit Katniss verschmolzen ist. Zudem hat sie eine sehr angenehme Stimme, die auch Ecken und Kanten zulässt und alles andere als gleichförmig ist und auch den anderen Charakteren Individualität verleiht.
Im aktuellen Trend der Jugendromanwelle – wobei dieses Werk aufgrund der vielen Gewaltbeschreibungen nur für ältere Teenager geeignet sein dürfte – ist ein weibliches Gesicht im Mittelpunkt des Covers, das jedoch halb im Schatten liegt. Die farnähnlichen Blätter samt Blutstropfen sind dann aber wieder stark auf die Handlung zugeschnitten. Das Digipack mit den beiden CDs ist noch einmal in einem separaten Pappschuber verpackt, das Innere ist mit einer sehr ausführlichen Trackliste, Kurzbiographien und eigens im Stil des Covers geschossenen Fotos von Kroschny sehr vorteilhast gestaltet.
Fazit: Fesselnd von Anfang bis Ende, viele Fragen aufwerfend, was unsere Gesellschaft betrifft und sehr gut erzählt – eine klare Empfehlung, auch für Erwachsene!
VÖ: März 2013
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0682-8
Das Dschungelbuch (Rudyard Kipling)
Erster Eindruck: Klassiker der Kinderliteratur
Mowgli wird als Kind im Dschungel ausgesetzt und dort von den Tieren des Waldes aufgenommen und wächst langsam heran. Seine Freunde Baloo der Bär und der Panther Bagheera passen auf den kleinen Jungen auf. Doch auch diese beiden können ihn nicht vor der großen Gefahr schützen, dem Tiger Shir Khan. Doch auch andere, merkwürdige Gestalten begegnen dem Menschenjungen…
Das Dschungelbuch ist wohl insbesondere durch die Zeichentrickverfilmung von Walt Disney bekannt geworden, doch der bunte Kinderfilm geht auf einen wesentlich ernsthafteren und nachdenklicheren Roman zurück, der nun in einer leicht gekürzten Version bei Oetinger in sehr ansprechender Aufmachung als Hörbuch erschienen ist. Im Mittelpunkt stehen die vielen Begegnungen von Mowgli mit den verschiedenen Tieren des Waldes, die ihm alle ein Stück ihrer Weisheit, ihrer Lebensweise vermitteln und Mowgli so immer mehr reifen lassen. Auch die strengen Regeln des Waldes, an die sich jeder zu halten hat, sind ein wesentlicher und interessanter Bestandteil des Buches. Ein wenig episodenhaft, aber auch immer mit einem sanften roten Faden durch die Handlung, wird die Entwicklung des Menschenjungen erzählt, die phantasievollen Ereignisse und die sanfte, aber deutliche Moral, die sich aus dem Buch ziehen lässt, macht „Das Dschungelbuch“ zu einem Werk, das sich zwar vorrangig an Kinder richtet, aber auch erwachsene Zuhörer bestens unterhält. Es ist sehr interessant, diese originale Version kennenzulernen, die hochwertige Aufmachung trägt den Rest zu dieser gelungenen Veröffentlichung bei.
Als Sprecher wurde Joachim Kaps ausgewählt, der einen hervorragenden Job leistet. Er hat eine tiefe und sehr angenehme Stimme und liest die Geschichte sehr lebendig. Die spannenden Stellen betont er mit erhobenem Klang und höherer Lautstärke, kann sich aber auch zurücknehmen und die leiseren Stellen des Buches ebenso intensiv wirken lassen. Den einzelnen Charakteren verpasst er jeweils einen eigenen Klang mit speziellen Eigenheiten, die einzelnen Tiere wirken so sehr lebendig.
Sehr hochwertig und hübsch ist die Aufmachung des Hörbuches. Eine stabile, griffige Pappbox zeigt eine verträumte Zeichnung von Mowgli und Bagheera, die Pastellfarben und der sanfte, beige Hintergrund wirken sehr ansprechend. Auch die einzelnen Papphüllen um die CDs haben ein eigenes Titelbild, auf der Rückseite gibt es jeweils eine Trackliste. Herzstück der Aufmachung ist aber das dicke Booklet aus schwerem Papier, das zusätzliche Zeichnungen und zahlreiche Informationen enthält. Sehr gelungen!
Fazit: Die lebendigen Abenteuer von Mowgli und seinen Freunden sind hier hervorragend gelesen, voller Herz und sehr hübsch aufgemacht – eine rundum gelungene Veröffentlichung.
VÖ: Februar 2013
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0683-5
Doktor Proktors Pupspulver und weitere großartige Erfindungen (Jo Nesbo)
Erster Eindruck: Pupspulver, zeitreisende Badewannen und andere geniale Erfindungen
Als der ziemlich klein gewachsene Bulle in eine andere Stadt zieht, macht er Bekanntschaft mit Lise, schnell freunden sich die beiden an. Und sie lernen ebenso Doktor Proktor kennen, der in ihrer Nachbarschaft einige unglaubliche Erfindungen gemacht hat – beispielsweise das Pupspulver, von dem sie merken, dass es auch für die NASA interessant sein könnte. Doch die bösartigen Zwillinge Truls und Trym stellen sich ihnen in den Weg. Und auch seine zeitreisende Badewanne und ein Mondchamäleon machen dem Dreiergespann zu schaffen…
Jo Nesbo ist eigentlich eher für seine spannenden und manchmal recht blutigen Krimis bekannt, doch mit der bisher dreiteiligen Kinderbuchserie „Doktor Proktor“ hat er sich auf ganz neues Terrain begeben und hat Geschichten geschaffen, die vor kuriosen Einfällen und witzigen Elementen nur so strotzen. Im Mittelpunkt stehen drei Hauptcharaktere, die genügend Farbe und eigenständige Eigenschaften mitbringen, um in den ganzen Riesenspaß auch noch ein wenig Ernsthaftigkeit zu bringen. Allen voran gebührt dieses Lob dem rothaarigen und kleingewachsenen Bulle, der beweist, dass man mit Cleverness und Witz auch die schwierigsten Situationen meistern kann, er entzieht sich besonders im ersten Band immer wieder den Trietzereien durch Truls und Trym. Dann wäre da auch noch Lise, die ziemlich clever ist und der häufig die entscheidenden Ideen zur Problemlösung kommen. Und nicht zu vergessen Doktor Proktor, dem recht durchgeknallten, aber auch sehr gescheiten Erfinder, dessen Witz und Skurrilität den eigentlichen Reiz des Buches ausmachen. Die absonderlichen Erfindungen und urkomischen Situationen sorgen immer wieder für große Lacher, doch auch die Spannung kommt hier nicht zu kurz, für die anvisierte Zielgruppe ab 8 Jahren ist schon recht harter Tobak dabei. Dabei baut sich der Handlungsbogen wie bei einem klassischen Krimi immer weiter auf, hier merkt man das große Erzähltalent des Autors. Drei rundum gelungene, spannende, kurzweilige, komische, zauberhafte, phantasievolle und absolut hörenswerte Geschichten, die in dieser Box vereint auch noch zu einem günstigen Preis erhältlich sind.
Sprecher aller drei Hörbücher ist Andreas Schmidt, dessen Stimme schon im Normalfall einen recht außergewöhnlichen Klang hat, auch in den ruhigeren Passagen knarzt und quietscht die ein wenig, sodass auch hier keine Langeweile aufkommt. Er liest dynamisch und recht schnell, was das Tempo deutlich steigert, manchmal könnte er jedoch – gerade nach einem etwas längeren Satz – eher eine kleine Pause einlegen, was das Verständnis fördern würde. Sehr gut ist er in der Darstellung der verschiedenen Charaktere, die durch ihn einen einzigartigen Klang und viel an Eigenheiten dazugewinnen. Eine insgesamt gute Leistung!
Ebenso außergewöhnlich wie die Bücher ist auch das Design der Box geworden, die seltsam anmutenden Zeichnungen, die auch schon die Buchvorlagen zierten, sind hier zusammengefasst, die verschiedenen Motive ranken sich um den Schriftzug. Im Inneren sind die drei CD-Hüllen mit insgesamt 8 CDs untergebracht, denen jeweils einen einfacher Zettel mit einem Motiv und einer Trackliste beiliegt.
Fazit: Herrlich komische und skurrile Bücher, außergewöhnlich vorgetragen. Alles steckt voller Witz und Humor, während drei spannende Geschichten erzählt werden – sehr empfehlenswert, nicht nur für die Zielgruppe!
VÖ: 9.April 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-0987-8
Fips Fidibus und das Geheimnis des schwarzen Haderich (Susan Niessen)
Erster Eindruck: Drachen, Ritter und ein kleiner Zauberer
Ach Herrje! Gerade bei der Zauberprüfung von Fips Fidibis geht alles schief und er verzaubert den Vorsitzenden Hieronymus Bonk in einen Sack Gerste. Und dieser wird dann auch noch von einem Schwein gegessen. Jetzt ist guter Rat teuer, und deswegen will Fips auch seinen Vater um Rat fragen – doch dieser ist vor langer Zeit spurlos verschwunden. Und so macht Fips sich auf eine abenteuerliche Reise…
Susan Niessen ist schon seit geraumer Zeit erfolgreich als Kinderbuchautorin. Neben ihrern Büchern für die allerkleinsten hat sie mit „Fips Fidibus“ nun ein Buch für junge Grundschulkinder geschrieben, das vor Esprit und Witz nur so sprüht. Viele klassische Märchenelemente sind hier zu hören, es geht beispielsweise um einen Drachen, Rittern und natürlich jede Menge Zauberei. Dabei sprüht die Handlung nur so vor Charme und guten Einfällen, die das Zuhören zum Vergnügen machen und auch den zuhörenden Erwachsenen Freue bereiten. Die Geschichte ist kurzweilig und hat jede Menge witzige Stellen zu bieten, aber auch spannende Momente und einen roten Faden, der einen Bogen über die gesamte Laufzeit von etwa 160 Minuten zieht. Was mir besonders gefällt ist die kleine Moral der Geschichte, die stets mitschwingt, aber nie in den Vordergrund tritt oder mit erhobenem Zeigefinger daher kommt, die unterhaltsame Geschichte aber ungemein anreichert. Ein bezauberndes Hörbuch (zudem auch noch ungekürzt), das vorrangig natürlich Kinder anspricht, aber auch zuhörende Erwachsene unterhalten kann.
Joachim Kaps wurde als Sprecher des Hörbuchs ausgewählt, der sehr lebendig und eingängig liest. Jeder Charakter bekommt von ihm eine ganz eigene, individuelle Stimme verpasst, was auch bei den weiblichen Figuren nicht lächerlich, sondern passend wirkt. So wird „Fips Fidibus und das Geheimnis des schwarzen Haderich“ fast schon zu einem Ein-Mann-Hörspiel, das sehr lebendig und eingängig wirkt. Und dabei verliert er nie die zuhörenden Kinder aus den Augen, spricht langsam und deutlich, sodass diese der Geschichte auch leicht folgen können.
Die Aufmachung ist hier schlicht geraten, die CDs befinden sich in einer einfachen, aufklappbaren Plastikhülle. Das Cover wird von einer wirklich putzigen Zeichnung geziert, die natürlich Fips Fidibus mit dem putzigen kleinen Drachen zeigt, und das vor einer ansehnlichen und kindgerechten Landschaft. Im Inneren gibt es eine ausführliche Trackliste sowie eine Kurzvorstellung von Autorin und Sprecher.
Fazit: Eine einfache, aber sehr unterhaltsame Geschichte, der kleine Zuhörer gut folgen können, die mit Humor, Spannung und vielen märchenhaften Elementen überzeugen kann.
VÖ: Februar 2013
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0685-9
Ein plötzlicher Todesfall (J.K. Rowling)
Erster Eindruck: Blick hinter die Kulissen der Kleinstadt
Barry Fairbrother, ein Gemeinderatsmitglied im englischen Pagford, stirbt eines unerwarteten Todes. Doch statt den Lokaljournalisten zu betrauen, stürzen sich die Bewohner der Kleinstadt in Intrigen und Machtkämpfe, um die freigewordene Stelle im Rat zu bekleiden. Und während die Wahl langsam in die heiße Phase übergeht, werden die Waffen immer schärfer…
Was macht eine Autorin, die eine der erfolgreichsten Buchreihen überhaupt und die meistverkauften Romane der letzten Zeit geschrieben hat, die zu den reichsten Frauen Englands gehört und nicht nur mit dem Verkauf der Bücher, sondern auch mit Merchandise, Filmumsetzungen und sogar einem Freizeitpark genug verdient hat, um nie wieder auch nur einen Finger krümmen zu müssen? Die Antwort – zumindest was Joanne K. Rowling betrifft: Sie schreibt etwas völlig anderes, etwas unbekanntes, das ihr aber sehr am Herzen liegt. Und so ist „Ein plötzlicher Todesfall“ entstanden, ein wirklich außergewöhnlicher Roman. Zu Anfang ereignet sich der Tod von Barry Fairbrother, was die nachfolgenden Ereignisse auslöst. In den ersten Kapiteln widmet sich Rowling der Vorstellung gleich mehrerer Charaktere, deren Schicksale geschickt miteinander verwoben sind. Trotz der Vielzahl an verschiedenen Rollen fallen das Verständnis und das Wiedererkennen erstaunlich einfach. Die Geschichte besteht vorrangig aus den Machtkämpfen der Bewohner und der Darstellung extrem kaputter Familienverhältnisse, der Zurschaustellung menschlichen Egoismus. Viele schockierende Szenen reihen sich aneinander, und egal ob Eltern ihre Kinder auf das Wüstete beschimpfen, deren Sprösslinge emotionslosen Sex auf einem Friedhof haben oder immer neue Kapriolen geschlagen werden, die immer mehr an Würde und Taktgefühl vermissen lassen – Rowling hat ein erschütterndes, schockierendes und spannendes Werk geschaffen. Die Sprache ist dabei roh, der Ton rau, die Charaktere ausführlich beschrieben. Und dann am Schluss eine unerwartete Wendung, die aus der sich immer weiter steigernden Handlung resultiert. Natürlich ist die Darstellung der Ereignisse extrem, doch es ist ein realistischer Ansatz erkennbar – was das Ganze nur umso erschreckender macht. Ein sehr ungewöhnlicher Roman, voller Abgründe, und gerade deshalb so hörenswert.
Als Sprecher wurde Christian Berkel ausgewählt, der mir aus noch nicht allzu vielen anderen Produktionen über den Weg gelaufen ist, sodass seine Stimme auf mich frisch und unverbraucht gewirkt hat. Sein Ton ist ebenso rau und hart wie die verwendete Sprache, beides kann sich bestens ergänzen. Er legt viel Energie in seine Worte, sodass die Emotionen der Personen ungefiltert beim Hörer ankommen. Mir gefällt auch, wie er in der wörtlichen Rede mit Betonungen spielt und so viele Facetten der Charaktere herauskitzelt.
Das Hörbuch ist auf drei MP3-CDs gepresst, die Lesung ist ungekürzt. Das schlichte Titelbild, das auch schon von der Buchausgabe bekannt ist, enthält mit dem gelben Rahmen, dem einfarbig roten Hintergrund und dem schlichten Schriftzug nur ein Kreuz wie auf einem Wahlzettel, was durchaus ansprechend ist. Im Inneren wurde ein aus stabiler und ansehnlicher Pappe gefertigtes Digipack untergebracht, das die typischen Kurzinfos zu Autorin und Sprecher bereithält.
Fazit: Deutliche und direkte Sprache, viele verstörende Charaktere, Intrigen, Wut und Hass – all das wird beim Blick hinter die Kulissen der Kleinstadt offenbart. Beeindruckend und eindringlich.
VÖ: 5.November 2012
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-975-1
In einer anderen Haut (Alex Ohlin)
Erster Eindruck: Drei Menschen, eine Frage
Grace, eine New Yorker Psychotherapeutin, findet mitten im Winter einen Mann, der nur knapp einen Selbstmordversuch überlebt hat. Sie begleitet ihn ins Krankenhaus und beginnt langsam, eine Beziehung mit ihm aufzubauen. Ihre ehemalige Patientin Anne, die sich immer wieder selbst verletzt hat, rettet zwei Menschen vor der Obdachlosigkeit und lässt sie bei sich wohnen. Und dann ist da noch Grace‘ Exmann Mitch, der seine zweite Frau verlässt, um für einige Zeit bei den Inuit zu leben und ihnen zu helfen…
Alex Ohlin hat mit „In einer anderen Haut“ einen ganz und gar eindringlichen und gefühlsbetonten Roman verfasst, der von Lesern wie Kritikern sehr positiv aufgenommen wurde. Das dazugehörige Hörbuch ist beim Audio Verlag erschienen. Es werden drei Hauptcharaktere begleitet, die in unterschiedlicher Weise ein und dieselbe Frage aufwerfen: Helfe ich, damit es anderen besser geht – oder helfe ich, weil ich mit damit besser fühle? Bin ich ein gutherziger Mensch oder eben doch nur eigennütziger Egoist? Und so verschieden Grace, Anne und Mitch sind, so unterschiedlich ihre Situationen sind, so eng verbindet Ohlin sie, mit ihrer ganz speziellen Erzählweise und der scharfen, treffenden Sprache, die den Roman völlig durchdringt. Viele Irrungen werden von den Protagonisten durchlebt, sie alle stehen vor folgenschweren Entscheidungen und müssen sich verändern, hinterfragen und ihre angestammten Denkweisen über den Haufen werfen – eine emotionale Fahrt, die der Hörer hautnah mitbekommt. Dabei gerät die Rahmenhandlung fast schon in den Hintergrund, so lebendig sind die Gefühle der drei beschrieben, so sehr nehmen deren Entwicklung gefangen. Die collagenhafte Erzählweise, die nur langsam ein komplettes Bild von Grace, Anne und Mitch zusammensetzt, bringt dann immer wieder kleine Überraschungen mit ein. Ein hervorragender Roman, auch in dieser gelesenen Version.
Gleich zwei Sprecher sind hier zu hören, um den Charakteren sowohl eine männliche als auch eine weibliche Stimme zur Seite zu stellen, was wesentlich organischer klingt und zudem Abwechslung in die Lesung bringt. Maren Eggert übernimmt dabei die Parts aus der Sicht der weiblichen Protagonisten und nimmt sich dabei selbst sehr zurück, spricht klar, deutlich und betont, überlässt den eingängigen Worten aber ihre Wirkung, ohne diese stark zu interpretieren. Heikko Deutschmann spricht dementsprechend die Teile von Mitch und kann seine markante und eindringliche Stimme einsetzen, um die komplexe Gefühlswelt des Mannes deutlich zu machen.
Das Titelbild ist sehr schlicht und erinnert in seiner Wirkung an die klare, einfache und doch so treffende Sprache des Romans: Knapp unter dem Nacken einer Frau sitzt eine Libelle, die Flügel ausgebreitet, von der Frau ist kaum etwas zu erkennen, dazu ein unauffälliger weißer Rahmen und ein schlichter Schriftzug. Im Inneren des aufklappbaren Digipacks gibt es kurze Informationen zu Autorin und Sprechern ebenso wie die üblichen Produktionsinfos.
Fazit: Eine eindringlicher Roman voller Emotionen und der immer im Raum stehenden Frage, die viel Potenzial zum Nachdenken und dem Überprüfen der eigenen Handlungsweisen gibt.
VÖ: 1.März 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-265-8
Kiki (Antje Damm)
Erster Eindruck: Zwischen Freude und Trauer
Antje zieht mit ihren Eltern aus einer Stadt auf das Land, doch das gefällt ihr gar nicht. Sie vermisst ihre Freunde und die vertraute Umgebung – bis sie Kiki kennenlernt, die in der Nachbarschaft wohnt. Schnell sind sie unzertrennliche Freundinnen und haben mit der alten Trauerweide ein wunderbares Geheimversteck gefunden. Doch eines Tages passiert ein schlimmer Unfall, der alles verändert…
Antje Damm hat schon einige Kinderbücher verfasst, Wissensbücher, aber eben auch Geschichten für Grundschulkinder. Dazu gehört auch „Kiki“, das eine eher ruhige Ausstrahlung hat, aber eben auch ein sehr ernstes Thema anspricht: Den Tod. Das Besondere dabei ist, dass es sich hier um reale Erlebnisse der Autorin handelt und sie sich so sehr gut in die Hauptfigur Antje, aber auch in die zuhörenden Kinder hineinversetzen kann. Der Anfang klingt noch nach einem sehr typischen Kinderbuch und bietet eine nette, aber eher unspektakuläre Geschichte. Doch schon in den ersten Szenen mit Kiki wird die Andersartigkeit dieses Buches klar, das auch ganz andere Themen als gewohnt präsentiert. So machen sich die beiden Mädchen beispielsweise über die Liebe Gedanken und malen dazu Bilder, wie Männer auf Frauen liegen. Und dann eben dieses sehr ernste, herzergreifende Thema mit Kikis Tod. Das wird ganz ohne Pathos geschildert, in einfachen und klaren Worten und zeigt sehr deutlich die Gefühlswelt von Antje, die neben all der Trauer auch andere Dinge wahrnimmt. Die schlichte Sprache ist es, die hier so überzeugen kann, die aber auch hilft, besser zu verstehen. Es ist natürlich eine schwierige Frage, ab wann man Kinder mit dem Thema und auch mit diesem Buch vertraut machen will, das müssen Eltern auch allein entscheiden. Trotzdem ist hier wegen des ungewöhnlichen Themas und dem vorsichtigen Umgang damit eine Empfehlung auszusprechen.
Als Sprecherin des Hörbuches wurde Sascha Icks ausgewählt, die mir bis dato noch kein Begriff war. Sie hat eine angenehm weiche Stimme und schafft damit eine ansprechende Atmosphäre, liest eher bedächtig und ruhig, was durchaus dem Hörtempo von Kindern entspricht. Ab und an hätte ich mir aber ein wenig mehr Energie von ihr gewünscht. Mit dem ersten Thema am Schluss geht sie sehr behutsam um und versetzt sich gut in die kleine Antje hinein.
Im Gegensatz zu anderen Hörbüchern wurde hier nicht auf Musik verzichtet, während der Szenenwechsel sind einige instrumentale Klänge zu hören. Hier wird Kindern Zeit gegeben, das gehörte zu verarbeiten, und noch ein wenig darüber nachzudenken. Diese bestehen aus schlichten Akustikgitarrenklängen, die ebenfalls eher ruhig sind und dem Hörbuch eine melancholische Grundstimmung verleihen.
Auf dem Titelbild ist Antje zu sehen, die einer gelben Jacke durch den starken Regen geht. Die simple, kindliche Zeichnung ist durchaus ansprechend. Im kleinen, beiliegenden Booklet werden kurze Informationen zu Autorin, Sprecherin und Musiker gegeben. Besonderes Augenmerk verdient der aufgedruckte „Blaue Engel“ für eine ressourcensparende Produktion, die völlig auf Plastik verzichtet (inklusive Cellophan) und auf recycelte Kunststoffe für die CD setzt – sehr lobenswert!
Fazit: Die ruhige Ausstrahlung des Kinderbuchs und die schlichte, treffende Wortwahl ermöglichen einen sanften, aber deutlichen Umgang mit dem Thema Tod, und auch die anderen Episoden aus Antjes Freundschaft mit Kiki werden sehr gut dargestellt.
VÖ: Februar 2013
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0671-2
Shadow Falls Camp – Entführt in der Dämmerung (C.C. Hunter)
Erster Eindruck: Die Suche nach der Wahrheit
Kylie hat eine heiße Spur entdeckt, um mehr über ihre Familie herauszufinden. Doch das Treffen mit den Stiefeltern ihres Vaters gerät zur Katastrophe, denn die beiden sind nicht die, die sie vorgeben zu sein. Und so stützt sich Kylie auf die düstere Prophezeiung eines Geistes: „Jemand wird leben, aber jemand anderes wird sterben“. Wer ist damit gemeint? Und auch die Dreiecksbeziehung zu Derek und Lucas macht ihr weiter zu schaffen…
Shadow Falls Camp, in dem sich zahlreiche übernatürliche Wesen im Teenageralter tummeln, geht mit „Entführt in der Dämmerung“ in die dritte Runde, allzu lang musste der Hörbuchhörer auch dieses Mal nicht auf eine Fortsetzung der Geschichte um Kylie warten. Es scheint, als hätte sich Autorin C.C. Hunter an der Kritik an den ersten beiden Bänden ausgerichtet und eben die beiden etwas störenden Elemente auf ein ideales Maß heruntergeschraubt, anstatt sie in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen: Zum einen Kylies Gefühlskampf, welchen ihrer Verehrer sie nun bevorzugen soll, Lucas oder Derek. Dies kommt hier nur noch ab und an zum Tragen und wirkt so organischer in die Handlung eingebettet. Auch dass Kylie nicht genau weiß, zu welcher Art übernatürlicher Wesen sie nun gehört, ist hier zwar eingebaut, aber eben nicht in minutenlangem Gegrübel. Und am Ende bekommt der Hörer tatsächlich die Lösung präsentiert, doch darum ranken sich noch zahlreiche andere Fragen – ein perfekter Cliffhanger zum nächsten Teil. Die Geschichte hier ist sehr spannend und unterhaltsam geschrieben, das Rätsel um die falschen Stiefeltern und die Prophezeiung des Geistes hält Kylie und ihre Freunde lange auf Trab, und wieder sind zahlreiche Überraschungen eingebaut, die das Hörbuch lebendig und dynamisch wirken lassen. Eine sehr gute Fortsetzung, die mich mit ihren mysteriösen Elementen wieder überzeugt hat und die auch gegenüber ihren beiden Vorgängern einen klaren Vorsprung hat.
Wieder ist es Shandra Schadt, die als Erzählerin ausgewählt wurde, wie auch schon im zweiten Teil der Reihe. Ihre angenehme Stimme hat einen weichen Grundton und schafft so eine positive Atmosphäre. Ihre Betonungen und ihr Sprechrhythmus sind der Handlung angepasst, alles passt her gut zusammen. Doch auch in den spannenderen Szenen kann sie überzeugen und verleiht ihrer Stimme immer wieder andere, auf die Handlung abgestimmte Akzente.
Nach Blau und Lila ist die vorherrschende Farbe des Covers dieses Mal Grün. Kylie steht darauf, dem Betrachter den Rücken zugewandt, vor einem bewaldeten Tal samt See. Das Foto ist hier wesentlich schärfer und nicht so verklärt wie die anderen beiden der Reihe und behält trotzdem seinen mysteriösen Ausdruck. Die Papphülle außen ist ansehnlich gestaltet, das Innere ist mit dem vielen Hartplastik zwar nützlich und CD-schonend, aber wenig hübsch. Hier hätte lieber – wie bei anderen Produktionen des Verlages – mit Pappe gearbeitet werden sollen.
Fazit: Vor der herrlich mysteriösen Kulisse des Shadow Falls Camps entsteht eine sehr spannende Geschichte mit zahlreichen überraschenden Elementen. Sehr unterhaltsam und nochmal eine Steigerung zu den beiden Vorgängern.
VÖ: 1.April 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1255-9
Zwölfe hat’s geschlagen (Otfried Preußler)
Erster Eindruck: Alte Sagen neu erzählt
Eine arme Frau findet zu der heiligen Osterzeit eine Höhle, die angefüllt mit Schätzen ist. Endlich kann sie ihr kleines Kind ohne Sorge großzeihen. Doch eine übernatürliche Stimme warnt sie, das Beste nicht zu vergessen, und so macht die Frau sich auf die Suche… Diese und 17 weitere Sagen werden hier in neuen Fassungen erzählt.
Otfried Preußler ist einer der erfolgreichsten Autoren für Kinder- und Jugendliteratur der letzten Jahrzehnte. In seinem neusten Projekt, das im Audio Verlag auch als Hörbuch erhältlich ist, widmet er sich alten deutschen Sagen, transportiert sie in eine zugänglichere Sprache und bewahrt dabei ihren Kern. Dabei macht sich sein Gespür für das Übersinnliche bemerkbar, viele der Geschichten haben mit Magie oder Flüchen zu tun, ihre Wirkung ist oft eher düster. Zum Beispiel die Erzählung vom schwarzen Huhn, die von einem nächtlichen blutigen Ritual und einem rachsüchtigen Geist handelt. Alles wird hier so lebendig, so greifbar erzählt, dass es eine wahre Freude ist, die Sprache ist treffend und eine sehr gelungene Mischung aus modernem Klang und altertümlichen, aber auch für Kinder gut verständlichen Worten. Die meisten der Erzählungen waren mir vorher unbekannt, und es ist wirklich eine Freude, sie zu hören – und dass sie von Preußler vor der Vergessenheit gerettet wurden. Jeweils vor der eigentlichen Handlung gibt es noch eine kleine Einführung mit Kommentaren des Autors, die wichtiges Wissens für das Verständnis ermittelt oder seine persönliche Meinung zur vorkommenden Moral preisgibt. Durch die maximal zehnminütigen Abschnitte eignet sich dieses Hörbuch sowohl für Kinder als auch für eine kurze Pause zwischendurch. Es ist eine sehr stimmungsvolle, mystische und rundum gelungene Box, die eine klare Empfehlung wert ist.
Einige namhafte Sprecher wurden hier ausgewählt, die Geschichten vorzutragen, und jeder beweist, warum er zu den besten der Zunft gehört. Cathlen Gawlich beispielsweise kann mit ihrer hellen und klaren Stimme für eine angenehme Atmosphäre sorgen, senkt dabei ihren Klang ein wenig, um ein wenig Düsternis mit einzubringen und verstellt sich dann plötzlich stark, um Akzente zu setzen oder die übernatürlichen Szenen ins rechte Licht zu rücken. David Nathans markante Stimme darf natürlich auch nicht fehlen, die Sagen gewinnen durch sein intensives Lesen noch einmal an Ausdruck. Andreas Fröhlich spielt hier wieder mit Klang, Dynamik und Beschaffenheit seiner Stimme, um größtmögliche Wirkung beim Zuhörer zu erzielen. Weitere Sprecher sind Kai Lüftner und Rainer Strecker.
Das Hörbuch wird von einem Bild geziert, das typisch für Preußler scheint: Ein Vogel sitzt auf kahlen Ästen, hat allerdings einen menschlichen Kopf, der den Betrachter ein wenig spöttisch anzuschauen scheint. Darüber ist noch eine Uhr mit schlichtem Ziffernblatt zu sehen, das natürlich auf kurz vor zwölf steht. Die ansehnliche Papphülle ist hübsch gestaltet, eine Auflistung der Tracks ist natürlich auch zu finden.
Fazit: 18 alte Sagen, neu aufbereitet und von fantastischen Sprechern gelesen, voller Mystik und Weisheiten – eine sehr unterhaltsame und hörenswerte Sammlung!
VÖ: 1.April 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1242-9
Gold (Chris Cleave)
Erster Eindruck: Gewinnen oder verlieren
Kate und Zoe sind nicht nur gute Freundinnen, sondern auch beide im englischen Radsportteam und trainieren seit Jahren für die olympischen Spiele. Doch als eine neue Regelung in Kraft tritt, die nur noch eine Sportlerin pro Nation erlaubt, bricht ein harter Wettkampf zwischen den nun zu Konkurrentinnen gewordenen Frauen aus. Und währen Zoe sich immer wieder mit One-Night-Stands zu trösten versucht, hat Kate eine an Leukämie erkrankte Tochter…
Zwei Frauen, die in der Leidenschaft für den Radsport von Freundinnen zu argen Konkurrentinnen werden, stehen im Mittelpunkt von Chris Cleaves neuem Roman, der auch beim Audio Verlag als Hörversion mit Britta Steffenhagen als Sprecherin erhältlich ist. Die Mischung aus der harten und fordernden Welt des Profisport, der geprägt von Verzicht und großem Druck ist, und dem Privatleben von Zoe und Kate, alles andere als geordnet und ruhig, macht den Reiz dieser Geschichte aus. Die Konkurrenzsituation wird sehr umfassend dargestellt, geht gut auf die Gefühlssituation der beiden Hauptcharaktere ein. Und daneben eben immer wieder die persönlichen Ereignisse, die ebenso intensiv dargestellt werden und gleichwertig neben dem „Sportteil“ stehen. Die Beziehung der beiden wird immer wieder auf harte Proben gestellt, und besonders ein Geheimnis, das zwischen den beiden steht, sorgt für Zündstoff – und Spannung beim Leser. Cleave schafft es, dass der Hörer mit den beiden Frauen mitfiebert, kann eine enge Bindung zu ihnen aufbauen und lässt immer wieder Überraschungen platzen, die neue Akzente in der Handlung setzen. Gut erzählte und lockere Unterhaltung mit interessanten und gut beschriebenen Charakteren.
Sprecherin Britta Steffenhagen schafft es, sich in beide Charaktere einzufühlen und beide gleichermaßen treffend darzustellen. Dabei liegt ihre Stärke auch in der wörtlichen Rede, in der sie die Emotionen von Kate und Zoe sehr genau ausdrückt, aber auch die anderen Rollen mit ihren jeweiligen Eigenheiten aufzeigen kann. Geschickt schafft sie es, den Spannungsbogen auszugreifen und zu verstärken.
Logisch, dass man die Farbe des Titels als Grundton für das Cover verwendet, sodass verschiedene Goldnuancen im oberen Teil die Skyline von London formen, unter anderem sind hier Big Ben und die Tower Bridge zu sehen. Darunter sind neben Autor und Titel noch die Köpfe der beiden Konkurrentinnen als schwarze Silhouette zu sehen – ein gelungenes und ansprechendes Titelbild.
Fazit: Chris Cleave schafft es hier, die Schicksale, Freundschaft und die Konkurrenz der beiden Protagonistinnen fein miteinander zu verweben und zu einem spannenden Höhepunkt zu bringen.
VÖ: 1.April 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-249-8
Hinter dem Bahnhof liegt das Meer (Jutta Richter)
Erster Eindruck: Mal traurige, mal heitere, mal märchenhafte Reise
Nachdem Neuners Stiefvater seine Mutter krankenhausreif geschlagen hat, rennt der Junge von zu Hause weg. Und er hat einen Traum, den er nun verwirklichen will: Einmal das Meer sehen. Doch dafür fehlt ihm natürlich das nötige Geld. Deswegen verkauft er seinen Schutzengel an die Königin von Caracas, Besitzerin eines Restaurants. Gemeinsam mit dem Stadtstreicher Kosmos, der zu seinem Freund geworden ist, will er nun die Reuse antreten – doch plötzlich ist Kosmos mit dem Geld verschwunden…
Meist erscheint heutzutage die Hörversion eines Buches gleichzeitig oder nur mit kurzer Verzögerung von einigen Monaten mit der Romanvorlage, aber manchmal dauert es eben auch ein wenig länger. „Hinter dem Bahnhof liegt das Meer“ von der mehrfach ausgezeichneten Kinderbuchautorin Jutta Richter erschien beispielsweise schon im Jahr 2008 und ist nun, fünf Jahre später, als Autorenlesung bei Igel Records erschienen. Wie alle Bücher der Autorin ist auch diese Geschichte eher komplex und zusätzlich mit einigen märchenhaften Elementen versehen. Hier geht es um Freundschaft, Vertrauen und Hoffnung, aber eben auch um anspruchsvollere Themen wie Gewalt in der Familie, Verrat und Trauer. So wird gerade den jüngeren Zuhörern einiges abverlangt, die die Geschichte kaum allumfassend verstehen, die vorhandenen Feinheiten kaum richtig ausloten können, die Altersempfehlung ab 8 Jahren ist recht optimistisch geschätzt. Für ältere Kinder ist aber gerade diese Themenvielfalt so ansprechend, besonders der manchmal kindlich-naive, mal völlig abgeklärte und realistische Blick auf die Welt bringen die Geschichte in Schwung. Nur manchmal gerät Richter zu sehr ins Fabulieren, was einige eher langatmige Passagen zur Folge hat. Ein interessanter Roman für ältere Kinder mit beeindruckender Themenvielfalt und einem sehr hübschen, gelungenen Ende.
Wie oben bereits erwähnt liest Jutta Richter ihren Roman selbst. Leider wirkt sie meist zu steif, um die Handlung wirklich schwungvoll zu präsentieren, zu gleichförmig ist der Klang ihrer Stimme. Insbesondere in der wörtlichen Rede bringt sie nicht genügend Emotionen mit ein, sodass die Charaktere blass bleiben und ihre vielschichtige Persönlichkeit nicht wirklich zur Geltung kommen will. Ein wenig mehr Kraft, ein wenig mehr Variabilität, ein wenig mehr Mut zum Aus-Sich-Heraus-Gehen hätte Richter hier besser zu Gesicht gestanden.
Das Titelbild der Buchausgabe wurde natürlich auch auf dem Cover dieser CD verwendet und ist in gedeckten, unauffälligen Tönen gehalten, die nur vom kräftigen Rot des Schriftzuges unterbrochen wird. Gezeigt wird ein einsames Haus auf grüner Wiese vor einem weiten Meer, was ich als zu wenig aussagekräftig empfinde. Auch wenn ein schreiend buntes Cover sicherlich sehr unpassend wäre, hätte mehr Prägnanz gut getan.
Fazit: Ein anrührender und vielseitiger Roman mit vielen Themen und Details, die entdeckt werden wollen, aber leider zu farblos vorgetragen.
VÖ: 1.Februar 2013
Label: Igel Records
Bestellnummer: 978-3-89353-463-0
Fliehkräfte (Stephan Thome)
Erster Eindruck: Lebenskrise mit 60
Hartmut Hainbach hat scheinbar alles erreicht, was er sich für ein erfülltes Leben gewünscht hat: Eine Philosophieprofessur in Bonn, eine Ehe, die immer noch von Liebe geprägt ist, eine mittlerweile erwachsene und erfolgreiche Tochter. Doch es reißen sich immer mehr Lücken in sein Glück, seine Tochter ist in Spanien heimisch, seine Frau sieht er nur noch am Wochenende. Als er ein neues Jobangebot bekommt, stellt er sein Leben noch einmal auf en Kopf – und stellt neue Fragen…
„Fliehkräfte“ ist der zweite Roman des deutschen Autors Stephan Thome und wurde von vielen heiß ersehnt. Nun ist auch die gekürzte Lesung von Burghardt Klaußner beim Audio Verlag erschienen. Passend zu seiner Hauptfigur stellt der Roman zahlreiche Fragen, wie man sein Leben im letzten Abschnitt gestalten möchte, wie man mit veränderten Lebensrealitäten umgeht, letztendlich wie man sein Glück finden kann. Die Handlung ist nicht sonderlich ausgeklügelt, dafür sind die Charaktere und natürlich insbesondere Hartmut Hainbach umso intensiver und vielschichtiger dargestellt. In zahlreichen Rückblenden werden Ereignisse aus der Vergangenheit beleuchtet und zeigen, wie sich alles im Laufe der Zeit entwickelt hat, wie die Figuren zu dem geworden sind, wie sie sind. Das offenbart die eine oder andere Überraschung und lässt immer wieder einen anderen Blick auf die aktuellen Ereignisse zu. Zudem ist das Buch geprägt von intensiven Gesprächen, die klar werden lassen, was wirklich wichtig ist. Der Hörer wird gefangen genommen von der Wucht der schlichten, aber sehr treffenden Wortwahl. Hier wird nicht mit hochgestochenen Gefühlen gearbeitet, sondern mit einem nüchternen Blick auf die Welt und deren Enttäuschungen. Ein interessanter Blick auf das Leben, der viel Potenzial zum Nachdenken bringt, aber der auch einige Längen hat, besonders wenn Hainach allzu sehr im Selbstmitleid versinkt. Hörenswert.
Sprecher des Romans ist Burghardt Klaußner, der mit seiner angenehmen Stimme eine positive Grundatmosphäre schafft. Seine intensive Sprechweise sorgt dafür, dass die Emotionen der Figuren an den Hörer herangetragen werden, er macht diese begreifbar. Nur die Differenzierung der verschiedenen Figuren hätte deutlicher ausfallen können, manchmal bleibt er zu gleichförmig. Sein Sprechtempo ist angemessen, man kann gut folgen und hat trotzdem noch genug Zeit zur Reflexion.
Das Cover ist klar in verschiedenen Zonen aufgeteilt, erst auf den zweiten Blick erkennt man hier das Meer und einen Strand, am Rand hat sich eine fliegende Möwe eingeschlichen. Zur schlichten Wortwahl ein treffendes Motiv, das zudem Titel und Autor in den Mittelpunkt rückt. In der stabilen Box befinden sich die CDs in einfachen Sleeves aus Plastik, das Booklet ist aus sehr dickem Papier gefertigt und enthält ausführliche Informationen und ein schwarz-weiß Foto von Autor und Sprecher.
Fazit: Die philosophischen Fragen sind interessant gestellt, die Figuren vielschichtig und komplex, voller Wünsche, die Handlung manchmal etwas langatmig, die Rückblicke aufregend und treffend.
VÖ: 1.November 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-247-4
Die Ostergeschichte (Anselm Grün)
Erster Eindruck: Die Ostergeschichte für Kinder
Als Jesus in seine Geburtsstadt Jerusalem einzieht, ist die ganze Stadt von Palmzweigen geschmückt. Doch sein Glauben wird nicht von allen gemocht, und so befindet sich sogar ein Verräter in seinen eigenen Reihen. – Die Ostergeschichte wird für Kinder ab etwa 4 Jahre nacherzählt…
Wer kennt sie nicht, die Weihnachtsgeschichte, schon die Allerkleinsten können die Ereignisse um die Geburt von Jesus nacherzählen. Doch wie sieht es da mit der Ostergeschichte aus? Viele Eltern dürften Probleme damit haben, das sehr ernste Thema der Kreuzigung, das schließlich Gewalt und Tod zum Thema hat, an ihre Kinder zu vermitteln. Anselm Grün hat genau wegen dieser Problematik ein Kinderbuch erschaffen, das nun auch bei Igel Records als Lesung vorliegt. Erzählt wird hier die ganze Ostergeschichte, das erste Kapitel dreht sich also um Jesus‘ Einzug in Jerusalem am Palmsonntag. In einfachen, klar verständlichen Worten werden die Ereignisse geschildert. Besonders die Kreuzigungsszene verdient natürlich besondere Beachtung und wurde hier sehr behutsam und vorsichtig umgesetzt. Für Vierjährige ist dieses Thema natürlich noch immer schwer zu verstehen, ältere Zuhörer werden hier aber kindgerecht an das Thema herangeführt. Der Gedanke der Auferstehung schließt die Geschichte dann ab, der Gedanke wird dabei schlicht und elegant dargestellt. Eine sehr kindgerechte und angenehm zu hörende Nacherzählung der Ostergeschichte, die bestens für die ganze Familie zur Erinnerung und Besinnung geeignet ist.
Gelesen wird die etwa halbstündige Umsetzung von Claus Dieter Clausnitzer, der mit langsamer und getragener Stimme das Verständnis der Geschichte fördert. Dadurch können auch die kleinsten Zuhörer gut folgen und die Ereignisse aufnehmen. Seine Stimme hat einen angenehmen und volltönenden Klang, sodass die Atmosphäre maßgeblich davon geprägt wird und man einfach gerne zuhört. Er geht sehr gut auf die zuhörenden Kinder mit und lässt bei den heikleren Themen genügend Behutsamkeit walten.
Das Buch von Anselm Grün zeichnet sich insbesondere durch die wunderschönen und treffenden Zeichnungen aus, deswegen ist es etwas schade, dass nur so wenige Illustrationen im Artwork verwendet werden. Neben dem hübschen Cover, das Jesus‘ Einzug in Jerusalem darstellt und wie von Licht durchflutet wirkt, und einem kleinen Ausschnitt davon auf der Rückseite, ist leider nichts anderen verwendet worden, sodass das Innere leider etwas trist wirkt.
Fazit: Eine sehr atmosphärische und gelungene Nacherzählung der Ostergeschichte, mit kindgerechten Worten erzählt und voller Wärme, treffend gelesen von Claus Dieter Clausnitzer.
VÖ: 1.Februar 2012
Label: Igel Records
Bestellnummer: 978-3-89353-447-0
Die grosse Carl-Morck-Box (Jussi Adler-Olsen)
Erster Eindruck: Vielschichtige Fälle mal drei
Nach einer wilden Schießerei, indem einer seiner Kollegen getötet wurde, ein anderer eine Querschnittslähmung davongetragen hat, zieht sich Vizekriminalkommissar Carl Morck immer weiter zurück. Auch die Scheidung von seiner Frau macht ihm noch zu schaffen. Als ihm dann die Leitung des Sonderdezernats Q angeboten wird, das ungelöste Fälle noch einmal aufrollt, kann er sich noch weiter abschotten – nur von seinem neuen Kollegen Hafez el-Assad nicht, ein übereifriger Assistent, der allerdings keine polizeiliche Ausbildung genossen hat. Gemeinsam wagen sie sich an die Fälle und erhalten mit Rose bald zusätzliche Unterstützung…
Jussi Adler-Olsen ist momentan einer der präsentesten und gefeiersten Autoren, insbesondere seine Kriminalromane um den Kommissar Carl Morck sind in aller Munde. Die ersten drei Teile dieser Reihe sind nun beim Audio Verlag in einer dicken Box als Lesung erschienen, ganze 17 CDs mit über 1300 Minuten Laufzeit sind darin enthalten – dabei handelt es sich sogar um gekürzte Lesungen. Die Charakterzeichnung gelingt Adler-Olsen außerordentlich gut, mit wenigen Worten kann er in sich stimmige Rollen erschaffen, die doch so vielseitig, komplex und voller Ecken und Kanten sind. Allen voran natürlich sein Kommissar Carl Morck, der hinter all de Schroffheit, dem Rückzug vor menschlichen Kontakten eine sehr weiche und verletzliche Seite durchscheinen lässt. Aber auch seine Mitarbeiter Assad und Rose sind sehr liebevoll und vielschichtig dargestellt, und dieses Muster zieht sich bis zu den Nebenrollen. Ebenso begeistern kann der Humor, der immer wieder eingebaut ist und meist aus den Beziehungen der Charaktere zueinander resultiert. Hier wird eine gewisse Lockerheit eingebracht, die eher untypisch erscheint, aber bestens mit dem Gesamtbild der Bücher harmoniert. Die drei hier geschilderten Fälle sind unglaublich spannend, haben aber einen sehr düsteren Hintergrund und sind von einer Härte durchzogen, die einen in Abgründe menschlichen Daseins blicken lässt. Dabei ist besonders die Vielschichtigkeit der Fälle beeindruckend, alles ist fein aufeinander abgestimmt, Logiklücken sucht man hier vergebens. Es sind die wuchtigen Momente, denen ein spannender Aufbau vorangeht, der sich dann explosionsartig zu entladen versteht, die diese Bücher so packend, fesselnd und unglaublich gut werden lassen, und auch in dieser feinen Umsetzung verlieren sie nichts an ihrer Wirkung. Man sollte immer vorsichtig sein mit dem Wörtchen „Muss“, doch hier wage ich zu behaupten: Dieses hier ist ein Muss für alle Krimi-Hörer!
Hervorragende Arbeit leistet Erzähler Wolfram Koch, der es versteht, die Spannung voll auf den Hörer zu transportieren, ihn auf die Folter zu spannen und die fein gelegten Spannungsbögen des Autors aufzugreifen. Doch dabei lässt er auch in der Charakterdarstellung nichts vermissen, durch seine lebendige Sprechweise erhalten diese eine ganz besondere Tiefe, die sie den Hörer näher bringt. Er liest langsam, bedächtig und sehr intensiv. Unterstützt wird er – zumindest im ersten Teil „Erbarmen“ - von Ulrike Hübschmann, die ebenso eindringlich intoniert, ihren Schwerpunkt auf die Charaktere legt und eine sehr gelungene Abwechslung zur düsteren Stimme Kochs darstellt.
Eine dicke Box aus stabiler Pappe ist als Verpackung gewählt worden, die vorherrschende Farbe ist hier ein tiefes schwarz, das die obere Hälfte des Covers und den Großteil der restlichen Gestaltung ziert. Die drei Titelbilder der Bücher (und natürlich auch Hörbücher) ist jeweils zu einem Drittel unten am Cover abgedruckt, die Motive sind einfach, aber sehr aussagekräftig. Das Innere hält neben den CDs in einfachen, dünnen Plastiktüten noch ein Faltblatt bereit, in dem die Produktionsinfos aufgelistet sind. Neben den üblichen Kurzinfos zu Autor und Sprecher sind allerdings keine weiteren Extras zu finden.
Fazit: Wuchtige Kriminalromane, von dunklem Humor durchzogen, geprägt von den außergewöhnlichen Charakteren und unglaublich fein gestrickten Spannungsbögen – Carl Morck gehört zu den interessantesten Ermittlern, diese Lesungen zu dem besten, was der Markt für Kriminalromane hergibt.
VÖ: 1.April 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-263-4
Allein unter Superhelden
Erster Eindruck: Flieg doch mal wie wir alle!
Leon ist eigentlich ein ganz normaler Junge – und das macht ihn ziemlich außergewöhnlich. Denn seine ganze Familie hat Superkräfte, und auch in seiner Nachbarschaft wohnen nur Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Damit sich auch seine eventuelle spezielle Fähigkeit zeigt, schicken Leons Eltern ihn in die neu gegründete Superheldenschule, doch dort geht nicht alles mit rechten Dingen zu…
„Allein unter Superhelden“ hat als Buch von Heiko Wolz schon eine recht große Lesergemeinde gefunden, nun startet die Geschichte um einen ganz normalen Jungen auch als szenische Lesung beim Audio Verlag durch. Die herrlich skurrile Umgebung von Leon ist es, was dieses Buch so besonders macht. Die Superhelden sind hier ziemlich hochnäsig und selbstverliebt dargestellt, was einen großen Teil des Humors der Lesung ausmacht – verstärkt durch Leons sarkastische Sichtweise auf die Dinge. Egal ob laute Fanfaren erschallen, wenn Leons Vater auftaucht oder seine Schwester in runterputzt, weil er Fahrrad fährt und nicht fliegt, der Spaß kommt hier definitiv nicht zu kurz. Und im Mittelpunkt Leon, der zeigt, dass man auch ohne Superheldenkräfte mutig, stark und standhaft sein kann, ein guter moralischer Aspekt, der wie nebenbei einströmt. Verpackt ist das in eine kurzweilige, aber nicht sonderlich temporeiche Geschichte, die viel Platz für die Charaktere und deren Macken bereithält. Mir hat das Hören eine Menge Spaß bereitet, zumal auch die Umsetzung sehr gelungen ist.
Patrick Mölleken ist als Sprecher ausgewählt worden, und er macht seine Sache richtig gut. Er liest die Geschichte sehr launig, bringt den Humor bestens zur Geltung und hat einen Schwerpunkt auf die witzigen Kommentierungen von Leon gesetzt. Doch auch die anderen Charaktere kommen bei ihm gut zur Geltung, er kann besonders die aufgeblasenen Superhelden immer mit ein bisschen Spott in der Stimme bestens darstellen.
Nach einer kleinen Intromelodie ist hier kaum noch Musik zu hören, dafür wurden zahlreiche Geräusche eingebaut, die auf Vorgänge in der Handlung anspielen und diese so lebendiger wirken lassen. Und sie sind hier auch schon einmal ziemlich laut, beispielsweise die Fanfare von Leons Vater, was einen herrlich unangepassten und chaotischen Eindruck hinterlässt, der besonders Kindern gut gefallen dürfte.
Leons Familie fliegt hier mit ihren Superheldenkräften durch den sternenklaren Nachthimmel, während der Junge selbst am Boden steht, die drei betrachtet und dabei die Augen verdreht – ein passendes Motiv für die Geschichte. Der Zeichenstil ist dabei sehr schlicht, fast schon kindlich geraten, was sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist. Ein paar mehr Details oder eine nicht ganz so klobige Zeichenweise hätten mir persönlich besser gefallen.
Fazit: Kurzweilig, skurril und ziemlich witzig – „Allein unter Superhelden“ hebt sich positiv von vielen anderen Produktionen ab und ist es wert, entdeckt zu werden.
VÖ: 1. Februar 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-243-6
Munkel Trogg – Der kleinste Riese der Welt (Janet Foxley)
Erster Eindruck: Riesen mit seltsamen Essgewohnheiten
Die Riesen haben sich von der Welt zurückgezogen und leben ihr Leben in einem abgeschiedenen Berg. Unter ihnen ist auch Munkel Trogg, doch er ist ein ungewöhnlicher Riese: er ist ziemlich klein, nicht größer als ein gewöhnlicher Mensch. Immer wieder muss er sich gegen Schikane und Hänseleien erwehren, nur seine Familie hält zu ihm. Doch eines Tages bricht er auf in die Welt der Kleinlingsstadt…
Boris Aljinovic ist immer häufiger als Hörbuchsprecher zu hören, und er scheint sich als Experte für die eher außergewöhnlichen Geschichten zu mausern. Nun ist auch das viel gelobte Kinderbuch „Munkel Trogg“ mit ihm als Sprecher erschienen, das einige märchenhafte Elemente in sich vereint, hier gibt es Prinzessinnen, Drachen und natürlich Riesen, doch vornehmlich geht es um Ausgrenzung und Mobbing. Man leidet schon mit dem kleinen Riesen Munkel Trogg mit, und da so ziemlich jedes Kind schon einmal Erfahrungen gemacht hat, können dieses also gut nachvollziehen und sich in die Hauptfigur des Buches hineinversetzen. Die Geschichte ist sehr kurzweilig erzählt und macht viel Spaß, entwickelt sich aber natürlich in einem kindgerechten Tempo. Natürlich gibt es da die Reise zu den Kleinlingen, aber das Hörbuch lebt doch mehr von den vielen witzigen Situationen und eben auch der andauernden Ausgrenzung, der Warmherzigkeit von Munkel Troggs Mutter und der Beschreibung der Riesenwelt. Ein wunderbares Kinderbuch, meisterlich gelesen und mit viel, viel Humor versehen – und auch mal ein Hörbuch, bei dem auch Eltern sehr gerne zuhören werden.
Boris Aljinovic präsentiert sich hier wieder in Hochform und steigert sich völlig in die Geschichte hinein, liest mit hörbarer Freude die kleinen, liebevollen Details. Seine tiefe und immer etwas brummige Stimme passt dabei bestens zu der rauen Atmosphäre unter den Riesen. Dabei spielt er mit Klangfarben und Tempi, liest sehr abwechslungsreich und dynamisch, geht gut auf die zuhörenden Kinder ein und liefert somit eine rundum gelungene Leistung ab.
Das Cover zeigt ein bisschen von den etwas skurrilen Zeichnungen, die aus dem Buch stammen. Zu sehen ist ein normal großer Riese neben Munkel Trogg, die auch jeweils so beschriftet sind. Und auch der niedliche Drache lugt von der Seite dem Betrachter entgegen. Allerdings ist es schon schade, dass in der weiteren Gestaltung keine der unzähligen Zeichnungen aus der Vorlage verwendet wurden.
Fazit: Das ernste Thema Ausgrenzung wird hier sehr launig, witzig und phantasievoll umgesetzt, durch die sehr gute Interpretation von Aljinovic noch einmal dazugewinnt.
VÖ: 1.März 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-253-5
Willkommen in Professor Graghuls geheimer Monsterschule (Christian Loeffelbein)
Erster Eindruck: Ziemlich nette Monster
Nachdem die Eltern von Luke und Lena verschwunden sind, kommen die beiden Zwillinge bei ihrem Onkel Gregorius Graghul unter. Dieser leitet eine Schule, die nicht ganz alltäglich sind: In ihr werden Monster unterrichtet. Doch nach dem ersten Schreck merken die beiden, dass die Schüler eigentlich alle ganz nett sind – nur Frau Mistkäfer von der Schulbehörde sollte besser nichts von ihnen erfahren…
In den letzten Jahren hat sich Christian Loeffelbein schon einen Namen mit fantastischer Kinderliteratur einen Namen gemacht, besonders seine Reihe um Percy Pumpkin dürfte einigen bekannt sein. Nun hat er einen eigenständigen Roman geschrieben, der den etwas sperrigen Titel „Willkommen in Professor Graghuls geheimer Monsterschule“ trägt und der nun auch als Hörbuch beim Audioverlag zu haben ist. Und hier wimmelt es nur so vor niedlichen, liebevoll beschriebenen Monstern, ja, das ganze Buch, die Handlung scheint um diese Grundidee gebaut zu sein, sodass die Geschichte doch etwas in den Hintergrund zu rücken scheint. Vielmehr ist man fasziniert von den putzigen Einfällen und dem lebendigen Schreibstil, der mit seinen kurzen, prägnanten Sätzen auch jüngere Zuhörer nicht überfordert. So macht die Monsterschule richtig Spaß, man freut sich über die verschiedenen Beschreibungen und Situationen. Die Geschichte kann da nicht ganz mithalten und ist ein wenig vorhersehbar und hätte mehr Schwung vertragen können, Atmosphäre und Einfälle machen dies aber wieder wett. Ein hübsches Hörbuch für Kinder und jung gebliebene Erwachsene.
Der Audio Verlag hat für die Vertonung des Buches Martin Balscheit an Land gezogen, und er macht seine Sache wirklich ganz hervorragend. Mit lebendiger Stimme intoniert er die Geschichte und lässt so Kurzweil aufkommen, steigert sich in die verschiedenen Figuren hinein und lässt insbesondere die Monster sehr niedlich wirken. Dabei übertreibt er jedoch nicht, sondern findet einen wunderbaren Mittelweg zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. In der wörtlichen Rede kann er sehr gut zwischen den verschiedenen Gesprächspartnern unterscheiden.
Einen Eindruck von einigen Monstern bekommt man beim Betrachten des Covers, dessen Grundton Blau freundlich und ansprechend wirkt. In einfachen, aber wirkungsvollen Zeichnungen sind hier nicht nur Lena und Luke zu sehen, sondern auch fünf der Monster sowie das große Schulgebäude im Hintergrund – sehr witzig und gelungen. Schön auch, dass einige kleine Motive das Innere des aufklappbaren Digipacks zieren.
Fazit: Loeffelbein hat sich hier stark auf seine wunderbaren Einfälle und die kreativen Monster konzentriert, sodass auch der fehlende Schwung der Handlung ausgeglichen werden kann.
VÖ: 1.Februar 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-246-7
Kalter Schmerz (Hanna Jameson)
Erster Eindruck: Privatdetektiv oder Profikiller?
Nic Caruana verdient sein Geld als Privatdetektiv in der Londoner Unterwelt, und bei Bedarf tötet er auch gleich für seine Auftraggeber, Mitleid und Gewissen hat er längst abgestellt. Das soll sich ändern, als er für einen Waffenhändler dessen verschwundene Tochter aufspüren soll, denn er findet sie brutalst ermordet vor. Er wird auf die Spur des Mörders angesetzt, doch die plötzlich aufflammende Leidenschaft für die Mutter der Toten behindert bald seine Ermittlungen…
Gerade einmal 22 Jahre ist Hanna Jameson, die Autorin von „Kalter Schmerz“. Liest man allerdings ihren Roman – oder lässt ihn in dieser Version von David Nathan vorlesen – kann man dies kaum in Einklang bringen, eine so hoffnungslose und brutale Szenerie hat Jameson gewählt und detailliert beschrieben. Darin hat sie gleich eine Handvoll ebensolche Charaktere eingebaut, die in ihrer Kantigkeit und Komplexität sehr eindrucksvoll wirken. Allen voran natürlich Nic Caruana, der besonders dadurch besticht, in einigen Situationen Gefühle durchscheinen zu lassen, die in der Gangsterwelt Londons eher unangebracht scheinen, diese nach außen aber perfekt überspielen kann. Sein feuriger Eifer, den Mörder zu finden, ist eindeutig nicht nur auf berufliches Interesse zurückzuführen. Und dann diese außergewöhnliche Liebesgeschichte, die von Begierde und Faszination geprägt ist, die den Roman eine ganz andere Note verleiht als anfangs angenommen. Auch die Sprache kann mit ihrer kurzen Prägnanz punkten und passt somit wunderbar in das Ambiente. Doch etwas hat mich dann doch deutlich gestört: Die heftigen Gewaltszenen, die jedem Folterfilm in nichts nachstehen, sind eindeutig nur etwas für Menschen mit starken Nerven und ebenso starken Magen. Diese wirken manchmal etwas aufgesetzt und effekthascherisch, der Roman hätte mit dezenteren Beschreibungen, Andeutungen oder Umschwenken auf andere Szenen nichts Wesentliches verloren. Trotzdem ein insgesamt sehr gelungenes Debut der jungen Autorin, das besonders durch den langsamen Aufbau und das geniale Ende überzeugt.
Kaum ein anderer Sprecher scheint geeigneter für diesen Roman als David Nathan, dessen raue und prägnante Stimme bestens zu der Figur des Nic Caruana passt. Er kann die Emotionslosigkeit des harten Mannes sehr genau in Szene setzen, nur um kurz darauf heftige Ausbrüche folgen zu lassen und den Hörer so wachzurütteln und tiefer in die Psyche Caruanas einzudringen. Auch die anderen Charaktere kann er jeweils individuell darstellen, und der Spanungsbogen gewinnt durch ihn noch einmal deutlich.
Ziemlich abstrakt, aber düster und schmutzig ist das Cover geworden, das natürlich von der Buchausgabe übernommen wurde. Ein Rabe, an Kopf und Schwanz an Fäden aufgehängt, dazu ein paar wohlplatzierte Blutflecken und schrammelige Buchstaben als Schriftzug – schlicht, aber wirkungsvoll. Im Inneren des aufklappbaren Digipacks lassen sich einige stimmungsvolle schwarz-weiß Fotografien sowie die üblichen Kurzinfos zu Autor und Sprecher.
Fazit: Gewalt, Abgestumpftheit und Begierde prägen das Bild dieses Romans, stellen eingefahrene Muster auf den Kopf und zeigen kantige Charaktere und ein kaltes, hoffnungsloses London – hörenswert, aber nichts für schwache Nerven!
VÖ: 1.März 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-230-6
Das fliegende Kamel – Geschichten von Nasreddin Hodscha neu erzählt von Paul Maar
Erster Eindruck: Kleine Geschichten, heiter erzählt
Nasreddin Hodscha kennt wohl jeder in der Türkei bis nach Asien, die Geschichten des Erzählers sind dort weit verbreitet wie hier die Märchen der Brüder Grimm. Am ehesten kann man sie vielleicht noch mit den Episoden um Till Eulenspiegel vergleichen, doch das wäre insgesamt zu kurz gegriffen, denn in ihnen steckt immer eine Weisheit, oft versteckt hinter derbem Humor und zotigen Witzen. Paul Maar hingegen ist seit Jahren in Deutschland bekannt für seine liebevollen Kinderromane, die als Buch, Hörspiel und Film große Erfolge feiern. Und mit „Das fliegende Kamel“ zeigt sich, dass diese beiden Welten gar nicht so weit auseinander liegen: Paul Maar hat einige der sehr kurzen Geschichten genommen und neu erzählt, teilweise etwas modernisiert, aber insbesondere eine interessante Sammlung in deutscher Sprache darstellt. Bei Cab Records ist nun auch eine Hörversion von dem Buch zu erhalten, und diese bietet ein besonderes Extra: Neben den Geschichten auf Deutsch sind sie auch auf einer zweiten CD auf Türkisch zu lauschen. Oft sind es nur wenige Worte, etwa eine Minute lang, und sie enthalten interessante Gedankengänge, die einem den Spiegel vorhalten und das eigene Verhalten reflektieren lassen. Da wird beispielsweise darüber sinniert, warum Walnüsse hoch oben auf dem Baum wachsen, Wassermelonen aber nah am Boden, über den Sinn des Wetterberichts nachgedacht oder ganz simple Wortspielereien auf den Prüfstand gestellt. Das alles zeugt von kindgerechten, philosophischen Gedanken, die aber auch Erwachsene zum Nachdenken anregen. Ob man die Geschichten nun einzeln hört und dann darüber nachdenkt oder alle am Stück genießt, sei jedem selbst überlassen, intelligente Kinderunterhaltung liegt hier aber allemal vor.
Paul Maar selbst liest die Geschichten und beweist dabei auch ein gewisses sprecherisches Talent. Seine Stimme hat einen stets fröhlichen Unterton, der eine angenehme Atmosphäre schafft und die Pointen gut herausarbeitet. Und man merkt ihm die Liebe zu diesem Projekt an, den Spaß den er bei den Aufnahmen hatte und wie sehr ihm die kleinen Geschichten gefallen. Begleitet wird er von Murat Coskun, der mit seiner markanten Stimme eine gute Ergänzung ist. Die türkische Version wird von Ibrahim Sarialtin gesprochen.
Viel Musik umgibt die Episoden von Nasreddin Hodscha, die natürlich das türkische Ambiente wiedergibt. Das wirkt schwungvoll und orientalisch und schafft eine schöne Atmosphäre. Allerdings ist sie manchmal etwas zu lang geraten, auf die Geschichten wartet man etwas lang – und auf diese kommt es ja schließlich an. Auch Geräusche sind an passenden Stellen zu hören, um die jeweilige Situation besser wirken zu lassen.
Sehr lobenswert ist die Gestaltung, ein hübsches Digipack umgibt die beiden CDs. Die Titelgeschichte des fliegenden Kamels ist mit einer lustigen Illustration abgebildet. Im Inneren gibt es auch eine Trackliste, aber wirklich beeindruckend ist das Booklet. Ebenso bilingual wie die CD sind hier zahlreiche zusätzliche Informationen abgedruckt. Zeichnungen und Fotos ergänzen das positive Bild, das mit einem Vorwort von Cem Özdemir abgerundet wird.
Fazit: Ein interessantes Projekt, das mit seinen philosophischen Gedanken und den kurzen, mal witzigen, mal nachdenklichen, aber immer unterhaltsamen Geschichten überzeugt.
VÖ: Oktober 2012
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0669-9
Später Frost (Voosen/Danielsson)
Erster Eindruck: Von Deutschland nach Schweden
Stina Forss kehrt aus Berlin, wo sie bei der Polizei gearbeitet hat, in ihre Heimat Schweden zurück und wird dort der Ermittlerin Ingrid Nyström zugeteilt. Schon an ihrem ersten Tag wird das ungleiche Duo zu einem erbarmungslosen Mord gerufen: Der englische Schmetterlingssammler Balthasar Frost wurde verätzt, verstümmelt und hingerichtet. Als die beiden die ersten Spuren verfolgen, ahnen sie noch nicht, dass der Fall sie bis in die höchsten politischen Kreise führe würde…
Das neue Autorenduo Voosen und Danielsson hat mit ihrem Erstlingswerk „Später Frost“ einen typischen „Schwedenkrimi“ geschaffen – immerhin stammen auch 50% des Duos aus dem skandinavischen Land. Die Charaktere sind sehr intensiv beschrieben und verleihen der Handlung Farbe und Lebendigkeit – trotzdem hat man sich hier nicht zu ausschweifenden Beschreibungen ihrer Lebenssituationen hinreißen lassen, sodass die eigentliche Handlung stets voll im Vordergrund steht. Und diese hat es tatsächlich in sich, von entspannter Unterhaltung kann hier nicht die Rede sein. Vielmehr gibt es zahlreiche wirklich unerwartete Wendungen und einen Ermittlungsverlauf, der die Spannung stetig zu steigern weiß. Wie weit die Verstrickungen reichen würden ist anfangs wirklich undenkbar, werden jedoch logisch aufgebaut und natürlich miteinander vernetzt. Auch das Thema, das hinter allem steckt, weiß zu überraschen und zu überzeugen. Allerdings hat es das Autorenduo an einigen Stellen doch etwas zu gut gemeint und recht dick aufgetragen: Wie sich Stina Forss manchmal verhält und ihren Jähzorn und ihr aufbrausendes Temperament kaum unterdrücken kann, ist für Polizeiarbeit ziemlich unglaubwürdig. Ansonsten ein tadelloser und sehr spannend erzählter Erstlingsroman, der neugierig auf die weiteren Teile dieser Reihe mit den beiden Ermittlerinnen macht.
Thomas Sarbacher, der mir bisher noch nicht bekannt war, ist als Sprecher eingesetzt und macht seine Sache recht gut. Seine Stimme ist markant und klingt manchmal etwas abgehackt, was einen interessanten Klang ergibt. So wird die Aufmerksamkeit auch durch ihn aufrecht erhalten, die Handlung bekommt eine ganz eigene Note. Auch in den etwas aufregenden Szenen gefällt mit Sarbacher gut, indem er zwar die Stimme anhebt und dramatischer spricht, sich aber nicht zu einem zu schnellen Tempo oder Übertreibungen hinreißen lässt. Überraschend gut hat mir auch seine Interpretation der beiden Protagonistinnen gefallen, die für einen Mann sehr glaubwürdig und natürlich wirkt.
Ein kleines schwedisches Dorf, wie man es sich landestypisch vorstellen darf, ist auf dem Cover zu sehen, dick eingeschneit und mit einem See im Hintergrund. Vor dem Himmel ist in einem leichten Grauton die Silhouette eines Schmetterlings zu sehen. Das Cover strahlt eine gewisse Kälte aus, auch in der Wahl der Farben. Auch das Innere ist hübsch gestaltet, statt den Platz hinter den Papplaschen mit Werbung zu füllen hat man hier auf dezente, aber ansprechende Motive gesetzt.
Fazit: Auch wenn der Charakter von Stina Foss für eine Polizistin etwas dick aufgetragen wird, entwickelt sich der Roman in immer neue Regionen und kann mit seinen pointierten Wendungen punkten.
VÖ: 1. Oktober 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-208-5
5 Hunde im Gepäck (Eva Ibbotson)
Erster Eindruck: Henrys größter Wunsch
Henrys sehnlichster Wunsch geht endlich in Erfüllung, als er sich zu seinem Geburtstag einen Hund aussuchen darf. Doch was er nicht weiß ist, dass „Fleck“ nur geliehen ist und nach dem Wochenende zurückgegeben wird. Tief enttäuscht von seinen Eltern bereitet er die Flucht mit seinem Hund vor – und hat schneller als gedacht auch noch vier andere Hunde bei sich, die alle eingesperrt waren…
Neben zahlreiche Radiohörspielen oder –Hörbüchern veröffentlich der Audio Verlag in seiner Kinderreihe ab und an auch Eigenproduktionen – wie der Hörfassung von „5 Hunde im Gepäck“ der erfolgreichen Kinderbuchautorin Eva Ibbotson. Auch wenn der Grundton der Geschichte recht fröhlich ist, die Grundsituation und die meisten der Charaktere sind es nicht – überraschend viel Melancholie, ja sogar depressive Züge sind hier zu finden, mehr oder weniger versteckt. Besonders Henry betrachtet die Welt aus sehr düsteren Augen, hat mit seinen Eltern aber auch keinen sehr guten Start ins Leben erwischt. Der Verlauf kommt vorerst nicht so recht in Fahrt, auch das erste Zusammentreffen mit Fleck ist noch kein wirkliches Highlight – erst wenn Henry Fleck aus seinem Heim befreien will, geht es richtig los. Hier sind die verschiedenen Charaktere der Hunde ein wunderbarer Aufhänger und sehr gut eingebunden, die Handlung spritzig und kurzweilig. Allerdings sind hier einige Äußerungen nicht wirklich kindgerecht, beispielsweise ein nebenherlaufender Kommentar über Asiaten in Zusammenhang mit Amokläufern. Zwar hat dieses Buch einige sehr hübsche Ansatzpunkte, doch der vorerst eher langsame Verlauf und die nicht immer gelungene Erzählweise erschweren es, dass man es so richtig ins Herz schließt.
Als Erzähler der Geschichte wurde Martin Balscheit ausgewählt, der sowohl die melancholischen als auch die witzigen Seiten ausdrücken kann. Seine markante Stimme kann für genügend Aufmerksamkeit sorgen, während er selbst gut auf die Kinder eingehen kann und immer den richtigen Ton zu treffen vermag. Eine durchaus gelungene Leistung, besonders in der Darstellung von Henry und den verschiedenen Hunden.
Das Cover ist im typisch-kindlichen Zeichenstil gehalten und zeigt den lächelnden Henry, der die fünf im Hörbuch erwähnten Hunde in den Armen trägt. Diese sind witzig dargestellt, die jeweiligen Namen sind ebenfalls zu finden. Besonders gut getroffen ist der niedliche Otto, der hier sehr putzig dreinblickt. Der Hintergrund mit den Knochen und dem angedeuteten Baum bleibt dabei sehr im Hintergrund.
Fazit: Ein überraschend trübsinniges Kinderbuch, das zwar einige schöne Ideen bietet, vom Verlauf her aber leider nicht wirklich punkten konnte.
VÖ: 1.Oktober 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-209-2
Das Washington Dekret (Jussi Adler-Olsen)
Erster Eindruck: Polit-Thriller mit ernstem Hintergrund
Bei der Siegesfeier des neu gewählten amerikanischen Präsidenten wird dessen Frau erschossen, auch ihr ungeborenes Kind kann nicht gerettet werden. Zwar wird der Attentäter getötet, der angebliche Auftraggeber landet in der Todeszelle. Nach einiger Zeit der Trauer bringt Bruce Jansen das Washington Dekret auf den Weg, das Waffen verbietet, aber auch die demokratischen Werte des Landes einschränkt. Doggie Rogers, Tochter des Auftraggebers und Mitarbeiterin des Weißen Hauses, unternimmt einige Recherchen und kommt einer unglaublichen Verschwörung auf die Schliche…
Bevor Jussi Alder-Olsen mit seiner erfolgreichen Krimiserie um Karl Mork durchgestartet hat, veröffentlichte er schon einige andere Romane, die nun nach und nach auch auf Deutsch erscheinen. „Das Washington Dekret“ ist eines davon und entstand schon im Jahr 2006, ist heute aber aktueller denn je, denn immer mehr Amokläufe führen zu einem langsamen Umdenken zum Thema Waffen in Amerika. Der Start dieses Hörbuches gerät jedoch äußerst zäh und langatmig, vom versprochenen „packenden Polit-Thriller“ ist vorerst nicht viel zu spüren. Doch dann nimmt die Handlung Fahrt auf und verdichtet sich immer mehr, die Charaktere erhalten mehr Tiefe. Zu gefallen weiß auch das Gedankenspiel, wie aus dem demokratischen Staat immer mehr eine totalitäre Herrschaft mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen wird. Doch mit der Zeit wirkt die Handlung dann doch heillos überzogen, von dem anfänglichen Realitätsbezug bleibt am Ende nicht mehr viel übrig. Insbesondere die Auflösung ist fast schon als haarsträubend zu bezeichnen, sodass ich hier ebenfalls nicht überzeugt war, hinzu kommt ein eher unpassendes Action-Element. Der zähe Anfang und das unglaubwürdige Ende stehen dem starken Mittelteil und dem sehr interessanten Grundgedanken entgegen, sodass dieser Roman eher gemischte Gefühle hinterlässt.
Gelesen wird der Roman von Wolfram Koch, der auch schon andere Werke von Adler-Olsen vertont hat. Und auch hier wählt er wieder seinen ganz eigenen Weg und nimmt sich selbst eher zurück, um die Wirkung ganz den Gedankengängen von Adler-Olsen zu überlassen. Auch in den spannenderen Szenen bleibt er ruhig und sachlich. Manchmal wäre ein wenig mehr Energie, mehr Spitzen wünschenswert gewesen, insgesamt ist aber eine interessante Interpretation entstanden, die durchaus zu der Atmosphäre zu passen weiß.
Das Cover wird natürlich auch hier von dem Titelbild des Buches geziert, zu sehen ist ein Füllfederhalten mit einem Blutstropfen vor dem Hintergrund der amerikanischen Flagge. Der schwarze Hintergrund und die düsteren Farben vermitteln gleich den richtigen Eindruck von der Atmosphäre des Romans. Das Innere ist sehr schlicht und einfach gehalten, die üblichen Kurzbiographien von Autor und Sprecher sind aber auch hier zu finden.
Fazit: Durch zähe Stellen und ein überzogenes Ende bleibt der sehr interessante Grundgedanke leider zu blass, um wirklich fesseln zu können. Spannend, aber eben nicht so stark wie gedacht.
VÖ: 1.Februar 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-203-0
Die Königsmörder-Chronik: 2.1. Die Furcht des Weisen
Erster Eindruck: Kvothes gefahrvolle Reise
Kvothe ist voll in seinem Alltagsleben an der Universität eingebunden und muss sich mit Geldsorgen, Semesterprüfungen und seiner Geldverleiherin herumschlagen. Doch nie vergisst er den grausamen Mord an seinen Eltern, und so bricht er bald auf zu einer Reise quer durch das Land, um endlich die Hügel von Ademre zu erreichen – und Neuigkeiten von den Chandrian zu erhalten…
„Der Name des Windes“ war der vielbeachtete Auftakt zur der Königsmörder-Chronik von Patrick Rothfuss und ist bei Kritikern wie Fantasy-Fans auf viel positive Kritik gestoßen, der zweite Teil wurde von vielen sehnsüchtig erwartet. Und dieser hat gleich eine Überraschung in sich geborgen und wurde gleich in zwei Bände aufgeteilt, die aber ausdrücklich zusammengehören und zusammen den zweiten Tag bilden, an dem der Chronist die Geschichte von Kvothe erzählt. Alles steckt wieder voller Magie, voller Geheimnisse, voller Zauber. Ausgehend von Kvothes Leben an der Universität, bei dem er sich durch zahlreiche Widrigkeiten kämpfen muss, entwickelt sich wieder eine spannende und eindrucksvolle Handlung, die einen an den Boxen kleben lässt und einen voll in diese andere, mysteriöse Welt zieht und einen auch nach dem Hören noch beschäftigt. Etwa in der Mitte dieses Teils dann der große Umbruch, Kvothe macht sich auf eine gefahrvolle Reise, erkundet neue Orte und trifft auf allerlei Gestalten. Was nach einem gewöhnlichen Fantasy-Roman klingt, ist doch so viel mehr, sprach- und bildgewaltig, voller Detailreichtum und gut ausgeloteten Feinheiten. Auch der ausführliche Schreibstil von Rothfuss ist faszinierend, er zögert Spannungsbögen hinaus und kostet seine erschaffenen Situationen voll aus. Ein durch und durch ansprechendes Werk, für das man sich Zeit nehmen sollte – vor allem, weil man kaum aufhören will mit hören..
Erzähler ist hier Stefan Kaminski, der wie geschaffen auch für diesen Roman scheint. Seine unglaublich vielfältige Stimme navigiert den Hörer durch die Handlung und passt sich genau an den Schreibstil des Autors an, verstärkt die genauen Beschreibungen und kostet sie verschiedenen Situationen aus. Hauptaugenmerk legt er natürlich auf Kvothe, doch auch bei den übrigen Charakteren schöpft er aus dem Vollen und verpasst jedem einen individuellen Klang. Eine phantasievolle Interpretation, die ebenso fasziniert wie die Geschichte selbst.
Diese vollständige Lesung ist auf MP3-CDs gepresst worden – was ansonsten auch ziemlich umfangreich geworden wäre, denn insgesamt hat man hier fast 27 (!!!) Stunden zu hören, die auf 4 CDs passen. In der hübschen Papphülle, die natürlich vom Buchcover geziert wird, stecken die CDs hinter Laschen, auf denen jeweils die Tracks den einzelnen Kapiteln zugeordnet sind. Und auch eine Landkarte und Kurzinformationen zu Autor und Sprecher sind hier zu finden.
Fazit: Ein eindringlicher Fantasy-Roman, der einen nicht loslässt und von höchster Güte ist, eine vielfältige Szenerie und das wunderbare Spiel von Stefan Kaminsky – hervorragend!
VÖ: 14.Januar 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-961-4
Die Zwölf (Justin Cronin)
Erster Eindruck: Epische Ausführungen und spannender Hintergrund
Zwölf zum Tode verurteilte Verbrecher wurden für wissenschaftliche Experimente mit einem Virus infiziert, der sie zu Blutsaugern werden ließ. Diese Zwölf haben die Herrschaft über die Welt an sich gerissen, und nur das Mädchen Amy kann sie besiegen. Mutig schart sie Anhänger und Freunde um sich, um sich auf den letzten Kampf gegen die Vampirherren vorzubereiten…
Justin Cronins Erstlingswerk „Der Übergang“ hat die Horror- und Fantasy-Leserschaft gespalten und entweder begeisterte Anhänger oder zweifelnde Kritiker gefunden. Und genauso wird ihm es auch mit dem zweiten Teil „Die Zwölf“ gehen, der die Geschichte um die Virals, vampirartige Wesen, weitererzählt. Das Hörbuch ist wieder beim Hörverlag erschienen und wird von David Nathan gelesen. Die erste Zeit wird mit einem ausführlichen Rückblick auf den ersten Teil genutzt, in dem aber auch weitere Elemente hinzugefügt werden. So ist es keine reine Wiederholung, sondern mit der prophetischen Art ein gelungener Einstieg sowohl für Leser (oder Hörer) des ersten Bandes als auch für Neueinsteiger. Und danach wird die Geschichte ganz im Stil des ersten Bandes episch ausgebreitet, und das bedeutet neben sehr viel Detailverliebtheit eben auch lange Ausführungen, von denen nicht alle spannend oder aufschlussreich sind, einige Passagen wirken sehr langatmig und tragen nicht zum Verständnis der Handlung bei. Diese wirkt zudem an einigen Stellen unlogisch und wirr, nicht alle Entscheidungen der Charaktere sind nachvollziehbar, die Sprache teilweise aufgebläht. Dem entgegen steht eine faszinierende Hintergrundgeschichte um die ersten 12 Virals, die immer mächtiger werden, und eine sehr spannende Handlung mit einer bedrückenden, intensiven Atmosphäre ständiger Gefahr. Die mythologischen Anspielungen kommen dabei bestens zur Geltung. Auch hier sind wieder einige Stolpersteine eingebaut, die das ansonsten prächtige Hörvergnügen deutlich trüben.
Wie oben bereits erwähnt ist David Nathan der Sprecher des Hörbuchs und kann mit seiner dunklen, intensiven Stimme die Atmosphäre der Vorlage aufgreifen. Er zögert Spannungen hinaus, verliert sich in den vielen detaillierten Beschreibungen und geht auf jede Feinheit der Charaktere ein, verliert aber auch nie den Blick auf die gesamte Handlung. Dabei verstellt er bei der wörtlichen Rede seine Stimme kaum und bleibt bei seiner sehr ernsthaften und eindringlichen Art, die Handlung zu erzählen.
Eine Sonnenfinsternis vor schwarzem Hintergrund ist auf dem Cover abgebildet, was ebenso schlicht wie wirksam ist. Der einfache Schriftzug ist dazu die passende Ergänzung. Im Inneren sind die drei MP3-CDs hinter Papplaschen untergebracht, auf denen jeweils eine Kapitelübersicht zu sehen ist. Zusätzlich gibt es noch kurze Informationen zu Autor und Sprecher sowie eine Übersicht über die wichtigsten Charaktere und die mächtigen Zwölf.
Fazit: Ohne Frage, Geschichte und Hintergrund sind sehr spannend und haben das Potenzial, viele zu faszinieren. Doch der teils langatmige, teils sprunghafte Erzählstil ist sicherlich nicht jedermanns Sache.
VÖ: 14.Januar 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-939-3
Lippel, träumst du schon wieder! (Paul Maar)
Erster Eindruck: Unverbrauchtes Thema spannend erzählt
Lippel und seine Eltern machen Urlaub in Norwegen, und Lippel ist alles andere als begeistert und glaubt, dass alles ziemlich langweilig wird. Doch dort angekommen trifft er bald auf ein Mädchen mit roten Haaren und nackten Füßen, die ihn sofort an Trolle glauben lässt. Und so erlebt Lippel ein spannendes Abenteur mit der Trollprinzessin Ganaxa, das ganz schön gefährlich wird…
Paul Maar gehört schon seit längerem zu den absoluten Top-Autoren, was moderne Kinderliteratur betrifft. Viele seiner Figuren haben einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht, und dazu gehört auch Lippel, der sich im neuen Band „Lippel, träumst du schon wieder!“ wieder seine ganz eigene, spannende Geschichte zusammenträumt. Bei Oetinger Audio ist auch das passende Hörbuch erschienen. Die fantasievolle Geschichte um die Trolle ist genau das richtige für Kinder ab etwa 10 Jahren, was auch am noch recht unverbraucht wirkenden Thema liegt. Die Trolle werden hier mit ihrer ganz eigenen Kultur beschrieben und werden so zu sehr lebendigen Fabelwesen, in deren Welt man leicht abtauchen kann. Und auch die erzählte Geschichte ist spannend und abwechslungsreich. Allerdings gibt es hier auch Kritikpunkte zu vermelden, so wirken die Charaktere oft zu flach und eindimensional, um wirklich mitreißen zu können. Besonders Lippel, der früher ein sehr eigenständiger und individueller Junge war, hat hier kaum noch etwas von seinem alten Charme und wirkt wie jeder andere beliebige Junge auch. Zudem wird für meinen Geschmack zu wenig von der realen Welt in den Träumen übernommen, am ersten Band war gerade die Verknüpfung dieser beiden Welten das Interessante. Dennoch, auch „Lippel, träumst du wieder!“ ist mit seiner fantasievollen Grundlage und der spannend erzählten Geschichte ein sehr empfehlenswertes Kinderhörbuch, an dem auch die mithörenden Erwachsenen ihre Freude haben dürften.
Als Sprecher darf man sich über Friedhelm Ptok freuen, dessen tiefe und sonore Stimme unweigerlich Assoziationen zum Märchenonkel weckt. Auch diese Geschichte erzählt er mit viel Liebe zum Detail und kann besonders die spannenderen Szenen gut umsetzen, indem er dynamisch mit Tonhöhe und Tempo spielt. Den einzelnen Charakteren verleiht er etwas einzigartiges, ohne seine Stimme zu sehr zu verstellen und trifft dabei immer genau den richtigen Ton.
Die vier CDs mit einer Laufzeit von viereinhalb Stunden sind in einer einfachen, dicken Plastikhülle untergebracht, die natürlich auch von Buchcover geziert wird. Darauf ist Lippel mit dem Trollmädchen zu sehen, der Fokus liegt ganz auf den beiden und wird durch einen dezenten, aber sehr hübschen Hintergrund mit typisch norwegischer Landschaft unterlegt. Im Inneren findet sich neben Informationen zu Sprecher und Autor noch eine ausführliche Trackliste.
Fazit: Das Thema der Trolle kommt frisch und unverbraucht daher und wird sehr gut ausgekostet, während die Charaktere etwas blass wirken. Die Geschichte ist aber sehr spannend erzählt.
VÖ: Februar 2013
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0659-0
Firelight – Flammende Träne (Sophie Jordan)
Erster Eindruck: Jacinda zurück bei den Draki
Um ihre große Liebe Will zu retten hat Jacinda die wichtigste Regel der Draki gebrochen: Sie hat sich vor Menschen in einen Drachen verwandelt. Vom Drachenprinzen Cassian wird sie zurück zu ihrem Rudel geholt, dort aber mit Verachtung gestraft – sogar ihre ehemals beste Freundin wendet sich von ihr ab. Doch immer noch kann sie Will nicht vergessen, und Cassian zeiht sich ihr gegenüber ungewohnt freundlich...
„Firelight“ spielt in einer Welt, in der Drachen lebendig sind und sich von den Menschen völlig abgeschottet haben, sich aber in deren Gestalt verwandeln können. Dies alles wird im ersten Teil „Brennender Kuss“ erklärt, zum Einstieg in den zweiten Roman der Reihe gibt es aber einen gelungenen und ausführlichen Rückblick auf den ersten Teil, sodass der Wiedereinstieg mehr als einfach gelingt. Leider konnte der Schwung des Ende des ersten Teils nicht übernommen werden, das erste Drittel von „Flammende Träne“ zieht sich leider deutlich. Da kann auch der lebendige und außergewöhnliche Schreibstil Jordans nicht mehr viel retten. Und auch im weiteren merkt man, dass dies der zweite Teil einer Trilogie ist: Die Dynamik des ersten Teils ist verpufft, der zweite Teil, das große Finale muss vorbereitet werden, sodass es hier einerseits an Spannung, andererseits an wirklich tiefgreifenden Veränderungen der Charaktere fehlt. Die Handlung steckt fest und weiß sich nicht wirklich zu befreien. Zudem wirkt Hauptfigur Jacinda zu plakativ, zu eindimensional, um wirklich mitreißen zu können, die Liebe zu Will zu schlicht und gegeben, ihre Handlungen und Gefühle oft widersprüchlich und unverständlich. Schade, dass hier im Vergleich zum ersten Band eher ein Rückschritt festzustellen ist, anstatt die dortigen Mängel auszubügeln, aber so kann „Flammende Träne“ trotz gutem Grundgedanken und lebendiger Sprache nicht mitreißen.
Als Sprecherin der Geschichte wurde erneut Stephanie Keller ausgewählt, die wieder gefühlsbetont und lebendig sprechen kann. Dabei geht sie wieder insbesondere auf die widerstrebenden Emotionen von Jacinda ein, vernachlässigt aber auch nicht die interessanten Nebenfiguren. Aufgrund der manchmal fehlenden Spannung und einigen zähen Stellen kann aber auch sie den Handlungsbogen nicht retten, kostet die gelungenen Szenen aber gut aus und stellt diese gekonnt und unauffällig in den Mittelpunkt und beweist so einmal mehr, dass sie die richtige Wahl für diese Reihe ist.
Genretypisch ist hier das Gesicht einer jungen Frau zu sehen, die hier direkt in die Kamera schaut und eine Mischung aus Mensch und Drache ist – mit einigen Schuppen um die Augen mit Schlitz-Pupillen. Der ansehnliche Schriftzug mit dem Drachen-Emblem passt gut dazu. Die restliche Aufmachung ist wieder recht schlicht ausgefallen, lediglich ein Foto der Sprecherin auf der Rückseite kann als kleines Extra angesehen werden.
Fazit: Jacinda bleibt hier leider zu flach, ebenso wie die Geschichte nicht recht Fahrt aufnehmen will. So bleibt „Flammende Tränen“ hinter seinem Vorgänger zurück und bereitet spürbar auf das große Finale vor.
VÖ: 1.Dezember 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-194-1
Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen (C.C. Hunter)
Erster Eindruck: Weitere Entwicklungen im Camp
Kylie hat sich mittlerweile gut im Camp Shadow Falls eingelebt, in dem allerlei mystische Wesen leben. Doch noch immer weiß sie nicht, was für ein Wesen sie selbst ist und zweifelt immer mehr an ihrer Identität. Die Suche nach ihrem leiblichen Vater wird dabei deutlich erschwert, denn immer wieder bekommt Kylie Besuch von einem Geist, der sie vor schrecklichen Ereignissen warnt. Und dann gibt es da immer noch Lucas und Derek, zwischen denen sie sich nicht entscheiden kann...
Zugegeben, die Reihe um das Shadow Falls-Camp ist nicht gerade einzigartig in der momentanen populären Literatur, es reitet mit auf der Welle von Teenie-Vampir-Romanen. Und auch die Idee, ein Camp mit übernatürlichen Wesen auszustatten, dürfte viele an eine andere Buchreihe erinnern, die sich intensiv mit griechischer Mythologie beschäftigt. Dennoch konnte der erste Teil „Geboren um Mitternacht“ mit verschiedenen Einfällen und einem guten Erzählstil überzeugen, und auch Nummer zwei der Reihe mit dem Titel „Erwacht im Morgengrauen“ unterscheidet sich mit einigen Finessen von anderen Büchern des Genres. Zum einen wäre da Kylie, die als Hauptfigur glänzen kann und mit vielen komplexen Gedankengängen für etwas Tiefgang sorgt. Zum einen die sehr vielfältige Handlung, die sich in ganz unterschiedlichen Strängen weiterentwickelt und sich nicht auf einen Bereich festlegen will. Neben der obligatorischen Liebesgeschichte (zwei junge Männer, in die sich Kylie verliebt hat) ist hier die Suche nach dem Vater, den Gründen des Geistes und die eigene Identität thematisiert, was einen vielfältigen Einblick in Kylies Gefühlsleben erlaubt. Die einzelnen Teile sind dabei gut ausbalanciert, alles im richtigen Maße eingesetzt. Dabei verfällt das Buch trotz aller Emotionalität nur selten ins Kitschige, was auch an dem häufig unterschwelligen Humor liegen mag, den Hunter einflechtet. Auch das Ende ist hier nicht so überhastet erzählt wie im ersten Teil wirkt runder, die ganze Geschichte noch ein wenig vielschichtiger und umfassender. Mir hat dieser zweite Teil sogar noch etwas besser gefallen als sein Vorgänger, sodass ich auf die weiteren Entwicklungen in Teil drei gespannt bin.
Eine neue Sprecherin ist für diesen zweiten Teil engagiert worden, sodass man nun der unverbrauchten Stimme von Shandra Schadt lauschen darf. Ihr warmer und weicher Klang weckt gleich Sympathie für Kylie und die anderen Bewohner, das Lauschen gestaltet sich hier sehr angenehm. Doch auch in den kraftvolleren Passagen kann Schadt überzeugen, indem sie deutlicher, lauter und härter spricht. Sie zeichnet die verschiedenen Spannungsbögen gekonnt nach und setzt immer wieder leise Akzente, um die Dynamik aufrecht zu erhalten.
Die Aufmachung des Hörbuchs ist sehr schlicht. In einer einfachen Papphülle, die man nur einmal aufklappen kann, sind die 6 CDs untergebracht, sodass nur hinter zwei der Scheiben Platz für zusätzliche Informationen sind – und neben den aufs Minimum beschränkten Produktionsangaben ist hier nur Werbung zu finden. Das Titelbild wurde der Buchvorlage entnommen und ist mit seinen kühlen Blautönen ansprechend anzusehen.
Fazit: Hier wird noch weiter in Kylies Charakter und die Mythologie hinter der Reihe eingedrungen, verpackt in einer sehr spannend erzählten und vielschichtigen Geschichte – Fans des Genres können hier bedenkenlos zugreifen.
VÖ: 1.Januar 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-250-4
Helden des Olymp – 1. Der verschwundene Halbgott (Rick Riordan)
Erster Eindruck: Neue Helden braucht das Land
Jason wacht plötzlich während eines Schulausfluges auf und kann sich an nichts mehr erinnern – nicht einmal an seinen Namen. Piper und Leo, seine Freunde, helfen ihm, so gut es geht, sich wieder zurechtzufinden. Doch dann werden sie von merkwürdigen Himmelsgeistern angegriffen und landen schon bald darauf im Camp-Half-Blood, das Halbgötter aufnimmt, und erfahren von einer Prophezeiung, die sie zu betreffen scheint...
Mit „Percy Jackson“ hat Rick Riordan eine äußerst erfolgreiche Buchreihe rund um die griechische Mythologie geschaffen, nach fünf Bänden sollte Schluss sein mit seinen Abenteuern. Doch die von ihm dargestellte Welt bietet noch zahlreiche andere Schauplätze, weswegen ein neuer Held her musste. Mit Jason, Piper und Leo wurde dann sogleich ein neues Dreiergespann ersonnen und in der neuen Reihe „Helden des Olymp“ eingeführt, dessen erster Band „Der verschwundene Halbgott“ auch in gelesener Form bei Lübbe Audio vorliegt. Wie man es vom Autor gewohnt ist, wird man hier gleich eiskalt in die Handlung geworfen, mit langen Introszenen, in denen die Charaktere vorgestellt werden, hält er sich gar nicht lange auf. So geht es gleich zu Beginn sehr temporeich zu, schon früh ist man wieder in dieser gelungenen Mischung aus Mythologie und Moderne. Dabei kommt auch hier der Witz und der Biss nicht zu kurz, mit dem die spannenden Abenteuer kommentiert werden. Riordan schreibt hier aus der Sicht aller drei Helden, allerdings immer als externer Erzähler. Dabei wird werden wieder viele Mythen aufgegriffen, ebenso wie der Unterschied zwischen griechischen und römischen Sagen herausgearbeitet wird. Die Handlung ist wieder sehr spannend und abwechslungsreich, sodass für ein kurzweiliges Hörvergnügen gesorgt ist. Allerdings sollte man bedenken, dass der Schreibstil sich nicht wesentlich geändert hat, immer noch springt der Autor von Szene zu Szene, um möglichst viel Abenteuer einzubringen, ignoriert aber Konsequenzen und führt selten einen Charakterzug seiner Helden ganz zu Ende. Das ist manchmal etwas anstrengend, fällt aber aufgrund der tollen Geschichte, dem vermittelten Hintergrundwissen und der witzigen Wortwahl nur wenig ins Gewicht. Ein sehr gelungener Fortsetzungsroman der Percy Jackson-Serie, die auch für Neueinsteiger geeignet ist.
Wie schon in der ersten Buchreihe ist auch hier Marius Claren als Erzähler ausgewählt worden. Er greift das Tempo der Serie auf und unterstützt dieses mit seiner Sprechweise, sorgt für dynamische Szenenwechsel. Auch der Witz der Serie scheint wie für ihn geschaffen, mit seiner trockenen Art bringt er ihn richtig gut zur Geltung. Die neue Aufgabe, hier gleich drei Hauptpersonen mit ihren Gefühlen und Charakteren darzustellen, meistert er locker und verhilft jedem von ihnen zu der Aufmerksamkeit, die er verdient.
Das Cover ist wunderschön gezeichnet und in demselben detailverliebten Zeichenstil, der auch schon die Percy Jackson-Bände so hübsch anzusehen macht. Das Coverkonzept ist jedoch ein deutlich anderes, hier seiht man vor einer von Licht umspielten Landschaft einen der Helden vor einem gewaltigen Drachen stehen. Der Schriftzug dazu ist eher schlichter Natur, kann aber mit dem Lorbeerkranz als „O“ einen kleinen Eyecathcer aufweisen.
Fazit: Die neuen Abenteuer der neuzeitlichen Helden gehen hier mit viel Tempo und Witz weiter, der Verflechtung der Mythologie ist sehr gelungen. Nur der Schreibstil Riordans ist manchmal gewöhnungsbedürftig.
VÖ: 12. Oktober 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4751-3
Reckless – Lebendige Schatten
Erster Eindruck: Rückkehr in die Spiegelwelt
Jacob Reckless ist dem Tod geweiht, der Abdruck der Motte der Roten Fee ist sein sicheres Urteil. Doch er gibt nicht auf und macht sich zusammen mit seiner treuen Gefährtin Fuchs auf, um nach einer sagenumwobenen Armbrust zu suchen. Diese kann nicht nur einem geliebten Menschen das Leben retten, sondern auch Tausende Feinde gleichzeitig niederstrecken – weswegen auch ein Goyl namens Nerron dieses Wunderwerk in seine Hände bekommen möchte…
Zwei Jahre nach dem vielbeachteten ersten Teil ihrer „Reckless“-Trilogie legt Cornelia Funke nun „Lebendige Schatten“ nach, das sich vorrangig auf Jacob und seinen Aufenthalt in der magischen Welt konzentriert. Zum Einstieg wird eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse zwischen den beiden Bänden präsentiert, und auch ein kleiner Rückblick auf den ersten Teil, quasi als Gedächtnisstütze, ist vorhanden. Danach geht es aber recht schnell mit der eigentlichen Handlung los, in der Jacob Reckless sein Schicksal abwenden will und dabei einige Risiken eingehen muss. Und das ist wieder von einem so fantastischen Hintergrund geprägt, dass man sich völlig in dieser Welt aus Sagen und Märchen verlieren kann. Dabei sind die verwendeten Mythen hier nicht ausschließlich auf die Gebrüder Grimm zurückzuführen, sondern schließen auch andere Kulturkreise mit ein. Die Sprache ist dabei nicht verschnörkelt, hat aber ihren ganz eigenen Zauber. Und dann versteckt Funke in kleinen, unscheinbaren Sätzen große Lebensweisheiten – wunderbar! Die Handlung ist spannend, ein Abenteuer jagt das nächste, Jacob scheint nie zur Ruhe zu kommen. Und auch der Zeitdruck zum Finden eines Gegenmittels ist gut in das Konzept integriert. Allerdings schleichen sich auch hier, wie im Vorgänger, kleinere Längen ein, wenn Funke allzu sehr ins Fabulieren gerät, aber diese sind glücklicherweise ebenso kurz wie selten. Ein zauberhaftes Buch voller Mythen, starken Charakteren, spannenden Abenteuer und Witz, dazu eine gelungene Fortsetzung unter anderen Vorzeichen.
Wie die meisten Bücher der Autorin ist auch hier wieder Rainer Strecker als Sprecher ausgewählt worden, dessen Stimme perfekt zu der Stimmung des Buches passt. Er klingt sehr warm und kann somit leichte Anleihen an einen Märchenonkel vorweisen, liest aber so lebendig und spannend, dass es ebenso gut zu einem modernen Roman passt. Durch ihn bekommen die Charaktere Tiefe und eine komplexe Gefühlswelt, die er sehr genau auf den Hörer übertragen kann. Eine wirklich hervorragende Leistung!
Für dieses Hörbuch wurde eigens Musik produziert, die die Atmosphäre des Buches einfangen und verstärken kann. Eingesetzt wird sie zwischen den Kapiteln, die so eine klare Trennung bekommen und dem Hörer etwas Zeit geben, seinen eigenen Gedanken zu dem Gehörten nachzuhängen. Zu hören sind insbesondere klassische Instrumente, die Melodien klingen ebenso lebendig wie märchenhaft.
Das Titelmotiv, das auch das Buchcover ziert, zeigt die Motte, die eine so existentielle Rolle für Jacob Reckless spielt, auf grünem Untergrund. Das ist ein ebenso passenden wie schlichtes Motiv, sehr professionell umgesetzt und hübsch anzusehen. Auch die Gestaltung der Box kann sich sehen lassen, hochwertige und stabile Pappe fassen sie CDs und macht sich äußerst ansehnlich im heimischen CD-Regal.
Fazit: Eine lebendige Welt voller Märchen, dazu noch stärkere Charaktere und Motive als im Vorgängerband. Jacobs Reise hat mich völlig verzaubert.
VÖ: 6.September 2012
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3837306385
Verachtung (Jussi Adler-Olsen)
Erster Eindruck: Vergangenes Unrecht
Carl Morck bekommt einen neuen Fall auf seinen Schreibtisch, der sich im Jahr 1987 ereignet hat und gleich fünf vermisste Personen zur Folge hat. Die Spur führt zu Nete Hermansen, die als junge Frau in einer Besserungsanstalt für unmoralische Frauen gedemütigt, vergewaltigt und zwangssterilisiert worden ist. Hat sie einen Rachefeldzug unternommen?
Jussi Adler-Olsen ist in überraschen kurzer Zeit zu einem der erfolgreichsten und begehrtesten Autoren geworden, auch sein neuer Roman um Ermittler Carl Morck wurde heiß erwartet, das Hörbuch gibt es wie immer beim Audio Verlag. Schnell ist man wieder mitten in der Handlung verankert, ebenso schnell baut sich hier die typische Spannung der Romanserie auf. Die Handlung spielt auf zwei Ebenen, die Vergangenheit von Nete wird gründlich beleuchtet und verschmilzt immer mehr den den Ereignissen in der Gegenwart. Immer neue Details aus beiden Zeitsträngen werden bekannt, immer schockierender die Erkenntnisse, was alles mit den jungen Frauen auf der abgeriegelten Insel passiert ist. Wut und Aggression auf die Peiniger machen sich auch beim Hörer breit, fassungslos sitzt man nach einigen Kapiteln da und braucht erst einmal einige Zeit zum Verdauen. Die Spannung steigert sich immer weiter und hat stets eine neue Wendung parat, besonders am Ende, das alles noch einmal in ein ganz anderes Licht taucht. Daneben stehen auch immer Szenen, die sich mit Carl Morck und seinem außergewöhnlichen Team beschäftigen. Die drei bringen noch eine ganz eigene Note in die Handlung mit ein und sorgen auch hier mit ihren privaten Problemen für Abwechslung von der doch heftigen Haupthandlung. Wieder ein typischer Roman des Autors, intensiv und eindringlich geschildert, hoch spannend und prickelnd vom Anfang bis zum grandiose Ende. Adler-Olsen spielt zu recht in der obersten Liga mit.
Wolfram Koch ist wieder als Sprecher zu hören und beweist auch hier, dass er wunderbar zu den Adler-Olsen Romanen passt. Er liest sehr betont und legt immer wieder kleine Kunstpausen ein, was die Spannung noch weiter zu steigern weiß. Seine Charakterdarstellung ist gelungen, er schafft mit kleinen Veränderungen seiner Sprache individuelle und unverwechselbare Züge. Zudem hat er eine sehr angenehme Stimme, die das Zuhören zu einer Freude macht.
Eine einfache Schere liegt blutverschmiert auf einem zerkratzen Holztisch – das Motiv zu diesem Roman ist ebenso schlicht wie passend. Durch das gelungene Spiel von Licht und Schatten entsteht in Verbindung mit dem schlichten Schriftzug ein ansprechendes Titelbild. Das Innere ist eher unaufwendig gestaltet, lediglich das verschwommene Foto in schwarz weiß einer Frau ist hinter einer CD zu finden.
Fazit: Eine packende Geschichte mit dramatischem Hintergrund, kantige Charaktere, eine gelungene Lesung – Verachtung kann vollkommen fesseln.
VÖ: 1.September 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-170-5
In deinen Augen (Meggie Stiefvater)
Erster Eindruck: Der Frühling kehrt zurück
Langsam kommt der Sommer nach Mercy Falls, und Sam kann die Rückkehr von Grace in ihre menschliche Gestalt kaum erwarten. Doch auch nach ihrer Wiedervereinigung finden die beiden keine Ruhe, denn in der Nähe der kleinen Stadt wurde ein Mädchen aufgefunden, von Wölfen getötet. Die Bewohner planen eine Hetzjagd, und Sam muss alles einsetzen, um das Rudel retten zu können...
„In deinen Augen“ ist der dritte Teil der Mercy-Falls Trilogie rund um ein Rudel Werwölfe, die ihre Gestalt nach dem Verlauf der Jahreszeiten ändern. Kenntnisse der ersten beiden Romane „Nach dem Winter“ und „Ruht das Licht“ sind natürlich Pflicht, um sich ganz die die Geschichte vertiefen zu können. Anfangs steht Sam mit seiner Sehnsucht nach Grace, und dies wird intensiv dargestellt, der grüblerische Charakter des jungen Mannes passt dazu sehr gut. Diese Seite des Romans ist zwar sehr emotional, dennoch zieht es sich ein wenig. Dies ändert sich schlagartig mit dem Finden des toten Mädchens, ab hier nimmt die Geschichte einen ganz anderen Verlauf. Zwar ist hier auch noch alles sehr gefühlsbetont, aber von nun an hängt die Bedrohung des Wolfsrudels immer wie ein dunkler Schleier über der Handlung. Ab hier steigert sich der Roman immer weiter, die Ereignisse werden wieder aus der Ich-Perspektive von Grace, Sam, Cole und Isabel erzählt, die ihre jeweiligen Charaktere gut mit einfließen lassen. Der Abschluss ist dann unglaublich emotional und eindringlich, hat man sich vorher auf die Geschichte eingelassen kommt man kaum um ein paar Tränchen herum. Ein gekonnte Abschluss der Trilogie, der alle Seiten der Reihe in sich vereint.
Natürlich hat sich an der Besetzung nichts geändert, die Geschichte wird für jeden Charakter von einem anderen Sprecher vorgetragen. Max Felder setzt als Sam immer wieder emotionale Höhepunkte und stellt seine gefühlvolle Seite gekonnt in den Vordergrund, ohne kitschig zu wirken. Annina Braunmilller, scheinbar fest mit diesem Genre verbunden, liest als Grace wieder sehr lebendig und betont, sodass auch ihr Charakter in all seinen Facetten gut zur Geltung kommt. Die weiteren Passagen werden von Johannes Raspe, Gebrielle Pietermann und Stephanie Keller vorgetragen.
Zahlreiche verschnörkelte Äste mit kleinen Blüten zieren in blassem Grün das Cover, das auf weißem Hintergrund auch die Silhouetten von Sam und Grace zeigt, natürlich dürfen auch einige Herzen auf dem romantischen Cover mit dem verschlungenen Schriftzug nicht fehlen. Das Innere ist sehr schlicht gestaltet, in die Papphülle sind einfache Plastikhalterungen eingelassen, zusätzliche Informationen gibt es nicht.
Fazit: Ein gefühlvoller Abschluss der Reihe, mit spannendem Verlauf und einem emotionalen Höhepunkt.
VÖ: 1.September 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-191-0
Fanny & Klee (Silke Wolfram)
Erster Eindruck: Von Regenbögen und Zähneputzen
Fanny ist die ältere Schwester von Klee, sie ist sieben, er ist vier. Eigentlich jeden Abend beim Zubettgehen stellt er eine andere Frag. Er will wissen, warum die Menschen Schlafanzüge tragen, warum sie fünf Finger haben oder warum es Wolken gibt. Und er gibt keine Ruhe, bevor er eine Antwort hat. Und so beginnt Fanny zu erzählen...
Kinder haben immer so viele Fragen, und auf viele können Erwachsene keine richtige Antwort geben. Diesem Phänomen hat sich Silke Wolfram in ihrem Kinderbuch „Fanny & Klee“ gewidmet und auf einige dieser Fragen eine Antwort erdacht, wie sie von Kindern stammen könnte. Rahmenhandlung ist, dass Fanny und ihr Bruder Klee abends im Bett liegen und die große Schwester die phantasievollen Geschichten zum besten gibt, und das ist sehr kreativ erdacht und mit einigen märchenhaften Elementen versehen. So erfährt man beispielsweise, dass die Menschen früher ein Fell hatten, das ihnen aber von den Krebsen abgeschnitten wurde, doch auch Hexen, Drachen und Prinzessinnen kommen hier vor. Die etwa vierminütigen Episoden eignen sich tatsächlich prächtig als Gute-Nacht-Geschichten und haben eine beruhigende Wirkung, sind mit ihren vielen Einfällen phantasievoll bis witzig und einfach wunderschön anzuhören. Eine herrliche Sammlung von verschieden kleinen Geschichten, herzerwärmend erfrischend und endlich mal aus der Sicht von Kindern erzählen.
Monika Schwarz ist Sprecherin dieses Hörbuches und kann mit ihrer warmen und freundlichen Stimme für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Dabei bleibt sie immer in einer ruhigen Stimmlage, um die Stimmung des Zubettgehens beizubehalten, ohne zu monoton zu wirken. Sie bringt die Freude an den Geschichten gut zur Geltung und überträgt diese gut auf den Zuhörer.
Alfred Artmeier ist zuständig für die Musik, die Ruhe ausstrahlt und für eine entspannte und liebevolle Atmosphäre sorgt. Diese sind besonders zum Ausklang der einzelnen Geschichten eingesetzt und für einen wohligen Abschluss sorgen. Behutsam instrumentiert passen sie sehr gut zu den phantasievollen Geschichten und sind eine gelungene Ergänzung zu der Sprecherin.
Das Hörbuch ist in der Serie mit dem weißen Rücken erschienen, weswegen die Aufteilung der Aufmachung klar strukturiert ist und mit dem Streifendesign die Übersichtlichkeit unterstützt. Das Titelbild zeigt natürlich Fanny und Klee in ihren Betten, einige witzige Details lockern das ganze auf.
Fazit: Zahlreiche interessante Fragen und kreative und phantasievolle Antworten, gepaart mit einer angenehmen Atmosphäre – bestens geeignet zum Schlafengehen für Kinder.
VÖ: 1.September 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-220-7
Tage der Toten (Don Winslow)
Erster Eindruck: Kampf gegen die Drogenmafia
Im Mexiko der 70er Jahre hat sich Art Keller in das Herz der Drogenmafia eingeschlichen und bekämpft die Organisation von innen heraus. Der Erfolg stellt sich ein, zahlreiche Parzellen fliegen auf – was Keller zahlreiche Feinde einbringt. Doch erst als einer seiner Mitarbeiter zu Tode gefoltert wird, ahnt er, wie mächtig diese Feinde sind...
Mit „Tage der Toten“ hat Don Winslow nicht einen einfachen Thriller geschaffen – es ist mehr. Davon können sich nun auch Hörbuchhörer überzeugen, die von Dietmar Wunder eingesprochene Lesung ist beim Audio Verlag erschienen. Schon in den ersten Sätzen zieht die Intensität der Sprache in den Bann, und dies zieht sich über die komplette Laufzeit von – Achtung – weit über 19 Stunden. Die Wucht der Worte erschlägt einen förmlich, zieht einen mitten in die Handlung und lässt die Ereignisse ungefiltert in ihrer ganzen Größe beim Hörer wirken. Die Handlung ist höchst spannend, man will kaum aufhören zu lauschen und ist fasziniert von dem sich immer weiter steigenden Bogen. Dass sich die Geschichte über mehrere Jahrzehnte erstreckt und die Entwicklungen über diesen Zeitraum genau betrachtet, erhöht den Reiz nur noch mehr. Und dann kommt auch noch die Gesellschaftskritik, die Aussage über den Kampf gegen die Drogen ins Spiel, die mit deutlichen Worten angesprochen wird und eine ganz eigene Betrachtungsweise zeigt. Ein heftiger, eindrucksvoller und beeindruckender Roman, der seinesgleichen sucht, von bestechender Qualität, wie es sie nur alle paar Jahre mal gibt.
Dietmar Wunder schafft es als Sprecher, die Wucht von „Tage der Toten“ einzufangen und an den Hörer weiter zu geben. Seine ruhige, intensive Sprechweise passt sehr gut zu der Handlung, er trifft für jede Situation den richtigen Ton und übertreibt es auch bei den heftigen Darstellungen von Gewalt nicht. Jeder Charakter bekommt seinen ganz eigenen Ausdruck und wird so individualisiert. Eine hervorragende Leistung!
Wie immer wird hier das Bild der Buchauflage übernommen, die verschwommene Fotografie einiger Palmen ist dezent, aber durchaus passen gewählt. Auch der Schriftzug drängt sich nicht auf, sodass das Hörbuch von außen nicht seine Qualität erahnen lässt. Die 16 CDs finden sich in einfachen Papierhüllen in einer Pappbox wieder, im kleinen Booklet gibt es noch ein Vorwort sowie die typischen Kurzinfos.
Fazit: Wuchtig, eindrucksvoll, intensiv. Die Aussage zum Kampf gegen Drogen und die spannende Handlung, gemischt mit dem grandiosen Ausdruck machen aus „Tage der Toten“ ein mehr als empfehlenswertes Hörbuch.
VÖ: 1.August 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-225-2
Schweig still, süßer Mund (Janet Clark)
Erster Eindruck: Auf Spurensuche
Jana und Ella sind beste Freundinnen. Doch von einem Tag auf den anderen verschwindet die 18-jährige Ella spurlos, ist weder über Handy zu erreichen noch in ihrer Wohnung anzutreffen. Da Ella volljährig ist, kann Jana bei der Polizei keine Suchaktion erreichen und macht sich auf eigene Faust auf die Spur ihrer Freundin. Doch immer mehr Geheimnisse über Ella kommen ans Tageslicht, und Jana beginnt sich zu fragen, wie eng ihre Freundschaft wirklich war...
Rote Rosen, kleine Blüten, ein romantisch anmutender Titel – das Artwork von „Schweig still, süßer Mund“ sieht wie ein niedlicher Mädchenroman aus, doch das täuscht. In Wirklichkeit sind Buchvorlage wie das zugehörige Hörbuch, erschienen bei Goya Libre, ein packender Thriller und dreht sich eher um die dunklen Abgründe des Menschen. Anfangs mag die Geschichte nicht so recht in Fahrt kommen, erst mit dem Auftauchen der ersten merkwürdigen Geheimnisse aus Ellas Vergangenheit kommt die Handlung in Schwung – und dann lässt sie einen kaum wieder los. Immer neue Fakten wissen immer wieder zu überraschen, immer näher meint man dem großen Mysterium auf die Schliche zu kommen, nur um wieder auf eine falsche Fährte gelockt zu werden. Janas Selbstzweifel, der sie fast zum Aufgeben bewegt, bringt zusätzliche Würze hinein, weiß man als Hörer doch genau, dass etwas im Argen liegt. Kleine eingeschobene Szenen, die nicht aus Janas Sicht erzählen, erhöhen die Spannung zusätzliche und geben dem Hörer einen Wissensvorsprung vor Jana, halten aber auch ihn immer im Ungewissen. Dabei kann der sprachliche Stil überzeugen, wirkt jugendlich frisch und glaubhaft, ändert sich beim Wechsel der Perspektive deutlich ab, auch E-Mails sind eingefügt und sorgen für Abwechslung. Nur das Ende ist ein wenig zu überfrachtet, zu schnell werden hier zu viele Informationen gegeben, sodass es einen unglaubwürdigen Nachgeschmack erhält. Ein sehr spannender und unterhaltsamer Krimi, gut geschrieben und mit einem sehr gelungenen Handlungsbogen.
Lisa Hagemeister trägt den Großteil der Handlung und erzählt aus der Perspektive von Jana, erweckt sie mit ihrem aufgeweckten Sprechstil zum Leben. Durch sie werden die Gefühle, Ängste und Zweifel der jungen Frau greifbar, können die verschiedenen Handlungen nachvollzogen werden. Sie schafft es, die Dringlichkeit des Geschehen herüber zu bringen und zieht den Hörer damit völlig in ihren Bann. Auch Katja Danowski und Florens Schmidt, die die eingeschobenen Passagen lesen, machen ihre Sache hervorragend und erwecken die Geschichte damit noch weiter zum Leben.
Wie oben bereits erwähnt führt das Titelmotiv den Hörer ein wenig in die Irre, die zahlreichen Rosenblüten, die auf weißem Untergrund prangen, wirken eher romantisch verspielt – nach dem Hören gibt dies einen interessanten Kontrast, kann aber auch im Vorfeld zu Missverständnissen führen. Im beiliegenden Booklet ist zu jeder der vier CDs eine Trackliste abgedruckt.
Fazit: Nach kurzen Startschwierigkeiten eine hochspannende Handlung, immer wieder gibt es falsche Fährten und kryptische Hinweise – nicht nur für Jugendliche eine Empfehlung.
VÖ: 24.Juli 2012
Label: Goya Libre
Bestellnummer: 978-3-8337-3017-2
Achtung, Milchpiraten (Kai Lüftner)
Erster Eindruck: Aaargh mit drei A!
Matz ist der Anführer der Milchpiraten, eine Bande von Kindern, die den ersten Tag der Ferien mit einer lustigen Grillparty feiern wollen – glücklicherweise sind die Eltern von Bruno nicht zu Hause. Doch als das Feuer brennt, gehen die Schlamassel los, spätestens als der Schlüssel für das Bad in der Toilette heruntergespült wird. Und dann kommt auch noch Oma Hertha vorbei...
Kinderbanden sind in der entsprechenden Literatur sehr beliebt, nun hat Kai Lüftner eine neue erdacht und schickt die „Milchpiraten“ ins Rennen. Neben der Buchvorlage ist nun auch das entsprechende Hörbuch beim Audio Verlag erschienen. Und hier geht es – für das Genre typisch – ordentlich chaotisch zur Sache. Ein Schlamassel folgt dem nächsten, immer neue Missgeschicke mischen das Geschehen ordentlich auf. Ohne zu viel verraten zu wollen, es wird sehr witzig und kurzweilig. Dabei ist die Begrenzung auf nur einen Abend gelungen, diese kompakte Erzählung wirkt intensiver als wenn sie sich über mehrere Tage oder Wochen erstrecken würde. Ein kleiner Wendepunkt ist das Auftauchen von Oma Hertha, die das ganze Chaos natürlich nicht sonderlich freudig sieht. Eine witzige und turbulente Geschichte, die einfach viel Spaß macht und Lebensfreude vermitteln kann.
Gelesen wird das Hörbuch von Bürger Lars Dietrich. Der Comedian hat hörbar Spaß an der Geschichte und kann mit seiner charmanten Art und dem eingängigen Sprachrhythmus die Handlung darstellen. Dabei gleitet er nicht ins Alberne ab und nimmt seine Zuhörer trotz des ganzen Witzes ernst. Auch Leon Seibel ist zu hören, er übernimmt einige Passagen, die direkt aus der Sicht von Matz erzählt werden. Auch er verbreitet fröhliche Stimmung und kann den jungen Milchpiraten mit Pfiff darstellen.
Am Anfang der Geschichte steht ein witziger und schmissiger Titelsong, der das Lebensmotto der Milchpiraten gut aufgreift und von Autor und Regisseur Kai Lüftner mit einigen Kindern gesungen wird. Auch während der Handling gibt es immer wieder kleine Melodien sowie zahlreiche Geräusche, die eine hübsche und angenehme Atmosphäre schaffen.
Das Titelbild ist sehr schlicht, auf grell orangen Hintergrund ist ein witziger Totenkopf zu sehen, an den Seiten sind noch kleine Knochen zu sehen. Auch die restliche Gestaltung hält sich an diese Farbgebung, dazu gehören das kleine Booklet ohne zusätzliche Informationen und der Raum hinter der CD, wo der Text des Titelliedes abgedruckt sind. Als kleines Extra gibt es einen Stickerbogen, auf dem jeder Milchpirat einen eigenen Sticker mit seiner Abbildung hat.
Fazit: Eine witzige und chaotische Erzählung für Kinder, die viel Spaß macht und sehr lebendig vorgetragen ist.
VÖ: 1.September 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-198-9
Conni, Phillip und das Supermädchen
Erster Eindruck: Eifersucht und ein fieser Plan...
Conni ist immer noch in Phillip verschossen, so richtig nahe kommt sie ihm aber nicht. Und dann taucht auch noch Clarissa, eine neue Schülerin auf, die den Jungs sofort den Kopf verdreht. Sie ist hübsch, intelligent und sportlich – und das kann Conni gar nicht leiden. Zusammen mit Anna schmiedet sie einen Plan, wie sie Phillips Aufmerksamkeit wiedererlangen kann...
Als Hörspiele gibt es Geschichten um Conni für Kindergartenkinder sowie für Grundschüler, als Hörbücher sind sie sogar für Teenager gedacht. So kann ein Kind richtig mit der beliebte Figur heranwachsen, da die Themen jeweils auf das entsprechende Alter zugeschnitten sind. Das neueste Hörbuch „Conni, Phillip und das Supermädchen“ dreht sich rund um die erste Verliebtheit und Schwämerei, aber auch Eifersucht wird zum Thema gemacht. Der Aufbau der Handlung ist dabei eher ruhig, es wird mehr wert auf die Gefühlslage von Conni gelegt. Diese ist in ihrem Denken wie immer frisch und jugendlich, verarbeitet die Eifersucht auf Clarissa auf ihre ganz eigene Weise. Dabei hat sie durchaus auch Ecken und Kanten, macht Fehler und legt einige nicht unbedingt lobenswerten, aber umso menschlichere Verhaltensweisen an den Tag - und gerade das macht sie so sympathisch und lebensnah. Schön auch, wie die anderen Charaktere dargestellt werden, alles wird hier aus der Sicht von Conni angegangen. Dass sich am Ende alles aufklärt, war ja eigentlich klar, aber es steht eben auch kein Traum-Happy-End am Schluss, was den heranwachsenden Zuhörern ein recht realistisches Bild vermittelt. Ein gelungenes und unterhaltsames Hörbuch, das aber an der einen oder anderen Stelle durchaus noch hätte gekürzt werden können, um etwas schnittiger zu wirken.
Als Sprecherin wurde – wie bei den vorigen Hörbüchern der Conni-Reihe – Ann-Cathrin Sudhoff ausgewählt, die wieder mit Charme und Einfühlungsvermögen an die Geschichte herangeht. Sie stellt die Emotionen von Conni gut dar, ohne wie in einem Hörspiel zu agieren oder zu übertreiben. Auch kann sie den Spannungsbogen der Handlung gut aufgreifen und steigert sich in Connis Eifersucht und ihren Plan immer weiter hinein. In der wörtlichen Rede kann sie auch die anderen Charaktere gut darstellen.
Obwohl diese Produktion als Hörbuch angelegt wurde, werden einige Musikstücke und Geräusche verwendet, um das gelesene Wort aufzulockern und einige kleine Atmosphären zu schaffen. Das ist auch durchaus gelungen und hilft besonders jüngeren Zuhörern, der Geschichte besser folgen zu können, alles passt gut zusammen und ist angenehm zu hören.
Auf dem Cover ist natürlich Conni zu sehen, trotz ihrer verwirrten Gefühlswelt mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. Und auch Phillip und Clarissa sind zu sehen, das alles in ansprechendem Zeichenstil vor rosarotem Hintergrund. Im Inneren gibt es neben Werbung für die anderen Conni-Hörspiele noch kurze Informationen zu Autorin und Sprecherin.
Fazit: Die Gefühlswelt junger Mädchen wird hier gut und glaubhaft dargestellt, dabei auch vor unschönen Gefühlen kein Halt gemacht. Eine gelungene Lesung.
VÖ: 13.Juli 2012
Label: Karussell
Bestellnummer: 0602527960432
Die 500 (Matthew Quirk)
Erster Eindruck: Hinter den Kulissen der Macht
Mike Ford, ein Jurastudent aus einfachen Verhältnissen mit kleinkriminellen Erfahrungen, bekommt von seinem Dozenten das Angebot, in seiner Beraterfirma zu arbeiten. Schnell steigt er auf, was er seiner Hartnäckigkeit und seinem Denkvermögen zu verdanken hat. Doch als sich sich zu weit vorwagt und die Warnungen seines Vorgesetzten ignoriert, zieht er mächtige Feinde auf sich...
„Die 500“ ist ein typischer amerikanischer Thriller, in dem es um Macht und Intrigen geht. Das Hörbuch ist nun beim Audio Verlag erschienen. Am Anfang fällt insbesondere die sarkastische Sichtweise von Mike Ford auf, mit der er die Welt betrachtet. Die zynischen Sprüche sind anfangs noch recht witzig und bringen Würze in die Handlung, sind im weiteren Verlauf aber eher störend und wirken überzogen. Gerade bei den späteren Gewaltbeschreibungen sind sie unangebracht und unpassend. Die Handlung will zu Beginn nicht so richtig in Schwung kommen und zieht sich ziemlich, erst bis etwa zur Hälfte der Kern der Handlung beginnt und Mike unter Mordverdacht gerät. Ab hier überschlagen sich die Ereignisse, und scheinbar legt der Autor mehr Wert auf eine actionbeladene Handlung als auf eine logisch aufgebaute Geschichte – teilweise wirkt das Ganze dann doch sehr überzogen. Gut dargestellt ist allerdings die korrumpierte Gesellschaft der Machthaber - „die 500“ sind die wichtigsten Entscheidungsträger der USA, die von der Firma regelmäßig betreut werden. Leider wurde hier zu viel wert auf die reißerische Handlung gelegt, sodass mich dieses Hörbuch leider nicht ganz überzeugen konnte.
Heikko Deutschmann liest den Roman und stellt damit wegen der Ich-Perspektive des Romans vorrangig Mike Ford dar. Seinen Sarkasmus kann er gut aufgreifen, auch den Arbeitseifer und den Willen, das Geheimnis aufzuklären. Seine eher ruhige Herangehensweise setzt gute Kontraste zu den späteren lauteren Passagen, die die Dramatik des Romans erhöhen können.
Ein weiß-gräulicher Hintergrund, darauf aus der Vogelperspektive einige Männer in schwarzen Anzügen, die über einen Platz zu gehen scheinen und die 500 versinnbildlichen, dazu in großen roten Ziffern der Titel des Hörbuches – das Titelbild ist ansprechend und passend. Das Digipack ist hübsch gestaltet, nur warum für ein Werbeblättchen eine extra Einschublasche eingefügt ist, erschließt sich mir nicht so ganz.
Fazit: Ein wenig zu reißerisch, um das Thema glaubhaft vermitteln zu können. Deswegen hat „Die 500“ leider bei mir nicht so recht gezündet.
VÖ: 1.September 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-234-4
Zwölf Wasser – 1. Zu den Anfängen (E.L. Greiff)
Erster Eindruck: Neue Fantasy-Trilogie mit faszinierendem Hintergrund
Die Undae, geheimnisvolle Frauen, die mit dem Wasser verbunden sind und in ihm die Zukunft erkennen können, haben sich nach langer Zeit der Abgeschiedenheit wieder unter die Menschen gewagt, um sie vor den versiegenden Quellen zu warnen, die auch die Menschlichkeit bewahren. Gemeinsam mit dem Hirten Babu und dem Soldaten Felt machen sich drei von ihnen auf die Reise zu den zwölf Wassern...
Kaum ein High-Fantasy-Roman, der nicht mit J.R.R. Tolkiens Meisterwerk „Der Herr der Ringe“ verglichen wird. Bei einigen mag das auch durchaus zutreffend sein, E.L. Greiffs Erstlingswerk „Zwölf Wasser“ beziehungsweise dem Auftakt der Trilogie „Zu den Anfängen“ wird dies jedoch nicht ganz gerecht, hat er sich doch ganz eigene Volksstämme, eigene Mythen und einen eigenen Hintergrund erdacht. Anfangs wird ausführlich einer der Helden des Romans, Babu, vorgestellt, sein Leben unter ehemaligen Nomaden und seine Beziehung zu dem Falkenei beschrieben. Dieser Teil zieht sich etwas, da er auch auf diese Figur begrenzt ist und sich nicht mit dem mythischen Hintergrund beschäftigt. Fast ist man schon gewillt, aufzugeben und das Hörbuch beiseite zu legen, doch nach einem Umbruch geht es dann endlich mit der Handlung los – wenn auch langsam. Auch Felt wird genau dargestellt, auch sein Hintergrund beleuchtet, doch von nun an wird auch immer mehr Gehemnisvolles offenbart. Die Gefüge der Welt werden langsam offenbart, während Felt und die drei Undae auf ihre gefahrvolle (und stellenweise sehr actionreiche) Reise gehen. Spätestens wenn Babu zu der Gruppe stößt, geht die Handlung richtig los, aber nicht ohne die Sagen der Welt ins Visier zu nehmen oder lange Beschreibungen zu geben. In Actionszenen wechselt der Autor zu einem Stakkato-artigen Satzbau, der nur mehr einzelne Wörter beinhaltet und die Dramatik und Schnelligkeit der Szenen betont. Immer mehr ist man fasziniert von der imposante und eindrucksvollen Hintergrundgeschichte, fühlt sich mitten in die Handlung gezogen – so man denn Zeit und Aufmerksamkeit mitbringt, denn zum Nebenbeihören ist „Zu den Anfängen“ kaum gedacht. Ein sehr guter Fantasy-Roman, der Freunde des Genres voll in seinen Bann ziehen kann.
Bernd Stephan wurde für die Lesung verpflichtet, und schnell zeigt sich, das er genau die richtige Wahl für diesen Job ist. Er schafft es, die Intensität der Geschichte aufzugreifen und in ihrer ganzen Wucht darzustellen und den Hörer voll in die Mythen dieser Welt hineinzuziehen. Die kurzsätzigen Actionszenen kann er schnell und heftig darstellen, die langen Beschreibungen lebendig und eindrucksvoll in Szene setzen. Auch in der wörtlichen Rede kann er die verschiedenen Charaktere glaubwürdig präsentieren.
Eine geschwungene Phiole mit Wasser, dem zentralen Thema dieses Romans, ist auf dem Cover zu sehen, umgeben von dezenten mystischen Symbolen – das wirkt geheimnisvoll und macht Lust auf das Zuhören. Das Booklet ist erstaunlich umfangreich, neben einer Trackliste zu den fünf CDs finden sich hier kurze Beschreibungen der Charaktere sowie zahlreiche Hintergrundinformationen zu der Welt, die bei Bedarf das Verständnis erhöhen.
Fazit: Nach dem langatmigen Anfang geht es mysteriös, spannend und eindrucksvoll weiter, der Auftakt zu „Zwölf Wasser“ ist sehr gelungen und macht viel Lust auf mehr.
VÖ: 24.Juli 2012
Label: Goya Lit
Bestellnummer: 978-3-8337-2983-6
Tante Inge haut ab (Dora Heldt)
Erster Eindruck: Roter Hut und neue Einstellung
Christine freut sich auf einen unbeschwerten Urlaub auf Sylt mit ihrem Lebensgefährten. Doch als sie auf dem Bahnhof unvermittelt auf ihre Tante Inge trifft, ist die Harmonie vorbei. Denn dass die 64-jährige aus ihrem alten Leben ausbrechen will, ist für Christine zwar aufregend, für die restliche Familie jedoch völlig unverständlich...
Vielen Fernsehzuschauern dürfte „Tante Inge haut ab“ vornehmlich als Fernsehfilm bekannt sein, der Roman von Dora Heldt wurde 2011 verfilmt. Doch auch als Hörbuch gibt es die Geschichte um die sympathische Frau, die auch in ihrem fortgeschrittenen Lebensabschnitt noch einmal neu anfangen möchte. Großen Tiefgang darf man hier natürlich nicht erwarten, auch keine differenzierte Betrachtungsweise oder ausgereifte Charaktere. „Tante Inge haut ab“ ist ein Wohlfühlroman, der lockere Unterhaltung bieten will, und genau das tut er auch, nicht mehr und nicht weniger. Der Verlauf ist flüssig und heiter, die neuen Entwicklungen werden unterhaltsam präsentiert. Die Dialoge passen zu den Charakteren und wirken recht realistisch, der Witz einzelner Szenen kommt gut zur Geltung. Dennoch gibt es auch in diesem Genre bessere Vertreter, zu abgenutzt und zu oft wiederholt wirken einzelne Motive und Handlungen. Ein wenig mehr Pepp hätte dem Ganzen auch ganz gut getan, so bleibt der Roman solides Mittelmaß und kann einige Stunden gut unterhalten, gerät dann aber auch schnell in Vergessenheit.
Sprecherin des Hörbuches ist dann auch gleich die Autorin, Dora Heldt leiht der Geschichte also auch die Stimme. Ihre Sprechweise wirkt ein bisschen zu behäbig für diese Geschichte und verliert so noch weiter an Schwung. Auch in der Darstellung der einzelnen Charaktere kann sie die stimmliche Vielfalt professioneller Sprecher leider nicht erreichen, bleibt jedoch immer nahe an der Geschichte.
Um die Nähe zum Roman stärker zu betonen als zum Film wurde das Titelbild des Buches und nicht etwa eine Szene aus dem Film für das Cover übernommen. Zu sehen ist die romantische Zeichnung von Tante Inge vor der malerischen Sylter Kulisse, der blaue Hintergrund zieht sich auch durch die restliche Gestaltung. Neben einigem an Werbung gibt es in dem kleinen Booklet noch einen Infotext über Dora Heldt und eine ausführliche Trackliste der drei CDs.
Fazit: Seichte, lockere Unterhaltung, der es ein wenig an Pepp fehlt. Dora Heldt ist zudem als Sprecherin nicht die beste Wahl.
VÖ: 24-August 2012
Label: GoyaLit
Bestellnummer: 978-3-8337-2986-7
Familie Pompadauz – 4. Die saugemeine Senflawine
Erster Eindruck: Neues von Kasmiranda und Co
Familie Pompadauz hat endlich alle Teile für ihre Zeitmaschine beisammen und bereitet sich auf die Rückkehr ins Jahr 1912 vor. Denn ein Erpresser bedroht die Wusrtfabrik von Milfords Vater und lässt sogar eine riesige Senflawine über die kleine Stadt hinwegfegen. Kasmiranda, Jonni und die anderen haben bald alle Hände voll zu tun, den Erpresser zu finden...
„Familie Pompadauz“, die Serie über ein zeitreisendes Hotel, das im Jahr 2011 festsitzt, hat mit „Die saugemeine Senflawine“ ihren vierten Teil erhalten, und kurz nach Veröffentlichung als Roman hat Jumbo nun auch das entsprechende, natürlich wieder von Robert Missler eingelesene Hörbuch veröffentlicht. Wieder ist es diese Andersartigkeit in der Ausstrahlung, die die Serie von anderen unterscheidet, besonders die exzentrische Kasmiranda mit ihren schwarzen Phantasien sticht hervor und sorgt immer wieder für Würze. Dafür ist der Zeitreise-Effekt langsam etwas abgenutzt, das Klarkommen mit dieser ganz neuen Welt 100 Jahre später ist nicht mehr so vordergründig vernehmbar und auch nicht mehr so kreativ umgesetzt. Dafür ergibt sich hier im Laufe der Zeit ein spannendes Abenteuer, das temporeich umgesetzt und gut erzählt wurde. Kindgerecht, aber auch für Erwachsene unterhaltsam wurde es gestaltet und endet in einem tollen Finale. Dabei werden wieder die Charaktere immer wieder in den Vordergrund gerückt und tragen ihren Teil zur Geschichte bei. Auch diese vierte Folge ist ein spannendes und skurriles Abenteuer der Familie Pompadauz und ihrer Freunde.
Wie oben bereits erwähnt wurde wieder Robert Missler als Sprecher ausgewählt, und er zeigt wieder sein komplettes sprecherisches Talent. Jeder Charakter bekommt eine ganz eigene, oft sehr überspitzt dargestellte Stimme verpasst und bekommt dadurch einen ganz eigenen Ausdruck. Doch auch in Sachen Spannung kann er punkten und steigert diese mit Wechsel von Tempo und legt kleine Kunstpausen ein.
Das Titelbild ist wieder hübsch gestaltet, auf einem vorrangig türkis gemusterten Hintergrund ist das eigentliche Motiv zu sehen, das die Kinder zeigt, in einem Wurstboot über den See aus Senf rudern. Im Inneren gibt es in einer etwas merkwürdigen Schriftart neben einer ausführlichen Trackliste auch eine kleine Übersicht über die Charaktere zu finden.
Fazit: Eine spannende Geschichte, die wunderbaren Charaktere und ein gut erzählter Spannungsbogen – auch Folge vier kann überzeugen.
VÖ: 24.August 2012
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2961-4
Die schönsten Kinder- und Hausmärchen (Brüder Grimm)
Erster Eindruck: Märchensammlung als Lesungen
Eine Prinzessin mit der goldenen Kugel, ein Mädchen mit roter Kappe, eine Zauberin, die auf Rache sinnt, eine Hexe mit vergiftetem Apfel. Ein kleines Männchen, das ums Feuer tanzt, ein junger Mann, der zum Teufel geht, ein Junge, dem ein Goldklumpen zu schwer ist. 7 auf einen Streich, der Wind, der Wind, das himmlische Kind, lass dein Haar herunter...
Die berühmten Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm sind seit Generationen bekannt und haben unzählige Kinderherzen begeistert, auch heute noch üben sie eine starke Faszination aus. Auch Hörspiele und Lesungen gibt es zahlreiche, von Jumbo ist nun eine weitere hinzu gekommen, die gleich 25 Märchen in über 270 Minuten enthält. Mit dabei sind natürlich die bekanntesten klassischen Märchen wie Hänsel und Gretel, Aschenputtel und Schneewittchen, aber auch einige, die man nicht alle Tage lang hört. So sind auch die Umsetzungen von Katze und Maus in Gesellschaft, Bruder Lustig und Die zertanzten Schuhe mit dabei. Eine schöne Mischung und eine gute Wahl – auch wenn jeder natürlich seine Lieblingsmärchen hat und mit anderen Erzählungen nicht allzu viel anfangen kann. Mir gefällt die unterschiedliche Länge der Lesungen, von unter 2 bis 25 Minuten, sodass für viele Gelegenheiten das passende Märchen zu finden ist. Insgesamt bietet diese Sammlung aber natürlich nicht viel Neues, der Stoff ist ja schon vorgegeben und hinlänglich bekannt. Wenn allerdings eine neue Sammlung angeschafft werden soll, kann man auch getrost zu dieser hier greifen.
Verschiedene Sprecher lesen die Märchen, gemein ist aber allen, dass sie eine große Liebe zu dem bekannten Stoff zeigen. So begeistert Katharina Thalbach in zwei eher unbekannten Märchen und kann mit ihrer angenehmen, dunklen Stimme die Geschichten zu Leben erwecken. Ganze neun Märchen liest Christian Brückner, sein langsames Tempo und die geschickt betonten Sätze hinterlassen eine intensive Wirkung, gerade für Kinder dürfte sein Stil passend sein. Immerhin acht Sagen werden von Ulrike Hübschmann gelesen, die viel mit den Sätzen spielt und eine sehr lebendige Sprechweise wählt. Weitere Sprecher sind Hannelore Hoger, Bernd Stephan und Rolf Nagel.
Die vier CDs befinden sich in einfachen Papphüllen, sind aber unterschiedlich gestaltet und zeigen Motive aus jeweils einem anderen Märchen. Verpackt sind diese in einer hübschen und griffigen Pappbox zum Aufklappen, das eine Zeichnung aus Rotkäppchen zeigt. Das beiliegende Booklet enthält neben einer Auflistung der Märchen mit den einzelnen Track noch Informationen zu allen Sprechern und einen kurzen Text zu den Brüdern Grimm.
Fazit: Eine hübsche und gut vorgetragene Märchensammlung, wirklich Neues wird hier aber logischerweise nicht geboten.
VÖ: 24.Juli 2012
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2957-7
Pony Pedro
Erster Eindruck: Ein neues Zuhause für Pedro
Ein Schriftsteller ist ein echter Pferdenarr und wünscht sich nicht sehnlicher als ein eigenes Pferd. Als er Pony Pedro entdeckt, kauft er es sofort und erlebt von nun an zahlreiche Abenteuer mit dem energiegeladenen Hengst. Doch anfangs müssen die beiden erst noch zusammenfinden...
Erwin Strittmatter gehört zu den bekanntesten Autoren der DDR, vielen ist insbesondere sein Kinderbuch „Pony Pedro“ in Erinnerung geblieben. Der Audio Verlag hat die gekürzte Lesung, die 1964 entstanden ist, in seiner wunderbare Kinderserie mit dem weißen Rücken aufgenommen, sodass viele beim Hören in Kindheitserinnerungen schwelgen können oder ihren eigenen Kindern mit den Geschichten aus ihrer eigenen Vergangenheit nahe bringen können. „Pony Pedro“ ist ein sehr liebevolles Werk, das mit vielen Einfällen zum Schmunzeln oder Nachdenken anregt, schnell wachsen die Charaktere ans Herz und sorgen für eine ebenso gefühlvolle wie kurzweilige Unterhaltung. Aufgeteilt ist das Hörbuch ist kleine Episoden, ein größerer Zusammenhang ist dabei nicht zu finden. In diesen kleinen Geschichtchen wird viel kreatives Potenzial freigesetzt, immer wieder passieren unerwartete Dinge, und über allem schwebt diese warme Grundstimmung. Pony Pedro ist ein wunderschönes Hörbuch für Kinder, das trotz seines Alters auch heute noch funktioniert und viele in nostalgischen Erinnerungen schwelgen lässt.
Sprecher des Hörbuchs ist Erwin Geschonneck, der das Wesen der Geschichte einfangen kann und die Stimmung ungefiltert an den Hörer weitergibt. Seine Stimme klingt warmherzig und liebevoll, aber immer wieder wird sie auch von viel Witz und einem Augenzwinkern begleitet. Es ist schön zu hören, wie sehr er auf die zuhörenden Kinder eingeht und wie angenehm er die Handlung gestaltet.
Noch weiter mit dem Nostalgiefaktor geht es, wenn man das Titelbild betrachtet. Hierauf wurde nämlich eines der Covermotive der Buchauflage aus der ehemaligen DDR verwendet, in der Pony Pedro zusammen mit einem anderen Pferd zu sehen ist. Der verwischte Zeichenstil ist ein kleiner Hingucker und passt sehr gut zu diesem hübschen Hörbuch.
Fazit: Kleine Episode voller Wärme und Witz, die nicht nur Kinderherzen erfreuen dürften.
VÖ: Februar 2009
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-89813-867-3
Gold und Stein (Heidi Rehn)
Erster Eindruck: Das Geheimnis ihrer Mutter
Mitte des 15. Jahrhunderts lebt die 17-jährige Agnes zusammen mit ihrer Mutter, die als angesehene Bierbrauerin ein solides Leben führt. Agnes verliebt sich in den Baumeister Lorenz, muss jedoch kurz darauf vor den Deutschordensrittern fliehen. In Königsberg begegnet sie dann Casper, zu dem sie sofort eine innige Beziehung hat. Doch warum hat er das gleiche Feuermal im Nacken wie sie selbst?
Die deutsche Autorin Heidi Rehn hat sich in ihrem neuen Roman „Gold und Stein“ wieder dem historischen Roman verschrieben und beleuchtet darin ein Kapitel der Geschichte, die nicht unbedingt jedem geläufig ist: Der dreizehnjährige Krieg einiger Städte gegen den deutschen Orden. Durch ihre Erzählung fühlt man sich in diese Zeit hineinversetzt, zahlreiche historische Fakten hat sie übernommen und macht die so dem Zuhörer zugänglich. Gut gefallen haben mir auch die Informationen zum Bierbrauen, die ebenso organisch in die Handlung eingefügt sind. Doch dies ist alles nur Hintergrundkulisse für die Ereignisse um Agnes, und auch diese sind sehr gelungen erzählt. Die Sprache ist lebendig und treffend, wenn auch die Dialoge manchmal etwas ausschweifend sind und oft den Faden zu verlieren scheinen. Schnell kann man sich in die verschiedenen Charaktere einfühlen und fiebert natürlich besonders mit Agnes mit. Die Ereignisse überschlagen sich hier nicht, sondern entwickeln sich langsam, und über allem scheint das Geheimnis ihrer Mutter zu liegen, das es zu ergründen gilt. Es gibt zwar im Laufe der Zeit immer wieder Teilantworten, doch neue Fragen werden praktisch zeitgleich aufgeworfen. Auch, dass das Schicksal anderer Frauen eingebunden ist, ist ein sehr positiver Aspekt. Auf der gefühlsvollen Seite des Romans sorgt Agnes' Hin- und Hergerissenheit zwischen Lorenz und Casper für schöne Szenen. So ergibt sich ein sehr unterhaltsames und spannendes Hörbuch, das mit einem grandiosen Finale überzeugen kann – eine runde und stimmige Sache!
Gelesen wird „Gold und Stein“ von Dana Geissler, die schon in etlichen Hörbüchern unterschiedlicher Genres Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat. So spielt sie auch gut mit ihrer Stimme, ohne überfrachtet zu wirken. Ihr Grundton ist eher ruhig, und auch bei der Gestaltung der wörtlichen Rede setzt sie eher auf kleine Veränderungen denn auf eine stark verstellte Stimme, verändert das Tempo und Rhythmus oder betont einzelne Buchstaben anders. Den Spannungsbogen lässt sie eher für sich wirken, hier hätte sie ruhig mal etwas forscher an die Lesung herangehen können.
Auf dem Cover ist Agnes halbes Gesicht zu sehen, ein leicht melancholischer Blick in den Augen. Hier erinnert vieles – typisch für das Genre – an ein altes Ölgemälde. Auffällig, dass der Name der Autorin hier wesentlich mehr Raum und Fokus hat als der Name des Romans, der fast schon ein wenig untergeht. Im Inneren des stabilen Digipacks ist löblicherweise kein Platz für Werbung genutzt worden, sondern für kurze Infos über Autorin und Sprecherin und sogar eine kleine Übersicht über die zahlreichen Charaktere.
Fazit: Ein sehr lebendiger historischer Roman, der die damalige Zeit als Kulisse für eine ebenso spannende wie gefühlsbetonte Geschichte nutzt.
VÖ: 22.Juni 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4684-4
Das Lied der weissen Wölfin (Claire Bouvier)
Erster Eindruck: Eine Reise am Anfang
Im Jahr 1882 wandert Marie Blumfeld nach dem Tod ihres Bruders nach Kanada aus, um dort ein neues Leben an der seine eines Reverends zu beginnen. Doch auf der Reise wird sie brutal überfallen und einsam zurückgelassen. Marie wird von den Cree-Indianern gefunden und gepflegt. Zuerst erscheinen ihre Rituale und ihre Kultur fremd, doch schnell bekommt sie eine immer tiefere Verbindung zu den im Einklang mit der Natur lebenden Menschen...
Mit „Das Lied der weissen Wölfin“ hat Claire Bouvier einen beachtlichen Roman fertiggestellt, der gleich mehrere Themen zu einem verwobenen Ganzen verbindet. Zum einen ist da natürlich der Hauptaspekt, in dem Hauptfigur Marie Blumfeld die Kultur der Cree-Indianer kennenlernt und später gegen ihre Diskriminierung kämpft, den Leuten darüber berichtet, wie liebevoll und warmherzig dieser Stamm ist. Die Ablehnung, ja Feindseligkeit der Kanadier ist bedrückend dargestellt, aber wohl leider allzu realitätsgetreu. Hier wird die Spannung erhöht, dies ist ein sehr lebendiger Teil. Zum anderen geht es um die „private“ Marie, die auf der Suche nach neuem Halt nach Kanada reist, um dort mit einem bisher Fremden zusammenzuleben. Doch Kälte und Abweisung beherrschen die Beziehung, die beiden wollen nicht zusammen passen. Und dann tritt Philipp Carter in ihr Leben, ein Pelzhändler, für den sie sofort Gefühle entwickelt – und das gefühlsbetonte Drama nimmt ihren Lauf. Abgesehen von diesen Ereignissen, die ja eng miteinander verknüpft sind, gibt es noch einen ganz anderen Handlungsstrang, der in Tagebucheinträgen der jüngeren Marie erzählt wird. Hier wird von ihrer schwierigen Kindheit mit ihrem tyrannischen Vater berichtet, bei dem ihr Bruder ihr einziger Rückhalt zu werden beginnt. Immer tiefer taucht man hier in die vielschichtige Figur der Marie ein und lernt sie immer näher kennen, wird von den dramatischen Ereignissen mitgerissen und leidet mit der jungen Frau mit. Ein sehr gelungener Roman mit vielen Ansprüchen, dabei aber in ansprechendem Stil geschrieben und definitiv eine Empfehlung wert.
Sprecherin des Hörbuchs ist Sabrina Heuer und lässt sich ganz auf die gefühlsbetonte Geschichte ein. Ihre Stimme ist sehr angenehm und warm, was sie auch an die Hauptfigur erinnern lässt. Gerade die Tagebucheinträge von Marie sind dann auch besonders gut gelungen und werden von Heuer in ihrer ganzen Dramatik erfasst. Auch die Handlungen im Hauptstrang erfasst sie gekonnt und kann die Charaktere lebendig erscheinen lassen.
Das Titelbild zeigt die wunderschönen Weiten der kanadischen Landschaft, ein von Wäldern umgebener Fluss, im Hintergrund hohe, schneebedeckte Berge. Ein sehr ansprechendes Cover, das die Stimmung des Romans aufgreifen kann. Im Inneren gibt es wie meist bei Hörbüchern nur wenig Zusatzinfos, ein kurzer Text über Autorin, Sprecherin und auch den Cree-Stamm finden sich dann aber doch wieder.
Fazit: Ein vielseitiger Roman über eine mutige Frau und der Kampf für die Gerechtigkeit. Durchaus hörenswert!
VÖ: 22.Juni 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4650-9
Mehr Geschichten von Paddington (Michael Bond)
Erster Eindruck: Neues vom tollpatschigen Bären
Paddington, der kleine Bär, wohnt bei der Familie Brown und hat dort ein liebevolles Zuhause gefunden. Doch seine Tollpatschigkeit macht ihm immer wieder Probleme und sorgt für einigen Trubel in der Familie, obwohl der tapsige Bär eigentlich alles gut machen wollte. Und dann schneit es, und Paddington begibt sich zum ersten mal in den Schnee...
Paddington gehört mittlerweile zu den Klassikern der Kinderliteratur, die mal nicht aus Deutschland stammt, sondern aus England zu uns herübergeschwappt ist. Der erste Teil der putzigen Episodenhaften Geschichten ist bereits beim Audio Verlag erschienen, der zweite folgt nun und wurde wie sein Vorgänger von Jürgen Thormann eingesprochen. Eine ausführliche Vorstellung der Grundsituation ist hier natürlich nicht notwendig, sodass nach einer kurzen Einführung mit den ersten Geschichten begonnen werden kann. Und diese sind ebenso putzig, herzerweichend und liebevoll wie beim Vorgänger. Der niedliche Paddington gerät auch hier von einem Schlamassel in den nächsten, bekommt aber immer den Rücken von den Browns gestärkt. Und genau dieses Gefühl, trotz aller Ungeschicklichkeit geliebt zu werden, macht dieses Hörspiel so besonders. Und dass dieser Spaß passiert, weil Paddington alles gut machen will und so ein großes Herz hat, unterscheidet sich angenehm von anderen Produktionen. Besonders gefallen haben mir die Szenen im Schnee, die richtig witzig und herzlich wirken. Auch dieser zweite Teil kann voll überzeugen und wird auch den zuhörenden Eltern erfreuen.
Jürgen Thormann hat eine sehr unverwechselbare Stimme, die immer einen markanten Klang hat, aber ganz unterschiedliche Färbungen annehmen kann. Hier klingt er sehr herzlich und warm, womit eine weitere Facette seines Könnens bewiesen wäre. Dabei geht er nicht nur mit der Dynamik der kleinen Geschichten mit, sondern auch sehr gut auf die zuhörenden Kinder ein, die durch seine Leseart voll eingenommen werden.
Das Motiv auf dem Titelbild ist exakt das gleiche wie auf dem des ersten Teils, nur die Färbung des Hintergrundes ist anders. Zwar ist die Zeichnung von Paddington mit seiner roten Mütze, dem Mantel, dem Koffer und dem Glas sehr niedlich, die Gefahr der Verwechslung besteht aber. Sicherlich hätte man auch ein anderes, passenden Motiv gefunden.
Fazit: Es geht witzig, liebevoll und warmherzig weiter bei den Geschichten um Paddington, die auch hier sehr gut vorgetragen werden.
VÖ: 1.August 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1193-4
Erster Eindruck: Bekannter Stoff, neue Stimme
Eines schönen Tages taucht der Räuber mit den sieben Messern, Räuber Hotzenplotz bei der Großmutter auf und stiehlt ihre wertvolle Kaffeemühle. Natürlich wollen Kaseperl und Seppel ihr helfen, doch sie geraten in die Fänge ihres Widersachers. Während Seppel bei ihm schwere Arbeiten verrichten muss, wird Kasperl an den mächtigen Zauberer Zwackelmann verkauft...
Der Räuber Hotzenplotz bekommt zu seinem 50. Geburtstag eine neue Lesung vom Audio Verlag spendiert bekommen. Der Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler hat tatsächlich schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel und erfreut auch heute noch Kinder wie Erwachsene. Der beliebte Schauspieler Armin Rhode wurde dazu gewonnen, den bekannten Stoff neu zu vertonen – der ganz neue Facetten gewinnt. Der Verlauf ist bekannt und bietet keine neuen Überraschungen, ist aber immer noch sehr unterhaltsam und macht Spaß. Interessant ist dabei die Platzierung der namensgebenden Hauptfigur, die zwar böse und durchaus beängstigend ist, aber eben auch seine sympathischen Seiten hat. Das ergibt eine ganz eigene Spannung, und neben aller Furcht vor dem wilden Räuber kann man sich auch als Kind ein wenig in diese Seite hineinversetzen. Mit dem mächtigen Zauberer Zwackelmann kommt dann auch ein richtiger Bösewicht ins Spiel, vor dem man sich richtig gruseln kann. Die Handlung ist flüssig, gerade für Kinder auch ziemlich spannend und sehr unterhaltsam. Die vielen, interessanten Figuren setzen dann das letzte Tüpfelchen auf das i und garantieren bestes Hörvergnügen – je nach Alter mit wunderbaren nostalgischen Erinnerungen oder einer spannenden Neuentdeckung.
Armin Rhode ist eine ganz wundervolle Wahl für den Erzähler dieser Geschichte, seine Stimme trägt die Handlung ganz allein und ist sehr variabel und ausdrucksstark. Besonders bei der wörtlichen Rede ist er hervorragend und verpasst jedem Charakter einen ganz eigenen Klang. Der Räuber Hotzenplotz wird von ihm mit dunkler Stimme und einem leichten Grollen vertont, während Kasper und Seppl schön frech und aufgeweckt klingen. Er verleiht dem Ganzen einen tollen Spannungsbogen und kann das Interesse von der ersten bis zur letzten Minute aufrecht erhalten.
Armin Rhode ist auch groß auf dem Cover abgebildet, was wohl eher für die Eltern als für Kinder ausschlaggebend sein dürfte. Besonders witzig: Ihm wurde ein gezeichnetes Halstuch umgelegt. Natürlich hat auch der Räuber Hotzenplotz es auf das Titelbild geschafft, er lugt in typischer Manier der Figur über einen Holzzaun. Den Aufdruck „Lesung für Kinder“ darf man aber getrost ignorieren, auch Erwachsene kommen hier auf ihre Kosten.
Fazit: Eine sehr gelungene und spannende Neuinterpretation des bekannten Stoffes, der durch Rhode viel gewinnt und intensiver denn je wirkt.
VÖ: 1.Juli 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-188-0
Pinguinwetter (Britta Sabbag)
Erster Eindruck: Ein verhängnisvolles Treffen im Zoo
Charlotte, eine erfolgreiche Lektorin, bekommt – anstatt befördert zu werden – die Kündigung. Dass ihre Mutter in Grönland in Untersuchungshaft sitzt und ihre Affäre wegen einer anstehenden Heirat Schluss macht, gibt ihr den Rest. Freundin Trine möchte sie aufmuntern und drückt Charlotte ihren Sohn Finn aufs Auge. Und dann lernt sie Eric kennen – doch der denkt, Finn sei ihr Sohn...
Britta Sabbags Debütroman „Pinguinwetter“ ist unverkennbar ein sogenannter „Frauenroman“, also eher leichte Leselektüre mit stark romantischem Einschlag und natürlich einer weiblichen Protagonistin um die 30, die jede Menge Chaotisches erlebt. Die Hörbuchausgabe, gelesen von Nana Spier, ist bei Lübbe Audio erschienen. Einige Lacher dürften dem geneigten Hörer entlockt werden, viele der Gags sind gelungen und tragen zur Erheiterung bei. Leider hört es dann auch schon auf mit den positiven Eigenschaften des Buches, denn hier reiht sich eine unglaubwürdige Situation an die nächste. Nicht nur, dass dies alles recht überzogen wirkt, die Ballung des Ganzen geht dann schon ins Absurde. Zudem verhalten sich die Charaktere nicht immer Glaubwürdig, und die Auflösung des Ganzen ist dann der Höhepunkt dieser Entwicklung. Hinzu kommt, dass Charlotte einfach nicht sympathisch erscheinen will. Erst ist sie überhebliche Powerfrau, dann weinerliches Etwas, dann kinderhassende Zicke. Kleines Beispiel: Bei einer Shoppingtour durch den IKEA setzt sie Finn im Kinderland ab und holt ihn trotz mehrerer Durchsagen nicht von dort ab. Hier ist die Autorin mächtig über das Ziel hinausgeschossen und präsentiert einen zwar flüssig geschriebenen und witzigen Roman, dessen Geschichte nur leider gar nicht überzeugen kann.
Nana Spiers unverwechselbare Stimme sorgt auch hier für eine angenehme und entspannte Stimmung. Sie setzt gekonnt Akzente und greift die lockere Atmosphäre des Romans auf, lässt sich auf den Witz ein und gestaltet alles kurzweilig. Nur leider schafft selbst sie es nicht, Charlotte etwas von ihrer Schärfe zu nehmen, sie wirkt weiterhin unsympathisch und grantig. Die anderen Charaktere hingegen kann sie gut darstellen und verpasst allen ein eigenes Gesicht.
Knallpink ist das Cover – kaum ein Mann wird hier wohl freiwillig zugreifen, das Genre des Frauenromans wird hier gleich deutlich. Passend zum Titel ist ein putziger kleiner Pinguin zu sehen. Zwei großformatige Fotos in schwarz-weiß sind im Inneren zu sehen und zeigen Sabbag und Spier, die üblichen Kurzbiographien dürfen dabei natürlich nicht fehlen.
Fazit: Witzig und recht kurzweilig, aber eben leider auch abstrus, konstruiert und mit einer unsympathischen Hauptfigur – hat mich gar nicht überzeugt.
VÖ: 22.Juni 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4612-7
Die Corleones (Ed Falco/ Mario Puza)
Erster Eindruck: Was passierte vor dem Paten?
Noch ist die Prohibition in Kraft, Prostitution und der Schmuggel mit Alkohol bestimmen das Leben von Vito Corleone. Der tüchtige Geschäftsmann reißt immer mehr Macht an sich, und ein Krieg mit den verfeindeten Gang scheint unausweichlich. Er schart seine Anhänger um sich und wird Schritt um Schritt zum mächtigsten Mann in New York – zum Paten...
Die Filme um den „Paten“ gehören auch heute noch zu den bekanntesten und beliebtesten Werken der Kinogeschichte, ein ganzer Kult hat sich um die Geschichte über die italienische Mafia gebildet. Neuer Stoff ist für die Fans da bisher rar gesät, doch Ed Falco hat da nun Abhilfe geschaffen. Nach einem bisher unveröffentlichten Drehbuch von Mario Puza hat er einen Roman verfasst, der den Aufstieg von Vito Corleone nachzeichnet und die Vorgeschichte der Filme erzählt. Der Ausgang ist also klar, man muss kaum um das Leben der Hauptfiguren bannen. Dennoch wird hier eine spannende Geschichte erzählt, die ihren Unterhaltungswert aus Intrigen, Verrat und den Kampf um Macht und Geld zieht. Doch im Mittelpunkt stehen hier die Charaktere, die intensiv betrachtet werden. Zentrale Frage ist, wie Vito zu diesem machtvollen, skrupellosen und kalten Mann geworden ist, die Ereignisse in diesem Buch zeichnen dies gekonnt nach und machen die Figur verständlicher – ohne, dass er etwas von seiner dunklen Aura verlieren würde. Doch auch zahlreiche andere Mitglieder der „Familie“ werden hier näher betrachtet, spätere Charakterzüge verständlich. Das komplexe Gebilde, das aus den einzelnen Beziehungen entsteht, wird ebenso intensiv beleuchtet. Man sollte schon Vorkenntnisse aus der Hauptgeschichte haben, um wirklich die vielen Details erfassen zu können, die Falco hier einbaut und den Reiz der Unausweichlichen zu verstehen. Dann ist „Die Corleones“ ein wirklich gelungener Roman mit einigen verblüffenden Szenen.
Als Sprecher wurde Stephan Benson ausgewählt, der mit seiner tiefen und rauen Stimme schon einmal für die richtige Atmosphäre sorgen kann. Und auch er legt das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung der Charaktere, steigert sich im Laufe der Zeit immer mehr zur zentralen Figur des Paten hin und macht diese Wandlung erlebbar. Durch seine Nähe zum Publikum versetzt er den Hörer mitten in die Geschichte und zieht sie in seinen Bann.
Die berühmte rote Rose, die eine so wichtige Rolle in den Romanen spielt, ist auf dem Cover zu sehen. Oben rechts ist sie in dunklen Farben abgebildet, die zusammen mit dem schwarzen Hintergrund und dem dominanten weißen Schriftzug ein hübsches und ansprechendes Titelbild ergibt. Auch die restliche Gestaltung ist schlicht, aber insgesamt gelungen.
Fazit: Die Entwicklung der Figuren ist als zentrales Thema gelungen, der Verlauf spannend und der Vortrag atmosphärisch – für Fans des Paten eine wirklich interessante Angelegenheit.
VÖ: 1.Juli 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862311767
Shadow Falls Camp – 1. Geboren um Mitternacht (C.C. Hunter)
Erster Eindruck: Trubel im Sommercamp
Die sechzehnjährige Kylie steckt gerade mitten in einer dicken Krise. Die Großmutter ist gestorben, der Freund hat Schluss gemacht und ihre Eltern wollen sich scheiden lassen. Und dann wird sie auch noch in ein Feriencamp gesetzt, dass sich um Schwererziehbare kümmern soll. Doch schnell stellt sich heraus, dass es hier von übernatürlichen Wesen nur so wimmelt – und Kylie eines von ihnen zu sein scheint...
Eine weitere Buchreihe für (wohl vorrangig weibliche) Jugendliche hat das Licht der Welt erblickt und wurde auch gleich von dem auf diesem Gebiet sehr aktiven Audio Verlag als Hörbuch umgesetzt. Das Grundmuster ist schon hinlänglich bekannt: Weiblicher Teenager verstrickt sich in eine Umgebung aus übernatürlichen Wesen und verliebt sich in zwei schmucke junge Männer, die um ihre Gunst buhlen. Sogar die mittlerweile traditionelle Anzahl an einzelnen Teilen von genau vier wird hier einhalten. Und dennoch weiß sich der erste Teil von Shadow Falls Camp von anderen Vertretern des Genres abzusetzen und eigene Akzente zu setzen. Gut gefällt beispielsweise die problematische Situation von Kylie, die dadurch eine ganz andere Tiefe erhält, ihre Ängste und Sorgen spielen immer wieder in die Handlung mit ein. Doch die eigentliche Würze ist hier, dass Hunter sich nicht auf eine mysteriöse Spezies beschränkt, sondern munter Hexen, Werwölfe, Feen und Vampire mischt. Auch hat jeder Charakter noch einmal eine ganz spezielle, ihm eigene Fähigkeit, was das ganze noch einmal wesentlich lebendiger wirken lässt. Die Autorin tastet sich hier langsam an das komplexe Gebilde heran, sodass man langsam dazulernt und nicht gleich überfordert wird. Die Stimmung im Camp erinnert ein wenig an die Percy-Jackson-Reihe, was die kleine Konkurrenzsituation untereinander, aber auch den Zusammenhalt und die Lebendigkeit angeht. Die Geschichte weiß zu gefallen und steigert sich immer mehr, ein unterhaltsamer Plot sorgt für einen interessanten Verlauf. Dennoch trüben zwei Passagen den ansonsten guten Eindruck, und das sind ausgerechnet der Anfang und das Ende. Durch die ersten Kapitel wird hier nur so durchgehetzt, sodass Kylies Situation nicht richtig zur Geltung kommen will. Und auch das Ende wirkt zu schnell, zu schluffig geschrieben, sodass die Wirkung der aufgebauten Spannung ein wenig verpufft. Dennoch ist das Werk insgesamt sehr unterhaltsam und bereitet Freude, die Mythologie dahinter vielseitig und spannend.
Anke Kortmeier ist Sprecherin, bisher kannte ich kein von ihr gelesenes Hörbuch und konnte deshalb völlig unvorbereitet herangehen. Tatsächlich passt ihr angenehmer Klang gut zu der Geschichte und weiß auch über die lange Laufzeit die Handlung zu tragen. Dabei geht sie besonders auf die Problematiken von Kylie ein, vernachlässigt aber auch die anderen Charaktere nicht. Mir gefällt, wie sie mit ihrer Stimme sanfte Akzente setzt und den Hörer auf Details aufmerksam macht, ohne den gesamten Spannungsbogen zu vernachlässigen.
Das Titelbild, natürlich von der Buchauflage entnommen, weiß mit der spannenden Farbgebung zu überzeugen. Ein düsterer Wald, nebelverhangen, mittig Kylie in einem ebenso düsteren Kleid. Im Kontrast dazu der kräftige Pinkton, in dem die Schrift abgedruckt ist. Wie immer bei diesem Verlag ist die restliche Aufmachung schlicht, aber ansprechend.
Fazit: Obwohl das Thema schon bekannt ist, kann „Geboren um Mitternacht“ mit seiner unterhaltsamen Verlauf und seinem gut durchdachten Hintergrund überzeugen.
VÖ: 1.Juli 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862311484
Mittelreich (Josef Bierbichler)
Erster Eindruck: Familiensaga am bayrischen See
Mit seinen eigenen Händen hat Pankraz‘ Vater ein gut laufendes Gasthaus auf dem bayrischen Land gebaut. Eigentlich sollte sein älterer Bruder Toni einmal Erbe sein, doch nach einer Verletzung im ersten Weltkrieg wird er in ein Sanatorium gebracht. Schweren Herzens übernimmt Toni den elterlichen Betrieb und gründet eine kleine Familie. Doch Lethargie macht sich in ihm breit – bis ein schrecklicher Sturm vieles zerstört…
Mittelreich ist der zweite Roman des bayrischen Schauspielers und Autors Josef Bierbichler, für die beim Audio Verlag erschienene Hörbuchversion hat er sich selbst ans Mikrofon gesetzt und die Geschichte, die über drei Generationen verläuft, eingesprochen. Auffälligstes Merkmal des Romans ist die wuchtige Sprache, die sehr bildhaft, poetisch und anspruchsvoll ist. Hier muss man schon genau zuhören, um der Handlung folgen zu können und auch die kleinen, leisen, aber umso interessanteren Details folgen zu können. Gerade als Hörer ist dies anspruchsvoll, teilweise sogar anstrengend, und auch geübte Hörbuchhörer können hier Schwierigkeiten bekommen. Doch gerade diese Sprache ist es, die der Handlung ihre besondere Würze verliert, die Wirkung ist eindringlich und intensiv. Dies geht manchmal vielleicht auf Kostend er Handlung, gerade das erste Drittel enthält nicht nur viele Längen, sondern wirkt in der Schlichtheit der Charaktere über weite Teile zu einfach, um wirklich begeistern zu können. In den späteren Abschnitten über Pankraz‘ Versuche, sich mit der neuen Situation abzufinden und sein Leben neu zu ordnen, kommt mehr Spannung und Stimmung auf. Seine anfängliche Gleichgültigkeit und sein aufkommender Mut, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sind ebenso interessant wie die Handlung um seinen Sohn, der in einem katholischen Internat missbraucht wird. Doch bis dahin vergeht einige Zeit, durch die man sich durchkämpfen muss, und auch dann kreuzt sich die wuchtige Sprache mit den zarteren Charakteren, die dadurch unterzugehen drohen. Auch wenn einige positive Ansätze zu erkennen sind, hat Bierbichler keinen Massengeschmack getroffen, die wuchtige Sprache und die schlichten Charaktere vertragen sich nicht allzu gut.
Josef Bierbichler hat als routinierter Schauspieler beste Voraussetzungen, den Roman gekonnt umzusetzen und kennt seine eigenen Charaktere natürlich ganz genau. Und so lässt er sich natürlich wunderbar auf die poetische, bildhafte Sprache ein und variiert immer passend Tempo, Lautstärke und Dringlichkeit. Doch wie im Roman auch gehen die Charaktere doch unter, zu sehr ist er mit dem sprachlichen Ausdruck beschäftigt und verliert sich in den vielen Details.
Das Cover – natürlich von der Buchausgabe übernommen – zeigt einen blattlosen, verästelten Baum vor trüben Himmel und erinnert damit an den schweren Sturm, der das Wirtshaus zerstört. Der melancholische Ausdruck des Bildes passt zwar gut zur Handlung, dennoch wird man kaum auf die Geschichte eingestimmt. Die 10 CDs sind in einfachen Papierhüllen untergebracht, hier hätte man etwas gestalterischer herangehen können.
Fazit: Die sprachlichen Raffinessen mit dem stets donnernden Unterton ist ansprechend, die Geschichte ist im ersten Drittel jedoch sehr zäh, auch später fehlt immer das letzte bisschen, um zu überzeugen.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862311408
Die Abenteuer der „schwarzen hand“
Erster Eindruck: Detektive gefragt
Felix ist der Chef einer Detektivbande, die jede Menge verzwickter Fälle lösen. Auch die pfiffige Adele, Rollo, Kiki und natürlich das Eichhörnchen gehören auch dazu. Sie treffen sich jeden Tag nach der Schule und gehen verschiedenen Gaunereien auf die Spur, beispielsweise um eine gefälschte Briefmarke oder einen Diebstahl im Zoo...
Obwohl die Kinderreihe mit dem weißen Rücken beim Audio Verlag zu großen Teilen aus Radioproduktionen besteht, finden sich manchmal auch Eigenproduktionen des Verlag hier wieder. Eines davon ist ein Hörbuch das Günter Merlau zusammen mit seiner Partnerin Janet Sunic für den Audio Verlag geschaffen hat: Die Abenteuer der schwarzen hand. Und hier handelt es sich keinesfalls um ein gewöhnliches Hörbuch, vielmehr werden die Kinder dazu angehalten, selbst aktiv mit zu raten und den Detektiven bei der Lösung der Fälle zu helfen. Dazu sind im Booklet zahlreiche Bilder abgedruckt, auf denen Szenen aus dem Hörspiel dargestellt sind und die bei der Aufklärung helfen. Am Ende jedes kurzen Tracks wird dann eine entsprechende Frage gestellt, die mit Hilfe der detailreichen schwarz-weiß-Illustrationen beantwortet werden kann. Eine pfiffige und sehr gelungene Idee, die passend von der Buchvorlage übernommen wurde. Es macht richtig Spaß, und man ist stolz, wenn man die richtige Lösung gefunden hat. Diese wird immer am Start des nächsten Tracks gegeben. Es sind hier vier Fälle zu hören, die in ganz unterschiedliche Richtungen gehen und somit für genügend Abwechslung sorgen. Und schnell wachsen einem die Detektive ans Herz und sind mit ihren ganz eigenen Merkmalen und Eigenheiten richtig tolle Charaktere
Sprecher (und Produzent) Günter Merlau war ja bisher eher für das bombastische Erwachsenenhörspiel bekannt, hier zeigt er, dass er durchaus auch in Sachen Kinderhörbuch bewandert ist. Mit einer fröhlichen Stimme und lockeren Art trifft er hierfür genau den richtigen Ton, setzt gekonnt Pausen und geht sehr auf die Bedürfnisse von Kindern ein. Auch in der wörtlichen Rede kann er überzeugen und gibt den einzelnen Charakteren ein Gesicht.
Aufgelockert werden die Texte von Merlau immer wieder von Musik, die meist gegen Ende einer Szene kurz vor dem Rätsel einsetzt und so sowohl ein kleines Outro ist als auch den Kindern signalisiert, dass sie jetzt besonders aufpassen sollen. Die kleinen Melodien sind witzig und passen gut in das Ambiente. Geräusche sind nicht eingebaut, sie fehlen aber auch nicht.
Hübsch wie immer ist die Aufmachung, im typischen, strikt gegliederten Look der Verlagsreihe. Das Titelbild wurde von der Buchvorlage entnommen und dürfte gerade für Kinder sehr ansprechend sein. Besondere Betrachtung verdient natürlich das Booklet, in dem die jeweiligen Bilder zu den Fragen abgebildet sind. Diese sind in schwarz-weiß gehalten und sehr detailreich gezeichnet, die Fragen sind immer noch einmal mit einem Lösungsfeld daneben abgedruckt.
Fazit: Ein großer Krimirätselspaß – nicht nur für Kinder. Eine sehr gute Idee, dieses Buch als Hörbuch umzusetzen!
VÖ: 1.April 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-144-6
Shining
Erster Eindruck: Im eingeschneiten Hotel
Jack Torrance hat mit seiner Alkoholsucht und den damit zusammenhängenden Gewaltausbrüchen zu kämpfen, wegen derer er nicht zuletzt seinen Job als Lehrer verloren hat. Zusammen mit seiner Frau und seinem übersinnlich begabten Sohn zieht er als Hausmeister in das „Overlook“-Hotel, das regelmäßig im Winter von der Außenwelt abgeschnitten wird. Die kleine Familie lebt dort ganz allein, doch Geistererscheinungen treiben dort ihr Unwesen...
Mit seinen vielen Romanen ist Stephen King längst zu einem der Top-Autoren aufgestiegen, eines seiner bekanntesten Werke stammt jedoch aus den Anfängen seiner langen Schaffensperiode: Shining. Erstmals wurde es jetzt als Hörbuch, gelesen von Dietmar Wunder, umgesetzt. Der recht lange Anfang hat dabei nicht gerade viel an Handlung parat, dennoch ist er extrem wichtig für die weiteren Ereignisse und das Verständnis – glücklicherweise ist er dann auch kurzweilig geschrieben worden. Hier wird Jack Torrance intensiv beleuchtet, seine Alkoholsucht, sein selbstzerstörerisches Verhalten, seine Wut auf die Welt. All dies wird verstärkt im späteren Verlauf aufgegriffen, viele der dortigen unheimlichen Vorkommen lassen sich gut mit seinem Charakter verknüpfen und bilden somit starke Metaphern. Durch die sich ständig weiter zuspitzende Situation im eingeschneiten Hotel und den fortschreitenden psychischen Verfall der Charaktere entsteht jede Menge Spannung, kaum kann der Hörer die weiteren Ereignisse abwarten. Es sind die kleinen, subtilen Mittel, die dieses King-Werk so lebendig, so eindrucksvoll machen und die Geschichte so intensiv wirken lassen. Die Isolation der handelnden Personen von der Außenwelt verschärft die Situation noch einmal. Ein unglaublich packender und spannender Roman, der mich völlig in seinen Bann gezogen hat.
Als Sprecher wurde Dietmar Wunder verpflichtet, sein intensiver Klang verbindet sich sehr gut mit der Geschichte. So kann er kleinste Feinheiten herausarbeiten, legt die Betonung auf verschiedene Aspekte und lässt die Handlung so sehr intensiv wirken. Auch in der Charakterdarstellung kann er überzeugen, besonders Jack Torrance kann er in all seinem Leid und seiner hilflosen Wut auf sich selbst sehr genau erfassen.
Diese Auflage beinhaltet das Hörbuch auf MP3-CDs, somit werden wesentlich weniger Discs als gewöhnlich. Und auch die Optik ist recht reduziert worden: Das Titelbild zeigt neben dem auffälligen Schriftzug im Hintergrund ist lediglich eine einfache, graue Steinmauer zu sehen. Im Inneren sieht es ähnlich aus, Kurzinfos zu Sprecher und Autor mit Fotos gibt es aber dann doch zu sehen.
Fazit: Ein sehr bedrückendes Werk voller düsterer Atmosphäre, eindrucksvoll vorgetragen. Ein rundum gelungenes Hörbuch.
VÖ: 18.Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4604-2
Carrie
Erster Eindruck: Einer von Kings bekannteste Romanen
Die 3-jährige Carrie lebt seit dem Tod ihres Vaters allein bei ihrer religiös-fanatischen Mutter. Als diese in einem Wahnanfall ihre Tochter umbringen will, löst Carrie einen Steinhagel aus. Und auch als Teenager kommen ihre übersinnlichen Fähigkeiten nicht zum Erliegen, und auch hier wird sie von Mitschülern immer wieder gedemütigt...
Oftmals als Großmeister des Horrors betitelt hat Stephen King eben dieses Genre immer wieder geprägt und weiterentwickelt. So auch mit „Carrie“, einem seiner ersten Romane, der nun erstmals als ungekürzte Lesung erschienen ist. Der Anfang ist dabei noch recht beschaulich und in der später typischen Kleinstadtkulisse gehalten, doch konsequent entwickelt sich das Szenario weiter und steigert sich hin zu einem packenden Finale, einem regelrechten Gewaltexzess. Dabei wird Carries Leben als Außenseiterin, weder von der Mutter noch von den Mitschülern akzeptiert und immer wieder gedemütigt, genau beleuchtet, was ihre Entwicklung nachvollziehbar machen lässt. Ihre übersinnlichen Kräfte steigern sich dabei in eben diesem Maße weiter, in dem sich auch ihre problematische Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Erwachsenwerden und der aufkeimenden Sexualität wächst. Beklemmend und bedrückend ist die Stimmung, die besonders in den letzten Szenen eine wahrhaftige Explosion nach sich zieht. Interessant, wie sich ein erwachsener Mann in die Ängste und Nöte eines jungen Mädchen hineinversetzt und diese ebenso glaubwürdig wie eindringlich porträtiert. Carrie gehört mittlerweile zu Recht zu den Klassikern des Horror-Genres und kann auch in dieser Umsetzung vollkommen überzeugen.
Als Sprecherin des Hörbuchs konnte die großartige Franziska Pigulla gewonnen werden, die mit ihrer variablen Stimme jede Situation genau ausleuchten kann. Auch die Steigerung des Romans kann von ihr genau aufgegriffen werden, die anfängliche, fast beschauliche Stille und die spätere Gewaltorgie, die Carrie veranlasst, wird von ihr ebenso gut umgesetzt. Eine sehr gute Leistung, die durch den dunklen und teilweise bedrohlichen Klang ihrer Stimme noch unterstützt wird.
Auf gerade einmal zwei CDs passen die über 9 Stunden der Lesung im MP3-Format. Diese sind in einer einfachen Papphülle untergebracht, die kleine Infos zu Sprecherin und Autor bereit hält, ansonsten aber recht simpel gestaltet wurde. Das Titelbild zeigt ein Stück von Carries rotem Kleid und einen einfachen Schriftzug, die Hülle ist aber ein wenig zu hoch um bequem in jedes CD-Regals zu passen.
Fazit: Ein bedrückender Roman mit einer konsequente Steigerung und gelungenen fantastischen Elementen, sehr gut vorgetragen von Franziska Pigulla.
VÖ: 18.Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4605-9
Das Mädchen
Erster Eindruck: Verirrt im Wald
Nach ihrer Scheidung versucht die Mutter von Trisha zwanghaft, die Wochenende für ihre Kinder schön zu gestalten. Bei einem Ausflug in den Wald verirrt sich die Neunjährige jedoch und findet auch den Weg nicht mehr. Im Laufe der Tage verschlimmert sich ihre Situation zusehends, doch sie entwickelt einen erstaunlichen Überlebenstrieb – bis ihr eine mysteriöse Gestalt begegnet...
Bei Fans von Stephen King gilt „Das Mädchen“ als ein eher ungewöhnliches Werk des für seine fantastischen Horror-Geschichten bekannten Autors. Und tatsächlich weist die Handlung einige wesentliche Elemente aus seinen anderen Werken nicht auf, er zeigt hier eine ganz andere Seite seines Schaffens. Über weite Teile ist dieser Roman auf die Figur der Trisha begrenzt, die ziellos durch die Gegend irrt und immer weiter psychisch verfällt. Doch genau dies ist der Reiz, den King genüsslich ausschöpft und auf mehreren Ebenen behandelt. Trishas Stürze und die darauf folgenden Vergiftungserscheinungen, eine ebenso hübsche wie bedrohliche Landschaft, gefährliche Tiere und Halluzinationen - all das vermischt sich zu einem interessanten Gesamtbild. Dabei wird die Figur der Trisha nie aus den Augen verloren, die mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch ihrem Überlebenswillen präsent bleibt, ihre Entwicklung klar nachvollziehbar. Und später gibt es dann auch die für King typischen fantastischen Elemente, die eine weitere, mysteriöse Gefahr für Trisha darstellen. Wirkliche Spannung mag aber eher gegen Ende auftauchen, das packende Kribbeln einiger seiner besten Bücher wird hier leider nicht erreicht. Trotzdem kann „Das Mädchen“ mit seiner ganz eigenen Ausstrahlung überzeugen, die verschiedenen Stilmittel greifen sehr gut ineinander und ergänzen sich zu einem richtig guten Roman.
Gelesen wird „Das Mädchen“ von gleich zwei Top-Stimmen der Hörbuchwelt: Franziska Pigulla und Joachim Kerzel. Ihr dunkler, samtiger Klang und seine raue, markante Stimme bilden einen interessanten Kontrast, wobei nicht klar wird, nach welchem Schema sich die beiden abwechseln. Pigulla legt dabei ihren Fokus auf Trisha und ihre Empfindungen, während Kerzel die Bedrohung von außen sehr genau darstellen kann.
Das Hörbuch ist schon in verschiedenen Auflagen erschienen, hier beispielsweise als MP3-CD. So passen die über 450 Minuten auf gerade einmal 2 CDs, die in einem schicken, aber schlicht gestalteten Digipack aufbewahrt werden. Im Inneren gibt es Infos zu den Sprechern und Stephen King , auch Fotos der drei sind abgedruckt. Das düstere Titelbild zeigt den bedrohlichen Wald in schwarz und weiß, der Schriftzug steht aber klar im Vordergrund. Die Hülle ist ein wenig größer als üblich, sodass es in einigen Regalen etwas knapp werden könnte.
Fazit: Ein etwas anderes Werk von Stephen King mit einer ungewöhnlichen Aura und einer interessanten Geschichte, sehr gut vorgetragen.
VÖ: 18.Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4606-6
Brennen muss Salem
Erster Eindruck: Im Dorf des Grauens
Der Schriftsteller Ben Mears kehrt nach vielen Jahren zurück in das Dorf Jerusalems Lot, in dem er als Kind eine unheimliche Begegnung in einem alten Haus hatte. Doch auch heute gehen in dem Dorf unheimliche Dinge vor, und Ben hat bald einen schrecklichen Verdacht. Gemeinsam mit seiner Freundin Susan Norton, eines Priesters und anderen Menschen geht er den Dingen auf den Grund...
„Brennen muss Salem“ ist einer der ersten Romane des oft als Meister des Horrors betitelten Autors Stephen King, die von Jürgen Kluckert eingesprochene Hörversion des zum Klassiker avancierten Werkes ist nun bei Lübbe Audio als kostengünstige MP3-CD erhältlich. Gleich zu Beginn wird hier ein Reizpunkt gesetzt, in dem von Ben Mears Kindheit und den unheimlichen Vorkommnissen in dem alten Haus in Jerusalems Lot berichtet wird. So wird gleich Spannung aufgebaut, die nicht nur während der restlichen Laufzeit gehalten, sondern sogar noch um einiges gesteigert werden kann. Nach dieser Rückblende geht es zwar ein wenig ruhiger zu, doch schon bald beginnt King damit, schrecklichen Ereignissen seinen Lauf zu lassen und die Figuren immer weiter in ein Reich des Schreckens zu schicken. Schnell kommt ein Verdacht auf, der sich immer weiter erhärtet und schließlich auf bestätigt, ohne einen Spannungsverlust hinnehmen zu müssen. Verschiedene Ereignisse von den unterschiedlichen Personen folgen aufeinander und ergänzen sich zu einem grauenhaften, bedrohlichen Gebilde. Dem Hörer stockt oftmals der Atem, der Schrecken überträgt sich sehr genau durch dieses Medium. Der Höhepunkt sind die abschließenden Szenen, in der der Titel des Romans seinen Sinn erst richtig entfalten kann. Ein Meisterwerk des Horrors in einer guten Hörbuchumsetzung, nicht nur für Fans des Autors.
Jürgen Kluckert ist als Sprecher des Romans ausgewählt worden, die Aufnahmen sind schon im Jahr 2007 erfolgt. Jürgen Kluckert zeigt hier sein Talent dafür, verschiedene Stimmungen aufzugreifen und den Hörer mit dramatischen Pausen oder einer leisen, unheilvollen Stimmung aufzustacheln. Er schafft eine dramatische Atmosphäre und kann auch die verschiedenen Charaktere gut wiedergeben.
Das brennende Dorf, das schließlich auch den Titel des Romans inspiriert hat, ist auf dem Cover angedeutet und sorgt mit seiner tiefroten Farbe für einen hübschen Untergrund für die Schriftzüge von Autor und Titel. Auch die restliche Gestaltung ist in dieser Farbgebung gehalten, aber sehr schlicht gehalten. Kurzinfos zu Autor und Sprecher sind im Inneren der Papphülle zu finden.
Fazit: Ein Roman voller Grauen und Schrecken, der sich immer weiter aufbaut und den Hörer gespannt zurücklässt.
VÖ: 18. Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4668-4
Nachtschicht
Erster Eindruck: 20 mal der Meister des Grauens
Ein Mann, der in der verlassenen Kleinstadt Jerusalems Lot keltischen Mythen auf die Schliche kommt. Ein von einem Dämon besessener Wäschemangler. Ein Astronaut, dem Augen in den Händen wachsen. Ein Lehrer, der den Schreckgespenstern seiner Vergangenheit begegnet. Diese und andere Figuren tummeln sich in der Kurzgeschichtensammlung von Stephen King...
Neben seinen bekannten Romanen hat Stephen King auch zahlreiche Kurzgeschichten geschrieben für die unterschiedlichsten Medien verfasst und später 20 davon als Sammlung unter dem Titel „Nachtschicht“ auch in Buchform veröffentlicht. Erstmals sind nun alle Episoden zusammen in einem Hörbuch erhältlich, Lübbe Audio hat die bisher nur einzeln erhältlichen Teile nun auf zwei MP3-CDs vereint. Die Geschichten sind ganz unterschiedlich, sowohl was ihre Grundidee, den Schreibstil, aber auch die Qualität angeht. So ist „Briefe aus Jerusalem“ beispielsweise in Briefform geschrieben. Einige der Handlungen weisen Gemeinsamkeiten zu anderen Werken Kings auf, was Fans des Schriftstellers besonders freuen dürfte. Die verschiedenen Geschichten sind allesamt unterhaltsam, die meisten entfalten einen gewissen Horror und können mit ihren Schreckensszenarios für eine dichte Stimmung sorgen: Darunter befinden sich neben zahlreichen guten und sehr guten Kurzgeschichten auch einige echte Highlights und wahre Perlen der Horrorunterhaltung. „Das Schreckgespenst“ ist eines davon, hier geht es in beklemmenden Szenen um die Angst eines Vaters um seine Kinder. Und auch in diesen kurzen Szenen entfaltet sich der typische Flair von King, in dem psychologische Aspekte aufgegriffen werden und sich langsam ein immer größeres Grauen bis hin zu einem spektakulären Höhepunkt steigert. Eine sehr gute Sammlung an Kurzgeschichten, jede für sich hörenswert und unterhaltsam.
Aufgrund der unterschiedlichen Produktionen der einzelnen Abschnitte der Sammlung sind hier drei verschiedene Sprecher zu hören, die sich jeweils abwechseln und die einzelnen Geschichten vortragen. Joachim Kerzel schafft es, trotz der kurzen Handlungsdauer der Episoden einen Spannungsbogen zu schaffen und den Hörer in seinem Grauen zu bestärken. Jürgen Kluckerts unverkennbare Stimme nimmt hier einen unheilvollen Klang an und kann den jeweilige Grundgedanken gut herausarbeiten. Uli Krohm fällt dabei etwas aus dem Rahmen und bildet einen reizvollen Kontrast zu den anderen beiden Sprechern.
Wie die anderen King-Werke dieser Reihe als MP3-CD ist auch hier das Titelbild sehr schlicht gehalten. Groß prangt der Name des Autors in silbernen Lettern darauf, darunter erinnert der Titel an ein Grafitti, während der Hintergrund schlicht grau gehalten ist. Auch bei der restlichen Gestaltung wurde auf Übersichtlichkeit und eine einfache Machart gesetzt.
Fazit: 20 Kurzgeschichten voller Grauen und Horror, die gut vorgetragen wurden und so gut auf den Hörer wirken können.
VÖ: 18.Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4669-1
Grüne Tomaten (Fannie Flagg)
Erster Eindruck: Vergangenheit und Gegenwart
Die lebenslustige Ninny lebt in einem Pflegeheim und ist unglücklich über ihr tristes Dasein. Als sie die schüchterne Evelyn kennenlernt, freundet sie sich schnell mit ihr an und beginnt aufzublühen. Und sie erzählt Evelyn bald die Geschichte zweier Frauen, die in ihrem Cafe einiges anders machen – und gebratene grüne Tomaten servierten...
In seiner Filmversion dürfte „Grüne Tomaten“ von Autorin Fannie Flag einen wesentlich größeren Bekanntheitsfaktor haben als die Buchvorlage. Lübbe Audio veröffentlicht nun erstmals eine ungekürzte Lesung des Romans mit Regina Lemnitz als Sprecherin. Und auch hier kommt all das rüber, was man an dem Film zu schätzen wusste: Eine harmonische Geschichte, viele liebevolle Momente und die warmherzigen Charaktere. Dabei spielt die Handlung auf zwei Ebenen: Einmal sind da Ninny und Evelyn, bei der das Aufblühen der komplexbeladenen jungen Frau und die wieder aufkeimdende Lebensfreude der alten Dame im Mittelpunkt steht. Zum anderen ist da der Teil aus der Vergangenheit um das Cafe, der sich über mehrere Jahre erstreckt und seine Kreise bis in die Gegenwart zieht. Zwar mag das Bild, das von dieser Zeit gezeichnet wird, nicht ganz realitätsgetreu sein, die herzerwärmende Geschichte lässt einen nicht kalt, die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Interessanterweise scheinen sich diese beiden Parts immer wieder zu überschneiden und sich gegenseitig zu beeinflussen, was man vorher nicht unbedingt erwartet hätte. Ein gefühlsvoller Roman mit einem leichten Hauch zum Kitsch, aber wunderschön geschrieben und mit tollen Charakteren.
Als Sprecherin wurde Regina Lemnitz verpflichtet, deren Klang schon einmal mit dem Grundton der Geschichte übereinstimmt. Ihre volle und kratzige Stimme setzt sie hier man gezielt recht sanft ein, um die Harmonie der Geschichte zu betonen. Dabei setzt sie den Fokus auf die Entwicklung der vier verschiedenen Frauen und deren Gefühlswelt, ohne die vielen bezaubernden Details „drumherum“ zu vernachlässigen. Eine sehr gelungene Leistung.
Das Cover ist hübsch anzusehen und ansprechend gestaltet. Vor dem Hintergrund einiger licht belaubter Bäume sind der Schriftzug und zwei Fotos aus dem Film zu sehen, hier passt alles gut zusammen. Und neben den üblichen Angaben, Kurzinfos zu Autorin und Sprecherin und einiges an Werbung sind im Inneren der Papphülle gleich zwei Rezepte für gebratene grüne Tomaten zu finden.
Fazit: Eine warmherzige und liebevolle Geschichte voller Emotion, gelesen von einer fantastischen Sprecherin – ein „Wohlfühl-Hörbuch“!
VÖ: 18.Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4636-3
Das Tal – Season 2 - 2. Das Erbe
Erster Eindruck: David als Zielscheibe
Im Grace College, dessen Geheimnisse immer noch nicht gelüftet werden konnten, geschieht das Unfassbare: Ein Amokläufer macht die Schule unsicher. Doch gerade als die Türen verbarrikadiert wurden, offenbart sich der Täter im Klassenraum von Rose und treibt seine Psycho-Spiele. Denn er hat nur ein Ziel, und das geht gerade dem Geheimnis um das Tal und seine eigene Vergangenheit nach: David...
Die Mystery-Jugendbuchreihe „Das Tal“ ist mitten in der zweiten Season angekommen, doch von der Auflösung der seltsamen Ereignisse rund um die merkwürdigen Ereignisse eben jenes Tals ist man auch hier noch weit entfernt. Die Autorin schafft es immer wieder, den Hörer auf die Folter zu spannen, die sich dann mit kleinen Bröckchen des Gesamtbildes zufrieden geben – insbesondere, wenn die Rahmenhandlung derart lebendig, eindringlich und einfach gut verfasst wurde wie es bei „Das Erbe“ geschehen ist. Wieder ist die Handlung quasi zweigeteilt. In dem einen treibt der Amokläufer sein Unwesen, und diese Szenen sind sehr eindringlich geschrieben und lassen die schrecklichen Ereignisse lebendig wirken. Die aufkommende Panik und bodenlose Angst der Geiseln ist gut eingefangen worden, während die Spielchen des Amokläufers immer perfider werden. Dem gegenüber stehen die Szenen mit David, in denen er so schnell wie möglich ans College zurückkehren möchte und dabei immer wieder mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Hier wird in der Ich-Form erzählt, was die Ereignisse und Erinnerungen noch einmal näher an den Hörer rückt. Auch diese Szenen sind sehr unterhaltsam, die Wechsel sorgen für eine gute Dynamik. Und am Ende steht man wieder da und hat kaum weitere Hinweise auf das große Geheimnis der Serie, ist aber gut unterhalten worden.
Wie bei bisher allen Teilen der Serie spricht Franziska Pigulla die Handlung ein und ist aufgrund fehlender Musik damit ganz allein für die Schaffung von Atmosphäre zuständig. Das passiert fast schon von allein durch ihre geheimnisvolle und dunkle Stimme und wird noch durch ihre sehr dynamische Art unterstützt, die Handlung vorzutragen. Gerade in den spannenden und besonders dramatischen Stellen kann sie das Geschehen sehr gekonnt vortragen und fängt dabei die verschiedenen Stimmungen der Personen gekonnt ein.
Bei der Covergestaltung ist wieder alles beim alten, im Prinzip wurden nur die Farben verändert. So ist das Emblem des Grace Colleges dieses mal in einem kräftigen Grün gehalten, und auch der Titel „Das Erbe“ hat diese Farbe, umgeben von dem üblichen dunklen Braunton. Ein wenig mehr Abwechslung wäre hier gar nicht mal so schlecht gewesen.
Fazit: Das Tal bietet in dieser Episode nur wenig Vorankommen in der Haupthandlung der Serie, dafür eine der spannendsten und dramatischsten Handlungen, die einen wirklich fesselt.
VÖ: 18.Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4570-0
Eisbär, Elch und Eule
Erster Eindruck: Ein Nachfolger für die außergewöhnlichen Tiere
Tief im Süden und hoch im Norden leben ganz andere Tiere, als man sie hier kennt. Sie trotzen Schnee und Eis, haben interessante Techniken entwickelt, um in der feindlichen Umgebung überleben zu können. Von vielen dieser Wesen berichtet „Eisbär, Elch und Eule“, das uns in die zauberhafte Welt der arktischen und antarktische Tiere entführt...
„Kuckuck, Krake, Kakerlake“ ist sowohl von Kritikern wie auch von Hörern sehr positiv aufgenommen worden, liebevoll wurden hier die erstaunlichen Eigenschaften einiger Tiere beschrieben. Nun liegt ein Nachfolgehörbuch vor, das ebenfalls auf einem Buch von Bibi Dumon Tak basiert. Thema sind dieses mal die Tiere rund um den Nord- und Südpol, und auch diese werden mit menschlichen Emotionen versehen und ihre Lebensweise dargestellt. Heraus sticht beispielsweise die Episode um die Kaiserpinguine, in denen sehr intensiv über deren lange Brutzeit und die Trennung von dem Partner, aber auch der Gefahr für die Küken berichtet wird. Das alles wirkt sehr atmosphärisch, sodass man sich tatsächlich in die Eiswüste versetzt fühlt. Die Texte über die verschiedenen Tiere werden von versierten Schauspielern und Hörspielsprechern vorgelesen, ein Hörbuch im engeren Sinn ist „Eisbär, Elch und Eule“ aber nicht. Die Texte werden mit stimmungsvoller Musik unterlegt, die alles sehr lebendig wirken lässt, der Witz in der Sprache und die interessanten Eigenschaften der Tiere sorgen für ein sehr kurzweiliges Hörvergnügen. Für alle Fans des Vorgängers ein Muss, ein lebendiges und mit wissenswerten Fakten versehenes Hörbuch.
Katharina Thalbach ist eine der Sprecherinnen und hat die Passagen über den Narwal und die Schnee-Eule übernommen. Ihre tiefe, betonte Stimme kommt sehr intensiv herüber, sie geht hierbei sehr gut auf Kinder ein, ohne zu verniedlichen. Nina Petri ist auch eher aus Filmen bekannt, überzeugt aber bei den Kaiserpinguinen und der Küstenseeschwalbe mit ihrer lebendigen und einfühlsamen Art. Jens Wawrczecks fröhliche Stimme passt wunderbar zu den Lemmingen und dem Vielfraß, er ist mit hörbarer Freude an der Sache und dem ungewöhnlichen Konzept dabei. Weitere Passagen werden von Mechthild Großmann, Robert Missler und Cathle Gawlich gesprochen.
Für die Musik ist Andreas Manhart zuständig, er hat verspielte Melodien geschaffen, die sich wunderbar mit der Atmosphäre der Vorlage vertragen und ebenso warmherzig und liebevoll wirken. Die unterstreichen die Sprechweise der Sprecher und steuern zusätzlich Stimmung bei, gestalten auch die Szenenwechsel lebendiger, drängen sich aber nie in den Vordergrund.
Die Andersartigkeit dieses Hörbuchs wird schon bei der Covergestaltung klar, die natürlich von der Buchvorlage übernommen wurde. Der Schnee und der Berg sind eckig und abstrakt gehalten, und auch der abgebildete Pinguin und die Fischgräte sind eher abstrahiert. Das Booklet enthält die wichtigsten Informationen, hätte aber auch ein paar zusätzliche Informationen enthalten können.
Fazit: Ein etwas anderes Wissenshörspiel voller liebevoller Details und mit wunderbaren Sprechen, durch die alles sehr liebevoll wirkt.
VÖ: Februar 2012
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0597-5
Hechtsommer
Erster Eindruck: Ein heißer und dramatischer Sommer
Es ist ein ungewöhnlich heißer Sommer für die Bewohner des kleinen Wasserschlosses, und Anne erlebt intensiv das Erwachen der Natur. Doch Gisela, die Mutter ihrer Freunde Daniel und Lukas, ist an Krebs erkrankt. Obwohl der Erwachsenen es verschleiern wollen, ist allen klar, dass Gisela nicht mehr lange zu leben hat. Daniel ist fest davon überzeugt, dass der Karpfen im Schlossgraben ihm einen Wunsch erfüllen kann...
Mit „Hechtsommer“ hat Jutta Richter einen sehr intensiven Kinderroman geschrieben, den sie in einer Autorenlesung auch als Hörbuch für Igel Records eingesprochen hat. Ich-Erzählerin Anne berichtet darin von dem einen Sommer, der keiner der beteiligten vergessen wird. Im Mittelpunkt steht immer Giselas schwere Krankheit, mal ganz offensiv, mal eher im Hintergrund, aber immer zumindest immer im Hinterkopf der Kinder und auch des Hörers. Das lange Siechtum, ihr Leiden, ihr Dahinschwinden von Tag zu Tag, all das schreit einen förmlich an und ist von einer erschreckenden Wahrhaftigkeit geprägt. Und zu allem die Gefühle der Kinder, von Hoffnung über Verunsicherung zu Trauer, und mittendrin die Zweifel an Gott und der Gerechtigkeit des Lebens. In ihrer schlichten, aber umso treffenderen Sprachwahl zeichnet Jutta Richter hier ein genaues Bild des Sommers, lässt unterschiedliche Aspekte einfließen und geht dabei sehr auf die Situation der Kinder ein, ohne sich nur an diese Zielgruppe zu richten. Der intensive Verlauf der Handlung und die Abwechslung von Leichtigkeit und Dramatik, all das macht „Hechtsommer“ zu einem außergewöhnlichen Roman, der lange im Gedächtnis nachhallt.
Jutta Richter ist hier gleichzeitig Autorin und Sprecherin, hat für das erstere aber eindeutig mehr Talent. Zwar weiß sie genau, wie ihre Charaktere ticken und was sie empfinden, ihr fehlt aber die Variabilität und die Dynamik, um all dies auch wirklich präsentieren zu können. Gerade in der wörtlichen Rede wirkt sie zu steif, um glaubhaft sein zu können. An anderen Stellen wiederum ist ihre Interpretation gelungen und kann die Dramatik des Augenblicks einfangen.
Die Musik stammt von Rudi Mika, der kleine Melodien geschaffen hat, die sich sehr gut mit der Atmosphäre des Romans vertragen. Eingespielt mit klassischen Instrumenten und dem Fokus auf dem Klavier passt sie gut in das Ambiente, ist aber nur während der Kapitelwechsel zu hören und spielt damit nur eine relativ kleine Rolle im Gesamtgefüge des Hörbuchs.
Die Aufmachung des Hörbuchs ist hier sehr schlicht gehalten. Im kleinen Booklet ist lediglich eine Übersicht über die Kapitel sowie eine Kurzinfo zur Autorin zu finden. Auch das Cover ist eher minimalistisch gehalten und zeigt den betitelten Hecht vor einem schlichten Hintergrund, auf dem der Wassergraben angedeutet wird. Trotz dieser Reduktion kein schlechtes Motiv.
Fazit: Ergreifend, kurzweilig und lebensnah. Ein sehr guter Roman voller Emotionen, der leider durch die Lesung etwas verliert.
VÖ: 1.Februar 2012
Label: Igel Records
Bestellnummer: 978-3-89353-379-4
Whisper Island – Sturmwarnung
Erster Eindruck: Bedroht vom Stiefvater
Becca King lebt mit einer ganz besonderen Eigenschaft: Wie ein Flüstern kann sie die Gedanken anderer Menschen wahrnehmen. Ihr Stiefvater versucht Profit daraus zu schlagen und spannt sie für ihre Zwecke ein – bis sie erfährt, dass er Menschen auf dem Gewissen hat. Gemeinsam flieht sie mit ihrer Mutter und nimmt alleine auf einer Insel eine neue Identität ein, doch vor ihrem Leben kann sie nicht davonlaufen...
Elizabeth George ist bisher eigentlich eher Krimilesern ein Begriff, mit dem ersten Teil von „Whisper Island“ hat sie nun ihr erstes Mystery-Jugendbuch vorgelegt – und sich glücklicherweise nicht dafür entschieden, ein weiteres Werwolf-Vampir-Drama zu schreiben. Vielmehr geht es um die interessante Fähigkeit, die Gedanken anderer Menschen zu hören, was sehr gut beschrieben wird, wie in Flüstern im Kopf. Die Charaktere sind allesamt sehr genau beschrieben, George geht hier richtig in die Tiefe. Besonders Becca erhält jede Menge Aufmerksamkeit von ihr, die Fähigkeit nach Rückschlägen nicht aufzugeben, ist ein starker Zug von ihr. Und auch die Landschaften sind gut dargestellt, die kleine Insel und ihre hübsche Umgebung entstehen gleich als Bild vorm Auge des Hörers. Aber leider kann die Handlung nicht so ganz mithalten und bleibt hinter dem guten Schreibstil von George weit zurück. Viele logische Fehler schleichen sich ein, Becca handelt an einigen Stellen unlogisch und ohne rechtes Gefühl. Beispielsweise als ihre Mutter, die ja auch verfolgt und bedroht wird, sich nicht mehr meldet und Becca sich nur ein wenig wundert, sich aber keine ernsten Sorgen macht. Wirkliche Spannung, die einen festhält, kommt nicht auf. Ein paar Szenen sind zwar recht erbaulich geschrieben, aber „Sturmwarnung“ ist nichts was fesselt oder einen gefangen nimmt – zumal der Untertitel nicht wirklich zu der Geschichte passt.
Laura Maire ist die Sprecherin des Hörbuchs, das bei Lübbe Audio erscheint. Ihre sanfte und doch kraftvolle Stimme passt sehr gut zu der Hauptfigur der Becca. Sie kann die Ängste und Nöte der jungen Frau gut darstellen und mit der genauen Charakterbeschreibung von Elizabeth George gut mithalten. Auch die anderen Rollen kann sie glaubwürdig und dynamisch darstellen und so Leben in ihre sowieso schon dynamische Sprechweise bringen.
Das Cover erinnert stark an die momentan beliebten Vampirromane, das Foto einer jungen Frau mit melancholischem Gesichtsausdruck, im Hintergrund ein paar frostbesetzte Blumen. Nun gut, das hätte man auch kreativer gestalten können. Im Inneren gibt es die üblichen Informationen sowie die typischen Kurzbiographien zu Autorin und Sprecherin.
Fazit: Ein interessanter Grundgedanke, aber George hat hier nicht allzu viel aus dem Thema herauskitzeln können. So bleibt der erste Teil ihrer Reihe recht blass.
VÖ: 25.November 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4583-0
Der Mann aus St. Petersburg
Erster Eindruck: Ein Anschlag und eine Liebe
Der erste Weltkrieg steht kurz bevor, und in dieser Zeit der Bündnisse wollen auch Russland und England miteinander verhandeln. Doch auf Russlands Ausgesandter wird mit Felix Kschessinsky ein Attentäter angesetzt. Als Felix unerwartet seine ehemalige Geliebte Lydia wieder trifft, muss er zwischen Revolution und Liebe entscheiden...
Ken Follett ist für viele der Meister des historischen Romans, für sein Werk „Der Mann aus St. Petersburg“ ist er allerdings nicht ins Mittelalter zurückgereist, sondern in die Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg. Und auch hier schafft er es, den Zeitgeist zu vermitteln, Geschichte lebendig zu machen und den Hörer so einen intensiven Eindruck dieser Zeit erhaschen zu lassen. Neben der großen Rahmenhandlung zeigt sich dies in vielen Nebenschauplätzen und Details, beispielsweise die strengen Gebräuche im Buckingham Palast. Doch zur Handlung: Anfangs braucht es ein wenig Zeit, sich in die Geschichte einzufinden, denn viele Charaktere werden hier vorgestellt, sodass man leicht die Übersicht verliert. Nach dieser Einstiegshürde entwickelt sich jedoch eine sehr interessante Story, die eine sich immer weiter steigende Spannung vorweisen kann. Der geplante Anschlag und die Liebe zu Lydia gehen dabei eine enge Symbiose ein, aber auch viele Nebenschauplätze steigern den Reiz dieses Hörbuches. Bis ganz zum Ende hält sich Follett mehrere Optionen auf das Ende offen, nie kann sich der Hörer sicher sein, was als nächstes geschieht. Der endgültige Schluss kommt dann etwas überraschend und überzeugt mit seinem kreativen Verlauf, lässt einen atemlos zurück. Ein sehr gelungener Roman, die gleichzeitig noch etwas Zeitgeschichte vermittelt.
Christoph Wortberg liest den Roman und macht seine Sache recht ordentlich. Sein Sprechtempo ist angenehm, weder zu schnell noch zu langsam. Auch seine Betonung ist gut gesetzt, an der technischen Seite mangelt es also keinesfalls. Dennoch fehlt mir manchmal der letzte Funke, der die Begeisterung des Sprechers zeigt. Er liest mir manchmal etwas zu unbeteiligt und distanziert, wobei gerade bei diesem Roman ein wenig inneres Feuer durchaus hätte durchblitzen können.
Das Cover hat einen türkisfarbenen Grundton und zeigt die Landkarte Europas etwas verschwommen im Hintergrund, während vorn ein Offiziersorden zu sehen ist – ein recht schlichtes Motiv, das dann auch vom großen Schriftzug dominiert wird. Das Digipack ist hübsch anzusehen und fühlt sich stabil an, im Inneren sind kleine Infos auf die CD-Einschübe gedruckt.
Fazit: Mit kleinen Einstiegshürden wird hier ein packender Roman präsentiert, der die Spannung immer weiter steigern kann und gut in die damalige Epoche eingebettet ist.
VÖ: 11.November 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4501-4
Das Herz der Puppe
Erster Eindruck: Der Blick von außen
Die kleine Nina ist sehr ängstlich und hält sich auf dem Trödelmarkt eng an ihre Mutter – bis sie an einem unscheinbaren Stand eine Puppe entdeckt, die sie unbedingt haben möchte. Denn diese Puppe redet mit ihr und hilft ihr, ihre Ängste zu überwinden, erklärt ihr die Welt. Aber als Nina krank wird, merkt auch die Puppe Widu, wie sehr sie Nina braucht...
Bestsellerautor Rafik Schami ist bisher eher durch Erwachsenenliteratur bekannt geworden, macht aber ab und an auch einen Abstecher in die Welt der Kinder. „Das Herz der Puppe“ heißt sein neuestes Werk in diesem Bereich und wurde von der Hörcompany mit Stefan Kaminski als Hörbuch umgesetzt. Die Idee hinter dem Buch ist schlicht, wird aber mit vielen rührseligen Ideen ausgestattet. Denn welches Kind hat sich nicht vorgestellt, mit ihren Kuscheltieren sprechen zu können? In kurzen Episoden offenbart Schami einen ebenso schonungslosen wie offenen Blick auf die Welt, spricht verschiedenste Themen an und geht auch mit dem Tod um, macht ihn für Kinder begreifbarer. Und im Mittelpunkt Nina, die immer weiter aufblüht, ihre Ängste weiter ablenkt und selbstbewusster wirkt. Daneben immer Widu mit ihren Kommentaren und am Ende einem ungewöhnlichen Wunsch: Selbst ein Herz zu haben und wie ein Mensch fühlen zu können. Was hier so rührselig klingt, ist es auch oft, doch ein Problem der Geschichte liegt in der Figur der Widu. Ohne Herz ist sie kompromisslos und durchschaut die Menschen – was aber oft eher wie ein boshaftes Lästern klingt. Was witzig klingen soll, wird oft ins Zynische verkehrt, was für Kinder vielleicht nicht die beste Idee ist. Das Hörbuch ist in kurze Kapitel unterteilt, was einerseits die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder nicht überfordert, anderseits aber auch oft abgehackt wirkt. Ein zwiespältiges Hörbuch, mit schönen Elementen für Kinder wie Erwachsene und einem wunderschönen Grundgedanken, aber Wibu ist dann doch zu boshaft und kalt.
Stefan Kaminski ist der Sprecher des Hörbuches und kann auch hier wieder etliche seiner unzähligen Gesichter zeigen. Er verleiht den Charakteren etwas sehr Lebendiges und Eigenes, kann besonders Nina lebhaft, fröhlich und neugierig wirken lassen, vermittelt aber auch ihre Ängste. Als Wibu greift er ihre zickige Art auf und krächzt immer ein wenig, was die Puppe noch ein wenig unsympathischer wirken lässt. Ansonsten wählt er einen warmen Grundton, ohne ins Kitschige abzugleiten. Wieder ist es ihm gelungen, genau den Kern des Buches zu treffen und alle Charaktere einzigartig wirken zu lassen.
Das Titelbild ist sehr schlicht, oben ein tiefblauer Sternenhimmel mit Halbmond, unten ein weißer Hintergrund, auf dem Nina mit ihrer Puppe steht. Klar im Vordergrund steht hier aber der schlichte Schriftzug, dessen orange Farbe sich als Thema durch die restliche Gestaltung zieht. Neben einigen skizzenhaften Zeichnungen und einer ausführlichen Trackliste gibt es Kurzinfos zu Schami und Kaminski.
Fazit: Eine anrührende Geschichte voller Fantasie und einem klaren Blick auf die Welt, aber mit einer zu harschen Figur, die kaum Herzlichkeit aufkommen lässt.
VÖ: 24.Januar 2012
Label: Hörcompany
Bestellnummer: 978-3-942587-29-7
City of Fallen Angels - Die Chroniken der Unterwelt 4
Erster Eindruck: Eine neue Welt
Simon Lewis muss sich mit seinem neuen Dasein abfinden, denn der Schattenjäger ist zu einem Vampir geworden, einer der Kreaturen, die er früher verbittert bekämpft hat. Er findet sich in einer für ihn fremden Welt wieder und sieht seine früheren Gegner schnell mit anderen Augen. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass Clary voll mit ihrer Ausbildung zur Schattenjägerin und ihrem Freund Jace beschäftigt ist...
Eigentlich waren die „Chroniken der Unterwelt“ auf drei Bände ausgelegt, doch Autorin Cassandra Clare hat sich entschieden, drei weitere Teile zu veröffentlichen – und dass, nachdem in Band drei eigentlich die Ereignisse zu einem sinnvollen Ende geführt wurden. Wer nun an Fan-Abzocke und Geldmacherei denkt, irrt sich gewaltig, denn „City of Fallen Angels“ ist alles andere als ein müder Aufguss. Simon findet sich in einer völlig neuen Situation wieder, und das ist für den Hörer zu spannend und aufregend, dass man kaum die nächsten Ereignisse abwarten kann. Der in den vergangenen Bänden ans Herz gewachsene junge Mann erlaubt einen ganz anderen Einblick in die Welt der Schattenwesen, eine interessante neue Komponente, die die Welt, die Clare geschaffen hat, um einiges erweitert und vielschichtiger macht. Völlig andersartige Stimmungen werden so möglich, wobei das düstere und leicht schwermütige natürlich erhalten bleibt. Der Part mit Clary und Jace verläuft in eher gewohnten Bahnen, wobei auch hier nichts wie schon einmal gehört wirkt, auch hier sind neue Elemente eingefügt. Neben zahlreichen alten Bekannten sind auch viele neue Gesichter eingebaut, hier ist wirklich einiges los. Das Tempo ist hoch, trotzdem wird jeder Passage die nötige Zeit eingeräumt, um sich voll entwickeln zu können. Eine sehr gelungene Fortsetzung, die einen mit ihrem Ende sprachlos und sehr neugierig zurücklässt.
Sprecherin des Hörbuchs ist Andrea Sawatzki, die ihre Sache ganz hervorragend macht. Ihre Stimme ist intensiv genug, um bedeutende und tragende Szenen zur richtigen Wirkung zu verhelfen, kann aber auch witzig, leicht und locker klingen. Besonderes Lob verdient dabei ihre Charaktergestaltung von Simon, dem Sawatzki mit all seinen Facetten gerecht wird und immer wieder leise Zwischentöne einfügt. Eine sehr lebendige und eindrucksvolle Lesung!
Im hübschen Digipack befinden sich die sechs CDs, die dieses Hörbuch umfasst. Der dunkle, violette Hintergrund mit ansprechenden Säulen und Figuren hat in seiner Mitte ein Bild mit der Skyline von New York, die von einem Vogelschwarm umflogen wird. Das Innere ist sehr schlicht gehalten, aber es lassen sich Kurzinfos zu Autorin und Sprecherin finden.
Fazit: Vertraut und doch ganz anders, „City of Fallen Angels“ ist eine übliche Fortsetzung, sondern führt mit Simons neuem Ich ganz neue Elemente mit ein. Ein Muss für Fans der ersten drei Bände!
VÖ: 20.Januar 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4547-2
Das Tal – Season 2 – 1. Der Fluch
Erster Eindruck: Neue interessante Hauptfigur
Rose ist nun im zweiten Jahr der Universität in den Rocky Mountains und hat sich dazu entschlossen, neuen Studenten als Betreuerin zur Seite zu stehen. Dabei trifft sie auf zwei neue Freshmen, die wie sie ebenfalls aus Boston stammen. Doch Muriel und George wecken bei ihr keineswegs nette Kindheitserinnerungen, sondern scheinen mehr über Rose' dunkle Vergangenheit zu wissen...
Mit „Der Fluch“ hat Autorin Krystyna Kuhn die zweite Season ihrer Jugend-Mystery-Serie „Das Tal“ begonnen und sich damit auch für eine neue Hauptperson entschieden. Rose stellt einen interessanten neuen Charakter dar, der mit neuen Geheimnissen und einer spannenden Geschichte überzeugen kann. Auch als Nebenfigur ist sie in der ersten Staffel schon aufgefallen, nun kann die zeigen, was in ihr steckt. Nur langsam und stückchenweise wird ihre Vergangenheit aufgedeckt, was besonders in ihren Alpträumen und Andeutungen von George und Muriel geschieht. Immer ahnt der Leser etwas mehr, wird aber von überraschenden Wendungen und geschickt eingebauten Irrwegen abgelenkt. Und stets die Frage: Was führen die beiden neuen im Schilde, inwieweit sind sie mit Rose' Geschichte verknüpft. Das ist wirklich spannend und gut geschrieben, alles wirkt lebhaft und vielschichtig. Und natürlich geht es auch wieder um das große Geheimnis der ganzen Serie – doch Antworten oder weitere Hinweise hierauf sucht man vergeblich, es werden eher noch mehr Fragen gestellt. Das ist ein wenig unbefriedigend, wenn man im mittlerweile fünften Band immer nur noch an der Oberfläche kratz und noch völlig im Dunkeln tappt. Die Handlung dieses Bandes ist sehr stark und wirkt zudem klarer als in den vorigen Bänden, was zu einer positiven Gesamtbeurteilung von „Der Fluch“ führt.
Als Sprecherin ist wieder Franziska Pigulla im Einsatz, deren düstere und geheimnisvolle Stimme wunderbar zu der Grundstimmung der Buchreihe passt. Schon in den ruhigeren Szenen kann die überzeugen und lässt stets etwas Mysteriöses anklingen. Richtig gut wird es dann, wenn dramatischere Szenen anfallen und Pigulla leicht ihre Stimme hebt und die Spannung so noch steigern kann, ohne von dem ruhigen Grundton völlig Abschied zu nehmen. Man hat das Gefühl, dass die Gefühlswelt von Rose sehr gut zur Geltung kommt.
Es hat kaum Änderungen am Cover gegeben, immer noch steht das wappenartige Bild des Colleges als einzigen Motiv klar im Vordergrund. Ich hätte mir – auch zur Unterscheidung zur ersten Staffel – eine deutliche Veränderung gewünscht, so wirkt alles etwas eintönig. Im Inneren sind Infotexte und große Fotos von Autorin und Sprecherin zu finden.
Fazit: Durch Rose erhält „Das Tal“ einen neuen Anstrich und präsentiert hier eine spannende und überraschende Geschichte.
VÖ: 20.Januar 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4569-4
Die Schattenträumerin (Janine Wilk)
Erster Eindruck: Modernes Märchen vor wunderbarer Kulisse
Die dreizehnjährige Francesca besucht eines Winters ihre Großmutter Fiorella in Venedig. Doch ihre Freude über das Wiedersehen wird bald durch schreckliche Alpträume getrübt, in denen Francesca von einer dunklen Gestalt verfolgt wird. Bald erfährt sie, dass es sich um einen Fluch handelt, der auf ihrer Familie lastet und ganz Venedig bedroht. Nur ein dämonisches Buch kann ihn brechen...
Fantastische Jugendromane gibt es viele, doch oft wirken sie wie Klone ihrer selbst, die immer gleichen Motive scheinen sich zu wiederholen. Nicht so bei Janine Wilks „Die Schattenträumerin“, der auch in gelesener Form beim Audio Verlag erhältlich ist. Schon zu Beginn wird man mit einem aufrüttelnden und geheimnisvollen Prolog auf die weiteren Geschehen vorbereitet, ein glänzender Einstieg in die Handlung. Erst nach und nach ergeben die Worte Sinn, erst ganz am Schluss wird alles aufgeklärt. Die nachfolgenden Szenen dienen insbesondere der Charaktervorstellung, die aufgeweckte Francesca und ihre zynische, selbstbewusste Großmutter sind sehr detailreich beschrieben und sofort sympathisch, man freut sich, einige Zeit mit den beiden verbringen zu dürfen. Auch im weiteren wird besonders Francescas Entwicklung in den Fokus gerückt, wobei sie immer mehr ins Herz geschlossen wird. Die Handlung ist richtig spannend, stellenweise sehr gruselig und von einer düsteren, dichten Atmosphäre geprägt. Das winterliche Venedig scheint zum Greifen nahe, ganze besondere Stimmungen entstehen im Laufe der Zeit. Die Spannung wird durch immer neue Entwicklungen und dynamische Wechsel aufrecht erhalten, immer weiter taucht man in die mystischen Hintergründe ein und entdeckt dabei eine fantastische Welt voller faszinierender Gedanken. Und, was mir sehr gut gefällt: Der Roman ist in sich abgeschlossen, mal keine Trilogie oder ähnliches, sodass man noch auf weitere Ereignisse warten muss. Urban-Fantasy für Jugendliche und Erwachsene, spannend, neuartig und voller Leben.
Cathlen Gawlich, Sprecherin des Hörbuches, kann mit ihrer lebendigen Art hier vollkommen überzeugen und gibt gekonnt die Stimmung des Romans wieder. Sie spricht voller Energie, verleiht den Charakteren eine eigene Stimme, schreit, flüstert, quäkt und lacht sich durch die Handlung, kann heitere Momente ebenso darstellen wie gruselige Stellen oder das spannende Finale, alles gewinnt hier als Ausdruck.
Die Aufmachung ist hier sehr schlicht, keine Extras sind im Inneren zu finden, lediglich ein Foto von Sprecherin Cathlen Gawlich ist auf der Rückseite abgedruckt. Nicht einmal die üblichen Kurzinfos zur Autorin sind zu finden. Dafür ist das Titelbild sehr ansehnlich und fängt mit seiner verspielten Art die Stimmung des Romans ein. Auch auf den einzelnen CDs ist dieses Motiv zu finden.
Fazit: Spannend, fantastisch, außergewöhnlich und einfach wunderbar. Für Freunde des Genres fast schon ein neues Muss.
VÖ: 1.März 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-151-4
Töchter der Sünde (Iny Lorentz)
Erster Eindruck: Mal wieder Wanderhure
Marie Adler lebt ihr Leben nicht mehr als Wanderhure, sondern zusammen mit dem Fürstbischof Gottfreid Schenk auf dessen Burg. Bei einem Turnier verärgert Falko, Maries Sohn, seinen Stiefvater so sehr, dass er zur Strafe nach Rom geschickt wird. In seiner Begleitung ist die junge Äbtissin Elisabeth, doch viele Gefahren stellen sich ihnen in den Weg...
Die Wanderhure ist äußerst populär, der erste Roman wie seine Fortsetzungen sind Besteller geworden, von den Fans und Kritikern jedoch mit gemischten Gefühlen angenommen worden. Nun ist noch ein Nachfolgeband erschienen, der bei Lübbe Audio auch in gelesener Form vorliegt. Marie Adler, die titelgebende Heldin, kommt hier jedoch nur sehr am Rande vor, das Geschehen hat sich vorrangig auf ihren Sohn Falko verlagert. Und dessen Geschichte mag leider nicht so sehr zu fesseln wie der erste Band der Reihe. Zu vorhersehbar ist die Handlung, zu wenige Reizpunkte werden hier von Iny Lorentz gesetzt, der Spannungsbogen vermag nicht richtig zu greifen. Oberflächlich gesehen können die Abenteuer von Folke durchaus Spaß machen und unterhaltsam sein, die mittelalterliche Atmosphäre trägt auch wieder ihren Teil zur Wirkung bei. Aber im Ganzen gesehen entwickelt sich keine rechte Dynamik, zudem tauchen zu viele Motive auf, die man in anderen Romanen schon des öfteren gehört hat. Bleibt eine eher flache, uninspirierte Handlung mit einigen ganz ordentlichen Passagen, die aber bei weitem nicht an die Vorgänger heranreichen kann.
Als Sprecherin wurde Anne Moll ausgewählt, die mit ihrer angenehmen Stimme schon einmal gute Grundvoraussetzungen mitbringt. Sie legt eine angenehme Atmosphäre zu Grunde, die sie mit geschicktem Einsatz ihrer Stimme immer wieder variiert. Besonders die spannenden Kämpfe macht sie erlebbar, ohne zu sehr von ihrem Grundtenor abzuweichen. Auch die Charakterdarstellung ist gelungen, sie fühlt sich in alle handelnden Personen glaubhaft ein.
Das Titelbild wurde selbstverständlich von der Buchvorlage übernommen, lässt aber nicht wirklich viel erkennen und hat keinen sichtlichen Bezug zu der Geschichte. Eine Dame in mittelalterlichem Gewand, zu sehen nur ein Arm und ein Teil des Kleides. Die übrige Aufmachung ist gelungen, kleine Infos und eine Übersicht über die Charaktere ergänzen das positive Bild.
Fazit: Ein wenig uninspiriert, zu vorhersehbar, aber einige gute Szenen. Dennoch nicht so überzeugend wie die Vorgängerromane.
VÖ: 14.Oktober 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4557-1
Geschichten von Paddington
Erster Eindruck: Ein Bär erobert London – und viele Herzen
Eines Tages findet die Familie Brown einen kleinen Bären auf dem Bahnhof Paddington in London und beschließt, ihn zu adoptieren. Der Findling aus Peru gewöhnt sich schnell ein und ist stets mit seinem Hut, seinem Koffer und einem Marmeladenglas anzutreffen. Doch immer wieder kommt er in Schwierigkeiten und hat so manches Problem zu bewältigen...
Neben Radiohörspielen veröffentlicht der Audio Verlag in seiner Kinderserie mit dem weißen Rücken auch immer wieder eigens Produziertes. Dazu gehört ab jetzt auch „Geschichten von Paddington“, das seit dem Erscheinungsjahr 1958 schnell zu einem modernen Klassiker avanciert ist und das kaum einem unbekannt ist. Die neue Übersetzung wurde von Jürgen Thormann eingesprochen und macht immer noch so viel Spaß wie in der eigenen Kindheit. Nach einer kleinen Einführungsphase, in der die Herkunft und Adoption Paddingtons thematisiert wird – und auch das ist schon sehr unterhaltsam und anheimelnd – geht es mit kleinen Episoden weiter, die auch einzeln für sich stehen können und in keinem weiteren Kontext stehen. Meist will Paddingtin hier etwas besonders gut machen, doch laut Murphys Gesetz geht dann alles schief, was nur schief gehen kann. Das alles wird sehr warmherzig erzählt und macht richtig Spaß, zumal bei den kurzen Geschichten die Aufmerksamkeitsspanne auch der jüngsten Hörer nicht überstrapaziert wird. Besonders die Szene im Theater gefällt mir außerordentlich gut und ist eines der Highlights des Hörbuchs. Die Tollpatschigkeit des Bären und seine große Liebe machen dieses Hörbuch ganz besonders und kurzweilig.
Gesprochen wird der ganze Spaß von Jürgen Thorman, dessen markante und unverwechselbare Stimme hier eine sehr warme und angenehme Färbung annimmt. Er trägt die Geschichten sehr organisch vor und wirkt, als würde er tatsächlich einem kleinen Kind vorlesen. Mit seiner dynamischen Sprechweise kann er Betonungen und Akzente an die richtige Stelle setzen und lässt so keine Langeweile aufkommen. Die klare Aussprache mit dem eingängigen Rhythmus sorgt für eine sehr gute Verständlichkeit.
Die klare Struktur des Designs zeigt die Zusammengehörigkeit zu der Kinderreihe des Audio Verlag, dazu gehört auch das dreigeteilte Titelbild: Unten ein farblicher Balken mit Verlagsangaben, darüber ein weißer Streifen mit dem Titel, darüber das eigentliche Titelbild, das hier schlicht Paddington zeigt. Die Strukturierung zieht sich durch das gesamte ansehnliche Digipack.
Fazit: Liebevoll, warmherzig, voller Leben – Paddington wächst einem schnell ans Herz mit seinen lustigen tollpatschigen Situationen.
VÖ: April 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-168-2
Das große Hörbe Hörbuch
Erster Eindruck: Eher unbekannte Figur von Preußler
Hörbe ist ein kleiner Hutzelmann und wohnt in seinem kleinen Haus in einem Reisighaufen. Eines Tages beschließt er, statt Preiselbeermarmelade zu kochen, einen kleinen Spaziergang zu machen. Doch auf der Flucht vor Ameisen muss er in einen Fluss springen und wird weit von seinem Haus fortgetragen. Gut, dass er in Zwottel bald einen guten Freund findet...
Otfried Preußler gehört zu den bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren und hat viele Klassiker erschaffen, die auch heute noch Kinder erfreuen und den Nerv der Zeit treffen. Doch neben seinen berühmten Büchern wie „Die kleine Hexe“ oder „Der kleine Wassermann“ sind von ihm auch etwas unbekanntere Romane zu finden, die dennoch viel Freude bereiten. Zu ihnen gehören auch die Geschichten um Hörbe, einem kleinen Hutzelmann. „Das große Hörbe-Hörbuch“ ist nun beim Audio Verlag erschienen und reiht sich in die Reihe mit dem weißen Rücken ein. Die Geschichte ist gewohnt liebevoll und überzeugt besonders mit der sehr ruhigen und besonnenen Grundstimmung. Keine besonders aufregenden Szenen oder große Bedrohungen, dafür eher eine ereignisreiche Wanderung, die das Herz berühren kann. Die Charaktere sind individuell und werden schnell vom Hörer angenommen, viele kleine Details und wunderschöne, detailreiche Beschreibungen sorgen für die ganz besondere Atmosphäre dieser Geschichte. So ist Hörbe auch schon für die ganz jungen Zuhörer von etwa vier Jahren bestens geeignet, und auch so manch ein Erwachsener wird gern der putzigen Handlung lauschen. Viel Gefühl trotz ruhiger Grundstimmung.
Boris Aljinovic ist Sprecher des Hörbuchs und beweist einmal mehr, dass sein Talent nicht nur für die Leinwand oder den Fernsehbildschirm bestimmt ist. Er liest mit einer gekonnten Betonung, die niemals übertrieben wirkt und eine eingängige Wirkung hat, sodass man der Geschichte gut folgen kann. Er hat hörbar Spaß daran, die Charaktere individuell zu gestalten und ihren ein eigenes Gesicht zu verleihen. Eine sehr gute Leistung, di Aljinovic für weitere Lesungen klar empfiehlt.
Natürlich ist Hörbe auf der Coverillustration zu sehen, mit einem seiner großen Hüte und einem Wanderstock sitzt er auf einem kleinen Hügel, man sieht einiges von der im Hörbuch beschriebenen Vegetation und im Hintergrund einen hell scheinenden Vollmond. Die übrige Gestaltung ist – wie immer bei dieser Reihe – sehr übersichtlich gestaltet und enthält alle wichtigen Informationen.
Fazit: Eine ruhige Geschichte ohne große Aufregungen, perfekt geeignet für junge Zuhörer, die sich in eine Geschichte hineinträumen können.
VÖ: 1.März 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-142-2
Niemandsland
Erster Eindruck: Quer durch Europa
Ayran und Kabir, zwei Brüder aus Afghanistan, haben ein einziges Ziel: London. Nach dem Tod ihrer Eltern haben sie sich einer Gruppe Männer angeschlossen und machen sich auf eine langwierige Reise quer durch Europa. Erschöpfung, Hunger und Kälte sind ihr ständiger Begleiter, doch noch ganz andere Schrecknisse warten auf die beiden...
Kein einfacher Stoff, den sich Caroline Brothers für ihren ersten Roman ausgesucht hat. Die auf Immigration spezialisierte Journalistin hat mit „Niemandsland“ einen schonungslosen Bericht einer Kriegsflucht verfasst, der für den Audio Verlag nun auch als Hörbuch eingesprochen wurde. In der Geschichte um die beiden flüchtenden Brüder, erzählt aus der Perspektive von Ayran, gibt es kaum eine aufmunternde Szene, keine große Hoffnung, nur menschliche Abgründe, das Ausnutzen Hilfloser, ein düsteres Ereignis nach dem nächsten. Und das Schlimmste – Caroline Brothers weiß, wovon sie schreibt und macht das auch noch so realitätsnah, dass man sich wie mitten unter den Flüchtlingen fühlt. Wochenlange Arbeit, niedrigste Schufterei unter menschenunwürdigen Bedingungen, das Zusammengepferchtsein mit zahlreichen Fremden - all dies wird zu zentralen Themen und charakterisiert das Martyrium der Brüder. Und immer wieder neue Rückschläge bis zur Vergewaltigung, das ist wirklich harter Tobak und wird schonungslos beschrieben. Nur kleine Lichtblicke, einige wenige freundliche Menschen und der unerschütterliche Glaube an ein besseres Leben lassen Ayran und mit ihm den Leser durchhalten. Alles andere als leichter Hörgenuss, sondern eine Lesung, die schwer im Magen liegt und es vielleicht gerade deshalb wert ist, gehört zu werden.
Markus Hoffmann hat dieses Hörbuch eingesprochen und einen guten Mittelweg zwischen Distanz und Nähe zu den Charakteren erreicht. Er redet vergleichsweise nüchtern und sachlich, lässt der Geschichte den Raum, den sie braucht, um ihren ganz eigenen Schrecken zu entfalten. Er setzt nicht auf Effekthascherei, sondern auf das pure Leiden von Ayran und erreicht gerade so eine große Nähe zwischen Hörer und den Protagonisten.
Ganz im Gegensatz zum heftigen Geschichtsverlauf ist das Cover romantisch, geradezu ein wenig verkitscht geworden. Vor einem malerischen Sonnenuntergang in warmen Rot- und Gelbtönen sieht man zwei Jungen am Straßenrand, die von einem Bully mitgenommen werden. Erst im Klappentext erfährt man, dass es sich nicht um einen entspannten oder aufregenden Roadtrip, sondern um brutale Realität handelt.
Fazit: Heftiger Stoff mit immer neuen Tiefpunkten, lässt einen nicht mehr so schnell los und ist realitätsnäher als befürchtet.
VÖ: April 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1173-6
Deadwood
Erster Eindruck: Völlig unromantischer Western
Die schlammigen Straßen von Deadwood bieten einer Vielzahl merkwürdiger Gestalten mitten im amerikanischen Goldrausch ein Zuhause. Unter all den zwielichtigen Geschäftemachern und Abenteurern befinden sich auch die Freunde Wild Bill Hickock und Charlie Utter, doch auch ihr Schicksal ändert sich schnell durch einen Mordanschlag...
Wer an verklärte Western wie von Karl May denkt, wird von Deadwood erst einmal schockiert sein. Denn anstatt auf die Darstellung einer heilen Welt oder der klaren Trennung von Gut und Böse begibt man sich hier in einen Sumpf von Korruption, Hinterhältigkeit und vielschichtigen Charakteren. Und genauso bedrückend wie die Atmosphäre des Buches wird auch der kleine Ort Deadwood beschrieben, voller Matsch in der Straße, ziemlich bedrückend und deprimierend. Neben der Hauptgeschichte um Wild Bill und Charlie findet noch zahlreiche Nebenschauplätze statt, von ebenso düsteren wie faszinierenden Gestalten. Immer wieder scheint aber wie ein Lichtstrahl ein positiver Aspekt durch, ein kleines zwischenmenschliches Verhalten inmitten all der Verderbnis. Doch so interessant das Grundkonstrukt auch sein mag, die zähe, fast schon gemächliche Erzählweise von Autor Pete Dexter verhindert eine spannende Zeit. Zu langatmig folgen die einzelnen Ereignisse aufeinander, zu nüchtern wird erzählt. Da kann auch der deftige schwarze Humor nicht mehr viel retten. Die heftigen Szenen stechen heraus, können aber die vielen zähen Passagen nicht wieder wett machen. Trotzdem ist für Experimentierfreudige dieses Hörbuch eine Option, für die man sich aber reichlich Zeit nehmen muss – auch, um sie richtig wirken zu lassen.
Markus Hoffmann wurde als Sprecher des Romans gewählt, der als einer der authentischten Westernromanen der letzten Zeit gilt. Er hat eine prägnante Stimme und setzt mit seiner akzentuierten Aussprache immer wieder Kontrastpunkte, die den Hörer aus der immer wieder vorherrschenden Lethargie reißen. Er kann aber auch die ganze Dramatik der Szenen präsentieren, schildert den Sumpf von Deadwood eindringlich und vielseitig. Eine durchaus gelungene Leistung, die ihn auch für andere Werke empfehlen dürfte.
Die Buchvorlage, die aus dem Jahr 1986 stammt und nun auf Deutsch erscheint, diente auch als Vorlage für das Cover. Zu sehen ist – in gediegen wirkendem Sepia – zeigt ein typisches Western-Motiv, bestehend aus drei Männern in altmodischer Kleidung. Das passt alles gut zusammen und ist ansprechend, Extras oder auch nur kleine Informationen zu Sprecher, Autor oder Werk sucht man hier aber leider vergebens.
Fazit: Interessantes, außergewöhnliches Konstrukt, aber leider an vielen Stellen zäh und träge. Keine Massenware, sondern ein Hörbuch, dass erarbeitet werden will.
VÖ: 1.März 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3 8623 1174 3
Evernight – Gefährten der Morgenröte
Erster Eindruck: Geister und Vampire
Nachdem Bianca zum Geist geworden ist, versucht sie, mit ihren neuen Fähigkeiten umzugehen. Und auch ihr Geliebter Lucas muss sich damit abfinden, dass er zum Vampir geworden ist. Um seinen Blutdurst beherrschen zu lernen, kehrt er nach Evernight zurück, begleitet von Bianca und Balthazar. Doch irgendjemand macht dort Jagd auf Geister...
Mit dem vierten Teil der Evernight- Saga endet die Geschichte um Bianca und Lucas, die sich in den vergangenen drei Bänden immer wieder zusammenraufen mussten. Vorkenntnisse sind also unbedingt von Nöten, um alle Zusammenhänge richtig erkennen zu können. Die Handlung setzt direkt an die Ereignisse des Vorgängers an, sodass man sich schnell in der Geschichte wiederfindet. Die Sprache ist wieder flüssig, klar und von direkter Wortwahl geprägt. Während des Verlaufs bekommen viele liebgewonnene Charaktere erneut einen Auftritt, besonders Balthazar wird wieder interessant dargestellt. Bianca und Lucas müssen mit ihren neuen Daseinsformen klarkommen, was beiden eine ganz neue Welt eröffnet. Genügend Potenzial also, um eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte zu erzählen – doch genau das ist nicht geschehen. Vielmehr ist die Handlung sehr gleichförmig, geradezu frei von Überraschungen. Die Charaktere bleiben – ganz im Gegensatz zu den vorigen Bänden – blass und widersprechen sich teilweise selbst, Raum zur Weiterentwicklung gibt es hier nicht. Ziemlich zäh zieht sich alles dahin, oft kommt Langeweile auf. Sogar der Showdown, der eigentlich die ganze Reihe und nicht nur dieses Buch krönen sollte, kann nicht mitreißend und ist zudem sehr vorhersehbar. Schade, dass der Standard der vorigen Bände nicht gehalten werden kann, Gray lässt hier stark nach und präsentiert einen sehr langatmigen Abschluss ihrer Serie.
Nana Spier ist wieder die Sprecherin der Geschichte, ihre unverkennbare Stimme vermittelt wieder Lebendigkeit. Doch auch sie schafft es nicht, die plakativen und eindimensionalen Charaktere richtig wirken zu lassen, bemüht sich hörbar, Spannung zu erzeugen, scheitert aber ebenfalls an der schlaffen Vorlage. Sie bildet einen roten Faden durch die vier Bände und kann sehr gut die mysteriöse Stimmung der Bände aufgreifen.
Für die Hörversion wurde natürlich auch das Buchcover verwendet. Wie so oft in diesem Genre ist ein melancholisches Mädchen zu sehen, hier mit niedergeschlagenen Augen. Vor dem dunklen Hintergrund kommt aber der effektvolle Schriftzug sehr gut zur Geltung. Leider gibt die sehr schlicht Aufmachung keinerlei zusätzliche Informationen, sogar die eigentlich üblichen Infos zu Autorin und Sprecherin fehlen hier.
Fazit: Eine gleichförmige und langatmige Handlung, die nicht einmal mit einem packenden Finale abschließt. Ein enttäuschender Abschluss der Serie.
VÖ: 1.März 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-139-2
Das Alphabethaus
Erster Eindruck: Erschreckender Einblick in eine fremde Welt
Zwei amerikanische Soldaten stürzen im zweiten Weltkrieg über Deutschland ab und kämpfen von nun an um ihr Leben. Denn die einzige Möglichkeit, auf feindlichem Boden zu überleben, ist getarnt als psychisch kranke SS-Männer in ein Sanatorium zu gehen. Jahre später kehrt einer der beiden in das verwaiste Haus zurück, um nach seinem Freund zu suchen...
Jussi Adler-Olsen hat auch schon vor seinen Romanen über Carl Morck Erfolge in seiner Heimat Dänemark gefeiert, sein Debütroman „Das Alphabethaus“ ist nun auch ins Deutsche übersetzt worden und vom Audio Verlag als Hörbuch adaptiert worden. Die Geschichte um die zwei amerikanischen Soldaten ist klar strukturiert und in zwei Teile gegliedert. Die erste zieht ihre Spannung aus den grausamen Behandlungen und klaren Hackordnungen innerhalb der Insassen im Sanatorium. Erschreckend klar werden hier die Folterungen beschrieben, was einen schnell mitreißen kann und nicht spurlos am Hörer vorbeigeht. Dank der genauen Charakterbeschreibung der beiden Soldaten fiebert man schnell mit ihnen mit und erlebt ihre Entwicklung umso genauer: Der eine verfällt langsam und hält dem Druck der Einrichtung und der Gefahr der ständigen Enttarnung nicht stand, während der andere genau an diesen Herausforderungen wächst. Eine sehr intensive Erzählung, die jedoch erst einmal nicht viel mit einem typischen Thriller zu tun hat. Dieses wird eher im zweiten Teil behandelt, der Jahre später spielt und die Spurensuche eines der Insassen beschreibt. Hier wird ein erschreckendes Geheimnis langsam aufgedeckt, verschiedene Themen werden hier zusammengeführt, alles ergibt langsam immer mehr Sinn. Die Auflösung krönt das Ganze dann mit einer wirklich unerwarteten Wendung, die man so wohl nicht erwartet hätte. Eine sehr intensive Erzählung voller bedrückender Stimmungen und einer außergewöhnlichen Gliederung.
Wolfram Koch ist als Sprecher ausgewählt worden und wählt eine eher ruhige, dafür umso deutlichere Sprechweise, die die Wirkung der von Adler-Olsen sich selbst überlässt. Er lässt sich nicht zu reißerischen Höhen hinreißen, sondern schildert fast schon sachlich die Ereignisse. Manchmal hätte ich mir mehr Ausreißer gewünscht, um die Dramatik deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Diese etwas andere Herangehensweise ist aber durchaus interessant und reduziert das Empfinden ganz auf die treffende Wortwahl.
Auf dem Cover der CD ist natürlich das Titelbild der Buchvorlage übernommen worden. Ein mit Bandagen umwickelter Kopf und dessen deutlich blasseres Abbild sind eine treffende Beschreibung in bildhafter Sprache. Das Innere ist sehr schlicht gehalten, neben den üblichen Angaben findet sich aber hinter einer der CDs ein Zitat aus dem Roman mit einem beklemmenden Foto.
Fazit: Intensive Stimmungen, eine mitreißende Geschichte, aber etwas zu neutral erzählt. Für Fans von etwas anderen Thrillern die richtige Wahl.
VÖ: 1.März 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-103-3
Der neue Sherlock Holmes – Das Geheimnis des weißen Bandes
Erster Eindruck: Die Rückkehr des Sherlock Holmes
Lange Zeit hat sich Dr. Watson, gleichsam Freund und Chronist von Sherlock Holmes, Zeit gelassen, einen ganz besonderen Fall des Meisterdetektivs niederzuschreiben. Zu viele weitreichende Konsequenzen befürchtet er, da viele mächtige Personen darin verwickelt sind. Doch nun ist es an der Zeit zu erfahren, warum der Kunstsammler Edward Carstairs erstochen wurde und auch ein Straßenjunge, der den Mord beobachtet hat, tot aufgefunden wurde...
Sherlock Holmes ist spätestens seit dem populären Kinofilm von Regisseur Guy Richie wieder in aller Munde und scheint trendiger denn je zu sein. Auch Anthony Horowitz scheint Gefallen an den Figuren von Arthur Conan Doyle zu haben und hat einen Roman verfasst, der sich eng an die bekannten Figuren hält und seine Geschichte den Erzählungen angleicht, gleichsam aber genügend eigene Elemente mit einbringt. Die Charaktere wirken sehr lebendig und sind detailgenau beschrieben, kommen mit ihren Eigenheiten gut herüber. Und das gilt nicht nur für Holmes und Watson – hier hütet sich Horowitz, eigene Interpretationen der Figuren zu liefern – sondern auch für die vielen Nebencharaktere, sodass alles sehr stimmig wirkt. Die Stimmung des viktorianischen Zeitalters, die auch prägend für die Vorlagen war, fängt der Autor gekonnt ein und passt seine Sprachwahl erschreckend genau daran an. Sofort fühlt man sich als Holmes-Fan zu Hause und kann so die Stimmung und die Geschichte noch mehr genießen. Die kann nicht nur mit spannender und oft überraschender Ermittlerarbeit überzeugen, sondern auch mit den vielen kleinen Nebenschauplätzen, die eröffnet werden und tiefer in die Charaktere eindringen. Kleine Lebensgeschichten werden erzählt, die den Charme ungemein erhöhen und die ansonsten im Mittelpunkt stehenden Holmes und Watson kurzzeitig in den Hintergrund treten lassen. Eine wunderbare Erzählung, spannend geschrieben, voller Herz, Witz und Einfällen – sehr hörenswert.
Die gelungene Vorlage wird von Johannes Steck ebenso gelungen vorgetragen. Er fängt den Tonfall des Meisterdetektivs gekonnt ein, klingt stets leicht überheblich und kühl, und auch die anderen Charaktere bekommen je einen eigenen Tonfall. Beeindruckend ist, wie er Watson auch den Altersunterschied anmerken lässt. Er liest lebendig, dynamisch und mit Hingabe, greift die Spannungsbögen auf und kann so die Stärken des Romans noch weiter hervorkehren.
Ebenso schlicht wie effektvoll ist die Aufmachung, die lediglich in schwarz und weiß gehalten ist. Neben einem kleinen typischen Scherenschnitt ist nur der verschnörkelte Schriftzug zu sehen. Auch die restliche Aufmachung folgt diesem Stil, was insgesamt sehr ansprechend wirkt. Das kleine Booklet enthält neben einer Trackübersicht ein sehr hilfreiches Register über die vielen handelnden Personen, die in ihrer Funktion knapp beschrieben werden.
Fazit: Die Neuauflage von Sherlock Holmes hält sich eng an das Original und präsentiert einen sehr gelungenen Fall voller Charme.
VÖ: 7.Dezember 2011
Label: Goya Lit
Bestellnummer: 978-3-8337-2868-6
Der geheime Zoo
Erster Eindruck: Auf der Suche nach der Schwester
Als seine Schwester Megan behauptet, Affen auf den Dächern der Stadt beobachtet zu haben, schenkt Noah ihr vorerst keine Beachtung. Erst, als sie verschwindet, erinnert er sich die die Behauptung und vermutet aufgrund einiger Hinweise, dass der städtische Zoo etwas damit zu tun haben muss. Gemeinsam mit seinen Freunden Richie und Ella sowie einigen der Tieren begibt er sich auf die Reise nach Megan...
Mit „Der geheime Zoo“ beginnt eine neue, dreiteilige Kinderbuchreihe von Autor Bryan Chick, in der eine geheimnisvolle Welt mit einer Tiergeschichte verbunden wird. Das gleichnamige Hörbuch ist fast gleichzeitig mit der deutschen Buchversion erschienen und wurde von Stephan Schad für Jumbo eingesprochen. Recht schnell steigt man hier in die eigentliche Geschichte ein, der Verlauf ist sehr flüssig und schafft es, den Hörer schnell in seinen Bann zu ziehen. Und das liegt insbesondere auch in den vielen fantastischen Details, die dem Buch Herz und Seele verleihen. Die Lebendigkeit der Tiere, die als intelligente Wesen mit viel Gefühl dargestellt werden, faszinieren sofort. Auch der geschickte Einsatz der Sprache ist gelungen, Chick versteht es, mit der treffsicheren Wortwahl Stimmungen zu schaffen und zu intensivieren. Die Charaktere sind für ein Kinderbuch ungewohnt stark und haben klare Eigenheiten, die den Verlauf der Handlung immer wieder beeinflussen und ihr Handeln schlüssig erscheinen lassen. Ausgestattet mit diesen Merkmalen wird die klassische Geschichte wesentlich aufgewertet und kann so nicht nur Kinder berühren und unterhalten. Eine bezaubernde Geschichte voller Abenteuer und Fantasie.
Als Sprecher der Geschichte wurde Stephan Schad engagiert, was sich schnell als gute Wahl herausstellt. Seine Stimme setzt er vielfältig ein, nicht nur um die jeweilige Atmosphäre des Romans einzufangen. Er erzählt lebendig und launig, schafft einen engen Bezug zum Hörer. Gelungen ist auch, wie er in wörtlicher Rede spricht, denn in jeder seiner eindeutig erkennbaren Rollen ist er glaubwürdig und kann die jeweilige Gefühlswelt gut wiedergeben.
Das Titelbild ist das gleiche wie bei der Buchvorlage und zeigt natürlich Noah, zusammen mit seinen tierischen und menschlichen Freunden. Die etwas nostalgische Darstellung in warmen Farben mit weichen Linien ist hübsch anzusehen und greift die Stimmung des Buches auf. Das kleine, innen liegende Booklet enthält neben kurzen Infos zu Autor und Sprecher eine Trackauflistung für alle 3 CDs.
Fazit: Eine spannende, abenteuerliche Geschichte, die mit dem fantasievollen Einsatz der Tiere sehr lebendig wirkt und unverwechselbar wird.
VÖ: 24.November 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2863-1
Gefährten – War Horse
Erster Eindruck: Mit den Augen eines Pferdes
Als der erste Weltkrieg ausbricht, wird das Pferd Joey von seinem heimatlichen Bauernhof an die Armee verkauft und gerät so unversehens mitten in die tobenden Schlachten. Er sehnt sich nach seinem früheren, ruhigen Leben zurück, findet aber inmitten all des Leides auch wahre Freundschaft – und erkennt, dass Gut und Böse nicht immer so einfach definiert werden können...
Dass Pferdegeschichten nicht immer rosarot und an kleine Mädchen gerichtet sein müssen, beweist Michael Morpurgo mit seinem Roman „War Horse“, der auch Regisseur Steven Spielberg überzeugt hat. Dieser hat einen Kino-Blockbuster dazu produziert, und im Zuge dessen gibt es die Geschichte nun auch als Hörbuch beim Audio Verlag. Erzählt wird aus der Perspektive des Pferdes, was nicht nur ungewöhnlich und neu ist, sondern auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge erlaubt und neue erzählerische Facetten erlaubt. Die Treue des Tieres zu seinen Betreuern, die Liebe zur Freiheit, Freundschaft, die unter widrigen Umständen entsteht und die Sehnsucht nach seinem ruhigen Leben auf dem Bauernhof sind hier Leitmotive, die immer wieder auftauchen. Doch auch die Betrachtungsweise von Joey auf die unterschiedlichen Lager der Engländer, Franzosen und Deutschen sind sehr interessant und erlauben neue Blickweisen auf den Krieg, zeigen auf allen Seiten gute wie böse Menschen. Die Schlachten sind zwar intensiv geschildert und zeigen durchaus die Schrecken eines Krieges auf, allzu brutale Szenen gibt es aber glücklicherweise nicht, sodass stets Joeys Blickwinkel im Vordergrund steht. Eine ungewöhnliche wie gelungene Geschichte, die mit vielen positiven Aspekten zu überzeugen weiß.
Sprecher des Hörbuchs ist David Kross, der eine angenehme und einprägsame Stimme hat, der man gern lauscht. Er wählt eine sehr bedächtige Sprechweise, ist eher langsam und geht auch in heftigeren Szenen nur ein wenig aus sich heraus. Mit der Dauer wird dies ein wenig eintönig, passt aber gut zu der Szenerie und betont die Gefühle von Joey. In der wörtlichen Rede ist er teilweise ein wenig energischer und kann die Wirren des Krieges, die auf die Menschen einwirkt, hier wesentlich besser darstellen.
Um den Wiedererkennungswert zu erhöhen, ist für das Cover natürlich ein Filmplakat verwendet worden. Zu sehen ist natürlich auch Joey, im Vordergrund steht aber ein kriegerischer junger Mann – schade, denn so wird eher in den Hintergrund gerückt, dass die Hauptfigur hier ein Pferd ist. Das Innere ist hübsch gestaltet, enthält aber keinerlei zusätzliche Informationen.
Fazit: Die interessante Perspektive weiß zu überzeugen, ebenso wie der Blickwinkel auf den Krieg und die eindrucksvolle Handlung.
VÖ: 11.November 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-088-3
Saeculum
Erster Eindruck: Fesselnder Thriller
Bastian, ein junger Student, begegnet der gleichaltrigen Sandra und ist sofort fasziniert von ihr. Er begleitet sie in die Mittelalterszene und nimmt schließlich auch an einem Live-Rollenspiel teil. Was ihm anfangs ebenso befremdlich wie einnimmt, wird schnell zum schrecklichen Erlebnis, als ein Toter aufgefunden wird – der erste...
Ursula Poznanski, Gewinnerin des deutschen Jugendliteraturpreises, legt mit Saeculum ihren zweiten Roman vor, das gleichnamige Hörbuch ist bei Goya libre erschienen. Die Themenauswahl ist eine sehr gute Idee und legt den Grundstein für etliche stimmungsvolle Szenen: Live-Rollenspiel. Dieses begeben in eine völlig fremde Welt ist nicht nur für Bastian, sondern auch für den Hörer sehr interessant. Alles wirkt düster, stetes schwebt eine leise Bedrohung in der Luft. Der Anfang mag noch recht beschaulich wirken, hier nimmt sich Poznanski viel Zeit, die Charaktere vorzustellen und ihnen ein individuelles Gesicht zu geben. Fahrt nimmt die Geschichte auf, nachdem die Gruppe das Rollenspiel begonnen hat, danach steigert sich die Handlung immer weiter und wird zu einem intensiven Hörerlebnis, dem man sich kaum entziehen kann, zu tief ist man mittlerweile in der Geschichte verwurzelt und rätselt mit Bastian mit. Nach und nach lassen die Mitglieder des Rollenspiels ihre selbstgewählten Masken fallen, sodass man einen Einblick in ihre wahres Wesen und Gruppendynamiken bekommt. Falsche Fährten und geschickte Winkelzüge lassen das Geschehen durchgängig interessant und kurzweilig werden – und ziemlich spannend. Das Finale ist überraschend, so hätte ich es nicht erwartet, wirkt aber glaubwürdig und führt alle Erzählstränge logisch zusammen. Ein mehr als nur gelungener Thriller, der mich vollkommen überzeugen konnte.
Aleksander Radenkovic, der Sprecher des Hörbuchs, ist mir bisher nicht großartig aufgefallen – was sich mit dieser guten Leistung hier aber schnell geändert hat. Er legt eine überraschende Dynamik an den Tag und wechselt spielend zwischen einzelnen Stimmungen, bringt besonders die gruseligen Szenen gut zur Geltung und steigert die Wirkung des Romans so noch einmal. Auch die einzelnen Charaktere unterscheidet er gut und verleiht jedem – ohne seine Stimme großartig zu verstellen – einen eigenen und unverwechselbaren Klang, sodass auch die Dialoge gut nachvollzogen werden können.
Das grandiose Titelbild der Buchvorlage wurde hier natürlich übernommen. Ganz in schwarzweiß sind kahle Bäume zu sehen, die man von unten zu betrachten scheint – was ebenso schlicht wie wirkungsvoll ist. Der schlichte Schriftzug in alter Schrift ergänzt die beklemmende Wirkung noch weiter. Das Booklet enthält neben einer Kapitelübersicht und Kurzinfos zu Autorin und Sprecher keine weiteren Extras.
Fazit: Düster, spannend, fesselnd – was die Autorin hier in interessanter Umgebung hinauf beschwört, lässt den Hörer sprachlos zurück.
VÖ: 27.Oktober 2011
Label: Goya libre
Bestellnummer: 978-3-8337-2848-8
Herr aller Dinge
Erster Eindruck: Der Fluch der Wissenschaft
Der zehnjährige Hiroshi freundet sich als Sohn einer Wäscherin mit Charlotte an, die im Nachbarhaus wohnt und Tochter eines Botschafters ist. Der Standesunterschied macht ihm zu schaffen, und er hat die Vision, eines Tages alle Menschen reich zu machen. Tatsächlich entwickelt er als erwachsener Mann erstaunliche Technologien – und stößt auf ein schreckliches Geheimnis...
Spätestens seit seinem Roman „Das Jesus-Video“ ist Andreas Eschbach für seine spannenden Werke bekannt, und was er in „Herr aller Dinge“ darbietet, geht sogar noch einige Schritte weiter. Neben der üblichen Unterhaltung bindet er noch zahlreiche andere Themen ein, die gesellschaftskritischer oder technischer Natur sind. Denn die Visionen von Hiroshi sind sehr detailliert aufgeführt und überraschen immer wieder mit anspruchsvollen, aber nachvollziehbaren Erkenntnissen. Sie sind sehr gut in die Handlung eingebaut und fügen sich dort organisch ein. Doch auch auf anderen Ebenen kann „Herr der Dinge“ überzeugen, beispielsweise bei der Liebesgeschichte zwischen Hrioshi und Charlotte. Hier wird viel Wert auf die Gefühlswelt von Hiroshi gelegt, sein unbedingter Wille, eines Tages mit seiner Angebeteten das Leben teilen zu können, seine Zielstrebigkeit, wie er dies erreichen will. Aber auch Charlotte wird intensiv dargestellt, und zwar als verwöhnte Tochter, die ihr Leben nicht wirklich ernst nimmt. Gerade dieser Kontrast ist interessant. Auch die Nebenfiguren weiß Eschbach gut einzufügen und lebendig zu beschreiben. Leider ist der Anfang arg lang geraten, ohne dass wirklich viel passiert. Vielmehr wird hier die Kindheit der beiden aufgezeigt. Erst im späteren Verlauf, wenn Hiroshis Forschung weiter fortgeschritten ist, kommt die Handlung in Fahrt und formt sich zu einem ungewöhnlichen, aber faszinierenden Werk.
Matthias Koeberlin ist hier der Sprecher des Hörbuchs und kann diese anspruchsvolle Aufgabe sehr gut lösen, indem er eine eher neutrale Sprechweise wählt, die insbesondere den wissenschaftlichen Ausführungen gut steht. Natürlich sind diese trotzdem keine leichte Kost und gerade beim hören recht anspruchsvoll, Koeberlin strukturiert aber gut und lässt durchaus Zeit, über das Gehörte nachzudenken. Auch den Verlauf der Geschichte zeichnet er zurückhaltend nach und überlässt dem Hörer seinen eigenen Gedanken.
Einige wenige Musikstücke sind in das Hörbuch eingebaut, um Kapitelwechsel anzuzeigen und so eine bessere Abtrennung zu erreichen. Die kleinen Melodien von jeweils einigen Sekunden stammen von Andy Martern, der ansprechende und stimmungsvolle Stücke geschaffen hat, die sich gut in die Atmosphäre des Romans einfügen können.
Das Titelbild ist absichtlich abstrakt gehalten und spielt auf die wissenschaftliche Seite des Hörbuchs an. Die gewählten Farben sind Blau und Türkis, die sich auch durch die restliche Aufmachung ziehen. Neben kleinen Texten zu Andreas Eschbach und Matthias Koeberlin findet sich in dem stabilen Digipack vorrangig Werbung für andere Produkte.
Fazit: Spannung gepaart mit einer Liebesgeschichte und Wissenschaft – eine ungewöhnliche, aber hörenswerte Mischung mit hohem Anspruch.
VÖ: 16.September 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4515-1
Der dunkle Thron (Rebecca Gablé)
Erster Eindruck: Wirrungen in Zeiten der Reformation
Nach dem vorzeitigen Tod seines Vaters ist Nick of Waringham der Alleinerbe des gesamten Anwesens und des Titels als Baron – und des Zorns von König Henry VIII. Dieser bekämpft mit immer stärkeren Mitteln die katholische Kirche, um sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Im Mittelpunkt seines Kampfes steht seine eigene Tochter, Mary, die er beseitigen will...
Rebecca ist bekannt für ihre historischen Romane, meist im Mittelalter angesiedelt. Für ihr neuestes Werk „Der dunkle Thron“ konnte sie nicht anders, als die Handlung in die Zeit der Reformation zu verlegen, da zahlreiche handelnde Personen schon aus früheren Romanen bekannt sind und der Fortlauf der Familie Waringham erzählt wird. Doch auch diese Epoche kann die Autorin geschickt einfangen und die Stimmung der damaligen Zeit wiedergeben. Die religiöse Unsicherheit der Menschen, Henrys gnadenlose und selbstsüchtige Verfolgungsjagd auf die Anhänger des Papstes – all das vermischt sich zu einem glaubhaften Eindruck und intensiven Einblicken in diese Zeit. Die Handlung ist stets spannend und lebendig erzählt, die Charaktere weisen einzigartige Merkmale auf, ihre Handlungen und Motive lassen sich bis auf wenige Ausnahmen gut nachvollziehen. Allerdings weisen die Darstellung einiger Figuren und geschichtliche Fakten einige wesentliche Unterschiede auf – schließlich ist Henrys Tochter nicht umsonst als Bloody Mary bekannt geworden. Nimmt man „Der dunkle Thron“ nicht als belegte Geschichtsstunde, sondern als spannende und sehr gut geschriebene Unterhaltung, wird man mit einer zahlreichen grandiosen Momenten und einer beeindruckenden Stimmung belohnt.
Detlef Bierstedt wurde als Sprecher dieses Hörbuchs ausgewählt und kann die Ereignisse sehr lebendig wirken lassen. Mit seiner betonten und eingängigen Sprechweise und der markanten Stimme kann er besonders die spannenden Szenen herausarbeiten und diese mit intensivem Ausdruck versehen. So wird das Geschehen sehr nahe an den Hörer gebracht, der tief in diese Welt eintauchen und in der Handlung versinken lassen kann.
Das Titelbild ist dem der Buchvorlage entliehen und mit seinen dunklen Rottönen hübsch anzusehen. Die symbolhafte Darstellung von Krone und Löwe ist dem Genre des historischen Romans geschuldet. Im Inneren steckt dann noch etwas mehr als erwartet: Die beiden Digipacks mit je 6 CDs enthalten einleitende Worte der Autorin, Kurzbiografien, eine Übersicht der königlichen Familie, eine Karte von England sowie ein Stammbaum der (fiktiven) Familie Waringham.
Fazit: Rebecca Gablé kann auch die Reformationszeit mit ihren Worten und in einer spannenden Handlung auferstehen lassen. Ein intensives Hörvergnügen.
VÖ: 12.Oktober 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4567-0
Der Menschenmacher (Cody McFayden)
Erster Eindruck: Bedrückendes Thema, wirres Ende
David wächst mit seinen Geschwistern Allison und Charlie bei ihrem Adoptivvater auf, den sie nur „Dad“ nennen dürfen. Immer wieder stellt er sie vor unlösbare Aufgaben, um sie später in aller Härte zu bestrafen. Diese grausame Methode nennt er „evolvieren“ und will die drei damit zu besseren Menschen erziehen. 20 Jahre später erhält David einen Brief mit einem einzigen Wort – Evolviere...
Cody McFayden ist bekannt für seine oftmals recht blutigen Thriller, in „Der Menschenmacher“ hat er jedoch einen ganz anderen Weg eingeschlagen und ein ebenso ernstes wie anspruchsvolles Thema gewählt: Die Misshandlung von Kindern. Die Szenen, in denen „Dad“ seine Adoptivkinder bestraft, demütigt und quält sind in aller Heftigkeit dargestellt und nichts für schwache Nerven. Es ist beklemmend zu hören, welchen schrecklichen Ereignissen sich die drei jungen Kinder aussetzen müssen und was sie dabei empfinden, aber auch ihr Überlebenswille wird herausgearbeitet – sie wollen „Dad“ töten. Diese Szenen in der Vergangenheit werden nicht chronologisch weiter erzählt, sondern werden zwischen die Szenen aus der Gegenwart geschoben. Nur zusammen erschließt sich deren Sinn und die ganze Geschichte, was ebenso fesselnd wie anspruchsvoll ist. Dieser Spannungsbogen ist ein ganz anderer und deutlicher dem Genre Thriller zuzuordnen, die Darstellung der Charaktere nimmt hier viel Raum ein und sorgt für interessante Sequenzen. Der Verlauf ist mit einigen Stolperern flüssig, erfordert wegen der häufigen Wechsel zwischen den beiden roten Fäden aber einiges an Aufmerksamkeit. Das Ende jedoch fällt deutlich ab und offenbart ein riesiges Komplott, bei dem die Leiden der drei Kinder unterzugehen drohen, diese schreckliche Intimität zwischen Täter und Opfer stören. Hier wird der gesamte Roman noch einmal auf den Kopf gestellt, der wahre Menschenmacher enthüllt – und an Glaubwürdigkeit verloren. Ein gewöhnungsbedürftiges Hörbuch, das mit den schockierenden Darstellungen aus Davids Kindheit starker Tobak ist.
Der bekannte Schauspieler Hannes Jaenicke liest den Roman und wählt eine eher ruhige Art, um die Beklemmung der Geschichte noch weiter Raum zu geben und viel im Kopf des Hörers abspielen zu lassen. Oft schafft er durch leise Nuancen in seiner Stimme eine fast greifbare Bedrohung , die sich intensiv auf den Hörer überträgt. Die Differenzierung zwischen den beiden Zeitebenen hätte allerdings besser abgetrennt werden können.
Während der gelesenen Worte ist keine Musik zu hören, hier steht Jaenickes Stimme klar im Vordergrund und sorgt allein für die nötige Atmosphäre. Allerdings sind zwischen einigen Übergängen zwischen den Kapiteln kleine Melodien eingebaut, die die bedrückende Stimmung des Romans einfangen und eine klarere Gliederung erlauben.
Die sechs CDs befinden sich in einem ansprechend gestalteten Digipack, sie werden von Papplaschen auf dem Hintergrund gehalten. Die notwendigen Produktionsdaten und kleine Infos zu McFayden und Jaenicke sind hier zu finden. Die von weißen Strichen durchbrochene graue Fläche ist aus dem Cover übernommen worden, das das zerrissene Foto eines intensiv schauenden Mannes zeugt. In das die Schriftzüge integriert sind.
Fazit: Die Erzählweise mit den beiden Handlungen ist gelungen und spannend erzählt, das Thema und insbesondere die Auflösung allerdings doch Geschmackssache.
VÖ: 18.Februar 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4448-2
Percy Jackson – 3. Der Fluch des Titanen
Erster Eindruck: Der Kampf verschärft sich...
Der Kampf gegen Kronos und seine Titanen wird immer heftiger, nun wurde sogar die Göttin Artemis entführt – und auch Annabeth, Tochter der Athene und Percys beste Freundin – ist verschwunden. Zusammen mit Thalia, Grover und einigen Jägerinnen der Artemis macht sich Percy auf eine gefahrvolle Reise, von der nicht alle unbeschadet wiederkehren werden...
Mit seiner Saga um den Halbgott Percy Jackson taucht Autor Rick Riordan tief in die griechische Mythologie ein und verknüpft sie mit der heutigen Zeit. Zahllose Götter und Monster tauchen im Verlauf auf, was auch beim dritten Band „Der Fluch des Titanen“ wieder für einigen Wirbel sorgt. Doch vor allem verfolgt Riordan hier seinen eigenen Weg und gibt der geheimnisvollen Prophezeiung um den Sturz der Götter hier neuen Stoff, der an vielen Stellen ziemlich überraschend ist. Die ganze Welt, die in den ersten beiden Bänden trotz aller Gefahren noch etwas eher Lockeres hatte, wird hier um einiges düsterer – und das liegt auch am Thema Tod, das hier noch enger einbezogen wird und die Gruppe um Percy selbst betrifft. Auch die tiefer gehenden Gedanken einiger Protagonisten gehen in eine ernsthaftere Richtung – natürlich nicht, ohne den vortrefflichen Sprachwitz und zahlreiche komische Situationen vermissen zu lassen. Der Verlauf ist ebenso flüssig und spannend wie die beiden vorigen Bände, das packende Ende krönt diesen Band und lässt den Hörer wieder einmal auf die weiteren Ereignisse im Kampf gegen Kronos gieren. Die wesentlich dunklere Atmosphäre und der große Fortschritt in Bezug auf die geheimnisvolle Prophezeiung machen diesen Band zum bisher besten der ganzen Reihe.
Wieder ist es Marius Clarén, der die Geschichte erzählen darf und auch schon die beiden ersten Teile dynamisch und lebendig vorgetragen hat. Er hat sich sehr gut auf die Stimmung des Romans eingelassen und schafft auch den Sprung zur intensiveren Atmosphäre, verliert aber nicht seine Lockerheit und die Coolness an einigen Stellen. Bei der Darstellung der einzelnen Charaktere kann er die deutlich erwachseneren Gedanken widerspiegeln.
Auf dem Cover ist natürlich wieder Percy Jackon zu sehen, hier schwimmend in seinem ureigenen Element. Der Hintergrund wird wieder von einem riesenhaften Gesicht geziert, das die so mächtige Götterwelt symbolisiert. Schade, dass neben den mittlerweile zum Standard gewordenen Infos zu Autor und Sprecher keine weiteren Extras enthalten sind, die Buchvorlagen hätten mit einem Glossar da durchaus etwas geboten.
Fazit: Die ganze Welt der Romanserie ist hier deutlich ernsthafter und auch intensiver geworden, sodass man nach den ersten beiden Teilen kaum hieran vorbeikommen wird.
VÖ: 4.April 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4443-7
Das Tal – Season 1 - 4. Die Prophezeiung
Erster Eindruck: Keine Prophezeiung in Sicht
Die Prüfungen am Grace-College stehen kurz bevor, und zu allem Überfluss verschwindet Benjamin für einige Tage spurlos. Nach seinem Auftauchen ist er völlig verändert und fällt sogar ins Koma. Was hat das Tal mit alledem zu tun und was hat Ben herausgefunden? Katie macht sich auf die Suche und entdeckt in den nahen Bergen ein fürchterliches Geheimnis...
Eine Buchreihe in Seasons zu unterteilen ist eher ungewöhnlich, Krystyna Kuhn hat dieses Experiment für „Das Tal“ jedoch gewagt und legt mit „Die Prophezeiung“ den vierten Teil der Serie und den Abschluss der ersten Staffel. Inwiefern dies sinnvoll ist wird sich erst zeigen, wenn klar ist, inwiefern sich die einzelnen Seasons voneinander unterscheiden. Hier wird jedenfalls der Kurs der vorigen Folgen beibehalten und eine atmosphärisch dichte Geschichte erzählt, die jedoch kaum Antworten auf drängende Fragen gibt. Scheinbar will Kuhn nicht so richtig herausrücken, vergisst jedoch, das bei so vielen offenen und ungeklärten Fragen auch mal Fakten auf den Tisch gelegt werden müssen, um das Interesse auf Dauer aufrecht zu erhalten. Nichtsdestotrotz gelingt es ihr wieder mühelos, den Leser (und in dieser Version natürlich auch den Hörer) sofort in ihren Bann zu ziehen und eine Handlung zu entwerfen, die einen so schnell nicht mehr loslässt. Shon Bens Verschwinden gibt hier Rätsel auf, aber spätestens bei den ersten Nachforschungen ist das Interesse eines jeden geweckt, der die vorigen Teile kennt. Darauf baut sich eine unvorhersehbare und immer wieder überraschende Kette von Ereignissen auf, die in einem grandiosen Finale enden, das man so schnell nicht vergessen wird. Der Nerven aufreibende Schluss lässt auf bald folgende weitere Teile hoffen. Großes Plus sind hier wieder die genauen Darstellungen der Charaktere, insbesondere Katie wird hier wieder gut ausgearbeitet und wächst dem Hörer schnell ans Herz. Längen, die in den anderen Teilen schon einmal auftauchen, sind hier nicht vorhanden, ein sehr flüssiger Verlauf lässt in meinen Augen diesen Teil zum besten der ersten Season werden – auch wenn der Titel irreführend ist, eine Vorhersagung wird hier jedenfalls nicht getroffen.
Franziska Pigulla, die der Serie in der Hörbuchfassung die Stimme leiht, fährt auch hier wieder ihr ganzes Geschütz auf und kann der Geschichte so zusätzlichen Reiz geben – kaum eine andere Stimme hätte so gut zu der Atmosphäre gepasst wie ihre. Dunkel, dynamisch, gerne mal mit einem leicht spöttischen Unterton. Dabei kann sie immer wieder die Spannung steigern und die actionbetonten Szenen lebendig wirken lassen, verliert mit ihrer eingängigen Sprechweise nie den Kontakt zum Hörer. Eine durchweg überzeugende Leistung.
Blutrot ist dieses mal neben dem alles beherrschenden Grau die Farbe des Covers, das Logo mit dem Grace-College, das an ein Wappen erinnert und mit allerlei Schnörkeln ausgeschmückt ist, hat sich mittlerweile als festes Merkmal der Serie eingeprägt. Das Innere ist wieder eher spärlich gehalten und bietet sämtliche Informationen lediglich auf den Pappteilen der aufklappbaren Papphülle.
Fazit: Spannend und sehr abwechslungsreich, aber so langsam wünscht man sich doch dringlich weitere Erkenntnisse um das große Geheimnis.
VÖ: März 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4460-4
Das Tal – Season 1 - 3. Der Sturm
Erster Eindruck: Debbies Unfall und seine Folgen
Aufgrund des Remembrance-Days stehen dem Grace-College einige geschlossene Tage bevor. Auch die Clique um Julia freut sich darauf, doch die Abreise gestaltet sich aufgrund eines heftigen Schneefalls als unmöglich – bei einem Unfall wird Debbie sogar verletzt. Doch die beiden Wachmänner haben das College inzwischen abgeriegelt, sodass die Autoinsassen nicht mehr in das Gebäude gelangen...
Das momentan populäre Genre der Jugend-Mystery-Romans erhält immer mehr Auftrieb, die meist in Serien abgefassten Geschichten erhalten mit der Zeit immer mehr Anhänger. So geht es auch „Das Tal“ von Krystyna Kuhn, deren Audioumsetzungen bei Lübb erhältlich sind. In den beiden vorangegangenen Teilen wurde ein erster Blick auf die Hintergrundgeschichte geworfen, sodass Kuhn nun mit Tempo weitere Erkenntnisse bieten kann. Dem ist jedoch leider nicht so, zwar passiert in diesem Band richtig viel, aber mit der Hauptgeschichte scheint man insgesamt auf der Stelle zu treten. Natürlich bekommt man hier und da ein paar Häppchen zugeworfen, wie Zusammenhänge aussehen könnten, Andeutungen werden aber nicht konkretisiert oder wesentlich weiter geführt. Hier wird eher auf eine sehr atmosphärische Geschichte gesetzt, die gut unterhalten kann. Spannende Szenen reihen sich an gruselige Momente, alles wirkt rätselhaft und bedrohlich – ein herrliches Hörbuch für dunkle Abende bei Kerzenschein. Dabei wird wieder aus der Perspektive eines anderen Charakters erzählt – hier von der nervigen Debbie, mit der man auch im Laufe der Geschichte nicht wirklich warm wird. Das Mitfiebern mit einer sympathischen Person entfällt hier also etwas, was wieder Schwung aus der Handlung nimmt. Dafür werden einige interessante Aspekte von Chris enthüllt, der so dem Hörer näher kommt. Mit gefallen die unheimlichen Szenarien, die hier geschaffen werden, sehr gut und habe die Geschichte mit einigen Ausnahmen als kurzweilig empfunden, allerdings hätte ich mir mehr Informationen um das große Geheimnis hinter der Buchreihe gewünscht.
Wie auch in den vorigen Bänden ist Franziska Pigulla die Stimme von „Das Tal“ und kann mit ihrer dunklen, mysteriösen Stimme wunderbar die schaurige Atmosphäre dieses Teiles umsetzen. Sie baut kleinere Spannungspausen ein oder steigert das Tempo, um das Geschehen dynamischer wirken zu lassen. Dabei geht sie auch gut auf die einzelnen Charaktere ein, fängt die einzelnen Eigenschaften gekonnt ein. Besonders Debbies nerviges Gehabe kommt sehr gut herüber.
Das Titelbild ist erneut das gleiche geblieben, das Wappen, Schrift und Ornamente mit dem Bild vom Grace Collage ist dieses mal in sattem orange eingefärbt und hebt sich so gut vor dem grauen Hintergrund ab. Das Digipack ist wieder etwas instabil geraten und lässt sich leicht knicken, sehr zum Leidwesen des auf Geradlinigkeit bedachten Sammlers, enthält aber Kurzinfos zu Autorin und Sprecherin.
Fazit: Die Geschichte ist spannungsgeladen, die Atmosphäre dicht und unheimlich. Trotzdem fehlt mir hier leider das gewisse Etwas.
VÖ: November 2010
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4459-8
Das Tal - Season 1 - 2. Die Katastrophe
Erster Eindruck: Reise ins Ungewisse...
Der Besuch der Gouverneurin des Grace College steht kurz bevor, die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die Studentin Katie entzieht sich dem aber und organisiert mit eine Bergtour, mit einigen Freunden bricht sie schließlich auf. Es ist der Berg, auf dem auch schon in den 70ern eine Gruppe Studenten verschwunden ist, und auch Katie und die anderen stoßen bald an ihre Grenzen...
Mit "Das Tal" schafft Autorin Krystyna Kuhn eine Jugendbuchreihe voller mysteriöser Ereignisse, die jedoch von jeweils anderen Protagonisten erzählt werden. Im zweiten Teil "Die Katastrophe wird Katie näher beleuchtet. Die verschlossene junge Frau hat eine sehr interessante Vergangenheit, die nach und nach aufgedeckt wird und so eine sehr interessante und gute Ergänzung zur normalen Charakterbeschreibung darstellen. Man hat das Gefühl, Katie wirklich sehr gut kennen zu lernen und kann so ihre heftige Gefühlswelt gut nachvollziehen. Neben diesem positiven Aspekt kehrt auch etwas mehr Ruhe ein, Kuhn rast nicht von Höhepunkt zu Höhepunkt. Vielmehr nimmt sie sich die Zeit, einen Spannungsbogen aufzubauen, was sehr gut gelingt und keinesfalls den Eindruck eines gebremsten Tempos mit sich bringt. Zudem werden die mysteriösen Hintergrundgeschichten richtig ausgekostet, da sie nicht mehr großartig erklärt werden müssen. Sie sind stimmig in die Handlung integriert und bieten eine fabelhafte Kulisse - und eben nicht mehr. Insgesamt hat mir dieser zweite Teil besser gefallen als der erste, da mehr auf Figuren eingegangen werden konnte und der Spannungsbogen greifbar ist.
Franziska Pigulla spricht auch hier die Ereignisse, dieses mal eben aus der Sicht von Katie. Ihre geheimnisvoll dunkle Stimme sorgt wieder einmal für die nötige Aufmerksamkeit, die Pigulla mit perfekter Betonung und deutlichen Gefühlseinbindungen erzielt. Besonders in den spannenden Sequenzen trumpft Pigulla auf und sorgt mit intensiver Umsetzung für den zusätzlichen Kick.
Das Titelbild ist fast identisch mit dem des ersten Teil. Nicht unsinnig, gehören die beiden doch eng zusammen - und beide auch in der ersten Season der Buchreihe stattfinden. Zudem wird ein starker Wiedererkennungswert erzielt, durch die andere Einfärbung von Wappen und Ornamenten kann man beide dennoch gut auseinanderhalten.
Fazit: Wesentlich stringenter erzählt als der erste Teil, mit gezielt gesetzten Höhepunkten und guten Charakterbeschreibungen. Spannend!
VÖ: 28. August 2010
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4438-3
Das Tal - Season 1 - 1. Das Spiel
Erster Eindruck: Neue Mystery-Hörbuchreihe
Julia und Robert kommen am Solomon-College an, das mitten in den kanadischen Wäldern für Hochbegabte eingerichtet wurde. Doch bei der Begrüßungsfeier für die neuen beobachtet Robert etwas Unglaubliches: Ein Mädchen steigt in den nahe gelegenen See und taucht nicht wieder auf. Dabei saß das Mädchen früher im Rollstuhl...
Mit "Das Tal" schaffte Krystyna Kuhl eine ganze Buchreihe um einen Geheimnisumworbenen Ort in Kanada, die Hörbuchumsetzug erscheint bei Lübbe Audio. Der Grundgedanke dieser Geschichte gefällt mir sehr gut, einige stotytechnische Elemente sind äußerst gelungen. So kann selbst der Zuhörer sich nicht immer entscheiden, welchem der Charaktere er trauen kann und welchem nicht. Das weitet sich im Laufe der Zeit auch auf Julia und Robert aus, die in immer wieder eingeworfenen Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit näher beleuchtet werden und somit zu teilweise zwiespältigen Charakteren werden, ohne dass man ihr Geheimnis vollends klären könnte. Das sich daraus ausbreitende Misstrauenist herrlich, hiervon lebt der Roman. Die Geschichte ist ebenfalls spannend, in extrem hohem Tempo prescht Krytsyna Kuhl durch de meisten Ereignisse. Hätte sie sich an einigen Stellen mehr Zeit gelassen, hätte sich Spannung langsam aufbauen können statt künstlich hochgepusht zu werden. "Das Tal" hat starke Anleihen am Genre Mystery, die merkwürdigen Ereignisse sind gut miteinander verstrickt, wenn auch teilweise etwas unsauber gedacht. Insgesamt hat mir dieser erste Teil der (Hör-)Buchreihe aber sehr gut gefallen, sodass ich mich voller Vorfreude an den ebenfalls bereits erschienenen zweiten Teil machen werde.
Franziska Pigulla ist Sprecherin des Hörbuches, mit ihrer geheimnisvollen tiefen Stimme kann sie sofort für die richtige Stimmung sorgen. In den vielen temporeichen Szenen setzt sie Akzente und sorgt für zusätzliche Spannung, die Charaktere kann sie jeweils mit einem eigenen Klang versehen und die Geschehnisse recht lebendig erscheinen lassen. Eine gute Leistung, die sehr professionell umgesetzt wurde.
Die Papphülle, die etwas stabiler hätte ausfallen können, ist schön gestaltet und trägt als Titelbild das Motiv des Buchcovers. Die verschlungenen Ornamente, die Vögel und das Wappen wirken zusammen mit dem Grau schick und passen zu der Geschichte, während das gedeckte Pink einen interessanten Kontrast zum vorherrschenden Grau darstellt.
Fazit: Rätselhaft und voller unentdeckter Geheimnisse, teilweise aber etwas zu hastig geschrieben. Für Mystery-Fans durchaus interessant.
VÖ: 26. Juni 2010
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4437-6
Das Flüstern der Nacht
Erster Eindruck: Bedrückend, düster, genial
Die Welt wird immer noch von schrecklichen Dämonen heimgesucht, die stets des nachts aus den tiefen der Erde an die Oberfläche gelangen. Nun ist noch eine weitere Bedrohung hinzugekommen: Ein Wüstenvolk erobert unter der Leitung von Jadir, der sich selbst als den Erlöser sieht, große Gebiete. Kann der Tätowierte Mann noch eingreifen?
Mit "Das Lied der Dunkelheit" hat Peter V. Brett einen der bekanntesten und beliebtesten Fantasy-Romane der letzten Zeit geschaffen, mit "Das Flüstern der Nacht" erschien nun der Nachfolger der dreiteiligen Serie natürlich auch gleichzeitig als gekürzte Lesung. Das Szenario ist nach wie vor beeindruckend: Die Welt Thesa wird jede Nacht von Dämonen heimgesucht, nur magische Sigel können die Menschen vor dem sicheren Tod bewahren. Auch für den Hörer ist sich dieser Schrecken äußerst präsent und überträgt sich in seiner ganzen Bandbreite. Immer wieder beginnt vor Anbruch der Dunkelheit ein Wettlauf gegen die Zeit, Spannung ist da vorprogrammiert. Die Vorstellung der Charaktere ist ebenfalls sehr gelungen. Besonders die Rolle des geheimnisvollen Tätowierten Mannes fasziniert, seine Andersartigkeit und sein ganzes Wirken. Aber auch bei den anderen Charakteren legt Brett viel Wert auf genaue Beschreibungen, teilweise lässt er aber auch bewusst Dinge im Dunkeln, um den Leser (und ja auch Hörer) immer wieder neu zu überraschen. Wer nach dem Genuss des ersten Bandes direkt wissen will, das mit den Hauptcharakteren passiert ist, wird sich noch einige Zeit gedulden müssen, denn ein langer Abschnitt zu Beginn beschäftigt sich mit dem Erlöser und dem Wüstenvolk. Hier gibt es eine ganz neue Kultur zu entdecken, mit ihren eigenen Glauben und Ritualen, einem eigenen System, von dem man im ersten Band einen ersten Eindruck bekommen hat. Auch hier wird nicht mit Details gespart, die in die sehr unterhaltsame Geschichte eingewoben sind. Richtig spannend wird es mit Ende dieses Abschnittes, wenn auch die alten Bekannten zurück kehren und "Das Flüstern der Nacht" zu der packenden Stärke des ersten Teiles zurück findet. Schnell taucht man ein in diese düster-faszinierende Welt, die wunderbaren Charaktere und besonders die spannende Handlung. Kleiner Wermutstropfen: Diese Lesung ist leider gekürzt, viele interessante Passagen sind also schlicht herausgekürzt, sodass die Geschichte an einigen Stellen an Wirkung verliert. Wer den ersten Teil kennt und mochte, wird auch dieses Hörbuch verschlingen und sowohl mit alten Bekannten wie neuen Charakteren mitfiebern.
Jürgen Holdorf ist Sprecher des Hörbuches und sorgt mit seiner einprägsamen Stimme für die nötige Atmosphäre. Er schafft es, die Charaktere lebendig wirken zu lassen und ihnen einen eigenen Klang zu verleihen, ohne die Stimme großartig zu verstellen, sie leben ganz von den kleinen Zwischentönen. Wunderbar kann er mit seiner prägnanten Aussprache die Spannung aufrecht erhalten und sogar noch weiter anfachen, wenn er laut und dröhnend wird, glänzt aber auch bei den ruhigeren Passagen mit einer sehr guten Interpretation des Stoffes.
Das Cover ist natürlich mit dem des Buches nahezu identisch, nur die üblichen Formatsanpassungen wurden vorgenommen. Es zeigt einen in schwarz gehüllten Reiter, gehalten in düsteren Schwarz- und Grautönen. Das gibt schon viel von der Atmosphäre des Buches wieder. Im Inneren findet sich unter anderem eine Karte, die zur Orientierung beim Hören behilflich ist.
Fazit: Eine grandiose Fortsetzung des ersten Teiles, noch ein wenig düsterer mit spannenden neuen und alten Charakteren, dazu wunderbar vorgetragen.
VÖ: 25. September 2010
Label: Der Audioverlag
Bestellnummer: 978-3-8981-3951-9
Evernight – Hüterin des Zwielichts
Erster Eindruck: Halb-Vampirin auf neuen Wegen
Die Evernight-Vampirschule ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt, zerstört durch die Jäger des Schwarzen Kreuzes. Bianca, die immer noch mit ihrem Fast-Vampirdasein hadert, schließt sich den Jägern an, um ihrer großen Liebe Lucas nahe zu sein und verbirgt ihr Wesen vor den anderen Mitgliedern – mit zunehmenden Problemen. Und schließlich wird sie beim Blut trinken entdeckt...
Mit „Hüterin des Zwielichts“ legt Claudia Gray den dritten Teil ihrer Vampir-Saga Evernight vor, in der im Gegensatz zu anderen Vertretern des momentan populären Genres aus der Sicht einer jungen Vampirin erzählt wird. Das zugehörige Hörbuch wird wieder von Nana Spier gelesen und ist zeitgleich mit dem Roman erschienen. Gray setzt kurz nach den Ereignissen des zweiten Teils an, Vorkenntnisse aus den vorigen Bänden sind wie immer zwingend erforderlich, um der Handlung folgen zu können. Die beginnt recht dynamisch und kurzweilig, Biancas erste Tage in New York bei der dortigen Vampirjäger-Vereinigung sind gut erzählt und stellen die Gefahr, in der sie stets schwebt, gut dar. Danach sackt die Spannung ein wenig ein, über einige Kapitel des Mittelteils legt sich ein gewisser Gleichschritt, der nicht so wie der Rest des Romans fesseln kann. Doch schließlich geht es dann um Biancas wahre Bestimmung, die in immer genaueren Andeutungen die volle Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zieht und neuen Pfeffer in die Handlung bringt. Sofort ist man von dieser tollen Idee gefesselt, fiebert mit und sehnt sich nach der Auflösung des Ganzen. Diese Passagen sind Gray vortrefflich gelungen, und sie bilden auch den Kernpunkt der Handlung. Töchter des Zwielichts ist düsterer als eine Vorgänger und schlägt einen leicht anderen Weg ein, konnte mich bis auf einige Kapitel aber genau so fesseln und in die Stimmung der phantastischen Welt hineinziehen.
Sprecherin Nana Spier konnte sich in den vorherigen Teilen schon mit der Materie auseinander setzten, und so verwundert es nicht, dass sie die Gefühlswelt von Bianca gleich zu Beginn sehr gut in Szene setzt und die junge Frau mit ihren Facetten genau beleuchten kann. Doch auch in den spannenden Szenen ist Spier eine gute Wahl, sie setzt ihre Stimme sehr dynamisch ein und lässt beispielsweise Actionszenen lebendig und temporeich wirken. Die Darstellung anderer Charaktere in wörtlicher Rede ist ebenso gelungen und glaubhaft, ihr angenehm rauer Klang lässt ein angenehmen Hörerlebnis zu.
Auf dem Cover ist wieder eine junge Frau zu sehen, deren Gesicht halb im Schatten verborgen bleibt – ein beliebtes Motiv für das Genre. Die Fotografie in Schwarz-Weiß entbehrt nicht einer gewissen Melancholie und passt somit gut zu Biancas Gefühlslage. Der gelungene Schriftzug ist dieses mal in knalligem Pink, bildet so einen starken Kontrast zum Hintergrund. Die wichtigsten Informationen sind im Inneren hinter einer der 5 CDs abgedruckt.
Fazit: Noch weiter dringt Gray hier in die düstere Welt ein, mit dem packenden Finale gelingt es ihr zu fesseln und die Nerven der Zuhörer aufzureiben.
VÖ: 22.Juli 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1058-6
Evernight – Tochter der Dämmerung
Erster Eindruck: Die Liebe kommt, die Liebe geht
Das zweite Schuljahr am Evernight-Internat verbringt Bianca ohne ihren Schwarm und Vampirjäger Lucas, doch um ihn zu vermissen fehlt es ihr fast an Zeit. Denn Baltazar sucht nach seiner Schwester, und seltsame Geistererscheinungen geben neue Rätsel auf. Und um diese zu lösen, muss Bianca tief in die Organisation des Schwarzen Kreuzes eintauchen – eine Vampirin und Vampirjägern...
An Überraschungen hat es dem ersten Teil der Reihe „Evernight“ von Claudia Gray ja nun wirklich nicht gemangelt – erst kurz vor der Hälfte wurde die eigentliche Identität der Hauptfigur aufgedeckt. Um es vorweg zu nehmen, einen ähnlich großen Knall gibt es in der Fortsetzung „Töchter der Dämmerung“ nicht, dafür gibt es mehrere kleinere Geheimnisse zu lüften, die durchaus zusammenhängend zu betrachten sind, sowie neue, interessante Charaktere, die die Geschichte ordentlich durcheinander wirbeln. So hat der zweite Teil eine andere Gesamtwirkung, zumal sich Lucas, um den sich weite Teile des Erstling drehten, nicht mehr wirklich vorkommt. Schade, man vermisst diese etwas raue, aber grundsympathische Figur dann doch etwas. Ein weiterer mystischer Aspekt fließt durch die Geister ein, sodass auch hier die Hauptperson hinter das Geheimnis einer fremden Existenz kommen muss. Knackpunkt, der den Roman von anderen abgrenzt, ist und bleibt aber die Sichtweise, denn Bianca ist hier selbst der Vampir statt „nur“ in einen verliebt zu sein. Das wird hier von Anfang an ausgekostet, dem wird neue Seiten abgerungen, das verschafft immer wieder interessante Sichtweisen und Ausblicke. Lediglich das Finale fällt etwas ab, hier wurde zu viel in zu wenig Zeit erzählt, sodass die einzelnen Elemente nicht richtig zum Tragen kommen wollen. Dieser Teil grenzt sich durch die durchgängigere Handlung von seinem Vorgänger ab, hat zwar nicht mehr dessen Überraschungspotential, aber eine unterhaltsame und spannende Geschichte parat, die ein neues Licht auf das Genre wirft.
Der Audio Verlag hat wie beim Vorgänger Nana Spier als Sprecherin verpflichtet, die sich voll in die Figur der Bianca eingefunden hat und ihren Charakter wunderbar an den Hörer wiedergeben kann. Dabei lässt sie die Entwicklung zu und verändert den Klang ihrer Stimme nicht nur der Situation entsprechend, sondern auch während der gesamten Handlung. An den spannenden Stellen hätte sie zwar ruhig etwas energischer sprechen können, dafür schafft sie in den passenden Szenen eine herrliche Gruselstimmung.
Das Motiv, das das Buchcover ziert, ist auch für die Hörbuchversion verwendet worden, auch hier wurde ein bekanntes Motiv variiert. Zu sehen ist wieder das Gesicht einer jungen Frau, der Hintergrund in einem kräftigen Violett eingefärbt. Der sehr gelungene Schriftzug kommt auch in Weiß gut herüber und macht fängt die geheimnisvolle Stimmung des Romans ein.
Fazit: Erstaunlich, welch andere Stimmung Gray hier aus ihrem Grundgerüst schafft. Das düstere Geheimnis wird kurzweilig und mit interessanten Abstechern aufgedeckt.
VÖ: 14.Januar 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1038-8
Evernight
Erster Eindruck: Der erste Kuss...
Bianca ist neu auf dem Evernight-Internat, doch schnell merkt sie, dass etwas nicht stimmt, was nicht nur an ihren Anpassungsschwierigkeiten bei den hochnäsigen anderen Schülern liegt. Doch erst, als sie sich in Lucas verliebt, merkt sie, was hinter den Mauern der Akademie wirklich vor sich geht – und ihr ganzes Leben wird komplett auf den Kopf gestellt...
„Evernight“ ist eine Romanreihe der Autorin Claudia Gray, die in das momentan sehr populäre Genre der romantischen Mystery-Geschichten für Jugendliche gehört. Doch es verfolgt einen anderen Ansatz als viele andere Bücher, in denen sich ein feinfühliges Mädchen in eine übernatürliche Gestalt verliebt. Denn in Evernight ist erst einmal gar nicht bekannt, um welches Geheimnis es hier überhaupt geht. Die ersten zwei CDs des Hörbuchs, also immerhin zwei fünftel des gesamten Romans, sind mit der Einführung der Personen beschäftigt, stellen Bianca intensiv vor, lassen den Schauplatz wirken und erste Gefühle zwischen Bianca und Lucas aufkeimen, stecken voller mysteriöser Andeutungen – um dann in einer wahrhaft überraschenden Wendung alles auf den Kopf und die bisher erzählten Sachen in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Fast ist man versucht, noch einmal von vorn anzufangen und mit der neuen Erkenntnis die Geschichte noch einmal neu zu erleben, wenn man nicht wissen wollen würde, wie es denn weiter geht. Auch hier setzt Evernight auf neue Akzente, führt neue Mythen ein und geht andere Wege. Auch hier geht es um eine tragische Liebesgeschichte zwischen zwei Figuren, die nicht zusammen sein dürften, für die es immer gefährlicher wird, und auch hier ist die Hauptperson weiblich, sensibel und ein wenig melancholisch. Doch die völlig neue Herangehensweise von Claudia Gray an das Genre ist unterhaltsam und macht lässt die Zeit schnell vergehen – und das sicherlich nicht nur bei Jugendlichen.
Sprecherin des Hörbuchs ist Nana Spier, die Freunden von Mystery-Unterhaltung besonders als die deutsche Stimme von Buffy bekannt sein dürfte. Ihr jugendlicher und immer etwas kecker Klang passt gut zu der Figur der Bianca, aus deren Sicht in Ich-Perspektive erzählt wird. Besonders gut gelungen sind hier die romantischen Szenen mit Lucas, in die Spier viel Emotion und Leidenschaft legt. Doch auch die Wandlung ihrer Figur kann sie klar einfangen und gibt dem Hörer immer Orientierung, an welcher Stelle ihrer Entwicklung sie gerade steht – eine ansprechende und gelungene Leistung.
Das Foto einer jungen Frau, nachdenklich-melancholisches Gesicht, geschlossene Augen, nur in Ausschnitten zu sehen – das Cover dürfte vielen bekannt vorkommen, denn ähnliches ziert eine erfolgreiche Romanserie. Dafür ist der Schriftzug sehr gut gelungen, verschnörkelt, düster und mit vielen kleinen Motiven versehen, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren. Auf der Rückseite darf natürlich ein Foto der Sprecherin nicht fehlen.
Fazit: Claudia Gray bringt völlig neue Ansätze in das Genre, überrascht mit einer wunderbaren Wendung und erzählt eine hübsche Liebesgeschichte – kurzweilige Unterhaltung.
VÖ: 15.Januar 2010
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8981-3942-7
Arkadien brennt
Erster Eindruck: Schlange und Panther
Rosa, die in Sizilien unverhofft zur Chefin eines Mafiaclans geworden ist, reist zurück in ihre Heimat New York, um mehr über Tabula und ihren verstorbenen Vater herauszufinden. Doch auch in der weit entfernten Stadt schlafen ihre Gegner nicht, und Rosa stößt zudem auf einige schreckliche Geheimnisse. Wem kann sie trauen und wem nicht?
"Arkadien erwacht" heißt der Auftakt zur neuen Buchreihe von Kai Meyer, es geht um Mafiaclans in Sizilien und Menschen, die sich in Teire verwandeln können. Der zweite Teil heißt "Arkadien brennt" und ist zeitgleich mit der Buchausgabe auch als Hörbuch erschienen. Es setzt direkt nach den Ereignissen des ersten Teils an, versetzt den Hörer aber erst einmal aus den bekannten Schauplätzen heraus und spielt in New York. Die Geschichte nimmt deutlich an Härte zu, in dem gleichen Maße wie auch Rosa und Alessandro erwachsener werden. Das spiegelt sich sowohl in Wortwahl als auch in den verwendeten Motiven wieder. Hinzu kommen sehr detailverliebte und bildhafte Beschreibungen, die hierzu im Gegensatz stehen und einen interessanten wie dynamischen Kontrast schaffen. Die Geschichte ist noch spannender, die Erkenntnisse aus dem ersten Teil werden umgeworfen, stets scheint man der Lösung des großen Geheimnissen nahe - bis zu den tollen und spannenden Ende. Ein Wort noch in Sachen "gekürzte Lesung": Auch hier wurden, wie im ersten Teil, Passagen für die Hörbuchumsetzung gekürzt. Das ist nach wie vor schade, aber wesentlich besser gelungen als bei "Arkadien erwacht". Die Übergänge scheinen nicht so hart, die Geschichte verliert nur wenig an Dynamik. Dieser zweite Teil gefällt mir wesentlich besser als der erste, schon jetzt freue ich mich auf den dritten Band.
Wie so oft bei Kai Meyer-Romanen ist Andreas Fröhlich als Sprecher im Einsatz, er passt wunderbar zu der vorherrschenden Stimmung. Mit lauter, eindrucksvoller Stimme spricht er die spannenden Szenen, hat bei anderen Parts einen weichen Klang, legt aber wie das Buch auch insgesamt an Härte zu. Den verschiedenen Charakteren verleiht er jeweils eine eigene Persönlichkeit, indem er die gesprochenen Passagen mit leicht veränderter Sprechweise intoniert. Eine sehr gelungene Leistung.
Das Cover des Hörbuches zeigt selbstverständlich auch das Motiv des Buches, dabei hat es einen ähnlichen Look wie der erste Teil und kann so die Zusammengehörigkeit klar herausstellen. Die schattenhaften Gestalten im Vordergrund, auch die Schlange, die eine wichtige Rolle spielt, dazu einige Ranken sowie New York im Hintergrund - wieder ein stimmungsvolles und gelungenes Coverbild.
Fazit: Der zweite Teil der Reihe geht härter zur Sache, vernachlässigt aber auch die melancholisch-romantische Seite nicht und hat mir besser als der erste Teil gefallen.
VÖ: Oktober 2010
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-8674-2072-3
Arkadien erwacht
Erster Eindruck: Auftakt zur neuen Meyer-Trilogie
Rosa Alcantara verlässt Amerika, um einen Neustart im Land ihres Vaters, Italien, zu wagen. Schon bei ihrer Ankunft lernt sie Alessandro kennen, der sie mit seiner rauen Art fasziniert. Doch Rosa wird in einen Strudel aus Gewalt, Erpressung und Mord gezogen, denn die Alcantaras gehören einem mächtigen Mafia-Clan an. Und sie stößt auf weitere, schreckliche Geheimnisse...
Kai Meyer, einer der erfolgreichsten deutschen Autoren, hat mit "Arkadien erwacht" den ersten Teil seiner neuen Trilogie geschaffen, und auch eine Hörbuchadaption sollte nicht lange auf sich warten lassen. Gleich zu Beginn wird uns die Titelheldin Rosa vorgestellt, sarkastisch, trocken und ziemlich tough. Ihr Figur lässt den Hörer aufhorchen, schnell ist man von ihr gefangen und fiebert mit. Leider macht die Geschichte einem vorerst das Mitfiebern schwer, denn sehr lange Zeit plätschert die Handlung vor sich hin, zur Vorstellung der Rahmenbedingungen hat sich Meyer viel Zeit gelassen, was stark auf Kosten der Dynamik geht. Die Szenerie der verfeindeten Mafia-Clans ist zwar nicht uninteressant, wird aber keinesfalls ausgekostet sondern eher wie nebenbei erzählt. Die Liebesgeschichte zwischen Rosa und Alessandro ist recht interessant, besonders vor dem Hintergrund, der starke "Romeo und Julia"-Anleihen hat. Doch gegen Ende wird die größte Stärke der Meyer-Romane doch noch ausgespielt: Die Vermischung von Realität und Fantasie, die ein reizvolles Zusammenspiel ergibt und der Geschichte zumindestens ein versöhnliches Ende gibt, das durchaus Lust auf die folgenden Romane macht. Schade, dass man sich hierfür durch eine etwas langamige Vorgeschichte wühlen muss.
Sprecher des Hörbuchs ist Andreas Fröhlich, der nicht nur aus vielen Hörspielen bekannt ist, sondern auch schon als Sprecher für andere Kai Meyer-Hörbücher fungiert hat. Zur Unterscheidung der Charaktere hat er leicht veränderte Sprechweisen gewählt, eine andere Akzentuierung oder eine andere Stimmfarbe, lässt sich aber glücklicherweise nicht zum Verstellen der Stimme hinreißen. Mit seiner dynamischen Art kann er Spannung erzeugen oder den Hörer in Sicherheit wiegen, gibt Pausen, um das Gehörte wirken zu lassen oder lässt mit lauter Stimme eine spannende Szene zum Leben erwachen. Eine sehr gute Leistung.
Hier wurde komplett auf Musik verzichtet, auch in den Pausen zwischen zwei Kapiteln gibt es keinerlei akkustische Ablenkung. So liegt der ganze Fokus auf Andreas Fröhlich, der mit seiner Stimme genügend Gestaltungsmöglichkeiten bietet.
Das Titelbild des Buches wurde auch für das Hörbuch übernommen und zeigt die Silouhette des immer wieder auftauchenden Panthers, der eine wichtige Rolle in dem Roman spielt. Die altertümliche Karte und der knorrige Baum wirken dabei gut zusammen. Das Innere des Digipacks ist eher schlicht, kann aber mit einigen Zusatzinformationen und Zitaten aufwarten.
Fazit: "Arkadien erwacht" bildet den Auftakt einer neuen Kai Meyer Trilogie es braucht seine Zeit, bis "Arkadien erwacht" wirklich erwacht und eine spannende Geschichte entwickelt, aber dann ist es eine gelunge Fantasy & Lovestory.
VÖ: Oktober 2009
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-386741-055-6
Artemis Fowl – Der Atlantis-Komplex
Erster Eindruck: Bösewicht mal ganz anders
Artemis Fowl, der größte Meisterdetektiv seiner Zeit, cool, abgebrüht und geniel – doch seit neuestem verhält er sich ziemlich merkwürdig! Der Einfluss der Magie hat dafür gesorgt, dass er den Atlantis-Komplex bekommen hat und nunmehr voller Paranoia ist. Elfe Holly macht sich sorgen und will helfen, doch es kommt sogar noch schlimmer...
Artemis Fowl, eine Buchreihe von Autor Eoin Colfer rund um den gleichnamigen und höchst jugendlichen Schwerverbrecher, der durch diverse Umstände mit dem geheimnisvollen (und ziemlich unkonventionellen Erdvolk) in Berührung kommt, geht mit „Der Atlantis-Komplex“ in die siebte Runde. Die Geschichte sprüht wieder nur so von äußerst kreativen Einfällen, während sich interessante Figuren darin tummeln – meist fantastische Gestalten, die ernsthafte Fantasy ziemlich auf die Schippe nimmt. Dabei wird wieder viel Wert auf die liebgewonnenen Charaktere aus den anderen Bänden gelegt, die der Hörer dieses Hörbuches auf einem weiteren Abenteuer begleiten kann, beispielsweise der grobschlächtige Butler und seine charmante Schwester Julie, die zusammen einen reizvollen Kontrast bilden. Die Geschichte ist sehr einfallsreich, Artemis' Krankheit führt zu etlichen neuen Verstrickungen und sorgt zudem für witzige Momente. Leider fehlt dem Ganzen etwas an dem Biss und dem tiefschwarzen Sarkasmus der vorangegangenen Bücher, was schließlich das besondere der Reihe ist. Dank des wunderbaren Bösewichts, der durch und durch interessant und gelungen ist, wird dies etwas abgefedert. Leider wurden hier einige Stellen gekürzt, sodass die Hörer des Hörbuches im Gegensatz zum Leser nicht in den vollen Genuss der Geschichte kommt. Trotzdem liegt hier wieder ein spannendes, lustiges und kurzweiliges Abenteuer von Artemis Fowl vor, das Fans der Serie begeistern dürfte.
Rufus Beck spricht das Hörbuch mit seiner ihm eigenen Art, wie auch schon die vorigen der Reihe. Er schafft es, mit spannungsgeladener Stimme für zusätzliche Aufregung zu sorgen, mit sanftem Klang die wenigen ruhigeren Passagen zu gestalten und wird mit höchst ironischem Unterton dem aberwitzigen Humor der Reihe gerecht. Durch ihn wird dieses Hörbuch zu einem echten Erlebnis, da er die Spannung hautnah an den Hörer weitergibt.
Natürlich wurde für das Cover die Illustration des Buches verwendet, die mittlerweile den eigenen Stil der Buchreihe repräsentiert. Darauf zu sehen sind Holly und Artemis, der hier ein wenig erwachsener aussieht – auf jeden Fall ein hübscher Anblick. Die 6 CDs befinden sich in einer stabilen Papphülle und werden in die dafür vorgesehenen Laschen gesteckt, als Bonusmaterial sind lediglich Kurzinfos zu Eoin Colfer und Rufus Beck zu finden.
Fazit: Auch der siebte Artemis Fowl-Band sprüht wieder vor Charme und irrwitzigen Einfällen. Die Handlung ist nicht ganz so bissig wie zuvor, kann aber dennoch überzeugen.
VÖ: März 2011
Label: Hörbuch-Hamburg
Bestellnummer: 978-3-89903-322-9
Bis(s) zum Abendrot (Vollständige Lesung)
Erster Eindruck: Dritter Teil der Vampirsaga
Mit ihrer Liebe zum Vampir Edward Cullen ist Bella ins Visier dunkler Mächte geraten. Schnell findet sie heraus, dass die geheimnisvolle Mordserie im nahe gelegenen Seattle mit ihr zu tun hat, doch erst im Laufe der Zeit erfährt sie die ganzen Dimensionen. Währenddessen versucht ihr Jugendfreund Jacob, der ein Werwolf ist, sie von der Liebe zu Edward abzubringen...
Die Twighlight-Serie von Stephanie Meyer ist längst zum Kult geworden und ist für viele Fans zu einem wichtigen Bestandteil ihres Lebens geworden. Klar, dass da eine gekürzte Lesefassung nicht in Frage kommt, weswegen nun auch der dritte Teil „Bis(s) zum Abendrot“ als vollständige Lesung erhältlich ist. Der Grundtenor der Buches ähnelt selbstverständlich den beiden Vorgängern. Es ist eine ganz eigene Stimmung, die hier geschaffen wurde, sehr lebendig, aber auch leidenschaftlich, stellenweise poetisch. So fällt es leicht, sich in die Welt der Vampire versinken zu lassen, Bellas Reise zu begleiten und die vielen Figuren lieb zu gewinnen. Die Handlung des dritten Teils ist insgesamt noch düsterer und brutaler geworden, der faszinierende Gedanke der Armee aus jungen Vampiren, geschaffen allein um Bella zu töten, ist ein sehr reizvoller, der gut ausgearbeitet wird und so seine Wirkung nicht verfehlt. So baut sich über die gesamte Länge ein gekonnter Spannungsbogen auf, der einen trotz (oder gerade wegen?) der teilweisen ruhigen Ausstrahlung auf die kommenden Ereignisse hinfiebern lässt. Auch Der Erzählteil mit Jacob spielt immer wieder in die Handlung mit ein und bietet einen weiteren interessanten Aspekt der Vampirsaga. Für Fans der Reihe ist dieses Hörbuch sowieso ein Muss, und auch Neueinsteigern würde ihr eher zu dieser Fassung als zur gekürzten Lesung raten, die der Erzählverauf flüssiger, die Handlung noch intensiver dargestellt wird.
Natürlich ist auch hier wieder Annina Braunmiller als Erzählerin ausgewählt worden, als Stimme der Bella in den Twighlight-Filmen ist sie für viele Fans eng mit dem Stoff verbunden. Auch hier kann sie eine sehr gefühlsbetonte Stimmung heraufbeschwören, die aus der Sicht von Bella erzählten Ereignisse intensiv und lebendig vortragen. Dabei ist sie sehr flüssig und bringt in den temporeicheren Szenen zusätzliche Spannung mit ein. Der Epilog am Ende ist von Max Felder gesprochen, ebenfalls Synchronisationssprecher, der einen verheißungsvollen und gut gestalteten Ausblick auf den nächsten Band gewährt.
Ein geschwungenes, rotes Band, welches in zwei Teile zerreißt – auch das Titelbild zu diesem Hörbuch wirkt poetisch, das Band scheint sich tatsächlich gerade in Bewegung zu befinden. Da ausschließlich Rottöne, Schwarz und Weiß verwendet wird, wirkt alles sehr stimmig. Auf der Rückseite der stabilen Pappbox finden sich zudem Fotos der beiden Sprecher.
Fazit: Die Geschichte geht weiter, düsterer, gefährlicher. Aber auch die großen Gefühle werden nicht vernachlässigt, wozu auch diese sehr gute Lesung beiträgt.
VÖ: Februar 2011
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-077-8
Bis(s) zur Mittagsstunde (Vollständige Lesung)
Erster Eindruck: Edward oder Jacob?
Nach den gefährlichen Ereignissen mit Victoria und den anderen Vampiren ist Bella glücklich, endlich mit Edward zusammen zu sein. Doch neue Wolken ziehen am Horizont herauf, als eines Tages Edward seinen Blutdurst kaum zurückhalten kann. Er begibt sich auf die Reise zu den Volturi, und nur Bella kann ihn von seinem Unterfangen noch aufhalten...
Mit der gekürzten Lesung des Erfolgsromans "Bis(s) zur Mittagsstunde" waren viele Fans der Buchreihe nicht wirklich zufrieden. Ungünstig gekürzt und zu emotionslos vorgetragen war fast die einhellige Meinung. Diesen Kritikern wurde nun Abhilfe geschaffen mit einer Neuvertonung der Geschichte, dieses mal in Originallänge und gelesen von Annina Braunmüller, die auch schon in den Twilight-Filmen die Bella synchronisiert hat. Mehr als passend also - und so aus diesem Hörbuch eine lobenswerte Adaption der Bücher geworden. Die Geschichte verströmt einen sehr melancholishen Flair, die tiefe Liebe, die Bella für Edward empfindet, lässt die junge Frau fast zerbrechen - sehr intensive Szenen, die die volle Romantik des Buches wiederspiegeln. Die Handlung ist dabei nicht temporeich, sondern kostet den Moment vollends aus und beschreibt in teilweise dramatischen Bildern eindrucksvoll Bellas Gefühlswelt. Ihre Verwirrung, als sie sich auch in den Werwolf Jacob verliebt, kann sehr intensiv auf den Hörer übertragen werden. Verstärkt wird dies dadurch, dass Edward in weiten Teilen des Romans nicht persönlich Auftritt, aber immer wie ein Schatten über dem Geschehen hängt. Gegen Ende erfährt die Geschichte dann eine Steigerung des Tempos, bis zu einem hochdramatischen Finale, welches dem Buch ein würdiges Ende setzt. Die genaue und detaillierte Darstellung der Charaktere, die ausdrucksstarke Bildhaftigkeit von Bellas Gefühlen sowie die Wahl der Ich-Erzählerin Bella machen auch aus dem zweiten Teil der Buchreihe etwas ganz besonderes, das dieses mal auch die Hörbuchumsetzung einfangen kann.
Annina Braunmüller ist eine hervorragende Wahl für die Sprecherin des Hörbuches, und das nicht nur, weil sie schon aus den Filmen bekannt ist. Vielmehr schafft sie es, eine große Melancholie mit ihrer Stimme heraufzubeschwören und so die leidende Bella sehr intensiv und gefühlsbetont darzustellen. Hier hat sie ihre vielen Höhepunkte, doch auch in der Darstellung der anderen Charaktere leistet sie Hervorragendes. Auch wenn sie ihre Stimme nicht wirklich verstellt, bekommt jede Rolle einen etwas anderen Klang. Eine sehr punktgenaue und intensive Lesung, die mit vielen langjährigen Hörbuchprofis mithalten kann.
11 CDs mit über 14 Stunden Laufzeit umfasst dieses Hörbuch, verpackt sind sie in schlichten Papierhüllen. Das Titelbild der stabilen Pappbox stammt von der amerikanischen Originalausgabe und zeigt eine rot-weiße Blüte - schlicht, aber sehr passend. Das kleine Booklet hätte ruhig etwas ausführlicher ausfallen können und bietet lediglich Kurzinfos zu Autorin und Sprecherin.
Fazit: Eine ganz wunderbar Lesung, die dem Buch völlig gerecht wird und die Gefühlswelt Bellas durch glaubwürdige Interpretation in den Mittelpunkt rückt.
VÖ: Oktober 2010
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-076-1
Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl - Das zweite kurze Leben der Bree Tanner
Erster Eindruck: Blut und Armee
Der Kampf von Bella und Edward gegen die Armee aus Jungvampiren nimmt einen dramatischen Verlauf, und auch die erst drei Monate alte Bree Tanner nimmt leidenschaftlich daran teil. Unter der Führung von Victoria zieht sie in die grausame Schlacht gegen die Culluns...
Die vierteilige "Bis(s)"-Reihe von Stephanie Meyer bricht alle Rekorde und ist auch heute noch dank Film und gutem Merchandising in aller Munde. Und auch die Autorin selbst hat es sich nicht nehmen lassen, die Buchreihe um einen interessanten Aspekt zu bereichern. In "Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl", das eigentlich nur eine Kurzgeschichte werden sollte, werden Handlungen aus den dritten Band neu erzählt, und zwar aus der Sicht der jungen Vampirin Bree Tanner, die gegen die Hauptfiguren der eigentlichen Bücher kämpft und uns so einen Einblick in die dunkle Seite der Vampire erlaubt. Das ist für Fans von Bella und Edward eine sinnvolle und interessante Ergänzung, zumal nicht nur die bösartige Seite in den Vordergrund gestellt wird. Vielmehr erscheint Bree in vielen Facetten, erweckt sogar Mitleid beim Leser und kann die vielschichtige Twighlight-Welt somit ergänzen. Der Ausgang des Buches ist Fans der Serie natürlich schon bekannt, weswegen dann natürlich nicht sonderlich viel Spannung aufkommen kann. Die teilweise grausamen Schilderungen und die interessante Perspektive ergeben jedoch eine einzigartige Stimmung, die für die Anhänger von Twilight ein Muss ist und die wunderbare Sprache von Stephanie Meyer vorweisen kann.
Sprecherin des Hörbuches ist die wunderbare Marie Bierstedt, die mit ihrer eher sanften Stimme einen zusätzlichen interessanten Aspekt in die Handlung mit einbringt. Sehr dynamisch und mit immer wieder anderen Klängen erweckt sie einen sehr lebendigen Eindruck, allen Figuren widmet sie genügend Aufmerksamkeit. Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen Bierstedt mehr aus sich heraus geht und ihre Stimme kalt und wütend klingen lässt.
Eine melancholische Frau sowie der geschwungene Schriftzug, gefärbt gelblichen Tönen - die Covergestaltung ist natürlich an das Titelbild des Buches angelehnt. Die Gestaltung ist mittlerweile zum Erkennungsmerkmal der Serie geworden und funktioniert auch bei diesem Format.
Fazit: Ein interessanter Einblick in die dunkle Seite von der "Bis(s)"-Reihe, der sehr atmosphärisch gelungen ist und hier gut vorgetragen wird.
VÖ: 23.Juli 2010
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-8674-2080-8
Bis(s) zur Mittagsstunde
Erster Eindruck: Wo die Liebe hinfällt...
Die Beziehung zwischen Bella und Edward scheint nach einem blutigen Zwischenfall auseinander zu brechen, denn Edward entschließt sich zu ihrem Schutz, Bella zu verlassen. Für die junge Frau bricht eine Welt zusammen, doch es war nicht ihr letztes Aufeinandertreffen. Denn bald ist Edward in größter Gefahr...
Auch mit dem zweiten Roman ihrer Vampr-Saga "Twilight" hat Autorin Stephanie Meyer einen Volltreffer gelandet und sich in Millionen von Herzen geschrieben. In Deutschland unter dem Titel "Bis(s) zur Mittagsstunde" erhältlich wird die Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward fortgeführt und um neue Elemente erweitert. Natürlich ist das Hörbuch wieder von Ulrike Grote eingesprochen worden und bei Silberfisch erschienen. Aus der Sicht von Bella erleben wir ihre aufregende Beziehung zum Vampir Edward, und das interessante ist, dass nicht nur der Verlauf der Geschichte unterhält, sondern auch die jeweilige Momentaufnahme einer Szene. Jedes Kapitel hat seine eigene Magie, kann auch mit Kleinigkeiten fesseln und lässt den Hörer in der Geschichte versinken. Wunderschön und hochromantisch, aber nie kitschig, sodass nicht nur die angesprochene Zielgruppe begeistert ist. Dass hier durch die Trennung von Edward und Bella das Traumpaar auseinandergerissen wird und wesentlich mehr spannende Szenen vorhanden sind als im ersten Teil, macht "Bis(s) zur Mittagsstunde" zum abwechslungsreicheren der beiden Bücher. Eine hervorragende Fortsetzung des ersten Teils und glücklicherweise nicht eine bloße Kopie von diesem.
Ulrike Grote ist wieder als Sprecherin des Hörbuches ausgewählt worden und geht eine enge Bindung mit Bella ein, da die Ereignisse aus ihrer Sicht geschildert werden. In den Passagen, in denen Bellas Gefühlswelt beschrieben wird, trumpft Grote besonders aus und spricht mit ausdrucksstarker, teilweise fast poetischer Stimme. Wie auch im ersten Hörbuch klingt ihre verstellte Stimme bei einigen Dialogen jedoch etwas befremdlich.
Dem Buch ist das Titelbild der Hörausgabe entnommen, die abgebildete junge Frau wirkt sehr zerbrechlich, während die eingesetzten grafischen Elemente das Ganze interessanter machen. Kleine Infotexte zu Autorin und Sprecherin sind im Inneren des stabilen und schön gestalteten Digipacks zu finden.
Fazit: Auch die Fortsetzung ist sehr gefühlsbetont, aber auch spannender und vielseitiger. Ein tolles Hörbuch!
VÖ: Februar 2008
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-33867420136
Erster Eindruck: Erfolgreichste Vampirsaga der letzten Zeit
Bella ist nicht sonderlich begeistert, als sie in die verregnete Kleinstadt Forks zu ihrem Vater ziehen soll. Erst als sie in der Schule den anziehenden Edward kennen lernt, beginnt das dortige Leben Spaß zu machen. Doch der geheimnisvolle Teenager zieht sich schnell wieder von Bella zurück, und so kommt sie langsam seinem Geheimnis auf die Spur...
Stephanie Meyers Romane um die Liebesgeschichte zwischen Bella, der Hauptfigur, und dem Vampir Edward gehören zu dem momentan populärsten und gehyptesten Romanen der letzten Zeit, nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Kinoumsetzungen unter dem Titel der Originalausgabe "Twilight". Auch Hörbücher dürfen da natürlich nicht fehlen, diese erschienen beim Label Silberfisch und werden von Ulrike Grote gelesen. Schnell entfaltet sich auch hier der Reiz der Geschichte, der die Bücher so lesenswert macht. Fernab von Kitsch wird eine romantische Liebesbeziehung geschildert, voller Zauber, voller Sehnsucht und voller interessanter Charaktere. Der Vampirmythos wird clever variiert und so glaubwürdig eingebunden, dass er fast zur Normalität wird. Denn schnell kann man sich in die Geschichte einfinden, leidet und hofft mit Bella mit, ist gefangen in der Welt der Geschichte und kann das spannende Finale kaum erwarten. Hier sind auch einige Bösewichte zu finden, die zusätzlichen Reiz in die Geschichte bringen. Ein hervorragender Auftakt zu der Buchreihe, an dem man sich trotz eventueller Vorurteile ruhig einmal heranwagen sollte.
Ulrike Grote ist Sprecherin der Hörfassung und kann Bellas Gefühlswelt sehr gut einfangen. Da das Buch aus der Ich-Perspektive geschildert ist, trägt sie auch in Erzählpassagen ihre Gefühle sehr gut an den Hörer. Problematisch wird es allerdings in den Dialogen, die Grote teils mit verstellter Stimme vorträgt, die aufgrund ihrer Stimmfarbe oftmals nicht zu den Charakteren passen wollen.
Mittlerweile ist das Hörbuch in verschiedenen Fassungen erhältlich, mit dem entsprechenden Buchcover, aber auch mit einem Foto aus dem Kinofilm als Titelmotiv. Gelungen sind beide, da die stabile Papphülle die 6 CDs sicher aufbewahrt und mit kleinen Zitaten aus dem Buch und kleinen Infos geschmückt ist.
Fazit: Die gefühlvolle, dabei nie kitschige Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward hat auch als Hörbuch ihren Reiz.
VÖ: Januar 2009
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-8674-2822-4
Bibi und Tina - Schatten über dem Martinshof
Erster Eindruck: Zickige Gäste und fiese Bauherren
Der Martinshof bekommt überraschend einen neuen Gast, die hochnäsige Fiona, die bisher nur in einem teuren Feriencamp gastiert hat. Ihr Vater ist ein Bauunternehmer und plant, auf dem Gelände des Martinshofes eine luxuriöse Ferienanlage aufzubauen. Natürlich wollen Bibi und Tina das verhindern, doch Graf von Falkensetin wird zunehmend unter Druck gesetzt, das Gebiet zu verkaufen...
Wie auch "Bibi Blocksberg" erhält die Spin-Off-Serie "Bibi und Tina" mit der Junghexe ein neues Format als Hörbuch. Auch hier erscheint vorerst nur eine Folge, und diese trägt den Titel "Schatten über dem Martinshof". Die Geschichte ist schnell zusammengefasst und enthält eigentlich nicht allzu viele Wendungen, im Verlaufe der immerhin 139 Minuten Laufzeit fällt dies aber gar nicht weiter auf. Vielmehr ist die positive Grundstimmung der Serie äußerst angenehm, sodass man gerne lauscht und über die ein oder andere Länge hinwegsehen kann. Prinzipiell ist die Handlung auch typisch für die Hörspielserie, bekannte Themen wie die Rettung des Martinshofes vor einem skrupellosen Unternehmer werden hier neu zusammengefügt und variiert. Schnell entsteht so das typische Gefühl, das bei "Bibi und Tina" von so vielen geschätzt wird. Auffällig ist, dass das Thema Hexen so sehr in den Hintergrund tritt. Bibi wirkt vielmehr wie eine ganz normale Jugendliche, die freche, witzige und unkonventionelle Junghexe mutiert zur engagierten Jugendlichen. Vielleicht, weil sich diese Produktion noch mehr als die Hörspielserie an Mädchen im frühen Teenageralter richtet? Für diese ist "Schatten über dem Martinshof" sicherlich eine Empfehlung, und auch der ein oder andere Erwachsene wird seine Freude daran haben.
Sascha Rotermund liest die Geschichte und überzeugt mit seiner festen, warmen Stimme, die er gekonnt einsetzt, um die Spannung der Handlung zu übertragen. Ohne die Stimme großartig zu verstellen verleiht er jedem Charakter seinen eigenen Klang, sodass vom Mädchen bis zum gestandenen Mann jede Figur von der anderen unterscheidbar ist. Eine gute Leistung!
Geräusche sind keine vorhanden, wobei dies bei einem Hörbuch, das sich eher an jüngere Zuhörer richtet, vielleicht empfehlenswert gewesen wäre. Der Titelsong der Hörspielserie wird hier in einer ruhigen Klavierversion als Anfangsmelodie verwendet, was eine angenehmen Einstieg bildet.
Auch das Cover wirkt erwachsener als die der Hörspiele, Bibi und Tina sind schlicht mit ihren Pferden vor dem violett eingefärbten Martinshof zu sehen. Der Balken mit den wichtigsten Infos verstärkt diesen Eindruck noch. Die 2 CDs sind in einem stabilen Digipack zu finden, das hinter den Discs eine kleine Kapitelübersicht enthält.
Fazit: Eine typische und unterhaltsame Geschichte mit kleineren Längen. Die Lesung ist gelungen und richtet sich an etwas älteres Publikum.
VÖ: 12. März 2010
Label: Kiddinx
Bestellnummer: 4001504231026
Bibi Blocksberg - Im Tal der wilden Hexen
Erster Eindruck: Ziemlich viele -ias
Bibis Oma Grete erzählt der aufgeweckten Junghexe vom Tal der wilden Hexen, einem Ort nur für magiebegabte Damen, die dort ohne Regeln oder Vorschriften zusammenleben. Klar, dass Bibi dorthin will. Doch die theatralische Hexe Furiosa macht ihr das Leben ordentlich schwer. Können Karla Kolumna und Moni helfen, die Bibi begleitet haben?
Bibi Blocksberg ist für viele der Inbegriff von Hörspielen, Generationen sind mit den Geschichten der frechen kleinen Hexe aufgewachsen. Auch heute noch hat sie bei vielen Erwachsenen und Kindern einen Stammplatz in Hörspielregal und Herz fest eingenommen. Grund genug für das Label Kiddinx, neben den normalen Hörspielfolgen auch Hörbücher der Serie zu veröffentlichen, den Anfang macht "Im Tal der wilden Hexen". Die Geschichte ist eigentlich typisch für die Junghexe aus Neustadt, viele bekannte und einige neue Charaktere sorgen für Unterhaltung. Die "neuen" Hexen wirken jedoch etwas einfallslos und blass (wie im Übrigen deren Namensgebung auch), lediglich die exaltierte Furiosa gibt eine gute Bösewichtin ab und kann mit ihren Ecken und Kanten für Spannung sorgen. Neue, interessante Einfälle halten die Geschichte am Laufen und machen sie durchaus interessant, über die gesamte Laufzeit wird genügen Stoff für den Hörer geboten. Ob auch Kinder der Geschichte gut folgen können, halte ich aber für fraglich. Zum einen, weil die Laufzeit von über 150 Minuten deutlich über der einer Hörspielfolge liegt, zum anderen weil das ausschließliche Vorlesen zu monoton für unter 12-jährige sein könnte. Ein paar Geräusche wie das berühmte Hex-"Pling Pling" hätten die Sache wohl aufgelockert. Für ältere Kinder und Erwachsene, die der kleinen Hexe noch verfallen sind, dürfte dieses Hörbuch aber durchaus eine Alternative sein, die ruhiger und umfangreicher als die Hörspielserie ist.
Sprecherin des Hörbuches ist Alexandra Marisa Wilcke. Sie verleiht jedem Charakter eine ganz eigene Note, besonders bei Furiosa kann sie auftrumpfen und liefert eine gekonnte Darstellung ab. Sogar Karla Kolumna, bei vielen die Lieblingsfigur der Serie, kann sie überzeugen und stellt das herzliche Energiebündel sehr gut dar. Auch in den Erzählpassagen wirkt sie gut, könnte aber ab und an etwas mehr Dramatik in die Stimme legen.
Als kleine Einstiegsmelodie wurde der bekannte Titelsong am Klavier eingespielt - sehr reduziert und ruhig, fast schon richtungsweisend für die ganze Produktion. Ansonsten sind keinerlei akkustischen Mittel eingesetzt, wie oben schon erwähnt wären einige Geräusche oder kurze Melodien hilfeich zur Auflockerung des Ganzen gewesen.
Auch das Coverbild weist mit seinen scharfen Abgrenzungen und dem kleineren Schriftzug auf eine erwachsenere Version der Junghexe hin. Das Titelbild ist mit glitzernder Farbe ausgestattet und wirkt so sehr aufwändig. Im schön gestalteten Inneren des hochformatigen Digipacks sind noch Kurzvorstellungen von drei Charakteren zu finden.
Fazit: Ein interessanter Versuch, und größtenteils auch gelungen. Allerdings eher für ältere Kinder geeignet.
VÖ: 12. März 2010
Label: Kiddinx
Bestellnummer: 4001504231019
Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten
Erster Eindruck: Der Quell der Jugend
Jack Sparrow bekommt einen ungewöhnlichen Auftrag von einem ebenso ungewöhnlichen Auftraggeber: Der König bittet ihn, die Quelle der ewigen Jugend zu finden, doch er schlägt aus und macht sich auf eigene Faust auf die Suche. Neben zwei Artefakten benötigt er dafür auch die Träne einer Meerjungfrau...
Der vierte und (bisher) letzte Teil der Fluch der Karibik-Saga mit dem Titel „Fremde Gezeiten“ darf natürlich in der Reihe von inszenierten Lesungen nicht fehlen, die Emi nach der Vorlage von Wolfgang und Rebecca Hohlbeins Romanen produziert hat. Diese sind wiederum nach den Filmen entstanden und sind eher eine Nacherzählung der Ereignisse denn ein eigenständiger Roman mit eigenen Elementen. Dass dabei weder den Flair eines Hohlbein-Werkes erreicht wird noch die Atmosphäre des Filmes eingefangen wird, ist schade und lässt auch dieses Hörbuch zu einer eher langgezogenen Angelegenheit werden – kein Wunder, wurde die Handlung des etwa zweieinhalbstündigen Filmes doch auch immerhin 6 CDs gepresst. Die Ereignisse werden nicht so intensiv dargestellt und flachen merkwürdig ab, die eigentlich gelungene Filmstory weist hier viele Längen auf und kann nicht die Dynamik der Vorlage entwickeln. Auch diese vierte Umsetzung dieser Art kann nicht überzeugen.
Wie die vorigen drei Teile wird auch diese Geschichte von Martin Balscheid gesprochen, der es schafft, zumindest einige Passagen dynamisch und spannend darzubieten. Die vielen Actioneffekte kommen hier naturgemäß nicht sonderlich bildgewaltig herüber, trotzdem sind einige der Kämpfe und die ein oder andere Flucht durch Balscheids Leistung recht gut eingefangen. Auch die Darstellung der verschiedenen Charaktere hat er gut im Griff.
Musikalisch ist diese inszenierte Lesung auf dem gleichen Niveau wie die übrigen Teile, an die Filmmusik angelehnt werden hier hübsche Melodien dargeboten, die das Piratenthema gut zur Geltung bringen. Auch etliche Geräusche lassen die Geschichte aufleben und sorgen für einige gelungene Momente, hier wird noch gute Arbeit geleistet, um die Wirkung der Handlung zu entfalten.
Die Aufmachung ist äußerst schlicht und hat keinerlei Extras zu bieten. Neben dem Filmplakat auf der Vorderseite sind beispielsweise keine Fotos aus dem Film zu finden, die wenigstens einen kleinen optischen Anreiz geboten hätte. Nur ein paar Totenköpfe zieren die Aufmachung. Die Angaben halten die nötigsten Produktionsinfos bereit.
Fazit: Das mystische und spannende Kinoabenteuer kann hier nicht diese positive Wirkung entfalten und beinhaltet einige Längen.
VÖ: 3.Juni 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908205520
Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
Erster Eindruck: Im Reich der Toten...
Jack Sparrow sitzt nach dem Kampf mit einem riesigen Kraken in der Unterwelt fest, und seine Freunde Will, Elisabeth und Barbarossa wollen ihn befreien. Dafür besorgen sie sich von dem Piraten Sao Peng in Singapur die Karten – und schaffen es tatsächlich, Sparrow zu retten. Doch dann taucht Sao Peng wieder auf, und die Geschichte nimmt ihren Lauf...
Mit dem dritten Teil der Piraten-Saga „Fluch der Karibik“ wurde die Handlung des Kinoerfolgs noch düsterer und mysteriöser. Dieses schlägt sich natürlich auch in dem entsprechenden Hörbuch von EMI wieder, das nach dem Buch zum Film von Wolfgang Hohlbein und seiner Tochter Rebecca entstanden ist. Die grundlegenden Dinge werden hier gut vermittelt, die teils recht verworrene Handlung kommen hier etwas klarer herüber, was vielleicht auch an der ausgedehnteren Länge liegt, die dem Hörer mehr Zeit zum Reflektieren bietet. Dennoch kann auch hier die Stimmung des Filmes nicht richtig aufkommen, zu oberflächlich und gefühllos werden die einzelnen Parts der Vorlage herunter erzählt, ohne wirklich auf die Charaktere einzugehen oder neue Elemente hinzuzufügen. Schade, denn es ist gerade die Atmosphäre, die die Filmumsetzung so besonders macht. Aber auch dieser dritte Teil schafft es nicht zu fesseln, zumal die Geschichte an sich auch nicht so stark wie seine beiden Vorgänger ist.
Als Sprecher des Hörbuchs wurde erneut Martin Balscheid ausgewählt, der lebendig und mit einer gewissen Dynamik die Geschichte vorträgt und damit zumindest etwas Stimmung schaffen kann. Trotzdem hat wohl jeder, der die Filme gesehen hat, sehr eingeprägte Bilder von den Charakteren, die Balscheid nicht ganz einfangen kann, sodass auch diese etwas flach wirken.
Sehr gelungen ist hingegen die akustische Umsetzung des Hörbuchs, das als inszenierte Lesung angelegt ist. So ist viel Musik eingefügt, die an die Filme erinnert und das Piratenthema gut aufgreift. Auch die Geräusche fügen sich sehr gut in das Gesamtwerk ein und machen nicht nur einige Vorgänge klarer und lebendiger, sondern schaffen zumindest ein wenig Atmosphäre.
Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern ist die Gestaltung der CD-Box nicht in schwarz, sondern in weiß gehalten – was auch an dem Titelmotiv liegen dürfte, das Jack Sparrow in undurchdringlichem Nebel zeigt. Ansonsten sieht alles aus wie sonst, also eine sehr schlichte Aufmachung ohne jegliches Bonusmaterial oder Abwechslung bei der Optik.
Fazit: Schon die Vorlage bietet nicht so viel Spannung wie seine Vorgänger, und die Übertragung in dieses Medium ist nicht allzu gelungen.
VÖ: 30.September 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908204820
Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
Erster Eindruck: Inszenierte Lesung mit bekanntem Thema
Während ihrer Hochzeitsfeier werden Elisabeth Swann und Will Turner verhaftet, da sie dem berüchtigten Piraten Jack Sparrow zur Flucht verholfen haben. Doch Lord Beckett ist eigentlich nur hinter dem magischen Kompass des Piraten her. Derweil wird dieser auch noch von ganz anderer Seite verfolgt...
Wolfgang Hohlbein ist bekannt als Autor für trickreiche Romane mit überraschenden Wendungen sowie jede Menge Atmosphäre, die sich aus detaillierten Beschreibungen ergibt. Nach den bekannten Filmen der Serie „Fluch der Karibik“ hat er die Romane verfasst, konnte aber auch beim zweiten Teil aufgrund des engen Korsetts der Vorgabe seine Stärken nicht ausspielen. Da der Großteil der Hörer der inszenierten Lesung die Handlung des Filmes schon kennen dürften, sind keine größeren Überraschungen zu erwarten. Umso bedauerlicher, dass Hohlbein scheinbar keine eigenen Elemente einbauen durfte, die der Geschichte Abwechslung oder Variation bieten würden. Entstanden ist hier also eine reine Nacherzählung, die den Flair der Filme nicht so recht einfangen mag. Zwar sind einige Szenen richtig gut umschrieben und erzeugen eine gewisse Dynamik – insbesondere sind hier die Kampfszenen zu nennen, die gut umgesetzt wurden. Insgesamt ist dieses Hörbuch aber ein sehr zweischneidiges Schwert und kommt bei weitem nicht an die Genialität des Filmes heran.
Auch hier ist wieder Martin Balscheid für die Rolle des Sprechers gewählt worden, der auch schon dem vorigen Teil eine gewisse Dynamik abgewinnen konnte. Mit unterschiedlichen Tempos und flexiblem Ausdruck passt er seine Stimme an die jeweilige Situation an und kann diese so gut gestalten. In der wörtlichen Rede ist er glaubhaft und kann die einzelnen Charaktere herausarbeiten.
Ein Pluspunkt für diese Umsetzung ist, dass statt eines reinen Hörbuchs eine inszenierte Lesung mit dem Einsatz von Musik und Geräuschen gewählt wurde. So wird alles nahe an das Publikum herangetragen, ein wenig Flair kommt in die Geschichte - karibisches Gefühl während der Anfangszeit, oft aber auch Musik, die an den Film erinnert, während die Geräusche die Musik sehr gut ergänzen.
Die Aufmachung der Box mit 6 CDs ist sehr schlicht geraten und bietet keinerlei Extras. Statt eines Booklets liegt ein einfaches Blatt bei, auf dem nur die nötigsten Informationen vorhanden sind. Die CDs sind alle in der gleichen Optik gestaltet, und auch auf anderen Flächen ist immer der gleiche Totenkopf zu sehen. Schade, hier hätte man durchaus noch punkten können.
Fazit: Diese Umsetzung des Stoffes ist nur etwas für Hardcore-Fans des Themas und bietet leider nicht die wunderbare Stimmung des Films.
VÖ: 30.September 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908204127
Fluch der Karibik
Erster Eindruck: Vom Film zum Buch zur Lesung
Kaum ist der berüchtigte Pirat Jack Sparrow in Port Royal angekommen, wird er auch schon von den Truppen des Königs entdeckt und verfolgt. Doch bei einer wilden Verfolgungsjagd stößt er überraschenderweise auf zwei Verbündete: Den jungen Schmied Will Turner und Elisabeth Swann, die Tochter des Gouverneurs. Einige wilde Abenteuer folgen...
„Fluch der Karibik“ ist einer der erfolgreichsten und populärsten Filme der letzten Zeit, von Kritikern wie Publikum gleichermaßen gelobt. Kein Wunder also, dass diverse Merchandise-Produkte folgen, auch Bücher sind aus der Feder von Wolfgang Hohlbein und seiner Tochter Rebecca entstanden – und von diesen gibt es wiederum nun wieder Hörbücher, die bei Emi erscheinen sind. Wie es bei Nacherzählungen von Filmen nun mal so ist – gerade wenn derart beliebt wie Fluch der Karibik – fehlt hier der gewisse Flair der Filme, der sich auch aus den wunderschönen Bildern von Landschaften ergibt. Denn überraschenderweise hat Hohlbein gerade darauf verzichtet, ist die detaillierte Beschreibung der Umgebung doch oft sein Markenzeichen. Und auch der Sprachwitz des Filmes geht hier zu großen Teilen verloren und durch teilweise recht sachliche Aussagen ersetzt. Positiv sind allerdings die Dynamiken mancher Kämpfe, dennoch ist diese Umsetzung wohl eher nur etwas für hartgesottene Fans der Filme, zu wenig lebendig ist diese reine Nacherzählung.
Martin Balscheid ist Sprecher des Hörbuchs und hat sich auch schon in einer anderen Hörbuchserie zu Fluch der Karibik bewiesen. Auch hier legt er jede Menge Dynamik in seine Stimme und sorgt für jede Menge spannende Szenen. Auch in der Darstellung der Charaktere ist er hervorragend und hat für jeden kleine Eigenheiten in der Sprache parat. Besonders Hauptfigur Jack Sparrow wirkt durch ihn sehr lebendig und wird in seiner Exzentrik gut erfasst.
Das Buch wurde als inszenierte Lesung umgesetzt, sodass zahlreiche Geräusche und auch Musik Balschaid begleiten. So wird einiges von der fehlenden Atmosphäre des Romans aufgefangen und zumindest akustisch wieder hinzugefügt. Die Musik ist stimmungsvoll und setzt gekonnt kleine Akzente, während die Geräuschkulisse die jeweilige Situation widerspiegelt.
Natürlich wurde zu dem populären Thema ein Filmplakat als Cover verwendet, sodass hier die bekannten Figuren zu erblicken sind. Die restliche Aufmachung der Box, die die 6 CDs umfasst, ist sehr schlicht und bietet keinerlei weitere Informationen. Nur die nötigsten Produktions- und Lizenzangaben sind aufgeführt, auch weitere Fotos oder Grafiken sind nicht zu finden.
Fazit: Leider ist in der Umsetzung zum Buch viel Atmosphäre verschwunden, die hier durch die akustische Gestaltung zumindest aufgefangen wird. Dennoch keine Empfehlung wert.
VÖ: 30.September 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908203427
Die Weihnachtsmaus (James Krüss)
Erster Eindruck: Weihnachtsgedichte a la James Krüss
Zahlreiche Leckereien gibt es zu Weihnachten, Plätzchen, Schokolade und viele andere Köstlichkeiten. Doch was, wenn diese plötzlich alle aus ihren Verstecken verschwunden sind? Dann kann es eigentlich nur die Weihnachtsmaus gewesen sein, die das Naschwerk geklaut und in ihr Loch getragen hat...
Neben zahlreichen Hörspielen veröffentlicht der Audio Verlag in seiner Kinderserie mit in sich abgeschlossenen Geschichten auch so manches Hörbuch – und manchmal auch ganz besondere Hörstücke. „Die Weihnachtsmaus“ ist ein solches und fasst Gedichte und Verse des bekannten Autors James Krüss zusammen, die aneinandergereiht ein Feuerwerk aus guten Ideen geben. Die Länge der Gedichte ist völlig unterschiedlich, manche erzählen kleine Geschichten, manche sind eher stimmungsvoll, das Thema haben sie allerdings alle gemeinsam: Weihnachten. Mal witzig, mal nachdenklich wird immer weihnachtliches Flair versprüht und die Vorfreude auf das Fest der Liebe geweckt. Eine wunderbare Sammlung an einfallsreichen Gedichten, die gerade in der vorweihnachtlichen Zeit einen kleinen Schatz bilden, dem Kinder wie Erwachsene gleichermaßen lauschen werden. Die Umsetzung ist dabei mehr als gelungen, sodass „Die Weihnachtsmaus“ zu einem wunderbaren Titel der Serie mit dem weißen Rücken werden lässt.
Sprecher des Hörbuchs ist Friedhelm Ptok, dessen markante Stimme völlig unterschiedliche Facetten annimmt und so den einzelnen Gedichten ein eigenes Gesicht verpasst. Doch immer ist er auf die Zielgruppe der jüngeren Kinder fixiert und geht mit einem Augenzwinkern in der Stimme auf deren Bedürfnisse ein. Entstanden ist so ein sehr lebendiger und dynamischer Eindruck, der insbesondere auf Ptoks Vielseitigkeit beruht.
Auf dem Cover zu sehen ist die Weihnachtsmaus, die einen riesigen Stapel an Leckereien davon trägt. Die charmante Zeichnung ist hübsch anzusehen und überzeugt auch durch ihren schlichten Hintergrund. Wie immer ist die Aufteilung der restlichen Gestaltung streng gegliedert, hier aber immer wieder durch kleine grafische Elemente aufgelockert.
Fazit: Kleine Verse und Gedichte, die nicht nur stimmungsvoll sind, sondern auch erheiternd und witzig. Nicht nur wegen der sehr guten Sprecherleistung eine gute Einstimmung auf das Fest der Liebe.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-095-1
Tom Sawyer
Erster Eindruck: Abenteuer eines frechen Jungen
Tom Sawyer ist eine wahrer Lausebengel, und seine Tante Polly hat ihre liebe Not damit, ihn in die rechten Bahnen zu lenken. Zusammen mit seinem besten Freund Huckleberry Finn beobachtet er eines nachts den Mord auf einem Friedhof, und schon ist es mit dem beschaulichen Leben vorbei – denn andere Zeigen gibt es nicht...
Oetinger Audio veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur als hübsch Hörbuchausgabe in einer Geschenkbox. Die neueste Ausgabe dieser Reihe ist „Tom Sawyer“ und ist eine typische Lausbubengeschichte. Zu Anfang werden einige erheiternde Episoden erzählt, die Tom zusammen mit seinem Freund Huckleberry oder auch allein erlebt. Es macht Spaß, dem gewitzten Jungen zuzuhören und seine Ideen mitzuerleben. Die Erzählung kommt trotz ihres Alters in überraschend moderner Sprache herüber, alles ist auch für Kinder gut verständlich und nachvollziehbar. Den letzten Schliff bekommt die Handlung dann aber mit dem Mord, der von den beiden Jungen durch Zufall beobachtet wird, ab diesem Zeitpunkt wird die Geschichte kontinuierlicher und bekommt einen roten Faden.Mit der Zeit kommt ein großes Geheimnis zu Tage, das einen spannenden Abschluss der Handlung bildet. Auch während dieses zweiten Teils kommt der Charakter von Tom Sawyer sehr gut zur Geltung und gibt dem Geschehen die richtige Würze. Die Umsetzung hält sich sehr nah am originalen Roman von Mark Twain und ist hier unterhaltsam erzählt. Kombiniert mit der hübschen Verpackung ein tolles Geschenk für Familien.
Jona Mues ist der Sprecher dieses Hörbuchs und kann die Geschichte sehr lebendig und kurzweilig erzählen. Er versetzt sich sehr gut in die einzelnen Charaktere hinein und kann besonders die beiden Jungen Tom Sawyer und Huckleberry Finn sehr genau wiedergeben, das verschmitzte der beiden kommt sehr gut zur Geltung. Doch auch den Verlauf der Handlung kann er dynamisch und sehr lebendig herüber bringen und sorgt so für kurzweilige Unterhaltung.
Die 4 CDs sind in einer stabilen Klappbox untergebracht, das ein hübsches Motiv von Tom Sawyer auf dem Cover zeigt. Jede der CDs hat eine eigene Papphülle mit ruhigen, erdigen Titelbildern bekommen, die zum Träumen einladen und der Geschichte ein Gesicht geben. Zusätzlich findet man ein Booklet mit ausführlichen Informationen zum Roman.
Fazit: Ein Kinderbuchklassiker in einer gelungenen und lebendigen Lesung, nahe am Original und zudem äußerst hübsch gestaltet.
VÖ: August 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0583-8
Die Bibel für Kinder
Erster Eindruck: Das Buch der Bücher „übersetzt“
Zahllose Geschichten beinhaltet die Bibel – zu viele, um die gerade Kindern alle nahe zu bringen. Die bekannte Protestantin Margot Käßmann hat 100 dieser Geschichten ausgesucht, bearbeitet und in kindgerechte Sprache übersetzt, sodass man nun auch der jüngeren Generation die Bibel und ihre Aussage näher bringen kann.
Die Bibel ist das meist publizierte Werk der Welt, verschiedene Übersetzungen erlauben unterschiedliche Blickwinkel auf den Ursprung des Christentum. Margot Käßmann hat nun eine Bearbeitung hinzugefügt, die sich auf das Wesentliche, die Kernaussage beschränkt und insbesondere für Kinder gedacht ist. Die Hörversion dieses Werkes, das schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, ist nun beim Audio Verlag erschienen und ist Teil der Reihe mit dem weißen Rücken. Die Geschichten sind mit großer Sorgfalt ausgewählt und beinhalten vor allem die bekanntesten Erzählungen, die Käßmann ohne Schnörkel und in klaren, einfachen Bildern schildert. Dadurch sind sie in wenigen Minuten erzählt und eignen sich sowohl als Gute-Nacht-Geschichte wie für einen entspannten Nachmittag, der einiges besinnliches an sich haben dürfte. Es gelingt, die Kinder mit den Geschichten zu faszinieren und ihnen so einen Grundpfeiler unserer Kultur nahe zu bringen. Moralische Werte werden vermittelt, die Grundzüge des Christentum aufgenommen. Doch das eigentlich erstaunliche an dieser Bearbeitung ist, dass auch Erwachsene gerne lauschen und die bereits bekannten Geschichten in sich aufsaugen. Natürlich sind die vielen gewalttätigen Teile der Bibel herausgelassen oder verharmlost worden, dennoch wirken die Erzählungen sehr intensiv. Weit mehr als eine Sammlung, sondern eine neue und gelungene Herangehensweise an die Schrift der Christen, ebenso schlicht wie prägnant.
Jürgen von der Lippe scheint auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Wahl, um die Kinderbibel zu vertonen. Doch schon nach den ersten Worten merkt man, dass der bekannte Entertainer diese Aufgabe sehr ernst nimmt. Er liest sehr flüssig und lebendig, lässt die Geschichten noch näher an die zuhörenden Kinder (und Erwachsenen) herantreten und bringt eine angenehme Ruhe herein. Seine Stimme und die Erzählungen passen so gut zueinander, dass kaum ein anderer besser für diese Aufgabe geeignet wäre.
Während der Geschichten ist keinerlei akustische Untermalung zu hören, sodass der Fluss der Erzählung nicht auseinandergerissen wird und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Passagen bestehen bleiben. Nur ganz am Anfang und am Ende erklingen kleine Klaviermelodien, die ein wenig nachdenklich wirken und gut zu der Stimmung der Lesung passen.
Ein wunderschönes, phantasievolles Titelbild ziert das Cover zu dem Hörbuch, das auch schon auf der Vorlage zu sehen war. Der ebenso schlichte wie ansprechende Zeichenstil ist nicht nur für Kinder hübsch anzusehen. Im kleinen Booklet ist nicht nur ein an die Eltern gerichtetes Vorwort zu lesen, sondern auch eine ausführliche Auflistung der Tracks, dem auch die entsprechenden Bibelpassagen zu entnehmen sind.
Fazit: In wenigen Worten wird hier die Bibel einfühlsam und ausdrucksstark wiedergegeben, die Essenz herausgefiltert und zum Nachdenken und Diskutieren angeregt, wunderbar vorgetragen.
VÖ: 14.Oktober 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-087-6
Summer and the City
Erster Eindruck: Carries Leben vor Mr. Big
Carrie Bradshaw, eine junge Frau, aufgewachsen auf dem Land, will in New York Fuß als Schriftstellerin fassen. Schnell kommt sie bei der netten Samatha unter, und auch ein Mann für eine Romanze ist schnell gefunden. Doch so einfach, wie es anfangs aussieht, ist das Leben im Big Apple gar nicht...
Kaum eine TV-Serie hat in letzter Zeit für so viel Aufregung gesorgt und einen solchen Kultstatus erreicht wie „Sex and the City“ - in dessen Heimatland Genauso wie bei uns in Deutschland. Kein Wunder also, dass immer neue Geschichten aus der Welt der Carrie Bradshaw auftauchen. Eine von diesen ist „Summer in the City“ und ist nun auch als Hörbuch beim Audio Verlag erhältlich. Erzählt wird eine Vorgeschichte zur Serie, in der Carrie vom Land nach New York zieht und im Laufe der Handlung auch ihre Freundinnen trifft. Allerdings sollte man wissen, dass sich diese Geschichte eher an den Büchern orientiert als an der Fernsehserie, einige Details sind deshalb gewöhnungsbedürftig und nicht gleich in Einklang mit der bisherigen Sicht auf die Frauen zu bringen. Die Handlung macht einfach Spaß, nicht mehr und nicht weniger. Carrie ist noch ziemlich unbedarft, große Gefühle oder tiefgreifende Probleme darf man also nicht erwarten. Eine kleine Romanze, zahlreiche heitere Momente, ein pfiffiger Humor – das alles darf man zu Recht erwarten. Schön wird das Lebensgefühl in New York beschrieben, und auch die Modewelt der Carrie Bradschaw wird hier geprägt. „Summer in the City“ ist kurzweilig, locker leicht und witzig, interessant für Fans der Reihe, aber kein absolutes Muss – dazu fehlt der letzte Kick.
Gelesen wird dieser Roman von niemand anderem als Irina von Bentheim, der deutschen Synchronstimme von Sarah Jessica Parker. Ihr Klang hat das Bild von Carrie Bradshaw stark geprägt, und trotz aller Unterschiede zur TV-Serie kommt hier ein starkes Wiedererkennen und Zusammengehörigkeitsgefühl auf.Sie greift die lockeren und heiteren wie die etwas ernsteren Szenen gekonnt auf und setzt sie mit ihrer markanten Stimme sehr gut um. Besonders die wörtliche Rede liegt ihr, hier spielt sie ihr ganzes Potenzial aus.
Ein pinker Apfel in Schlangenlederoptik, umgeben von einem schlichten Hintergrund in einem kräftigen Rosa – das Titelbild ist ein echter Hingucker. Der schlichte Schriftzug in Gold und ebenfalls Pink passt sehr gut dazu. Die vier CDs befinden sich in Laschen der aufklappbaren Papphülle, die mit Bildern der New Yorker Skyline geziert werden. Kurzinfos zu Autorin und Sprecherin lassen sich natürlich auch finden.
Fazit: Eine nette Geschichte aus dem früheren Leben der Carrie Bradshaw, allerdings ohne den punktierten Biss der Serie. Für Fans ein kurzweiliger Zeitvertreib.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-135-4
Letzter Mann im Turm
Erster Eindruck: Wie weit gehen Menschen für Geld?
Am Rande eines Slums im Norden von Mumbai ragt ein Wohnturm in die Höhe, dessen Bewohner der Mittelklasse angehören und ein beschauliches und ruhiges Leben inmitten des krassen Gegensatzes aus arm und reich führen. Bis ein windiger Immobilienmakler alles ein unmoralisches Angebot macht: Für einen hohen Betrag will er ihnen die Wohnungen abkaufen, um dort eine luxuriöse Wohnanlage zu bauen. Alle stimmen zu – bis auf einen alten Mann...
Aravind Adiga ist ein indischer Schriftsteller, und die für uns ebenso fremde wie faszinierende Kultur bringt er der westlichen Welt in seinen preisgekrönten Romanen näher. Sein neuestes Werk heißt „Letzter Mann im Turm“ und ist als Hörbuch beim Audio Verlag erschienen. Auch hier stellt er in lebendigen Worten die Situation der Mega-City Mumbai dar, die geprägt von ärmlichsten Slums und reichen, machtgierigen Männern ist. Diese intensiven Beschreibungen bilden den Grundstock, den Hintergrund der Geschichte, doch die Handlung an sich könnte ohne Probleme auch in jeder anderen Stadt passieren, denn es geht um die Frage, wie weit man in Geldgier gehen würde. Der Mikrokosmos des Hochhauses mit seinen Bewohnern teilt sich aufgrund des Angebotes des Maklers langsam in zwei Teile, diejenigen, die das Geld annehmen wollen und diejenigen, die ablehnen – nur, dass dieser zweite Teil nur aus einem moralisch integeren Mann besteht. Er ist keinesfalls der strahlende Held, sondern wird in seinem Starrsinn sehr menschlich dargestellt, und gerade das macht die Handlung so glaubwürdig und erlebbar. Die Entwicklung der restlichen Hausbewohner, die von verstecktem Ärger zu offenem Hass wechseln, ist der interessante Knackpunkt der Geschichte und stellt jeden Hörer vor die Frage, wie er selbst handeln würde. Die bildhafte und sehr schlichte Sprache transportiert dabei ganze Gefühlswelten und geht sehr genau auf das soziale Umfeld und die Charakterstrukturen der einzelnen Rollen ein. Ein wahres Ausnahmebuch, das gerade wegen seiner Außergewöhnlichkeit punkten kann.
Sprecher Sebastian Kowski bleibt überraschend neutral und stellt sich keineswegs auf die Seite des alten Maestrijs, sondern schildert teilweise fast schon nüchtern die Ereignisse – die so noch mehr für sich sprechen. So gibt er dem Hörer die Möglichkeit, selbst zu urteilen und zwingt sie geradezu, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Seine etwas knarzige Stimme ist dabei sehr lebendig und einprägsam, stellt die Ereignisse eindringlich dar und greift auch die Zunahme der Brisanz auf.
Selbstverständlich ist das Cover der Buchvorlage übernommen, der orangefarbene Hintergrund, der zur Mitte hin immer heller wird, lässt dem abstrakten Motiv Raum zum Wirken. Zu sehen ist der Schriftzug von Autor und Titel, einzelne Buchstaben bilden dabei einen Turm. Ebenso schlicht ist die restliche Aufmachung, ein einzelnes Foto lockert das Orange auf und findet seinen Platz hinter einer der CDs. Als Bonustrack ist auf der letzten CD ein interessantes Interview mit Übersetzer Ilja Trojanow zu hören.
Fazit: Ein intensiver und ebenso gesellschaftskritischer wie unterhaltsamer Roman, außergewöhnlich vorgetragen und ein rundum gelungenes Werk.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-132-3
Ruht das Licht
Erster Eindruck: Werwölfe und die ganz große Liebe
Grace und Sam haben endlich zusammengefunden und planen ihr Leben in menschlichen Körpern. Doch eine merkwürdige Veränderung vollzieht sich mit Grace, plötzlich hört sie den Ruf des Rudels und wird selbst zu einer Werwölfin. War Sams Kampf vergebens? Und auch Cole und Isabel werden in das Geschehen mit hineingezogen...
Romantasy – endlich ist ein Begriff gefunden, der all diese romantischen Bücher für meist junge Mädchen meint, die von Vampiren, Werwölfen und anderen fantastischen Wesen besiedelt werden. Auch „Ruht das Licht“ von Maggie Stiefvater ist eines dieser Romantasy-Bücher, wie auch schon der erste Band der Reihe mit dem Titel „Nach dem Sommer“, in der sich Grace und der Werwolf Sam gefunden haben und nun ein gemeinsames Leben führen wollen. Vorkenntnisse aus dem ersten Band sind erforderlich, gerade um die vielen Nebenfiguren richtig einordnen zu können. Schnell kommen die Erinnerungen wieder, da kleine Gedächtnisstützen eingebaut sind und Stiefvaters Schreibstil wieder sehr eingängig ist. Der Hörer fühlt sich schnell in ihrer Welt zuhause, lebt mit den Charakteren und ist über die neuen Entwicklungen gespannt – und diese sind hier zahlreich vertreten. Mit noch höherem Tempo als im ersten Band überschlagen sich die Ereignisse beinahe, besonders gegen Ende kommt man kaum hinterher. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Hauptgeschichte um Grace und Sam auf zwei weitere Charaktere ausgeweitet wurde: Cole, ein depressiver junger Mann, der unbedingt in seiner Wolfgestalt bleiben will, sowie die Isabel, ein verletzliches Mädchen, das von Cole immer mehr beeinflusst wird. Beide bereichern die Handlung sehr und geben der Handlung ihre dunkle Seite, sind der Gegenpol zur harmonischen Liebe von Sam und Grace. Denn diese – und das ist bei allen Nebenschauplätzen immer klar – steht unumstößlich im Mittelpunkt, wird bis aufs letzte ausgelotet und ist in allen Aufs und Abs dargestellt, alles kreist um die beiden, formiert sich um diese Konstellation. Typisch für das Genre, hier aber einfach schön und nicht übertrieben kitschig zelebriert – und natürlich ein Muss für jene, die den ersten Teil mochten.
Annina Braunmiller und Max Felder, die schon im ersten Teil in die Rollen von Grace und Sam geschlüpft sind, haben auch dieses Werk eingelesen. Ihre ebenso bekannten wie einfühlsamen Stimmen setzen sie auch hier wieder ein, um jede Gefühlsregung des Paares auszudrücken. Neu hinzu gekommen ist Johannes Raspe als Cole. Er verleiht dem Vergessenwollen, der tiefen Traurigkeit seines Charakters Ausdruck und passt sich trotz all der Düsternis seiner Rolle an das Genre an. Auch Gabrielle Pietermann, die die Passagen von Isabel übernimmt, ist eine hervorragende Wahl und bringt Leben in das Hörbuch. Die Aufteilung auf verschiedene Sprecher zahlt sich aus, alles wirkt strukturierter und auch eindringlicher.
Sehr gut gelungen ist das hübsche Cover, das in seinen zarten Blau- und Grautönen mit schlichter Verspieltheit überzeugt. Scherenschnittartig sind eine junge Frau mit einem Wolf zu sehen, geschmückt mit Ästen und Schneeflocken. Neu ist auf der Rückseite ein Code zum Einscannen ins Smartphone, wodurch weitere Informationen zum Titel erscheinen.
Fazit: Eine gelungene Fortsetzung mit neuen Elementen, aber der Liebe zwischen Mensch und Werwolf immer noch im Vordergrund.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-089-0
Sams im Glück
Erster Eindruck: Ein samsiger Herr Taschenbier
Auch wenn das Sams seit mittlerweile 15 Jahren bei der Familie Taschenbier wohnt und Freude in das Leben bringt, ist Herr Taschenbier momentan alles andere als glücklich mit seinem Leben. Ob es daran liegt, dass er sich in letzter Zeit so seltsam benimmt und schließlich sogar im Gefängnis landet, weil er einen Bus entführt hat. Doch das Sams hat da so eine ganz andere Idee für den Grund. Muss es etwa die Familie verlassen?
Das Sams hat es mittlerweile zu einer der populärsten Figuren der deutschen Kinderliteratur gebracht. Und in regelmäßigen Abständen erscheinen neue Geschichte rund um das kleine, freche Wesen mit der Rüsselnase. Der neueste Streich hat den Titel „Sams im Glück“ und dringt noch weiter in die Geschichte der Samse ein, erzählt weitere Hintergründe und befriedigt so das Bedürfnis, mehr über das so liebgewonnene Wesen zu erfahren. Verpackt ist dies in eine Geschichte, die nicht besser in die Serie passen könnte und zur alten Stärke der ersten Bände zurückfindet. Papa Taschenbier und seine neuen seltsamen Angewohnheiten sind wirklich humorvoll dargestellt, auch der weitere Verlauf unterhält bestens. Ein wenig Trauer schwenkt ab und an mit, prinzipiell steckt aber alles voller Lebensfreude und zeigt, dass es sich lohnt, Sachen anzugehen anstatt im Trübsal zu versinken. Das Ende ist dann sehr überzeugend und findet einen mehr als gelungenen, etwas rührseligen Abschluss. Die Dialoge mögen am Anfang noch etwas sperrig sein, im Laufe der Zeit lockern sie sich zunehmend, und nach etwa einem Drittel sind sie spritzig und voller Wortwitz wie eh und je. Und das tolle Gespann aus Sams und dem leicht verklemmten Herrn Taschenbier weiß auch hier wieder zu überzeugen. Eine mehr als nur gelungene Fortsetzung der Buchreihe voller innovativer und spaßiger Ideen, einer der stärksten Sams-Titel.
Ulrich Noethen ist Sprecher des Hörbuches und macht seine Sache ganz vorzüglich. Man hört richtig, wie er sich in die Geschichte vertieft und wie viel Freude sie ihm bereitet. So kann er besonders die Szenen, in denen Herr Taschenbier immer „samsiger“ wird, mit viel Leben füllen, sodass man die Bilder direkt vor Augen hat. Doch auch die emotionalen Momente kann er mit viel Einfühlungsvermögen in die Charaktere wunderbar darstellen.
Natürlich ist das Cover des Hörbuches von der Buchvorlage übernommen worden, in blau eingerahmten Kästen sind verschiedene kleine Zeichnungen aus der Geschichte zu sehen. Ansonsten ist die Aufmachung eher schlicht, neben kurzen Informationen zu Autor und Sprecher ist eine ausführliche Trackauflistung im kleinen Booklet zu finden.
Fazit: Eine sehr witzige Geschichte voller kleiner Höhepunkte, mit einem einfallsreichen Sprachgebrauch. Und das Sams ist sowieso immer eine Empfehlung wert.
VÖ: September 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0577-7
Arthur – 3. und die Stadt ohne Namen
Erster Eindruck: Großes Finale der Trilogie
Der Kampf von Arthur und Larissa gegen die Schatten geht in die entscheidende Phase. Das Buch der Leere soll ihnen nicht nur helfen, Larissas Eltern zu befreien, sondern ihre mächtigen Gegenspieler vollends zu vernichten. Zusammen reisen sie in einen abgelegenen Ort mitten in der Wüste, und der entscheidende Kampf steht kurz bevor...
Die Geschichte um Arthur und die vergessenen Bücher war von Anfang an als Trilogie ausgelegt, sodass das nun vorliegende Hörbuch „Arthur und die Stadt ohne Namen“ das letzte der Reihe ist. So findet man sich auch schnell wieder in die erschaffene mystische Welt wieder, die sich um die Realität gelegt hat und reale Schauplätze benutzt, um dem Hörer einen glaubhaften Eindruck zu vermitteln. Und auch den Charakteren wird ein Entwicklungsspielraum gelassen, sie sind nicht starr, sondern lernen hinzu, legen neue Eigenschaften an den Tag und wachsen einem genau durch diese realitätsnahe Beschreibung sehr ans Herz. Dabei wird auch viel auf die Gefühlswelt von Arthur und Larissa eingegangen. Die Handlung legt im Vergleich zu den Vorgängern noch einmal zu, alles wirkt dramatischer, ernster und bedrohlicher. Schnell merkt man, dass die Geschichte wirklich ihrem Ende entgegensteuert. Die kurzweiligen Wechsel, die Autor Gerd Ruebenstrunk seit Beginn eingebaut hat, sorgen auch wieder für eine gewisse Dynamik und Kurzweil. Alles spitzt sich auf den entscheidenden Kampf zu, und dieser hat es gewaltig in sich und krönt die gesamte Trilogie, wird einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Eine sehr runde und spannende Handlung, und von den drei Büchern der Reihe der wohl gelungenste.
Natürlich ist Jacob Weigert auch hier wieder als Sprecher eingesetzt, der sich dafür schon bei den beiden vorigen Bänden empfohlen hat. Mit seiner eingängigen Sprechweise kann er zwischen lockeren und actionreichen Szenen gekonnt hin und her wechseln, trägt sowohl den Witz als auch die Dramatik der Vorlage näher an den Hörer heran. Dabei kann er auch die einzelnen Figuren gut darstellen, besonders gelingt ihm dies natürlich bei Arthur und Larissa, deren Gefühlswelt er gekonnt einfangen kann. Bei den restlichen Personen kann er aus einem Fundus glaubwürdiger Stimmlagen und Dialekte schöpfen.
Die eingefügte Musik ist bereits aus den vorigen beiden Teilen bekannt, und sie ist ebenso ungewöhnlich wie passend. Eingesetzt zwischen den einzelnen Kapiteln setzt sie nicht nur klare Trennungen, sondern gibt dem Hörer auch Zeit, das Gehörte zu reflektieren. Zudem lockert die Geschichte durch die exotischen Klänge auf.
Ein einheitlicher Look wurde für alle Bände der Buchreihe geschaffen, und natürlich wird dieser auch für die jeweilige Umsetzung als Hörbuch verwendet. Neben dem gemusterten roten Hintergrund und den metallenen Ecken zeigt die Bleistiftzeichnung in der Mitte wieder das eigentliche Motiv, das trotz seiner eher geringen Größe völlig im Mittelpunkt steht. Das Booklet enthält wieder einige zusätzliche Informationen, beispielsweise zwei Stadtkarten.
Fazit: Spannend, temporeich, dramatisch – der letzte Teil der Hörbuchreihe hat es in sich und wird von Jacob Weigert eingängig vertont.
VÖ: 25.August 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2797-9
Der kleine Lord
Erster Eindruck: Klassiker in schlichter Umsetzung
Der kleine Cedric Errol wächst bei seiner Mutter in New York behütet auf, hat unter den armen Bewohnern der Stadt viele Freunde gefunden. Umso überraschender kommt der unbekannte Besuch aus England, der ihm mitteilt, dass er der einzige Nachkomme eines echten Grafen ist. Zusammen mit seiner Mutter reist er nach Europa, um bei seinem Großvater zu leben. Doch der griesgrämige alte Mann weigert sich, mit Cedrics Mutter zu reden…
„Der kleine Lord“ ist längst zu einem Klassiker der Kinderliteratur avanciert und bekommt immer noch Audioumsetzungen, trotz seines Alters von über 120 Jahren. Die neueste stammt von Oetinger Audio und enthält eine leicht gekürzte Lesung des originalen Romans. Die anrührende Geschichte kommt hier sehr gut zur Geltung, die vielen kleinen, liebevollen Details lassen einem auch bei dieser Umsetzung das Herz aufgehen. Im Mittelpunkt steht natürlich die Figur des Cedric, eines besonnenen und herzensguten Jungen, der in seiner kindlichen Naivität das harte Herz seines Großvaters zum Schmelzen bringt. Das geht nicht von einem Moment auf den anderen, sondern ist ein längerer Prozess, auf dem der Fokus dieser Umsetzung liegt. Das ist dann auch sehr glaubhaft dargestellt und vollzieht sich in vielen kleinen Schritten, beinhaltet auch viele heitere Momente. So entsteht lockere Unterhaltung für die ganze Familie, ist tiefgründig ohne schwerfällig zu wirken und kann in dieser Umsetzung noch einmal andere Facetten der Geschichte betonen. Die Schlichtheit, die durch das Medium Hörbuch ohne verteilte Rollen entsteht, tut der Handlung gut und bringt eine Ruhe herein, die die Herzlichkeit der Figuren noch weiter nach außen kehrt. Die kleine Serie mit berühmten Kindergeschichten, die Oetinger Audio in einer hübschen Aufmachung präsentiert, hat hier einen würdigen und in seiner Einfachheit überzeugenden Nachfolger gefunden.
Ursula Illert ist Erzählerin der Geschichte und liest sich schnell in die Handlung ein. Sie erfasst das Rührende sehr schnell und genau, lässt alles harmonisch und heimelig wirken, ohne kitschig zu werden. Genau diese Gradwanderung ist die Herausforderung bei dieser Vorlage, und glücklicherweise wird hier tatsächlich nicht allzu dick aufgetragen. Besonders gelungen ist Illerts Darstellung der Wandlung des hartherzigen Grafen zum liebevollen Großvater. Auch Cedric bekommt bei ihr einen herzlichen und in seiner Naivität liebenswerten Eindruck.
Zwischen den einzelnen Kapiteln ist ein wenig Musik eingefügt, während bei den gesprochenen Passagen allein die Stimme zu hören ist. Die kleinen Melodien stammen von Jan-Peter Pflug, der auch hier wieder die Stimmung des Werkes einfangen kann und zusätzliche Atmosphäre schafft. Auch hier wird keine dramatische oder kitschige Wirkung erzeugt, alles ist auf einem angenehmen, leicht romantischen Level.
Die Aufmachung der Serie ist bisher immer mehr als nur gelungen, auch hier finden sich im Booklet viele zusätzliche Informationen, beispielsweise zur Autorin, deren Leben man gut nachvollziehen kann. Die Pappbox ist wieder stabil und enthält für jede der 4 CDs eine eigens gestaltete Hülle mit eigenem Motiv. Nur das Titelbild fällt etwas aus dem Rahmen, das Foto aus dem bekannten Film fällt im Vergleich zu den wunderschönen Zeichnungen der anderen Teile zurück.
Fazit: Die wunderschöne und rührende Geschichte kann hier mit der einfachen Umsetzung überzeugen und kann die Handlung sehr gut und getreu dem Original abbilden.
VÖ: August 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0562-3
Der Mondscheindrache und Dachbodengeschichten
Erster Eindruck: Lebendige Kindergeschichten
Als der kleine Phillip eines abends in seinem Bett liest, kommt plötzlich ein weißer Drache aus dem Buch gekrochen, der von einem Ritter gejagt wird. Natürlich möchte er dem Fabelwesen helfen, doch dann wird er selbst nur daumengroß und muss nicht nur den Ritter bekämpfen, sondern sich auch in seinem nun viel zu großen Zimmer zurecht finden...
Für phantasievolle Geschichten ist Cornelia Funke mittlerweile bekannt, doch auch vor ihrem ganz großen Durchbruch hat die Autorin schon etliche Geschichten erdacht, die damals noch an ein eher jüngeres Publikum gerichtet waren. Einige von ihnen sind nun als kleine Sammlung erschienen, im Mittelpunkt steht die Titel gebende Geschichte „Der Mondscheindrache“. Da diese ursprünglich an Leseanfänger gerichtet ist, ist diese nicht so komplex und vielschichtig wie ihre heutigen Werke, und auch die Charakterbeschreibung fällt sehr gering aus – eine Tatsache, die auch auf die Kürze der Handlung zurückzuführen ist. Trotzdem sprüht die Magie der Worte auch hier aus allen Enden und versetzt einen in eine neue, spannende Welt. Dabei zählen keine hintergründigen Gedanken, sondern das pure Erlebnis eines Abenteuers und die Vermittlung von einer spannungsgeladenen Atmosphäre. Die kleine Geschichte setzt sich schnell fest, ist eingängig und eine Freude für Fans von phantasievollen Kurzgeschichten. Auch die drei anderen Geschichten, „Der Bücherfresser“, „Mäuserettung“ und „Wovon leben Gespenster?“ sind an ein jungen Publikum gerichtet und auf deren Bedürfnisse ausgerichtet, sind aber ebenso wunderschön, witzig und unterhaltsam. Gerade für die ganz jungen Zuhörer, die vielleicht gerade erst mit dem Medium Hörbuch in Kontakt kommen, ist diese Sammlung empfehlenswert, da die kurzen Episoden kurz und einprägsam sind, aber den typischen Zauber Funkes in sich tragen.
Wie sollte es anders sein – auch diese Geschichten wurden von Rainer Strecker vertont, der wie so oft den Kern der Vorlage einfangen kann und unglaublich lebendig und vielseitig spricht. So kann er allen Charakteren einen eigenen Klang verleihen, kleine Details herausarbeiten und alles sehr phantastisch wirken lassen. Gerade durch diese sehr gute Leistung gewinnen die kleinen Handlungen an Substanz und werden so dem Hörer sehr nahe gebracht.
Während der einzelnen Episoden ist Strecker auf sich allein gestellt, während zwischen ihnen jeweils ein einzelnes, kleines Musikstück erklingt. Diese fangen die Stimmungen sehr gut ein und geben sie wieder, sind fröhlich kindlich, aber auch für Erwachsene keineswegs nervig. Neben der vermittelten Atmosphäre dienen sie natürlich auch der Abtrennung, sodass die Geschichten auch allein gehört werden können.
Natürlich ist auf dem Cover der Mondscheindrache zu sehen, der hier recht melancholisch dreinblickt. Der Hintergrund ist wunderschön dargestellt, ein voller und runder Mond geht gerade am Horizont auf und erleuchtet den dunklen Sternenhimmel. Das Innere des kleinen Booklets enthält ausschließlich Werbung, auf der Rückseite ist aber eine sinnvolle Trackauflistung über die einzelnen Geschichten zu finden.
Fazit: Kleine, aber durchaus faszinierende Geschichten, die ohne langen Aufbau ihre volle Wirkung entfalten können. Besonders der Mondscheindrache ist ein wunderbares Werk voller Herz.
VÖ: 28.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2789-4
Gestatten, Mr Stink
Erster Eindruck: Ernstes Thema behutsam umgesetzt
Mr Stink wohnt nun schon einige Zeit in der Stadt, aber niemand will sich um den Obdachlosen kümmern. Doch eines Tages fasst sich die kleine Chloe ein Herz und spricht den Mann, der so unglaublich stinkt, einfach an. Sie ist überrascht, wie vornehm sich der Mann ausdrücken kann und freundet sich langsam mit ihm an – ganz zum Missfallen ihrer Eltern...
Obdachlosigkeit ist immer ein schwieriges Thema, nur wenige Leute wollen mit ihnen zu tun haben. Genau das greift das Buch „Gestatten, Mr Stink“ von David Walliams auf, das auch als gelesene Version beim Audio Verlag in der wunderbaren Kinderreihe mit dem weißen Rücken erhältlich ist. Und wie so oft ist es eine einfache, warmherzige Geschichte, die zeigt, wie man die Welt zumindest ein Stückchen besser machen kann. Sie erklärt, wie schnell man in die Situation von Mr Stink geraten kann, hinterfragt den Umgang mit obdachlosen Menschen und zeigt Wege auf, wie man ihnen wenigstens ein bisschen helfen kann. Verpackt ist dies in eine sehr liebevolle Handlung voller netter Details und auch komischen Situationen, die immer wieder Freude bereitet und das Herz aufgehen lässt. Im Gegensatz dazu immer wieder traurige Gedanken, die das Thema wunderbar aufgreifen und zum Nachdenken anregen. Sehr schön ist die Charakterisierung der verschiedenen Personen. Die eigensinnige Chloe, die sich nirgends wirklich zugehörig fühlt, ihre etwas hochnäsige Mutter, die aber auch zum Umdenken bewegt wird, und natürlich Mr Stink, der freundliche und liebenswerte Mann, der unverschuldet in eine Notlage gekommen ist. All dies zusammen kann das ernste und schwierige Thema sehr gut aufgreifen, erklären und zudem noch gut unterhalten – eine wirklich wunderbare Produktion voller Wärme.
Sprecher des Hörbuchs ist der grandiose Andreas Fröhlich, der mit seiner lebendigen und vielfältigen Stimme die Geschichte zum Leben erwecken kann. Dazu gehört seine heitere und lockere Art während der witzigen Passagen, seine Warmherzigkeit und eine kleine Melancholie bei nachdenklichen Sätzen und seine Wandlungsfähigkeit bei der wörtlichen Rede der Charaktere. Jeder bekommt einen individuellen Stempel aufgedrückt, und er kann den freundlichen Mr Stink genau so lebendig und glaubwürdig darstellen wie die lebhafte Chloe. Eine hervorragende Leistung.
Das Cover, natürlich der Buchvorlage entliehen, besticht durch seine effektvolle Schlichtheit. Der Hintergrund ist schlicht gelb, zu sehen sind der Obdachlose Mr Stink und Chloe. Die charmante, etwas wirre Zeichnung passt sehr gut zu der Geschichte. Die typische Aufmachung dieser Reihe mit dem weißen Rücken unterteilt die restliche Gestaltung sinnvoll und übersichtlich.
Fazit: Warmherzig, nachdenklich, witzig – die herzliche Freundschaft zwischen einem kleinen Mädchen und einem Obdachlosen wird voller versteckter Magie erzählt.
VÖ: 19.August 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1098-2
Firelight – 1. Brennender Kuss
Erster Eindruck: Majestätische Drachen sind unter uns
Jacinda ist eine Draki, einer Gruppe von Drachen, die sich in Menschen verwandeln können. Doch mit dem behüteten Leben bei ihrem Stamm ist es bald vorbei, sie flieht in die Menschenwelt und versucht dort fernab von ihrer Heimat zu überleben. Will, ein Mensch, fasziniert und ängstigt sie gleichermaßen, denn er ist ein Drachenjäger...
Romantische Liebesgeschichten, in denen Fabelwesen die Hauptrolle spielen und die sich vornehmlich an die junge, weibliche Leserschaft richten, haben momentan Hochkonjunktur. Ein weiterer Vertreter dieses Genres ist „Firelight“, dessen erster Teil „Brennender Kuss“ nun auch als Hörbuchumsetzung beim Audio Verlag vorliegt. Erzählt wird in der Ich-Form aus der Sicht von Jacinda in der Gegenwart. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, im Laufe der Zeit wirkt der Erzählstil aber glaubwürdig und organisch. Der Roman beginnt mit einer dynamischen Schilderung der Drachenwesen, ihre Kultur und ihr gesamtes Leben sind sehr interessant geschildert und wecken sofort die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Gerne hätte ich mehr davon gehört, doch die eigentliche Geschichte ist eine andere, und deswegen steht recht kurz nach dem Start die Flucht in die Menschenwelt an. Auch danach geht der Roman kurzweilig und unterhaltsam weiter, kann aber nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. Etwas zu plakativ sind die Charaktere dargestellt, lassen wirklichen Tiefgang leider vermissen - lediglich Jacinda kann mit vielen verschiedenen Facetten überzeugen und ihren Schmerz über den Verlust ihrer Heimat glaubwürdig erscheinen lassen. Die Liebe zwischen ihr und Will wirkt zu eindimensional und kann trotz aller Romantik nicht so recht erklärt werden, sie wird wie vom Schicksal hingenommen. Der Handlungsverlauf ist jedoch spannend erzählt, die vielen Situationen, in denen Jacinda mit ihrem Schicksal hadert und ihre Liebe zu Will in Frage stellt wechseln sich mit dynamischen Szenen ab. Ein heftiger Cliffhanger schreit geradezu nach der Fortsetzung und lässt auf weitere Schilderungen des Drachenlebens hoffen. Firelight kann durchaus unterhalten und bietet Kurzweil, emotionale Tiefe ist hier aber leider nicht gegeben.
Stephanie Kellner ist die Sprecherin des Hörbuches und kann besonders gut auf Jacindas verworrene Gefühlswelt eingehen, ihren Schmerz, ihre Liebe, ihr Heimweh, ihre Zweifel, aber auch ihre Freude kann sie intensiv darlegen. Mit ihrer flüssigen Sprechweise und dynamischen Wechseln schafft sie zusätzliche Spannung, könnte an einigen Stellen aber noch eindringlicher sprechen. In der Darstellung der anderen Charaktere setzt sie eher auf kleine Nuancen denn auf eine stark verstellte Stimme, was ihrer Glaubwürdigkeit sehr zuträglich ist.
Selbstverständlich ist das Motiv der Buchvorlage auch als Cover für diese gelesene Fassung verwendet worden. Wie beim momentan so populären Genre üblich ist die Nahaufnahme eines weiblichen Gesichts zu sehen, Teile davon liegen im Schatten. Hier sind Teile der Haut passenderweise als Schuppen dargestellt, die Pupille im gelben Auge ist geschlizt. Sämtliche relevanten Informationen finden Platz hinter einer der CDs.
Fazit: Auch wenn die Geschichte zu oberflächlich bleibt, das faszinierende Szenario und die spannende Handlung sorgen für einen kurzweiligen Verlauf und zahlreiche schöne Momente.
VÖ: 19.August 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1094-4
Geopfert
Erster Eindruck: Alkoholsucht und Sprüche unter der Gürtellinie
Gus Dury, im früheren Leben Journalist, nun der Alkoholsucht verfallen, wird von einem Freund um seine Mithilfe gebeten. Die Polizei tut den Tod seines Sohnes als Selbstmord ab, doch die brutale Vorgehensweise legt ein Verbrechen nahe. Gus beginnt zu ermitteln und stößt auf eine organisierte Bande, der der Tote anscheinend angehört hat...
Dass Ermittler in Thrillern nicht unbedingt die perfekten Menschen sein müssen, wurde in vielen grandiosen Romanen belegt. Was allerdings Tony Black in seinem „Geopfert“ mit Gus Dury so alles anstellt, ist schon etwas fragwürdig. Er schleppt immer Whiskey mit sich, trinkt alle paar Momente und ist in seiner Sucht schon ziemlich selbstzerstörerisch – was auch ein interessanter Charakterzug wäre, könnte man dies auch nur etwas nachvollziehen. Einerseits ist die Schilderung seiner Sucht krass, sein übriger Charakter bleibt aber blass und seltsam ausdruckslos, was einen seltsamen Eindruck hinterlässt. Auch die ständigen Prügeleien tun der Geschichte nicht gut, sondern wirken erzwungen und gewollt. Auch die Geschichte will nicht wirklich in Fahrt kommen, obwohl es um ein heikles und interessantes Thema geht: Menschenhandel. Aber Tony Black verliert sich zu sehr in der recht oberflächlichen Beschreibung seines Helden, sodass erst gegen Ende ein wenig Spannung aufkommen kann. Schade, denn die düstere Milieubeschreibungen sind durchaus gelungen und lassen Atmosphäre aufkommen. Aber mir fehlt der letzte Pfiff in der Story, um mich fesseln zu können. Der eingebaute Humor bewegt sich oft an der Grenze des Geschmacklosen und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, mal wirklich komisch, mal steht man eher peinlich berührt da. Das Hörbuch zu der Geschichte mit dem Anti-Helden ist bei GoyaLit erschienen.
Bernd Stephan ist Sprecher des Hörbuchs und kann besonders den düsteren Humor der Geschichte einfangen. Seine trockenen Kommentare werten diesen noch einmal auf, lassen ihn glaubhaft wirken. Ansonsten geht er gut auf die Gleichgültigkeit von Gus Dury ein, der die Geschichte in Ich-Form schildert. Insgesamt kommt dies gut herüber, doch da der Ermittler auch in spannenden Situationen ruhig bleibt, kann Stephan hier auch nicht wirklich viel herausholen und zu dramatischen Sequenzen einleiten, was aber der Figur und dem Schreibstil geschuldet ist. So verpufft eine Menge Wirkung und lässt alles zu gleichförmig wirken.
Das Titelbild ist nun nicht gerade das, was man als Aufsehen erregend bezeichnen würde. In großen Lettern prangen Autorenname und Titel darauf, die Buchstaben sind in knalligen, marmorierten Farben abgebildet. Erst beim zweiten Hinsehen fällt das kleine Motiv hinter den Lettern auf. Das kleine Booklet umfasst eine Auflistung der Tracks der 4 CDs.
Fazit: Ein zu blasser Ermittler, dessen Fehler aufgesetzt wirken, zu viel Potenzial wird hier nicht genutzt. Schade, denn im Grunde ist die erzählte Geschichte keine schlechte.
VÖ: 25.August 2011
Label: GoyaLit
Bestellnummer: 978-3-8337-2814-3
Erlösung
Erster Eindruck: Unmelancholisches aus Skandinavien
Eine alte Flaschenpost ist es, die nun die Aufmerksamkeit des Sonderdezernats Q der dänischen Polizei auf sich zieht. Denn die Zeilen enthalten einen Hilfeschrei zweier entführter Kinder und sind mit menschlichem Blut geschrieben worden. Doch Carl Morck hat sich auch noch mit den Geheimnissen seiner Kollegen Assad und Rose herumzuschlagen...
Es gibt ein vorherrschenden Klischee, dass Krimikost aus Skandinavien immer gleich düster und schwermütig sein muss. Damit bricht zumindest der dänische Autor Jussi Adler-Olsen, der „Erlösung“ immer wieder eine ordentliche Portion Humor zuschießt. Es ist der dritte Fall für Carl Morck und sein Sonderdezernat, dennoch sind Vorkenntnisse nicht zwingend notwendig, auch ohne diese kann man selbst Einzelheiten gut verstehen. Die Charaktere werden mit erstaunlich wenigen Worten sehr genau gezeichnet und enthalten so eine Tiefe, die im Gegensatz zu anderen Krimis völlig natürlich und nicht übertrieben konstruiert wirkt. Es sind die kleinen menschlichen Feinheiten, die Weichheit, die der schroffe Morck zeigt, die Aufdringlichkeit von Rose, die Geheimnisse um Assad. Und auch die vielen Nebenrollen tragen ihren Teil dazu bei und scheinen alle wie aus dem Leben gegriffen. Die Story entwickelt mit der Zeit ein erstaunliches Tempo, nach der recht langen Introphase geht es vorerst immer noch eher gemächlich zu, bis sich gegen Ende die Ereignisse zu überschlagen scheinen – Spannung kommt aber schon recht früh auf. Der Täter ist dem Hörer früh bekannt, der Knackpunkt liegt darin, seine gestörte Psyche zu erkunden und seine nächsten, grausamen Schritte abzuwarten, der Kampf der Ermittler gegen die Zeit. So entwickelt sich eine Atmosphäre des ständig drohenden Unheils, in dem man kaum die nächsten Entwicklungen abwarten kann. Interessanterweise wird hier auch eine große Portion Humors mit eingebracht, der insbesondere von den skurrilen Charakteren ausgeht und dem man sich nicht entziehen kann. Erlösung ist ein lupenreines Gemisch aus Krimi und Thriller, weiß früh zu fesseln und überzeugt mit vielen gut durchdachten Details.
Erzähler der Geschichte ist Wolfram Koch, der hier hervorragende Arbeit leistet. Er schafft es die verschiedenen Sichtweisen der Charaktere gut darzustellen und sie so glaubhaft wirken zu lassen. Insbesondere gilt dies für für den Täter, den man wegen der realitätsnahen Beschreibungen nachvollziehen kann. Mir gefällt die sehr betonte Sprechweise, die Akzente auf wichtigen Stellen setzt und mit kleinen Kunstpausen die Spannung bis ins Unermessliche steigern kann. Insgesamt eine wirklich lobenswerte Leistung.
Wie bei vielen Büchern dieser Art zu beobachten, ist auch hier das Titelbild recht schlicht gehalten und wurde natürlich auch für die Hörbuchumsetzung verwendet. Zu sehen ist lediglich ein Stück Stacheldraht vor einem düster wirkenden, in mehreren Farben gehaltenen Hintergrund. Die Nennung des Titels und des Autors nimmt zudem hier einen sehr großen Platz ein. Die Hülle ist übersichtlich und hübsch gestaltet, bietet aber keine weiteren Informationen.
Fazit: Ein sehr gut vorgetragener Krimi, der immer wieder zu überraschen weiß und neben der spannenden Handlung mit den wunderbaren Hauptfiguren zu überzeugen weiß.
VÖ: 22.Juli 2011
Label: Der AudioVerlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1062-3
Pssst, ich weiß was!
Erster Eindruck: Große Autoren mit kleinen Geschichten
Kleine Gedichte, Geschichten, Reime, die vielen aus der Kindheit bekannt sind. Ganz unterschiedliche Themen, ganz unterschiedliche Autoren, deren Erzählungen sich einprägen und auch Kindern von heute, die diese CD hören, irgendwann bekannt vorkommen werden...
„Pssst, ich weiß was!“ ist kein gewöhnliches Hörspiel oder Hörbuch für Kinder, sondern geht seine ganz eigenen Wege. So wird hier keine zusammenhängende Geschichte erzählt, sondern viele kleine Texte aneinandergereiht. Eines der bekanntesten dürfte „Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane sein, aber auch Autoren wie Erich Kästner und Joachim Ringelnatz sind vertreten. Manche Texte kommen einem stark bekannt vor, beispielsweise vom Zauberer und seinem Tintenfass, aber nicht jeder wird alle kennen und kann sich so über „Ameisenkinder“ von James Krüss neu amüsieren. Kinder werden hier in den kurzen Texten fantasievoll angeregt und schließlich auch mit bedeutender Kinderliteratur vertraut gemacht. Es ist ein großer Spaß, den Sprachspielereien zu lauschen, in der Silben mit anderen Vokalen wiederholt oder Wortneuschöpfungen erfunden werden. Die Geschichten sind für Kinder durchaus anspruchsvoll, überfordern aber auch die kleinsten Hörer aufgrund ihrer Kürze nicht – zwischen 14 Sekunden und guten 3 Minuten ist ein Track lang, der ganze Text erzählt. Es ist in Sammelsurium an wunderbaren Einfällen, dazu noch mehr als überzeugend vorgetragen und eine absolute Empfehlung wert.
Kai Spitzl ist der Sprecher der vielen Geschichten und legt teilweise ein atemberaubendes Tempo an den Tag, wenn ein Gedicht so besser zur Geltung kommt. Er spielt mit den Wörtern, macht die Geschichten zu seinen eigenen, setzt durch verschiedene Tönhöhen immer wieder Akzente. Besonders gefällt eine Stele, in der er die zuhörenden Kinder zum mitmachen auffordert und einzelne Wörter ergänzen lässt. Es macht riesigen Spaß, ihm zu lauschen, er lässt die Zeit wie im Fluge vergehen – eine hervorragende Leistung!
Die Musik stammt von klassischen Komponisten und wird vorrangig auf dem Klavier eingespielt, aber auch Geigen und andere klassische Instrumente kommen zum Einsatz. Während der gesamten Laufzeit wird sie eingesetzt und ergänzt Spitzl in seinem wirken, ist ähnlich spritzig und kurzweilig wie der Sprecher und die Geschichten, sodass ein einheitliches Gesamtkunstwerk entsteht.
Das Cover ist witzig und bunt, ohne übertrieben grell zu wirken. Viele seltsame Gestalten tummeln sich hierauf, und auch die restliche Gestaltung ist mit vielen bunten Zeichnungen aufgelockert. Hinter der CD ist eine sehr ausführliche Auflistung der Tracks zu finden, in der auch die Autoren nachzulesen sind.
Fazit: Eine ganz und gar außergewöhnliche Produktion mit vielen kleinen Absurditäten. Nicht nur für Kinder äußert empfehlenswert!
VÖ: 18.März 2011
Label: Der Audioverlag
Bestellnummer: 978-3-86231-060-9
Der Sommerfänger
Erster Eindruck: Suche nach dem Freund
Trotz einiger Schwierigkeiten ist Jette froh darüber, wieder mit Luke eine Beziehung zu führen. Doch als sein Mitbewohner tot aufgefunden wird, verschwindet der junge Mann spurlos. Kann er wirklich etwas mit dem Mord zu tun haben? Jette beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, doch sie hat unterschätzt, mit wem sie es zu tun bekommt...
„Der Sommerfänger“ ist der fünfte Teil einer Buchreihe von Monika Feth, der sich mit dem selben Freundeskreis beschäftigt und in deren Mittelpunkt Jette steht, eine selbstbewusste junge Frau, die wieder mit in einem Verbrechen zu tun bekommt. Zwar sind die Kenntnisse der vorigen Romane nicht zwingend notwendig, da sie in sich abgeschlossen sind und ihre ganz eigene Geschichte erzählen, allerdings ist es schon von Vorteil, die Charaktere und ihre Vergangenheit zu kennen, um einige Ereignisse richtig einordnen zu können – und auch schlicht zur Orientierung, denn die kurze anfängliche Einführung Feths ist recht knapp bemessen. Der Erzählstil ist flüssig und detailreich, insbesondere was die Gefühlswelt der Charaktere angeht. Aber auch die Orte sind gut beschrieben, sodass man der Reise gut folgen kann. Überhaupt sind die Personen sehr lebendig gestaltet, wirken glaubwürdig und jeder hat seine Eigenheiten verpasst bekommen, der sie auszeichnet und zu Individuen werden lassen. Neben Jette kann besonders ihre Freundin Merle überzeugen, die frischen Wind in die Handlung bringen kann. Feth wählt hier einen interessanten Ansatz und lässt gleich zu Beginn die Identität des Entführers bekannt werden, ebenso seine Absichten und seinen Hintergrund. So wird natürlich einiges an Spannung genommen, die sich erst so recht einstellen will, als Jette in unmittelbarer Gefahr ist – und das ist erst weit am Schluss der Fall. Schade, denn alles ist sehr gut durchdacht und bietet das Potenzial für einen wirklich Nerven zerfetzenden Thriller. So bleibt „Der Sommerfänger“ immer noch unterhaltsam und kurzweilig, mit vielen überraschenden Wendungen und einem guten Erzählstil.
Das Hörbuch ist hier untypischerweise auf verschiedene Sprecher aufgeteilt worden, anstatt einer Stimme alles zu überlassen. So sind die Passagen, die sich um Jette drehen, von Julia Nachtmann gesprochen, die der Gefühlswelt der jungen Dame Nachdruck verleiht und sich einfühlsam in die Figur hineinversetzt. Dennoch vernachlässigt sie auch die Ansichten der anderen Personen nicht, widmet jedem die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Kai Schumann ist für die Sichtweise von Luke verantwortlich, meist mit leicht gebrochener bringt er die Grundstimmung des leidenden Mannes gut herüber, schafft zusätzliche Atmosphäre. Auch Regina Lemnitz und Aleksander Radenvoik sind zu hören.
Natürlich ist auch das Titelbild dieses Hörbuchs von der Coverillustration seiner Buchvorlage abgeleitet – die Zusammengehörigkeit soll im Handel schließlich nicht untergehen. Der Hintergrund ist in reinem weiß gehalten, darauf tummeln sich zahlreiche, vorwiegend rote Schmetterlinge. Der Schriftzug ist dann etwas mächtig geraten und dominiert das Bild zu stark.
Fazit: Eine kurzweilige und interessante Geschichte, die mit ihren tiefen Einblicken in die Gefühlswelt der Charaktere zwar überzeugen kann, dem es streckenweise aber etwas an Spannung fehlt.
VÖ: 28. April 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2740-5
Chroniken der Schattenjäger - Clockwork Angel
Erster Eindruck: Plötzlich in der Unerwelt
Schon kurz nach ihrer Ankunft in London, wo sie bei ihrem älteren Bruder leben sollte, wird Tessa in einen Kampf verwickelt und erstmals mit dem Übernatürlichen konfrontiert. Gerettet wird sie von einer Organisation, die sich „Schattenjäger“ nennt und sich dem Kampf gegen dämonische Wesen gewidmet hat. Doch auch Tessa ist eine Schatttenweltlerin, was sie nicht nur vor Will und James verbergen muss, die in der Organisation tätig sind...
Nach „Die Chroniken der Unterwelt“ lässt Autorin Cassandra Clare eine weitere Buchreihe in dem von ihr geschaffenen Universum spielen, in der im London des 19. Jahrhunderts die Schattenjäger das Übernatürliche bekämpfen. Doch auch, wer die Vorgängerserie nicht kennt, findet hier einen guten Einstieg in die Welt und wird mit einem atmosphärisch dichten Werk belohnt - „Die Chroniken der Schattenjäger“ haben im Erstling „Clockwork Angel“ einen spannenden ersten Teil verpasst bekommen. Kurze Zeit nach dem Prolog, der auf geheimnisvolle Ereignisse hinweist, ist man auch schon mitten in der Handlung, Clare verschwendet hier nicht viel Zeit, erst einmal gemächlich die Personen vorzustellen und nimmt dies bei Bedarf im Laufe der Handlung vor. Eine gelungene Vorgehensweise, die den Hörer sofort in ihren Bann ziehen kann. Hier überschlagen sich die Ereignisse zu Anfang ein wenig, trotzdem kann man noch gut folgen und verpasst keine wichtige Information. Überhaupt ist der Schreibstil Dares sehr flüssig und kurzweilig, ihre lockere Art gepaart und die stets vorhandene geheimnisvolle Stimmung greifen nahtlos ineinander. Das kann dann auch über leichte Längen im Mittelteil hinweg täuschen, auch hier will man immer wissen, wie es weiter geht. Gelungen sind die vielen kleinen Spannungsbögen, die stets in einem Cliffhanger am Ende eines Kapitels enden. Trotzdem wurde hier der große Handlungsbogen nicht vernachlässigt, der immer weitere Geheimnisse aufdeckt und über das Schicksal Tessas entscheidet. Da fügt sich dann auch die Liebesgeschichte organisch ein, in der sich die Hauptperson zwischen dem kühlen und unnahbaren Will und dem warmherzigen und hilfsbereiten James entscheiden muss. Ich mag die Stimmung, die hier in der mysteriösen Welt entsteht, die ständige Gefahr für Tessa, die zudem langsam ihre wahre Natur erkundet. Ein unterhaltsames Werk voller mysteriöser Ereignisse, das mir gut gefallen hat.
Sprecherin des Hörbuchs ist Katja Danowski, die mir bis dato unbekannt war – schade eigentlich, denn ihre helle, klare Stimme ist angenehm zu hören. Meist in sanften, an den richtigen Stellen aber auch mal in etwas härterem Tonfall kann sie einen dynamischen Eindruck erwecken, formt die wellenförmige Spannung der Vorlage mit ihrer Stimme nach. Besonders das Einfühlen in die Figur der Tessa ist ihr gut gelungen, hier legt sie viel Emotionen in ihre Interpretation und kann die schwankende Gefühlslage der jungen Frau so genau treffen. Eine wirklich lebendige Leistung, die den Reiz des Hörbuches zusätzlich zur Geschichte noch einmal steigert.
Wie bei Hörbüchern zu aktuellen Romanen üblich wurde hier das Buchcover verwendet, um auch das Titelbild der CD-Box zu gestalten. In einem roten Rahmen, der mit allerlei düsteren Figuren und Schnörkeln verziert ist, sieht man ein Bild in tristen Schwarz-Weiß, dass eine mysteriöse und erhabene Gestalt in London zeigt, worauf einige Wahrzeichen im Hintergrund schließen lassen. Den einzelnen CDs wurde eine stabile Papphülle spendiert, während das Booklet eine ausführliche Auflistung der Tracks bereit hält.
Fazit: Eine herrlich düstere und geheimnisvolle Stimmung herrscht in diesem feinen Fantasy-Roman, der mit der Vielfalt an interessanten Charakteren und Wesen den Spannungsbogen weiter steigern kann.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2804-4
Familie Pompadauz – 2. Eine unfassbar fiese Falle
Erster Eindruck: Der schwere Weg in die Vergangenheit
Immer noch sitzen die unfreiwilligen Zeitreisenden des Hotels aus dem frühen 20. Jahrhundert im Jahr 2011 fest. Um zurück in ihre Zeit zu kommen, benötigen sie die zweite Hälfte eines Amuletts, der beim Zeitsprung verloren gegangen ist. Mittlerweile ist er in den Besitz einer älteren Dame gelangt, und viele Versuche gehen erst einmal daneben...
Geschichten, in denen Personen unverhofft in die Zukunft gelangen und sich mit der dortigen Technologie erst einmal auseinandersetzen müssen, erfreuen sich schon seit langem großer Beliebtheit und bieten immer wieder das Potenzial für urkomische Situationen. Franziska Gehm hat dieses Genre für ihre Buchreihe „Familie Pompadauz“ mit ziemlich skurrilen Figuren angereichert, die oft einer morbide Stimmung verbreiten. Die zweite Folge ist nun auch in der Hörversion erschienen und kann die anfängliche Erläuterung der Situation sowie die Vorstellung der Charaktere auf ein recht geringes Maß zurückschrauben, sodass man sich schon nach kurzer Zeit mitten in der spannenden Geschichte befindet. Und diese ist insgesamt etwas flüssiger erzählt als der erste Teil und kann auch besser die Komik der einzelnen Momente einfangen, die noch besser auskosten. Die Handlung kann durch einen gelungenen Aufbau Spannung erzeugen, die die gesamte Laufzeit über gehalten wird sich gegen Ende noch einmal steigern kann. Besonders viel Spaß machen jedoch wieder die wunderbaren Charaktere, die mit viel Pfiff für ordentlich Trubel sorgen. Besonders Kasmiranda sticht wieder hervor und wird schnell zum Liebling der Handlung. Mir hat dieser Teil der Serie insgesamt noch besser gefallen als der erste, da alles noch besser ineinander greift und direkt mit dem Abenteuer begonnen werden kann.
Robert Missler ist auch hier wieder die erste Wahl gewesen, als es um das Einsprechen der Vorlage ging. Schon in der ersten Folge konnte er einen sehr positiven Eindruck hinterlassen, hier spielt er seine Stärken noch besser aus und verleiht jedem Charakter einen ganz unverwechselbaren Klang, der gut zu seinem Wesen passt. Dabei geht er bei Hauptrollen wie Jonni genauso sorgfältig und engagiert vor wie bei kleineren Passagen. Auch in Sachen Spannung und Atmosphäre überzeugt er mit seiner dynamischen und abwechslungsreichen Sprechweise.
Die Buchvorlagen sind immer mit viel Aufwand gestaltet, diese Hörversion auf 2 CDs geht da etwas einfachere Wege. Das Titelbild kommt zumindest auch ohne Glanzdruck gut herüber und zeigt schon auf den ersten Blick, dass alles etwas morbider zugeht. Das kleine Booklet enthält neben kurzen Informationen zur Autorin und dem Sprecher eine ausführliche Auflistung der Tracks.
Fazit: Viele lustige Situationen und die leicht düstere Stimmung lassen dieses Hörbuch zu einer abwechslungsreichen und sehr unterhaltsamen Angelegenheit werden.
VÖ: 28.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2791-7
Familie Pompadauz – 1. Das pupsende Hängebauchschwein
Erster Eindruck: Abenteuer in der Gegenwart
Kasmiranda Pompadauz, das Mädchen ganz in schwarz, Jonni und Melusine landen in dem Hotel, in dem sie wohnen, 99 Jahre in der Zukunft. Und da ist es reichlich merkwürdig: Gläserne Türen öffnen sich wie von Zauberhand, Leute haben weiße Fäden aus den Ohren hängen und führen Selbstgespräche mit kleinen Kästen, die sie sich ans Ohr halten. Eine turbulente Zeit beginnt...
„Familie Pompadauz“ ist eine neue Buchreihe von Autorin Franziska Gehm, die Hörbuchumsetzung erfolgt bei Jumbo. Die Idee dahinter klingt zwar spannend, aber um ehrlich zu sein nicht sonderlich innovativ: Bewohner aus der Vergangenheit landen in der Gegenwart und sind mit der neuen Technologie alles andere als vertraut. Der erste Band der Reihe mit dem Titel „Das pupsende Hängebauchschwein“ zeigt dann aber, dass noch wesentlich mehr hinter der Geschichte steckt, denn Gehm hat eine ganze Reihe von skurrilen Figuren und lustigen Situationen geschaffen. So beginnt die Geschichte noch im Jahr 1912, die Charaktere werden in einer Szene vorgestellt, in der Kasmiranda eine Hinrichtung an einer ihrer Puppen durchführt und einen Käfer zwischen zwei Buchseiten zerquetscht. Schnell gewöhnt man sich an diese außergewöhnliche Atmosphäre und kann die merkwürdigen Kinder mit ihren Eigenschaften genießen. Immer wieder kommen neue Eigenheiten auf, immer schräger wirken die Charaktere vor dem Hintergrund der Geschichte. Und auch diese hat es in sich und kann an vielen Stellen glänzen, denn neben etlichen wirklich komischen Situationen und Gedankengängen sorgt auch die Handlung um das Geheimnis in einer Wurstfabrik für kurzweilige Unterhaltung. Franziska Gehm hat es also tatsächlich geschafft, der etwas abgegriffenen Grundidee ganz neue Facetten abzugewinnen und einen modernen und unterhaltsamen Jugendroman geschrieben, der sich deutlich von anderen abhebt.
Gesprochen wird die Geschichte, die aufgrund ihrer angenehmen Kürze auf 2 CDs passt, von Robert Missler, dem diese Aufgabe wie auf den Leib geschneidert scheint. Er hat hörbaren Spaß daran, die skurrilen Figuren zu interpretieren und wirkt bei der morbiden Kasmiranda ebenso glaubhaft wie bei dem lustigen Inder in einem Laden – verschiedene Akzente und Stimmfarben setzt er sicher ein. Dabei verliert er den Spannungsbogen nicht aus den Augen und kann ihn gut transportieren. Eine sehr gelungene Leistung!
Ein wenig Musik ist hier zwar eingebaut, und diese ist auch beschwingt und dem etwas jüngeren Publikum durchaus angemessen, wirklich oft ist sie aber nicht zu hören, sodass die atmosphärische Gestaltung zum großen Teil auf Missler haften bleibt. Die kurzen Melodien wirken indes auflockernd und trennen einzelne Abschnitte akustisch voneinander ab.
Wie bei Hörbüchern üblich wird auch hier das Buchcover verwendet und ziert auch das Titelbild der CD. Dargestellt sind Kasmiranda und Jonni, sie wirken frech und sind in einem interessanten Stil gehalten – natürlich darf auch das Titel gebende Hängebauchschwein nicht fehlen, obwohl es keine sonderlich große Rolle spielt. Das alte Hotel sowie ein hübscher Rahmen runden das ganze ab, während das Booklet nebst den obligatorischen Kurzinfos und der Trackliste keine weiteren Infos enthält.
Fazit: Eine ziemlich abgedrehte Geschichte mit zahlreichen Charakteren, die ebenso liebevoll wie eigenartig sind. Sehr einfallsreich und unterhaltsam!
VÖ: 24. Februar 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2736-8
Fluch der Karibik – Jack Sparrow – 4. Das Erbe von Cortez
Erster Eindruck: Jack allein auf hoher See
Zwar ist Jack Sparrow in den Besitz des mächtigen Schwertes gelangt, doch seine ganze Kraft kann er noch nicht entfalten. Er begegnet dem Geist des früheren Besitzers Cortez und lernt viel von ihm - gegen den Wunsch der Crew. Als Cortez eine Gegenleistung für seine Dienste verlangt, segelt Jack allein los und begibt sich zu alten Bekannten: Den Meerjungfrauen, die ihn einst gefangen nahmen...
Vier Teile der Hörbuchserie „Fluch der Karibik – Jack Sparrow“ nun auf einen Schwung erschienen, und gemeinsam bilden sie ein großes Abenteuer, in dem Jack an ein sagenhaften Schwert gelangt. „Das Erbe von Cortez“ schließt mit der Geschichte ab und bildet das spannende Finale der Serie. Schwerpunkt dieser Folge liegt darin, wie Jack es lernt, mit dem Schwert richtig umzugehen, der Geist von Cortez taucht so schon ganz am Anfang auf und sorgt für eine etwas bedrückende Stimmung. Jack sieht sich immer wieder mit der Entscheidung konfrontiert, ob der Verzicht auf die volle Macht des Schwertes nicht besser sei und bekommt auch einige Warnungen oder Ereignisse, die ihm die Augen öffnen sollten – sein Entschluss, trotzdem weiter zu machen ist aber verständlich dargestellt. Die Handlung konzentriert sich hier stark auf den jungen Piraten, da er irgendwann allein auf seinem Schiff unterwegs ist. Er begegnet dabei einigen Gefahren, die die Handlung wieder sehr abwechslungsreich wirken lassen. Dabei wird auch auf Ereignisse aus den vorigen Teilen zurückgegriffen. „Das Erbe von Cortez“ ist insgesamt düsterer als seine Vorgänger, da es viel um die Verlockung der Macht geht. Aber gerade das gefällt und führt neue Aspekte in die Serie ein. Wunderbar gelungen ist neben dem kurzweiligen und spannenden Verlauf das spektakuläre Finale, dass den vorigen Folgen völlig angemessen ist und wunderbar erzählt wurde – ein krönender Abschluss dieses Teil und der ganzen Serie.
Martin Balscheid liest auch den letzten Teil der Geschichte, und auch hier leistet er wieder Großartiges. Er verleiht der Handlung seine ganz eigene Note, lässt sich von dem Spannungsbogen treiben, spielt mit Tempo und Tonhöhe, gibt zusätzlichen Druck und nimmt sich zurück. Doch neben den erzählten Teilen kann er auch die wörtliche Rede der Charaktere gut umsetzen, hier konzentriert sich dies zu großen Teilen auf Jack Sparrow, dem er viel Charisma und Witz verleiht. Eine sehr gelungene und vielseitige Interpretation.
Während der meisten Zeit wird Balscheit von Musik und Geräuschen begleitet, an einigen Stellen steht er jedoch allein. In einer Szene seine Stimme leicht verzerrt, was einen gruseligen Effekt hinterlässt. Ansonsten ist viel stimmungsvolle Musik eingesetzt, die die einzelnen Situationen stimmiger wirken lässt, sowie zahlreiche glaubhafte Geräusche, die die Szenen intensiver gestalten.
Cortez ist erstmals auch auf dem Cover zu sehen – seine geisterhafte Erscheinung wird hier gut dargestellt, besonders die fahle Haut und die roten Augen hinterlassen einen unheimlichen Eindruck. Auch Jack Sparrow ist natürlich wieder zu sehen. Er betrachtet das magische Schwert und hat einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Die restliche Aufmachung ist übersichtlich, besitzt aber keinerlei zusätzliche Informationen.
Fazit: Temporeich, spektakulär, vielseitig. Der düstere vierte Teil kann mit einem wunderbaren Finale glänzen und die Serie gekonnt abschließen.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908208729
Fluch der Karibik – Jack Sparrow – 3. Die Piratenjagd
Erster Eindruck: Auf der Jagd nach Left-Food-Louis
Um an das mächtige Schwert des Cortez zu kommen, jagen Jack Sparrow und seine Crew den berüchtigten Piraten Left-Food-Louis quer durch die Karibik. Schließlich spüren sie ihn auf einer Insel auf, wo er mit seinem Schiff Halt gemacht hat. Sofort werden sie in wilde Kämpfe verwickelt, und Arabella steht vor einer sehr schweren Entscheidung...
Auf vier Folgen ist der Handlungsbogen um das sagenumwobene Schwert des Cortez ausgelegt, der die Grundlage für die „Fluch der Karibik“-Hörbuchserie bildet. Erzählt werden Abenteuer des jungen Jack Sparrow, der mit seinen Kumpanen unterwegs ist – und diese sind einem mittlerweile auch ans Herz gewachsen. Und so ist der emotionale Höhepunkt dieser dritten Folge mit dem passenden Titel „Die Piratenjagd“ auch eine Zwickmühle, in der sich Arabella befinden – Rache an Left-Foot-Louis oder moralische Beständigkeit. Da die Serie auch für Kinder konzipiert ist, kann man den Ausgang ihres Gewissenskonflikts schon vorausahnen, doch danach geht es überraschend mit einem ungewöhnlichen Ereignis weiter, der für weitere nachdenkliche Momente sorgt. Das ist alles sehr gut gelöst und stimmig in die Welt mit den phantastischen Elementen eingefügt, zeigt die andere Seite der Geschichte und dringt nicht zuletzt weiter in die Charaktere vor. Davor erleben wir ein sehr kurzweiliges und unterhaltsames Abenteuer, das dynamisch mal Jack und seine Freunde, mal Left-Food-Louis die Oberhand gewinnen lässt. Doch auch nach der oben beschriebenen Situation geht es interessant und spannend weiter, denn das ganze Geheimnis um das machtvolle Schwert ist immer noch nicht gelöst. Die Verknüpfung von Piratenabenteuer und einem Hauch Phantastik ist wieder sehr gut gelungen, die charismatische Hauptfigur kommt gut zur Geltung, ohne sich allzu sehr in den Vordergrund zu drängen. Ziemlich gelungen also wieder, diese Produktion, die den hohen Standard der ersten beiden Teile sogar noch etwas anheben kann.
Martin Balscheit ist wieder für die Vertonung der Geschichte zuständig und kann die mmit ordentlich Leben füllen. Beachtlich ist insbesondere die Darstellung des Left-Foot-Louis, bei dem er mit grölendem Unterton den gemeinen Piarten mit Inbrunst darstellt. Doch auch die anderen Charaktere kann er gut einfangen, sei es der etwas hochmütige, aber sehr gewitzte Jack oder Arabella, die zwischen Nachdenklichkeit und Kampfgeist viele Facetten aufweist. Er kann mit seiner Stimme Spannung erzeugen und die Kämpfe dynamisch und temporeich wirken lassen, ohne die Übersichtlichkeit zu vernachlässigen.
Eingebettet ist die Erzählung in eine Vielzahl von passenden Geräuschen und jeder Menge passender Musik, die sich vornehmlich aus flotten Geigenmelodien zusammensetzt. Die Geräusche sind glaubhaft in der karibischen Welt angesiedelt und vermitteln die Stimmungen der einzelnen Situationen, während bei den actionreichen Szenen eher auf die Musik zurückgegriffen wird.
Ein sehr kämpferischer Jack Sparrow ist auf dem Cover zu sehen, seine Figur steht im Vordergrund und macht für viele schließlich auch den Reiz der Serie aus. Doch auch der Hintergrund, der die Situation auf einem Schiff zeigt und in hübschen Zeichenstil gehalten ist, kann überzeugen und ergänzt das Cover optisch ansprechend. Im Inneren ist insbesondere Werbung zu finden.
Fazit: Die spannende Geschichte wird durch die tiefgreifende Entscheidung Arabellas gekrönt, ist eine sehr dynamische Angelegenheit und sehr kurzweilig erzählt.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908208125
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 2. Der Gesang der Sirenen
Erster Eindruck: Gefahr für Jacks Crew
Das Schwert von Cortez, das Objekt der Begierde von Jack Sparrow, ist weiterhin verschollen, und die Suche auf hoher See geht weiter. Eine merkwürdige Insel taucht immer vor den Abenteurern auf, und auch ein geheimnisvoller Gesang macht der Crew Probleme. Nur Jack Sparrow scheint vor dessen anziehender Wirkung gefeit...
In den Filmen zu „Fluch der Karibik“ erlebt der erwachsene Jack Sparrow aufregende Abenteuer und hat damit ganze Generationen von Cineasten begeistert. Seine Vorgeschichte wurde dann – dank des Mega-Erfolges des ersten drei Filme – in einer Buchreihe erzählt, die sich vornehmlich an Jugendliche Leser richtet, aber auch von vielen Erwachsenen begeistert aufgenommen wurde. Genau diese Geschichten hat EMI nun als vierteilige Hörbuchreihe umgesetzt, und schon die erste Folge hat gezeigt, was alles darin steckt. Genauso spannend geht es in der zweiten Geschichte weiter, betitelt mit „Der Gesang der Sirenen“. Positiv fällt auf, dass hier direkt mit der eigentlichen Geschichte gestartet werden kann. Zwar werden die Ereignisse des ersten Teil kurz zusammengefasst, dies nimmt aber keinesfalls so viel Raum in Anspruch wie die Vorstellung der Charaktere im ersten Band. Die Entdeckung der Insel und das erste Ertönen der merkwürdigen Gesänge finden so schon nach wenigen Minuten statt, sodass die Handlung wesentlich mehr Raum hat, sich zu entfalten. Die Geschichte weist einen stetig steigenden Spannungspegel auf, beginnt eher ruhig und steigert sich dann immer weiter bis zu einem spektakulären Finale. Gut eingebunden sind die mysteriösen Elemente, die hier schon früh eingeführt werden und einen Schuss Übersinnliches in die abenteuerliche Geschichte bringt. Man wird immer weiter in die Handlung verstrickt, fiebert mit und kann kaum die weiteren Ereignisse abwarten. Wirklich gut erzählt, und auch die Charaktere kommen hier gut herüber. Besonders Jack Sparrow, der unbestrittene Star der Filme, bringt ordentlich Schwung. Ein Hörbuch, das wirklich Spaß macht, die Kenntnisse über die fantastische Piratenwelt erweitert und bestens unterhalten kann.
Martin Balscheit verleiht der Geschichte Leben und liest den Roman mit viel Enthusiasmus. Er bildet mit seiner Stimme den Spannungsbogen nach, beginnt mit einer eher ruhigen Interpretation und steigert sich dann immer weiter. Doch auch an den temporeichsten und impulsivsten Stellen ist er noch sehr gut verständlich. Er bringt viel zusätzliche Stimmung mit ein, kann besonders die Charaktere sehr lebendig und glaubwürdig darstellen. Eine sehr gute Leistung, die einen großen Teil zum Gelingen des Projektes beisteuert.
Unterstützt wird Balscheit durch eine Vielzahl an Geräuschen und Musikstücke, die ihn während der gesamten Laufzeit begleiten. Nach dem kurzen Musikintro, das an den berühmten Song aus den Filmen erinnert, taucht diese an einigen anderen Stellen wieder auf und bringt viel Flair ein. Auch die Geräusche fügen sich gut ein und erschaffen eine spannungsgeladene und vielfältige Atmosphäre.
Richtig gut gefällt mir da Cover zu dieser Folge, das die mysteriöse Komponente der Geschichte unterstreicht. Eine der im Titel benannten Sirenen zieht Jack Sparrow in die Tiefe, ihre langen Haare wehen im Wasser, was den mystischen Eindruck unterstützt. Der grün-blaue Hintergrund mit den aufsteigenden Luftblasen ist ansprechend gestaltet.
Fazit: Der zweite Teil der Reihe kehrt die phantastischen Elemente der Geschichte weiter hervor und begeistert mit einem gelungenen Spannungsbogen.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908207524
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 1. Auf Der Suche nach dem magischen Schwert
Erster Eindruck: Der Pirat in jungen Jahren
Jack Sparrow taucht eines abends in einer schäbigen Hafenkneipe auf, in der es nur so von grimmigen Piraten wimmelt. Doch er lässt sich nicht einschüchtern und bestiehlt er einen der Anwesenden. In dem Seesack ist neben allerlei Plunder auch die Scheide eines geheimnisumwitterten Schwertes. Zusammen mit der Tochter des Wirtes, Annabell, und dem jungen Adeligen Fitzwilliam versuchen sie, das Rätsel zu lösen und machen sich auf eine Seereise voller Gefahren...
Die Trilogie von Fluch der Karibik um den exzentrischen Piraten Jack Sparrow gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten Filmen der letzten Jahre und erfreut sich ungebrochener Popularität. Natürlich gibt es noch viele weitere Geschichten aus dem Leben des Piratenkapitäns, und eine davon wird in einer Mini-Reihe von inszenierten Lesungen erzählt, die vorerst vier Teile umfasst und zusammen einen abgeschlossenen Handlungsbogen bilden. Den Start macht „Auf der Suche nach dem magischen Schwert“, hier werden die Anfänge der Handlung auf 2 CDs erzählt. Am Anfang geht dies zwar unterhaltsam los, der Vorstellung der Charaktere wird aber viel Raum gegeben. Die anfängliche Szene in der Hafenkneipe endet in einer gestandenen Prügelei und ist dementsprechend actionbetont, doch danach vergeht lange Zeit, in der für die Geschichte nichts Wesentliches passiert. Am Ende der ersten CD hat man es dann zwar schon auf das Schiff geschafft und ist unterwegs zu einer sagenumwobenen Insel, doch die mystischen Elemente, die einen großen Teil des Reizes der Filme ausmachen, lassen noch auf sich warten und sind höchstens in wenigen Andeutungen vorhanden. Ab der Hälfte legt die Handlung dann merklich zu und wird zu einem spannenden und energiegeladenen Spektakel, dass mit hohem Tempo garantiert keine Langeweile aufkommen lässt. Ein gewaltige Sturm bringt die Dreimanncrew in Bedrängnis, neue Personen tauchen auf, die Ereignisse auf der Insel sind sehr kurzweilig und voller toller Momente. Das Ende lässt einem dann das Wasser im Mund zusammenlaufen, man will unbedingt erfahren wie es weitergeht. Diese Lesung ist zwar schon für Kinder konzipiert, ist aber auch für Erwachsene eine unterhaltsame Sache und genau das richtige für Fans der Filme, aber auch alle anderen, die sich von den wilden Abenteuern von Piraten angezogen fühlen – gute Unterhaltung!
Als Sprecher der Geschichte wurde Martin Balscheit ausgewählt, der sich in der Vergangenheit mit beschwingter Stimmung in anderen Produktionen empfehlen konnte. Auch hier leistet er Ordentliches, kann die Spannung der Geschichte einfangen und mit dynamischer Stimme unterstreichen. Er schafft Atmosphäre und hält das Interesse des Publikums aufrecht. Auch bei der Gestaltung der Charaktere gelingt ihm eine überzeugende Leistung, jeder bekommt eine eigene Sprechweise. Die durchaus anspruchsvolle Rolle des Jack Sparrow, der durch die markante Darstellungsweise von Jonny Depp beknnt geworden ist, löst er nicht ganz so eindringlich, die grundsätzlichen Züge des hier noch jungen Mannes nimmt er jedoch gut an.
Hier wurde kein reines Hörbuch vorgelegt, sondern eine inszenierte Lesung, was bedeutet, dass auch Musik und Geräusche eingefügt wurden. Hier wird Balscheit gut unterstützt und bekommt eine ansprechende Kulisse für die Geschichte vorgelegt. Besonders die vielen Geräusche im Hafen und auf See sind gut eingefangen, die Musik ist an das bekannte Thema der Filme angelehnt und kann ebenso überzeugen.
Auf dem Cover der CD ist der junge Jack Sparrow zu sehen, und tatsächlich erinnert die Figur mit dem roten Haarband und dem wilden, schwarzen Haarschopf an die Figur aus den Filmen. Mit dem ansprechenden Hintergrund ist ein gelungenes Cover gelungen. Recht viel Platz der restlichen Gestaltung geht für die Klärung der Rechte drauf, und im Inneren des Booklets ist insbesondere Werbung zu finden.
Fazit: Die Stimmung von Fluch der Karibik wurde hier sehr gut eingefangen, und nach dem Vorstellen der Charaktere entsteht eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte mit viel Flair.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908207029
Geisterritter
Erster Eindruck: Spuk im alten Internat
John Whitcroft ist alles andere als begeistert, als er von seiner Mutter und deren neuen Freund auf ein Internat geschickt wird. Schon das Eingewöhnen in den alten Gemäuern fällt ihm schwer, doch als er eines nachts drei Geister vor seinem Fenster beobachtet, ahnt er, dass Schreckliches passieren wird. Gut, dass er in Ella eine treue Freundin hat, die ihm bei seine Kampf gegen die Geister hilft...
Cornelia Funke ist Deutschlands momentan wohl populärste Autorin von Kinder- und Jugendromanen. Mit Titeln wie Tintenblut und Herr der Diebe hat sie sich längst einen Platz im Herzen vieler Leser ergattert. Mit „Geisterritter“ ist nun ein weiterer Roman erschienen, der sich eher an jüngere Leser richtet. Die Audioumsetzung liest natürlich wieder Rainer Strecker. Angenehm fällt erst einmal die Länge des Hörbuchs auf – 325 Minuten auf 5 CDs sind mal kein schwerer Klotz, sondern lassen sich in recht kurzer Zeit hören, was eine positive Abwechslung darstellt. Durch die einfache Sprache wird auch Kindern ermöglicht, der Geschichte problemlos zu folgen – und das lohnt sich auch. In ihrem unvergleichlich eingängigen Stil erschafft Funke wieder eine sehr spannende Geschichte, an der es an einigen Stellen wirklich hoch her geht. Die Begegnungen mit den Geistern sind stets gruselig und sehr stimmungsvoll beschrieben. Hier schöpft Funke das komplette Potenzial ihrer Idee aus, schnell ist man wie gefangen von den Ereignissen. Doch wie immer gibt es auch hier einen lustigen Teil, der neben einigen Kommentaren besonders durch Zelda, die Großmutter von Ella, geprägt wird. Ihre skurriler, aber herzlicher Charakter ist wunderbar gelungen und bringt etwas Lockerheit in die ansonsten kompakte und düstere Geschichte. Mir hat Geisterritter sehr gut gefallen, was an der tollen Atmosphäre des Buches sowie am fesselnden Schreibstil Funkes gelegen hat, und so werden sicherlich nicht nur die jüngeren Hörer ihre Freude hieran haben, sondern ebenso viele Erwachsene.
Der wunderbare Rainer Strecker, die die meisten Bücher von Cornelia Funke einliest, hat sich auch für diese Produktion vor das Mikrofon begeben. Mit seiner Stimme erweckt er die Handlung zum Leben, findet schnell in seinen intensiven Rhythmus, der den Hörer an seinen Lippen kleben lässt. Dabei setzt er kleinere Kunstpausen ein oder steigert das Tempo, um die Dynamik der Handlung zu folgen. Auch in der Gestaltung der Charaktere beweist er sein Können, indem er jeden mit leicht veränderten, unverkennbaren Nuancen darstellt.
Hier wurde ein wenig Musik eingesetzt, jedoch nur in den Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln, nie während der gesprochenen Passagen. Sie stammt von Jan-Peter Pflug, der ebenfalls schon bei einigen Hörbüchern von Funke mitgewirkt hat. Und wieder schafft er einzigartige und ungewöhnliche Klangbilder, die sehr gut zu der Geschichte passen und dem Hörer trotz ihrer interessanten Andersartigkeit die Möglichkeit geben, über das Gehörte nachzudenken.
Sehr gelungen ist die Aufmachung des Hörbuchs. Das Titelbild zeigt eine Szene, in der John eine Geistererscheinung hat, die kühlen Blautöne stellen die Stimmung des Buches gut dar. Doch auch jede CD hat ihre eigene Illustration, an denen man sich kaum satt sehen kann. Das umfangreiche Booklet enthält neben Kurzinfos zu den Mitwirkenden ein Glossar mit einigen Begriffserklärungen sowie einen ausführlichen Text von Funke zur Entstehung des Romans.
Fazit: Viele gruselige Szenen, ein wenig Humor und eine spannende Geschichte – Funke hat wieder ein Werk voller Zauber abgeliefert, das nicht nur Kinder in seinen Bann ziehen kann.
VÖ: August 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0517-3
Herr der Diebe
Erster Eindruck: Geheimnisse in Venedig
Nach dem Tod ihrer Eltern sollen Bo und Prosper voneinander getrennt werden. Um dies zu verhindern fliehen die Brüder nach Venedig, wo sie auf eine Bande von jugendlichen Dieben treffen, die sie schnell in ihrer Mitte aufnehmen. Die Bande, die von Scipio angeführt wird, der sich Herr der Diebe nennt, bekommt von einem geheimnisvollen Auftraggeber die Aufgabe, ein ganz bestimmtes, wertvolles Stück zu stehlen. Doch noch einige Geheimnisse müssen aufgedeckt werden...
Immer wieder schafft Autorin Cornelia Funke, ihre Helden in fast schon träumerische Kulissen zu versetzen. Äußerst gelungen ist ihr dies auch bei „Herr der Diebe“, das in einem sehr intensiv und atmosphärisch beschriebenen Venedig spielt. Vor den Augen den Lesers – oder wie hier in der Hörbuchfassung vor den Augen des Hörers – entsteht eine wahre Bilderflut, heraufbeschworen durch Funkes Worte, und das obwohl sie den Schwerpunkt wie immer auf die Entwicklung der Figuren und der Geschichte gelegt hat. Auch hier tummeln sich etliche faszinierende, interessante oder spannende Personen und bereichern die Handlung mit ihrem sprühenden Charme. Zusammen mit teilweise recht undurchsichtigen Geheimnissen und immer neuen, spannenden Elementen entsteht eine Geschichte, der man sich kaum entziehen kann, die zum immer weiter Hören anregt und die einen in eine fremde und zugleich vertraute Welt zieht. Nicht nur Kinder werden ihre wahre Freude an diesem Hörbuch haben, vielmehr wird die komplette Familie dem Abenteuer von Bo, Prosper, Scipio und den anderen lauschen.
Wie sollte es anders sein bei einem Werk von Cornelia Funke – auch hier ist Rainer Strecker der Erzähler. Mit seiner feinfühligen Art und einer exakten Wachsamkeit für die richtigen Momente kann er die Geschichte mit viel Leben füllen, die Charaktere greifbar zu machen, Spannung zu erhöhen und Gefühle zum Ausdruck bringen, alles kleinen Akzenten, die er seiner Stimme verleiht.
Natürlich ist das Cover der Hörausgabe dem des Buches entnommen, sodass man Scipio mit seiner venezianischen Maske zu Gesicht bekommt. Das Bild hat trotz seines einfachen Stils viel Atmosphäre eingefangen und gibt diese an den Betrachter weiter. Auch die restliche Aufmachung ist insgesamt gut gelungen ist schön anzusehen.
Fazit: Eine einfühlsame und spannende Geschichte in wunderschöner Kulisse und mit vielfältigen Charakteren, sehr angenehm vorgetragen – ein Hörbuch für die Familie.
VÖ: 1. Januar 2002
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8959-2780-5
Nemesis - 1. Die Zeit vor Mitternacht / Geisterstunde
Erster Eindruck: Burg des Schreckens
Frank Gorresberg wird zu einem Treffen mit einem Notar nach Crailsfelden, einer kleinen Stadt, gerufen. Dort soll er mehr über eine millionenschwere Erbschaft erfahren. Er begegnet fünf weiteren Menschen, deren Eltern ebenfalls mit dem exzentrischen Thun ein Internat besucht haben. Schnell merken die sechs, dass etwas nicht stimmen kann, und schon die erste Nacht fordert ein Todesopfer...
"Nemesis" ist der Titel einer sechsteiligen Buchreihe von einem der erfolgreichsten deutschen Autoren: Wolfgang Hohlbein, der für viele als deutscher Meister des Horrors gilt. Jeweils zwei Teile zusammengefasst sind als Hörbücher erschienen, sodass insgesamt eine dreiteilige Mini-Serie entstanden ist. Den Anfang machen die beiden Bände "Die Zeit vor Mitternacht" und "Geisterstunde", in denen anfangs recht viel Zeit für die Charakterisierung der sechsköpfigen Gruppe aufgewendet wird. Nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihr Verhalten wird detailliert beschrieben, sodass man einen sehr plastischen Eindruck der Figuren bekommt. Die Geschichte ist typisch für Hohlbein und stürzt die Protagonisten in einen Strudel aus Horror und Angst, der aus der Sicht von Frank erzählt wird. Schön ist, dass sich der Grusel auch auf den Hörer überträgt. Teile der Handlung lassen sich zwar schon vorher erahnen, durch neue Wendungen und Winkelzüge wird aber ein dynamisches und unterhaltsames Werk geboten. Der Übergang zwischen den beiden Bänden verläuft fließend, und am Ende ist die Geschichte logischerweise noch offen. Bis dahin wird ein spannendes Horror-Werk geboten, dass einem unterhaltsame Stunden bietet.
Sprecher des Hörbuches ist Johannes Steck, der unter anderem auch aus "Die drei ??? Kids" bekannt ist. Er verleiht den Charakteren ihre eigene Sprechweise, ohne seine Stimmlage zu verstellen. So bekommen sowohl gestandene Männer als auch zickige Frauen ihren eigenen Klang, ohne dass es befremdlich oder unglaubwürdig wirken würde. Auch in den spannenden Szenen setzt Steck die Dynamik punktgenau um, spielt mit der Lautstärke und setzt gekonnt Pausen.
Das Cover halte ich für sehr gelungen. Die finstere Burg, in der die Gruppe unterkommt, steht im Mittelpunkt und wird mit den hellen Lichtstrahlen gut in Szene gesetzt. Von zwei riesigen Händen gehalten und dämonischen Augen im Hintergrund entfaltet sich eine unheimliche Wirkung. Die vier CDs befinden sich in einem Digipack, das einige Zitate aus der Handlung enthält.
Fazit: Eine düstere Stimmung, interessante Charaktere und viel Gelegenheit zum Gruseln - Hohlbeins Nemesis kann sich sehr gut hören lassen.
VÖ: März 2008
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-386742813-2
Percy Jackson – 4. Die Schlacht um das Labyrinth
Erster Eindruck: Auferstehung und Niedergang
Im Camp Half-Blood wird ein Eingang zum Labyrinth des Dädalus entdeckt, und anscheinend sucht Kronos nach einem Weg, so den magischen Schutz zu umgehen. Percy Jackson macht sich gemeinsam mit Anabelle, Tyson und Grover auf den gefährlichen Abstieg, um den Herrn des Labyrinths um Hilfe zu bitten – und geraten in so manches haarsträubenden Abenteuer, bei dem neue Freunde und Feinde auf die warten…
Halbgötter, Monster, mächtige Sagenwesen – all das tummelt sich in den Büchern um Percy Jackson, in denen Autor Rick Riordan die griechische Mythologie in die heutige Zeit transportiert. In den ersten drei Teilen wurde die Bedrohung durch Kronos, den grausamen Titanen, schon genau ausgelotet. Der vierte Teil mit dem Titel „Die Schlacht um das Labyrinth“ legt hier noch einmal ordentlich zu, die Geschichte ist wesentlich düsterer und geht auch intensiver auf menschliche Abgründe ein. Und das nicht nur wie vorher bei unseren Helden und vielleicht noch bei ihrem Erzfeind Luke, an vielen Stellen wird auch Nico mit seinen Problemen, Schuldgefühlen und seinem Hass auf Percy gezeigt. Der Tod ist wesentlich präsenter als in vorangegangenen Teilen, gerade in den letzten Kapiteln sterben auch Percy nahe stehende Personen. Dem Hörer wird so wesentlich bewusster, wie gefährlich der Kampf zwischen Titanen und Göttern ist. Sogar ein Gott ist nicht davor gefeit und geht in einer sehr nahegehenden und nachdenklich stimmenden Szene von dieser Welt – einer der Höhepunkte des Buchs. Doch neben der mysteriösen und abenteuerlichen Geschichte kommt natürlich auch der Humor nicht zu kurz. An einigen Stellen muss man doch herzhaft lachen, der lockere Schreibstil mit den vielen skurrilen Anmerkungen macht einfach Spaß. Genau diese Mischung aus witzigen Momenten, abenteuerlichen Episoden, tiefgreifenden emotionalen Beschreibungen und der Einflechtung mythologischer Gestalten ist es, das die Serie so besonders macht. Hier überzeugt die noch dunklere Grundstimmung, sowie die stets wachsende Bedrohung durch Kronos. Ein sehr gelungener Band der Serie mit vielen turbulenten Entwicklungen.
Wie in den vorangegangenen drei Teilen ist auch hier der Berliner Marius Claren der Sprecher der Geschichte. Er fängt mit seiner Stimme die gestiegene Spannung und die wachsende Düsternis ein, legt ein wenig in Sachen Dramatik zu. Kleine Kunstpausen steigern die Aufmerksamkeit und sorgen für ein zusätzliches Kribbeln beim Hörer. Wie immer kann er aber auch die witzigen Szenen und die sarkastischen Stellen sehr gut herüberbringen. In der Charakterdarstellung ist er solide, die jungen Charaktere kann er in ihren vielen Facetten gut erfassen.
Das Cover ist selbstverständlich der Buchvorlage des Romans entnommen. Ein riesenhaftes Gesicht dominiert das Bild, das ist gelb-goldenen Tönen gehalten ist. Percy samt seinem Schwert und den für die Geschichte bedeutsamen Flügeln ist natürlich auch zu sehen, während sich das Labyrinth zu seinen Füßen ausbreitet. Wie immer ansehnlich und eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die restliche Aufmachung ist eher sparsam und enthält kurze Informationen und Fotos zu Autor und Sprecher.
Fazit: Die Saga nimmt hier noch einmal an Schärfe zu, steigert die Dramatik, reiht viele spannende Szenen aneinander, lässt aber auch den typischen Humor nicht vermissen. Wunderbare Unterhaltung!
VÖ: 22.Juli 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4532-8
Percy Jackson - 2. Im Bann des Zyklopen
Erster Eindruck: Wilde Jagd durch die See
Das Halfblood Camp ist in Gefahr, der wichtige für die Verteidigung wichtige Baum wurde vergiftet. Doch für Percy Jackson kommt es noch schlimmer: Sein Freund Grover, der Satyr, befindet sich in der Gewalt eines Zyklopen. Natürlich machen Percy und Annabeth sich sofort zu seiner Rettung auf, und auch Ares' Tochter Clarissa begleitet sie. Und schließlich bekommen sie noch Hilfe von unerwarteter Seite...
Nach dem aufregenden ersten Teil "Diebe im Olymp" geht es bei Percy Jackson weiter, die Mischung aus griechischer Mythologie und der heutigen Zeit ist auch Grundlage für den zweiten Teil. Kennt man die erste Geschichte, ist man schnell in der Handlung drin und muss sich nicht lange an die außergewöhnliche Szenerie gewöhnen. Die eigentliche Handlung kann dann auch recht schnell starten, viel Zeit wird nicht für Charakterdarstellungen verwendet. Stattdessen ist man schon nach wenigen Minuten von den neuesten Entwicklungen gefesselt, die die gesamte Spielzeit über anhalten. Und das ist vielleicht der einzige kleine Kritikpunkt: Man rast geradezu durch die verschiedenen Ereignisse, man bekommt kaum Zeit, das Gehörte zu verdauen. Das bestätigt sich auch durch die im Vergleich recht kurze Laufzeit des Hörbuches. Das Geschehen ist vielfältig und mit dem wunderbaren Humor des ersten Teiles erzählt, Kennern der Odysseussage werden viele der angesprochenen Themen bekannt vorkommen. Diese sind jedoch so modernisiert worden und mit neuen Wendungen versehen, dass es trotzdem sehr unterhaltsam und kurzweilig von statten geht. Dieser Band führt die Reihe sehr positiv weiter, alte Bekannte wie neue Charaktere werden vor der Kulisse des actiongeladenen Szenarios gut dargestellt, eine Feuerwerk an guten Ideen.
Natürlich ist auch hier wieder Marius Clarén an Sprecher verpflichtet worden. Er gestaltet die Handlung sehr lebendig, die Szenen entstehen quasi vor dem Auge des Hörers und sind sehr präsent. Seine betonte Aussprache lässt zusätzliche Spannung aufkommen, dynamische Wechsel halten das Interesse aufrecht. Besonders gefällt mir der offensichtlich leicht schwarze Humor, an dem Clarén viel Spaß zu haben scheint.
Wieder ist die Papphülle etwas unstabil geraten, ansonsten ist die Gestaltung der Verpackung aber gut gelungen. Das Titelbild ist in anderen Farbtönen gehalten und zeigt ein anderes Motiv, weist aber klare Parallellen zum ersten Teil auf und bildet so einen Wiedererkennungswert. Die kleinen Infos im Inneren sind eine nette Beigabe.
Fazit: Auch Teil zwei der Reihe ist gespickt mit tollen Ideen und einer sehr dynamischen, spannenden Geschichte, sodass auch hier eine Empfehlung ausgesprochen werden kann.
VÖ: 25. September 2010
Label: Lübe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4404-8
Percy Jackson - 1. Diebe im Olymp
Erster Eindruck: Götter, Furien und Wolkenkratzer
Schon immer haben sich in Percys Leben merkwürdige Ereignisse abgespielt, doch als sich seine Lehrerin in ein Fabelwesen verwandelt steht für Percy fest, dass etwas nicht stimmt. Bald erfährt er auch den Grund: Er ist der Sohn des Poseidon und damit ein waschechter Halbgott. Und natürlich wird er mit einer Aufgabe betraut, die die Welt verändern kann...
Spätestens seit dem erfolgreichen Kinofilm des ersten Bandes ist Percy Jackson auch in Deutschland in aller Munde, wer eher auf die gelesene Version des tollen Kinderbuches steht, wird bei Lübbe Audio fündig. "Diebe im Olymp" ist dort erhältlich, gelesen von Marius Clarén. Die Geschichte basiert auf den alten griechischen Mythologien, in die Percy schließlich auch eingebunden ist. Dabei behält es ein erstaunliches Maß an Lockerheit und viel sarkastischem Humor (meist von der Hauptperson selbst), dass nichts mehr an die Schwere der alten Göttersagen erinnert. Die Geschichte ist gespickt mit sehr vielen kreativen Einfällen, sodass Autor Rick Riordan eine ganz neue Welt geschaffen hat, in der die Götter sich in die heutige Zeit nahtlos integriert haben. Dieser Gedanke fasziniert und bildet einen tollen Hintergrund für die erzählte Geschichte. Diese beginnt mit einer ausführlichen Charakterisierung von Percy mit den ersten merkwürdigen Zwischenfällen, doch spätestens mit der Ankunft in einem Camp steht man mitten in der Geschichte, lernt die Figuren immer besser kennen und lässt sich von der tollen Atmosphäre einfangen. Spannend geht es zu, gefährlich, aber auch immer mit einem kleinen Augenzwinkern. Ein toller Roman, der mich wirklich gepackt hat, zudem in der Hörumsetzung wunderbar vorgetragen.
Als Sprecher wurde Marius Clarén ausgewählt, der hier sein gesamten Potenzial ausspielt und die Geschichte sehr mitreißend erzählt. Dabei kann er bei den temporeichen Stellen mit angemessener Sprechgeschwindigkeit punkten, doch auch der sarkastische Humor des Buches kommt bei ihm voll zur Geltung. Er spielt mit seiner Stimme und kann so jedem Charakter einen eigenen Klang verleihen, ohne zu gekünstelt zu wirken. Eine tolle Leistung, die mich beeindruckt hat.
Auf dem Cover ist selbstverständlich das Titelbild der Buchausgabe zu sehen, mit dem großen Kopf und dem kleinen Percy ist ein reizvoller Kontrast geschaffen worden, während die Blitze für Dynamik sorgen. Allerdings hätte die Papphülle etwas stabiler ausfallen können, der Innenteil ist jedoch wieder ansprechend gestaltet und enthält kleine Zusatzinformationen.
Fazit: Die Geschichte ist mitreißend, einfallsreich, spannend und witzig, die Vortragsweise sehr gelungen. Ein wirklich gutes Hörbuch.
VÖ: 19. März 2010
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4005-7
Prince of Persia
Erster Eindruck: Abenteuer in fremder Welt
Das Straßenkind Dastan wird als Kind vom König von Persien selbst adoptiert und fortan auf seine Aufgabe als zukünftiger Regent ausgebildet. Zusammen mit seinen Brüdern schlägt er sich tapfer in vielen Situationen. Doch als ein mächtiger Feind nach dem "Sand der Zeit" trachtet, muss er sich mit der resoluten Tamina verbünden...
"Prince of Persia" heißt ein neuer Film von Disney, der die Kinokassen im Sturm erobern soll. Auch ein Hörbuch wurde produziert, welches bei Lübbe Audio erschienen ist und an den Erfolg des Filmes anschließen soll. Als Sprecher wurde Simon Jäger gewonnen, der schon bei anderen Produktionen geglänzt hat. Das Hörbuch startet gemächlich mit einigen Vorabinformationen und Prologen, beispielsweise über das Land Persiens und Dastans Kindheit. Doch auch danach erleben Dastan und seine Brüder erst ein kleineres Abenteuer, bis endlich die eigentliche Geschichte startet. Sicherlich sind viele der Informationen wichtig für die zukünftige Handlung, doch leider zieht sich der Start doch etwas in die Länge. Danach nimmt die Geschichte an Fahrt auf und behält trotzdem seine ruhige Wirkung bei, was einen interessanten Kontrast ergibt. Die Geschichte an sich ist erzählenswert und die Charaktere gut beschrieben und vielschichtig, aber der letzte Funke will einfach nicht überspringen, sodass "Prince of Persia" ein gutes Hörbuch bleibt, die Grenze zum sehr guten aber nicht überschreiten kann. Für Fans des Filmes ist es aber durchaus eine gute Maßnahme, um die Zeit bis zur DVD-Veröffentlichung zu überbrücken.
Simon Jäger ist wie oben bereits erwähnt der Sprecher des Hörbuches. Seine sanfte, warme Stimme hat viel Flair und Anziehungskraft, besonders in der Charakterbeschreibung kann er überzeugen und seine eigene Note mit einbringen, ohne sich von den Vorgaben zu entfernen. Lediglich an den spannenden Stellen hätte er etwas mehr aus sich heraus gehen können.
Wie sollte es anders sein - das Filmplakat ziert auch das Cover zu der Doppel-CD. So wird gleich der Zusammenhang deutlich, der Werbeeffekt ist dank großflächiger Plakatierung sicherlich auch nicht zu verachten. Im kleinen Booklet ist noch die anfängliche Beschreibung sowie Infos zu Simon Jäger zu finden.
Fazit: Der Stoff kann als Hörbuchumsetzung nicht die volle Wirkung entfalten wie es auf der Leinwand möglich war, kann aber trotzdem 153 Minuten lang unterhalten.
VÖ: 1. Juni 2010
Label: Lübbe
Bestellnummer: 978-3-7857-4114-6
Die Radleys
Erster Eindruck: Bis(s) einer beißt...
Die Radleys leben ein ganz gewöhnliche Familie und unterscheiden sich nur minimal von jeder anderen Durschnittsfamilie: Sie sind Vampire. Allerdings trinken sie kein Blut und haben andere Nahrungsquellen gefunden. Doch eines Tages beißt Tochter Clara doch zu, um sich zu verteidigen, und die Radleys müssen erst einmal die Leiche wegschaffen...
Vampirromane gibt es momentan zu Hauf, den Twighlight-Büchern von Stephanie Meyer sei dank. Doch trotzdem lassen sich inmitten all der oft vor Kitsch triefenden und grundsätzlich gleich gestrickten Billig-Romane noch echte Perlen finden - und eine solche Perle ist die Radleys, die in der Hörfassung von Lübbe Audio vorliegt. Fernab vom üblichen "Mädchen verliebt sich in Vampir" wird wirklich eine gewöhnliche Familie beschrieben, mit all ihren kleinen Problemchen und Streitigkeiten. Dabei ist immer ein Hauch von schwarzem Humor vorhanden, der mich ein ums andere mal schmunzeln ließ, herrlich trocken und immer wieder überraschend. Auch die Stimmung ist so gänzlich anders, etwas distanzierter, die Charaktere werden mit ihren Fehlern und Macken betrachtet, ohne sie zu idealisieren. Vielmehr bekommt man einen sehr umfassenden Eindruck der Radleys, und so gewinnt man sie schnell lieb. Dabei ist die Geschichte an sich auch wunderbar, der versehentliche Mord Claras startet eine spannende Handlung, die sich eher langsam entwickelt und ziemlich viel Stil hat. "Die Radleys" ist eine Entdeckung wert, macht viel Spaß und kann gerade wegen des außergewöhnlichen Blicks auf das Thema begeistern.
Sprecher des Hörbuches ist Sascha Rotermund. Seine eindringliche Stimme schafft schon einmal die Grundvoraussetzung für einen guten Erzähler, seine ruhige Art und seine gekonnte Betonung ziehen schnell den Hörer in seinen Bann. Auch die von Personen gesprochenen Worte meistert er gekonnt, bleibt aber in seiner eigene Stimmlage und verlieht lediglich neue Sprechrhythmen oder und leichte Nuancen.
Die Szenenübergänge sind teilweise mit Musik unterlegt, die sehr cool und stilvoll wirkt und so wunderbar zu der im Buch vorherrschenden Atmosphäre passt. Dabei ist verschreckt sie niemanden mit merkwürdigen Klängen, ist aber außergewöhnlich genug, um aufzufallen und einen positiven Eindruck zu machen.
Natürlich wurde das Buchcover auch hier als Vorlage genommen - und das ist schlicht genial. Ein rein schwarzer Hintergrund, darauf eine weiße Porzellantasse mit herablaufenden Blutschlieren sowie der verschlungen Schriftzug - wunderbar und auffällig! Im Inneren sind noch einige Infos sowie Begriffserklärungen zu finden.
Fazit: Eine wahrhaft außergewöhnliche Vampirgeschichte mit wunderbarem Humor, tollen Charakteren, gekonnt inszeniert. Meine Empfehlung!
VÖ: 28. August 2010
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4401-7
Reckless - Steinernes Fleisch
Erster Eindruck: Märchenhafte neue Welt
Hinter den Spiegeln existiert eine Welt, in der Märchen Wirklichkeit sind. Jacob Reckless kennt diese Welt, denn sein Bruder droht in ihr zu Stein zu werden. Er begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, und lange Zeit ist ihm nicht klar, welche Rolle die steinernen Goyl spielen, die seinen Weg immer wieder kreuzen...
Sie hat es wieder getan! Nach der aboslut genialen Tintenwelt-Trilogie hat sich Cornelia Funke, Deutschlands momentan erfolgreichste Kinderbuchautorin, wieder eine völlig eigene Welt erdacht, die einen ähnlich starken Zauber versprüht. Ihr Roman "Reckless" erscheint gleichzeitig als Buch wie auch als Hörbuch und soll ebenfalls zur Trilogie ausgebaut werden. Wohl jeder kennt die Grimm'schen Märchen, und schon gleich zu Beginn setzt Funke immer wieder Symboliken aus den bekannten Geschichten ein und schafft so gleich ein Gefühl der Vertrautheit, was aber gleichzeitig völlig neu und unverbraucht wirkt. Schnell ist man so in der Welt hinter den Spiegeln verankert, während die Geschichte fortläuft und ein immer genaueres Bild mit noch mehr Details zeichnet, dem Ideenreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt. Vor diesem Hintergrund spielt ein ebenso bewegendes wie spannendes Abenteuer, das von der Erzählkunst Cornelia Funkes sprüht. Die Charaktere wirken sehr lebendig und agieren in jeder Situation glaubhaft, das Szenario ist ansprechend und fesselnd, der Verlauf immer wieder überraschend und von vielen Wendungen geprägt. Das alles versprüht einen Charme und einen Zauber, der einen völlig gefangen nimmt und die Zeit um einen vergessen lässt. Ein wirklich wunderbares Hörbuch, das für die ganze Familie ein echter Schatz werden dürfte.
Wie auch schon die Tintenwelt-Trilogie wird Reckless von Rainer Strecker gelesen, der wie kaum ein anderer ganze Welten erschaffen kann. Mit seiner intensiven Stimme schafft er nicht nur eine angenehme Atmosphäre, sondern lässt auch die Figuren äußerst lebendig wirken. Mit seiner gekonnten Betonung kann er feine Nuancen ausarbeiten und lässt so das Geschehen vielfältig und präsent erscheinen. Eine absolute Top-Leistung!
Kleine Melodien sind immer wieder eingesetzt, um das Gelesene zwischen den einzelnen Kapiteln aufzulockern. Zudem werden so sinnvolle Pausen aufgezeigt, das Hören zu unterbrechen. Auch diese Musik versprüht ihren ganz eigenen Zauber und setzt auf klassische Instrumente, ab und an aber auch auf Gesang. Sehr abwechslungsreich und gelungen.
Das steinerne Gesicht im Spiegel, welches auf dem Cover zu sehen ist, spielt auch in der Handlung eine entscheidende Rolle - eine gute Wahl als Illustration also, zumal es sehr ansprechend und magisch wirkt. Ein stabiler Pappschuber umgibt die Hüllen, auf denen jeweils die Kapitel aufgelistet sind. Das beiliegende Booklet stellt nicht nur Autorin und Sprecher vor, sondern enthält zudem einige Begriffserklärungen.
Fazit: Mit Spannung erwartet, und alle Ansprüche voll erfüllt. "Reckless" hat Zauber, Spannung, kreative Einfälle, wunderbare Figuren und ist auch gelesen ein voller Genuss - dank Rainer Strecker.
VÖ: 14. September 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0518-0
Verrat in Skogland
Erster Eindruck: Prinzessin in Nöten
Jarven hadert mit der Erkenntnis, dass sie die Prinzessin von Skogland ist. Denn nicht nur die Presse setzt sie unter Druck, auch ihre Mitschüler im Internat und selbst ihre Mutter haben keine guten Worte für sie. Sie sieht ihren einzigen Weg in der Flucht, doch kurze Zeit später wird die entführt und gerät somit in die Fänge von skrupellosen Rebellen...
„Verrat in Skogland“ ist der zweite Teil der Buchreihe von Kirsten Boie – seine Hörbuchumsetzung erscheint bei Jumbo – und das sollte man auch wissen, denn ohne Vorkenntnisse findet man nur schwer in die Geschichte und wird einige Feinheiten nur schwer miteinander in Verbindung bringen können. Gut, dass hier ein hilfreicher Text im Booklet vorhanden ist, Kenntnisse des ersten Teils sind aber dennoch erforderlich. Dabei wird ein großer Teil des Romans auf die Vorstellung der Charaktere und der Situation verwendet, sodass gerade zu Anfang ein wenig Eintönigkeit Einzug hat. Positiv an diesem Teil ist jedoch die genaue Beschreibung von Jarvens Gefühlswelt, die geprägt von Verzweiflung ist, hier schöpft die Autorin aus dem Vollen und trifft immer genau die richtigen Formulierungen. Setzt dann der Spannungsbogen ein, ist man auch schnell gefesselt von den weiteren Entwicklungen, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Dabei steht Jarvens Entführung natürlich klar im Vordergrund, an ihr werden auf simple Weise politische Mechanismen auch Kindern und Jugendlichen näher gebracht, verständlich gemacht. Interessant, wie viel davon in ein immer noch sehr unterhaltsames und Jugendhörbuch einfließen kann, ohne dass es trocken wirken würde. Am Ende geht dann nach etlichen Querelen doch noch alles gut aus, wobei hier kein typisches „Alles ist gut“-Ende heraufbeschworen wird, sondern durchaus noch Platz für weitere Bände gelassen wird – wenn diese so gut sind wie „Verrat in Skogland“ sind sie immer herzlich willkommen!
Bernd Stephan ist Sprecher dieses Hörbuches. Er schafft eine sehr eingängige Atmosphäre, steigert seine Stimme an den spannenden Stellen, verliert aber auch in ruhigeren Passagen nicht den Bezug zum Hörer. Zudem kann er auch die verschieden Gefühlswelten der Charaktere gut aufgreifen, wirkt bei der wörtlichen Rede Jarvens ebenso glaubwürdig wie bei der eines erwachsenen Mannes. Eine wirklich überzeugende Leistung.
Ein wenig Musik lockert das Geschehen auf, passt sich immer gut an die jeweilige Stimmung an und verschafft dem Hörer Gelegenheit, das Gehörte zu reflektieren oder steigert zusätzlich die Spannung. Passend zu dem etwas skandinavischen Ambiente des Buches erinnern auch die Stücke von Ulrich Maske oft an nordische Klänge, fügen sich so sehr gut in das Gesamtbild ein.
Hübsch ist die Aufmachung des Hörbuches gelungen: Die aus matten Karton gefertigte Box trägt das Buchcover auf seiner Front, das die nächtliche Fahrt zweier LKW vor einem düsteren Fluss zeigt. Auch das Innere kann überzeugen: Jede CD hat eine stabile Papphülle erhalten, das Booklet liefert neben einigen Informationen eine ausführliche Trackübersicht aller acht CDs.
Fazit: Hier greifen die verschiedenen Elemente aus Politik und Jugendroman sehr gut ineinander und schaffen eine spannende Atmsophäre – allerdings sollte man den ersten Teil der Reihe kennen.
VÖ: 29.September 2008
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-220-4
Skogland
Erster Eindruck: Politthriller, Prinzessinnengeschichte, Jugendbuch
Jarven ist gleichermaßen erstaunt und begeistert, als sie in die Endrunde des Casting für einen Film kommt, denn wie ein typischer Filmstar sieht sie nun wahrlich nicht aus. Doch es kommt alles ganz anders, denn die junge Frau wird als Geisel gefangen genommen und von ihren Entführern für politische Ziele eingesetzt, die das Schicksal von ganz Skogland verändern sollen...
Hörbücher werden gern wie fast alle Medien in Kategorien eingeteilt. Bei Skogland fällt dieses jedoch schwer, die Geschichte um das fiktive skandinavische Königreich ist eine rasante Mischung aus vielen Genres. Inmitten all dem steht allerdings eine Sache fest im Vordergrund: Jarven, die sich im Laufe der Zeit vom durchschnittlichen, eher unscheinbaren Teenager zur selbstbewussten jungen Frau entwickelt, und das in nachvollziehbaren und glaubwürdigen Schritten. Schnell erobert sie das Herz des Hörers und weckt immer mehr Sympathien – eine gelungene und realitätsnahe Heldin, die der Geschichte etwas Bodenständiges verleiht. Um sie herum wird ein Netz aus Intrige gesponnen, das weitreichende Konsequenzen hat. Hier werden beispielsweise politische Mechanismen aufgedeckt und dem (wohl nicht nur) jugendlichen Publikum näher gebracht. Die gesamte Gesellschaftsstruktur des fiktiven Skogland wird durchleuchtet, Hintergründe erklärt, Machtgefüge abgewogen. Auch der Einfluss der Presse wird wunderbar eingeflochten, woraus sich ein erschreckendes Bild ergibt – eine zentrale Frage ist, wie weit sie wirklich gehen darf. Skogland hat auch Elemente eines Thrillers in sich vereint, die Entführung und die Forderungen, die an Jarven gestellt werden, machen den Verlauf sehr spannend und kurzweilig, langatmige Passagen kommen nicht vor, obwohl das Tempo nun nicht gerade sonderlich schnell ist. Immer wieder wird der Hörer von neuen Entwicklungen überrascht, am Ende ist nichts so, wie es am Anfang den Anschein hatte. Doch auch etwas sehr Märchenhaftes prägt die Handlung, der Erzählstil geht stark in diese Richtung. Eine kreative und sehr gelungene Mischung, die in sich unglaublich stimmig ist und eine ganz klare Empfehlung verdient hat.
Sprecher des Hörbuchs ist Bernd Stephan, dessen variationsreiche Stimme die vielen unterschiedlichen Themen glaubhaft herüber bringen kann. Sowohl in den anfänglichen, eher ruhigen Szenen, in denen Jarven vorgestellt wird, als auch später, wenn es spannend oder bedeutend wird, trifft er den richtigen Ton und kann eine abwechslungsreiche Dynamik an den Tag legen. Die Darstellung der einzelnen Charaktere löst er gekonnt mit leicht veränderter Stimme, wobei jeder einen eigenen, unverwechselbaren Klang bekommt. Eine insgesamt sehr gute Leistung, die keinerlei Schwachpunkte offenbart.
Zwischen den einzelnen Tracks sind kleine Melodien zu hören, die eine klare Trennung abgeben und zudem auflockernd wirken. Mal sind sie verspielt und vermitteln gute Stimmung, mal haben sie einen eher dramatischen und eindrucksvollen Klang, sodass jede Situation gut eingefangen wird. Überzeugend, vielfältig und immer am Puls des Buches.
Grün ist die dominierende Farbe des Covers, das von der Buchausgabe übernommen wurde. Eine Krone liegt im Wasser eines Sandstrandes und macht einen verlorenen Eindruck – ein passendes und zugleich angenehm schlichtes Motiv. Neben einem Vorwort der Autorin findet sich im beiliegenden Booklet eine ausführliche Auflistung der einzelnen Tracks.
Fazit: Ein unglaubliches Werk voller Leben, das politische Vorgänge darstellt und verzaubern kann.
VÖ: 28.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2785-6
Träumereien an französischen Kaminen
Erster Eindruck: Atmosphärischen zum Träumen…
Ein meisterlicher Orgelbauer schafft sein Meisterwerk, eine Orgel, die von allein spielt, wenn ein von Gott gesegnetes Brautpaar die Kirche betritt. Doch als er selbst in dieser Kirche heiraten will, bleibt die Orgel stumm… (Die künstliche Orgel)
Ein König wünscht sich nicht sehnlicher als eine Frau, die wunderbare Pfeffernüsse backen kann. Im ganzen Land ist keine zu finden, und so muss er eine Prinzessin heiraten, die diese Fähigkeit nicht hat. Doch auch diese hat ihre Ansprüche… (Von der Königin, die keine Pfeffernüsse backen konnte)
Ein Mann, der bisher vom Pech verfolgt wurde, macht unter einer alten Buche Rast und erfährt am nächsten Tag, dass Träume, die Menschen unter ihr hatten, erfüllt werden. Er glaubt nicht an die Geschichte und neckt die Wirtshaustochter… mit weit reichenden Folgen. (Die Traumbuche)
Die Eltern eines kleinen Mohrs schämen sich sehr für ihren Sohn und schicken ihn zur Lehre zu einem Schornsteinfeger. Doch auch da ist er nicht beliebt, und so zieht er hin, um sein Glück zu finden. Da hört er von einer Prinzessin, die ganz aus Gold gemacht ist… (Der kleine Mohr und die Goldprinzessin)
Träumereien an französischen Kaminen ist eine Sammlung von Märchen fernab von den Gebrüdern Grimm oder Hans Christian Anderson, sondern mit den eher unbekannten Märchen von Richard von Volkmann-Leander. Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien haben sich den 22 Stücken angenommen und in der bekannt liebevollen, atmosphärischen Art umgesetzt. Mal sind sie heiter, mal ernst, aber immer eins: anrührend und stimmungsvoll. Oft spielen religiöse Motive eine Rolle, aber wir begegnen auch Figuren aus klassischeren Märchen, wie Königinnen oder Glückskindern. Doch die Geschichten unterscheiden sich stark von denen, die man als Kind vorgelesen bekommen hat, und so fühlt man sich beim Hören wieder als Kind, als man noch ganz und gar von den Märchen aus den dicken Büchern überrascht wurde. Das kleine bucklige Mädchen ist die wohl traurigste und trotzdem schönste Geschichte, die voller Ungerechtigkeiten ist und doch ein wunderbares Ende hat. Von Himmel und Hölle regt zum Nachdenken an, seine eigenen Ideale zu überprüfen. Goldtöcherchen ist hingegen heiterer und geradezu beschwingt. Gerade für die kalten Wintertage, die uns nun bevorstehen, ist diese Sammlung auf 4 CDs also die perfekte Abendunterhaltung, egal ob man nun vor einem Kamin sitzt oder nicht.
Elf Sprecher haben sich der Vertonung gewidmet, einer besser als der andere. Jörg Löw zum Beispiel gibt gleich zu Anfang in Die künstliche Orgel mit seiner wohlklingenden Stimme der Geschichte Substanz und gerade gegen Ende viel Gefühl. Dagmar von Kurmin erinnert mit ihrer leicht kratzigen Stimme wohl am meisten an eine Märchen-Oma und löst mit ihrer feinsinnigen Interpretation starke Gefühle aus. Doch auch die wesentlich jüngere Arianne Borbach weiß ihre, ihre beiden Märchen gekonnt und mit wunderbarer Betonung zum Leben zu erwecken. Auch sämtliche anderen Sprecher leisten Phantastisches, so unter anderem Christian Rode, Monica Bielenstein und Heinz Ostermann, der auch das tolle Intro spricht.
Was wäre Titania Medien ohne eine atmosphärische Umsetzung? Auch hier wurde großartiges geschaffen und für jedes Märchen ein eigener und intensiver Klangteppich geschaffen, der sich eng an die Geschichte schmiegt und diese Produktionen den endgültigen Feinschliff verleihen.
Die vier CDs mit über 250 Minuten Laufzeit befinden sind in einem hochwertigen Digipack, welches liebevoll von Titania-Stammzeicher Firuz Askin illustriert wurde. Die verschiedenen Figuren, die dem brennenden Kamin entsteigen, könnten das Gefühl der Märchen kaum besser widerspiegeln. Ein wahres Prachtstück in jedem Hörspielregal.
Fazit: Jeder, der sich auch nur annähernd für Märchen interessiert, sollte unbedingt zugreifen, denn eine solch rührende und wunderbar produzierte Märchensammlung gab es bisher wohl noch nie.
Wildernacht - Die verlorenen Tagebücher
Erster Eindruck: Von Drachen, Zauberern und Schriftstellern
Die Welt wurde verlassen von den Drachen und anderen magischen Wesen, um den Menschen die Herrschaft über den Planeten zu überlassen. Doch selbstsüchtig wie er nun einmal ist zerstört der Mensch die Welt. Der junge Schriftsteller Klondeik schreibt in seinen Tagebüchern nieder, was er in Zusammenhang mit dieser alten Welt erlebt...
Mit "Wildernacht" hat der Hörverlag ein recht ungewöhnliches Hörspiel im Programm, welches die Bücher von Joachim Masannek zum Vorbild hat. Unter anderem wird die Artussage in die heutige Zeit transportiert, viele fantastische Gestalten tummeln sich in der Geschichte. Aufgebaut ist sie wie das Tagebuch des Protagonisten Klondeik, der die seltsamen Geschehnisse schildert - ein durchaus spannender und interessanter Ansatz. Leider kann das Hörspiel an sich dann nicht so ganz überzeugen, an einigen Stellen ist die Handlung nur sehr schwer nachvollziehbar. Die kryptischen Andeutungen sind zwar unglaublich atmosphärisch, aber stellenweise schwer nachvollziehbar. In sehr stimmungsvollen Passagen ist allein Klondeik zu hören, hier erinnert das Hörspiel eher an eine inszenierte Lesung, während an anderen Stellen gelungene Dialoge zu hören sind, die mit den interessanten Charakteren überzeugen können. Ca. die letzte halbe Stunde werden dann in Kurzform weitere Ereignisse erzählt, die nicht recht zum gut produzierten Rest passen wollen. In Sachen Atmosphäre ist "Wildernacht" also wirklich ein klasse Hörspiel, nur leider ist die Geschichte nicht immer ideal erzählt worden.
Die Sprecher sind sehr gut ausgewählt und bringen zusätzliche Atmosphäre mit ein. Allen voran natürlich Erik Borner als Michael Klondeik, der mit seiner festen Stimme und variationsreichen Interpretation eine sehr gute Darstellung abliefert. Nora Jokosha spricht die zweite Hauptfigur, die 2000 Jahre alt Sally, mit ihrer einprägsamen Stimme und einer gelungenen Betonung kann sie ebenfalls vollkommen überzeugen. Bodo Henkel spricht gleich zwei Charaktere, kann aber deutliche Unterschiede setzen und besonders den Galahad überzeugend vermitteln. Weitere Sprecher sind Peter Wenke, Martina Römert und Marius Clarén.
Wie bereits oben erwähnt ist die atmosphärische Gestaltung von Wildernacht sehr gut gelungen. Das fängt beim Titelsong der Band Hassliebe an und setzt sich mit düsteren und sehr stimmungsgeladenen Musikstücken während der Handlung fort. Dabei scheut man sich nicht vor ungewöhnlichen Klängen, die einen einzigartigen Eindruck machen.
Das Cover ist ebenso ungewöhnlich, der Drache wirkt teilweise wie hinskizziert, der Schrift sieht wie handgeschrieben aus. Einen besonders positiven Eindruck hinterlässt das Booklet, in dem neben dem Produzententeam auch viele der Charaktere aus Wildernach samt Zeichnungen vorgestellt werden. Vorbildlich!
Fazit: Ein spannender und interessanter Ansatz, oftmals leider schwer verständlich formuliert. Die Atmosphäre hingegen ist phänomenal.
VÖ: 18. September 2009
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-511-1
Erster Eindruck: Die Geister, die ich rief...
Scrooge ist ein ungemütlicher Zeitgenosse: Immer auf seinen Gewinn bedacht hält er nicht viel von Weihnachten, worunter nicht nur sein Angestellter zu leiden hat. Doch kurz vorm Fest bekommt er Besuch von dem Geist seines verstorbenen engen Freundes Marley, der ihn vor seinem Geiz warnt und die Ankunft von drei Geistern ankündigt...
Charles Dickens Weihnachtsgeschichte gehört zu seinen wohl bekanntesten Werken und wurde schon zahlreiche Male verfilmt. Oetinger Audio hat sich nun an eine Hörbuchversion gemacht und in der selben Optik wie "Alice im Wunderland" und "Der Zauberer von Oz" veröffentlicht. Die Geschichte ist ebenso anrührend wie unterhaltsam, im Prinzip erfährt man, wie Scrooge zu dem alten Geizhals geworden ist. Die drei Geister der Weihnacht führen ihm verschiedene Episoden aus seinem Leben vor Augen, aus seiner Vergangenheit, der Gegenwart und schließlich der Zukunft - eine brillante Idee, und auch die innerliche Wandlung Scrooges wird glaubhaft und sensibel dargestellt. Die Geschichte sprüht nur so vor einem ganz bestimmten Zauber und ist in wunderschönen Worten erzählt. Schön ist auch, dass man sich hier an das Original gehalten und nichts herausgekürzt hat. So ist die Reise, die der Zuhörer mit dem alten Scrooge macht, voller Emotionen, voller Witz und vor allem voller Charme, und auch aufgrund der wunderschönen Umsetzung ist dieses Hörbuch eine Empfehlung wert - nicht nur vor Weihnachten!
Felix von Manteuffel ist Sprecher dieses Hörbuches und kann seine tiefe, sonore Stimme wunderbar einsetzen und akzentuieren, um die Charaktere eigenständig wirken zu lassen. Gerade bei Scrooge ist ihn dies gelungen, es ist ein raues Krächzen, mit dem er den Geizhals charakterisiert, das sich im Laufe des Hörspiels aber immer weiter zurückbildet und so die Wandlung greifbar macht. Doch auch in den Erzählpassagen und bei den anderen Charakteren sorgt Manteuffel für eine warme Stimmung.
Zwischen den einzelnen Abschnitten wurden einige Musikstücke platziert, die eigens für dieses Hörbuch von Jan-Peter Pflug komponiert wurde. Sie schafft zusätzlich Atmosphäre und nimmt glücklicherweise Abstand von kitschigen Weihnachtsmelodien. Vielmehr verbreiten sie einen ganz leisen Zauber und schafft sehr weiche Übergänge.
Wunderschön ist die Aufmachung des Hörbuches. Auf der hochwertigen Pappbox, die in erdigen Tönen gehalten ist, ist ein Bild des verschneiten Londons zu sehen, eine sehr atmosphärische Illustration. Auch die drei CD-Hüllen im Inneren sind mit tollen Zeichnungen versehen. Ein ausführliches Booklet aus dickem Papier enthält neben Wissenswerten Informationen ebenfalls schöne Bilder.
Fazit: Ein wunderschöner Klassiker, brillant von Manteuffel gelesen und atmosphärisch inszeniert - meine absolute Empfehlung!
VÖ: September 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0531-9
Pinocchio
Erster Eindruck: Die wunderschöne Hörbuchserie wird erweitert
Meister Gepetto schnitzt eines Tages aus einem Stück Holz eine Puppe und nennt diese fortan Pinocchio. Doch Pinocchio fängt zu sprechen an und benimmt sich bald wie ein gewöhnlicher Junge. Doch er macht Gepetto immer wieder große Sorgen, schwänzt die Schule und reißt von zu Hause aus. Dabei hat er auch nur einen ganz verständlichen Wunsch: Er will selbst ein richtiger Junge sein...
Oetinger Audio hat mit einer neuen Reihe an Hörbüchern begonnen, in der wunderschöne Umsetzungen von Kinderbuchklassikern von einfühlsamen Sprechern vorgetragen werden. Alice im Wunderland, Der Zauberer von Oz und die Weihnachtsgeschichte konnten hier schon überzeugen, nun ist der italienische Klassiker Pinocchio von Stefan Kaminski eingelesen worden. Dass die kleine hölzerne Puppe ein richtiger Junge werden will, ist den meisten ein Begriff, ansonsten einem fällt auf Anhieb die sich bei Lügen verlängernde Nase ein. Diesem Teil wird in der Vorlage aber nur ein kleiner Teil gewidmet, dahinter stecken noch zahlreiche andere, teils verstörende kurze Episoden voller Abenteuer und fantastischer Erlebnisse. Während dieser Zeit wird aus der frechen und ungehorsamen Puppe nach langer Zeit ein artiger Junge, doch immer wieder erliegt er den Verlockungen, die andere Menschen ihm anbieten und denen er gutgläubig vertraut – ein lehrsames Element für Kinder, da Pinocchio danach immer wieder schreckliche Erlebnisse hat. Seine abenteuerliche Reise und Gepettos Versuche, ihn zu finden, sind sehr abenteuerlich und haben immer wieder spannende Momente, während ein richtiger Spannungsbogen wegen der Episodenhaftigkeit der Geschichte kaum entstehen kann. So ist es problemlos möglich, an vielen Stellen zu stoppen und später wieder einzusteigen. Die Geschichte ist nicht zu unrecht so bekannt und beliebt, wer sich einmal die vollständige Geschichte mit all ihren Facetten anhören möchte, dem sei zu diesem sehr feinfühlig inszenierten Werk geraten.
Sprecher ist Stefan Kaminski, der das Werk mit hörbarer Hingabe zur Vorlage interpretiert. So erhält jeder Charakter seine eigene, unverwechselbare Stimme, ohne das es lächerlich oder gekünstelt wirken würde. Besonders Pinocchio hat eine erfrischende Jugendlichkeit, aber auch eine Menge hörbarer Schlitzohrigkeit. Meister Gepotto klingt glaubhaft alt und wird in seinen verschiedenen Stimmungen treffsicher dargestellt. Doch auch die Erzähltexte gestaltet Kaminski derart lebendig und dynamisch, dass mans ehr gerne lauscht, die Geschichte gewinnt durch ihn eindeutig.
Wie auch bei den andren Teilen der Serie wurde hier viel Wert auf eine ansprechende Optik gesetzt. So befinden sich die vier CDs in einer hübschen, matten Pappbox, die eine liebevolle Zeichnung trägt. Auch die Hüllen der einzelnen tragen einzigartige Zeichnungen und eine ausführliche Tracklist. Besonders gelungen ist allerdings das umfangreiche Booklet mit ausführlichen Informationen zu dem Roman.
Fazit: Die Reihe wird mit einem weiteren Klassiker fortgeführt, der familientaugliche Unterhaltung mit viel Witz, Charme und Fantasie bietet. Besonders die Leistung von Stefan Kaminski sorgt für das Gelingen.
VÖ: Februar 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0547-0
Der Zauberer von Oz
Erster Eindruck: Von Wünschen in einem fernen Land
Von einem Wirbelsturm getragen gerät Dorothy aus der Einöde in Kansas in die magische und bunte Welt von Oz, die von einem Zauberer und vier Hexen regiert wird. Und nur eben jener Zauberer kann ihr helfen, wieder nach Hause zurück zu kommen. Auf ihrer Reise trifft sie eine Vogelscheuche, einen blechernen Holzfäller und einen ängstlichen Löwen, die sie zur Hauptstadt von Oz begleiten. Doch dort erleben sie eine böse Überraschung...
Seit Generationen weiß der Roman "Der Zauberer von Oz" insbesondere die US-amerikanische Gesellschaft zu verzaubern, und auch bei uns gehört das Buch mittlerweile zu den bekanntesten Klassikern. Nicht zuletzt durch ein erfolgreiches Musical ist die Geschichte von Dorothy wieder in aller Munde, sodass bei Oetinger Audio nun auch eine Hörbuchfassung mit Andrea Sawatzki erhältlich ist. Viele lustige, skurille und kreative Einfälle bestimmen die Handlung des Buches, schon allein die anfängliche Reise mit dem Wirbelsturm ist äußerst ideenreich. Verzaubern können insbesondere die liebevollen Figuren, die sich nach Sachen sehnen, die ihnen eigentlich schon längst gegeben sind: Der Vogelscheuch mit Stroh im Kopf, der herzlose Blech-Holzfäller und die ängstliche Löwe sind interessante Figuren und begleiten Dorothy auf ihrem Weg. Schnell gewinnt man sie lieb und lässt sich von ihnen in die zauberhafte Welt entführen. Voller Magie und merkwürdigen Gestalten kann man die Seele baumeln lassen und sich vollends in die Geschichte begeben, ein kleiner Urlaub vom Alltag. Und wer die Geschichte mag oder neu entdecken möchte, der sollte sich diesem Hörbuch zuwenden.
Andrea Sawatzki erweist sich neben ihrem unabsprechbaren schauspielerischen Können auch als wunderbare Hörbuch-Sprecherin. Mit Sinn fürs Detail erfüllt sie die Figuren zum Leben, eignet sich ungewöhnliche Sprechweisen an und kann so jeden Charakter zu ihrer eigenen machen. Dabei verstellt sie ihre Stimme nicht sonderlich, sondern spielt mit ihrer natürlichen Klangfarbe. Doch auch die Erzähltexte kann sie mit Spannung erfüllen und lässt so eine ganze Welt zum Leben erwecken.
Natürlicherweise wird bei einem Hörbuch kein großer Augenmerk auf die Musik gelegt, während der Handlung ist allein Andrea Samatzkis Stimme zu hören. Im Intro wird aber eine ebenso wundervolle kleine Melodie gespielt, die auf das Kommende perfekt einstimmt und voller Zauber ist.
Die vier CDs sind in einer stabilen Pappbox aufbewahrt, das als Titelbild die Szene im Mohnfeld zeigt. Der ungewöhnliche Zeichenstil ist ein Blickfang und lässt Raum, immer neue Details zu entdecken. Auch die vier einzelnen Papphüllen haben eigene Zeichnungen verpasst bekommen, während im Booklet etliche informative Texte zu finden sind.
Fazit: Mit der grandiosen Andrea Sawatzki und der wundervollen und spannenden Geschichte ist dieses Hörbuch absolut gelungen.
VÖ: März 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0435-0
Alice im Wunderland
Erster Eindruck: Reise in eine phantastische Welt
Als Alice eines schönen Nachmittages ein hastiges Kaninchen mit Taschenuhr und Weste entdeckt, folgt sie dem Tier und gerät über einige Umwege ins Wunderland. Dort begegnet sie merkwürdigen Gestalten wie der Grinsekatze und der blauen Raupe, doch auch die Herzkönigin wird sie beschäftigen...
Mit zwei Kinderbuchklassikern will Oetinger Audio gezielt nicht nur junge Zuhörer, sondern auch viele Erwachsene erreichen, indem sie sich wirklich ansprechende und zeitlose Werke angenommen haben. Eines davon ist "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll, das auch bei anderen Verlagen aufgrund des äußerst erfolgreichen Kinofilms wieder stark gefragt ist. Oetinger jedoch kümmert sich um eine ungekürzte Lesung und widmet sich dabei auch Episoden aus dem Buch, die ansonsten in Vergessenheit geraten würden - löblich, da sie nicht minder unterhaltsam als der Rest des Buches sind. Die liebevoll-skurrilen Einfälle des Autors Lewis Carroll und die phantasievollen und liebenswerten Charaktere prägen das Gefühl beim Hören der drei CDs, und schnell wird man so selbst in das Wunderland versetzt. Obwohl "Alice im Wunderland" eindeutig ein Kinderbuch ist, hat es einen unabsprechbaren Anspruch, der fernab von der heutigen Auffassung von Medien für Kinder ist. Auch hier ist vieles bunt und lustig, aber niemals lächerlich oder gar anspruchslos. Vielmehr sorgen teilweise verzwickte Gedankengänge von Alice und der unwiederstehliche Gebrauch der Sprache für Faktoren, die dieses Werk in seinem Wirken einzigartig und auch dieses Hörbuch außergewöhnlich machen. Eine schöne Umsetzung!
Sprecher des Hörbuches ist David Nathan, sonst meist bekannt aus ernsthafteren Rollen in vielen Hörspielen. Seine dunkle, angenehm warme Stimme verführt zum Lauschen und zum Mitverfolgen von Alice' Erlebnissen. Mit immer leisem Witz erweckt er die merkwürdige Welt des Wunderlandes zum Leben, hat für jede noch so außergewöhnliche Figur ihre eigene, sehr passende Sprechweise parat und hält mit seiner Dynamik die Spannung aufrecht.
Während der Erzählpassagen wurde keinerlei Musik oder Geräusch eingefügt, allein Nathans Stimme steht im Vordergrund. Am Anfang und zwischen den einzelnen Kapiteln sind aber kleine, beschwingte Musikstücke zu hören, die das Gelesene auflockern und sanfter gestalten, aber auch die Spannung erhöhen können.
Auch bei der Covergestaltung zeigt sich, dass diese Produktion nicht allein auf Kinder, sondern auf eine breitere Zielgruppe angelegt ist. Die Zeichnungen von Antje David, die auch die Cardsleeves der CD zieren, sind sehr schön anzusehen und eben nicht schreiend bunt, sondern in eher gedeckten Farben gehalten. Das umfangreiche Booklet mit vielen Hintergrundinformationen zum Werk ergänzt den sehr positiven Eindruck.
Fazit: Die wunderbare Reise von Alice wird von David Nathan liebevoll zum Leben erweckt, ideal für ein Wiederhören mit den skurrilen Figuren.
VÖ: März 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0516-6
Evernight – Hüterin des Zwielichts
Evernight – Tochter der Dämmerung
Artemis Fowl – Der Atlantis-Komplex
Bis(s) zum Abendrot (Vollständige Lesung)
Bis(s) zur Mittagsstunde (Vollständige Lesung)
Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl - Das zweite kurze Leben der Bree Tanner
Bibi und Tina - Schatten über dem Martinshof
Bibi Blocksberg - Im Tal der wilden Hexen
Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten
Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
Die Weihnachtsmaus (James Krüss)
Arthur – 3. und die Stadt ohne Namen
Der Mondscheindrache und Dachbodengeschichten
Firelight – 1. Brennender Kuss
Chroniken der Schattenjäger - Clockwork Angel
Familie Pompadauz – 2. Eine unfassbar fiese Falle
Familie Pompadauz – 1. Das pupsende Hängebauchschwein
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 4.Das Erbe von Cortez
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 3.Die Piratenjagd
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 2.Der Gesang der Sirene
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 1. Auf der Suche nach dem magischen Schwert
Nemesis - 1. Die Zeit vor Mitternacht / Geisterstunde
Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth
Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen
Percy Jackson - Diebe im Olymp
Träumereien an französischen Kaminen
Wildernacht - Die verlorenen Tagebücher
Evernight – Hüterin des Zwielichts
Erster Eindruck: Halb-Vampirin auf neuen Wegen
Die Evernight-Vampirschule ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt, zerstört durch die Jäger des Schwarzen Kreuzes. Bianca, die immer noch mit ihrem Fast-Vampirdasein hadert, schließt sich den Jägern an, um ihrer großen Liebe Lucas nahe zu sein und verbirgt ihr Wesen vor den anderen Mitgliedern – mit zunehmenden Problemen. Und schließlich wird sie beim Blut trinken entdeckt...
Mit „Hüterin des Zwielichts“ legt Claudia Gray den dritten Teil ihrer Vampir-Saga Evernight vor, in der im Gegensatz zu anderen Vertretern des momentan populären Genres aus der Sicht einer jungen Vampirin erzählt wird. Das zugehörige Hörbuch wird wieder von Nana Spier gelesen und ist zeitgleich mit dem Roman erschienen. Gray setzt kurz nach den Ereignissen des zweiten Teils an, Vorkenntnisse aus den vorigen Bänden sind wie immer zwingend erforderlich, um der Handlung folgen zu können. Die beginnt recht dynamisch und kurzweilig, Biancas erste Tage in New York bei der dortigen Vampirjäger-Vereinigung sind gut erzählt und stellen die Gefahr, in der sie stets schwebt, gut dar. Danach sackt die Spannung ein wenig ein, über einige Kapitel des Mittelteils legt sich ein gewisser Gleichschritt, der nicht so wie der Rest des Romans fesseln kann. Doch schließlich geht es dann um Biancas wahre Bestimmung, die in immer genaueren Andeutungen die volle Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zieht und neuen Pfeffer in die Handlung bringt. Sofort ist man von dieser tollen Idee gefesselt, fiebert mit und sehnt sich nach der Auflösung des Ganzen. Diese Passagen sind Gray vortrefflich gelungen, und sie bilden auch den Kernpunkt der Handlung. Töchter des Zwielichts ist düsterer als eine Vorgänger und schlägt einen leicht anderen Weg ein, konnte mich bis auf einige Kapitel aber genau so fesseln und in die Stimmung der phantastischen Welt hineinziehen.
Sprecherin Nana Spier konnte sich in den vorherigen Teilen schon mit der Materie auseinander setzten, und so verwundert es nicht, dass sie die Gefühlswelt von Bianca gleich zu Beginn sehr gut in Szene setzt und die junge Frau mit ihren Facetten genau beleuchten kann. Doch auch in den spannenden Szenen ist Spier eine gute Wahl, sie setzt ihre Stimme sehr dynamisch ein und lässt beispielsweise Actionszenen lebendig und temporeich wirken. Die Darstellung anderer Charaktere in wörtlicher Rede ist ebenso gelungen und glaubhaft, ihr angenehm rauer Klang lässt ein angenehmen Hörerlebnis zu.
Auf dem Cover ist wieder eine junge Frau zu sehen, deren Gesicht halb im Schatten verborgen bleibt – ein beliebtes Motiv für das Genre. Die Fotografie in Schwarz-Weiß entbehrt nicht einer gewissen Melancholie und passt somit gut zu Biancas Gefühlslage. Der gelungene Schriftzug ist dieses mal in knalligem Pink, bildet so einen starken Kontrast zum Hintergrund. Die wichtigsten Informationen sind im Inneren hinter einer der 5 CDs abgedruckt.
Fazit: Noch weiter dringt Gray hier in die düstere Welt ein, mit dem packenden Finale gelingt es ihr zu fesseln und die Nerven der Zuhörer aufzureiben.
VÖ: 22.Juli 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1058-6
Evernight – Tochter der Dämmerung
Erster Eindruck: Die Liebe kommt, die Liebe geht
Das zweite Schuljahr am Evernight-Internat verbringt Bianca ohne ihren Schwarm und Vampirjäger Lucas, doch um ihn zu vermissen fehlt es ihr fast an Zeit. Denn Baltazar sucht nach seiner Schwester, und seltsame Geistererscheinungen geben neue Rätsel auf. Und um diese zu lösen, muss Bianca tief in die Organisation des Schwarzen Kreuzes eintauchen – eine Vampirin und Vampirjägern...
An Überraschungen hat es dem ersten Teil der Reihe „Evernight“ von Claudia Gray ja nun wirklich nicht gemangelt – erst kurz vor der Hälfte wurde die eigentliche Identität der Hauptfigur aufgedeckt. Um es vorweg zu nehmen, einen ähnlich großen Knall gibt es in der Fortsetzung „Töchter der Dämmerung“ nicht, dafür gibt es mehrere kleinere Geheimnisse zu lüften, die durchaus zusammenhängend zu betrachten sind, sowie neue, interessante Charaktere, die die Geschichte ordentlich durcheinander wirbeln. So hat der zweite Teil eine andere Gesamtwirkung, zumal sich Lucas, um den sich weite Teile des Erstling drehten, nicht mehr wirklich vorkommt. Schade, man vermisst diese etwas raue, aber grundsympathische Figur dann doch etwas. Ein weiterer mystischer Aspekt fließt durch die Geister ein, sodass auch hier die Hauptperson hinter das Geheimnis einer fremden Existenz kommen muss. Knackpunkt, der den Roman von anderen abgrenzt, ist und bleibt aber die Sichtweise, denn Bianca ist hier selbst der Vampir statt „nur“ in einen verliebt zu sein. Das wird hier von Anfang an ausgekostet, dem wird neue Seiten abgerungen, das verschafft immer wieder interessante Sichtweisen und Ausblicke. Lediglich das Finale fällt etwas ab, hier wurde zu viel in zu wenig Zeit erzählt, sodass die einzelnen Elemente nicht richtig zum Tragen kommen wollen. Dieser Teil grenzt sich durch die durchgängigere Handlung von seinem Vorgänger ab, hat zwar nicht mehr dessen Überraschungspotential, aber eine unterhaltsame und spannende Geschichte parat, die ein neues Licht auf das Genre wirft.
Der Audio Verlag hat wie beim Vorgänger Nana Spier als Sprecherin verpflichtet, die sich voll in die Figur der Bianca eingefunden hat und ihren Charakter wunderbar an den Hörer wiedergeben kann. Dabei lässt sie die Entwicklung zu und verändert den Klang ihrer Stimme nicht nur der Situation entsprechend, sondern auch während der gesamten Handlung. An den spannenden Stellen hätte sie zwar ruhig etwas energischer sprechen können, dafür schafft sie in den passenden Szenen eine herrliche Gruselstimmung.
Das Motiv, das das Buchcover ziert, ist auch für die Hörbuchversion verwendet worden, auch hier wurde ein bekanntes Motiv variiert. Zu sehen ist wieder das Gesicht einer jungen Frau, der Hintergrund in einem kräftigen Violett eingefärbt. Der sehr gelungene Schriftzug kommt auch in Weiß gut herüber und macht fängt die geheimnisvolle Stimmung des Romans ein.
Fazit: Erstaunlich, welch andere Stimmung Gray hier aus ihrem Grundgerüst schafft. Das düstere Geheimnis wird kurzweilig und mit interessanten Abstechern aufgedeckt.
VÖ: 14.Januar 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1038-8
Evernight
Erster Eindruck: Der erste Kuss...
Bianca ist neu auf dem Evernight-Internat, doch schnell merkt sie, dass etwas nicht stimmt, was nicht nur an ihren Anpassungsschwierigkeiten bei den hochnäsigen anderen Schülern liegt. Doch erst, als sie sich in Lucas verliebt, merkt sie, was hinter den Mauern der Akademie wirklich vor sich geht – und ihr ganzes Leben wird komplett auf den Kopf gestellt...
„Evernight“ ist eine Romanreihe der Autorin Claudia Gray, die in das momentan sehr populäre Genre der romantischen Mystery-Geschichten für Jugendliche gehört. Doch es verfolgt einen anderen Ansatz als viele andere Bücher, in denen sich ein feinfühliges Mädchen in eine übernatürliche Gestalt verliebt. Denn in Evernight ist erst einmal gar nicht bekannt, um welches Geheimnis es hier überhaupt geht. Die ersten zwei CDs des Hörbuchs, also immerhin zwei fünftel des gesamten Romans, sind mit der Einführung der Personen beschäftigt, stellen Bianca intensiv vor, lassen den Schauplatz wirken und erste Gefühle zwischen Bianca und Lucas aufkeimen, stecken voller mysteriöser Andeutungen – um dann in einer wahrhaft überraschenden Wendung alles auf den Kopf und die bisher erzählten Sachen in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Fast ist man versucht, noch einmal von vorn anzufangen und mit der neuen Erkenntnis die Geschichte noch einmal neu zu erleben, wenn man nicht wissen wollen würde, wie es denn weiter geht. Auch hier setzt Evernight auf neue Akzente, führt neue Mythen ein und geht andere Wege. Auch hier geht es um eine tragische Liebesgeschichte zwischen zwei Figuren, die nicht zusammen sein dürften, für die es immer gefährlicher wird, und auch hier ist die Hauptperson weiblich, sensibel und ein wenig melancholisch. Doch die völlig neue Herangehensweise von Claudia Gray an das Genre ist unterhaltsam und macht lässt die Zeit schnell vergehen – und das sicherlich nicht nur bei Jugendlichen.
Sprecherin des Hörbuchs ist Nana Spier, die Freunden von Mystery-Unterhaltung besonders als die deutsche Stimme von Buffy bekannt sein dürfte. Ihr jugendlicher und immer etwas kecker Klang passt gut zu der Figur der Bianca, aus deren Sicht in Ich-Perspektive erzählt wird. Besonders gut gelungen sind hier die romantischen Szenen mit Lucas, in die Spier viel Emotion und Leidenschaft legt. Doch auch die Wandlung ihrer Figur kann sie klar einfangen und gibt dem Hörer immer Orientierung, an welcher Stelle ihrer Entwicklung sie gerade steht – eine ansprechende und gelungene Leistung.
Das Foto einer jungen Frau, nachdenklich-melancholisches Gesicht, geschlossene Augen, nur in Ausschnitten zu sehen – das Cover dürfte vielen bekannt vorkommen, denn ähnliches ziert eine erfolgreiche Romanserie. Dafür ist der Schriftzug sehr gut gelungen, verschnörkelt, düster und mit vielen kleinen Motiven versehen, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren. Auf der Rückseite darf natürlich ein Foto der Sprecherin nicht fehlen.
Fazit: Claudia Gray bringt völlig neue Ansätze in das Genre, überrascht mit einer wunderbaren Wendung und erzählt eine hübsche Liebesgeschichte – kurzweilige Unterhaltung.
VÖ: 15.Januar 2010
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8981-3942-7
Arkadien brennt
Erster Eindruck: Schlange und Panther
Rosa, die in Sizilien unverhofft zur Chefin eines Mafiaclans geworden ist, reist zurück in ihre Heimat New York, um mehr über Tabula und ihren verstorbenen Vater herauszufinden. Doch auch in der weit entfernten Stadt schlafen ihre Gegner nicht, und Rosa stößt zudem auf einige schreckliche Geheimnisse. Wem kann sie trauen und wem nicht?
"Arkadien erwacht" heißt der Auftakt zur neuen Buchreihe von Kai Meyer, es geht um Mafiaclans in Sizilien und Menschen, die sich in Teire verwandeln können. Der zweite Teil heißt "Arkadien brennt" und ist zeitgleich mit der Buchausgabe auch als Hörbuch erschienen. Es setzt direkt nach den Ereignissen des ersten Teils an, versetzt den Hörer aber erst einmal aus den bekannten Schauplätzen heraus und spielt in New York. Die Geschichte nimmt deutlich an Härte zu, in dem gleichen Maße wie auch Rosa und Alessandro erwachsener werden. Das spiegelt sich sowohl in Wortwahl als auch in den verwendeten Motiven wieder. Hinzu kommen sehr detailverliebte und bildhafte Beschreibungen, die hierzu im Gegensatz stehen und einen interessanten wie dynamischen Kontrast schaffen. Die Geschichte ist noch spannender, die Erkenntnisse aus dem ersten Teil werden umgeworfen, stets scheint man der Lösung des großen Geheimnissen nahe - bis zu den tollen und spannenden Ende. Ein Wort noch in Sachen "gekürzte Lesung": Auch hier wurden, wie im ersten Teil, Passagen für die Hörbuchumsetzung gekürzt. Das ist nach wie vor schade, aber wesentlich besser gelungen als bei "Arkadien erwacht". Die Übergänge scheinen nicht so hart, die Geschichte verliert nur wenig an Dynamik. Dieser zweite Teil gefällt mir wesentlich besser als der erste, schon jetzt freue ich mich auf den dritten Band.
Wie so oft bei Kai Meyer-Romanen ist Andreas Fröhlich als Sprecher im Einsatz, er passt wunderbar zu der vorherrschenden Stimmung. Mit lauter, eindrucksvoller Stimme spricht er die spannenden Szenen, hat bei anderen Parts einen weichen Klang, legt aber wie das Buch auch insgesamt an Härte zu. Den verschiedenen Charakteren verleiht er jeweils eine eigene Persönlichkeit, indem er die gesprochenen Passagen mit leicht veränderter Sprechweise intoniert. Eine sehr gelungene Leistung.
Das Cover des Hörbuches zeigt selbstverständlich auch das Motiv des Buches, dabei hat es einen ähnlichen Look wie der erste Teil und kann so die Zusammengehörigkeit klar herausstellen. Die schattenhaften Gestalten im Vordergrund, auch die Schlange, die eine wichtige Rolle spielt, dazu einige Ranken sowie New York im Hintergrund - wieder ein stimmungsvolles und gelungenes Coverbild.
Fazit: Der zweite Teil der Reihe geht härter zur Sache, vernachlässigt aber auch die melancholisch-romantische Seite nicht und hat mir besser als der erste Teil gefallen.
VÖ: Oktober 2010
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-8674-2072-3
Arkadien erwacht
Erster Eindruck: Auftakt zur neuen Meyer-Trilogie
Rosa Alcantara verlässt Amerika, um einen Neustart im Land ihres Vaters, Italien, zu wagen. Schon bei ihrer Ankunft lernt sie Alessandro kennen, der sie mit seiner rauen Art fasziniert. Doch Rosa wird in einen Strudel aus Gewalt, Erpressung und Mord gezogen, denn die Alcantaras gehören einem mächtigen Mafia-Clan an. Und sie stößt auf weitere, schreckliche Geheimnisse...
Kai Meyer, einer der erfolgreichsten deutschen Autoren, hat mit "Arkadien erwacht" den ersten Teil seiner neuen Trilogie geschaffen, und auch eine Hörbuchadaption sollte nicht lange auf sich warten lassen. Gleich zu Beginn wird uns die Titelheldin Rosa vorgestellt, sarkastisch, trocken und ziemlich tough. Ihr Figur lässt den Hörer aufhorchen, schnell ist man von ihr gefangen und fiebert mit. Leider macht die Geschichte einem vorerst das Mitfiebern schwer, denn sehr lange Zeit plätschert die Handlung vor sich hin, zur Vorstellung der Rahmenbedingungen hat sich Meyer viel Zeit gelassen, was stark auf Kosten der Dynamik geht. Die Szenerie der verfeindeten Mafia-Clans ist zwar nicht uninteressant, wird aber keinesfalls ausgekostet sondern eher wie nebenbei erzählt. Die Liebesgeschichte zwischen Rosa und Alessandro ist recht interessant, besonders vor dem Hintergrund, der starke "Romeo und Julia"-Anleihen hat. Doch gegen Ende wird die größte Stärke der Meyer-Romane doch noch ausgespielt: Die Vermischung von Realität und Fantasie, die ein reizvolles Zusammenspiel ergibt und der Geschichte zumindestens ein versöhnliches Ende gibt, das durchaus Lust auf die folgenden Romane macht. Schade, dass man sich hierfür durch eine etwas langamige Vorgeschichte wühlen muss.
Sprecher des Hörbuchs ist Andreas Fröhlich, der nicht nur aus vielen Hörspielen bekannt ist, sondern auch schon als Sprecher für andere Kai Meyer-Hörbücher fungiert hat. Zur Unterscheidung der Charaktere hat er leicht veränderte Sprechweisen gewählt, eine andere Akzentuierung oder eine andere Stimmfarbe, lässt sich aber glücklicherweise nicht zum Verstellen der Stimme hinreißen. Mit seiner dynamischen Art kann er Spannung erzeugen oder den Hörer in Sicherheit wiegen, gibt Pausen, um das Gehörte wirken zu lassen oder lässt mit lauter Stimme eine spannende Szene zum Leben erwachen. Eine sehr gute Leistung.
Hier wurde komplett auf Musik verzichtet, auch in den Pausen zwischen zwei Kapiteln gibt es keinerlei akkustische Ablenkung. So liegt der ganze Fokus auf Andreas Fröhlich, der mit seiner Stimme genügend Gestaltungsmöglichkeiten bietet.
Das Titelbild des Buches wurde auch für das Hörbuch übernommen und zeigt die Silouhette des immer wieder auftauchenden Panthers, der eine wichtige Rolle in dem Roman spielt. Die altertümliche Karte und der knorrige Baum wirken dabei gut zusammen. Das Innere des Digipacks ist eher schlicht, kann aber mit einigen Zusatzinformationen und Zitaten aufwarten.
Fazit: "Arkadien erwacht" bildet den Auftakt einer neuen Kai Meyer Trilogie es braucht seine Zeit, bis "Arkadien erwacht" wirklich erwacht und eine spannende Geschichte entwickelt, aber dann ist es eine gelunge Fantasy & Lovestory.
VÖ: Oktober 2009
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-386741-055-6
Artemis Fowl – Der Atlantis-Komplex
Erster Eindruck: Bösewicht mal ganz anders
Artemis Fowl, der größte Meisterdetektiv seiner Zeit, cool, abgebrüht und geniel – doch seit neuestem verhält er sich ziemlich merkwürdig! Der Einfluss der Magie hat dafür gesorgt, dass er den Atlantis-Komplex bekommen hat und nunmehr voller Paranoia ist. Elfe Holly macht sich sorgen und will helfen, doch es kommt sogar noch schlimmer...
Artemis Fowl, eine Buchreihe von Autor Eoin Colfer rund um den gleichnamigen und höchst jugendlichen Schwerverbrecher, der durch diverse Umstände mit dem geheimnisvollen (und ziemlich unkonventionellen Erdvolk) in Berührung kommt, geht mit „Der Atlantis-Komplex“ in die siebte Runde. Die Geschichte sprüht wieder nur so von äußerst kreativen Einfällen, während sich interessante Figuren darin tummeln – meist fantastische Gestalten, die ernsthafte Fantasy ziemlich auf die Schippe nimmt. Dabei wird wieder viel Wert auf die liebgewonnenen Charaktere aus den anderen Bänden gelegt, die der Hörer dieses Hörbuches auf einem weiteren Abenteuer begleiten kann, beispielsweise der grobschlächtige Butler und seine charmante Schwester Julie, die zusammen einen reizvollen Kontrast bilden. Die Geschichte ist sehr einfallsreich, Artemis' Krankheit führt zu etlichen neuen Verstrickungen und sorgt zudem für witzige Momente. Leider fehlt dem Ganzen etwas an dem Biss und dem tiefschwarzen Sarkasmus der vorangegangenen Bücher, was schließlich das besondere der Reihe ist. Dank des wunderbaren Bösewichts, der durch und durch interessant und gelungen ist, wird dies etwas abgefedert. Leider wurden hier einige Stellen gekürzt, sodass die Hörer des Hörbuches im Gegensatz zum Leser nicht in den vollen Genuss der Geschichte kommt. Trotzdem liegt hier wieder ein spannendes, lustiges und kurzweiliges Abenteuer von Artemis Fowl vor, das Fans der Serie begeistern dürfte.
Rufus Beck spricht das Hörbuch mit seiner ihm eigenen Art, wie auch schon die vorigen der Reihe. Er schafft es, mit spannungsgeladener Stimme für zusätzliche Aufregung zu sorgen, mit sanftem Klang die wenigen ruhigeren Passagen zu gestalten und wird mit höchst ironischem Unterton dem aberwitzigen Humor der Reihe gerecht. Durch ihn wird dieses Hörbuch zu einem echten Erlebnis, da er die Spannung hautnah an den Hörer weitergibt.
Natürlich wurde für das Cover die Illustration des Buches verwendet, die mittlerweile den eigenen Stil der Buchreihe repräsentiert. Darauf zu sehen sind Holly und Artemis, der hier ein wenig erwachsener aussieht – auf jeden Fall ein hübscher Anblick. Die 6 CDs befinden sich in einer stabilen Papphülle und werden in die dafür vorgesehenen Laschen gesteckt, als Bonusmaterial sind lediglich Kurzinfos zu Eoin Colfer und Rufus Beck zu finden.
Fazit: Auch der siebte Artemis Fowl-Band sprüht wieder vor Charme und irrwitzigen Einfällen. Die Handlung ist nicht ganz so bissig wie zuvor, kann aber dennoch überzeugen.
VÖ: März 2011
Label: Hörbuch-Hamburg
Bestellnummer: 978-3-89903-322-9
Bis(s) zum Abendrot (Vollständige Lesung)
Erster Eindruck: Dritter Teil der Vampirsaga
Mit ihrer Liebe zum Vampir Edward Cullen ist Bella ins Visier dunkler Mächte geraten. Schnell findet sie heraus, dass die geheimnisvolle Mordserie im nahe gelegenen Seattle mit ihr zu tun hat, doch erst im Laufe der Zeit erfährt sie die ganzen Dimensionen. Währenddessen versucht ihr Jugendfreund Jacob, der ein Werwolf ist, sie von der Liebe zu Edward abzubringen...
Die Twighlight-Serie von Stephanie Meyer ist längst zum Kult geworden und ist für viele Fans zu einem wichtigen Bestandteil ihres Lebens geworden. Klar, dass da eine gekürzte Lesefassung nicht in Frage kommt, weswegen nun auch der dritte Teil „Bis(s) zum Abendrot“ als vollständige Lesung erhältlich ist. Der Grundtenor der Buches ähnelt selbstverständlich den beiden Vorgängern. Es ist eine ganz eigene Stimmung, die hier geschaffen wurde, sehr lebendig, aber auch leidenschaftlich, stellenweise poetisch. So fällt es leicht, sich in die Welt der Vampire versinken zu lassen, Bellas Reise zu begleiten und die vielen Figuren lieb zu gewinnen. Die Handlung des dritten Teils ist insgesamt noch düsterer und brutaler geworden, der faszinierende Gedanke der Armee aus jungen Vampiren, geschaffen allein um Bella zu töten, ist ein sehr reizvoller, der gut ausgearbeitet wird und so seine Wirkung nicht verfehlt. So baut sich über die gesamte Länge ein gekonnter Spannungsbogen auf, der einen trotz (oder gerade wegen?) der teilweisen ruhigen Ausstrahlung auf die kommenden Ereignisse hinfiebern lässt. Auch Der Erzählteil mit Jacob spielt immer wieder in die Handlung mit ein und bietet einen weiteren interessanten Aspekt der Vampirsaga. Für Fans der Reihe ist dieses Hörbuch sowieso ein Muss, und auch Neueinsteigern würde ihr eher zu dieser Fassung als zur gekürzten Lesung raten, die der Erzählverauf flüssiger, die Handlung noch intensiver dargestellt wird.
Natürlich ist auch hier wieder Annina Braunmiller als Erzählerin ausgewählt worden, als Stimme der Bella in den Twighlight-Filmen ist sie für viele Fans eng mit dem Stoff verbunden. Auch hier kann sie eine sehr gefühlsbetonte Stimmung heraufbeschwören, die aus der Sicht von Bella erzählten Ereignisse intensiv und lebendig vortragen. Dabei ist sie sehr flüssig und bringt in den temporeicheren Szenen zusätzliche Spannung mit ein. Der Epilog am Ende ist von Max Felder gesprochen, ebenfalls Synchronisationssprecher, der einen verheißungsvollen und gut gestalteten Ausblick auf den nächsten Band gewährt.
Ein geschwungenes, rotes Band, welches in zwei Teile zerreißt – auch das Titelbild zu diesem Hörbuch wirkt poetisch, das Band scheint sich tatsächlich gerade in Bewegung zu befinden. Da ausschließlich Rottöne, Schwarz und Weiß verwendet wird, wirkt alles sehr stimmig. Auf der Rückseite der stabilen Pappbox finden sich zudem Fotos der beiden Sprecher.
Fazit: Die Geschichte geht weiter, düsterer, gefährlicher. Aber auch die großen Gefühle werden nicht vernachlässigt, wozu auch diese sehr gute Lesung beiträgt.
VÖ: Februar 2011
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-077-8
Bis(s) zur Mittagsstunde (Vollständige Lesung)
Erster Eindruck: Edward oder Jacob?
Nach den gefährlichen Ereignissen mit Victoria und den anderen Vampiren ist Bella glücklich, endlich mit Edward zusammen zu sein. Doch neue Wolken ziehen am Horizont herauf, als eines Tages Edward seinen Blutdurst kaum zurückhalten kann. Er begibt sich auf die Reise zu den Volturi, und nur Bella kann ihn von seinem Unterfangen noch aufhalten...
Mit der gekürzten Lesung des Erfolgsromans "Bis(s) zur Mittagsstunde" waren viele Fans der Buchreihe nicht wirklich zufrieden. Ungünstig gekürzt und zu emotionslos vorgetragen war fast die einhellige Meinung. Diesen Kritikern wurde nun Abhilfe geschaffen mit einer Neuvertonung der Geschichte, dieses mal in Originallänge und gelesen von Annina Braunmüller, die auch schon in den Twilight-Filmen die Bella synchronisiert hat. Mehr als passend also - und so aus diesem Hörbuch eine lobenswerte Adaption der Bücher geworden. Die Geschichte verströmt einen sehr melancholishen Flair, die tiefe Liebe, die Bella für Edward empfindet, lässt die junge Frau fast zerbrechen - sehr intensive Szenen, die die volle Romantik des Buches wiederspiegeln. Die Handlung ist dabei nicht temporeich, sondern kostet den Moment vollends aus und beschreibt in teilweise dramatischen Bildern eindrucksvoll Bellas Gefühlswelt. Ihre Verwirrung, als sie sich auch in den Werwolf Jacob verliebt, kann sehr intensiv auf den Hörer übertragen werden. Verstärkt wird dies dadurch, dass Edward in weiten Teilen des Romans nicht persönlich Auftritt, aber immer wie ein Schatten über dem Geschehen hängt. Gegen Ende erfährt die Geschichte dann eine Steigerung des Tempos, bis zu einem hochdramatischen Finale, welches dem Buch ein würdiges Ende setzt. Die genaue und detaillierte Darstellung der Charaktere, die ausdrucksstarke Bildhaftigkeit von Bellas Gefühlen sowie die Wahl der Ich-Erzählerin Bella machen auch aus dem zweiten Teil der Buchreihe etwas ganz besonderes, das dieses mal auch die Hörbuchumsetzung einfangen kann.
Annina Braunmüller ist eine hervorragende Wahl für die Sprecherin des Hörbuches, und das nicht nur, weil sie schon aus den Filmen bekannt ist. Vielmehr schafft sie es, eine große Melancholie mit ihrer Stimme heraufzubeschwören und so die leidende Bella sehr intensiv und gefühlsbetont darzustellen. Hier hat sie ihre vielen Höhepunkte, doch auch in der Darstellung der anderen Charaktere leistet sie Hervorragendes. Auch wenn sie ihre Stimme nicht wirklich verstellt, bekommt jede Rolle einen etwas anderen Klang. Eine sehr punktgenaue und intensive Lesung, die mit vielen langjährigen Hörbuchprofis mithalten kann.
11 CDs mit über 14 Stunden Laufzeit umfasst dieses Hörbuch, verpackt sind sie in schlichten Papierhüllen. Das Titelbild der stabilen Pappbox stammt von der amerikanischen Originalausgabe und zeigt eine rot-weiße Blüte - schlicht, aber sehr passend. Das kleine Booklet hätte ruhig etwas ausführlicher ausfallen können und bietet lediglich Kurzinfos zu Autorin und Sprecherin.
Fazit: Eine ganz wunderbar Lesung, die dem Buch völlig gerecht wird und die Gefühlswelt Bellas durch glaubwürdige Interpretation in den Mittelpunkt rückt.
VÖ: Oktober 2010
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-076-1
Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl - Das zweite kurze Leben der Bree Tanner
Erster Eindruck: Blut und Armee
Der Kampf von Bella und Edward gegen die Armee aus Jungvampiren nimmt einen dramatischen Verlauf, und auch die erst drei Monate alte Bree Tanner nimmt leidenschaftlich daran teil. Unter der Führung von Victoria zieht sie in die grausame Schlacht gegen die Culluns...
Die vierteilige "Bis(s)"-Reihe von Stephanie Meyer bricht alle Rekorde und ist auch heute noch dank Film und gutem Merchandising in aller Munde. Und auch die Autorin selbst hat es sich nicht nehmen lassen, die Buchreihe um einen interessanten Aspekt zu bereichern. In "Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl", das eigentlich nur eine Kurzgeschichte werden sollte, werden Handlungen aus den dritten Band neu erzählt, und zwar aus der Sicht der jungen Vampirin Bree Tanner, die gegen die Hauptfiguren der eigentlichen Bücher kämpft und uns so einen Einblick in die dunkle Seite der Vampire erlaubt. Das ist für Fans von Bella und Edward eine sinnvolle und interessante Ergänzung, zumal nicht nur die bösartige Seite in den Vordergrund gestellt wird. Vielmehr erscheint Bree in vielen Facetten, erweckt sogar Mitleid beim Leser und kann die vielschichtige Twighlight-Welt somit ergänzen. Der Ausgang des Buches ist Fans der Serie natürlich schon bekannt, weswegen dann natürlich nicht sonderlich viel Spannung aufkommen kann. Die teilweise grausamen Schilderungen und die interessante Perspektive ergeben jedoch eine einzigartige Stimmung, die für die Anhänger von Twilight ein Muss ist und die wunderbare Sprache von Stephanie Meyer vorweisen kann.
Sprecherin des Hörbuches ist die wunderbare Marie Bierstedt, die mit ihrer eher sanften Stimme einen zusätzlichen interessanten Aspekt in die Handlung mit einbringt. Sehr dynamisch und mit immer wieder anderen Klängen erweckt sie einen sehr lebendigen Eindruck, allen Figuren widmet sie genügend Aufmerksamkeit. Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen Bierstedt mehr aus sich heraus geht und ihre Stimme kalt und wütend klingen lässt.
Eine melancholische Frau sowie der geschwungene Schriftzug, gefärbt gelblichen Tönen - die Covergestaltung ist natürlich an das Titelbild des Buches angelehnt. Die Gestaltung ist mittlerweile zum Erkennungsmerkmal der Serie geworden und funktioniert auch bei diesem Format.
Fazit: Ein interessanter Einblick in die dunkle Seite von der "Bis(s)"-Reihe, der sehr atmosphärisch gelungen ist und hier gut vorgetragen wird.
VÖ: 23.Juli 2010
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-8674-2080-8
Bis(s) zur Mittagsstunde
Erster Eindruck: Wo die Liebe hinfällt...
Die Beziehung zwischen Bella und Edward scheint nach einem blutigen Zwischenfall auseinander zu brechen, denn Edward entschließt sich zu ihrem Schutz, Bella zu verlassen. Für die junge Frau bricht eine Welt zusammen, doch es war nicht ihr letztes Aufeinandertreffen. Denn bald ist Edward in größter Gefahr...
Auch mit dem zweiten Roman ihrer Vampr-Saga "Twilight" hat Autorin Stephanie Meyer einen Volltreffer gelandet und sich in Millionen von Herzen geschrieben. In Deutschland unter dem Titel "Bis(s) zur Mittagsstunde" erhältlich wird die Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward fortgeführt und um neue Elemente erweitert. Natürlich ist das Hörbuch wieder von Ulrike Grote eingesprochen worden und bei Silberfisch erschienen. Aus der Sicht von Bella erleben wir ihre aufregende Beziehung zum Vampir Edward, und das interessante ist, dass nicht nur der Verlauf der Geschichte unterhält, sondern auch die jeweilige Momentaufnahme einer Szene. Jedes Kapitel hat seine eigene Magie, kann auch mit Kleinigkeiten fesseln und lässt den Hörer in der Geschichte versinken. Wunderschön und hochromantisch, aber nie kitschig, sodass nicht nur die angesprochene Zielgruppe begeistert ist. Dass hier durch die Trennung von Edward und Bella das Traumpaar auseinandergerissen wird und wesentlich mehr spannende Szenen vorhanden sind als im ersten Teil, macht "Bis(s) zur Mittagsstunde" zum abwechslungsreicheren der beiden Bücher. Eine hervorragende Fortsetzung des ersten Teils und glücklicherweise nicht eine bloße Kopie von diesem.
Ulrike Grote ist wieder als Sprecherin des Hörbuches ausgewählt worden und geht eine enge Bindung mit Bella ein, da die Ereignisse aus ihrer Sicht geschildert werden. In den Passagen, in denen Bellas Gefühlswelt beschrieben wird, trumpft Grote besonders aus und spricht mit ausdrucksstarker, teilweise fast poetischer Stimme. Wie auch im ersten Hörbuch klingt ihre verstellte Stimme bei einigen Dialogen jedoch etwas befremdlich.
Dem Buch ist das Titelbild der Hörausgabe entnommen, die abgebildete junge Frau wirkt sehr zerbrechlich, während die eingesetzten grafischen Elemente das Ganze interessanter machen. Kleine Infotexte zu Autorin und Sprecherin sind im Inneren des stabilen und schön gestalteten Digipacks zu finden.
Fazit: Auch die Fortsetzung ist sehr gefühlsbetont, aber auch spannender und vielseitiger. Ein tolles Hörbuch!
VÖ: Februar 2008
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-33867420136
Erster Eindruck: Erfolgreichste Vampirsaga der letzten Zeit
Bella ist nicht sonderlich begeistert, als sie in die verregnete Kleinstadt Forks zu ihrem Vater ziehen soll. Erst als sie in der Schule den anziehenden Edward kennen lernt, beginnt das dortige Leben Spaß zu machen. Doch der geheimnisvolle Teenager zieht sich schnell wieder von Bella zurück, und so kommt sie langsam seinem Geheimnis auf die Spur...
Stephanie Meyers Romane um die Liebesgeschichte zwischen Bella, der Hauptfigur, und dem Vampir Edward gehören zu dem momentan populärsten und gehyptesten Romanen der letzten Zeit, nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Kinoumsetzungen unter dem Titel der Originalausgabe "Twilight". Auch Hörbücher dürfen da natürlich nicht fehlen, diese erschienen beim Label Silberfisch und werden von Ulrike Grote gelesen. Schnell entfaltet sich auch hier der Reiz der Geschichte, der die Bücher so lesenswert macht. Fernab von Kitsch wird eine romantische Liebesbeziehung geschildert, voller Zauber, voller Sehnsucht und voller interessanter Charaktere. Der Vampirmythos wird clever variiert und so glaubwürdig eingebunden, dass er fast zur Normalität wird. Denn schnell kann man sich in die Geschichte einfinden, leidet und hofft mit Bella mit, ist gefangen in der Welt der Geschichte und kann das spannende Finale kaum erwarten. Hier sind auch einige Bösewichte zu finden, die zusätzlichen Reiz in die Geschichte bringen. Ein hervorragender Auftakt zu der Buchreihe, an dem man sich trotz eventueller Vorurteile ruhig einmal heranwagen sollte.
Ulrike Grote ist Sprecherin der Hörfassung und kann Bellas Gefühlswelt sehr gut einfangen. Da das Buch aus der Ich-Perspektive geschildert ist, trägt sie auch in Erzählpassagen ihre Gefühle sehr gut an den Hörer. Problematisch wird es allerdings in den Dialogen, die Grote teils mit verstellter Stimme vorträgt, die aufgrund ihrer Stimmfarbe oftmals nicht zu den Charakteren passen wollen.
Mittlerweile ist das Hörbuch in verschiedenen Fassungen erhältlich, mit dem entsprechenden Buchcover, aber auch mit einem Foto aus dem Kinofilm als Titelmotiv. Gelungen sind beide, da die stabile Papphülle die 6 CDs sicher aufbewahrt und mit kleinen Zitaten aus dem Buch und kleinen Infos geschmückt ist.
Fazit: Die gefühlvolle, dabei nie kitschige Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward hat auch als Hörbuch ihren Reiz.
VÖ: Januar 2009
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-8674-2822-4
Bibi und Tina - Schatten über dem Martinshof
Erster Eindruck: Zickige Gäste und fiese Bauherren
Der Martinshof bekommt überraschend einen neuen Gast, die hochnäsige Fiona, die bisher nur in einem teuren Feriencamp gastiert hat. Ihr Vater ist ein Bauunternehmer und plant, auf dem Gelände des Martinshofes eine luxuriöse Ferienanlage aufzubauen. Natürlich wollen Bibi und Tina das verhindern, doch Graf von Falkensetin wird zunehmend unter Druck gesetzt, das Gebiet zu verkaufen...
Wie auch "Bibi Blocksberg" erhält die Spin-Off-Serie "Bibi und Tina" mit der Junghexe ein neues Format als Hörbuch. Auch hier erscheint vorerst nur eine Folge, und diese trägt den Titel "Schatten über dem Martinshof". Die Geschichte ist schnell zusammengefasst und enthält eigentlich nicht allzu viele Wendungen, im Verlaufe der immerhin 139 Minuten Laufzeit fällt dies aber gar nicht weiter auf. Vielmehr ist die positive Grundstimmung der Serie äußerst angenehm, sodass man gerne lauscht und über die ein oder andere Länge hinwegsehen kann. Prinzipiell ist die Handlung auch typisch für die Hörspielserie, bekannte Themen wie die Rettung des Martinshofes vor einem skrupellosen Unternehmer werden hier neu zusammengefügt und variiert. Schnell entsteht so das typische Gefühl, das bei "Bibi und Tina" von so vielen geschätzt wird. Auffällig ist, dass das Thema Hexen so sehr in den Hintergrund tritt. Bibi wirkt vielmehr wie eine ganz normale Jugendliche, die freche, witzige und unkonventionelle Junghexe mutiert zur engagierten Jugendlichen. Vielleicht, weil sich diese Produktion noch mehr als die Hörspielserie an Mädchen im frühen Teenageralter richtet? Für diese ist "Schatten über dem Martinshof" sicherlich eine Empfehlung, und auch der ein oder andere Erwachsene wird seine Freude daran haben.
Sascha Rotermund liest die Geschichte und überzeugt mit seiner festen, warmen Stimme, die er gekonnt einsetzt, um die Spannung der Handlung zu übertragen. Ohne die Stimme großartig zu verstellen verleiht er jedem Charakter seinen eigenen Klang, sodass vom Mädchen bis zum gestandenen Mann jede Figur von der anderen unterscheidbar ist. Eine gute Leistung!
Geräusche sind keine vorhanden, wobei dies bei einem Hörbuch, das sich eher an jüngere Zuhörer richtet, vielleicht empfehlenswert gewesen wäre. Der Titelsong der Hörspielserie wird hier in einer ruhigen Klavierversion als Anfangsmelodie verwendet, was eine angenehmen Einstieg bildet.
Auch das Cover wirkt erwachsener als die der Hörspiele, Bibi und Tina sind schlicht mit ihren Pferden vor dem violett eingefärbten Martinshof zu sehen. Der Balken mit den wichtigsten Infos verstärkt diesen Eindruck noch. Die 2 CDs sind in einem stabilen Digipack zu finden, das hinter den Discs eine kleine Kapitelübersicht enthält.
Fazit: Eine typische und unterhaltsame Geschichte mit kleineren Längen. Die Lesung ist gelungen und richtet sich an etwas älteres Publikum.
VÖ: 12. März 2010
Label: Kiddinx
Bestellnummer: 4001504231026
Bibi Blocksberg - Im Tal der wilden Hexen
Erster Eindruck: Ziemlich viele -ias
Bibis Oma Grete erzählt der aufgeweckten Junghexe vom Tal der wilden Hexen, einem Ort nur für magiebegabte Damen, die dort ohne Regeln oder Vorschriften zusammenleben. Klar, dass Bibi dorthin will. Doch die theatralische Hexe Furiosa macht ihr das Leben ordentlich schwer. Können Karla Kolumna und Moni helfen, die Bibi begleitet haben?
Bibi Blocksberg ist für viele der Inbegriff von Hörspielen, Generationen sind mit den Geschichten der frechen kleinen Hexe aufgewachsen. Auch heute noch hat sie bei vielen Erwachsenen und Kindern einen Stammplatz in Hörspielregal und Herz fest eingenommen. Grund genug für das Label Kiddinx, neben den normalen Hörspielfolgen auch Hörbücher der Serie zu veröffentlichen, den Anfang macht "Im Tal der wilden Hexen". Die Geschichte ist eigentlich typisch für die Junghexe aus Neustadt, viele bekannte und einige neue Charaktere sorgen für Unterhaltung. Die "neuen" Hexen wirken jedoch etwas einfallslos und blass (wie im Übrigen deren Namensgebung auch), lediglich die exaltierte Furiosa gibt eine gute Bösewichtin ab und kann mit ihren Ecken und Kanten für Spannung sorgen. Neue, interessante Einfälle halten die Geschichte am Laufen und machen sie durchaus interessant, über die gesamte Laufzeit wird genügen Stoff für den Hörer geboten. Ob auch Kinder der Geschichte gut folgen können, halte ich aber für fraglich. Zum einen, weil die Laufzeit von über 150 Minuten deutlich über der einer Hörspielfolge liegt, zum anderen weil das ausschließliche Vorlesen zu monoton für unter 12-jährige sein könnte. Ein paar Geräusche wie das berühmte Hex-"Pling Pling" hätten die Sache wohl aufgelockert. Für ältere Kinder und Erwachsene, die der kleinen Hexe noch verfallen sind, dürfte dieses Hörbuch aber durchaus eine Alternative sein, die ruhiger und umfangreicher als die Hörspielserie ist.
Sprecherin des Hörbuches ist Alexandra Marisa Wilcke. Sie verleiht jedem Charakter eine ganz eigene Note, besonders bei Furiosa kann sie auftrumpfen und liefert eine gekonnte Darstellung ab. Sogar Karla Kolumna, bei vielen die Lieblingsfigur der Serie, kann sie überzeugen und stellt das herzliche Energiebündel sehr gut dar. Auch in den Erzählpassagen wirkt sie gut, könnte aber ab und an etwas mehr Dramatik in die Stimme legen.
Als kleine Einstiegsmelodie wurde der bekannte Titelsong am Klavier eingespielt - sehr reduziert und ruhig, fast schon richtungsweisend für die ganze Produktion. Ansonsten sind keinerlei akkustischen Mittel eingesetzt, wie oben schon erwähnt wären einige Geräusche oder kurze Melodien hilfeich zur Auflockerung des Ganzen gewesen.
Auch das Coverbild weist mit seinen scharfen Abgrenzungen und dem kleineren Schriftzug auf eine erwachsenere Version der Junghexe hin. Das Titelbild ist mit glitzernder Farbe ausgestattet und wirkt so sehr aufwändig. Im schön gestalteten Inneren des hochformatigen Digipacks sind noch Kurzvorstellungen von drei Charakteren zu finden.
Fazit: Ein interessanter Versuch, und größtenteils auch gelungen. Allerdings eher für ältere Kinder geeignet.
VÖ: 12. März 2010
Label: Kiddinx
Bestellnummer: 4001504231019
Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten
Erster Eindruck: Der Quell der Jugend
Jack Sparrow bekommt einen ungewöhnlichen Auftrag von einem ebenso ungewöhnlichen Auftraggeber: Der König bittet ihn, die Quelle der ewigen Jugend zu finden, doch er schlägt aus und macht sich auf eigene Faust auf die Suche. Neben zwei Artefakten benötigt er dafür auch die Träne einer Meerjungfrau...
Der vierte und (bisher) letzte Teil der Fluch der Karibik-Saga mit dem Titel „Fremde Gezeiten“ darf natürlich in der Reihe von inszenierten Lesungen nicht fehlen, die Emi nach der Vorlage von Wolfgang und Rebecca Hohlbeins Romanen produziert hat. Diese sind wiederum nach den Filmen entstanden und sind eher eine Nacherzählung der Ereignisse denn ein eigenständiger Roman mit eigenen Elementen. Dass dabei weder den Flair eines Hohlbein-Werkes erreicht wird noch die Atmosphäre des Filmes eingefangen wird, ist schade und lässt auch dieses Hörbuch zu einer eher langgezogenen Angelegenheit werden – kein Wunder, wurde die Handlung des etwa zweieinhalbstündigen Filmes doch auch immerhin 6 CDs gepresst. Die Ereignisse werden nicht so intensiv dargestellt und flachen merkwürdig ab, die eigentlich gelungene Filmstory weist hier viele Längen auf und kann nicht die Dynamik der Vorlage entwickeln. Auch diese vierte Umsetzung dieser Art kann nicht überzeugen.
Wie die vorigen drei Teile wird auch diese Geschichte von Martin Balscheid gesprochen, der es schafft, zumindest einige Passagen dynamisch und spannend darzubieten. Die vielen Actioneffekte kommen hier naturgemäß nicht sonderlich bildgewaltig herüber, trotzdem sind einige der Kämpfe und die ein oder andere Flucht durch Balscheids Leistung recht gut eingefangen. Auch die Darstellung der verschiedenen Charaktere hat er gut im Griff.
Musikalisch ist diese inszenierte Lesung auf dem gleichen Niveau wie die übrigen Teile, an die Filmmusik angelehnt werden hier hübsche Melodien dargeboten, die das Piratenthema gut zur Geltung bringen. Auch etliche Geräusche lassen die Geschichte aufleben und sorgen für einige gelungene Momente, hier wird noch gute Arbeit geleistet, um die Wirkung der Handlung zu entfalten.
Die Aufmachung ist äußerst schlicht und hat keinerlei Extras zu bieten. Neben dem Filmplakat auf der Vorderseite sind beispielsweise keine Fotos aus dem Film zu finden, die wenigstens einen kleinen optischen Anreiz geboten hätte. Nur ein paar Totenköpfe zieren die Aufmachung. Die Angaben halten die nötigsten Produktionsinfos bereit.
Fazit: Das mystische und spannende Kinoabenteuer kann hier nicht diese positive Wirkung entfalten und beinhaltet einige Längen.
VÖ: 3.Juni 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908205520
Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
Erster Eindruck: Im Reich der Toten...
Jack Sparrow sitzt nach dem Kampf mit einem riesigen Kraken in der Unterwelt fest, und seine Freunde Will, Elisabeth und Barbarossa wollen ihn befreien. Dafür besorgen sie sich von dem Piraten Sao Peng in Singapur die Karten – und schaffen es tatsächlich, Sparrow zu retten. Doch dann taucht Sao Peng wieder auf, und die Geschichte nimmt ihren Lauf...
Mit dem dritten Teil der Piraten-Saga „Fluch der Karibik“ wurde die Handlung des Kinoerfolgs noch düsterer und mysteriöser. Dieses schlägt sich natürlich auch in dem entsprechenden Hörbuch von EMI wieder, das nach dem Buch zum Film von Wolfgang Hohlbein und seiner Tochter Rebecca entstanden ist. Die grundlegenden Dinge werden hier gut vermittelt, die teils recht verworrene Handlung kommen hier etwas klarer herüber, was vielleicht auch an der ausgedehnteren Länge liegt, die dem Hörer mehr Zeit zum Reflektieren bietet. Dennoch kann auch hier die Stimmung des Filmes nicht richtig aufkommen, zu oberflächlich und gefühllos werden die einzelnen Parts der Vorlage herunter erzählt, ohne wirklich auf die Charaktere einzugehen oder neue Elemente hinzuzufügen. Schade, denn es ist gerade die Atmosphäre, die die Filmumsetzung so besonders macht. Aber auch dieser dritte Teil schafft es nicht zu fesseln, zumal die Geschichte an sich auch nicht so stark wie seine beiden Vorgänger ist.
Als Sprecher des Hörbuchs wurde erneut Martin Balscheid ausgewählt, der lebendig und mit einer gewissen Dynamik die Geschichte vorträgt und damit zumindest etwas Stimmung schaffen kann. Trotzdem hat wohl jeder, der die Filme gesehen hat, sehr eingeprägte Bilder von den Charakteren, die Balscheid nicht ganz einfangen kann, sodass auch diese etwas flach wirken.
Sehr gelungen ist hingegen die akustische Umsetzung des Hörbuchs, das als inszenierte Lesung angelegt ist. So ist viel Musik eingefügt, die an die Filme erinnert und das Piratenthema gut aufgreift. Auch die Geräusche fügen sich sehr gut in das Gesamtwerk ein und machen nicht nur einige Vorgänge klarer und lebendiger, sondern schaffen zumindest ein wenig Atmosphäre.
Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern ist die Gestaltung der CD-Box nicht in schwarz, sondern in weiß gehalten – was auch an dem Titelmotiv liegen dürfte, das Jack Sparrow in undurchdringlichem Nebel zeigt. Ansonsten sieht alles aus wie sonst, also eine sehr schlichte Aufmachung ohne jegliches Bonusmaterial oder Abwechslung bei der Optik.
Fazit: Schon die Vorlage bietet nicht so viel Spannung wie seine Vorgänger, und die Übertragung in dieses Medium ist nicht allzu gelungen.
VÖ: 30.September 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908204820
Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
Erster Eindruck: Inszenierte Lesung mit bekanntem Thema
Während ihrer Hochzeitsfeier werden Elisabeth Swann und Will Turner verhaftet, da sie dem berüchtigten Piraten Jack Sparrow zur Flucht verholfen haben. Doch Lord Beckett ist eigentlich nur hinter dem magischen Kompass des Piraten her. Derweil wird dieser auch noch von ganz anderer Seite verfolgt...
Wolfgang Hohlbein ist bekannt als Autor für trickreiche Romane mit überraschenden Wendungen sowie jede Menge Atmosphäre, die sich aus detaillierten Beschreibungen ergibt. Nach den bekannten Filmen der Serie „Fluch der Karibik“ hat er die Romane verfasst, konnte aber auch beim zweiten Teil aufgrund des engen Korsetts der Vorgabe seine Stärken nicht ausspielen. Da der Großteil der Hörer der inszenierten Lesung die Handlung des Filmes schon kennen dürften, sind keine größeren Überraschungen zu erwarten. Umso bedauerlicher, dass Hohlbein scheinbar keine eigenen Elemente einbauen durfte, die der Geschichte Abwechslung oder Variation bieten würden. Entstanden ist hier also eine reine Nacherzählung, die den Flair der Filme nicht so recht einfangen mag. Zwar sind einige Szenen richtig gut umschrieben und erzeugen eine gewisse Dynamik – insbesondere sind hier die Kampfszenen zu nennen, die gut umgesetzt wurden. Insgesamt ist dieses Hörbuch aber ein sehr zweischneidiges Schwert und kommt bei weitem nicht an die Genialität des Filmes heran.
Auch hier ist wieder Martin Balscheid für die Rolle des Sprechers gewählt worden, der auch schon dem vorigen Teil eine gewisse Dynamik abgewinnen konnte. Mit unterschiedlichen Tempos und flexiblem Ausdruck passt er seine Stimme an die jeweilige Situation an und kann diese so gut gestalten. In der wörtlichen Rede ist er glaubhaft und kann die einzelnen Charaktere herausarbeiten.
Ein Pluspunkt für diese Umsetzung ist, dass statt eines reinen Hörbuchs eine inszenierte Lesung mit dem Einsatz von Musik und Geräuschen gewählt wurde. So wird alles nahe an das Publikum herangetragen, ein wenig Flair kommt in die Geschichte - karibisches Gefühl während der Anfangszeit, oft aber auch Musik, die an den Film erinnert, während die Geräusche die Musik sehr gut ergänzen.
Die Aufmachung der Box mit 6 CDs ist sehr schlicht geraten und bietet keinerlei Extras. Statt eines Booklets liegt ein einfaches Blatt bei, auf dem nur die nötigsten Informationen vorhanden sind. Die CDs sind alle in der gleichen Optik gestaltet, und auch auf anderen Flächen ist immer der gleiche Totenkopf zu sehen. Schade, hier hätte man durchaus noch punkten können.
Fazit: Diese Umsetzung des Stoffes ist nur etwas für Hardcore-Fans des Themas und bietet leider nicht die wunderbare Stimmung des Films.
VÖ: 30.September 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908204127
Fluch der Karibik
Erster Eindruck: Vom Film zum Buch zur Lesung
Kaum ist der berüchtigte Pirat Jack Sparrow in Port Royal angekommen, wird er auch schon von den Truppen des Königs entdeckt und verfolgt. Doch bei einer wilden Verfolgungsjagd stößt er überraschenderweise auf zwei Verbündete: Den jungen Schmied Will Turner und Elisabeth Swann, die Tochter des Gouverneurs. Einige wilde Abenteuer folgen...
„Fluch der Karibik“ ist einer der erfolgreichsten und populärsten Filme der letzten Zeit, von Kritikern wie Publikum gleichermaßen gelobt. Kein Wunder also, dass diverse Merchandise-Produkte folgen, auch Bücher sind aus der Feder von Wolfgang Hohlbein und seiner Tochter Rebecca entstanden – und von diesen gibt es wiederum nun wieder Hörbücher, die bei Emi erscheinen sind. Wie es bei Nacherzählungen von Filmen nun mal so ist – gerade wenn derart beliebt wie Fluch der Karibik – fehlt hier der gewisse Flair der Filme, der sich auch aus den wunderschönen Bildern von Landschaften ergibt. Denn überraschenderweise hat Hohlbein gerade darauf verzichtet, ist die detaillierte Beschreibung der Umgebung doch oft sein Markenzeichen. Und auch der Sprachwitz des Filmes geht hier zu großen Teilen verloren und durch teilweise recht sachliche Aussagen ersetzt. Positiv sind allerdings die Dynamiken mancher Kämpfe, dennoch ist diese Umsetzung wohl eher nur etwas für hartgesottene Fans der Filme, zu wenig lebendig ist diese reine Nacherzählung.
Martin Balscheid ist Sprecher des Hörbuchs und hat sich auch schon in einer anderen Hörbuchserie zu Fluch der Karibik bewiesen. Auch hier legt er jede Menge Dynamik in seine Stimme und sorgt für jede Menge spannende Szenen. Auch in der Darstellung der Charaktere ist er hervorragend und hat für jeden kleine Eigenheiten in der Sprache parat. Besonders Hauptfigur Jack Sparrow wirkt durch ihn sehr lebendig und wird in seiner Exzentrik gut erfasst.
Das Buch wurde als inszenierte Lesung umgesetzt, sodass zahlreiche Geräusche und auch Musik Balschaid begleiten. So wird einiges von der fehlenden Atmosphäre des Romans aufgefangen und zumindest akustisch wieder hinzugefügt. Die Musik ist stimmungsvoll und setzt gekonnt kleine Akzente, während die Geräuschkulisse die jeweilige Situation widerspiegelt.
Natürlich wurde zu dem populären Thema ein Filmplakat als Cover verwendet, sodass hier die bekannten Figuren zu erblicken sind. Die restliche Aufmachung der Box, die die 6 CDs umfasst, ist sehr schlicht und bietet keinerlei weitere Informationen. Nur die nötigsten Produktions- und Lizenzangaben sind aufgeführt, auch weitere Fotos oder Grafiken sind nicht zu finden.
Fazit: Leider ist in der Umsetzung zum Buch viel Atmosphäre verschwunden, die hier durch die akustische Gestaltung zumindest aufgefangen wird. Dennoch keine Empfehlung wert.
VÖ: 30.September 2011
Label: EMI
Bestellnummer: 5099908203427
Die Weihnachtsmaus (James Krüss)
Erster Eindruck: Weihnachtsgedichte a la James Krüss
Zahlreiche Leckereien gibt es zu Weihnachten, Plätzchen, Schokolade und viele andere Köstlichkeiten. Doch was, wenn diese plötzlich alle aus ihren Verstecken verschwunden sind? Dann kann es eigentlich nur die Weihnachtsmaus gewesen sein, die das Naschwerk geklaut und in ihr Loch getragen hat...
Neben zahlreichen Hörspielen veröffentlicht der Audio Verlag in seiner Kinderserie mit in sich abgeschlossenen Geschichten auch so manches Hörbuch – und manchmal auch ganz besondere Hörstücke. „Die Weihnachtsmaus“ ist ein solches und fasst Gedichte und Verse des bekannten Autors James Krüss zusammen, die aneinandergereiht ein Feuerwerk aus guten Ideen geben. Die Länge der Gedichte ist völlig unterschiedlich, manche erzählen kleine Geschichten, manche sind eher stimmungsvoll, das Thema haben sie allerdings alle gemeinsam: Weihnachten. Mal witzig, mal nachdenklich wird immer weihnachtliches Flair versprüht und die Vorfreude auf das Fest der Liebe geweckt. Eine wunderbare Sammlung an einfallsreichen Gedichten, die gerade in der vorweihnachtlichen Zeit einen kleinen Schatz bilden, dem Kinder wie Erwachsene gleichermaßen lauschen werden. Die Umsetzung ist dabei mehr als gelungen, sodass „Die Weihnachtsmaus“ zu einem wunderbaren Titel der Serie mit dem weißen Rücken werden lässt.
Sprecher des Hörbuchs ist Friedhelm Ptok, dessen markante Stimme völlig unterschiedliche Facetten annimmt und so den einzelnen Gedichten ein eigenes Gesicht verpasst. Doch immer ist er auf die Zielgruppe der jüngeren Kinder fixiert und geht mit einem Augenzwinkern in der Stimme auf deren Bedürfnisse ein. Entstanden ist so ein sehr lebendiger und dynamischer Eindruck, der insbesondere auf Ptoks Vielseitigkeit beruht.
Auf dem Cover zu sehen ist die Weihnachtsmaus, die einen riesigen Stapel an Leckereien davon trägt. Die charmante Zeichnung ist hübsch anzusehen und überzeugt auch durch ihren schlichten Hintergrund. Wie immer ist die Aufteilung der restlichen Gestaltung streng gegliedert, hier aber immer wieder durch kleine grafische Elemente aufgelockert.
Fazit: Kleine Verse und Gedichte, die nicht nur stimmungsvoll sind, sondern auch erheiternd und witzig. Nicht nur wegen der sehr guten Sprecherleistung eine gute Einstimmung auf das Fest der Liebe.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-095-1
Tom Sawyer
Erster Eindruck: Abenteuer eines frechen Jungen
Tom Sawyer ist eine wahrer Lausebengel, und seine Tante Polly hat ihre liebe Not damit, ihn in die rechten Bahnen zu lenken. Zusammen mit seinem besten Freund Huckleberry Finn beobachtet er eines nachts den Mord auf einem Friedhof, und schon ist es mit dem beschaulichen Leben vorbei – denn andere Zeigen gibt es nicht...
Oetinger Audio veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur als hübsch Hörbuchausgabe in einer Geschenkbox. Die neueste Ausgabe dieser Reihe ist „Tom Sawyer“ und ist eine typische Lausbubengeschichte. Zu Anfang werden einige erheiternde Episoden erzählt, die Tom zusammen mit seinem Freund Huckleberry oder auch allein erlebt. Es macht Spaß, dem gewitzten Jungen zuzuhören und seine Ideen mitzuerleben. Die Erzählung kommt trotz ihres Alters in überraschend moderner Sprache herüber, alles ist auch für Kinder gut verständlich und nachvollziehbar. Den letzten Schliff bekommt die Handlung dann aber mit dem Mord, der von den beiden Jungen durch Zufall beobachtet wird, ab diesem Zeitpunkt wird die Geschichte kontinuierlicher und bekommt einen roten Faden.Mit der Zeit kommt ein großes Geheimnis zu Tage, das einen spannenden Abschluss der Handlung bildet. Auch während dieses zweiten Teils kommt der Charakter von Tom Sawyer sehr gut zur Geltung und gibt dem Geschehen die richtige Würze. Die Umsetzung hält sich sehr nah am originalen Roman von Mark Twain und ist hier unterhaltsam erzählt. Kombiniert mit der hübschen Verpackung ein tolles Geschenk für Familien.
Jona Mues ist der Sprecher dieses Hörbuchs und kann die Geschichte sehr lebendig und kurzweilig erzählen. Er versetzt sich sehr gut in die einzelnen Charaktere hinein und kann besonders die beiden Jungen Tom Sawyer und Huckleberry Finn sehr genau wiedergeben, das verschmitzte der beiden kommt sehr gut zur Geltung. Doch auch den Verlauf der Handlung kann er dynamisch und sehr lebendig herüber bringen und sorgt so für kurzweilige Unterhaltung.
Die 4 CDs sind in einer stabilen Klappbox untergebracht, das ein hübsches Motiv von Tom Sawyer auf dem Cover zeigt. Jede der CDs hat eine eigene Papphülle mit ruhigen, erdigen Titelbildern bekommen, die zum Träumen einladen und der Geschichte ein Gesicht geben. Zusätzlich findet man ein Booklet mit ausführlichen Informationen zum Roman.
Fazit: Ein Kinderbuchklassiker in einer gelungenen und lebendigen Lesung, nahe am Original und zudem äußerst hübsch gestaltet.
VÖ: August 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0583-8
Die Bibel für Kinder
Erster Eindruck: Das Buch der Bücher „übersetzt“
Zahllose Geschichten beinhaltet die Bibel – zu viele, um die gerade Kindern alle nahe zu bringen. Die bekannte Protestantin Margot Käßmann hat 100 dieser Geschichten ausgesucht, bearbeitet und in kindgerechte Sprache übersetzt, sodass man nun auch der jüngeren Generation die Bibel und ihre Aussage näher bringen kann.
Die Bibel ist das meist publizierte Werk der Welt, verschiedene Übersetzungen erlauben unterschiedliche Blickwinkel auf den Ursprung des Christentum. Margot Käßmann hat nun eine Bearbeitung hinzugefügt, die sich auf das Wesentliche, die Kernaussage beschränkt und insbesondere für Kinder gedacht ist. Die Hörversion dieses Werkes, das schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, ist nun beim Audio Verlag erschienen und ist Teil der Reihe mit dem weißen Rücken. Die Geschichten sind mit großer Sorgfalt ausgewählt und beinhalten vor allem die bekanntesten Erzählungen, die Käßmann ohne Schnörkel und in klaren, einfachen Bildern schildert. Dadurch sind sie in wenigen Minuten erzählt und eignen sich sowohl als Gute-Nacht-Geschichte wie für einen entspannten Nachmittag, der einiges besinnliches an sich haben dürfte. Es gelingt, die Kinder mit den Geschichten zu faszinieren und ihnen so einen Grundpfeiler unserer Kultur nahe zu bringen. Moralische Werte werden vermittelt, die Grundzüge des Christentum aufgenommen. Doch das eigentlich erstaunliche an dieser Bearbeitung ist, dass auch Erwachsene gerne lauschen und die bereits bekannten Geschichten in sich aufsaugen. Natürlich sind die vielen gewalttätigen Teile der Bibel herausgelassen oder verharmlost worden, dennoch wirken die Erzählungen sehr intensiv. Weit mehr als eine Sammlung, sondern eine neue und gelungene Herangehensweise an die Schrift der Christen, ebenso schlicht wie prägnant.
Jürgen von der Lippe scheint auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Wahl, um die Kinderbibel zu vertonen. Doch schon nach den ersten Worten merkt man, dass der bekannte Entertainer diese Aufgabe sehr ernst nimmt. Er liest sehr flüssig und lebendig, lässt die Geschichten noch näher an die zuhörenden Kinder (und Erwachsenen) herantreten und bringt eine angenehme Ruhe herein. Seine Stimme und die Erzählungen passen so gut zueinander, dass kaum ein anderer besser für diese Aufgabe geeignet wäre.
Während der Geschichten ist keinerlei akustische Untermalung zu hören, sodass der Fluss der Erzählung nicht auseinandergerissen wird und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Passagen bestehen bleiben. Nur ganz am Anfang und am Ende erklingen kleine Klaviermelodien, die ein wenig nachdenklich wirken und gut zu der Stimmung der Lesung passen.
Ein wunderschönes, phantasievolles Titelbild ziert das Cover zu dem Hörbuch, das auch schon auf der Vorlage zu sehen war. Der ebenso schlichte wie ansprechende Zeichenstil ist nicht nur für Kinder hübsch anzusehen. Im kleinen Booklet ist nicht nur ein an die Eltern gerichtetes Vorwort zu lesen, sondern auch eine ausführliche Auflistung der Tracks, dem auch die entsprechenden Bibelpassagen zu entnehmen sind.
Fazit: In wenigen Worten wird hier die Bibel einfühlsam und ausdrucksstark wiedergegeben, die Essenz herausgefiltert und zum Nachdenken und Diskutieren angeregt, wunderbar vorgetragen.
VÖ: 14.Oktober 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-087-6
Summer and the City
Erster Eindruck: Carries Leben vor Mr. Big
Carrie Bradshaw, eine junge Frau, aufgewachsen auf dem Land, will in New York Fuß als Schriftstellerin fassen. Schnell kommt sie bei der netten Samatha unter, und auch ein Mann für eine Romanze ist schnell gefunden. Doch so einfach, wie es anfangs aussieht, ist das Leben im Big Apple gar nicht...
Kaum eine TV-Serie hat in letzter Zeit für so viel Aufregung gesorgt und einen solchen Kultstatus erreicht wie „Sex and the City“ - in dessen Heimatland Genauso wie bei uns in Deutschland. Kein Wunder also, dass immer neue Geschichten aus der Welt der Carrie Bradshaw auftauchen. Eine von diesen ist „Summer in the City“ und ist nun auch als Hörbuch beim Audio Verlag erhältlich. Erzählt wird eine Vorgeschichte zur Serie, in der Carrie vom Land nach New York zieht und im Laufe der Handlung auch ihre Freundinnen trifft. Allerdings sollte man wissen, dass sich diese Geschichte eher an den Büchern orientiert als an der Fernsehserie, einige Details sind deshalb gewöhnungsbedürftig und nicht gleich in Einklang mit der bisherigen Sicht auf die Frauen zu bringen. Die Handlung macht einfach Spaß, nicht mehr und nicht weniger. Carrie ist noch ziemlich unbedarft, große Gefühle oder tiefgreifende Probleme darf man also nicht erwarten. Eine kleine Romanze, zahlreiche heitere Momente, ein pfiffiger Humor – das alles darf man zu Recht erwarten. Schön wird das Lebensgefühl in New York beschrieben, und auch die Modewelt der Carrie Bradschaw wird hier geprägt. „Summer in the City“ ist kurzweilig, locker leicht und witzig, interessant für Fans der Reihe, aber kein absolutes Muss – dazu fehlt der letzte Kick.
Gelesen wird dieser Roman von niemand anderem als Irina von Bentheim, der deutschen Synchronstimme von Sarah Jessica Parker. Ihr Klang hat das Bild von Carrie Bradshaw stark geprägt, und trotz aller Unterschiede zur TV-Serie kommt hier ein starkes Wiedererkennen und Zusammengehörigkeitsgefühl auf.Sie greift die lockeren und heiteren wie die etwas ernsteren Szenen gekonnt auf und setzt sie mit ihrer markanten Stimme sehr gut um. Besonders die wörtliche Rede liegt ihr, hier spielt sie ihr ganzes Potenzial aus.
Ein pinker Apfel in Schlangenlederoptik, umgeben von einem schlichten Hintergrund in einem kräftigen Rosa – das Titelbild ist ein echter Hingucker. Der schlichte Schriftzug in Gold und ebenfalls Pink passt sehr gut dazu. Die vier CDs befinden sich in Laschen der aufklappbaren Papphülle, die mit Bildern der New Yorker Skyline geziert werden. Kurzinfos zu Autorin und Sprecherin lassen sich natürlich auch finden.
Fazit: Eine nette Geschichte aus dem früheren Leben der Carrie Bradshaw, allerdings ohne den punktierten Biss der Serie. Für Fans ein kurzweiliger Zeitvertreib.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-135-4
Letzter Mann im Turm
Erster Eindruck: Wie weit gehen Menschen für Geld?
Am Rande eines Slums im Norden von Mumbai ragt ein Wohnturm in die Höhe, dessen Bewohner der Mittelklasse angehören und ein beschauliches und ruhiges Leben inmitten des krassen Gegensatzes aus arm und reich führen. Bis ein windiger Immobilienmakler alles ein unmoralisches Angebot macht: Für einen hohen Betrag will er ihnen die Wohnungen abkaufen, um dort eine luxuriöse Wohnanlage zu bauen. Alle stimmen zu – bis auf einen alten Mann...
Aravind Adiga ist ein indischer Schriftsteller, und die für uns ebenso fremde wie faszinierende Kultur bringt er der westlichen Welt in seinen preisgekrönten Romanen näher. Sein neuestes Werk heißt „Letzter Mann im Turm“ und ist als Hörbuch beim Audio Verlag erschienen. Auch hier stellt er in lebendigen Worten die Situation der Mega-City Mumbai dar, die geprägt von ärmlichsten Slums und reichen, machtgierigen Männern ist. Diese intensiven Beschreibungen bilden den Grundstock, den Hintergrund der Geschichte, doch die Handlung an sich könnte ohne Probleme auch in jeder anderen Stadt passieren, denn es geht um die Frage, wie weit man in Geldgier gehen würde. Der Mikrokosmos des Hochhauses mit seinen Bewohnern teilt sich aufgrund des Angebotes des Maklers langsam in zwei Teile, diejenigen, die das Geld annehmen wollen und diejenigen, die ablehnen – nur, dass dieser zweite Teil nur aus einem moralisch integeren Mann besteht. Er ist keinesfalls der strahlende Held, sondern wird in seinem Starrsinn sehr menschlich dargestellt, und gerade das macht die Handlung so glaubwürdig und erlebbar. Die Entwicklung der restlichen Hausbewohner, die von verstecktem Ärger zu offenem Hass wechseln, ist der interessante Knackpunkt der Geschichte und stellt jeden Hörer vor die Frage, wie er selbst handeln würde. Die bildhafte und sehr schlichte Sprache transportiert dabei ganze Gefühlswelten und geht sehr genau auf das soziale Umfeld und die Charakterstrukturen der einzelnen Rollen ein. Ein wahres Ausnahmebuch, das gerade wegen seiner Außergewöhnlichkeit punkten kann.
Sprecher Sebastian Kowski bleibt überraschend neutral und stellt sich keineswegs auf die Seite des alten Maestrijs, sondern schildert teilweise fast schon nüchtern die Ereignisse – die so noch mehr für sich sprechen. So gibt er dem Hörer die Möglichkeit, selbst zu urteilen und zwingt sie geradezu, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Seine etwas knarzige Stimme ist dabei sehr lebendig und einprägsam, stellt die Ereignisse eindringlich dar und greift auch die Zunahme der Brisanz auf.
Selbstverständlich ist das Cover der Buchvorlage übernommen, der orangefarbene Hintergrund, der zur Mitte hin immer heller wird, lässt dem abstrakten Motiv Raum zum Wirken. Zu sehen ist der Schriftzug von Autor und Titel, einzelne Buchstaben bilden dabei einen Turm. Ebenso schlicht ist die restliche Aufmachung, ein einzelnes Foto lockert das Orange auf und findet seinen Platz hinter einer der CDs. Als Bonustrack ist auf der letzten CD ein interessantes Interview mit Übersetzer Ilja Trojanow zu hören.
Fazit: Ein intensiver und ebenso gesellschaftskritischer wie unterhaltsamer Roman, außergewöhnlich vorgetragen und ein rundum gelungenes Werk.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-132-3
Ruht das Licht
Erster Eindruck: Werwölfe und die ganz große Liebe
Grace und Sam haben endlich zusammengefunden und planen ihr Leben in menschlichen Körpern. Doch eine merkwürdige Veränderung vollzieht sich mit Grace, plötzlich hört sie den Ruf des Rudels und wird selbst zu einer Werwölfin. War Sams Kampf vergebens? Und auch Cole und Isabel werden in das Geschehen mit hineingezogen...
Romantasy – endlich ist ein Begriff gefunden, der all diese romantischen Bücher für meist junge Mädchen meint, die von Vampiren, Werwölfen und anderen fantastischen Wesen besiedelt werden. Auch „Ruht das Licht“ von Maggie Stiefvater ist eines dieser Romantasy-Bücher, wie auch schon der erste Band der Reihe mit dem Titel „Nach dem Sommer“, in der sich Grace und der Werwolf Sam gefunden haben und nun ein gemeinsames Leben führen wollen. Vorkenntnisse aus dem ersten Band sind erforderlich, gerade um die vielen Nebenfiguren richtig einordnen zu können. Schnell kommen die Erinnerungen wieder, da kleine Gedächtnisstützen eingebaut sind und Stiefvaters Schreibstil wieder sehr eingängig ist. Der Hörer fühlt sich schnell in ihrer Welt zuhause, lebt mit den Charakteren und ist über die neuen Entwicklungen gespannt – und diese sind hier zahlreich vertreten. Mit noch höherem Tempo als im ersten Band überschlagen sich die Ereignisse beinahe, besonders gegen Ende kommt man kaum hinterher. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Hauptgeschichte um Grace und Sam auf zwei weitere Charaktere ausgeweitet wurde: Cole, ein depressiver junger Mann, der unbedingt in seiner Wolfgestalt bleiben will, sowie die Isabel, ein verletzliches Mädchen, das von Cole immer mehr beeinflusst wird. Beide bereichern die Handlung sehr und geben der Handlung ihre dunkle Seite, sind der Gegenpol zur harmonischen Liebe von Sam und Grace. Denn diese – und das ist bei allen Nebenschauplätzen immer klar – steht unumstößlich im Mittelpunkt, wird bis aufs letzte ausgelotet und ist in allen Aufs und Abs dargestellt, alles kreist um die beiden, formiert sich um diese Konstellation. Typisch für das Genre, hier aber einfach schön und nicht übertrieben kitschig zelebriert – und natürlich ein Muss für jene, die den ersten Teil mochten.
Annina Braunmiller und Max Felder, die schon im ersten Teil in die Rollen von Grace und Sam geschlüpft sind, haben auch dieses Werk eingelesen. Ihre ebenso bekannten wie einfühlsamen Stimmen setzen sie auch hier wieder ein, um jede Gefühlsregung des Paares auszudrücken. Neu hinzu gekommen ist Johannes Raspe als Cole. Er verleiht dem Vergessenwollen, der tiefen Traurigkeit seines Charakters Ausdruck und passt sich trotz all der Düsternis seiner Rolle an das Genre an. Auch Gabrielle Pietermann, die die Passagen von Isabel übernimmt, ist eine hervorragende Wahl und bringt Leben in das Hörbuch. Die Aufteilung auf verschiedene Sprecher zahlt sich aus, alles wirkt strukturierter und auch eindringlicher.
Sehr gut gelungen ist das hübsche Cover, das in seinen zarten Blau- und Grautönen mit schlichter Verspieltheit überzeugt. Scherenschnittartig sind eine junge Frau mit einem Wolf zu sehen, geschmückt mit Ästen und Schneeflocken. Neu ist auf der Rückseite ein Code zum Einscannen ins Smartphone, wodurch weitere Informationen zum Titel erscheinen.
Fazit: Eine gelungene Fortsetzung mit neuen Elementen, aber der Liebe zwischen Mensch und Werwolf immer noch im Vordergrund.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-089-0
Sams im Glück
Erster Eindruck: Ein samsiger Herr Taschenbier
Auch wenn das Sams seit mittlerweile 15 Jahren bei der Familie Taschenbier wohnt und Freude in das Leben bringt, ist Herr Taschenbier momentan alles andere als glücklich mit seinem Leben. Ob es daran liegt, dass er sich in letzter Zeit so seltsam benimmt und schließlich sogar im Gefängnis landet, weil er einen Bus entführt hat. Doch das Sams hat da so eine ganz andere Idee für den Grund. Muss es etwa die Familie verlassen?
Das Sams hat es mittlerweile zu einer der populärsten Figuren der deutschen Kinderliteratur gebracht. Und in regelmäßigen Abständen erscheinen neue Geschichte rund um das kleine, freche Wesen mit der Rüsselnase. Der neueste Streich hat den Titel „Sams im Glück“ und dringt noch weiter in die Geschichte der Samse ein, erzählt weitere Hintergründe und befriedigt so das Bedürfnis, mehr über das so liebgewonnene Wesen zu erfahren. Verpackt ist dies in eine Geschichte, die nicht besser in die Serie passen könnte und zur alten Stärke der ersten Bände zurückfindet. Papa Taschenbier und seine neuen seltsamen Angewohnheiten sind wirklich humorvoll dargestellt, auch der weitere Verlauf unterhält bestens. Ein wenig Trauer schwenkt ab und an mit, prinzipiell steckt aber alles voller Lebensfreude und zeigt, dass es sich lohnt, Sachen anzugehen anstatt im Trübsal zu versinken. Das Ende ist dann sehr überzeugend und findet einen mehr als gelungenen, etwas rührseligen Abschluss. Die Dialoge mögen am Anfang noch etwas sperrig sein, im Laufe der Zeit lockern sie sich zunehmend, und nach etwa einem Drittel sind sie spritzig und voller Wortwitz wie eh und je. Und das tolle Gespann aus Sams und dem leicht verklemmten Herrn Taschenbier weiß auch hier wieder zu überzeugen. Eine mehr als nur gelungene Fortsetzung der Buchreihe voller innovativer und spaßiger Ideen, einer der stärksten Sams-Titel.
Ulrich Noethen ist Sprecher des Hörbuches und macht seine Sache ganz vorzüglich. Man hört richtig, wie er sich in die Geschichte vertieft und wie viel Freude sie ihm bereitet. So kann er besonders die Szenen, in denen Herr Taschenbier immer „samsiger“ wird, mit viel Leben füllen, sodass man die Bilder direkt vor Augen hat. Doch auch die emotionalen Momente kann er mit viel Einfühlungsvermögen in die Charaktere wunderbar darstellen.
Natürlich ist das Cover des Hörbuches von der Buchvorlage übernommen worden, in blau eingerahmten Kästen sind verschiedene kleine Zeichnungen aus der Geschichte zu sehen. Ansonsten ist die Aufmachung eher schlicht, neben kurzen Informationen zu Autor und Sprecher ist eine ausführliche Trackauflistung im kleinen Booklet zu finden.
Fazit: Eine sehr witzige Geschichte voller kleiner Höhepunkte, mit einem einfallsreichen Sprachgebrauch. Und das Sams ist sowieso immer eine Empfehlung wert.
VÖ: September 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0577-7
Arthur – 3. und die Stadt ohne Namen
Erster Eindruck: Großes Finale der Trilogie
Der Kampf von Arthur und Larissa gegen die Schatten geht in die entscheidende Phase. Das Buch der Leere soll ihnen nicht nur helfen, Larissas Eltern zu befreien, sondern ihre mächtigen Gegenspieler vollends zu vernichten. Zusammen reisen sie in einen abgelegenen Ort mitten in der Wüste, und der entscheidende Kampf steht kurz bevor...
Die Geschichte um Arthur und die vergessenen Bücher war von Anfang an als Trilogie ausgelegt, sodass das nun vorliegende Hörbuch „Arthur und die Stadt ohne Namen“ das letzte der Reihe ist. So findet man sich auch schnell wieder in die erschaffene mystische Welt wieder, die sich um die Realität gelegt hat und reale Schauplätze benutzt, um dem Hörer einen glaubhaften Eindruck zu vermitteln. Und auch den Charakteren wird ein Entwicklungsspielraum gelassen, sie sind nicht starr, sondern lernen hinzu, legen neue Eigenschaften an den Tag und wachsen einem genau durch diese realitätsnahe Beschreibung sehr ans Herz. Dabei wird auch viel auf die Gefühlswelt von Arthur und Larissa eingegangen. Die Handlung legt im Vergleich zu den Vorgängern noch einmal zu, alles wirkt dramatischer, ernster und bedrohlicher. Schnell merkt man, dass die Geschichte wirklich ihrem Ende entgegensteuert. Die kurzweiligen Wechsel, die Autor Gerd Ruebenstrunk seit Beginn eingebaut hat, sorgen auch wieder für eine gewisse Dynamik und Kurzweil. Alles spitzt sich auf den entscheidenden Kampf zu, und dieser hat es gewaltig in sich und krönt die gesamte Trilogie, wird einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Eine sehr runde und spannende Handlung, und von den drei Büchern der Reihe der wohl gelungenste.
Natürlich ist Jacob Weigert auch hier wieder als Sprecher eingesetzt, der sich dafür schon bei den beiden vorigen Bänden empfohlen hat. Mit seiner eingängigen Sprechweise kann er zwischen lockeren und actionreichen Szenen gekonnt hin und her wechseln, trägt sowohl den Witz als auch die Dramatik der Vorlage näher an den Hörer heran. Dabei kann er auch die einzelnen Figuren gut darstellen, besonders gelingt ihm dies natürlich bei Arthur und Larissa, deren Gefühlswelt er gekonnt einfangen kann. Bei den restlichen Personen kann er aus einem Fundus glaubwürdiger Stimmlagen und Dialekte schöpfen.
Die eingefügte Musik ist bereits aus den vorigen beiden Teilen bekannt, und sie ist ebenso ungewöhnlich wie passend. Eingesetzt zwischen den einzelnen Kapiteln setzt sie nicht nur klare Trennungen, sondern gibt dem Hörer auch Zeit, das Gehörte zu reflektieren. Zudem lockert die Geschichte durch die exotischen Klänge auf.
Ein einheitlicher Look wurde für alle Bände der Buchreihe geschaffen, und natürlich wird dieser auch für die jeweilige Umsetzung als Hörbuch verwendet. Neben dem gemusterten roten Hintergrund und den metallenen Ecken zeigt die Bleistiftzeichnung in der Mitte wieder das eigentliche Motiv, das trotz seiner eher geringen Größe völlig im Mittelpunkt steht. Das Booklet enthält wieder einige zusätzliche Informationen, beispielsweise zwei Stadtkarten.
Fazit: Spannend, temporeich, dramatisch – der letzte Teil der Hörbuchreihe hat es in sich und wird von Jacob Weigert eingängig vertont.
VÖ: 25.August 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2797-9
Der kleine Lord
Erster Eindruck: Klassiker in schlichter Umsetzung
Der kleine Cedric Errol wächst bei seiner Mutter in New York behütet auf, hat unter den armen Bewohnern der Stadt viele Freunde gefunden. Umso überraschender kommt der unbekannte Besuch aus England, der ihm mitteilt, dass er der einzige Nachkomme eines echten Grafen ist. Zusammen mit seiner Mutter reist er nach Europa, um bei seinem Großvater zu leben. Doch der griesgrämige alte Mann weigert sich, mit Cedrics Mutter zu reden…
„Der kleine Lord“ ist längst zu einem Klassiker der Kinderliteratur avanciert und bekommt immer noch Audioumsetzungen, trotz seines Alters von über 120 Jahren. Die neueste stammt von Oetinger Audio und enthält eine leicht gekürzte Lesung des originalen Romans. Die anrührende Geschichte kommt hier sehr gut zur Geltung, die vielen kleinen, liebevollen Details lassen einem auch bei dieser Umsetzung das Herz aufgehen. Im Mittelpunkt steht natürlich die Figur des Cedric, eines besonnenen und herzensguten Jungen, der in seiner kindlichen Naivität das harte Herz seines Großvaters zum Schmelzen bringt. Das geht nicht von einem Moment auf den anderen, sondern ist ein längerer Prozess, auf dem der Fokus dieser Umsetzung liegt. Das ist dann auch sehr glaubhaft dargestellt und vollzieht sich in vielen kleinen Schritten, beinhaltet auch viele heitere Momente. So entsteht lockere Unterhaltung für die ganze Familie, ist tiefgründig ohne schwerfällig zu wirken und kann in dieser Umsetzung noch einmal andere Facetten der Geschichte betonen. Die Schlichtheit, die durch das Medium Hörbuch ohne verteilte Rollen entsteht, tut der Handlung gut und bringt eine Ruhe herein, die die Herzlichkeit der Figuren noch weiter nach außen kehrt. Die kleine Serie mit berühmten Kindergeschichten, die Oetinger Audio in einer hübschen Aufmachung präsentiert, hat hier einen würdigen und in seiner Einfachheit überzeugenden Nachfolger gefunden.
Ursula Illert ist Erzählerin der Geschichte und liest sich schnell in die Handlung ein. Sie erfasst das Rührende sehr schnell und genau, lässt alles harmonisch und heimelig wirken, ohne kitschig zu werden. Genau diese Gradwanderung ist die Herausforderung bei dieser Vorlage, und glücklicherweise wird hier tatsächlich nicht allzu dick aufgetragen. Besonders gelungen ist Illerts Darstellung der Wandlung des hartherzigen Grafen zum liebevollen Großvater. Auch Cedric bekommt bei ihr einen herzlichen und in seiner Naivität liebenswerten Eindruck.
Zwischen den einzelnen Kapiteln ist ein wenig Musik eingefügt, während bei den gesprochenen Passagen allein die Stimme zu hören ist. Die kleinen Melodien stammen von Jan-Peter Pflug, der auch hier wieder die Stimmung des Werkes einfangen kann und zusätzliche Atmosphäre schafft. Auch hier wird keine dramatische oder kitschige Wirkung erzeugt, alles ist auf einem angenehmen, leicht romantischen Level.
Die Aufmachung der Serie ist bisher immer mehr als nur gelungen, auch hier finden sich im Booklet viele zusätzliche Informationen, beispielsweise zur Autorin, deren Leben man gut nachvollziehen kann. Die Pappbox ist wieder stabil und enthält für jede der 4 CDs eine eigens gestaltete Hülle mit eigenem Motiv. Nur das Titelbild fällt etwas aus dem Rahmen, das Foto aus dem bekannten Film fällt im Vergleich zu den wunderschönen Zeichnungen der anderen Teile zurück.
Fazit: Die wunderschöne und rührende Geschichte kann hier mit der einfachen Umsetzung überzeugen und kann die Handlung sehr gut und getreu dem Original abbilden.
VÖ: August 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0562-3
Der Mondscheindrache und Dachbodengeschichten
Erster Eindruck: Lebendige Kindergeschichten
Als der kleine Phillip eines abends in seinem Bett liest, kommt plötzlich ein weißer Drache aus dem Buch gekrochen, der von einem Ritter gejagt wird. Natürlich möchte er dem Fabelwesen helfen, doch dann wird er selbst nur daumengroß und muss nicht nur den Ritter bekämpfen, sondern sich auch in seinem nun viel zu großen Zimmer zurecht finden...
Für phantasievolle Geschichten ist Cornelia Funke mittlerweile bekannt, doch auch vor ihrem ganz großen Durchbruch hat die Autorin schon etliche Geschichten erdacht, die damals noch an ein eher jüngeres Publikum gerichtet waren. Einige von ihnen sind nun als kleine Sammlung erschienen, im Mittelpunkt steht die Titel gebende Geschichte „Der Mondscheindrache“. Da diese ursprünglich an Leseanfänger gerichtet ist, ist diese nicht so komplex und vielschichtig wie ihre heutigen Werke, und auch die Charakterbeschreibung fällt sehr gering aus – eine Tatsache, die auch auf die Kürze der Handlung zurückzuführen ist. Trotzdem sprüht die Magie der Worte auch hier aus allen Enden und versetzt einen in eine neue, spannende Welt. Dabei zählen keine hintergründigen Gedanken, sondern das pure Erlebnis eines Abenteuers und die Vermittlung von einer spannungsgeladenen Atmosphäre. Die kleine Geschichte setzt sich schnell fest, ist eingängig und eine Freude für Fans von phantasievollen Kurzgeschichten. Auch die drei anderen Geschichten, „Der Bücherfresser“, „Mäuserettung“ und „Wovon leben Gespenster?“ sind an ein jungen Publikum gerichtet und auf deren Bedürfnisse ausgerichtet, sind aber ebenso wunderschön, witzig und unterhaltsam. Gerade für die ganz jungen Zuhörer, die vielleicht gerade erst mit dem Medium Hörbuch in Kontakt kommen, ist diese Sammlung empfehlenswert, da die kurzen Episoden kurz und einprägsam sind, aber den typischen Zauber Funkes in sich tragen.
Wie sollte es anders sein – auch diese Geschichten wurden von Rainer Strecker vertont, der wie so oft den Kern der Vorlage einfangen kann und unglaublich lebendig und vielseitig spricht. So kann er allen Charakteren einen eigenen Klang verleihen, kleine Details herausarbeiten und alles sehr phantastisch wirken lassen. Gerade durch diese sehr gute Leistung gewinnen die kleinen Handlungen an Substanz und werden so dem Hörer sehr nahe gebracht.
Während der einzelnen Episoden ist Strecker auf sich allein gestellt, während zwischen ihnen jeweils ein einzelnes, kleines Musikstück erklingt. Diese fangen die Stimmungen sehr gut ein und geben sie wieder, sind fröhlich kindlich, aber auch für Erwachsene keineswegs nervig. Neben der vermittelten Atmosphäre dienen sie natürlich auch der Abtrennung, sodass die Geschichten auch allein gehört werden können.
Natürlich ist auf dem Cover der Mondscheindrache zu sehen, der hier recht melancholisch dreinblickt. Der Hintergrund ist wunderschön dargestellt, ein voller und runder Mond geht gerade am Horizont auf und erleuchtet den dunklen Sternenhimmel. Das Innere des kleinen Booklets enthält ausschließlich Werbung, auf der Rückseite ist aber eine sinnvolle Trackauflistung über die einzelnen Geschichten zu finden.
Fazit: Kleine, aber durchaus faszinierende Geschichten, die ohne langen Aufbau ihre volle Wirkung entfalten können. Besonders der Mondscheindrache ist ein wunderbares Werk voller Herz.
VÖ: 28.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2789-4
Gestatten, Mr Stink
Erster Eindruck: Ernstes Thema behutsam umgesetzt
Mr Stink wohnt nun schon einige Zeit in der Stadt, aber niemand will sich um den Obdachlosen kümmern. Doch eines Tages fasst sich die kleine Chloe ein Herz und spricht den Mann, der so unglaublich stinkt, einfach an. Sie ist überrascht, wie vornehm sich der Mann ausdrücken kann und freundet sich langsam mit ihm an – ganz zum Missfallen ihrer Eltern...
Obdachlosigkeit ist immer ein schwieriges Thema, nur wenige Leute wollen mit ihnen zu tun haben. Genau das greift das Buch „Gestatten, Mr Stink“ von David Walliams auf, das auch als gelesene Version beim Audio Verlag in der wunderbaren Kinderreihe mit dem weißen Rücken erhältlich ist. Und wie so oft ist es eine einfache, warmherzige Geschichte, die zeigt, wie man die Welt zumindest ein Stückchen besser machen kann. Sie erklärt, wie schnell man in die Situation von Mr Stink geraten kann, hinterfragt den Umgang mit obdachlosen Menschen und zeigt Wege auf, wie man ihnen wenigstens ein bisschen helfen kann. Verpackt ist dies in eine sehr liebevolle Handlung voller netter Details und auch komischen Situationen, die immer wieder Freude bereitet und das Herz aufgehen lässt. Im Gegensatz dazu immer wieder traurige Gedanken, die das Thema wunderbar aufgreifen und zum Nachdenken anregen. Sehr schön ist die Charakterisierung der verschiedenen Personen. Die eigensinnige Chloe, die sich nirgends wirklich zugehörig fühlt, ihre etwas hochnäsige Mutter, die aber auch zum Umdenken bewegt wird, und natürlich Mr Stink, der freundliche und liebenswerte Mann, der unverschuldet in eine Notlage gekommen ist. All dies zusammen kann das ernste und schwierige Thema sehr gut aufgreifen, erklären und zudem noch gut unterhalten – eine wirklich wunderbare Produktion voller Wärme.
Sprecher des Hörbuchs ist der grandiose Andreas Fröhlich, der mit seiner lebendigen und vielfältigen Stimme die Geschichte zum Leben erwecken kann. Dazu gehört seine heitere und lockere Art während der witzigen Passagen, seine Warmherzigkeit und eine kleine Melancholie bei nachdenklichen Sätzen und seine Wandlungsfähigkeit bei der wörtlichen Rede der Charaktere. Jeder bekommt einen individuellen Stempel aufgedrückt, und er kann den freundlichen Mr Stink genau so lebendig und glaubwürdig darstellen wie die lebhafte Chloe. Eine hervorragende Leistung.
Das Cover, natürlich der Buchvorlage entliehen, besticht durch seine effektvolle Schlichtheit. Der Hintergrund ist schlicht gelb, zu sehen sind der Obdachlose Mr Stink und Chloe. Die charmante, etwas wirre Zeichnung passt sehr gut zu der Geschichte. Die typische Aufmachung dieser Reihe mit dem weißen Rücken unterteilt die restliche Gestaltung sinnvoll und übersichtlich.
Fazit: Warmherzig, nachdenklich, witzig – die herzliche Freundschaft zwischen einem kleinen Mädchen und einem Obdachlosen wird voller versteckter Magie erzählt.
VÖ: 19.August 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1098-2
Firelight – 1. Brennender Kuss
Erster Eindruck: Majestätische Drachen sind unter uns
Jacinda ist eine Draki, einer Gruppe von Drachen, die sich in Menschen verwandeln können. Doch mit dem behüteten Leben bei ihrem Stamm ist es bald vorbei, sie flieht in die Menschenwelt und versucht dort fernab von ihrer Heimat zu überleben. Will, ein Mensch, fasziniert und ängstigt sie gleichermaßen, denn er ist ein Drachenjäger...
Romantische Liebesgeschichten, in denen Fabelwesen die Hauptrolle spielen und die sich vornehmlich an die junge, weibliche Leserschaft richten, haben momentan Hochkonjunktur. Ein weiterer Vertreter dieses Genres ist „Firelight“, dessen erster Teil „Brennender Kuss“ nun auch als Hörbuchumsetzung beim Audio Verlag vorliegt. Erzählt wird in der Ich-Form aus der Sicht von Jacinda in der Gegenwart. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, im Laufe der Zeit wirkt der Erzählstil aber glaubwürdig und organisch. Der Roman beginnt mit einer dynamischen Schilderung der Drachenwesen, ihre Kultur und ihr gesamtes Leben sind sehr interessant geschildert und wecken sofort die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Gerne hätte ich mehr davon gehört, doch die eigentliche Geschichte ist eine andere, und deswegen steht recht kurz nach dem Start die Flucht in die Menschenwelt an. Auch danach geht der Roman kurzweilig und unterhaltsam weiter, kann aber nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. Etwas zu plakativ sind die Charaktere dargestellt, lassen wirklichen Tiefgang leider vermissen - lediglich Jacinda kann mit vielen verschiedenen Facetten überzeugen und ihren Schmerz über den Verlust ihrer Heimat glaubwürdig erscheinen lassen. Die Liebe zwischen ihr und Will wirkt zu eindimensional und kann trotz aller Romantik nicht so recht erklärt werden, sie wird wie vom Schicksal hingenommen. Der Handlungsverlauf ist jedoch spannend erzählt, die vielen Situationen, in denen Jacinda mit ihrem Schicksal hadert und ihre Liebe zu Will in Frage stellt wechseln sich mit dynamischen Szenen ab. Ein heftiger Cliffhanger schreit geradezu nach der Fortsetzung und lässt auf weitere Schilderungen des Drachenlebens hoffen. Firelight kann durchaus unterhalten und bietet Kurzweil, emotionale Tiefe ist hier aber leider nicht gegeben.
Stephanie Kellner ist die Sprecherin des Hörbuches und kann besonders gut auf Jacindas verworrene Gefühlswelt eingehen, ihren Schmerz, ihre Liebe, ihr Heimweh, ihre Zweifel, aber auch ihre Freude kann sie intensiv darlegen. Mit ihrer flüssigen Sprechweise und dynamischen Wechseln schafft sie zusätzliche Spannung, könnte an einigen Stellen aber noch eindringlicher sprechen. In der Darstellung der anderen Charaktere setzt sie eher auf kleine Nuancen denn auf eine stark verstellte Stimme, was ihrer Glaubwürdigkeit sehr zuträglich ist.
Selbstverständlich ist das Motiv der Buchvorlage auch als Cover für diese gelesene Fassung verwendet worden. Wie beim momentan so populären Genre üblich ist die Nahaufnahme eines weiblichen Gesichts zu sehen, Teile davon liegen im Schatten. Hier sind Teile der Haut passenderweise als Schuppen dargestellt, die Pupille im gelben Auge ist geschlizt. Sämtliche relevanten Informationen finden Platz hinter einer der CDs.
Fazit: Auch wenn die Geschichte zu oberflächlich bleibt, das faszinierende Szenario und die spannende Handlung sorgen für einen kurzweiligen Verlauf und zahlreiche schöne Momente.
VÖ: 19.August 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1094-4
Geopfert
Erster Eindruck: Alkoholsucht und Sprüche unter der Gürtellinie
Gus Dury, im früheren Leben Journalist, nun der Alkoholsucht verfallen, wird von einem Freund um seine Mithilfe gebeten. Die Polizei tut den Tod seines Sohnes als Selbstmord ab, doch die brutale Vorgehensweise legt ein Verbrechen nahe. Gus beginnt zu ermitteln und stößt auf eine organisierte Bande, der der Tote anscheinend angehört hat...
Dass Ermittler in Thrillern nicht unbedingt die perfekten Menschen sein müssen, wurde in vielen grandiosen Romanen belegt. Was allerdings Tony Black in seinem „Geopfert“ mit Gus Dury so alles anstellt, ist schon etwas fragwürdig. Er schleppt immer Whiskey mit sich, trinkt alle paar Momente und ist in seiner Sucht schon ziemlich selbstzerstörerisch – was auch ein interessanter Charakterzug wäre, könnte man dies auch nur etwas nachvollziehen. Einerseits ist die Schilderung seiner Sucht krass, sein übriger Charakter bleibt aber blass und seltsam ausdruckslos, was einen seltsamen Eindruck hinterlässt. Auch die ständigen Prügeleien tun der Geschichte nicht gut, sondern wirken erzwungen und gewollt. Auch die Geschichte will nicht wirklich in Fahrt kommen, obwohl es um ein heikles und interessantes Thema geht: Menschenhandel. Aber Tony Black verliert sich zu sehr in der recht oberflächlichen Beschreibung seines Helden, sodass erst gegen Ende ein wenig Spannung aufkommen kann. Schade, denn die düstere Milieubeschreibungen sind durchaus gelungen und lassen Atmosphäre aufkommen. Aber mir fehlt der letzte Pfiff in der Story, um mich fesseln zu können. Der eingebaute Humor bewegt sich oft an der Grenze des Geschmacklosen und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, mal wirklich komisch, mal steht man eher peinlich berührt da. Das Hörbuch zu der Geschichte mit dem Anti-Helden ist bei GoyaLit erschienen.
Bernd Stephan ist Sprecher des Hörbuchs und kann besonders den düsteren Humor der Geschichte einfangen. Seine trockenen Kommentare werten diesen noch einmal auf, lassen ihn glaubhaft wirken. Ansonsten geht er gut auf die Gleichgültigkeit von Gus Dury ein, der die Geschichte in Ich-Form schildert. Insgesamt kommt dies gut herüber, doch da der Ermittler auch in spannenden Situationen ruhig bleibt, kann Stephan hier auch nicht wirklich viel herausholen und zu dramatischen Sequenzen einleiten, was aber der Figur und dem Schreibstil geschuldet ist. So verpufft eine Menge Wirkung und lässt alles zu gleichförmig wirken.
Das Titelbild ist nun nicht gerade das, was man als Aufsehen erregend bezeichnen würde. In großen Lettern prangen Autorenname und Titel darauf, die Buchstaben sind in knalligen, marmorierten Farben abgebildet. Erst beim zweiten Hinsehen fällt das kleine Motiv hinter den Lettern auf. Das kleine Booklet umfasst eine Auflistung der Tracks der 4 CDs.
Fazit: Ein zu blasser Ermittler, dessen Fehler aufgesetzt wirken, zu viel Potenzial wird hier nicht genutzt. Schade, denn im Grunde ist die erzählte Geschichte keine schlechte.
VÖ: 25.August 2011
Label: GoyaLit
Bestellnummer: 978-3-8337-2814-3
Erlösung
Erster Eindruck: Unmelancholisches aus Skandinavien
Eine alte Flaschenpost ist es, die nun die Aufmerksamkeit des Sonderdezernats Q der dänischen Polizei auf sich zieht. Denn die Zeilen enthalten einen Hilfeschrei zweier entführter Kinder und sind mit menschlichem Blut geschrieben worden. Doch Carl Morck hat sich auch noch mit den Geheimnissen seiner Kollegen Assad und Rose herumzuschlagen...
Es gibt ein vorherrschenden Klischee, dass Krimikost aus Skandinavien immer gleich düster und schwermütig sein muss. Damit bricht zumindest der dänische Autor Jussi Adler-Olsen, der „Erlösung“ immer wieder eine ordentliche Portion Humor zuschießt. Es ist der dritte Fall für Carl Morck und sein Sonderdezernat, dennoch sind Vorkenntnisse nicht zwingend notwendig, auch ohne diese kann man selbst Einzelheiten gut verstehen. Die Charaktere werden mit erstaunlich wenigen Worten sehr genau gezeichnet und enthalten so eine Tiefe, die im Gegensatz zu anderen Krimis völlig natürlich und nicht übertrieben konstruiert wirkt. Es sind die kleinen menschlichen Feinheiten, die Weichheit, die der schroffe Morck zeigt, die Aufdringlichkeit von Rose, die Geheimnisse um Assad. Und auch die vielen Nebenrollen tragen ihren Teil dazu bei und scheinen alle wie aus dem Leben gegriffen. Die Story entwickelt mit der Zeit ein erstaunliches Tempo, nach der recht langen Introphase geht es vorerst immer noch eher gemächlich zu, bis sich gegen Ende die Ereignisse zu überschlagen scheinen – Spannung kommt aber schon recht früh auf. Der Täter ist dem Hörer früh bekannt, der Knackpunkt liegt darin, seine gestörte Psyche zu erkunden und seine nächsten, grausamen Schritte abzuwarten, der Kampf der Ermittler gegen die Zeit. So entwickelt sich eine Atmosphäre des ständig drohenden Unheils, in dem man kaum die nächsten Entwicklungen abwarten kann. Interessanterweise wird hier auch eine große Portion Humors mit eingebracht, der insbesondere von den skurrilen Charakteren ausgeht und dem man sich nicht entziehen kann. Erlösung ist ein lupenreines Gemisch aus Krimi und Thriller, weiß früh zu fesseln und überzeugt mit vielen gut durchdachten Details.
Erzähler der Geschichte ist Wolfram Koch, der hier hervorragende Arbeit leistet. Er schafft es die verschiedenen Sichtweisen der Charaktere gut darzustellen und sie so glaubhaft wirken zu lassen. Insbesondere gilt dies für für den Täter, den man wegen der realitätsnahen Beschreibungen nachvollziehen kann. Mir gefällt die sehr betonte Sprechweise, die Akzente auf wichtigen Stellen setzt und mit kleinen Kunstpausen die Spannung bis ins Unermessliche steigern kann. Insgesamt eine wirklich lobenswerte Leistung.
Wie bei vielen Büchern dieser Art zu beobachten, ist auch hier das Titelbild recht schlicht gehalten und wurde natürlich auch für die Hörbuchumsetzung verwendet. Zu sehen ist lediglich ein Stück Stacheldraht vor einem düster wirkenden, in mehreren Farben gehaltenen Hintergrund. Die Nennung des Titels und des Autors nimmt zudem hier einen sehr großen Platz ein. Die Hülle ist übersichtlich und hübsch gestaltet, bietet aber keine weiteren Informationen.
Fazit: Ein sehr gut vorgetragener Krimi, der immer wieder zu überraschen weiß und neben der spannenden Handlung mit den wunderbaren Hauptfiguren zu überzeugen weiß.
VÖ: 22.Juli 2011
Label: Der AudioVerlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1062-3
Pssst, ich weiß was!
Erster Eindruck: Große Autoren mit kleinen Geschichten
Kleine Gedichte, Geschichten, Reime, die vielen aus der Kindheit bekannt sind. Ganz unterschiedliche Themen, ganz unterschiedliche Autoren, deren Erzählungen sich einprägen und auch Kindern von heute, die diese CD hören, irgendwann bekannt vorkommen werden...
„Pssst, ich weiß was!“ ist kein gewöhnliches Hörspiel oder Hörbuch für Kinder, sondern geht seine ganz eigenen Wege. So wird hier keine zusammenhängende Geschichte erzählt, sondern viele kleine Texte aneinandergereiht. Eines der bekanntesten dürfte „Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane sein, aber auch Autoren wie Erich Kästner und Joachim Ringelnatz sind vertreten. Manche Texte kommen einem stark bekannt vor, beispielsweise vom Zauberer und seinem Tintenfass, aber nicht jeder wird alle kennen und kann sich so über „Ameisenkinder“ von James Krüss neu amüsieren. Kinder werden hier in den kurzen Texten fantasievoll angeregt und schließlich auch mit bedeutender Kinderliteratur vertraut gemacht. Es ist ein großer Spaß, den Sprachspielereien zu lauschen, in der Silben mit anderen Vokalen wiederholt oder Wortneuschöpfungen erfunden werden. Die Geschichten sind für Kinder durchaus anspruchsvoll, überfordern aber auch die kleinsten Hörer aufgrund ihrer Kürze nicht – zwischen 14 Sekunden und guten 3 Minuten ist ein Track lang, der ganze Text erzählt. Es ist in Sammelsurium an wunderbaren Einfällen, dazu noch mehr als überzeugend vorgetragen und eine absolute Empfehlung wert.
Kai Spitzl ist der Sprecher der vielen Geschichten und legt teilweise ein atemberaubendes Tempo an den Tag, wenn ein Gedicht so besser zur Geltung kommt. Er spielt mit den Wörtern, macht die Geschichten zu seinen eigenen, setzt durch verschiedene Tönhöhen immer wieder Akzente. Besonders gefällt eine Stele, in der er die zuhörenden Kinder zum mitmachen auffordert und einzelne Wörter ergänzen lässt. Es macht riesigen Spaß, ihm zu lauschen, er lässt die Zeit wie im Fluge vergehen – eine hervorragende Leistung!
Die Musik stammt von klassischen Komponisten und wird vorrangig auf dem Klavier eingespielt, aber auch Geigen und andere klassische Instrumente kommen zum Einsatz. Während der gesamten Laufzeit wird sie eingesetzt und ergänzt Spitzl in seinem wirken, ist ähnlich spritzig und kurzweilig wie der Sprecher und die Geschichten, sodass ein einheitliches Gesamtkunstwerk entsteht.
Das Cover ist witzig und bunt, ohne übertrieben grell zu wirken. Viele seltsame Gestalten tummeln sich hierauf, und auch die restliche Gestaltung ist mit vielen bunten Zeichnungen aufgelockert. Hinter der CD ist eine sehr ausführliche Auflistung der Tracks zu finden, in der auch die Autoren nachzulesen sind.
Fazit: Eine ganz und gar außergewöhnliche Produktion mit vielen kleinen Absurditäten. Nicht nur für Kinder äußert empfehlenswert!
VÖ: 18.März 2011
Label: Der Audioverlag
Bestellnummer: 978-3-86231-060-9
Der Sommerfänger
Erster Eindruck: Suche nach dem Freund
Trotz einiger Schwierigkeiten ist Jette froh darüber, wieder mit Luke eine Beziehung zu führen. Doch als sein Mitbewohner tot aufgefunden wird, verschwindet der junge Mann spurlos. Kann er wirklich etwas mit dem Mord zu tun haben? Jette beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, doch sie hat unterschätzt, mit wem sie es zu tun bekommt...
„Der Sommerfänger“ ist der fünfte Teil einer Buchreihe von Monika Feth, der sich mit dem selben Freundeskreis beschäftigt und in deren Mittelpunkt Jette steht, eine selbstbewusste junge Frau, die wieder mit in einem Verbrechen zu tun bekommt. Zwar sind die Kenntnisse der vorigen Romane nicht zwingend notwendig, da sie in sich abgeschlossen sind und ihre ganz eigene Geschichte erzählen, allerdings ist es schon von Vorteil, die Charaktere und ihre Vergangenheit zu kennen, um einige Ereignisse richtig einordnen zu können – und auch schlicht zur Orientierung, denn die kurze anfängliche Einführung Feths ist recht knapp bemessen. Der Erzählstil ist flüssig und detailreich, insbesondere was die Gefühlswelt der Charaktere angeht. Aber auch die Orte sind gut beschrieben, sodass man der Reise gut folgen kann. Überhaupt sind die Personen sehr lebendig gestaltet, wirken glaubwürdig und jeder hat seine Eigenheiten verpasst bekommen, der sie auszeichnet und zu Individuen werden lassen. Neben Jette kann besonders ihre Freundin Merle überzeugen, die frischen Wind in die Handlung bringen kann. Feth wählt hier einen interessanten Ansatz und lässt gleich zu Beginn die Identität des Entführers bekannt werden, ebenso seine Absichten und seinen Hintergrund. So wird natürlich einiges an Spannung genommen, die sich erst so recht einstellen will, als Jette in unmittelbarer Gefahr ist – und das ist erst weit am Schluss der Fall. Schade, denn alles ist sehr gut durchdacht und bietet das Potenzial für einen wirklich Nerven zerfetzenden Thriller. So bleibt „Der Sommerfänger“ immer noch unterhaltsam und kurzweilig, mit vielen überraschenden Wendungen und einem guten Erzählstil.
Das Hörbuch ist hier untypischerweise auf verschiedene Sprecher aufgeteilt worden, anstatt einer Stimme alles zu überlassen. So sind die Passagen, die sich um Jette drehen, von Julia Nachtmann gesprochen, die der Gefühlswelt der jungen Dame Nachdruck verleiht und sich einfühlsam in die Figur hineinversetzt. Dennoch vernachlässigt sie auch die Ansichten der anderen Personen nicht, widmet jedem die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Kai Schumann ist für die Sichtweise von Luke verantwortlich, meist mit leicht gebrochener bringt er die Grundstimmung des leidenden Mannes gut herüber, schafft zusätzliche Atmosphäre. Auch Regina Lemnitz und Aleksander Radenvoik sind zu hören.
Natürlich ist auch das Titelbild dieses Hörbuchs von der Coverillustration seiner Buchvorlage abgeleitet – die Zusammengehörigkeit soll im Handel schließlich nicht untergehen. Der Hintergrund ist in reinem weiß gehalten, darauf tummeln sich zahlreiche, vorwiegend rote Schmetterlinge. Der Schriftzug ist dann etwas mächtig geraten und dominiert das Bild zu stark.
Fazit: Eine kurzweilige und interessante Geschichte, die mit ihren tiefen Einblicken in die Gefühlswelt der Charaktere zwar überzeugen kann, dem es streckenweise aber etwas an Spannung fehlt.
VÖ: 28. April 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2740-5
Chroniken der Schattenjäger - Clockwork Angel
Erster Eindruck: Plötzlich in der Unerwelt
Schon kurz nach ihrer Ankunft in London, wo sie bei ihrem älteren Bruder leben sollte, wird Tessa in einen Kampf verwickelt und erstmals mit dem Übernatürlichen konfrontiert. Gerettet wird sie von einer Organisation, die sich „Schattenjäger“ nennt und sich dem Kampf gegen dämonische Wesen gewidmet hat. Doch auch Tessa ist eine Schatttenweltlerin, was sie nicht nur vor Will und James verbergen muss, die in der Organisation tätig sind...
Nach „Die Chroniken der Unterwelt“ lässt Autorin Cassandra Clare eine weitere Buchreihe in dem von ihr geschaffenen Universum spielen, in der im London des 19. Jahrhunderts die Schattenjäger das Übernatürliche bekämpfen. Doch auch, wer die Vorgängerserie nicht kennt, findet hier einen guten Einstieg in die Welt und wird mit einem atmosphärisch dichten Werk belohnt - „Die Chroniken der Schattenjäger“ haben im Erstling „Clockwork Angel“ einen spannenden ersten Teil verpasst bekommen. Kurze Zeit nach dem Prolog, der auf geheimnisvolle Ereignisse hinweist, ist man auch schon mitten in der Handlung, Clare verschwendet hier nicht viel Zeit, erst einmal gemächlich die Personen vorzustellen und nimmt dies bei Bedarf im Laufe der Handlung vor. Eine gelungene Vorgehensweise, die den Hörer sofort in ihren Bann ziehen kann. Hier überschlagen sich die Ereignisse zu Anfang ein wenig, trotzdem kann man noch gut folgen und verpasst keine wichtige Information. Überhaupt ist der Schreibstil Dares sehr flüssig und kurzweilig, ihre lockere Art gepaart und die stets vorhandene geheimnisvolle Stimmung greifen nahtlos ineinander. Das kann dann auch über leichte Längen im Mittelteil hinweg täuschen, auch hier will man immer wissen, wie es weiter geht. Gelungen sind die vielen kleinen Spannungsbögen, die stets in einem Cliffhanger am Ende eines Kapitels enden. Trotzdem wurde hier der große Handlungsbogen nicht vernachlässigt, der immer weitere Geheimnisse aufdeckt und über das Schicksal Tessas entscheidet. Da fügt sich dann auch die Liebesgeschichte organisch ein, in der sich die Hauptperson zwischen dem kühlen und unnahbaren Will und dem warmherzigen und hilfsbereiten James entscheiden muss. Ich mag die Stimmung, die hier in der mysteriösen Welt entsteht, die ständige Gefahr für Tessa, die zudem langsam ihre wahre Natur erkundet. Ein unterhaltsames Werk voller mysteriöser Ereignisse, das mir gut gefallen hat.
Sprecherin des Hörbuchs ist Katja Danowski, die mir bis dato unbekannt war – schade eigentlich, denn ihre helle, klare Stimme ist angenehm zu hören. Meist in sanften, an den richtigen Stellen aber auch mal in etwas härterem Tonfall kann sie einen dynamischen Eindruck erwecken, formt die wellenförmige Spannung der Vorlage mit ihrer Stimme nach. Besonders das Einfühlen in die Figur der Tessa ist ihr gut gelungen, hier legt sie viel Emotionen in ihre Interpretation und kann die schwankende Gefühlslage der jungen Frau so genau treffen. Eine wirklich lebendige Leistung, die den Reiz des Hörbuches zusätzlich zur Geschichte noch einmal steigert.
Wie bei Hörbüchern zu aktuellen Romanen üblich wurde hier das Buchcover verwendet, um auch das Titelbild der CD-Box zu gestalten. In einem roten Rahmen, der mit allerlei düsteren Figuren und Schnörkeln verziert ist, sieht man ein Bild in tristen Schwarz-Weiß, dass eine mysteriöse und erhabene Gestalt in London zeigt, worauf einige Wahrzeichen im Hintergrund schließen lassen. Den einzelnen CDs wurde eine stabile Papphülle spendiert, während das Booklet eine ausführliche Auflistung der Tracks bereit hält.
Fazit: Eine herrlich düstere und geheimnisvolle Stimmung herrscht in diesem feinen Fantasy-Roman, der mit der Vielfalt an interessanten Charakteren und Wesen den Spannungsbogen weiter steigern kann.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2804-4
Familie Pompadauz – 2. Eine unfassbar fiese Falle
Erster Eindruck: Der schwere Weg in die Vergangenheit
Immer noch sitzen die unfreiwilligen Zeitreisenden des Hotels aus dem frühen 20. Jahrhundert im Jahr 2011 fest. Um zurück in ihre Zeit zu kommen, benötigen sie die zweite Hälfte eines Amuletts, der beim Zeitsprung verloren gegangen ist. Mittlerweile ist er in den Besitz einer älteren Dame gelangt, und viele Versuche gehen erst einmal daneben...
Geschichten, in denen Personen unverhofft in die Zukunft gelangen und sich mit der dortigen Technologie erst einmal auseinandersetzen müssen, erfreuen sich schon seit langem großer Beliebtheit und bieten immer wieder das Potenzial für urkomische Situationen. Franziska Gehm hat dieses Genre für ihre Buchreihe „Familie Pompadauz“ mit ziemlich skurrilen Figuren angereichert, die oft einer morbide Stimmung verbreiten. Die zweite Folge ist nun auch in der Hörversion erschienen und kann die anfängliche Erläuterung der Situation sowie die Vorstellung der Charaktere auf ein recht geringes Maß zurückschrauben, sodass man sich schon nach kurzer Zeit mitten in der spannenden Geschichte befindet. Und diese ist insgesamt etwas flüssiger erzählt als der erste Teil und kann auch besser die Komik der einzelnen Momente einfangen, die noch besser auskosten. Die Handlung kann durch einen gelungenen Aufbau Spannung erzeugen, die die gesamte Laufzeit über gehalten wird sich gegen Ende noch einmal steigern kann. Besonders viel Spaß machen jedoch wieder die wunderbaren Charaktere, die mit viel Pfiff für ordentlich Trubel sorgen. Besonders Kasmiranda sticht wieder hervor und wird schnell zum Liebling der Handlung. Mir hat dieser Teil der Serie insgesamt noch besser gefallen als der erste, da alles noch besser ineinander greift und direkt mit dem Abenteuer begonnen werden kann.
Robert Missler ist auch hier wieder die erste Wahl gewesen, als es um das Einsprechen der Vorlage ging. Schon in der ersten Folge konnte er einen sehr positiven Eindruck hinterlassen, hier spielt er seine Stärken noch besser aus und verleiht jedem Charakter einen ganz unverwechselbaren Klang, der gut zu seinem Wesen passt. Dabei geht er bei Hauptrollen wie Jonni genauso sorgfältig und engagiert vor wie bei kleineren Passagen. Auch in Sachen Spannung und Atmosphäre überzeugt er mit seiner dynamischen und abwechslungsreichen Sprechweise.
Die Buchvorlagen sind immer mit viel Aufwand gestaltet, diese Hörversion auf 2 CDs geht da etwas einfachere Wege. Das Titelbild kommt zumindest auch ohne Glanzdruck gut herüber und zeigt schon auf den ersten Blick, dass alles etwas morbider zugeht. Das kleine Booklet enthält neben kurzen Informationen zur Autorin und dem Sprecher eine ausführliche Auflistung der Tracks.
Fazit: Viele lustige Situationen und die leicht düstere Stimmung lassen dieses Hörbuch zu einer abwechslungsreichen und sehr unterhaltsamen Angelegenheit werden.
VÖ: 28.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2791-7
Familie Pompadauz – 1. Das pupsende Hängebauchschwein
Erster Eindruck: Abenteuer in der Gegenwart
Kasmiranda Pompadauz, das Mädchen ganz in schwarz, Jonni und Melusine landen in dem Hotel, in dem sie wohnen, 99 Jahre in der Zukunft. Und da ist es reichlich merkwürdig: Gläserne Türen öffnen sich wie von Zauberhand, Leute haben weiße Fäden aus den Ohren hängen und führen Selbstgespräche mit kleinen Kästen, die sie sich ans Ohr halten. Eine turbulente Zeit beginnt...
„Familie Pompadauz“ ist eine neue Buchreihe von Autorin Franziska Gehm, die Hörbuchumsetzung erfolgt bei Jumbo. Die Idee dahinter klingt zwar spannend, aber um ehrlich zu sein nicht sonderlich innovativ: Bewohner aus der Vergangenheit landen in der Gegenwart und sind mit der neuen Technologie alles andere als vertraut. Der erste Band der Reihe mit dem Titel „Das pupsende Hängebauchschwein“ zeigt dann aber, dass noch wesentlich mehr hinter der Geschichte steckt, denn Gehm hat eine ganze Reihe von skurrilen Figuren und lustigen Situationen geschaffen. So beginnt die Geschichte noch im Jahr 1912, die Charaktere werden in einer Szene vorgestellt, in der Kasmiranda eine Hinrichtung an einer ihrer Puppen durchführt und einen Käfer zwischen zwei Buchseiten zerquetscht. Schnell gewöhnt man sich an diese außergewöhnliche Atmosphäre und kann die merkwürdigen Kinder mit ihren Eigenschaften genießen. Immer wieder kommen neue Eigenheiten auf, immer schräger wirken die Charaktere vor dem Hintergrund der Geschichte. Und auch diese hat es in sich und kann an vielen Stellen glänzen, denn neben etlichen wirklich komischen Situationen und Gedankengängen sorgt auch die Handlung um das Geheimnis in einer Wurstfabrik für kurzweilige Unterhaltung. Franziska Gehm hat es also tatsächlich geschafft, der etwas abgegriffenen Grundidee ganz neue Facetten abzugewinnen und einen modernen und unterhaltsamen Jugendroman geschrieben, der sich deutlich von anderen abhebt.
Gesprochen wird die Geschichte, die aufgrund ihrer angenehmen Kürze auf 2 CDs passt, von Robert Missler, dem diese Aufgabe wie auf den Leib geschneidert scheint. Er hat hörbaren Spaß daran, die skurrilen Figuren zu interpretieren und wirkt bei der morbiden Kasmiranda ebenso glaubhaft wie bei dem lustigen Inder in einem Laden – verschiedene Akzente und Stimmfarben setzt er sicher ein. Dabei verliert er den Spannungsbogen nicht aus den Augen und kann ihn gut transportieren. Eine sehr gelungene Leistung!
Ein wenig Musik ist hier zwar eingebaut, und diese ist auch beschwingt und dem etwas jüngeren Publikum durchaus angemessen, wirklich oft ist sie aber nicht zu hören, sodass die atmosphärische Gestaltung zum großen Teil auf Missler haften bleibt. Die kurzen Melodien wirken indes auflockernd und trennen einzelne Abschnitte akustisch voneinander ab.
Wie bei Hörbüchern üblich wird auch hier das Buchcover verwendet und ziert auch das Titelbild der CD. Dargestellt sind Kasmiranda und Jonni, sie wirken frech und sind in einem interessanten Stil gehalten – natürlich darf auch das Titel gebende Hängebauchschwein nicht fehlen, obwohl es keine sonderlich große Rolle spielt. Das alte Hotel sowie ein hübscher Rahmen runden das ganze ab, während das Booklet nebst den obligatorischen Kurzinfos und der Trackliste keine weiteren Infos enthält.
Fazit: Eine ziemlich abgedrehte Geschichte mit zahlreichen Charakteren, die ebenso liebevoll wie eigenartig sind. Sehr einfallsreich und unterhaltsam!
VÖ: 24. Februar 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2736-8
Fluch der Karibik – Jack Sparrow – 4. Das Erbe von Cortez
Erster Eindruck: Jack allein auf hoher See
Zwar ist Jack Sparrow in den Besitz des mächtigen Schwertes gelangt, doch seine ganze Kraft kann er noch nicht entfalten. Er begegnet dem Geist des früheren Besitzers Cortez und lernt viel von ihm - gegen den Wunsch der Crew. Als Cortez eine Gegenleistung für seine Dienste verlangt, segelt Jack allein los und begibt sich zu alten Bekannten: Den Meerjungfrauen, die ihn einst gefangen nahmen...
Vier Teile der Hörbuchserie „Fluch der Karibik – Jack Sparrow“ nun auf einen Schwung erschienen, und gemeinsam bilden sie ein großes Abenteuer, in dem Jack an ein sagenhaften Schwert gelangt. „Das Erbe von Cortez“ schließt mit der Geschichte ab und bildet das spannende Finale der Serie. Schwerpunkt dieser Folge liegt darin, wie Jack es lernt, mit dem Schwert richtig umzugehen, der Geist von Cortez taucht so schon ganz am Anfang auf und sorgt für eine etwas bedrückende Stimmung. Jack sieht sich immer wieder mit der Entscheidung konfrontiert, ob der Verzicht auf die volle Macht des Schwertes nicht besser sei und bekommt auch einige Warnungen oder Ereignisse, die ihm die Augen öffnen sollten – sein Entschluss, trotzdem weiter zu machen ist aber verständlich dargestellt. Die Handlung konzentriert sich hier stark auf den jungen Piraten, da er irgendwann allein auf seinem Schiff unterwegs ist. Er begegnet dabei einigen Gefahren, die die Handlung wieder sehr abwechslungsreich wirken lassen. Dabei wird auch auf Ereignisse aus den vorigen Teilen zurückgegriffen. „Das Erbe von Cortez“ ist insgesamt düsterer als seine Vorgänger, da es viel um die Verlockung der Macht geht. Aber gerade das gefällt und führt neue Aspekte in die Serie ein. Wunderbar gelungen ist neben dem kurzweiligen und spannenden Verlauf das spektakuläre Finale, dass den vorigen Folgen völlig angemessen ist und wunderbar erzählt wurde – ein krönender Abschluss dieses Teil und der ganzen Serie.
Martin Balscheid liest auch den letzten Teil der Geschichte, und auch hier leistet er wieder Großartiges. Er verleiht der Handlung seine ganz eigene Note, lässt sich von dem Spannungsbogen treiben, spielt mit Tempo und Tonhöhe, gibt zusätzlichen Druck und nimmt sich zurück. Doch neben den erzählten Teilen kann er auch die wörtliche Rede der Charaktere gut umsetzen, hier konzentriert sich dies zu großen Teilen auf Jack Sparrow, dem er viel Charisma und Witz verleiht. Eine sehr gelungene und vielseitige Interpretation.
Während der meisten Zeit wird Balscheit von Musik und Geräuschen begleitet, an einigen Stellen steht er jedoch allein. In einer Szene seine Stimme leicht verzerrt, was einen gruseligen Effekt hinterlässt. Ansonsten ist viel stimmungsvolle Musik eingesetzt, die die einzelnen Situationen stimmiger wirken lässt, sowie zahlreiche glaubhafte Geräusche, die die Szenen intensiver gestalten.
Cortez ist erstmals auch auf dem Cover zu sehen – seine geisterhafte Erscheinung wird hier gut dargestellt, besonders die fahle Haut und die roten Augen hinterlassen einen unheimlichen Eindruck. Auch Jack Sparrow ist natürlich wieder zu sehen. Er betrachtet das magische Schwert und hat einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Die restliche Aufmachung ist übersichtlich, besitzt aber keinerlei zusätzliche Informationen.
Fazit: Temporeich, spektakulär, vielseitig. Der düstere vierte Teil kann mit einem wunderbaren Finale glänzen und die Serie gekonnt abschließen.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908208729
Fluch der Karibik – Jack Sparrow – 3. Die Piratenjagd
Erster Eindruck: Auf der Jagd nach Left-Food-Louis
Um an das mächtige Schwert des Cortez zu kommen, jagen Jack Sparrow und seine Crew den berüchtigten Piraten Left-Food-Louis quer durch die Karibik. Schließlich spüren sie ihn auf einer Insel auf, wo er mit seinem Schiff Halt gemacht hat. Sofort werden sie in wilde Kämpfe verwickelt, und Arabella steht vor einer sehr schweren Entscheidung...
Auf vier Folgen ist der Handlungsbogen um das sagenumwobene Schwert des Cortez ausgelegt, der die Grundlage für die „Fluch der Karibik“-Hörbuchserie bildet. Erzählt werden Abenteuer des jungen Jack Sparrow, der mit seinen Kumpanen unterwegs ist – und diese sind einem mittlerweile auch ans Herz gewachsen. Und so ist der emotionale Höhepunkt dieser dritten Folge mit dem passenden Titel „Die Piratenjagd“ auch eine Zwickmühle, in der sich Arabella befinden – Rache an Left-Foot-Louis oder moralische Beständigkeit. Da die Serie auch für Kinder konzipiert ist, kann man den Ausgang ihres Gewissenskonflikts schon vorausahnen, doch danach geht es überraschend mit einem ungewöhnlichen Ereignis weiter, der für weitere nachdenkliche Momente sorgt. Das ist alles sehr gut gelöst und stimmig in die Welt mit den phantastischen Elementen eingefügt, zeigt die andere Seite der Geschichte und dringt nicht zuletzt weiter in die Charaktere vor. Davor erleben wir ein sehr kurzweiliges und unterhaltsames Abenteuer, das dynamisch mal Jack und seine Freunde, mal Left-Food-Louis die Oberhand gewinnen lässt. Doch auch nach der oben beschriebenen Situation geht es interessant und spannend weiter, denn das ganze Geheimnis um das machtvolle Schwert ist immer noch nicht gelöst. Die Verknüpfung von Piratenabenteuer und einem Hauch Phantastik ist wieder sehr gut gelungen, die charismatische Hauptfigur kommt gut zur Geltung, ohne sich allzu sehr in den Vordergrund zu drängen. Ziemlich gelungen also wieder, diese Produktion, die den hohen Standard der ersten beiden Teile sogar noch etwas anheben kann.
Martin Balscheit ist wieder für die Vertonung der Geschichte zuständig und kann die mmit ordentlich Leben füllen. Beachtlich ist insbesondere die Darstellung des Left-Foot-Louis, bei dem er mit grölendem Unterton den gemeinen Piarten mit Inbrunst darstellt. Doch auch die anderen Charaktere kann er gut einfangen, sei es der etwas hochmütige, aber sehr gewitzte Jack oder Arabella, die zwischen Nachdenklichkeit und Kampfgeist viele Facetten aufweist. Er kann mit seiner Stimme Spannung erzeugen und die Kämpfe dynamisch und temporeich wirken lassen, ohne die Übersichtlichkeit zu vernachlässigen.
Eingebettet ist die Erzählung in eine Vielzahl von passenden Geräuschen und jeder Menge passender Musik, die sich vornehmlich aus flotten Geigenmelodien zusammensetzt. Die Geräusche sind glaubhaft in der karibischen Welt angesiedelt und vermitteln die Stimmungen der einzelnen Situationen, während bei den actionreichen Szenen eher auf die Musik zurückgegriffen wird.
Ein sehr kämpferischer Jack Sparrow ist auf dem Cover zu sehen, seine Figur steht im Vordergrund und macht für viele schließlich auch den Reiz der Serie aus. Doch auch der Hintergrund, der die Situation auf einem Schiff zeigt und in hübschen Zeichenstil gehalten ist, kann überzeugen und ergänzt das Cover optisch ansprechend. Im Inneren ist insbesondere Werbung zu finden.
Fazit: Die spannende Geschichte wird durch die tiefgreifende Entscheidung Arabellas gekrönt, ist eine sehr dynamische Angelegenheit und sehr kurzweilig erzählt.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908208125
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 2. Der Gesang der Sirenen
Erster Eindruck: Gefahr für Jacks Crew
Das Schwert von Cortez, das Objekt der Begierde von Jack Sparrow, ist weiterhin verschollen, und die Suche auf hoher See geht weiter. Eine merkwürdige Insel taucht immer vor den Abenteurern auf, und auch ein geheimnisvoller Gesang macht der Crew Probleme. Nur Jack Sparrow scheint vor dessen anziehender Wirkung gefeit...
In den Filmen zu „Fluch der Karibik“ erlebt der erwachsene Jack Sparrow aufregende Abenteuer und hat damit ganze Generationen von Cineasten begeistert. Seine Vorgeschichte wurde dann – dank des Mega-Erfolges des ersten drei Filme – in einer Buchreihe erzählt, die sich vornehmlich an Jugendliche Leser richtet, aber auch von vielen Erwachsenen begeistert aufgenommen wurde. Genau diese Geschichten hat EMI nun als vierteilige Hörbuchreihe umgesetzt, und schon die erste Folge hat gezeigt, was alles darin steckt. Genauso spannend geht es in der zweiten Geschichte weiter, betitelt mit „Der Gesang der Sirenen“. Positiv fällt auf, dass hier direkt mit der eigentlichen Geschichte gestartet werden kann. Zwar werden die Ereignisse des ersten Teil kurz zusammengefasst, dies nimmt aber keinesfalls so viel Raum in Anspruch wie die Vorstellung der Charaktere im ersten Band. Die Entdeckung der Insel und das erste Ertönen der merkwürdigen Gesänge finden so schon nach wenigen Minuten statt, sodass die Handlung wesentlich mehr Raum hat, sich zu entfalten. Die Geschichte weist einen stetig steigenden Spannungspegel auf, beginnt eher ruhig und steigert sich dann immer weiter bis zu einem spektakulären Finale. Gut eingebunden sind die mysteriösen Elemente, die hier schon früh eingeführt werden und einen Schuss Übersinnliches in die abenteuerliche Geschichte bringt. Man wird immer weiter in die Handlung verstrickt, fiebert mit und kann kaum die weiteren Ereignisse abwarten. Wirklich gut erzählt, und auch die Charaktere kommen hier gut herüber. Besonders Jack Sparrow, der unbestrittene Star der Filme, bringt ordentlich Schwung. Ein Hörbuch, das wirklich Spaß macht, die Kenntnisse über die fantastische Piratenwelt erweitert und bestens unterhalten kann.
Martin Balscheit verleiht der Geschichte Leben und liest den Roman mit viel Enthusiasmus. Er bildet mit seiner Stimme den Spannungsbogen nach, beginnt mit einer eher ruhigen Interpretation und steigert sich dann immer weiter. Doch auch an den temporeichsten und impulsivsten Stellen ist er noch sehr gut verständlich. Er bringt viel zusätzliche Stimmung mit ein, kann besonders die Charaktere sehr lebendig und glaubwürdig darstellen. Eine sehr gute Leistung, die einen großen Teil zum Gelingen des Projektes beisteuert.
Unterstützt wird Balscheit durch eine Vielzahl an Geräuschen und Musikstücke, die ihn während der gesamten Laufzeit begleiten. Nach dem kurzen Musikintro, das an den berühmten Song aus den Filmen erinnert, taucht diese an einigen anderen Stellen wieder auf und bringt viel Flair ein. Auch die Geräusche fügen sich gut ein und erschaffen eine spannungsgeladene und vielfältige Atmosphäre.
Richtig gut gefällt mir da Cover zu dieser Folge, das die mysteriöse Komponente der Geschichte unterstreicht. Eine der im Titel benannten Sirenen zieht Jack Sparrow in die Tiefe, ihre langen Haare wehen im Wasser, was den mystischen Eindruck unterstützt. Der grün-blaue Hintergrund mit den aufsteigenden Luftblasen ist ansprechend gestaltet.
Fazit: Der zweite Teil der Reihe kehrt die phantastischen Elemente der Geschichte weiter hervor und begeistert mit einem gelungenen Spannungsbogen.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908207524
Fluch der Karibik - Jack Sparrow - 1. Auf Der Suche nach dem magischen Schwert
Erster Eindruck: Der Pirat in jungen Jahren
Jack Sparrow taucht eines abends in einer schäbigen Hafenkneipe auf, in der es nur so von grimmigen Piraten wimmelt. Doch er lässt sich nicht einschüchtern und bestiehlt er einen der Anwesenden. In dem Seesack ist neben allerlei Plunder auch die Scheide eines geheimnisumwitterten Schwertes. Zusammen mit der Tochter des Wirtes, Annabell, und dem jungen Adeligen Fitzwilliam versuchen sie, das Rätsel zu lösen und machen sich auf eine Seereise voller Gefahren...
Die Trilogie von Fluch der Karibik um den exzentrischen Piraten Jack Sparrow gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten Filmen der letzten Jahre und erfreut sich ungebrochener Popularität. Natürlich gibt es noch viele weitere Geschichten aus dem Leben des Piratenkapitäns, und eine davon wird in einer Mini-Reihe von inszenierten Lesungen erzählt, die vorerst vier Teile umfasst und zusammen einen abgeschlossenen Handlungsbogen bilden. Den Start macht „Auf der Suche nach dem magischen Schwert“, hier werden die Anfänge der Handlung auf 2 CDs erzählt. Am Anfang geht dies zwar unterhaltsam los, der Vorstellung der Charaktere wird aber viel Raum gegeben. Die anfängliche Szene in der Hafenkneipe endet in einer gestandenen Prügelei und ist dementsprechend actionbetont, doch danach vergeht lange Zeit, in der für die Geschichte nichts Wesentliches passiert. Am Ende der ersten CD hat man es dann zwar schon auf das Schiff geschafft und ist unterwegs zu einer sagenumwobenen Insel, doch die mystischen Elemente, die einen großen Teil des Reizes der Filme ausmachen, lassen noch auf sich warten und sind höchstens in wenigen Andeutungen vorhanden. Ab der Hälfte legt die Handlung dann merklich zu und wird zu einem spannenden und energiegeladenen Spektakel, dass mit hohem Tempo garantiert keine Langeweile aufkommen lässt. Ein gewaltige Sturm bringt die Dreimanncrew in Bedrängnis, neue Personen tauchen auf, die Ereignisse auf der Insel sind sehr kurzweilig und voller toller Momente. Das Ende lässt einem dann das Wasser im Mund zusammenlaufen, man will unbedingt erfahren wie es weitergeht. Diese Lesung ist zwar schon für Kinder konzipiert, ist aber auch für Erwachsene eine unterhaltsame Sache und genau das richtige für Fans der Filme, aber auch alle anderen, die sich von den wilden Abenteuern von Piraten angezogen fühlen – gute Unterhaltung!
Als Sprecher der Geschichte wurde Martin Balscheit ausgewählt, der sich in der Vergangenheit mit beschwingter Stimmung in anderen Produktionen empfehlen konnte. Auch hier leistet er Ordentliches, kann die Spannung der Geschichte einfangen und mit dynamischer Stimme unterstreichen. Er schafft Atmosphäre und hält das Interesse des Publikums aufrecht. Auch bei der Gestaltung der Charaktere gelingt ihm eine überzeugende Leistung, jeder bekommt eine eigene Sprechweise. Die durchaus anspruchsvolle Rolle des Jack Sparrow, der durch die markante Darstellungsweise von Jonny Depp beknnt geworden ist, löst er nicht ganz so eindringlich, die grundsätzlichen Züge des hier noch jungen Mannes nimmt er jedoch gut an.
Hier wurde kein reines Hörbuch vorgelegt, sondern eine inszenierte Lesung, was bedeutet, dass auch Musik und Geräusche eingefügt wurden. Hier wird Balscheit gut unterstützt und bekommt eine ansprechende Kulisse für die Geschichte vorgelegt. Besonders die vielen Geräusche im Hafen und auf See sind gut eingefangen, die Musik ist an das bekannte Thema der Filme angelehnt und kann ebenso überzeugen.
Auf dem Cover der CD ist der junge Jack Sparrow zu sehen, und tatsächlich erinnert die Figur mit dem roten Haarband und dem wilden, schwarzen Haarschopf an die Figur aus den Filmen. Mit dem ansprechenden Hintergrund ist ein gelungenes Cover gelungen. Recht viel Platz der restlichen Gestaltung geht für die Klärung der Rechte drauf, und im Inneren des Booklets ist insbesondere Werbung zu finden.
Fazit: Die Stimmung von Fluch der Karibik wurde hier sehr gut eingefangen, und nach dem Vorstellen der Charaktere entsteht eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte mit viel Flair.
VÖ: 15.Juli 2011
Label: EMI Happy Kids
Bestellnummer: 5099908207029
Geisterritter
Erster Eindruck: Spuk im alten Internat
John Whitcroft ist alles andere als begeistert, als er von seiner Mutter und deren neuen Freund auf ein Internat geschickt wird. Schon das Eingewöhnen in den alten Gemäuern fällt ihm schwer, doch als er eines nachts drei Geister vor seinem Fenster beobachtet, ahnt er, dass Schreckliches passieren wird. Gut, dass er in Ella eine treue Freundin hat, die ihm bei seine Kampf gegen die Geister hilft...
Cornelia Funke ist Deutschlands momentan wohl populärste Autorin von Kinder- und Jugendromanen. Mit Titeln wie Tintenblut und Herr der Diebe hat sie sich längst einen Platz im Herzen vieler Leser ergattert. Mit „Geisterritter“ ist nun ein weiterer Roman erschienen, der sich eher an jüngere Leser richtet. Die Audioumsetzung liest natürlich wieder Rainer Strecker. Angenehm fällt erst einmal die Länge des Hörbuchs auf – 325 Minuten auf 5 CDs sind mal kein schwerer Klotz, sondern lassen sich in recht kurzer Zeit hören, was eine positive Abwechslung darstellt. Durch die einfache Sprache wird auch Kindern ermöglicht, der Geschichte problemlos zu folgen – und das lohnt sich auch. In ihrem unvergleichlich eingängigen Stil erschafft Funke wieder eine sehr spannende Geschichte, an der es an einigen Stellen wirklich hoch her geht. Die Begegnungen mit den Geistern sind stets gruselig und sehr stimmungsvoll beschrieben. Hier schöpft Funke das komplette Potenzial ihrer Idee aus, schnell ist man wie gefangen von den Ereignissen. Doch wie immer gibt es auch hier einen lustigen Teil, der neben einigen Kommentaren besonders durch Zelda, die Großmutter von Ella, geprägt wird. Ihre skurriler, aber herzlicher Charakter ist wunderbar gelungen und bringt etwas Lockerheit in die ansonsten kompakte und düstere Geschichte. Mir hat Geisterritter sehr gut gefallen, was an der tollen Atmosphäre des Buches sowie am fesselnden Schreibstil Funkes gelegen hat, und so werden sicherlich nicht nur die jüngeren Hörer ihre Freude hieran haben, sondern ebenso viele Erwachsene.
Der wunderbare Rainer Strecker, die die meisten Bücher von Cornelia Funke einliest, hat sich auch für diese Produktion vor das Mikrofon begeben. Mit seiner Stimme erweckt er die Handlung zum Leben, findet schnell in seinen intensiven Rhythmus, der den Hörer an seinen Lippen kleben lässt. Dabei setzt er kleinere Kunstpausen ein oder steigert das Tempo, um die Dynamik der Handlung zu folgen. Auch in der Gestaltung der Charaktere beweist er sein Können, indem er jeden mit leicht veränderten, unverkennbaren Nuancen darstellt.
Hier wurde ein wenig Musik eingesetzt, jedoch nur in den Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln, nie während der gesprochenen Passagen. Sie stammt von Jan-Peter Pflug, der ebenfalls schon bei einigen Hörbüchern von Funke mitgewirkt hat. Und wieder schafft er einzigartige und ungewöhnliche Klangbilder, die sehr gut zu der Geschichte passen und dem Hörer trotz ihrer interessanten Andersartigkeit die Möglichkeit geben, über das Gehörte nachzudenken.
Sehr gelungen ist die Aufmachung des Hörbuchs. Das Titelbild zeigt eine Szene, in der John eine Geistererscheinung hat, die kühlen Blautöne stellen die Stimmung des Buches gut dar. Doch auch jede CD hat ihre eigene Illustration, an denen man sich kaum satt sehen kann. Das umfangreiche Booklet enthält neben Kurzinfos zu den Mitwirkenden ein Glossar mit einigen Begriffserklärungen sowie einen ausführlichen Text von Funke zur Entstehung des Romans.
Fazit: Viele gruselige Szenen, ein wenig Humor und eine spannende Geschichte – Funke hat wieder ein Werk voller Zauber abgeliefert, das nicht nur Kinder in seinen Bann ziehen kann.
VÖ: August 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0517-3
Herr der Diebe
Erster Eindruck: Geheimnisse in Venedig
Nach dem Tod ihrer Eltern sollen Bo und Prosper voneinander getrennt werden. Um dies zu verhindern fliehen die Brüder nach Venedig, wo sie auf eine Bande von jugendlichen Dieben treffen, die sie schnell in ihrer Mitte aufnehmen. Die Bande, die von Scipio angeführt wird, der sich Herr der Diebe nennt, bekommt von einem geheimnisvollen Auftraggeber die Aufgabe, ein ganz bestimmtes, wertvolles Stück zu stehlen. Doch noch einige Geheimnisse müssen aufgedeckt werden...
Immer wieder schafft Autorin Cornelia Funke, ihre Helden in fast schon träumerische Kulissen zu versetzen. Äußerst gelungen ist ihr dies auch bei „Herr der Diebe“, das in einem sehr intensiv und atmosphärisch beschriebenen Venedig spielt. Vor den Augen den Lesers – oder wie hier in der Hörbuchfassung vor den Augen des Hörers – entsteht eine wahre Bilderflut, heraufbeschworen durch Funkes Worte, und das obwohl sie den Schwerpunkt wie immer auf die Entwicklung der Figuren und der Geschichte gelegt hat. Auch hier tummeln sich etliche faszinierende, interessante oder spannende Personen und bereichern die Handlung mit ihrem sprühenden Charme. Zusammen mit teilweise recht undurchsichtigen Geheimnissen und immer neuen, spannenden Elementen entsteht eine Geschichte, der man sich kaum entziehen kann, die zum immer weiter Hören anregt und die einen in eine fremde und zugleich vertraute Welt zieht. Nicht nur Kinder werden ihre wahre Freude an diesem Hörbuch haben, vielmehr wird die komplette Familie dem Abenteuer von Bo, Prosper, Scipio und den anderen lauschen.
Wie sollte es anders sein bei einem Werk von Cornelia Funke – auch hier ist Rainer Strecker der Erzähler. Mit seiner feinfühligen Art und einer exakten Wachsamkeit für die richtigen Momente kann er die Geschichte mit viel Leben füllen, die Charaktere greifbar zu machen, Spannung zu erhöhen und Gefühle zum Ausdruck bringen, alles kleinen Akzenten, die er seiner Stimme verleiht.
Natürlich ist das Cover der Hörausgabe dem des Buches entnommen, sodass man Scipio mit seiner venezianischen Maske zu Gesicht bekommt. Das Bild hat trotz seines einfachen Stils viel Atmosphäre eingefangen und gibt diese an den Betrachter weiter. Auch die restliche Aufmachung ist insgesamt gut gelungen ist schön anzusehen.
Fazit: Eine einfühlsame und spannende Geschichte in wunderschöner Kulisse und mit vielfältigen Charakteren, sehr angenehm vorgetragen – ein Hörbuch für die Familie.
VÖ: 1. Januar 2002
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8959-2780-5
Nemesis - 1. Die Zeit vor Mitternacht / Geisterstunde
Erster Eindruck: Burg des Schreckens
Frank Gorresberg wird zu einem Treffen mit einem Notar nach Crailsfelden, einer kleinen Stadt, gerufen. Dort soll er mehr über eine millionenschwere Erbschaft erfahren. Er begegnet fünf weiteren Menschen, deren Eltern ebenfalls mit dem exzentrischen Thun ein Internat besucht haben. Schnell merken die sechs, dass etwas nicht stimmen kann, und schon die erste Nacht fordert ein Todesopfer...
"Nemesis" ist der Titel einer sechsteiligen Buchreihe von einem der erfolgreichsten deutschen Autoren: Wolfgang Hohlbein, der für viele als deutscher Meister des Horrors gilt. Jeweils zwei Teile zusammengefasst sind als Hörbücher erschienen, sodass insgesamt eine dreiteilige Mini-Serie entstanden ist. Den Anfang machen die beiden Bände "Die Zeit vor Mitternacht" und "Geisterstunde", in denen anfangs recht viel Zeit für die Charakterisierung der sechsköpfigen Gruppe aufgewendet wird. Nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihr Verhalten wird detailliert beschrieben, sodass man einen sehr plastischen Eindruck der Figuren bekommt. Die Geschichte ist typisch für Hohlbein und stürzt die Protagonisten in einen Strudel aus Horror und Angst, der aus der Sicht von Frank erzählt wird. Schön ist, dass sich der Grusel auch auf den Hörer überträgt. Teile der Handlung lassen sich zwar schon vorher erahnen, durch neue Wendungen und Winkelzüge wird aber ein dynamisches und unterhaltsames Werk geboten. Der Übergang zwischen den beiden Bänden verläuft fließend, und am Ende ist die Geschichte logischerweise noch offen. Bis dahin wird ein spannendes Horror-Werk geboten, dass einem unterhaltsame Stunden bietet.
Sprecher des Hörbuches ist Johannes Steck, der unter anderem auch aus "Die drei ??? Kids" bekannt ist. Er verleiht den Charakteren ihre eigene Sprechweise, ohne seine Stimmlage zu verstellen. So bekommen sowohl gestandene Männer als auch zickige Frauen ihren eigenen Klang, ohne dass es befremdlich oder unglaubwürdig wirken würde. Auch in den spannenden Szenen setzt Steck die Dynamik punktgenau um, spielt mit der Lautstärke und setzt gekonnt Pausen.
Das Cover halte ich für sehr gelungen. Die finstere Burg, in der die Gruppe unterkommt, steht im Mittelpunkt und wird mit den hellen Lichtstrahlen gut in Szene gesetzt. Von zwei riesigen Händen gehalten und dämonischen Augen im Hintergrund entfaltet sich eine unheimliche Wirkung. Die vier CDs befinden sich in einem Digipack, das einige Zitate aus der Handlung enthält.
Fazit: Eine düstere Stimmung, interessante Charaktere und viel Gelegenheit zum Gruseln - Hohlbeins Nemesis kann sich sehr gut hören lassen.
VÖ: März 2008
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-386742813-2
Percy Jackson – 4. Die Schlacht um das Labyrinth
Erster Eindruck: Auferstehung und Niedergang
Im Camp Half-Blood wird ein Eingang zum Labyrinth des Dädalus entdeckt, und anscheinend sucht Kronos nach einem Weg, so den magischen Schutz zu umgehen. Percy Jackson macht sich gemeinsam mit Anabelle, Tyson und Grover auf den gefährlichen Abstieg, um den Herrn des Labyrinths um Hilfe zu bitten – und geraten in so manches haarsträubenden Abenteuer, bei dem neue Freunde und Feinde auf die warten…
Halbgötter, Monster, mächtige Sagenwesen – all das tummelt sich in den Büchern um Percy Jackson, in denen Autor Rick Riordan die griechische Mythologie in die heutige Zeit transportiert. In den ersten drei Teilen wurde die Bedrohung durch Kronos, den grausamen Titanen, schon genau ausgelotet. Der vierte Teil mit dem Titel „Die Schlacht um das Labyrinth“ legt hier noch einmal ordentlich zu, die Geschichte ist wesentlich düsterer und geht auch intensiver auf menschliche Abgründe ein. Und das nicht nur wie vorher bei unseren Helden und vielleicht noch bei ihrem Erzfeind Luke, an vielen Stellen wird auch Nico mit seinen Problemen, Schuldgefühlen und seinem Hass auf Percy gezeigt. Der Tod ist wesentlich präsenter als in vorangegangenen Teilen, gerade in den letzten Kapiteln sterben auch Percy nahe stehende Personen. Dem Hörer wird so wesentlich bewusster, wie gefährlich der Kampf zwischen Titanen und Göttern ist. Sogar ein Gott ist nicht davor gefeit und geht in einer sehr nahegehenden und nachdenklich stimmenden Szene von dieser Welt – einer der Höhepunkte des Buchs. Doch neben der mysteriösen und abenteuerlichen Geschichte kommt natürlich auch der Humor nicht zu kurz. An einigen Stellen muss man doch herzhaft lachen, der lockere Schreibstil mit den vielen skurrilen Anmerkungen macht einfach Spaß. Genau diese Mischung aus witzigen Momenten, abenteuerlichen Episoden, tiefgreifenden emotionalen Beschreibungen und der Einflechtung mythologischer Gestalten ist es, das die Serie so besonders macht. Hier überzeugt die noch dunklere Grundstimmung, sowie die stets wachsende Bedrohung durch Kronos. Ein sehr gelungener Band der Serie mit vielen turbulenten Entwicklungen.
Wie in den vorangegangenen drei Teilen ist auch hier der Berliner Marius Claren der Sprecher der Geschichte. Er fängt mit seiner Stimme die gestiegene Spannung und die wachsende Düsternis ein, legt ein wenig in Sachen Dramatik zu. Kleine Kunstpausen steigern die Aufmerksamkeit und sorgen für ein zusätzliches Kribbeln beim Hörer. Wie immer kann er aber auch die witzigen Szenen und die sarkastischen Stellen sehr gut herüberbringen. In der Charakterdarstellung ist er solide, die jungen Charaktere kann er in ihren vielen Facetten gut erfassen.
Das Cover ist selbstverständlich der Buchvorlage des Romans entnommen. Ein riesenhaftes Gesicht dominiert das Bild, das ist gelb-goldenen Tönen gehalten ist. Percy samt seinem Schwert und den für die Geschichte bedeutsamen Flügeln ist natürlich auch zu sehen, während sich das Labyrinth zu seinen Füßen ausbreitet. Wie immer ansehnlich und eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die restliche Aufmachung ist eher sparsam und enthält kurze Informationen und Fotos zu Autor und Sprecher.
Fazit: Die Saga nimmt hier noch einmal an Schärfe zu, steigert die Dramatik, reiht viele spannende Szenen aneinander, lässt aber auch den typischen Humor nicht vermissen. Wunderbare Unterhaltung!
VÖ: 22.Juli 2011
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4532-8
Percy Jackson - 2. Im Bann des Zyklopen
Erster Eindruck: Wilde Jagd durch die See
Das Halfblood Camp ist in Gefahr, der wichtige für die Verteidigung wichtige Baum wurde vergiftet. Doch für Percy Jackson kommt es noch schlimmer: Sein Freund Grover, der Satyr, befindet sich in der Gewalt eines Zyklopen. Natürlich machen Percy und Annabeth sich sofort zu seiner Rettung auf, und auch Ares' Tochter Clarissa begleitet sie. Und schließlich bekommen sie noch Hilfe von unerwarteter Seite...
Nach dem aufregenden ersten Teil "Diebe im Olymp" geht es bei Percy Jackson weiter, die Mischung aus griechischer Mythologie und der heutigen Zeit ist auch Grundlage für den zweiten Teil. Kennt man die erste Geschichte, ist man schnell in der Handlung drin und muss sich nicht lange an die außergewöhnliche Szenerie gewöhnen. Die eigentliche Handlung kann dann auch recht schnell starten, viel Zeit wird nicht für Charakterdarstellungen verwendet. Stattdessen ist man schon nach wenigen Minuten von den neuesten Entwicklungen gefesselt, die die gesamte Spielzeit über anhalten. Und das ist vielleicht der einzige kleine Kritikpunkt: Man rast geradezu durch die verschiedenen Ereignisse, man bekommt kaum Zeit, das Gehörte zu verdauen. Das bestätigt sich auch durch die im Vergleich recht kurze Laufzeit des Hörbuches. Das Geschehen ist vielfältig und mit dem wunderbaren Humor des ersten Teiles erzählt, Kennern der Odysseussage werden viele der angesprochenen Themen bekannt vorkommen. Diese sind jedoch so modernisiert worden und mit neuen Wendungen versehen, dass es trotzdem sehr unterhaltsam und kurzweilig von statten geht. Dieser Band führt die Reihe sehr positiv weiter, alte Bekannte wie neue Charaktere werden vor der Kulisse des actiongeladenen Szenarios gut dargestellt, eine Feuerwerk an guten Ideen.
Natürlich ist auch hier wieder Marius Clarén an Sprecher verpflichtet worden. Er gestaltet die Handlung sehr lebendig, die Szenen entstehen quasi vor dem Auge des Hörers und sind sehr präsent. Seine betonte Aussprache lässt zusätzliche Spannung aufkommen, dynamische Wechsel halten das Interesse aufrecht. Besonders gefällt mir der offensichtlich leicht schwarze Humor, an dem Clarén viel Spaß zu haben scheint.
Wieder ist die Papphülle etwas unstabil geraten, ansonsten ist die Gestaltung der Verpackung aber gut gelungen. Das Titelbild ist in anderen Farbtönen gehalten und zeigt ein anderes Motiv, weist aber klare Parallellen zum ersten Teil auf und bildet so einen Wiedererkennungswert. Die kleinen Infos im Inneren sind eine nette Beigabe.
Fazit: Auch Teil zwei der Reihe ist gespickt mit tollen Ideen und einer sehr dynamischen, spannenden Geschichte, sodass auch hier eine Empfehlung ausgesprochen werden kann.
VÖ: 25. September 2010
Label: Lübe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4404-8
Percy Jackson - 1. Diebe im Olymp
Erster Eindruck: Götter, Furien und Wolkenkratzer
Schon immer haben sich in Percys Leben merkwürdige Ereignisse abgespielt, doch als sich seine Lehrerin in ein Fabelwesen verwandelt steht für Percy fest, dass etwas nicht stimmt. Bald erfährt er auch den Grund: Er ist der Sohn des Poseidon und damit ein waschechter Halbgott. Und natürlich wird er mit einer Aufgabe betraut, die die Welt verändern kann...
Spätestens seit dem erfolgreichen Kinofilm des ersten Bandes ist Percy Jackson auch in Deutschland in aller Munde, wer eher auf die gelesene Version des tollen Kinderbuches steht, wird bei Lübbe Audio fündig. "Diebe im Olymp" ist dort erhältlich, gelesen von Marius Clarén. Die Geschichte basiert auf den alten griechischen Mythologien, in die Percy schließlich auch eingebunden ist. Dabei behält es ein erstaunliches Maß an Lockerheit und viel sarkastischem Humor (meist von der Hauptperson selbst), dass nichts mehr an die Schwere der alten Göttersagen erinnert. Die Geschichte ist gespickt mit sehr vielen kreativen Einfällen, sodass Autor Rick Riordan eine ganz neue Welt geschaffen hat, in der die Götter sich in die heutige Zeit nahtlos integriert haben. Dieser Gedanke fasziniert und bildet einen tollen Hintergrund für die erzählte Geschichte. Diese beginnt mit einer ausführlichen Charakterisierung von Percy mit den ersten merkwürdigen Zwischenfällen, doch spätestens mit der Ankunft in einem Camp steht man mitten in der Geschichte, lernt die Figuren immer besser kennen und lässt sich von der tollen Atmosphäre einfangen. Spannend geht es zu, gefährlich, aber auch immer mit einem kleinen Augenzwinkern. Ein toller Roman, der mich wirklich gepackt hat, zudem in der Hörumsetzung wunderbar vorgetragen.
Als Sprecher wurde Marius Clarén ausgewählt, der hier sein gesamten Potenzial ausspielt und die Geschichte sehr mitreißend erzählt. Dabei kann er bei den temporeichen Stellen mit angemessener Sprechgeschwindigkeit punkten, doch auch der sarkastische Humor des Buches kommt bei ihm voll zur Geltung. Er spielt mit seiner Stimme und kann so jedem Charakter einen eigenen Klang verleihen, ohne zu gekünstelt zu wirken. Eine tolle Leistung, die mich beeindruckt hat.
Auf dem Cover ist selbstverständlich das Titelbild der Buchausgabe zu sehen, mit dem großen Kopf und dem kleinen Percy ist ein reizvoller Kontrast geschaffen worden, während die Blitze für Dynamik sorgen. Allerdings hätte die Papphülle etwas stabiler ausfallen können, der Innenteil ist jedoch wieder ansprechend gestaltet und enthält kleine Zusatzinformationen.
Fazit: Die Geschichte ist mitreißend, einfallsreich, spannend und witzig, die Vortragsweise sehr gelungen. Ein wirklich gutes Hörbuch.
VÖ: 19. März 2010
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4005-7
Prince of Persia
Erster Eindruck: Abenteuer in fremder Welt
Das Straßenkind Dastan wird als Kind vom König von Persien selbst adoptiert und fortan auf seine Aufgabe als zukünftiger Regent ausgebildet. Zusammen mit seinen Brüdern schlägt er sich tapfer in vielen Situationen. Doch als ein mächtiger Feind nach dem "Sand der Zeit" trachtet, muss er sich mit der resoluten Tamina verbünden...
"Prince of Persia" heißt ein neuer Film von Disney, der die Kinokassen im Sturm erobern soll. Auch ein Hörbuch wurde produziert, welches bei Lübbe Audio erschienen ist und an den Erfolg des Filmes anschließen soll. Als Sprecher wurde Simon Jäger gewonnen, der schon bei anderen Produktionen geglänzt hat. Das Hörbuch startet gemächlich mit einigen Vorabinformationen und Prologen, beispielsweise über das Land Persiens und Dastans Kindheit. Doch auch danach erleben Dastan und seine Brüder erst ein kleineres Abenteuer, bis endlich die eigentliche Geschichte startet. Sicherlich sind viele der Informationen wichtig für die zukünftige Handlung, doch leider zieht sich der Start doch etwas in die Länge. Danach nimmt die Geschichte an Fahrt auf und behält trotzdem seine ruhige Wirkung bei, was einen interessanten Kontrast ergibt. Die Geschichte an sich ist erzählenswert und die Charaktere gut beschrieben und vielschichtig, aber der letzte Funke will einfach nicht überspringen, sodass "Prince of Persia" ein gutes Hörbuch bleibt, die Grenze zum sehr guten aber nicht überschreiten kann. Für Fans des Filmes ist es aber durchaus eine gute Maßnahme, um die Zeit bis zur DVD-Veröffentlichung zu überbrücken.
Simon Jäger ist wie oben bereits erwähnt der Sprecher des Hörbuches. Seine sanfte, warme Stimme hat viel Flair und Anziehungskraft, besonders in der Charakterbeschreibung kann er überzeugen und seine eigene Note mit einbringen, ohne sich von den Vorgaben zu entfernen. Lediglich an den spannenden Stellen hätte er etwas mehr aus sich heraus gehen können.
Wie sollte es anders sein - das Filmplakat ziert auch das Cover zu der Doppel-CD. So wird gleich der Zusammenhang deutlich, der Werbeeffekt ist dank großflächiger Plakatierung sicherlich auch nicht zu verachten. Im kleinen Booklet ist noch die anfängliche Beschreibung sowie Infos zu Simon Jäger zu finden.
Fazit: Der Stoff kann als Hörbuchumsetzung nicht die volle Wirkung entfalten wie es auf der Leinwand möglich war, kann aber trotzdem 153 Minuten lang unterhalten.
VÖ: 1. Juni 2010
Label: Lübbe
Bestellnummer: 978-3-7857-4114-6
Die Radleys
Erster Eindruck: Bis(s) einer beißt...
Die Radleys leben ein ganz gewöhnliche Familie und unterscheiden sich nur minimal von jeder anderen Durschnittsfamilie: Sie sind Vampire. Allerdings trinken sie kein Blut und haben andere Nahrungsquellen gefunden. Doch eines Tages beißt Tochter Clara doch zu, um sich zu verteidigen, und die Radleys müssen erst einmal die Leiche wegschaffen...
Vampirromane gibt es momentan zu Hauf, den Twighlight-Büchern von Stephanie Meyer sei dank. Doch trotzdem lassen sich inmitten all der oft vor Kitsch triefenden und grundsätzlich gleich gestrickten Billig-Romane noch echte Perlen finden - und eine solche Perle ist die Radleys, die in der Hörfassung von Lübbe Audio vorliegt. Fernab vom üblichen "Mädchen verliebt sich in Vampir" wird wirklich eine gewöhnliche Familie beschrieben, mit all ihren kleinen Problemchen und Streitigkeiten. Dabei ist immer ein Hauch von schwarzem Humor vorhanden, der mich ein ums andere mal schmunzeln ließ, herrlich trocken und immer wieder überraschend. Auch die Stimmung ist so gänzlich anders, etwas distanzierter, die Charaktere werden mit ihren Fehlern und Macken betrachtet, ohne sie zu idealisieren. Vielmehr bekommt man einen sehr umfassenden Eindruck der Radleys, und so gewinnt man sie schnell lieb. Dabei ist die Geschichte an sich auch wunderbar, der versehentliche Mord Claras startet eine spannende Handlung, die sich eher langsam entwickelt und ziemlich viel Stil hat. "Die Radleys" ist eine Entdeckung wert, macht viel Spaß und kann gerade wegen des außergewöhnlichen Blicks auf das Thema begeistern.
Sprecher des Hörbuches ist Sascha Rotermund. Seine eindringliche Stimme schafft schon einmal die Grundvoraussetzung für einen guten Erzähler, seine ruhige Art und seine gekonnte Betonung ziehen schnell den Hörer in seinen Bann. Auch die von Personen gesprochenen Worte meistert er gekonnt, bleibt aber in seiner eigene Stimmlage und verlieht lediglich neue Sprechrhythmen oder und leichte Nuancen.
Die Szenenübergänge sind teilweise mit Musik unterlegt, die sehr cool und stilvoll wirkt und so wunderbar zu der im Buch vorherrschenden Atmosphäre passt. Dabei ist verschreckt sie niemanden mit merkwürdigen Klängen, ist aber außergewöhnlich genug, um aufzufallen und einen positiven Eindruck zu machen.
Natürlich wurde das Buchcover auch hier als Vorlage genommen - und das ist schlicht genial. Ein rein schwarzer Hintergrund, darauf eine weiße Porzellantasse mit herablaufenden Blutschlieren sowie der verschlungen Schriftzug - wunderbar und auffällig! Im Inneren sind noch einige Infos sowie Begriffserklärungen zu finden.
Fazit: Eine wahrhaft außergewöhnliche Vampirgeschichte mit wunderbarem Humor, tollen Charakteren, gekonnt inszeniert. Meine Empfehlung!
VÖ: 28. August 2010
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4401-7
Reckless - Steinernes Fleisch
Erster Eindruck: Märchenhafte neue Welt
Hinter den Spiegeln existiert eine Welt, in der Märchen Wirklichkeit sind. Jacob Reckless kennt diese Welt, denn sein Bruder droht in ihr zu Stein zu werden. Er begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, und lange Zeit ist ihm nicht klar, welche Rolle die steinernen Goyl spielen, die seinen Weg immer wieder kreuzen...
Sie hat es wieder getan! Nach der aboslut genialen Tintenwelt-Trilogie hat sich Cornelia Funke, Deutschlands momentan erfolgreichste Kinderbuchautorin, wieder eine völlig eigene Welt erdacht, die einen ähnlich starken Zauber versprüht. Ihr Roman "Reckless" erscheint gleichzeitig als Buch wie auch als Hörbuch und soll ebenfalls zur Trilogie ausgebaut werden. Wohl jeder kennt die Grimm'schen Märchen, und schon gleich zu Beginn setzt Funke immer wieder Symboliken aus den bekannten Geschichten ein und schafft so gleich ein Gefühl der Vertrautheit, was aber gleichzeitig völlig neu und unverbraucht wirkt. Schnell ist man so in der Welt hinter den Spiegeln verankert, während die Geschichte fortläuft und ein immer genaueres Bild mit noch mehr Details zeichnet, dem Ideenreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt. Vor diesem Hintergrund spielt ein ebenso bewegendes wie spannendes Abenteuer, das von der Erzählkunst Cornelia Funkes sprüht. Die Charaktere wirken sehr lebendig und agieren in jeder Situation glaubhaft, das Szenario ist ansprechend und fesselnd, der Verlauf immer wieder überraschend und von vielen Wendungen geprägt. Das alles versprüht einen Charme und einen Zauber, der einen völlig gefangen nimmt und die Zeit um einen vergessen lässt. Ein wirklich wunderbares Hörbuch, das für die ganze Familie ein echter Schatz werden dürfte.
Wie auch schon die Tintenwelt-Trilogie wird Reckless von Rainer Strecker gelesen, der wie kaum ein anderer ganze Welten erschaffen kann. Mit seiner intensiven Stimme schafft er nicht nur eine angenehme Atmosphäre, sondern lässt auch die Figuren äußerst lebendig wirken. Mit seiner gekonnten Betonung kann er feine Nuancen ausarbeiten und lässt so das Geschehen vielfältig und präsent erscheinen. Eine absolute Top-Leistung!
Kleine Melodien sind immer wieder eingesetzt, um das Gelesene zwischen den einzelnen Kapiteln aufzulockern. Zudem werden so sinnvolle Pausen aufgezeigt, das Hören zu unterbrechen. Auch diese Musik versprüht ihren ganz eigenen Zauber und setzt auf klassische Instrumente, ab und an aber auch auf Gesang. Sehr abwechslungsreich und gelungen.
Das steinerne Gesicht im Spiegel, welches auf dem Cover zu sehen ist, spielt auch in der Handlung eine entscheidende Rolle - eine gute Wahl als Illustration also, zumal es sehr ansprechend und magisch wirkt. Ein stabiler Pappschuber umgibt die Hüllen, auf denen jeweils die Kapitel aufgelistet sind. Das beiliegende Booklet stellt nicht nur Autorin und Sprecher vor, sondern enthält zudem einige Begriffserklärungen.
Fazit: Mit Spannung erwartet, und alle Ansprüche voll erfüllt. "Reckless" hat Zauber, Spannung, kreative Einfälle, wunderbare Figuren und ist auch gelesen ein voller Genuss - dank Rainer Strecker.
VÖ: 14. September 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0518-0
Verrat in Skogland
Erster Eindruck: Prinzessin in Nöten
Jarven hadert mit der Erkenntnis, dass sie die Prinzessin von Skogland ist. Denn nicht nur die Presse setzt sie unter Druck, auch ihre Mitschüler im Internat und selbst ihre Mutter haben keine guten Worte für sie. Sie sieht ihren einzigen Weg in der Flucht, doch kurze Zeit später wird die entführt und gerät somit in die Fänge von skrupellosen Rebellen...
„Verrat in Skogland“ ist der zweite Teil der Buchreihe von Kirsten Boie – seine Hörbuchumsetzung erscheint bei Jumbo – und das sollte man auch wissen, denn ohne Vorkenntnisse findet man nur schwer in die Geschichte und wird einige Feinheiten nur schwer miteinander in Verbindung bringen können. Gut, dass hier ein hilfreicher Text im Booklet vorhanden ist, Kenntnisse des ersten Teils sind aber dennoch erforderlich. Dabei wird ein großer Teil des Romans auf die Vorstellung der Charaktere und der Situation verwendet, sodass gerade zu Anfang ein wenig Eintönigkeit Einzug hat. Positiv an diesem Teil ist jedoch die genaue Beschreibung von Jarvens Gefühlswelt, die geprägt von Verzweiflung ist, hier schöpft die Autorin aus dem Vollen und trifft immer genau die richtigen Formulierungen. Setzt dann der Spannungsbogen ein, ist man auch schnell gefesselt von den weiteren Entwicklungen, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Dabei steht Jarvens Entführung natürlich klar im Vordergrund, an ihr werden auf simple Weise politische Mechanismen auch Kindern und Jugendlichen näher gebracht, verständlich gemacht. Interessant, wie viel davon in ein immer noch sehr unterhaltsames und Jugendhörbuch einfließen kann, ohne dass es trocken wirken würde. Am Ende geht dann nach etlichen Querelen doch noch alles gut aus, wobei hier kein typisches „Alles ist gut“-Ende heraufbeschworen wird, sondern durchaus noch Platz für weitere Bände gelassen wird – wenn diese so gut sind wie „Verrat in Skogland“ sind sie immer herzlich willkommen!
Bernd Stephan ist Sprecher dieses Hörbuches. Er schafft eine sehr eingängige Atmosphäre, steigert seine Stimme an den spannenden Stellen, verliert aber auch in ruhigeren Passagen nicht den Bezug zum Hörer. Zudem kann er auch die verschieden Gefühlswelten der Charaktere gut aufgreifen, wirkt bei der wörtlichen Rede Jarvens ebenso glaubwürdig wie bei der eines erwachsenen Mannes. Eine wirklich überzeugende Leistung.
Ein wenig Musik lockert das Geschehen auf, passt sich immer gut an die jeweilige Stimmung an und verschafft dem Hörer Gelegenheit, das Gehörte zu reflektieren oder steigert zusätzlich die Spannung. Passend zu dem etwas skandinavischen Ambiente des Buches erinnern auch die Stücke von Ulrich Maske oft an nordische Klänge, fügen sich so sehr gut in das Gesamtbild ein.
Hübsch ist die Aufmachung des Hörbuches gelungen: Die aus matten Karton gefertigte Box trägt das Buchcover auf seiner Front, das die nächtliche Fahrt zweier LKW vor einem düsteren Fluss zeigt. Auch das Innere kann überzeugen: Jede CD hat eine stabile Papphülle erhalten, das Booklet liefert neben einigen Informationen eine ausführliche Trackübersicht aller acht CDs.
Fazit: Hier greifen die verschiedenen Elemente aus Politik und Jugendroman sehr gut ineinander und schaffen eine spannende Atmsophäre – allerdings sollte man den ersten Teil der Reihe kennen.
VÖ: 29.September 2008
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-220-4
Skogland
Erster Eindruck: Politthriller, Prinzessinnengeschichte, Jugendbuch
Jarven ist gleichermaßen erstaunt und begeistert, als sie in die Endrunde des Casting für einen Film kommt, denn wie ein typischer Filmstar sieht sie nun wahrlich nicht aus. Doch es kommt alles ganz anders, denn die junge Frau wird als Geisel gefangen genommen und von ihren Entführern für politische Ziele eingesetzt, die das Schicksal von ganz Skogland verändern sollen...
Hörbücher werden gern wie fast alle Medien in Kategorien eingeteilt. Bei Skogland fällt dieses jedoch schwer, die Geschichte um das fiktive skandinavische Königreich ist eine rasante Mischung aus vielen Genres. Inmitten all dem steht allerdings eine Sache fest im Vordergrund: Jarven, die sich im Laufe der Zeit vom durchschnittlichen, eher unscheinbaren Teenager zur selbstbewussten jungen Frau entwickelt, und das in nachvollziehbaren und glaubwürdigen Schritten. Schnell erobert sie das Herz des Hörers und weckt immer mehr Sympathien – eine gelungene und realitätsnahe Heldin, die der Geschichte etwas Bodenständiges verleiht. Um sie herum wird ein Netz aus Intrige gesponnen, das weitreichende Konsequenzen hat. Hier werden beispielsweise politische Mechanismen aufgedeckt und dem (wohl nicht nur) jugendlichen Publikum näher gebracht. Die gesamte Gesellschaftsstruktur des fiktiven Skogland wird durchleuchtet, Hintergründe erklärt, Machtgefüge abgewogen. Auch der Einfluss der Presse wird wunderbar eingeflochten, woraus sich ein erschreckendes Bild ergibt – eine zentrale Frage ist, wie weit sie wirklich gehen darf. Skogland hat auch Elemente eines Thrillers in sich vereint, die Entführung und die Forderungen, die an Jarven gestellt werden, machen den Verlauf sehr spannend und kurzweilig, langatmige Passagen kommen nicht vor, obwohl das Tempo nun nicht gerade sonderlich schnell ist. Immer wieder wird der Hörer von neuen Entwicklungen überrascht, am Ende ist nichts so, wie es am Anfang den Anschein hatte. Doch auch etwas sehr Märchenhaftes prägt die Handlung, der Erzählstil geht stark in diese Richtung. Eine kreative und sehr gelungene Mischung, die in sich unglaublich stimmig ist und eine ganz klare Empfehlung verdient hat.
Sprecher des Hörbuchs ist Bernd Stephan, dessen variationsreiche Stimme die vielen unterschiedlichen Themen glaubhaft herüber bringen kann. Sowohl in den anfänglichen, eher ruhigen Szenen, in denen Jarven vorgestellt wird, als auch später, wenn es spannend oder bedeutend wird, trifft er den richtigen Ton und kann eine abwechslungsreiche Dynamik an den Tag legen. Die Darstellung der einzelnen Charaktere löst er gekonnt mit leicht veränderter Stimme, wobei jeder einen eigenen, unverwechselbaren Klang bekommt. Eine insgesamt sehr gute Leistung, die keinerlei Schwachpunkte offenbart.
Zwischen den einzelnen Tracks sind kleine Melodien zu hören, die eine klare Trennung abgeben und zudem auflockernd wirken. Mal sind sie verspielt und vermitteln gute Stimmung, mal haben sie einen eher dramatischen und eindrucksvollen Klang, sodass jede Situation gut eingefangen wird. Überzeugend, vielfältig und immer am Puls des Buches.
Grün ist die dominierende Farbe des Covers, das von der Buchausgabe übernommen wurde. Eine Krone liegt im Wasser eines Sandstrandes und macht einen verlorenen Eindruck – ein passendes und zugleich angenehm schlichtes Motiv. Neben einem Vorwort der Autorin findet sich im beiliegenden Booklet eine ausführliche Auflistung der einzelnen Tracks.
Fazit: Ein unglaubliches Werk voller Leben, das politische Vorgänge darstellt und verzaubern kann.
VÖ: 28.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2785-6
Träumereien an französischen Kaminen
Erster Eindruck: Atmosphärischen zum Träumen…
Ein meisterlicher Orgelbauer schafft sein Meisterwerk, eine Orgel, die von allein spielt, wenn ein von Gott gesegnetes Brautpaar die Kirche betritt. Doch als er selbst in dieser Kirche heiraten will, bleibt die Orgel stumm… (Die künstliche Orgel)
Ein König wünscht sich nicht sehnlicher als eine Frau, die wunderbare Pfeffernüsse backen kann. Im ganzen Land ist keine zu finden, und so muss er eine Prinzessin heiraten, die diese Fähigkeit nicht hat. Doch auch diese hat ihre Ansprüche… (Von der Königin, die keine Pfeffernüsse backen konnte)
Ein Mann, der bisher vom Pech verfolgt wurde, macht unter einer alten Buche Rast und erfährt am nächsten Tag, dass Träume, die Menschen unter ihr hatten, erfüllt werden. Er glaubt nicht an die Geschichte und neckt die Wirtshaustochter… mit weit reichenden Folgen. (Die Traumbuche)
Die Eltern eines kleinen Mohrs schämen sich sehr für ihren Sohn und schicken ihn zur Lehre zu einem Schornsteinfeger. Doch auch da ist er nicht beliebt, und so zieht er hin, um sein Glück zu finden. Da hört er von einer Prinzessin, die ganz aus Gold gemacht ist… (Der kleine Mohr und die Goldprinzessin)
Träumereien an französischen Kaminen ist eine Sammlung von Märchen fernab von den Gebrüdern Grimm oder Hans Christian Anderson, sondern mit den eher unbekannten Märchen von Richard von Volkmann-Leander. Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien haben sich den 22 Stücken angenommen und in der bekannt liebevollen, atmosphärischen Art umgesetzt. Mal sind sie heiter, mal ernst, aber immer eins: anrührend und stimmungsvoll. Oft spielen religiöse Motive eine Rolle, aber wir begegnen auch Figuren aus klassischeren Märchen, wie Königinnen oder Glückskindern. Doch die Geschichten unterscheiden sich stark von denen, die man als Kind vorgelesen bekommen hat, und so fühlt man sich beim Hören wieder als Kind, als man noch ganz und gar von den Märchen aus den dicken Büchern überrascht wurde. Das kleine bucklige Mädchen ist die wohl traurigste und trotzdem schönste Geschichte, die voller Ungerechtigkeiten ist und doch ein wunderbares Ende hat. Von Himmel und Hölle regt zum Nachdenken an, seine eigenen Ideale zu überprüfen. Goldtöcherchen ist hingegen heiterer und geradezu beschwingt. Gerade für die kalten Wintertage, die uns nun bevorstehen, ist diese Sammlung auf 4 CDs also die perfekte Abendunterhaltung, egal ob man nun vor einem Kamin sitzt oder nicht.
Elf Sprecher haben sich der Vertonung gewidmet, einer besser als der andere. Jörg Löw zum Beispiel gibt gleich zu Anfang in Die künstliche Orgel mit seiner wohlklingenden Stimme der Geschichte Substanz und gerade gegen Ende viel Gefühl. Dagmar von Kurmin erinnert mit ihrer leicht kratzigen Stimme wohl am meisten an eine Märchen-Oma und löst mit ihrer feinsinnigen Interpretation starke Gefühle aus. Doch auch die wesentlich jüngere Arianne Borbach weiß ihre, ihre beiden Märchen gekonnt und mit wunderbarer Betonung zum Leben zu erwecken. Auch sämtliche anderen Sprecher leisten Phantastisches, so unter anderem Christian Rode, Monica Bielenstein und Heinz Ostermann, der auch das tolle Intro spricht.
Was wäre Titania Medien ohne eine atmosphärische Umsetzung? Auch hier wurde großartiges geschaffen und für jedes Märchen ein eigener und intensiver Klangteppich geschaffen, der sich eng an die Geschichte schmiegt und diese Produktionen den endgültigen Feinschliff verleihen.
Die vier CDs mit über 250 Minuten Laufzeit befinden sind in einem hochwertigen Digipack, welches liebevoll von Titania-Stammzeicher Firuz Askin illustriert wurde. Die verschiedenen Figuren, die dem brennenden Kamin entsteigen, könnten das Gefühl der Märchen kaum besser widerspiegeln. Ein wahres Prachtstück in jedem Hörspielregal.
Fazit: Jeder, der sich auch nur annähernd für Märchen interessiert, sollte unbedingt zugreifen, denn eine solch rührende und wunderbar produzierte Märchensammlung gab es bisher wohl noch nie.
Wildernacht - Die verlorenen Tagebücher
Erster Eindruck: Von Drachen, Zauberern und Schriftstellern
Die Welt wurde verlassen von den Drachen und anderen magischen Wesen, um den Menschen die Herrschaft über den Planeten zu überlassen. Doch selbstsüchtig wie er nun einmal ist zerstört der Mensch die Welt. Der junge Schriftsteller Klondeik schreibt in seinen Tagebüchern nieder, was er in Zusammenhang mit dieser alten Welt erlebt...
Mit "Wildernacht" hat der Hörverlag ein recht ungewöhnliches Hörspiel im Programm, welches die Bücher von Joachim Masannek zum Vorbild hat. Unter anderem wird die Artussage in die heutige Zeit transportiert, viele fantastische Gestalten tummeln sich in der Geschichte. Aufgebaut ist sie wie das Tagebuch des Protagonisten Klondeik, der die seltsamen Geschehnisse schildert - ein durchaus spannender und interessanter Ansatz. Leider kann das Hörspiel an sich dann nicht so ganz überzeugen, an einigen Stellen ist die Handlung nur sehr schwer nachvollziehbar. Die kryptischen Andeutungen sind zwar unglaublich atmosphärisch, aber stellenweise schwer nachvollziehbar. In sehr stimmungsvollen Passagen ist allein Klondeik zu hören, hier erinnert das Hörspiel eher an eine inszenierte Lesung, während an anderen Stellen gelungene Dialoge zu hören sind, die mit den interessanten Charakteren überzeugen können. Ca. die letzte halbe Stunde werden dann in Kurzform weitere Ereignisse erzählt, die nicht recht zum gut produzierten Rest passen wollen. In Sachen Atmosphäre ist "Wildernacht" also wirklich ein klasse Hörspiel, nur leider ist die Geschichte nicht immer ideal erzählt worden.
Die Sprecher sind sehr gut ausgewählt und bringen zusätzliche Atmosphäre mit ein. Allen voran natürlich Erik Borner als Michael Klondeik, der mit seiner festen Stimme und variationsreichen Interpretation eine sehr gute Darstellung abliefert. Nora Jokosha spricht die zweite Hauptfigur, die 2000 Jahre alt Sally, mit ihrer einprägsamen Stimme und einer gelungenen Betonung kann sie ebenfalls vollkommen überzeugen. Bodo Henkel spricht gleich zwei Charaktere, kann aber deutliche Unterschiede setzen und besonders den Galahad überzeugend vermitteln. Weitere Sprecher sind Peter Wenke, Martina Römert und Marius Clarén.
Wie bereits oben erwähnt ist die atmosphärische Gestaltung von Wildernacht sehr gut gelungen. Das fängt beim Titelsong der Band Hassliebe an und setzt sich mit düsteren und sehr stimmungsgeladenen Musikstücken während der Handlung fort. Dabei scheut man sich nicht vor ungewöhnlichen Klängen, die einen einzigartigen Eindruck machen.
Das Cover ist ebenso ungewöhnlich, der Drache wirkt teilweise wie hinskizziert, der Schrift sieht wie handgeschrieben aus. Einen besonders positiven Eindruck hinterlässt das Booklet, in dem neben dem Produzententeam auch viele der Charaktere aus Wildernach samt Zeichnungen vorgestellt werden. Vorbildlich!
Fazit: Ein spannender und interessanter Ansatz, oftmals leider schwer verständlich formuliert. Die Atmosphäre hingegen ist phänomenal.
VÖ: 18. September 2009
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-511-1
Erster Eindruck: Die Geister, die ich rief...
Scrooge ist ein ungemütlicher Zeitgenosse: Immer auf seinen Gewinn bedacht hält er nicht viel von Weihnachten, worunter nicht nur sein Angestellter zu leiden hat. Doch kurz vorm Fest bekommt er Besuch von dem Geist seines verstorbenen engen Freundes Marley, der ihn vor seinem Geiz warnt und die Ankunft von drei Geistern ankündigt...
Charles Dickens Weihnachtsgeschichte gehört zu seinen wohl bekanntesten Werken und wurde schon zahlreiche Male verfilmt. Oetinger Audio hat sich nun an eine Hörbuchversion gemacht und in der selben Optik wie "Alice im Wunderland" und "Der Zauberer von Oz" veröffentlicht. Die Geschichte ist ebenso anrührend wie unterhaltsam, im Prinzip erfährt man, wie Scrooge zu dem alten Geizhals geworden ist. Die drei Geister der Weihnacht führen ihm verschiedene Episoden aus seinem Leben vor Augen, aus seiner Vergangenheit, der Gegenwart und schließlich der Zukunft - eine brillante Idee, und auch die innerliche Wandlung Scrooges wird glaubhaft und sensibel dargestellt. Die Geschichte sprüht nur so vor einem ganz bestimmten Zauber und ist in wunderschönen Worten erzählt. Schön ist auch, dass man sich hier an das Original gehalten und nichts herausgekürzt hat. So ist die Reise, die der Zuhörer mit dem alten Scrooge macht, voller Emotionen, voller Witz und vor allem voller Charme, und auch aufgrund der wunderschönen Umsetzung ist dieses Hörbuch eine Empfehlung wert - nicht nur vor Weihnachten!
Felix von Manteuffel ist Sprecher dieses Hörbuches und kann seine tiefe, sonore Stimme wunderbar einsetzen und akzentuieren, um die Charaktere eigenständig wirken zu lassen. Gerade bei Scrooge ist ihn dies gelungen, es ist ein raues Krächzen, mit dem er den Geizhals charakterisiert, das sich im Laufe des Hörspiels aber immer weiter zurückbildet und so die Wandlung greifbar macht. Doch auch in den Erzählpassagen und bei den anderen Charakteren sorgt Manteuffel für eine warme Stimmung.
Zwischen den einzelnen Abschnitten wurden einige Musikstücke platziert, die eigens für dieses Hörbuch von Jan-Peter Pflug komponiert wurde. Sie schafft zusätzlich Atmosphäre und nimmt glücklicherweise Abstand von kitschigen Weihnachtsmelodien. Vielmehr verbreiten sie einen ganz leisen Zauber und schafft sehr weiche Übergänge.
Wunderschön ist die Aufmachung des Hörbuches. Auf der hochwertigen Pappbox, die in erdigen Tönen gehalten ist, ist ein Bild des verschneiten Londons zu sehen, eine sehr atmosphärische Illustration. Auch die drei CD-Hüllen im Inneren sind mit tollen Zeichnungen versehen. Ein ausführliches Booklet aus dickem Papier enthält neben Wissenswerten Informationen ebenfalls schöne Bilder.
Fazit: Ein wunderschöner Klassiker, brillant von Manteuffel gelesen und atmosphärisch inszeniert - meine absolute Empfehlung!
VÖ: September 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0531-9
Pinocchio
Erster Eindruck: Die wunderschöne Hörbuchserie wird erweitert
Meister Gepetto schnitzt eines Tages aus einem Stück Holz eine Puppe und nennt diese fortan Pinocchio. Doch Pinocchio fängt zu sprechen an und benimmt sich bald wie ein gewöhnlicher Junge. Doch er macht Gepetto immer wieder große Sorgen, schwänzt die Schule und reißt von zu Hause aus. Dabei hat er auch nur einen ganz verständlichen Wunsch: Er will selbst ein richtiger Junge sein...
Oetinger Audio hat mit einer neuen Reihe an Hörbüchern begonnen, in der wunderschöne Umsetzungen von Kinderbuchklassikern von einfühlsamen Sprechern vorgetragen werden. Alice im Wunderland, Der Zauberer von Oz und die Weihnachtsgeschichte konnten hier schon überzeugen, nun ist der italienische Klassiker Pinocchio von Stefan Kaminski eingelesen worden. Dass die kleine hölzerne Puppe ein richtiger Junge werden will, ist den meisten ein Begriff, ansonsten einem fällt auf Anhieb die sich bei Lügen verlängernde Nase ein. Diesem Teil wird in der Vorlage aber nur ein kleiner Teil gewidmet, dahinter stecken noch zahlreiche andere, teils verstörende kurze Episoden voller Abenteuer und fantastischer Erlebnisse. Während dieser Zeit wird aus der frechen und ungehorsamen Puppe nach langer Zeit ein artiger Junge, doch immer wieder erliegt er den Verlockungen, die andere Menschen ihm anbieten und denen er gutgläubig vertraut – ein lehrsames Element für Kinder, da Pinocchio danach immer wieder schreckliche Erlebnisse hat. Seine abenteuerliche Reise und Gepettos Versuche, ihn zu finden, sind sehr abenteuerlich und haben immer wieder spannende Momente, während ein richtiger Spannungsbogen wegen der Episodenhaftigkeit der Geschichte kaum entstehen kann. So ist es problemlos möglich, an vielen Stellen zu stoppen und später wieder einzusteigen. Die Geschichte ist nicht zu unrecht so bekannt und beliebt, wer sich einmal die vollständige Geschichte mit all ihren Facetten anhören möchte, dem sei zu diesem sehr feinfühlig inszenierten Werk geraten.
Sprecher ist Stefan Kaminski, der das Werk mit hörbarer Hingabe zur Vorlage interpretiert. So erhält jeder Charakter seine eigene, unverwechselbare Stimme, ohne das es lächerlich oder gekünstelt wirken würde. Besonders Pinocchio hat eine erfrischende Jugendlichkeit, aber auch eine Menge hörbarer Schlitzohrigkeit. Meister Gepotto klingt glaubhaft alt und wird in seinen verschiedenen Stimmungen treffsicher dargestellt. Doch auch die Erzähltexte gestaltet Kaminski derart lebendig und dynamisch, dass mans ehr gerne lauscht, die Geschichte gewinnt durch ihn eindeutig.
Wie auch bei den andren Teilen der Serie wurde hier viel Wert auf eine ansprechende Optik gesetzt. So befinden sich die vier CDs in einer hübschen, matten Pappbox, die eine liebevolle Zeichnung trägt. Auch die Hüllen der einzelnen tragen einzigartige Zeichnungen und eine ausführliche Tracklist. Besonders gelungen ist allerdings das umfangreiche Booklet mit ausführlichen Informationen zu dem Roman.
Fazit: Die Reihe wird mit einem weiteren Klassiker fortgeführt, der familientaugliche Unterhaltung mit viel Witz, Charme und Fantasie bietet. Besonders die Leistung von Stefan Kaminski sorgt für das Gelingen.
VÖ: Februar 2011
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0547-0
Der Zauberer von Oz
Erster Eindruck: Von Wünschen in einem fernen Land
Von einem Wirbelsturm getragen gerät Dorothy aus der Einöde in Kansas in die magische und bunte Welt von Oz, die von einem Zauberer und vier Hexen regiert wird. Und nur eben jener Zauberer kann ihr helfen, wieder nach Hause zurück zu kommen. Auf ihrer Reise trifft sie eine Vogelscheuche, einen blechernen Holzfäller und einen ängstlichen Löwen, die sie zur Hauptstadt von Oz begleiten. Doch dort erleben sie eine böse Überraschung...
Seit Generationen weiß der Roman "Der Zauberer von Oz" insbesondere die US-amerikanische Gesellschaft zu verzaubern, und auch bei uns gehört das Buch mittlerweile zu den bekanntesten Klassikern. Nicht zuletzt durch ein erfolgreiches Musical ist die Geschichte von Dorothy wieder in aller Munde, sodass bei Oetinger Audio nun auch eine Hörbuchfassung mit Andrea Sawatzki erhältlich ist. Viele lustige, skurille und kreative Einfälle bestimmen die Handlung des Buches, schon allein die anfängliche Reise mit dem Wirbelsturm ist äußerst ideenreich. Verzaubern können insbesondere die liebevollen Figuren, die sich nach Sachen sehnen, die ihnen eigentlich schon längst gegeben sind: Der Vogelscheuch mit Stroh im Kopf, der herzlose Blech-Holzfäller und die ängstliche Löwe sind interessante Figuren und begleiten Dorothy auf ihrem Weg. Schnell gewinnt man sie lieb und lässt sich von ihnen in die zauberhafte Welt entführen. Voller Magie und merkwürdigen Gestalten kann man die Seele baumeln lassen und sich vollends in die Geschichte begeben, ein kleiner Urlaub vom Alltag. Und wer die Geschichte mag oder neu entdecken möchte, der sollte sich diesem Hörbuch zuwenden.
Andrea Sawatzki erweist sich neben ihrem unabsprechbaren schauspielerischen Können auch als wunderbare Hörbuch-Sprecherin. Mit Sinn fürs Detail erfüllt sie die Figuren zum Leben, eignet sich ungewöhnliche Sprechweisen an und kann so jeden Charakter zu ihrer eigenen machen. Dabei verstellt sie ihre Stimme nicht sonderlich, sondern spielt mit ihrer natürlichen Klangfarbe. Doch auch die Erzähltexte kann sie mit Spannung erfüllen und lässt so eine ganze Welt zum Leben erwecken.
Natürlicherweise wird bei einem Hörbuch kein großer Augenmerk auf die Musik gelegt, während der Handlung ist allein Andrea Samatzkis Stimme zu hören. Im Intro wird aber eine ebenso wundervolle kleine Melodie gespielt, die auf das Kommende perfekt einstimmt und voller Zauber ist.
Die vier CDs sind in einer stabilen Pappbox aufbewahrt, das als Titelbild die Szene im Mohnfeld zeigt. Der ungewöhnliche Zeichenstil ist ein Blickfang und lässt Raum, immer neue Details zu entdecken. Auch die vier einzelnen Papphüllen haben eigene Zeichnungen verpasst bekommen, während im Booklet etliche informative Texte zu finden sind.
Fazit: Mit der grandiosen Andrea Sawatzki und der wundervollen und spannenden Geschichte ist dieses Hörbuch absolut gelungen.
VÖ: März 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0435-0
Alice im Wunderland
Erster Eindruck: Reise in eine phantastische Welt
Als Alice eines schönen Nachmittages ein hastiges Kaninchen mit Taschenuhr und Weste entdeckt, folgt sie dem Tier und gerät über einige Umwege ins Wunderland. Dort begegnet sie merkwürdigen Gestalten wie der Grinsekatze und der blauen Raupe, doch auch die Herzkönigin wird sie beschäftigen...
Mit zwei Kinderbuchklassikern will Oetinger Audio gezielt nicht nur junge Zuhörer, sondern auch viele Erwachsene erreichen, indem sie sich wirklich ansprechende und zeitlose Werke angenommen haben. Eines davon ist "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll, das auch bei anderen Verlagen aufgrund des äußerst erfolgreichen Kinofilms wieder stark gefragt ist. Oetinger jedoch kümmert sich um eine ungekürzte Lesung und widmet sich dabei auch Episoden aus dem Buch, die ansonsten in Vergessenheit geraten würden - löblich, da sie nicht minder unterhaltsam als der Rest des Buches sind. Die liebevoll-skurrilen Einfälle des Autors Lewis Carroll und die phantasievollen und liebenswerten Charaktere prägen das Gefühl beim Hören der drei CDs, und schnell wird man so selbst in das Wunderland versetzt. Obwohl "Alice im Wunderland" eindeutig ein Kinderbuch ist, hat es einen unabsprechbaren Anspruch, der fernab von der heutigen Auffassung von Medien für Kinder ist. Auch hier ist vieles bunt und lustig, aber niemals lächerlich oder gar anspruchslos. Vielmehr sorgen teilweise verzwickte Gedankengänge von Alice und der unwiederstehliche Gebrauch der Sprache für Faktoren, die dieses Werk in seinem Wirken einzigartig und auch dieses Hörbuch außergewöhnlich machen. Eine schöne Umsetzung!
Sprecher des Hörbuches ist David Nathan, sonst meist bekannt aus ernsthafteren Rollen in vielen Hörspielen. Seine dunkle, angenehm warme Stimme verführt zum Lauschen und zum Mitverfolgen von Alice' Erlebnissen. Mit immer leisem Witz erweckt er die merkwürdige Welt des Wunderlandes zum Leben, hat für jede noch so außergewöhnliche Figur ihre eigene, sehr passende Sprechweise parat und hält mit seiner Dynamik die Spannung aufrecht.
Während der Erzählpassagen wurde keinerlei Musik oder Geräusch eingefügt, allein Nathans Stimme steht im Vordergrund. Am Anfang und zwischen den einzelnen Kapiteln sind aber kleine, beschwingte Musikstücke zu hören, die das Gelesene auflockern und sanfter gestalten, aber auch die Spannung erhöhen können.
Auch bei der Covergestaltung zeigt sich, dass diese Produktion nicht allein auf Kinder, sondern auf eine breitere Zielgruppe angelegt ist. Die Zeichnungen von Antje David, die auch die Cardsleeves der CD zieren, sind sehr schön anzusehen und eben nicht schreiend bunt, sondern in eher gedeckten Farben gehalten. Das umfangreiche Booklet mit vielen Hintergrundinformationen zum Werk ergänzt den sehr positiven Eindruck.
Fazit: Die wunderbare Reise von Alice wird von David Nathan liebevoll zum Leben erweckt, ideal für ein Wiederhören mit den skurrilen Figuren.
VÖ: März 2010
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0516-6