Die falsche Fährte - Ein Wallander-Hörspiel
Mörder ohne Gesicht - Ein Wallander-Hörspiel
Die weiße Löwin - Ein Wallander Hörspiel
Wallanders erster Fall - Ein Wallander-Hörspiel
Hunde von Riga - Ein Wallander-Hörspiel
Vor dem Frost - Ein Wallander-Hörspiel
Die Pyramide - Ein Wallander Hörspiel
Die Brandmauer - Ein Wallander-Hörspiel
Der Mann, der lächelte - Ein Wallander-Hörspiel
Mittsommermord - Ein Wallander-Hörspiel
Die fünfte Frau - Ein Wallander-Hörspiel
Die falsche Fährte - Ein
Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Wissensvorsprung für den Hörer
Im Sommer 1994 muss sich Kurt Wallander erneut einer brutalen
Mordserie widmen. Eine junge, verbrannte Frau und der grausame Mord
an einem ehemaligen Politiker sind nur die ersten beiden Fälle, die
der Ermittler in einen Zusammenhang zu bringen weiß. Doch auch der
Mörder schläft nicht und bereitet seine nächsten Taten vor...
Die Hörspielumsetzung des fünften Wallander-Romans "Die falsche
Fährte" gehört zu den längsten der Reihe. Stolze 210 Minuten,
verteilt auf 3 CDs warten darauf, vom Hörer beachtet zu werden und
machen daraus kein Hörspiel für zwischendurch. Wer sich jedoch die
Zeit nimmt, wird mit einem außergewöhnlichen Krimi belohnt, der
jede einzelne Minute wert ist. Der Aufbau beginnt recht schnell mit
dem Bekanntwerden des ersten Todesfalles, sofort ist man mitten im
Geschehen. Auch der Zusammenhang mit den weiteren Morden, den
Wallander schnell vermutet, gibt zusätzliche Würze und Tempo.
Beachtlich ist aber besonders, dass mitten im Hörspiel die
Identität des Mörders sowie seine weiteren Planungen bekannt
werden, der Hörer also einen deutlichen Wissensvorsprung hat. Das
führt aber keineswegs zu einer Minderung der Spannung. Im
Gegenteil: Jetzt erscheinen Wallanders nächste Schritte wichtiger
denn je, denn ausgeschaltet ist der Mörder noch lange nicht.
Vielmehr ist es unglaublich interessant, Wallanders
Schlussfolgerungen zu betrachten und sein Pochen auf jedes einzelne
Beweisstück zu verfolgen. Das grundlegende Thema ist durchaus
heikel und lässt erstaunlicherweise die Taten des Mörders
nachvollziehbar werden. Eine hochspannender Krimi, ein dynamischer
Verlauf, ein ungewöhnlicher Täter und ein brisantes Thema, "Die
falsche Fährte" gehört zu den besten Wallander-Krimis.
In dieser Umsetzung des rbb spricht Hermann Beyer die Hauptrolle
und kann mit immer leicht grantigen Unterton, ansonsten aber
variabler Stimme den Kommissar sehr genau darstellen. Als Sjösten
ist Otto Mellies zu hören, der mit einprägsamer Betonung eine
intensive Darstellung abliefert. Jens Wawrczek beweist hier als
Stefan sein Talent für ernste Rollen und kann seinem einzigartigen
Klang eine weitere Facette abgewinnen. Weitere Sprecher sind Ulrike
Krumbiegel, Christine Schorn und Nina Hoss.
Die Musik hält sich unter der Regie von Lutz Volke mehr im
Hintergrund als in anderen Wallander-Hörspielen, trumpft an den
richtigen Stellen jedoch auf und steigert die Spannung deutlich.
Die Geräusche sind sehr passgenau eingefügt und machen das Hörspiel
plastischer, ebenfalls ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
In dieser Neuauflage finden sich die drei CDs in einer breiten
Plastikhülle, deren eine Seitenlasche schwarz, die andere jedoch
rot ist. Stehen alle Wallander-Hörspiele der Auflage im Regal
nebeneinander, ist dies sehr auffällig. Das Titelbild mit der Axt
gefällt mir jedoch sehr gut und passt zu der Handlung.
Fazit: Ein sehr spannender
Wallander-Krimi mit ungewöhnlichem Verlauf und packendem Thema.
Krimifans sollten hier unbedingt reinhören
VÖ: Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-597-5
Mörder ohne Gesicht - Ein
Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Ermittler mit Herz und Hirn
Ein in die Jahre gekommenes Bauernehepaar wird auf seinem Hof
brutal ermordet. Kurt Wallander, ein Kommissar in der schwedischen
Kleinstadt, ist für die Aufklärung zuständig. Doch vorerst muss er
sich gegen einen gesteigerten Ausländerhass zur Wehr setzten, der
durch diese brutale Tat ausgelöst wurde...
Kurt Wallander, schwedischer Kommissar mit gescheiterter Ehe,
Problemen im Umgang mit Tochter Linda, Hang zu depressiven
Stimmungen. Kein strahlender Romanheld, sondern ein bodenständiger
Ermittler mit seinen Schwächen. Das alles hat Henning Mankell in
seinen Bestsellerromanen über den schroffen Ermittler geschaffen,
der erste Band "Mörder ohne Gesicht" wurde im Jahr 2002 von Simon
Berteling und Christian Hagitte als Hörspiel vertont. Hier wird
logischerweise viel Zeit für die Charakterbeschreibung investiert -
was zwar auch in den anderen Fällen eine wichtige Rolle spielt,
hier aber besonders bedeutsam ist. Das etwas komplizierte Wesen von
Kurt Wallander wird sehr genau abgebildet und kommt in den meisten
Szenen stark zum Vorschein. Dabei ist der Fall nicht lediglich ein
simpler Krimi, vielmehr wird zudem Gesellschaftskritik geübt, die
Ereignisse nach dem Mord spielen eine wichtige Rolle. Doch auch die
Ermittlungsarbeit in dem Mordfall ist gelungen und spannend
geschildert. Dass Wallander den Mord eher durch einen Zufall klären
kann, der kaum etwas mit dem vorherigen Spannungsaufbau zu tun hat,
mag nicht jedem hartgesottenen Krimifan gefallen, wirkt aber
durchaus realistisch. Ein guter Auftakt der Reihe, aber bei weitem
nicht das beste Wallander-Hörspiel.
Der wunderbare Heinz Kloss ist in dieser Umsetzung als Kurt
Wallander zu hören und vollbringt es, den vielschichtigen Charakter
sehr nahe an den Hörer zu bringen, ihn auf seine ganz eigene Art
liebenswert zu machen. Nyström, ebenfalls bei der schwedischen
Polizei, wird von Friedrich Schoenfelder gesprochen, der mit seiner
sehr punktierten Aussprache für genügend Aufmerksamkeit sorgt. Als
Erzähler ist Christoph Schobesberger zu hören, der mit seiner
ruhigen Art seine Passagen sehr angenehm gestaltet. Weitere
Sprecher sind unter anderem Peter Panhans, Angela Hobrig und
Katrein Frenzel.
Die musikalische Begleitung der Geschichte ist sehr unterschiedlich
und dynamisch. Mal ist kein Hintergrundgeräusch zu hören und die
Sprecher stehen im alleinigen Mittelpunkt, in anderen Passagen
schwingt sich die Musik zu opulenten Höhen auf und beeinflusst die
Stimmung des Hörspiels wesentlich entscheidender.
Ein Mensch, am Rücken an den Händen gefesselt, ist das Titelmotiv
zu diesem Hörspiel. Die rote Kleidung harmoniert dabei wunderbar
mit den ebenfalls rot gesetzten Akzenten in der Aufmachung. Der
schwarze Hintergrund wirkt dabei ebenso schlicht wie edel. Schön
ist, dass schon eine erste Sprecherauswahl auf dem Cover zu finden
ist.
Fazit: Ein Krimi mit viel
Gesellschaftskritik und einem der glaubwürdigsten und
interessantesten Ermittler.
VÖ: Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-603-3
Die weiße Löwin - Ein Wallander
Hörspiel
Erster Eindruck: Von Schweden nach Südafrika
Der Mord an einer jungen Immobilienmaklerin erschüttert die
schwedische Kleinstadt Ystad. Doch für Kurt Wallander ist dies erst
der Gipfel des Eisberges, der für ihn äußerst schwer zu
durchschauen ist und ihn an seinem Verstand zweifeln lässt. Und ihn
weit, weit weg führt - direkt nach Südafrika...
Mit "Die weiße Löwin" dürfen wir ein drittes mal Henning Mankells
Kultermittler Kurt Wallander bei einem seiner Fälle begleiten, wie
alle früheren Romane ist auch hier das Duo Hagitte/ Berteling für
die Umsetzung verantwortlich. Es ist schon erstaunlich, wie
gradlinig Mankell die Brücke von einem schwedischen Mord zu
politischen Verwicklungen in Südafrika schlägt, wie stimmig sich
die einzelnen und vielfältigen Themen zusammenfügen. Denn hier
liegt wie auch schon bei den "Hunden von Riga" kein reiner
Kriminalfall vor, politische Verwicklungen spielen eine ebenso
große Rolle und lassen die Geschichte stellenweise eher wie einen
Thriller klingen. Auch das Thema Rechtsextremismus spielt wieder
eine Rolle und wird sehr organisch mit den anderen Vorfällen
verbunden. Auch steht hier nicht Wallander allein im Vordergrund,
des öfteren dürfen wir auch andere Charaktere begleiten. Besonders
diese Trennung der Handlungsstränge, die sich zu einem
hochspannenden Finale entwickeln, macht "Die weiße Löwin" zu einem
äußerst hörenswerten Hörspiel und unterstreicht Mankells
Erzählkunst. Ein außergewöhnlicher Wallander-Fall, der vielleicht
nicht jeden überzeugen kann, bei mir ist der Funke aber schnell
übergesprungen und hat so schnell nicht nachgelassen.
Peter Groeger ist in der wichtigen Rolle des Konovalenko zu hören
und lässt seine sonst so warme Stimme hier ganz anders, härter
klingen und sorgt so für stimmungsvolle Momente. Auch Heiko
Pickowski kann mit markanter Aussprache seinen Charakter Victor
Mabasha sehr gut darstellen. Erzähler Christoph Schobelsberger
sorgt mit seiner angenehmen Stimme für gelungene Einstiege in die
Szenen und kann auch hier die Spannung aufrecht erhalten. Weitere
Sprecher sind Heinz Kloss, Dietmar Obst und Heide Simon.
Die Musik wurde wieder mit klassischen Instrumenten eingespielt und
fein auf die jeweiligen Stimmungen und den Spannungsbogen
zugeschnitten. So wird eine dichte Begleitung der Handlung geboten,
die einen roten Faden bildet, ohne zu sehr in den Vordergrund zu
treten. Die zweieinhalb Stunden Laufzeit vergehen so recht
zügig.
Ein brennendes Haus - nicht nur ein Motiv aus dem Hörspiel, welches
hier auf dem Cover zu sehen ist, sondern ein sehr atmosphärisches
Cover, das vor dem schwarzen Hintergrund besonders gut zur Geltung
kommt und perfekt mit der roten Schrift harmoniert. Sehr auffällig
und trotzdem schlicht.
Fazit: Ein spannender
Krimi-Thriller, der seinen Reiz aus den unterschiedlichen
Blickwinkeln bekommt. Hervorragend erzählt!
Wallanders erster Fall - Ein
Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Es war einmal...
Kurt Wallander, Anfang zwanzig und kurz vor seiner Beförderung, die
ihm vom tristen Alltag eines Streifenpolizisten erlösen soll,
findet seinen Nachbarn tot in dessen Wohnung, erschossen mit der
Waffe, die er selbst noch in der Hand hält. Für alle ist klar, dass
es ein Selbstmord war - nur für Wallander nicht, der auf eigene
Faust Ermittlungen anstellt...
Wie war eigentlich Kurt Wallanders Leben vor seinem Job als
Kommissar bei der schwedischen Polizei? Wer sich diese und andere
Fragen rund um Henning Mankells Kultfigur Kurt Wallander gestellt
hat, ist mit dem Hörspiel "Wallanders erster Fall" bestens bedient.
Christian Hagitte und Simon Berteling erzählen in etwa einer Stunde
Laufzeit eine Geschichte, die uns einen jungen, noch recht
unverbrauchten und nach mehr strebenden Wallander zeigt. Dieser
neue Aspekt aus dem Leben des späteren Ermittlers komplettiert die
Figur, immer tiefer dringt man in seine Lebensgeschichte und kann
spätere Entwicklungen besser nachvollziehen. Auch der Fall an sich
ist spannend wie immer, nur vielleicht etwas simpler aufgebaut als
die späteren Romane. Nicht ganz so verzwickte Zusammenhänge, nicht
allzu viele falsche Fährten auf dem Weg zur Auflösung. Trotzdem ein
guter und interessanter Krminalfall, der sich zum Ende hin zu
steigern weiß. Begeisterte Hörer der anderen Wallander-Vertonungen
können beruhigt zugreifen und sich an der "jüngeren" Version
erfreuen, Neueinsteigern würde ich jedoch zu einem anderen Fall
raten.
Andreas Bisowski ist als Kurt Wallander zu hören und zeichnet den
Weg zum eigensinnigen und zurückgezogenen Kommissar gut ab, indem
er in Ansätzen genau diese Themen aufgreift. Hörspiellegende Jürgen
Thormann spricht Hemberg, Wallanders Vorgesetzten, und kann seinen
ganz eigenen Klang mit dem Charakter verschmelzen und gibt wie
immer eine gute Darstellung ab. Die unverkennbare Stimme von Yara
Blümel ist auch hier wieder in kleines Highlight. Weitere Sprecher
sind unter anderem Luise Lunow, Jürgen Wolters und Peter
Groeger.
Wie immer sehr gut in Szene gesetzt wird bei Christian Hagitte und
Simon Berteling die Musik. Nicht eindeutig im Vordergrund nimmt sie
gerade so viel Einfluss auf die Handlung, dass eine merkliche
Spannungssteigerung spürbar ist. Keine unnötige Effekthascherei,
sondern Konzentration auf Sprecher und Dialogen. Und das steht dem
Hörspiel äußerst gut.
Auf einem dem Cover eines Kriminalhörspiels ein simples,
blutbeschmiertes Messer zu präsentieren, ist ebenso einfach wie
genial. Besonders vor dem rein-schwarzen Hintergrund verfehlt das
Motiv seine Wirkung nicht. Wie alle CDs der Neuauflagen der
Wallander-Krimis ist auch hier die Aufmachung nicht sonderlich
aufwändig, aber vollkommen ausreichend.
Fazit: Interessant, diesen
jungen Wallander zu erleben. Der Fall ist zwar etwas schlichter
angelegt, aber immer noch sehr hörenswert.
VÖ: Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-604-0
Hunde von Riga - Ein Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Ein Schwede in Lettland
Der neue Auftrag für den Kommissaren Wallander führt ihn aus
Schweden heraus nach Lettland, denn von dort wurden zwei Leichen in
einem Schlauchboot an die schwedische Küste getrieben. Schnell wird
er mit den unterschiedlichen Bedingungen in Riga konfrontiert,
merkt jedoch erst spät, was für weitreichende Konsequenzen die
Morde haben...
"Hunde von Riga" lautet der Titel des zweiten Wallander-Romans von
Henning Mankell und genießt bei seinen Lesern einen zwiespältigen
Ruf. Die einen mögen den Stil des Autors, seine Figur sehr lebendig
wirken zu lassen und ihn mit einer großen Portion Menschlichkeit
auszustatten. So hat er seine kleinen Fehler und Macken, äußerst
nachvollziehbare Bedürfnisse und gewinnt somit an
Liebenswürdigkeit. Auch das gewählte Thema stößt auf viel
Gegenliebe - der politische Aufbruch Lettlands Anfang der 90er
Jahre wird hier geradezu erlebbar und fängt viel von der damaligen
Stimmung ein, womit ein Stück Zeitgeschichte erzählt wird. Doch der
Fall, der darum gestrickt wurde, stößt bei einigen auf Kritik und
wird als zu oberflächlich, zu unspannend beschrieben. Wie dem auch
sei - die Umsetzung von dem Dreamteam der Hörspielsezne Christian
Hagitte und Simon Berteling kann sich allemal hören lassen. Sowohl
der Fall als auch die Charakterisierung wird gut untermalt und
führt letztlich doch zu spannenden zwei Stunden Hörspiel, besonders
die Anfangsszenen können hier überzeugen. Ich persönlich habe auch
andere Geschichten um den sperrigen Kommissar als besser empfunden,
kann aber auch "Hunde von Riga" viel abgewinnen.
Natürlich wurde viel Wert auf eine gelungene Sprecherauswahl
gelegt, sodass sich nur eindringliche Stimmen um das Mikrofon
versammelt haben. Till Hagen beispielsweise ist als Putnis zu hören
und lässt immer etwas Geheimnisvolles in seinen Texten
mitschwingen. Viola Morlinghaus spricht Baiba Liepa und kann mit
ihrem Ausdruck und ihrer betonten, aber niemals übertriebenen
Sprechweise sehr überzeugen. Peter Groeger als Murniers hat eine
sehr eingängige Stimme, die gut zu dem Charakter passt. Weitere
Sprecher sind Jürgen Wolters, Angela Hobrig und Heinz Kloss in der
Titelrolle.
Wie immer bei den Umsetzungen von Stil dürfen wir klassische
Instrumente erwarten, dieses mal aber auch so außergewöhnliche wie
die Quena und die Singende Säge. So entsteht eine tolle Mischung
aus Gewohntem und Neuem, was einen ganz besonderen Reiz entfaltet.
Dass auch die Geräusche sehr gut und glaubwürdig eingefügt sind,
muss kaum noch dazu erwähnt werden.
Die Mankell Hörspiel haben alle ein einheitliches Desing das setzt
sich auch bei diese Folge fort. Eine Hand, die grauen Sand greift -
das Titelbild ist wieder so schlicht wie ergreifend. Im Booklet
bekommen wir einen kleinen Lebenslauf von Henning Mankell zu lesen,
sowie Sprecherangaben und die Laufzeit der beiden einzelnen
CD´s
Fazit: Die politischen
Einflüsse und die beschriebene Aufbruchsstimmung, dazu ein sehr
menschlicher Ermittler - auch der zweite Mankell-Roman kann in der
Hörspielumsetzung überzeugen.
VÖ: 30. April 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-601-9
Vor dem Frost - Ein Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Der Apfel und der Stamm...
Linda Wallanders Start ins Berufsleben als Polizistin gestaltet
sich äußerst schwierig, nicht zuletzt weil ihr Vater Kurt immer
wieder dazwischenfunkt. Zusammen ermitteln sie in einem Fall, in
dem Tiere mit Benzin übergossen und angezündet werden. Als außerdem
eine Frau bestialisch ermordet wird, sieht Linda einen Zusammenhang
- im Gegensatz zum Kommissar...
Generationenwechsel bei Henning Mankell: Nach dem eigensinnigen und
etwas sperrigen Kurt Wallander steht in dem Roman "Vor dem Frost"
seine gefühlvollere Tochter Linda im Mittelpunkt - was nicht
bedeutet, dass der Kommissar nicht eine sehr große Nebenrolle
einnehmen würde. Durch den immer wieder aufkeimenden
Vater-Tochter-Konflikt, in dem Linda um Anerkennung und
Eigenständigkeit ringt, liegt die große Stärke der Erzählung, die
von Sven Stricker genial umgesetzt wurde. Sowohl im Privaten wie
auch im Beruflichen werden die beiden Charaktere dadurch hell
beleuchtet und erstrahlen in all ihren Fehlern und Macken, aber
auch in ihrer Liebenswürdigkeit. Dennoch sind einige wenige Längen
in der Handlung auszumachen, die sich auf eben diese Szenen
beziehen. Geglückt ist auch die Einführung von Stefan Lindmann, der
bei "Die Rückkehr des Tanzlehrers" der ermittelnde Kommissar ist.
Der Fall hinter dem Roman ist dabei sehr spannend gelungen und
dreht sich rund um das Thema religiöser Fanatismus. Ein packender
Aspekt, der besonders am Ende wunderbar zur Geltung kommt und den
Hörer völlig gefangen hält. Ein Hörspiel, das sich deutlich von den
anderen Wallander-Krimis unterscheidet, eine andere Atmosphäre hat,
die genaue und umfangreiche Charakterisierung aber aufrecht
erhält.
Ulrike C. Tscharre ist in dieser Vertonung als Linda Wallander zu
hören und kann die gesamte Gefühlswelt ihres Charakters hörbar
machen. Sie geht dabei eigene Wege und kann so den Stil des
Hörspieles mitprägen. Axel Milberg spricht ihren Vater Kurt, der
mit sehr prägnanter und bestimmender Art den übermächtigen Vater
gut darzustellen vermag. Hier wurde sich für einen externen
Erzähler entschieden, Andreas Fröhlich kann hier sein Gespür für
Dramatik und einen ernsteren Grundton beweisen. Weitere der vielen
hervorragenden Sprecher sind Traudel Sperber, Marc Degener und Eva
Michaelis.
Die Musik setzt sich aus klassischen Instrumenten zusammen und kann
so eine sehr dichte und stimmige Atmosphäre erzeugen. Sowohl die
Reibereien zwischen Linda und Kurt Wallander als auch die
spannenden Krimiszenen werden dabei intensiv in Szene gesetzt und
erhalten eine ganz eigene Note, die sich von den anderen
Wallander-Produktionen abzugrenzen vermag.
Auch hier diente das Titelbild des Buches als Covervorlage, die so
sofort in Zusammenhang gebracht werden. Die geflügelte Frau steht
wie ein alten Portrait vor schwarzem Hintergrund und wirkt sehr
anmutig. Die Zusammengehörigkeit zu den Hörspielen mit Kurt
Wallander wird auf den ersten Blick klar.
Fazit: Der spannende Fall
mit höchst interessantem Thema sowie die glaubwürdigen Streiterein
zwischen Vater und Tochter machen dieses Hörspiel aus - sehr zu
empfehlen.
VÖ: 30. April 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-439-8
Die Pyramide - Ein Wallander Hörspiel
Erster Eindruck: Aus der Anfangszeit
An der schwedischen Küste nahe Ystad stürzt ein Flugzeug in ein
Feld und brennt völlig aus. Die zwei Besitzerinnen eines
Kurzwarenladens werden mit einem Genickschuss umgebracht. Zwei
scheinbar voneinander unabhängige Fälle, aber Kurt Wallander bringt
sie trotzdem in einen Zusammenhang. Dabei ist er doch mit seinem
Privatleben genügend ausgelastet...
Die Figur des Kommissar Kurt Wallander, erschaffen vom schwedischen
Autoren Henning Mankell, lebt zum großen Teil von ihrer
Menschlichkeit, ihren Schwächen und ihrer Glaubwürdigkeit. Um dies
zu unterstützen hat Mankell eine Sammlung von fünf Kurzgeschichten
veröffentlicht, die noch vor der Zeit des ersten Romans spielen und
Lücken aus dem Lebenslauf schließen sollen. Christian Hagitte und
Simon Berteling haben sich im Jahr 2002 daran gemacht, eine dieser
Geschichten zu vertonen, und so ist "Die Pyramide" entstanden.
Wunderbar ist der Aufbau des Falles gelungen, der von verschiedenen
Standpunkten ausgeht, sich immer wieder verzweigt und schließlich
zu einem gemeinsamen Schlusspunkt führt. Dabei gefällt mit
besonders der scheinbar fehlende Zusammenhang zwischen den
einzelnen Taten, der sich im Laufe der Zeit lüftet und das Hörspiel
spannend hält. 72 Minuten lang habe ich so gebannt dem Hörspiel
gelauscht. Doch auch der "private" Teil von Wallander konnte mich
hier überzeugen, mehrere Episoden mit Wallanders Vater können
unterhalten und weitere Einblicke in den Charakter des späteren
Kommissars geben. Eine spannende und unterhaltsame Angelegenheit
mit einem packenden Ende - Krimiunterhaltung auf hohem Niveau.
Peter Groeger spricht den Vater von Kurt Wallander und übernimmt
damit eine wichtige Rolle in dem Hörspiel. Seine sehr warme,
eingängige Stimme wird hier um neue Facetten bereichert und kommt
wunderbar zur Geltung. Till Hagens finsterer Klang, der immer einen
leicht bedrohlichen Unterton hat, passt sehr gut zu seiner Rolle
als Nyberg. Auch mit Sven Plate wurde ein Sprecher mit
unverwechselbarem Grundton gewählt, als Nymann kann er vollkommen
überzeugen. Weitere Sprecher sind Heinz Kloss, Katrein Frenzel und
Mark Oliver Bögel.
Das Produzentenduo Christian Hagitte und Simon Berteling verspricht
schon einen hohen musikalischen Anspruch. Und tatsächlich sind
wieder klassische Instrumente zu hören, die der Handlung einen
farbigen Anstrich verpassen und so lebendiger wirken. Leicht kann
man sich in die dichten Klangbilder fallen lassen und sich so ganz
der Geschichte hingeben.
Der Stil eines alten Gemäldes ist auch hier auf dem Cover zu
finden. Vogel und Frau wirken sehr poetisch und werden durch den
schwarzen Hintergrund stark in den Fokus gerückt. Die restliche
Aufmachung ist eher ebenfalls schlicht in schwarz gehalten, ein
Foto von Henning Mankell ziert die Rückseite.
Fazit: Der Rückblick in
Wallanders Leben ist nicht nur interessant, sondern auch sehr
spannend und gut umgesetzt.
VÖ: 30. April 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-599-9
Die Rückkehr des Tanzlehrers
Erster Eindruck: Blutige Schritte
Kommissar Stefan Lindman hat mit der Diagnose Zungenkrebs zu
kämpfen. Doch lange Zeit hat er nicht, sich damit
auseinanderzusetzen, denn sein ehemaliger Kollege Herbert Mollin
wird ermordet zwischen Blutspuren in Form des Tango-Grundschrittes
aufgefunden. Lindman muss tief nationalsozialistisches Gedankengut
eintauchen, um den Mörder zu finden...
Fernab von seiner bekanntesten Figur Kurt Wallander hat Henning
Mankell noch andere Romane und Figuren erschaffen. Einer seiner
erfolgreichsten Romane trägt dabei den Titel "Die Rückkehr des
Tanzlehrers" und wurde von Thomas Leutbach für den WDR vertont, der
Hörverlag hat eine CD-Version des über 100-minütigen Werkes
veröffentlicht. Und dieses steht den berühmten Wallander-Krimis
keinesfalls nach, sondern strotzt gerade so vor Spannung. Die
Aufbau ist großartig, nach dem kurzen Kennenlernen des Ermittlers
mit der harten Diagnose Krebs und den damit einhergehenden
Befürchtungen wird man mit dem Fund der Leiche mitten in die
Geschichte geworfen, keine Schonung bei den brutalen Details. Die
Recherchearbeit ist logisch aufgebaut und zeigt viele interessante
Charaktere, alle mit ihren kleinen Abgründen - das Abtauchen in die
nationalsozialistische Szene lässt einen fast den Atem stocken. Und
immer wieder: Stefan Lindmans Charakter, der vorder- und
hintergründig in die Handlung einspielt und sehr tiefgehend und
umfassend beschrieben wird. Die Spannung steigert sich immer mehr
bis zum packenden Finale, das man schon am Anfang kaum erwarten
kann. Gänsehaut und bangen um die Figuren ist angesagt. Ein
grandioses Hörspiel, bei dem man nicht mehr mit dem Hören stoppen
kann.
Auch die Sprecher sind hevorragend, allen voran Christian Berkel
als Stefan Lindman. Sehr zielsicher kann er alle Stimmungen, jede
kleine Gefühlsregung des Kommissars auf den Hörer übertragen.
Giuseppe, der Lindman bei den Recherchen unterstützt, wird von
Andreas Fröhlich gesprochen, der sich in dieser Rolle hörbar
entfalten kann und Spaß an dem düsteren Thema hat. Lena Stolze
spricht Veronica und lässt dabei tiefe Einblicke in den gespielten
Charakter zu. Weitere Sprecher sind Rosemarie Fendel, Dietrich
Hollinderbäumer und Matthias Ponnier.
Durch die durchgehend intensive Atmosphäre wird die Spannung des
Romanes nicht nur wiedergegeben, sondern zusätzlich gesteigert. Mit
tragenden, düsteren Melodien und dynamischen Wechseln wird der
Hörer gefesselt und kann leicht in die Geschichte versinken. Die
Geräusche tragen ihren Teil zur Glaubwürdigkeit der Handlung
bei.
Ein tanzendes Tangopaar ist als Silhouette vor einem großen Fenster
zu sehen, die geschmückten Säulen ganz im Hintergrund wirken dabei
ebenso stimmungsvoll wie das Cover selbst. Der typische rote
Farbschwung der Mankell-Hörspiele ist auch hier wiederzufinden. Die
restliche Aufmachung ist sehr schlicht und vornehmlich in schwarz
gehalten.
Fazit: Ein geradezu
geniales Hörspiel mit einer hochspannenden Vorlage und einer tollen
Umsetzung. Zeit nehmen, denn vorzeitig unterbrechen will man hier
keinesfalls!
VÖ: 30. April 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-440-4
Die Brandmauer - Ein Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Hintergründe eines Mordes
Ein brutaler Mord erschüttert die schwedische Polizei: Zwei
jugendliche Mädchen ermorden grausam einen Taxifahrer. Kurt
Wallander, Leiter der Ermittlungen, muss einen Patzer nach dem
anderen ausbügeln und kommt so kaum mit seinen Recherchen und
Verhören hinterher. Besonders, als eine der Mädchen verschwindet -
und an einem ungewöhnlichen Ort wieder auftaucht...
Ein nahezu depressiver und einzelgängerischer Kommissar - eine
ungewöhnliche Hauptfigur hat sich Henning Mankell für seine
Wallander-Romane geschaffen. Doch gerade dies macht seine Bücher so
außergewöhnlich und gleichzeitig authentisch. In Wallanders achten
Fall muss sich der von der Midlife-Crisis gebeutelte Mann immer
wieder aus brenzligen Situationen kämpfen - seien es verpatzte
Pressekonferenzen oder eine mediale Schlammschlacht. Diese
Abstecher - leicht abseits des eigentlichen Falles - üben nicht nur
einen unabsprechbaren Reiz aus, sondern tragen ebenfalls zur
Glaubwürdigkeit bei, man hat das Gefühl, das komplette Leben
Wallanders aus erster Hand mitzuerleben. Die Geschichte ist
hochspannend und führt mit immer neuen Entwicklungen den Hörer mal
in eine falsche Richtung, gibt dann wieder wichtige Hinweise und
hält die fast dreistündige Inszenierung dabei unglaublich
kurzweilig und unterhaltsam. Im Gegensatz zu anderen
Wallander-Hörspielen ist hier ein externer Erzähler eingefügt, was
geschicktere Formulierungen ermöglicht, ohne Tempo aus der
Geschichte zu nehmen. Dass die Charakterdarstellung wieder
hervorragend ist, muss kaum noch erwähnt werden. Für mich der
bisher beste der Wallander-Romane, voller Spannung,
Nebenschauplätze und nicht zuletzt versteckter
Gesellschaftskritik.
Der Sprechercast bietet nicht allzu viele vertraute Namen, aber
sehr prägnante und ausdrucksstarke Sprecher. Thomas B. Hoffmann ist
als Martinsson zu hören, ein Kollege Wallanders, und kann mit
präzisem Ausdruck und gut dargestellter Gefühlswelt überzeugen.
Brunhilde Hansen spricht Lisa Holgersson und gibt ein sehr
umfassendes Bild ihres Charakters ab. Der oben erwähnte Erzähler
ist Christoph Schobesberger, seine einprägsame Stimme lässt mit
viel Dynamik seine Parts alles andere als langwierig wirken.
Weitere Sprecher sind unter anderem Till Hagen, Simone Grunert und
Gesa Badenhorst.
Geschichte und Sprecher sind schon an sich hervorragend - gekrönt
wird das Hörspiel aber durch die feinsinnige musikalische
Untermalung. Klassische Instrumente schaffen großartige
Atmosphären, mal leise und zurückhaltend, mal forsch nach vorn
drängend, immer an die jeweilige Stimmung angepasst. Eine sehr
intensive Unterstützung des Storyverlaufes.
Schlichtes Schwarz ist Hauptfarbe der Aufmachung, durchbrochen von
roten Akzenten. Das Titelbild ist nicht nur mysteriös, sondern auch
sehr passend gewählt und ansprechend. Das beiliegende Blatt mit den
wichtigsten Informationen erfüllt durchaus seinen Zweck.
Fazit: Sehr nah an den
Figuren wird eine hochspannende Ermittlungsarbeit erzählt, die auch
andere Aspekte mit einbezieht. Großartiges Kopfkino!
VÖ: 30.Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-596-8
Der Mann, der lächelte - Ein
Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Aufgeben oder Opfer bringen?
Wallanders Karriere bei der schwedischen Polizei steht kurz vor dem
Ende, denn der erschöpfte Kommissar will sich aus dem Beruf
zurückziehen. Doch der angebliche Unfalltod des Vaters eines
Kollegen ändert seine Meinung, und schon ist er wieder mitten drin
in einem Fall, der äußerst gefährlich für ihn wird...
Der vierte Wallander-Roman des schwedischen Top-Autoren Henning
Mankell wurde von Christian Hagitte und Simon Berteling im Auftrag
des Hörverlages produziert, die nun eine Neuauflage des Hörspiels
von 2001 veröffentlichen. Mittlerweile ist das Produzentenduo zum
Schwergewicht in der Hörspiellandschaft aufgestiegen, und bei
diesem spannenden Kriminalfall zeigt sich der Grund. Schon dort
haben sie es verstanden, die Geschichten mit unglaublicher
Feinfühligkeit für die Personen zu erzählen und alles in einen
festen Kokon aus Stimmungen zu verpacken. Natürlich ist auch die
erzählte Geschichte hervorragend. Der nahe Bezug zu Wallander
schafft eine gewisse intime Atmosphäre, kann wie nebenbei noch
andere Abstecher machen und hat mich von Anfang bis Ende gepackt.
Besonders lobenswert ist die liebevolle und detailreiche
Darstellung der Charaktere, mehr als nur gelungen. Besonders
Wallanders psychische Abgründe, am Anfang sehr intensiv
dargestellt, sind außergewöhnlich und verleihen eine starke
Glaubwürdigkeit. Ein wunderbares Hörspiel für einen gemütlichen
Abend, so schnell wird es einen nicht mehr loslassen.
Mit dem anderen Produzenten kommen auch andere Sprecher. Heinz
Kloss spricht in den Inszenierungen von Hagitte und Berteling den
Kurt Wallander und bringt besonders seine düstere Seite am Anfang
sehr gut zur Geltung, kann aber während der ganzen Geschichte
punkten. Seine neue Kollegin Ann Britt Höglund wird hier von
Franziska Hayner gesprochen, die mit klarer Stimme und glaubhafter
Gefühlspalette überzeugen kann. Sten Torstensson, Sohn des
Verstorbenen, ist von Daniel Czernov eingesprochen worden, der in
seinen kurzen Passagen ebenfalls eine gute Leistung abliefert.
Weitere Sprecher sind Dietmar Obst, Marc Oliver Bögel und Edelgard
Hansen.
Auch hier zeigt sich welche Kraft und welche Energie in
Hörspielmusik stecken kann. Mit klassischen Instrumenten ließen
Christian Hagitte und Simon Berteling sehr weiche Klänge
einspielen, die im Laufe der Zeit an Dramatik hinzugewinnen können.
Eine nahezu perfekte Umsetzung des Stoffes ist so garantiert.
Für die günstigere Neuauflage wurde die Aufmachung verschlankt, ist
aber immer noch schön anzusehen. Das Kreuz als Titelbild ist eher
abstrakt und durchaus auffällig vor dem schwarzen Hintergrund.
Schon auf dem Cover sind die beiden Regisseure und einige Sprecher
aufgelistet, sodass man hiervon gleich einen Eindruck bekommt.
Fazit: Ein packender und
überraschender Krimi mit einzigartigen Charakteren und einer
wunderbaren Stimmung
VÖ: 30.Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-595-1
Mittsommermord - Ein Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Aus dem Leben eines Toten
Kurt Wallanders Kolege Svedberg wird mit zerschossenem Gesicht in
seiner Wohnung aufgefunden. Der Kommissar ist ratlos, da Svedberg
als solide, ja fast langweilig galt. Der Stein kommt erst ins
Rollen, als auch die Leichen von drei ermordeten Jugendlichen
aufgefunden werden und Wallander schnell eine Verbindung
sieht...
Einige Krimis leben von dem zugrundeliegenden Mord. Andere von
ihren interessanten und reizvollen Charakteren. Die Romane von
Henning Mankell über Kurt Wallander leben von beidem.
"Mittsommermord" wurde wie andere Romane des Autors als Hörspiel
umgesetzt und ist nun wieder bei "Der Hörverlag" erhältlich - und
man sollte es sich nicht entgehen lassen. Das vorangestellte Intro,
das den Mord an den drei Jugendlichen zum Thema hat, eröffnet eine
packende Story, die den Hörer wie den Ermittler gleichermaßen
fordert und einen nicht mehr loslässt. Schon von der ersten Minute
an ist man wie gebannt und kann die nächsten Informationen kaum
erwarten, obwohl der Spannungsbogen steil nach oben geht, sodass
man am Ende beinahe das Atmen vergisst. Das Besondere daran ist,
dass die Ermittlungen herrlich unspektakulär ablaufen und nicht auf
große Schockmomente oder um Achtung heischende Actionszenen gesetzt
wird, sondern auf eine fortlaufende Geschichte, die mit
Detailverliebtheit und Sinn für ihre Figuren sehr lebendig wirkt.
Wunderbar erzählte Kriminalliteratur in einer mehr als würdigen
Umsetzung, die rundum gelungen ist.
Wieder ist Ulrich Pleitgen als Kurt Wallander zu hören und
gestaltet seine Figur mit viel Gefühl für seinen Charakter, sodass
alles Abgewrackte, alles Tollpatschige, aber auch alles liebenswert
Sympathische gezeigt wird. Christian Koerner spricht Wallanders
Kollegen Martinsson mit ebensolcher Ernsthaftigkeit und ist fest in
seiner Rolle verankert. Udo Schenk kann auch hier mit seiner
außergewöhnlichen und einprägsamen Stimme punkten. Weitere Sprecher
sind Dietrich Hollinderbäumer, Kathrin Bührung und Petra
Redinger.
Die eingesetzte Musik ist vielseitig und perfekt auf die fast schon
depressive Grundstimmung des Romans zugeschnitten. Man gerät in
eine düstere Welt, die das Psychospiel des Massenmörders noch
intensiver und greifbarer wirken lässt. Auch die Geräusche sind
wunderbar eingefügt und können an den richtigen Stellen Akzente
setzen.
Zur Zweitauflage des Hörspiels von 2001 ist die Aufmachung nicht
nur abgespeckt, sondern auch verändert worden. So ist ein komplett
neues, ebenfalls sehr passendes Titelmotiv gewählt worden, während
das allgegenwärtige schwarz ebenso unaufgeregt ist wie die Story an
sich.
Fazit: Eine packende
Geschichte, die mit Erzählkunst zu überzeugen weiß und den Hörer in
seinen Bann zieht.
VÖ: 30.Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-602-6
Die fünfte Frau - Ein
Wallander-Hörspiel
Erster Eindruck: Drei Morde für Wallander
Selbst Kommissar Kurt Wallander ist nicht unberührt, als er einen
Hobbyornithologen grausamst ermordet auffindet. Sofort beginnt er,
das Leben des Mannes zu erforschen und entdeckt erste
Anhaltspunkte. Doch das war nicht die einzige Leiche...
Schwedens momentan erfolgreichster Export-Autor Henning Mankell hat
mit seinen Büchern Kommissar Wallander längst Kultstatus erreicht.
Das sieht auch der Hörverlag so und veröffentlicht seine Romane.
die vom WDR produziert wurden. Der sechste Wallander-Krimi "Die
fünfte Frau" stammt zwar schon aus den Jahr 1999, hat aber auch
heute nichts von seiner Faszination verloren. Die brutalen Morde,
die Wallander in der Geschichte beschäftigen, sind auch für den
Hörer schockierend umgesetzt und bilden einen äußerst gelungenen
Start in die Handlung. Und danach offenbart sich die ganze Stärke
der Mankell-Romane: Eine drückende Stimmung, die sehr gut in Szene
gesetzt wurde. Hochspannung, die einen nicht mehr loslässt. Und
genau beschriebene Charaktere, glaubhaft, ernstzunehmen und
einzigartig. Die Umsetzung von Hans Gerd Krogmann ist dabei ebenso
hervorragend, düster und temporeich, und glücklicherweise nicht nur
auf Schockmomente fixiert, stellt er auch die Charaktere in den
Vordergrund und lässt uns an ihrer Gefühlswelt teilhaben. Ein sehr
starker Wallander-Roman in einer ebenso packenden wie überzeugenden
Hörspielbearbeitung.
Wunderbar sind die Sprecher, die ihre Charaktere völlig erfassen
und ihnen eine ganz eigene Stimme geben können. Allen voran Ulrich
Pleitgen mit seinem markanten Ton, immer leicht schroff, er kann
sowohl die Dialoge als auch die Ich-Erzähler-Teile gekonnt und mit
Feingefühl umsetzen. Anne Weber spricht ihren Charakter Ann Britt
Höglund mit ebensolchem Sinn für das Detail und steht in Sachen
Intensvität Pleitgen in nichts nach. Auch Matthias Ponnier kann als
Tyren völlig überzeugen und steht fest in seiner Rolle. Weitere
Sprecher sind Jürg Löw, Ute Rosenbauer und Ilse Strambowski.
Die Musik ist beeindruckend und sorgt für jede Menge düstere
Stimmung. Warm und weich wird die Geschichte darin eingebettet und
von ihr näher an den Hörer getragen. Sie stammt aus bereits
existierenden Blues-Alben, wurde also nicht speziell für diese
Produktion angefertigt, und wirkt vielleicht gerade deshalb so
lebendig.
Ein zerbrochenes Kreuz ist der Blickfang auf dem Cover zu diesem
Hörspiel. Es ist der neuen Taschenbuchauflage entnommen und passt
wunderbar zu der Thematik. Die restliche Aufmachung ist eher
schlicht, enthält aber einen ausführlichen Infotext über Henning
Mankell.
Fazit: Eine sehr spannende
Geschichte mit glaubhaften und interessanten Charakteren. So sieht
gelungene Krimiunterhaltung aus.
VÖ: 30.Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-598-2