Die schwarze Serie - 28. Der Wendigo
Die schwarze Serie - 27. Der Schuss im Hexenmoos
Die schwarze Serie – 21. Der Schatten
Die schwarze Serie – 20. Die böse Tat
Die schwarze Serie – 19. Fünf Finger
Die schwarze Serie – 18. Glamis Castle
Die schwarze Serie – 17. Sieben Schlüssel
Die schwarze Serie – 16. Die schwarze Spinne
Die schwarze Serie – 15. Die Sennenpuppe
Die schwarze Serie - 14. Memento
Die schwarze Serie - 13. Der Friedhofswärter
Die schwarze Serie – 12. Die Raupen
Die schwarze Serie – 11. Der Horla
Die schwarze Serie – 10. Die Verschwundenen
Die schwarze Serie - 28. Der Wendigo
Der Autor Dr. Cathcart wird bei der Veröffentlichung seines neuen Buches nach den Ereignissen befragt, die ihn zu seinen übernatürlichen Handlungen bewegt haben. Nur ungern denkt er an den Jagdausflug zurück, den er vor einigen Jahren mit Freunden und Familie verbracht hat. Denn schon bald wurden sie selbst von Jägern zu Gejagten...
„Die schwarze Serie“ wechselt mit ihren in sich abgeschlossenen Episoden immer wieder die Szenerie, sodass auch in der 28 Folge wieder eine komplett andere Stimmung herrscht. In „Der Wendigo“ beginnt die Handlung mit einer kurzen Rahmenhandlung, in der ein Interview über die eigentlichen Ereignisse geführt wird. Doch schnell erfolgt der Einstieg in die Geschichte um den oben beschriebenen Jagdausflug. DIeser startet zunächst recht normal, entwickelt sich jedoch bald zu einer Reihe merkwürdiger Ereignisse. Immer mehr Mysterien tauchen auf, sodass man nicht weiß, was man von den Geschehnissen halten soll. Die packende Schlussszene bleibt offen und sorgt für einen gruseligen Effekt, da nicht alles aufgelöst wird. Die Handlung legt sich dabei nicht auf Hauptfigur fest, es werden verschiedene Perspektiven geboten. Die Charaktere haben markante Ausdrücke, doch die Konzentration liegt mehr auf der Handlung als auf der Charakterentwicklung, was sie etwas schablonenhaft erscheinen lässt – dies passt jedoch zum Stil der Serie. Die Atmosphäre ist von einem düsteren Tonfall geprägt und das ungewöhnliche Setting trägt zur unheimlichen Stimmung bei. Persönlich fand ich den Erzählstil gelungen, es gibt viele unheimliche Momente, die die Episode hörenswert machen.
Erich Räuker als Dr. Cathcart beeindruckt mit seinem markanten, tiefen Klang. Er baut eine präsente Ausstrahlung um seine Figur auf und verstärkt damit die Atmosphäre der gesamten Episode. Patrick Winczewski als Hank Davies zeigt eine variable Sprechweise, die sich geschickt an verschiedene Szenerien anpasst. Besonders in gruseligen Momenten entfaltet er seine Stärke und trägt zur Spannung bei. Wanja Gerick als Lennox Simpson überzeugt durch eine glaubhafte und präsente Charakterisierung der Figur. Seine Darbietung verleiht der Rolle zusätzliche Tiefe und Authentizität. Auch Uve Teschner, Yvonne Greitzke und Daniel Zillmann sind zu hören.
Die akustische Gestaltung der Episode ist vielseitig und treffend umgesetzt. Die Musik passt hervorragend zur Stimmung der verschiedenen Szenen und unterstreicht sowohl die Intensität der Geschichte als auch Höhepunkte und gruselige Momente. Auch die Geräuschkulisse ist überzeugend, die Szenen bei der Jagd, aber ebenso die unheimliche Stimmung wird durch diese unterstrichen.
Ein ausladendes, vielfach verschlungenes Geweih trohnt auf dem Kopf eines struppigen Huftieres, welches halb im Gegenlicht des schattigen Waldes verborgen ist. Die Augen scheinen zu leuchten, sodass ein dämonischer Ausdruck des Titelbilds entsteht. Ein ansprechendes Motiv, welches gut zur Handlung und Stimmung der Episode passt.
Fazit: In „Der Wendigo“ steht ein unheimliches Jagdabenteuer im Vordergrund. Die Geschichte entwickelt sich schnell von einem scheinbar normalen Ausflug zu einer Reihe mysteriöser und gruseliger Ereignisse, die den Hörer in ihren Bann ziehen. Die packende Schlussszene bleibt offen und verstärkt das Gefühl des Unbekannten, was zur düsteren Atmosphäre der Episode beiträgt. Die akustische Gestaltung verstärkt die unheimliche Stimmung.
VÖ: 6. September 2024
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783962825171
Die schwarze Serie - 27. Der Schuss im Hexenmoos
In einer regnerischen Nacht haben sich zwei Wanderer verirrt und suchen ein Obdach, um das schlimmste Unwetter zu überstehen. Bei ihrer Suche stoßen sie jedoch zunächst auf einen prachtvollen Hirsch, der sie sofort fasziniert. Als sie kurz darauf einen alten Eremiten treffen, der sie für die Nacht aufnehmen will, erfahren sie von ihm mehr von dem Tier und seiner Vergangenheit...
In Folge 27 von "Die schwarze Serie" wird erneut eine alte Gruselgeschichte umgesetzt, basierend auf einer Vorlage von Paul Busson, die erstmals 1924 veröffentlicht wurde und hier an die Neuzeit angepasst ist. Gleich zu Beginn werden die Zuhörenden mit unheimlichen Ereignissen konfrontiert, darunter eine Begegnung mit einem prachtvollen Hirsch und einem undurchsichtigen Einsiedler. Anschließend erfolgt ein deutlicher Sprung in die Vergangenheit, wo die Geschichte neu ansetzt. Es gibt viele mysteriöse Geschehnisse und Figuren, wobei die Erzählung recht langsam voranschreitet und übernatürliche Elemente nur schrittweise eingebaut werden. Dadurch verliert die Erzählung zeitweise an Spannungsbogen, bleibt jedoch insgesamt reizvoll und unterhaltsam. Besonders gegen Ende wird die Stimmung dichter, was in einem packenden Finale mündet. Die Charaktere sind unterschiedlich ausgeprägt. Einige haben eine markante Ausstrahlung, insbesondere die geheimnisvolle Gräfin, die scheinbar alle Fäden in der Hand hält. Andere Figuren sind nicht so prägnant umgesetzt, nehmen aber dennoch einen festen Platz in der Handlung ein und sorgen für interessante Akzente. Die Atmosphäre ist geprägt von unheimlicher und mysteriöser Stimmung, während gleichzeitig ein Ausflug in vergangene Zeiten mit anderen Normen, Umgangsweisen und gesellschaftlichen Zusammenhängen gut zur Geltung kommt. Persönlich gefällt mir die Stimmung sehr gut; ich konnte mich gut in die Szenerie einfinden. Allerdings empfinde ich die Handlung stellenweise als zu langsam: Einige Szenen scheinen nicht immer ihren festen Platz im Konstrukt zu haben oder sind zu ausführlich erzählt. Insgesamt bleibt es jedoch unterhaltsam und spannend.
Peter Lontzek überzeugt als Martin Hofer mit einer eingängigen Sprechweise und einem authentischen Ausdruck. Er legt viel Energie in die Figur und verleiht ihr eine glaubhafte Ausstrahlung. Jessica Neumann als Grafi Hildegard Kröttlin kann die Figur nicht immer so faszinierend umsetzen, wie erhofft. Stellenweise bleibt ihre Darbietung etwas flach und eindimensional, was das Potenzial der Rolle nicht vollständig ausschöpft. Matthias Renneisen als Balthasar Hirnschöll bringt eine markante Aura mit und hat viele starke Momente in seiner Darstellung. Er passt sehr gut in die Szenerie und trägt dazu bei, diese lebendig wirken zu lassen. Auch Holger Löwenberg, Tanya Kahana und Klaus Dieter Klebsch sind zu hören.
Die akustische Gestaltung der Episode ist vielseitig und treffend umgesetzt. Die Musik unterstreicht die Intensität der Geschichte sowie gruselige Höhepunkte, während die überzeugende Geräuschkulisse lebendige Eindrücke schafft. Atmosphärische Musikstücke verstärken die Spannung zwischen den Sequenzen und passen gut zu den Dialogen, was die unheimliche Stimmung gekonnt unterstützt.
Das Titelbild zu dieser Episode ist besonders markant gelungen, insbesondere durch den intensiven Blick der düsteren Frau, die in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rutscht. Doch auch die Umgebung des unheimlichen Moors und der prachtvolle Hirsch kommen durch die dunklen, erdigen Farbtöne gut zur Geltung.
Fazit: In Folge 27 von "Die schwarze Serie" wird die alte Gruselgeschichte von Paul Busson neu interpretiert. Die Zuhörenden werden sofort mit unheimlichen Ereignissen konfrontiert, wobei die Erzählung einen eher langsamen Verlauf einnimmt. Die übernatürliche Elemente werden schrittweise eingeführt werden, was zeitweise den Spannungsbogen mindert, jedoch insgesamt unterhaltsam bleibt. Besonders gegen Ende verdichtet sich die Atmosphäre zu einem packenden Finale.
VÖ: 7. Juni 2024
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783962825164
Die schwarze Serie – 21. Der Schatten
Letitia Shiner ist trotz ihrer Zuneigung zu einem Freund des Hauses vollkommen zurückweisend, als dieser ihr einen Heiratsantrag macht. Nur langsam öffnet sie sich ihm und verrät den Grund, warum er nicht einmal von der Möglichkeit einer Hochzeit mit ihm sprechen sollte. Denn seit ihr Verlobter George Mason auf einem Marineschiff angeheuert hat, wird sie von schrecklichen Visionen geplagt – völlig zurecht, wie sie schon bald herausfindet…
Bis dato waren mir sowohl Autor als auch Vorlage der 21. Episode von „Die schwarze Serie“ mal wieder vollkommen unbekannt, sodass ich ohne spezifische Erwartungen an die Umsetzung von „Der Schatten“ gehen konnte. Die Atmosphäre zur Mitte des 19. Jahrhunderts kommt dabei direkt sehr gelungen zur Geltung, gesellschaftliche Konventionen und der Umgang zwischen Mann und Frau sorgen für einige reizvolle Momente. Gut gefällt mir, dass mit der heftigen Reaktion von Letitia auf den Heiratsantrag bereits erste düstere Wolken aufziehen und die Zuhörenden langsam eine erste Ahnung davon bekommen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde. Mit der von da an verschachtelten Erzählweise auf verschiedenen Ebenen wird eine dynamische Wirkung erzeugt, die durch die Seefahrer-Thematik zusätzlichen Reiz entwickelt. Mir gefällt, dass die mystischen und übernatürlichen Elemente nicht mit dem Holzhammer erzählt werden, sondern sich langsam einschleichen und so für Gänsehautschauer sorgen. Wie sich die Handlung steigert und auf einen sehr ausdrucksstarken Höhepunkt zusteuert, ist zudem sehr gelungen und sorgt für eine sehr gelungene Episode der Gruselserie.
Sarah Alles ist in der Rolle der Letitia zu hören, wobei sie eine markante Sprechweise wählt. So kommt die rigoros ablehnende Haltung dem Heiratsantrag gegenüber ebenso gut zur Geltung wie der sich aufbauende Schrecken. Ihr Verlobter George Mason bekommt seine Stimme von Björn Schalla verliehen, der sich gelungen an die düstere Atmosphäre der Episode anpasst und dabei die unheimlichen Momente unterstreicht. Auch Tetje Mierendorf hat mir als Gordon Middleton gut gefallen, er spricht sehr solide und verleiht seinem Charakter einen glaubhaften Ausdruck. Weitere Sprecher sind Tammo Kaulbarsch, Markus Pfeiffer und Uschi Hugo.
Alexander Schiborr und Bernhard Gouscal zeichnen sich für die Musik verantwortlich, diese ist gut an die Stimmung der verschiedenen Szenen angepasst. Mir gefällt, wie diese die Intensität der Geschichte nachzeichnet und so Höhepunkte und gruselige Momente unterstreicht. Auch die Geräuschkulisse wirkt dabei überzeugend, sodass alles wie aus einem Guss wirkt.
Das Titelbild zu dieser Episode gefällt mir sehr gut: Das ernst wirkende Gesicht des jungen Mannes, dessen Unterseite langsam in einen Eisberg übergeht, wirkt mystisch und greift dabei die Stimmung der Episode auf. Durch die düsteren Farben entsteht zudem zusätzlich ein unheimlicher Eindruck. Insgesamt ist die Gestaltung sehr schlicht, wie man es von der Serie gewohnt ist.
Fazit: „Der Schatten“ nimmt sich die Zeit, um die Handlung aufzubauen und nimmt dabei auch kleinere, aber sehr interessante Umwege. Mir gefällt, wie die düstere Ausstrahlung mit einer Seefahrer-Thematik kombiniert wird und jede Wendung sitzt, aber auch wie gut die Charaktere zur Geltung kommen. Sehr überzeugend!
VÖ: 8. Juli 2022
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960663577
Die schwarze Serie – 20. Die böse Tat
Martin Stoner hat zwar eine Mitfahrgelegenheit in Richtung der englischen Küste gefunden, der Kutscher will ihn aber nicht bis zum Ziel seiner Reise mitnehmen. Und so bittet der Vagabund auf einer Farm und eine Unterkunft im Stroh, wird aber vom Hausdiener George für den Erben des Hofs gehalten, der seit vier Jahren als verschwunden gilt. Nach einiger Zeit gewöhnt er sich an die Annehmlichkeiten der neuen Rolle, doch er findet auch beunruhigende Details aus der Vergangenheit heraus…
„Die schwarze Serie“ von Maritim hat den Neustart des Labels überlebt und wird weiterhin produziert, als 20. Episode ist nun „Die böse Tat“ hinzugekommen. Das Hörspiel nach einer Kurzgeschichte von Hector Hugh Munro entstanden, ein britischer Autor im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dort ist auch die Handlung dieser Episode angesiedelt und wird direkt zu Beginn mit einigen Geheimnissen aufgeladen. So weiß man zu Beginn kaum etwas über die Hauptfigur Martin Stoner, der zudem noch ein interessantes Geheimnis mit sich herumträgt. Auch hier bleibt der Hörer lange im Unklaren, was es damit auf sich hat. Verbunden mit dem Verschwinden des Erben des Hofs entsteht gleich zu Beginn eine sehr dichte und mysteriöse Stimmung, die immer weiter aufgebaut wird. Die Reaktionen anderer Charaktere auf Martin Stoner, die Vorgänge auf dem Hof, ein deutlich spürbarer innerer Zwiespalt – gelungene Themen, die sehr geschickt miteinander kombiniert wurden und immer weiter an Spannung aufbauen. In dem packenden Finale wird dann alles gekonnt aufgeklärt, die mysteriöse Stimmung wird dabei noch intensiver und packender. Schön, wie sich die verschiedenen Puzzlestücke hier zusammensetzen und zu einer weiteren sehr hörenswerten Episode der Serie sorgen.
Gerrit Schmidt-Foß ist in der Rolle des Martin Stoner zu hören, der seine Stimme sehr variabel und gekonnt einsetzt und so jede Szene gekonnt unterstreicht. Beachtlich ist dabei die Wandlung, die er während der Handlung durchmacht und die er immer sehr intensiv umsetzt. Joachim Tennstedt spricht die Rolle des Dieners George mit seiner angenehm rauen Stimme und sehr authentischem Verhalten, wobei er sehr gelungene Akzente einfügt. Auch Deborah Mock überzeugt in ihrer Rolle vollkommen, ihre markante Ausstrahlung sorgt in ihren Szenen für eine sehr überzeugende Atmosphäre. Weitere Sprecher sind Torsten Münchow, Jens Wendland und Matti Klemm.
Bei der akustischen Gestaltung wird das ausgehende 19. Jahrhundert, in dem die Handlung spielt, überzeugend dargeboten – Kutschen, prasselndes Feuer, pfeifender Wind: Das sorgt gleichzeitig für eine unheimliche und düstere Stimmung. Dies wird auch durch die hinzugefügte Musik verstärkt, die größtenteils mit klassischen Instrumenten besetzt ist und die vorherrschende Atmosphäre gekonnt verstärkt.
Eine wilde Wolfsmeute, ein davonrennender Mann vor feurigen Hintergrund mit weiteren Wolfswesen und der angedeuteten Farm – das Titelbild der Episode von Mark Freier ist ausdrucksstark und düster geraten, dazu passend wieder mit den dezenten Schriftzügen gestaltet. Die restliche Gestaltung ist wie immer bei der Serie sehr schlicht gehalten, die wichtigen Angaben zu den Mitwirkenden sind aber natürlich vorhanden.
Fazit: „Die böse Tat“ lädt gleich zu Beginn viele Geheimnisse auf und überzeugt dabei von Anfang an mit einer sehr mysteriösen Stimmung, die sich im Laufe der Zeit immer mehr verstärkt. Die Atmosphäre ist sehr dicht, auch wegen der überzeugenden akustischen Gestaltung und den starken Sprechern. Eine hörenswerte Episode der Serie!
VÖ: 18. März 2022
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960663560
Die schwarze Serie – 19. Fünf Finger
Der Kunsthändler Eustace Borlsover hat von seinem Onkel nicht nur eine große Bibliothek geerbt, auch ein Päckchen mit dem Exemplar einer seltenen Rattenart hat ihn erreicht. Gemeinsam mit seinem Bediensteten George Saunders kann er das entwischte Tier zwar wieder einfangen, doch es befinden sich weitere Kuriositäten und seltene Gattungen im Besitz des Forschers, der am Ende seines Lebens einige merkwürdige Wünsche geäußert hat…
Als 19. Episode der „Schwarzen Serie“ wurde die hierzulande eher unbekannte Geschichte „Fünf Finger“ des englischen Autors William Fryer Harvey vertont, dabei hat sich Drehbuchautor Sebastian Weber allerdings einige künstlerische Freiheiten erlaubt, beispielsweise einige liebevolle Reminiszenzen an andere bekannte Hörspielproduktionen, die bei mir für viel Erheiterung gesorgt haben. Und auch die sehr markante Figur des exzentrischen Eustace Borlsover bringt eine sehr gelungene humorige Stimmung mit ein, seine trockenen Kommentare, sein Enthusiasmus und die zugespitzte Wortwahl haben mir sehr gefallen. Auch die verschachtelte Erzählweise gefällt mir gut: Von dem Besuch im zoologischen Garten von George Saunders und seiner Nichte über die Begegnung mit einem alten Kollegen und dem Eintreffen bei Eustace Borlsover – und das sind nur die ersten Minuten. Ich mag die eingebauten Blicke in die Vergangenheit, die die Grundlagen für das aktuelle Geschehen sehr lebendig wirken lassen. Und auch dabei kommen schon einige sehr rätselhafte Momente auf, bei denen der Hörer zunächst nicht gleich weiß, wie er alles einzuordnen hat. Das steigert sich immer weiter und ist gelungen erzählt, wegen der deutlich humoristischen Ausprägung treten die Gruselaspekte aber immer wieder in den Hintergrund und kommen erst am Ende so richtig zur Geltung. Die mysteriöse Grundstimmung und die schrulligen Figuren machen „Fünf Finger“ aber dennoch sehr hörenswert.
Sebastian Winkler hat mir in der Rolle des Eustace Bolsover ganz hervorragen gefallen, die exzentrische Art und den trockenen Humor trifft der Schauspieler auf den Punkt und formt so einen überraschenden Charakter, der in Erinnerung bleibt. Peter Flechtners Rolle des George Saunders ist zurückhaltender gestaltet, dennoch macht auch er einen ausdrucksstarken Eindruck und lenkt den Fokus immer wieder auf den Ablauf der Handlung denn auf die humorvollen Elemente. Sina Zadra spricht Georges Nichte Veronica Florey mit heller und präsenter Stimme, der sie passend zu der vorherrschenden Atmosphäre mit gelungenen Nuancen variiert. Weitere Sprecher sind Bodo Wolf, Peter Weis und Tobias Kluckert.
Die eher lockere Atmosphäre der Episode wird auch akustisch entsprechend umgesetzt. Doch auch die düsteren Momente werden mit passenden Melodien umgesetzt und sorgen dann für eine passende Stimmung. Neben der musikalischen Begleitung sind auch die Geräusche treffend eingebunden, die authentisch wirken und besonders die lebendigen Momente gekonnt untermalen.
Die titelgebenden „Fünf Finger“ sind auf dem Titelbild der Episode zu sehen, fast krallenartig verkrümmt. Das schlichte Motiv bekommt durch den düster-rot beleuchteten Hintergrund eine zusätzlich unheimliche Wirkung. Die restliche Gestaltung ist wie immer bei der Serie sehr schlicht geraten, enthält aber alle notwendigen Informationen zu den Mitwirkenden.
Fazit: „Fünf Finger“ überzeugt mit sehr gelungenen humorvollen Komponenten, der exzentrische Eustace Bolsover bringt mit seinem schwungvollen Auftritt und den bissigen Kommentaren viel Witz mit ein. Auch die vielen Geheimnisse sorgen von Anfang an für eine dichte Stimmung, während erst gegen Ende wirklich gruselig wird. Eine gelungene Episode mit sehr eigenständigen Elementen.
VÖ: 28. Januar 2022
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960663553
Die schwarze Serie – 18. Glamis Castle
Robert Stratmore lebt seit seiner Geburt im schottischen Glamis Castle, auch seine Schwester Caitlin lebt in dem alten Gemäuer. Doch seit Roberts Verlobte in einer regnerischen Nacht verschwunden ist, fühlt er sich nicht mehr wohl. Und so beauftragt er den Parapsychologen Alexander Ford, um die rätselhaften Vorkommnisse zu untersuchen. Gemeinsam mit einem kleinen Team nimmt Alexander die Untersuchungen auf – und bekommt schon vor seiner Ankunft ersten Eindruck von den übernatürlichen Phänomenen…
Alte Gemäuer, in denen unheimliche Dinge vor sich gehen, die verflucht scheinen und von einer Gruppe neutraler Beobachter untersucht werden sollen – ein sehr klassisches Setting für eine Gruselgeschichte, was mich aber dennoch immer wieder in seinen Bann ziehen kann. Jedenfalls sofern dies einige eigenständige Elemente und charismatische Charaktere bietet. Die 18. Episode von „Die schwarzen Serie“ bietet genau dieses Setting, dabei steht das schottische „Glamis Castle“ im Fokus. Nach einem kurzen Intro mit der Beauftragung von Alexander Ford spielt die Folge fast ausschließlich in den weitläufigen Gemäuern, dennoch entsteht durch den häufigen Wechsel der Erzählperspektive eine dynamische Wirkung. Und auch der Spannungsbogen wird dabei gekonnt aufgebaut, da immer wieder unheimliche, schockierende oder überraschende Momente eingebaut sind. Gekonnt ist auch eingebaut, wie die Gruppe um Robert einen Plan entwickelt, den Geheimnissen auf die Spur zu kommen, aber auch wie die Bewohner des Schlosses ihre besondere Aura mit einbringen können. Teil basiert die Geschichte auf realen Ereignissen, teils auf Legenden, die sich um das Schloss ranken, die Szenerie wurde aber in die aktuelle Zeit versetzt und bekommt so einen nahbaren und aktuellen Anstrich. Das ist unterhaltsam, unheimlich und spannend geraten, sodass eine starke Episode der Serie entstanden ist.
Janis Zaurins hat als Alexander Ford eine wesentliche Rolle eingenommen und überzeugt dabei mit einem zunächst soliden und eloquenten, sich aber dann immer weiter steigernden Ausdruck, sodass die Spannungskurve gekonnt nachgezeichnet wird. Der wunderbare Douglas Welbat bringt als Robert Stratmore seine markante Stimme gekonnt ein und passt sich wunderbar der vorherrschenden Atmosphäre an, wobei er auch kleine Gefühlsregungen zum Anklang bringt. Auch Ilona Otto ist als geheimnisvolle Jessica Coleman sehr gut besetzt, ihren klaren Klang passt sie gekonnt an die verschiedenen Szenen an. Weitere Sprecher sind Tammo Kaulbarsch, Ulrike Möckel und Uschi Hugo.
Die akustische Gestaltung der Episode ist vielseitig und treffend gelungen, insbesondere die Geräuschkulisse ist treffend gelungen und bietet eine Vielzahl passender Kulissen. Insbesondere das alte Schloss wird dadurch lebendig, beispielsweise durch überzeugende Halleffekte. Auch die eingebundene Musik ist atmosphärisch und treffend geraten, wobei besonders die unheimlichen Szenen einen gekonnten Eindruck erhalten.
Natürlich bekommt man auf dem Titelbild einen Eindruck von dem hoch aufragenden Gemäuer, welches durch die düstere Beleuchtung und die fahle Farbgebung einen unheimlichen Eindruck verströmt. Schön, dass dafür eine Aufnahme des realen Schlosses verwendet wurde. Dazu passt die altertümliche Schriftart des Folgentitels und der dezente Schriftzug der Serie. Das Innere ist sehr schlicht gehalten, im Inneren gibt es aber natürlich eine Übersicht der Mitwirkenden an der Produktion.
Fazit: „Glamis Castle“ verbindet Legenden des realen Gemäuers mit einer spannenden und unheimlichen Geschichte, die viele klassische Ansätze verfolgt und dennoch nicht repetitiv wirkt. Die Charaktere sind charismatisch, der Aufbau vielseitig und unterhaltsam, die Szenerie dicht und düster – sehr hörenswert.
VÖ: 24. Juni 2021
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960662792
Die schwarze Serie – 17. Sieben Schlüssel
Vollkommen durchgefroren kommt der Schriftsteller Bill Magee in einem abgelegenen, in den Wintermonaten geschlossenen Hotel ein, um eine Wette zu erfüllen: Einen kompletten Geister-Roman innerhalb von 48 Stunden zu schreiben. Er kommt gut voran und ist von dem düsteren Gebäude inspiriert, doch dann dringen Stimmen zu ihm durch die Wände – das Hausmeisterehepaar sitzt wegen des schlechten Wetters ebenfalls in dem Ort fest. Doch bei einem Telefonat stellt sich heraus, dass die Andersons ein Geheimnis zu bergen scheinen…
Ein verlassenes, eingeschneites Haus im Winter – ein perfekter Schauplatz für eine stimmungsvolle Gruselgeschichte. Earl Derr Biggers hat diese Szenerie auch in einer seiner Geschichten zugrunde gelegt, die nun als 17. Episode der „schwarzen Serie“ vertont wurde: „Sieben Schlüssel“. Das Intro ist in wenigen Momenten abgehandelt, danach konzentriert sich die Handlung auf einen recht kurzen Zeitraum innerhalb des Hotels und wirkt damit sehr verdichtet. Zunächst füllt sich das eigentlich verlassene Hotel mit allerlei unterschiedlichen Personen, wobei schon recht zu Beginn einige rätselhafte Aspekte eingebunden sind. Die Andeutung von Übernatürlichem, unheimliche und unerklärliche Geräusche, aber auch irdische Bedrohungen – das alles fließt langsam zusammen, vermischt sich immer weiter zu einem wahren Strudel, der die Anwesenden ins Verderben zieht. Das geht nicht sonderlich schnell, sondern lässt sich genügend Zeit, um sich aufzubauen, ist aber dennoch durchgängig sehr interessant und reizvoll geraten. Vielleicht, weil jede Szene, jeder Kommentar direkt zur Entwicklung der Handlung beiträgt und seinen Platz im Gefüge hat. Das hat mir insgesamt sehr gut gefallen und ist mit seiner düsteren, bedrohlichen Stimmungen unheimlich geraten.
Marcel Collé ist in der Rolle des Bill Magee zu hören, wobei er in so ziemlich jeder Szene zu hören ist und so dem Hörspiel seinen eigenen Stempel aufdrückt. Dies macht er mit markanter, düsterer Stimme und überzeugendem Ausdruck, zumal er den Spannungsbogen der Handlung gekonnt nachzeichnet. Rüdiger Schulski spricht Sheriff Henry Hogan mit rauem, abweisendem Klang, bringt eine gewisse abwertende Art mit ein und formt so einen weiteren glaubwürdigen Charakter. Auch Dagmar Dreke ist als Tessa Anderson sehr überzeugend, sie setzt ihre jahrelange Erfahrung als Hörspielsprecherin ein, um feine Facetten einzubringen und die geheimnisvolle Frau gelungen auszugestalten. Weitere Sprecher sind Reent Reins, Anja Taborsky und Mia Diekow.
Ich mag die akustische Gestaltung, die wieder sehr dicht geraten ist und für jede Menge zusätzliche Stimmung sorgt. So sind während einiger besonders spannender Szenen, insbesondere aber zwischen den einzelnen Sequenzen sehr atmosphärische Musikstücke zu hören, die die Schwingungen der Handlung gekonnt aufgreifen und verstärken. Auch die Geräuschkulisse ist überzeugend und sehr gut auf die Dialoge angepasst.
Das düstere Hotel, in dem die Handlung spielt, wird auch auf dem Titelbild dargestellt, umgeben von sphärischem, gelblichen Licht und den titelgebenden sieben Schlüsseln, was geheimnisvoll und düster wirkt. Ein sehr ansprechendes Cover, während die restliche Gestaltung wieder sehr schlicht geraten ist – auf rein schwarzem Hintergrund sind aber alle wichtigen Informationen zu den Mitwirkenden zu lesen.
Fazit: „Sieben Schlüssel“ startet recht unvermittelt und baut dann schon schnell erste, mysteriöse Ereignisse ein. Die Handlung baut sich insgesamt aber ruhig und langsam, aber auch vielschichtig und spannend auf. Charaktere und insbesondere der Schauplatz kommen sehr gut zur Geltung und werden facettenreich beschrieben, sodass eine sehr runde und hörenswerte Episode der Grusel-Reihe entstanden ist.
VÖ: 30. April 2021
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960662785
Die schwarze Serie – 16. Die schwarze Spinne
Auch nachdem der Ritter Hans von Stoffeln durch die Bauern der umliegenden Höfe eine ganze Burg hat erbauen lassen, gibt er keine Ruhe – nun sollen sie innerhalb eines Monats ausgewachsene Buchen für einen Hain auf dem Gelände errichten. Gerade während der Erntezeit nicht zu schaffen. Doch ein geheimnisvoller grüner Jäger bieten ihnen einen Pakt an: Er erledigt die Arbeit für die Bauern, verlangt dafür aber einen schrecklichen Preis – ein ungetauftes Kind…
Für die 16. Episode der Gruselreihe „Die schwarze Serie“ hat sich Sebastian Pobot von Maritim einen Klassiker der deutschsprachigen Literatur ausgewählt: „Die schwarze Spinne“ von Jeremias Gotthelf. Angesiedelt im mittelalterlichen Deutschland kommt dabei noch einmal eine andere Stimmung auf an in anderen Episoden der Handlung, was insbesondere zu Beginn mit dem fordernden und arroganten Ritter Hans von Stoffel die damalige Gesellschaftsstruktur erklärt. Schon bald kommt es aber zu dem ersten Treffen mit dem grünen Jäger und damit zu den ersten unheimlichen Momenten, was im weiteren Verlauf immer weiter ausgebaut wird. Die Handlung konzentriert sich dabei auf einige wenige Momente, die dann aber von entscheidender Tragweite sind und in denen die Charaktere ihre Wirkung entfalten können. Der Spannungsbogen ist eher ungewöhnlich – zu Anfang gibt es einen Knall, der im Laufe der Zeit allerdings immer wieder abebbt und sich nur stellenweise wieder steigert. Das ist der Vorlage geschuldet, und aus dieser wurden dann schon viele Teile entfernt und sich nur auf die wesentlichen unheimlichen Aspekte konzentriert. Vollkommen überzeugt hat mich das Hörspiel nicht, dazu ist die Umsetzung manchmal allzu plakativ, zumal der Schrecken nur wenig von der titelgebenden schwarzen Spinne ausgeht, sondern eher von dem grünen Jäger und den Entscheidungen von Christine. Unterhaltsam und hörenswert ist es dennoch geraten.
Yvonne Greitzke ist in der Rolle der Christine zu hören und klingt zu Beginn kess, herausfordernd und selbstbewusst, legt diese Attitüde aber immer weiter ab und zeichnet so den Spannungsbogen der Handlung nach, setzt ihre Stimme dabei sehr kraftvoll und geschickt ein. Als grüner Jäger ist Dietmar Wunder zu hören, der in seinen kurzen Auftritten für viel Eindruck sorgt, düster und machtvoll klingt, wodurch er für viele unheimliche Momente sorgt. Peter Kirchberger ist in der Rolle des Hans von Stoffeln zu hören, sein aufgeblasenes Auftreten und die dominante Art sind sehr glaubhaft geraten und passen sehr gut in das Ambiente der Episode. Weitere Sprecher sind Uve Teschner, Helmut Krauss und Ingrid Stein.
Akustisch wird gut auf das mittelalterliche Ambiente eingegangen, ein paar passende Musikstücke sorgen für das entsprechende Flair, natürlich werden aber die unheimlichen Elemente des Hörspiels besonders betont. Dabei werden unheimliche Melodien mit dräuendem Klang und opulente, markante Orchesterklänge mit zahlreichen Geräuschen kombiniert. Auch ruhigere Momente sind vorhanden, eine passende Untermalung gibt es dabei durchgängig.
Wieder ist das Titelbild der Serie in erdigen Tönen gehalten und vermittelt so direkt eine düstere, unheimliche Stimmung. Zu sehen das das Dorf der Bauern mit der hoch auf einem Berg thronenden Burg, während im Zentrum eine riesenhafte Spinne durch die Straßen streift. Der Schriftzug mit den antik wirkenden Lettern passt wunderbar dazu. Die Gestaltung des Inneren ist sehr schlicht geraten, enthält aber alle wesentlichen Informationen.
Fazit: „Die schwarze Spinne“ ist weniger eine originalgetreue Umsetzung der Geschichte von Jeremias Gotthelf, sondern pickt sich die wesentlichen gruseligen Elemente heraus und setzt diese kraftvoll und prägnant um. Der Schrecken der schwarzen Spinne tritt dabei etwas in den Hintergrund, die markanten Ereignisse stehen dabei mehr im Vordergrund und sorgen für eine unterhaltsame Handlung.
VÖ: 11. Dezember 2020
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960662778
Die schwarze Serie – 15. Die Sennenpuppe
Köbi Winzeler verbringt den Sommer in den Schweizer Alpen bei den beiden Ziegenhirten Urs und Alois, um in Ruhe Inspirationen für sein neues Buch zu bekommen. Aus einer Schnapslaune heraus bauen sie an einer Puppe, der Sennentuntschi, doch um die Figur ragen sich im Dorf düstere Gerüchte. Und tatsächlich scheint die Tuntschi bald zu unheilvollem Leben zu erwachen und nicht nur die drei Senner zu bedrohen…
Die Inspiration für die „schwarze Serie“, die mit einer zwischenzeitlichen Unterbrechung von einigen Jahren nun wieder sehr regelmäßig bei Maritim erscheint, kommt aus ganz unterschiedlichen Ecken: Klassische Gruselliteratur, aber auch eher unbekannte Geschichten und nun sogar eine alte Schweizer Sage: „Die Sennenpuppe“ geht als 15. Episode mal wieder neue Wege und bringt eine ganz eigene Ausstrahlung mit sich. Dabei wird die Ruhe und die Abgeschiedenheit der Umgebung, aber auch die ganz eigene Stimmung zwischen den Ziegenbauern im Sommer gekonnt dargestellt. Den Anfang macht jedoch ein gelungenes Intro mit einigen Satzfetzen aus dem weiteren Verlauf, sodass man diesen schon ein wenig erahnen kann. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, eher im Gegenteil wird dadurch die Neugier auf das kommende aufgeheizt. Danach wird das Kennenlernen der drei Männer thematisiert, was das Tempo zwar etwas aus der Folge nimmt, aber eine interessante Gruppendynamik offenbart und zudem wichtige Eckpfeiler der kommenden Handlung setzt. Kurz vor der Hälfte der Laufzeit taucht dann aber die Sennentuntschi höchstpersönlich auf, die Episode nimmt dann eine deutliche Wendung und wird sehr düster, temporeich und dramatisch erzählt. Toll, wie dynamisch hier erzählt wird, wie leise Bedrohung und schreckliche Momente sich abwechseln und was für eine ungewöhnliche Titelfigur entstanden ist.
Matti Klemm ist in der Rolle des Köbi Winzeler sehr gut aufgehoben, sein anfänglich lockeres und sympathisches Auftreten wandelt sich bald gemeinsam mit dem Spannungsverlauf des Hörspiels, sodass er den Schrecken der Geschichte gekonnt aufgreift. Alois Gratler wird von Wolf Frass locker und burschikos gesprochen, sodass eine sympathische Figur entsteht, doch auch er zeigt glaubhaft andere Facetten, wird überheblicher und verletzender, was die Wirkung der Handlung gekonnt unterstützen. Das Trio der drei Senner wird von Tom Raczko ergänzt, der leider nicht in Top-Form scheint und oft etwas hölzern wirkt, sodass einige Szenen nicht so recht zur Geltung kommen wollen. Weitere Sprecher sind Alexander Turrek, Björn Schalla und Lutz Mackensy.
Die Stimmung der Schweizer Alpen wurde gekonnt eingefangen, Im Mittelpunkt der akustischen Umsetzung steht aber natürlich die Betonung der unheimlichen Momente. Dies wird mit viel Musik erreicht, die nicht nur während der Szenenübergänge eingesetzt wird, aber auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Geräuschen sorgt für eine dichte Stimmung. Und bereits das Intro mit den Sprachfetzen und der melodischen Untermalung wirkt sehr stimmungsvoll.
Obwohl nur wenige und meist nur düstere Farben verwendet wurden, ist das Titelbild der Episode sehr detailreich geraten, sodass man bei längerer Betrachtung immer neue Feinheiten entdecken kann. Die Kulisse der eigentlich so idyllischen Schweizer Alpen bekommt durch die dunkle Gestaltung, den finsteren Wald und das tobende Gewitter aber einen intensiven und unheimlichen Ausdruck – sehr gelungen. Wie immer beschränkt sich das Innere auf die wichtigsten Angaben und enthält keine zusätzlichen Informationen.
Fazit: „Die Sennenpuppe“ überzeugt mit der ungewöhnlichen und unheimlichen Titelfigur, deren Entstehung, Legende und Wüten der Hörer auf sehr unterhaltsame Weise präsentiert bekommt. Die Handlung ist dynamisch und zeigt eine reizvolle Gruppendynamik im Kleinen wie in einer ganzen Dorfgemeinschaft, was dem packenden Grusel noch eine andere Ebene hinzufügt. Schön, dass die Stimmung dabei so greifbar geraten ist.
VÖ: 24. Juli 2020
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960662761
Die schwarze Serie - 14. Memento
Ein Besuch bei seinem alten Schulfreund Douglas McLeod, der gerade aufwendig ein altes Landgut renoviert, weckt bei dem Londoner Rechtsanwalt Philip Aitken nicht nur positive Erinnerungen. Ein alter Brunnen auf dem weitläufigen Gelände erinnert die beiden an einen Vorfall, den die beiden lieber vergessen hätten - und das sich auf unheilvolle Weise noch heute auswirkt...
"Die schwarze Serie" präsentiert jetzt schon seit einigen Jahren in sich abgeschlossenen Gruselgeschichten, wobei immer wieder auf recht unbekannte Gruselklassiker gesetzt wird. In der 14. Episode wird beispielsweise M.R. James' "A school story" als "Memento" umgesetzt. Die Handlung entwickelt sich gerade zu Anfang sehr langsam, das Aufeinandertreffen der beiden alten Schulfreunde, die verschiedenen Rollen, die sie in ihrem Erwachsenenleben eingenommen haben, die Partnerschaften zu ihren Frauen - das alles wird hier ausführlich beschrieben, bevor es überhaupt zu den ersten übernatürlichen oder unheimlichen Elementen kommt. Unterhaltsam und kurzweilig sind diese Szenen zwar, Spannung kommt dabei aber kaum auf. Das Auffinden des alten Brunnens und der nachfolgende Bericht der beiden Freunde über ein prägnantes Erlebnis ihrer Jugend stellen dann einen Wendepunkt dar. Mir gefällt, wie gelungen diese Geschichte erzählt wurde, einige Spielszenen mit Rückblicken in die Vergangenheit lockern diese auf, im Kern berichten Douglas und Philip aber ihren Gattinnen davon. Auch hier entwickelt sich die Handlung langsam und gediegen weiter, bald wird es jedoch rätselhaft und noch ein wenig später auch unheimlich. Die Atmosphäre verdichtet sich dann immer mehr und lässt bis zum Ende der Folge dann auch nicht mehr nach. Es ist überraschend umgesetzt, wie dann alles zusammenhängt, wobei der schauerromantische Ausdruck und die altertümliche Stimmung gut zur Geltung kommen, das Tempo hätte aber auch im letzten Drittel etwas höher sein können, um die Spannung durchgängig zu halten.
Die Sprecher der Episode haben mir sehr gut gefallen, wobei das Wiederhören mit vielen bekannten Stimmen aus der Hörspielwelt Spaß macht, beispielsweise mit Dagmar Dreke, Uve Teschner und Gordon Piedesack. Als Douglas McLeod ist Hans-Jürgen Dittberner zu hören, der sowohl ruhigere als auch aufregendere Momente sehr gekonnt vertont und so eine lebendige Szenerie erschafft. Hans-Georg Panczak ist als Philip Aitken zu hören, der eine sehr lebendige und prägnante Aura um seine Figur schafft, mit viel Energie und seiner einprägsamen Stimme schafft er eine sehr präsente Figur. Seine Frau Anabelle wird von Arianne Borbach gesprochen, sie verstärkt mit ihrer Stimme die geheimnisvolle Ausstrahlung der Episode und wirkt in jeder Szene sehr authentisch.
Auch diese Geschichte ist treffend inszeniert worden und stimmig abgemischt, sodass trotz dichter atmosphärischer Gestaltung die Dialoge immer im Vordergrund stehen. Dabei sind die einzelnen Szenen insbesondere durch eine passende Hintergrundgestaltung untermalt, die diese lebendig wirken lassen. Die Übergänge sind mit klassisch instrumentalisierten Melodien untermalt, die die vorherrschende Stimmung aufgreifen und den Spannungsbogen gekonnt nachzeichnen.
Der Brunnen, der die Geschichte ins Rollen bringt, ist auf dem Titelbild gekonnt inszeniert. Ein Schwarm von Raben kreist über das gemauerte Rund, einige kahle Baumäste recken sich über ihn - das passt mit seiner düsteren Farbgebung und dem rötlichen Schimmer wunderbar zur Stimmung der Folge. Das Innere enthält zwar die üblichen Angaben zu den Mitwirkenden, daneben aber auch nur viel Werbung für andere Hörspiele.
Fazit: "Memento" nimmt sich Zeit, um Charaktere, Schauplätze und Handlung zu entwickeln. Das ist zwar durchgängig unterhaltsam umgesetzt, die Spannung wäre durch eine Straffung um einige Minuten sicherlich noch besser zur Geltung gekommen. Mir gefällt jedoch der schauerromanatische Ausdruck der Geschichte mit der gelungenen Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.
VÖ: 10. April 2020
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960662754
Die schwarze Serie - 13. Der Friedhofswärter
Jean Fournier nimmt eine Stelle als Friedhofswärter an, wobei strenge Bestimmungen für ihn gelten. Denn da eine verstorbene Fürstin der Stadtverwaltung viel Geld für die Bewachung ihres Grabes gezahlt hat, darf Fournier das Gelände für ein Jahr nicht verlassen. Nur in Gesellschaft der beiden Leibwächter der Adeligen bekommt er es jedoch bald mit der Angst zu tun...
„Die schwarze Serie“, in der klassische Gruselgeschichten als Hörspiel adaptiert werden, ist zwar schon einige Jahre alt, mit „Der Friedhofswärter“ ist nun aber erst die 13. Episode erschienen. Jean Ray lieferte die Vorlage, die recht klassisch aufgebaut ist und mit Jean Fourniers Ankunft auf dem alten Friedhof beginnt, seiner neuen Wirkungsstätte. Ein paar unheilvolle Andeutungen, ein leichtes Zögern seines Auftraggebers, die merkwürdigen Umstände seiner neuen Aufgabe, später das merkwürdige Verhalten seiner Kollegen Ossip und Welitscho - das ist sehr atmosphärisch geraten und flüssig und eindringlich erzählt. Zugegeben ist es für den halbwegs geübten Hörer nicht allzu überraschend, was hinter den seltsamen Vorgängen steckt, was sich dann auch bald immer mehr bestätigt. Hier liegt glücklicherweise auch nicht der Knackpunkt der Geschichte, nach einem dramatischen und aufregend umgesetzten Höhepunkt schwenkt die Handlung auf eine ganz andere Szenerie um. Jean Fournier wird dann noch einmal in einen ganz anderen Kontext gesetzt, die Grundlagen der Handlung ändern die Vorzeichen, was überraschend und ohne festgeschriebenen Weg erzählt wird. Mir gefällt sehr gut, dass hier noch einmal eine ganz andere Art von Spannung erzeugt wird, was durch die sehr gelungene Erzählweise ohne zusätzlichen Erzähler, aber einigen Anmerkungen der Hauptfigur zu den Ereignissen gekonnt unterstützt wird. Das Finale ist dann spannend und packend umgesetzt, was die starke Folge gekonnt abrundet.
Jean Fournier wird von dem wunderbaren Sascha Rotermund gesprochen, der der Handlung mit seiner betonten Sprechweise viel Ausdruck verleiht und den Spannungsbogen der Geschichte sehr gekonnt nachzeichnet. Besonders in den eher leisen Momenten wirkt er dabei sehr eindringlich und schildert die Eindrücke der Hauptfigur lebendig. Till Hagen übernimmt die Rolle des Welitscho und trägt mit seinem dunklen Klang und der immer leicht bedrohlichen Sprechweise ebenfalls zum Gelingen des Hörspiels bei, die Figur bekommt durch ihn ein sehr markantes Auftreten verliehen. Als Ossip ist Tbias Lelle zu hören, seine leicht kratzige Stimme und die glaubhafte Betonung passen sehr gut in die Handlung. Weitere Sprecher sind Lutz Riedel, Mia Diekow und Ulrike Möckel.
Die akustische Umsetzung der Episode ist gut gelungen und betont die unheimliche Atmosphäre, schöpft dabei insbesondere mit der Musik ais dem vollen. Hier wird manchmal etwas zu dick aufgetragen, die Stimmung künstlich aufgeladen, wo die Handlung einen kleinen Ruhepunkt hat. Die Geräusche sind sehr treffend eingebaut und sorgen für passende Kulissennfür die Dialoge.
Hervorragend ist das Cover der Episode geraten, das mit seinen hellen Brauntönen einen alten Friedhof mit vielen hoch aufragenden Grabmälern zeigt. Die dadurch entstehende Stimmung passt sehr gut zu dem unheimlichen Ausdruck der Episode. Das Innere des kleinen Booklets ist schlicht aufgebaut und hält für den Hörer neben den üblichen Angaben keine weiteren Informationen parat.
Fazit: Von Anfang an wird eine sehr unheimliche, beklemmende Stimmung aufgebaut und mit einigen unheimlichen Momenten versehen, bis die Geschichte nach einem klassischen Höhepunkt noch einmal umschwenkt und die Handlung auf eine andere Art zu Ende führt. Das ist durchgängig atmosphärisch und packend umgesetzt, was einen sehr gelungenen Eindruck hinterlässt.
VÖ: 8. November 2019
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960662792
Die schwarze Serie – 12. Die Raupen
Es sollen ein paar ruhige und entspannte Tage an der italienischen Riviera für das Ehepaar Birch sein – selbst wenn besonders Richard bereits am ersten Abend genervt von dem Künstler Arthur Inglis ist, der in der gleichen Pension eingekehrt ist. Ansonsten entpuppt sich die Villa Cascana als idealer Urlaubsort, besonders Anne fühlt sich sofort wohl. Doch in der Nacht dringen unheimliche Geräusche durch das Haus...
Die zwölfte Episode von „Die schwarze Serie“ mit in sich abgeschlossenen Gruselgeschichten widmet sich einer Vorlage von E.F. Benson. „Die Raupen“ spielt wieder in der heutigen Zeit und erzählt zunächst ausführlich von der Ankunft des Ehepaares Birch in der kleinen Pension und stellt die dort anwesenden Personen in einigen unterhaltsamen Szenen vor. Mir gefällt die Gruppendynamik, die dabei entsteht, auch der aufdringliche und ziemlich eigensinnige Arthur bringt Würze in diesen Teil der Geschichte – inklusive eines in Hörspielkreisen ziemlich bekannten Zitates. Unheimlich geht es dabei aber lange nicht zu, lediglich eine kleine Prise einer unheilvollen Ankündigung ist hier eingebaut. Hier hätte man vielleicht schneller auf die unheimlichen Geräusche in der Nacht kommen können, um die Szenerie zeitnaher aufzubauen, so wirkt das Ganze etwas verzögert. Doch bereits die Schreckensvision in der ersten Nacht zündet und sorgt für eine eingängige Stimmung. Viel Handlung gibt es dabei nicht, eher ausführliche Gespräche, die sich um die Ereignisse im Haus drehen. Die Kombination von Krankheit und Leid mit übernatürlichen Vorkommnissen ist reizvoll und rätselhaft, ebenso wie mir die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart gut gefällt. Das Ende ist sehr offen gehalten und folgt keinesfalls dem üblichen Schema des Genres, alles bis ins Detail aufzuklären, sondern lässt bewusst viel offen – sehr viel, denn das Ende kommt sehr überraschend und ohne einen größeren Höhepunkt als Finale. Insgesamt hinterlässt „Die Raupen“ bei mir zwiespältige Gefühle, viele Ideen gefallen mir sehr gut, insgesamt passiert aber einfach recht wenig, um über die ganze Laufzeit packen zu können.
Die Sprecher sind allesamt sehr engagiert bei der Sache, besonders Daniel Zillmann hat mir als Richard Birch sehr gut gefallen. Er setzt Akzente an den richtigen Stellen und sorgt mit viel Energie für eine intensive Atmosphäre. Robin Brosch tritt als Arthur Inglis herrlich exaltiert auf, wodurch er einige Lacher auf seiner Seite hat, aber auch die Brisanz einiger Szenen erhöht. Katja Brüggers unverkennbare raue und dunkle Stimme kommt als Pensionsbetreiberin Lydia Stanley sehr gut zur Geltung, resolut und warmherzig prägt sie die Folge auf ihre eigene Weise. Weitere Sprecher sind Douglas Welbat, Manja Doering und Timo Kinzel.
Die akustische Gestaltung der Folge ist recht reduziert geraten, nur wenige Geräusche sind während der Dialoge eingebaut. Auch Musik ist nur streckenweise eingebaut, ist dann aber stimmig ausgesucht und verschärft die Atmosphäre auf gekonnte Weise. Dennoch wirken die Sprecher hier manchmal etwas verloren und hätten mehr Unterstützung gebrauchen können.
Der dezente Schriftzug der Serie und der Folgentitel in an Sütterlin erinnernden Lettern ergänzt den schwarzen Rahmen auf dem Titelbild. Das eigentliche Motiv zeigt in rötlichen Farben passend zum Folgentitel einige Insekten – schlicht und doch wirkungsvoll. Im Inneren sind die üblichen Produktionsangaben zu finden, weiteren Bonus gibt es dabei nicht.
Fazit: Die Entwicklung der Geschichte ist langsam und eher auf eine passende Stimmung bedacht, lässt sich am Anfang aber vielleicht eine Spur zu viel Zeit. Die Verbindung von weltlichen und übernatürlichen Plagen ist sehr gelungen und sorgt für einige Gänsehautschauer, das Ende ist dabei sehr offen geraten und überlässt vieles der Fantasie des Hörers.
VÖ: 30. November 2018
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783960661665
Die schwarze Serie – 11. Der Horla
Der junge Victome de Folieson sitzt in einer finsteren Arrestzelle, wartend auf sein Urteil. In einer weiteren Befragung geht es allerdings nicht um seine Schuld – die hat der französische Adelige längst eingestanden. Vielmehr interessiert sich ein Arzt für seinen Geisteszustand und will die Hintergründe kennenlernen. Hierfür setzt der Victome ausgerechnet an einem lauen Frühlingstag an...
Als Guy de Maupassant Ende des 19. Jahrhunderts seine Novelle „Der Horla“ verfasst hat, hat er wahrscheinlich nicht daran gedacht, dass diese über 140 Jahr später mal als Hörspiel umgesetzt werden würde. Doch genau dies ist nun in der elften Episode der „schwarzen Serie“ geschehen, was die hierzulande eher unbekannte Geschichte ein wenig bekannter macht. Völlig zu recht, denn die düstere Szenerie mit der bedrückenden Stimmung funktioniert hier prächtig. Die Rahmenhandlung mit der erneuten Befragung Foliesons ist dabei bei weitem nicht nur am Anfang eingesetzt, sondern blitzt immer wieder hervor, erlaubt zusätzliche Kommentare, sorgt an den richtigen Stellen für einen Anstieg des Tempos und bringt nicht zuletzt gleich zu Anfang die unheilvolle Atmosphäre zur Geltung. So betrachtet man auch die romantisch angehauchte Anfangsszene um die Zuneigung des Victomes zu seiner Cousine Natalie gleich mit anderen Augen und ahnt auch später bei scheinbar harmlosen Begebenheiten, dass dies noch wichtig für den dunklen Anklang sein wird. Es sind nur wenige Themen, die hier miteinander verknüpft werden, diese passen aber sehr gut zusammen und gewinnen mit längerer Laufzeit immer mehr an Intensität, beispielsweise die Idee der Hypnose und den psychischen Verfall des Protagonisten. Verbunden mit zahlreichen mystischen Elementen und der immer eindringlicheren Figur des Horla, dessen Geheimnis der Hörer langsam auf die Spur kommt, der aber auch eine starke symbolische Wirkung hat. Abgeschlossen wird das Ganze mit einigen dramatischen Wendungen auf den verschiedenen Erzählebenen. Eine sehr hörenswerte Inszenierung, die mit steigender Laufzeit mehr und mehr hinzugewinnt.
Eine ganze Reihe starker Stimmen ist hier zu hören, die Sprecherliste liest sich sehr prominent: Daniel Welbat, Volker Brandt oder Helmut Krauss sind zu hören, um nur einige zu nennen. Es ist aber besonders Torsten Michaelis in der Hauptrolle, der die Handlung so lebendig hält, in den verschiedenen Erzählebenen einen sehr unterschiedlichen und passenden Ton anschlägt und auch die Erzählparts mit Spannung versieht. Tommi Pipers markanter Klang ist hierzu als Jacques Amieux ein gekonnter Gegenpart, mit seiner ebenso ausdrucksstarken Stimme kann gegen Michaelis' starken Auftritt gut bestehen. Die wundervolle Annina Braunmiller-Jest sorgt mit ihrem zarten Klang in der Rolle der Natalie für die weibliche Seite in der Geschichte und gestaltet diese mit einem sehr präsenten Auftreten.
Auch akustisch ist der Handlung mit viel Wucht umgesetzt, viele Melodien unterstützen sie in ihrer Wirkung. Und geht es dann auch mal etwas lauter und dramatischer zu, was mir gut gefallen hat. Die Geräusche fügen sich dabei gut ein, sodass sich die Szenen mit der Befragung deutlich vom Rest abheben und alles greifbar und authentisch wirkt.
Mit dem Horla wurde eine sehr prägnante Figur geschaffen, die dann auch ihren Platz auf dem Cover völlig zu Recht verdient hat. Kauernd, deformiert, mit krallenartigen Fingern und einem stechenden Blick wird er zu einer eingängig dargestellten Spukgestaltung und dazu noch unheimlich von hinten beleuchtet – eine sehr ansprechende Gestaltung.
Fazit: „Die schwarze Serie“ hat hier eine weitere, hierzulande eher unbekannte Geschichte gefunden und spannend aufbereitet. Von der Figur des Horla geht eine sehr düstere, symbolhafte Ausstrahlung aus, durch die Erzählweise mit der unheilvollen Rahmenhandlung gewinnt das Hörspiel trotz seiner Länge an Dynamik. Eine sehr gelungene Produktion!
VÖ: 20. Juli 2018
Label: Maritim
Bestellnummer: 978-3-960661-65-8
Die schwarze Serie – 10. Die Verschwundenen
Erster Eindruck: Eine verloren geglaubte Suche...
Andrew Gwinnet ist eigentlich Journalist, doch er fängt als einfacher Hilfsarbeiter auf der Farm des Ehepaars Ashmore in Illinois an. Dabei ist die Familie im Dorf verschrien, nachdem der Sohn vor einiger Zeit spurlos verschwunden ist. Gerüchte von einem Zerwürfnis machen die Runde, doch Andrew hat eine ganz andere Ahnung, was mit Charles passiert sein könnte...
Auch „Die schwarze Serie“ hat nach der Wiederauferstehung des Labels Maritim unter neuer Führung ein Revival erlebt, sodass fast 13 Jahre nach dem Erscheinen der erste Folge nun die zehnte Episode der Reihe gehört werden kann. Für „Die Verschwundenen“ wurden Motive des amerikanischen Autors Ambroise Bierce verwendet, aber in die heutige Zeit übertragen. Zu Anfang wirkt die Geschichte recht sperrig, da sich die einzelnen Szenen zunächst nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen wollen. Die Marschrichtung ist zunächst unklar, und das ist erst einmal recht anstrengend. Erst später ist das Konstrukt hinter der Handlung erkennbar, und ab etwa der Hälfte der Handlung ist diese sehr stark gestaltet. Da wird es einerseits unheimlich und mysteriös, aber an einigen Stellen auch sehr emotional. Die Beziehungen der Familie Ashmore, die Wirkung ihres Schicksals auf das Dorf, die Befangenheit ihrer Gefühle, all das ist sehr gut in die Handlung um „Die Verschwundenen“ integriert. Und schließlich machen auch die Verknüpfungen zu den anfänglichen Szenen Sinn, auch das Motiv von Andrew wird klar, woran sich noch einige sehr spannende Szenen mit überraschendem Ende anschließen. „Die Verschwundenen“ ist solide Gruselkost, bleibt eher ruhig und lässt dem Hörer beim zweiten Durchgang noch weitere Feinheiten entdecken.
Sascha Drager ist in der Hauptrolle des Andrew Gwinnet zu hören und lässt seine Stimme in ganz unterschiedlichen Facetten erklingen. Er passt sich sehr gut der jeweiligen Stimmungslage an und ist durchgängig sehr überzeugend. Kaspar Eichel hat mir als Christian Ashmore ebenfalls sehr gut gefallen, er lässt den grantelnden und zurückgezogenen Charakter sehr gut zur Geltung kommen und kann auch die aufkommenden Emotionen des Mannes gekonnt inszenieren. Auch Dagmar Dempe macht ihre Sache als Glenda Ashmore sehr gut, wobei sie ihre ganze Erfahrung einfließen lässt, um eine lebendige Sprechweise zu erzeugen. Weitere Sprecher sind Wolfgang Condrus, Karin Lieneweg und Boris Tessmann.
Insgesamt ist die Geschichte sehr ruhig, was sich natürlich auch in der Umsetzung niederschlägt. So sind die Geräusche meist leise im Hintergrund, die Musik unauffällig während der Übergänge oder einiger besonderer Szenen im Einsatz. Doch an den richtigen Stellen dreht beides auch mal auf und lenkt die Aufmerksamkeit auch akustisch auf dramatische Momente.
Die altertümliche Schrift des Folgentitels wurde auch auf diesem Cover verwendet und ist unter dem eigentlichen Motiv zu sehen, das die verschwommene Silhouette eines Menschen zeigt, der von hinten beleuchtet wurde. Das gibt die Stimmung des Themas gut wieder und ist in seiner Schlichtheit überzeugend.
Fazit: „Die Verschwundenen“ punktet mit einem sehr gelungenen Thema, das im Hauptteil ebenso emotional wie mysteriös umgesetzt ist und in einem bedrückenden Finale endet, das alles stimmig zusammenfügt und mit einer erschreckenden Szene endet. Doch der Weg dorthin ist etwas anstrengend, da sich die Handlung zu viel Zeit lässt, um auf den Punkt zu kommen und viele Details verloren gehen.
VÖ: 9. Februar 2018
Label: Maritim
Bestellnummer: 978-3-960660-98-9
Die schwarze Serie – 9. Der Kupferstich
Erster Eindruck: Sinnestäuschung oder mystischer Vorgang?
Edward Williams erhält einen alten Kupferstich, der eigentlich ein recht einfaches Motiv zeigt, dennoch geht eine geheimnisvolle Aura von dem Gegenstand aus. Am nächsten Morgen ist er jedoch völlig verunsichert, denn scheinbar hat sich die Szenerie verändert. Als er noch andere Menschen nach ihren Beobachtungen fragt, macht er einige erstaunliche Entdeckungen...
Lange Zeit war es ruhig um die schwarze Serie von Maritim, doch nach der Wiederauferstehung wurde auch diese Serie erneut gestartet, als insgesamt neunte Folge ist nun „Der Kupferstich“ nach einer Geschichte von M. A. James erschienen. Schon gleich zu Anfang wird auf den sich scheinbar veränderten Kupferstich eingegangen, sodass auch beim Hörer direkt das Interesse geweckt wird. Zunächst beschränkt sich die Handlung auf die Beobachtungen, die Edward und seine Freunde machen. Dabei sind immer wieder Kleinigkeiten anders, die Atmosphäre ist rätselhaft und gespannt, aber nicht wirklich bedrohlich. Das ändert sich schlagartig mit dem Auftauchen einer merkwürdigen Gestalt, und ab da nimmt die Geschichte dann auch eine Wendung. Edward forscht nun mehr nach den Hintergründen, will wissen, was da alles zu bedeuten hat und entdeckt schließlich, dass ein dramatisches Geheimnis hinter dem Kupferstich steckt. Das ist dann auch sehr mystisch und unheimlich erzählt, sodass sich ein sehr rundes und gelungenes Ganzes ergibt. „Der Kupferstich“ hat mich zudem mit seiner Dynamik überzeugt, immer wieder gibt es kleine Überraschungen, die das Geschehen unterhaltsam halten.
Viele hochkarätige Sprecher sind in dieser Folge zu hören, unter anderem sind dies Rainer Fritzsche, Lutz Riedel und Lutz Mackensy. Torsten Sense ist in der Hauptrolle des Edward Williams zu hören, er setzt seine markante und ausdrucksstarke Stimme gekonnt ein. So zeichnet er die Intensität der Handlung mit seiner Stimme nach und trägt den steigenden Schrecken so näher an den Hörer heran. Till Hagens Klang zieht die Aufmerksamkeit nicht weniger auf sich, sodass auch Albert Denninstoun nachhaltigen Endruck hinterlässt. Arianne Borbach spricht die Jane mit viel Leidenschaft und sorgt für einige sehr gelungene Momente.
Die Umsetzung der Geschichte ist vom Produzententeam geschickt umgesetzt worden, die Handlung wird dabei subtil beeinflusst. Dafür sorgen zahlreiche Melodien mit orchestralen Klängen, die insbesondere die Szenenübergänge, aber auch einige entscheidende Dialoge untermalen. Die Geräuschkulisse ist hier eher zurückhaltend, fügt sich aber durchaus stimmig in das Gesamtkonzept ein.
Natürlich ist auf dem Cover das Haus zu sehen, das auch vom Kupferstich gezeigt wird. Das strahlt eine recht ruhige Atmosphäre aus, ist mit der leicht grisselig wirkenden Zeichenart zudem besonders geraten. Auf den Titel der Serie wird nicht nur mit dem Rahmen eingegangen, sondern auch im Inneren – natürlich ist die vorherrschende Farbe hier schwarz.
Fazit: „Der Kupferstich“ startet direkt mit der Handlung, ist im ersten Teil aber sehr ruhig erzählt, sodass die einzelnen Elemente sehr gut zur Geltung kommen. Die späteren Nachforschungen heizen dann das Tempo an und führen zu einem sehr intensiv erzählten und dramatischen Ende. Eine Folge, die mir sehr gut gefallen hat!
VÖ: 30. Juni 2017
Label: Maritim
Bestellnummer: 978-3-960660-26-2
Die schwarze Serie – 8. Der Käfersammler
Erster Eindruck: Grauen in der Nacht
Auf der Suche nach einer neuen Anstellung stößt der junge Mediziner Greg Hamilton auf eine merkwürdige Anzeige, in der explizit ein Arzt mit Kenntnissen über Käfer gesucht wird. Von Neugier getrieben meldet er sich bei Lord Linchmere, der ihn gleich zu traumhaften Bedingungen anstellt. Doch der Einsatz auf einem einsam gelegenen Landhaus gerät schon in der ersten Nacht außer Kontrolle...
Wie viele andere Serien auch hat Winterzeit beim wiederauferstandenen Label maritim nun „Die schwarze Serie“ fortgesetzt, welche jeweils eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt und sich dabei aus dem Fundus bekannter Schauergeschichten bedient. „Der Käfersammler“ stammt beispielsweise aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle, der eben nicht nur seine Geschichten um Sherlock Holmes verfasst hat. Der Aufbau von „Der Käfersammler“ ist insgesamt recht langsam, die Handlung entwickelt sich nur schrittweise weiter. Nachdem die Grundsituation geklärt und Greg auf dem Landsitz angekommen ist, stellen sich dann aber auch schnell der ersten merkwürdigen Begebenheiten ein, insbesondere in der ersten Nacht wird eine sehr erschreckende Szene geliefert, hier wird das Kernproblem der Handlung mit Nachdruck geschildert. Nach diesem Paukenschlag wird die Geschichte mit immer weiteren Details ausgeschmückt und gewinnt dabei an tiefe, auch die Charaktere entwickeln sich dabei immer weiter. Die Szenerie verdichtet sich ab diesem Moment immer weiter, die Stimmung wird düsterer, die Handlung interessanter. Packender Grusel oder eine fesselnde Atmosphäre entstehen dabei zwar nicht, aber ein solides und zum Finale hin sehr gut erzähltes Hörspiel, dass durchaus neben anderen, ähnlich gelagerten Produktionen bestehen kann.
Peter Lontzek ist in der Hauptrolle des Dr. Greg Hamilton zu hören, mit seiner markanten Stimme unterstützt er den Handlungsfluss und setzt insbesondere das Finale der Handlung mit einigen sehr gelungenen Momenten stark um. Frank Glaubrecht ist als Lord Linchmere, der Auftraggeber Hamiltons, zu hören, auch er ist sehr passend besetzt und sorgt mit seinem ausdrucksstarken Klang für eine lebendige Umsetzung. Der wunderbare Jürgen Thormann spricht den knarrigen Jennings mit der ihm eigenen Intensität, wobei sein rauer Klang bestens in die Atmosphäre der Folge passt. Weitere Sprecher sind Luisa Wietzorek, Christine Pappert und Markus Pfeiffer.
Sehr gut gefallen hat mir die akustische Umsetzung der Geschichte, die genau die richtige Dosis an Musik und Geräuschen einsetzt, sodass alle Elemente gut wirken können. So sind es manchmal auch die Momente der Stille, die eine besondere Atmosphäre haben, die besonders dramatischen Szenen sind aber auch mit passender und stimmiger Musik untermalt worden.
Das dunkle Cover gefällt mir ebenfalls sehr gut, die detailreiche Abbildung des großen Käfers ist sehr ansehnlich und wirkt durch die schlichte restliche Gestaltung umso mehr. Der Serientitel verschwindet fast vor dem schwarzen Hintergrund, während der Folgentitel in verschnörkelter Schrift sehr gut dazu ausgewählt ist. Im Inneren werde die Mitwirkenden ausführlich und übersichtlich aufgeführt.
Fazit: Die einzelnen Elemente der Geschichte sind gut miteinander verknüpft und werden stimmungsvoll und unterhaltsam erzählt, wobei das Tempo erst spät anzieht. Der Weg bis dahin ist aber gelungen erzählt, wobei das Finale den unumstrittenen Höhepunkt darstellt und das Hörspiel sehr gelungen abschließt.
VÖ: 24. März 2017
Label: maritim
Bestellnummer: 978-3-960660-25-5