Midnight Tales - 92. Ein Auge für Details
Midnight Tales - 91. Tödlicher Ruhm - Teil 2
Midnight Tales - 90. Tödlicher Ruhm - Teil 1
Midnight Tales - 88. Das Tor zur Unterwelt
Midnight Tales – 87. Das Ding auf der Schwelle
Midnight Tales – 86. Monsterwürmer
Midnight Tales – 85. Ein Wort der Warnung
Midnight Tales – 66. Nachtschicht
Midnight Tales – 63. American Slasher Star
Midnight Tales – 62. Der letzte Schritt
Midnight Tales – 59. Wem die Glocke dreimal schlägt
Midnight Tales – 56. Man nannte sie Qualle
Midnight Tales – 55. Ausgeliefert
Midnight Tales – 54. Der Drache
Midnight Tales – 53. Das Grauen von Dunwich – Teil 4
Midnight Tales – 52. Das Grauen von Dunwich – Teil 3
Midnight Tales – 51. Das Grauen von Dunwich – Teil 2
Midnight Tales – 50. Das Grauen von Dunwich – Teil 1
Midnight Tales – 49. Der Fluch der Apokryphen
Midnight Tales – 47. Killer Book
Midnight Tales – 46. Von Schuld und Sühne
Midnight Tales – 45. Das Monster aus dem Bernstein
Midnight Tales – 44. Zwiespältig
Midnight Tales – 43. Der ewige Star
Midnight Tales – 42. Herzen aus Eis – Teil 2
Midnight Tales – 41. Herzen aus Eis – Teil 1
Midnight Tales – 40. Die Präparatorin
Midnight Tales – 39. Spiegelbilder
Midnight Tales – 38. The Big Dark
Midnight Tales – 37. Ohne jedes Risiko
Midnight Tales – 36. Eine Wette mit dem Schicksal
Midnight Tales – 35. High Noon Again
Midnight Tales – 34. Tod auf leisen Beinen
Midnight Tales – 33. Einsam an der Spitze
Midnight Tales – 32. Der nahende Winter
Midnight Tales – 31. Unheil zu verkaufen
Midnight Tales – 30. Ein Stück vom Himmel
Midnight Tales – 29. Schatten der Vorahnung
Midnight Tales – 28. Tote neue Welt 4/4
Midnight Tales – 27. Tote neue Welt 3/4
Midnight Tales - 26. Tote neue Welt 2/4
Midnight Tales – 25. Tote neue Welt 1/4
Midnight Tales – 20. Clara gegen Tod und Teufel
Midnight Tales – 19. Die Rolle ihres Lebens
Midnight Tales – 17. Mörder-Puzzle
Midnight Tales – 16. Kindheits-Trauma
Midnight Tales – 15. Das Glücksdrachen-Tattoo
Midnight Tales – 14. Poe-ethische Gerechtigkeit
Midnight Tales – 13. Das absolute Gedächtnis
Midnight Tales - 12. Stimmen in der Dunkelheit
Midnight Tales - 11. Wenn Masken fallen
Midnight Tales - 10. Wahn und Wahnsinn
Midnight Tales - 9. Jenseits 2.0
Midnight Tales - 8. Mehr Sein als Schein
Midnight Tales - 7. Morbide Rosen
Midnight Tales - 6. Die endlose Nacht
Midnight Tales - 3. Futterneid
Midnight Tales - 92. Ein Auge für Details
Bei der Eröffnung einer neuen Kunstausstellung in einer etablierten Galerie stechen insbesondere die Statuen des aufstrebenden Künstlers Arturo hervor, der erstaunlich detailgetreu arbeitet und seine Werke lebensnah darstellt. Roy Chambers, dem mit seinen Kunstwerken aus Schrott auf einem absteigenden Ast ist, wird misstrauisch und forscht ein wenig im Umfeld des Künstlers nach...
Klar, die Midnight Tales von Contendo Media bieten vornehmlich unheimliche Unterhaltung. Immer wieder mischen die Drehbuchautoren aber auch eine gesellschaftskritische Atmosphäre unter, so auch in der 92. Episode. "Ein Auge für Details" spielt in der als abgehoben dargestellten Kunstszene voller exzentrischer und egomanen Charaktere, erlaubt aber auch einen Blick hinter die Kulissen hinter so einige Fassaden. Die Galeriebesitzerin, die eigentlich nur auf ihren Profit aus ist, das blinde Supermodel mit ganz eigenem Sinn für Ästhetik oder der Schrottkünstler, der eigentlich nur schockieren will - eine reizvolle Sammlung an Themen, die gelungen in die Handlung eingebunden sind. Konzentriert sich diese zunächst noch auf die Eröffnung der Ausstellung, geht sie immer mehr auf die unheimlichen Hintergründe ein. Zugegeben: Diese sind sehr offensichtlich platziert, es dürfte kaum überraschen, was der mysteriöse Ausgangspunkt ist. Doch die genauen Zusammenhänge bleiben einige Zeit im Dunkeln und werden erst zum Schluss aufgeklärt. Entstanden ist dadurch eine solide Episode, bei der auch ein großer Schuss Humor nicht zu kurz kommt.
Stimmlich wurden gute Entscheidungen getroffen und eine gute Leistung erbracht. Besonders das Zusammenspiel von Florian Clyde und Cathlen Gawlich in den Hauptrollen ist überzeugend, beide stellen ihre Figuren charakterstark und individuell dar, aber auch die Chemie zwischen den beiden passt gut zur Handlung. Markus Pfeiffer bringt als Arturo eine kraftvolle Stimmung mit ein, er lässt den Künstler nicht nur abgehoben und eigensinnig, sondern auch sehr standfest klingen. Heide Domanowski ist als Penelope Cartwright ebenfalls sehr gut besetzt, sie bringt den Humor der Figur gekonnt zur Geltung und hat die Lacher auf ihrer Seite. Auch Katrin Fröhlich, Christina Ann Zalamea und Florian Hoffmann sind zu hören.
Akustisch wird auch diese Episode wieder sehr solide umgesetzt, wobei die klassische Mischung aus Geräuschen und Melodien geboten wird. Letztere sorgen in den Szenenwechsel und besonders intensiven Momenten für die passende Stimmung, während die Geräusche das Geschehen lebendig halten. Das ist gut aufeinander abgestimmt und passt gut zur Handlung.
Natürlich gibt es auch hier wieder ein eigenständiges Titelbild im typischen, leicht skurrilen Stil der Serie. Was die aufgerissenen Augen einer Frau, vor die ein scharfes Messer mit einem ersten Blutstropfen gehalten wird, mit der Handlung zu tun haben, erschließt sich erst ganz am Ende.
Fazit: "Ein Auge für Details" ist eine weitere Episode der Serie, die eine reizvolle Szenerie mit einigen übernatürlichen Elementen bietet. Auch wenn nicht alles ganz überraschend ist, gibt es eben doch ein paar eigenständige Ideen, die der Geschichte einen neuen Dreh verleihen. Schön, dass einige Kommentare zur Gesellschaft und eine gute Prise Humor nicht fehlen.
VÖ: 7. Juni 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967625073
Midnight Tales - 91. Tödlicher Ruhm - Teil 2
Die Todesfälle rund um die ehemals erfolgreiche Castingshow sind längst noch nicht aufgeklärt, in den Medien und beim Publikum gibt es einen Rummel, der größer ist als je zuvor. In Begleitung der engagierten Maskenbildnerin Sue Livingstone ist Kommissar Bruce Culver dem Mörder weiter auf der Spur. Doch dieser versteht es, sich vor einer Enttarnung zu verbergen...
"Tödlicher Ruhm" ist als Zweiteiler innerhalb der "Midnight Tales" konzipiert. Zu Beginn dieser Episode sind die Grundlagen der Geschichte also schon klar: Wie das ungewöhnliche Duo aus Cop und Make Up Artist zusammengefunden hat, dass so einiges bei der Catingshow im Argen liegt, wie die Medien intensiv über die Morde berichten. Die Handlung setzt dann auch direkt daran an, setzt aber noch einmal ganz andere Schwerpunkte. Es gibt noch einige Wendepunkte und intrigante Machenschaften hinter den Kulissen, aber auch die Szenerie um die unheimliche Spukerscheinung wird deutlich weiter ausgebaut. Das ist unterhaltsam und kurzweilig aufgebaut, auch wenn die großen Überraschungsmomente ausbleiben und man einige Grundzüge der Handlung schon erahnen kann. Zudem wirkt die Geschichte an einigen Stellen etwas aufgeblasen, um sie auf zwei (immer noch kurze) Episoden aufzuteilen - die Liebesgeschichte ist für mich dann doch etwas zu viel des Guten. Dennoch: Insgesamt eine solide Episode.
Jacob Weigert ist in der Rolle des Bruce Culver zu hören und punktet mit einer lebendigen und treffenden Sprechweise. Er gestaltet die verschiedenen Szenen stimmig, bleibt dem coolen Auftreten seiner Figur aber treu. Sabine Arnold bringt als Jane Walters noch einmal eine andere Note mit ein, sie setzt emotionale Akzente und setzt den Verlust ihrer Tochter gelungen um. Angela Quast ist als Katie zu hören und legt sehr viel kalte Wut in ihre Stimme, sodass die unheimliche Wirkung der Figur voll zur Geltung kommt. Auch Pat Murphy, Constantin von Westphalen und Dana Friedrich sind zu hören.
Auch diese Episode wurde vom Team um Regisseur Christoph Piasecki stimmig umgesetzt. Dabei spielen insbesondere die Geräusche eine entscheidende Rolle und setzen die Szenen lebendig um. Manch eine Geräuschkulisse hätte aber ruhig noch intensiver oder abwechslungsreicher sein können. Musik ist ebenfalls stimmig eingefügt, sodass zusätzliche Atmosphäre aufkommt.
Natürlich gibt es auch hier wieder ein eigenständiges Titelbild, das wieder im typisch skurrilen und grobkörnigen Stil der Serie gehalten ist. Das rötliche Augenpaar wirkt dabei dämonisch und düster, während zersplitternde Fernsehbildschirme und angedeutete Flammen die Szenerie gelungen ergänzen.
Fazit: "Tödlicher Ruhm" wird hier mit einigen Wendungen erweitert, die Hintergründe der Castingshow weiter aufgedeckt. Der Schwerpunkt verschiebt sich dabei merklich und geht mehr auf die Vergangenheit ein. Manches lässt sich zwar richtig vorausahnen, eine kurzweilige Stimmung und eine temporeiche Erzählweise sind dennoch vorhanden.
VÖ: 10. Mai 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967625059
Midight Tales - 90. Tödlicher Ruhm - Teil 1
Die einst so erfolgreiche Castingshow American Popstar hat seine Glanzzeiten zwar schon hinter sich, fährt aber noch solide Quoten ein. In der aktuellen Staffel zeichnet sich mit Tracy langsam eine Favoritin ab, die bei den Produktionsmitgliedern aber alles andere als beliebt ist. In einer Live-Show geschieht dann ein schreckliches Unglück: Vor einem Millionenpublikum wird sie von einem herabstürzenden Scheinwerfer zerquetscht. Unfall oder Absicht...?
Ungewöhnliche Paarungen bei Ermittlungen in Kriminalfällen sind längst nicht mehr ungewöhnlich, dass aber eine Make-Up-Artist bei den Recherchen in einem potenziellen Mordfall ermittelt, kommt ist wohl eine Besonderheit des "Midnight Tales"-Zweiteilers "Tödlicher Ruhm". Dazu werden in diesem ersten Teil erst einmal die Protagonisten dargestellt: Der geldgierige Produzent, die divenhafte Teilnehmerin, der frustrierte Regieassistent. Klingt alles etwas stereotyp? Das ist auch so, wird aber dennoch unterhaltsam aufbereitet. Der oben beschriebene Todesfall wird dann prominent in Szene gesetzt und ist ein gelungener Wendepunkt, von dem dann die weiteren Ermittlungen ausgehen. Man dringt immer tiefer in die Zusammenhänge ein, das Ganze bleibt aber nicht vollkommen im bodenständigen Krimibereich, sondern bekommt eine gelungene übernatürliche Note verpasst - und dann ist es auch ganz schnell vorbei. Nach nicht einmal 24 Minuten reiner Laufzeit endet diese Episode mitten in der Handlung. Sicherlich: Die Serie ist eher für kurze und knappe Geschichten bekannt und wird vor allem im Rahmen von Hörspielflatrates gestreamt. Die doch recht kurze Länge hat mich dann aber doch überrascht, da Teil 2 nicht wesentlich länger läuft.
Greta Galisch de Palma ist in der Rolle der toughen Maskenbildnerin Sue Livingston zu hören, die nicht nur während der Vorstellung der Szenerie eine wichtige Rolle spielt, sondern auch bei den Ermittlungen mitwirkt. Die Rolle legt sie zugänglich und authentisch an, sodass eine überzeugende Figur entstanden ist. Bodo Wolf ist als Norman Drake zu hören und stellt die Figur nicht gerade sympathisch dar, sondern schleimt und grantelt sich durch die Handlung, was authentisch und überzeugend wirkt. Matthias Keller ist als Seth Evans zu hören und lässt seine Stimme tief und voll klingen, was seinen Szenen eine präsente Wirkung verleiht. Auch Markus Raab, Rieke Werner und Felix Würgler sind zu hören.
Akustisch wird die Episode solide umgesetzt, insbesondere die Geräusche sind vielseitig eingebunden und gut auf die Dialoge angepasst. Bei der Gestaltung der Szenenhintergründe hätte etwas mehr teilweise gutgetan, die Stimmung der Menschenmassen wirkt nicht immer greifbar, sondern teilweise auf Sparflamme. Begleitet wird das Ganze durch passende Musik, die die jeweilige Stimmung aufgreift.
Die prägnante Szene, in der Tracy von dem Scheinwerfer erschlagen wird, ist auch auf dem Titelbild zu sehen. Zu sehen ist ihr Körper in rotem Kleid, während der Scheinwerfer direkt auf ihren Schultern sitzt und Flammen aus ihm heraus züngeln - ein sehr passendes Motiv, das im typischen, leicht skurrilen Stil der Serie umgesetzt wurde.
Fazit: Wieder ist in die Episode eine große Prise Gesellschaftskommentar eingebunden, wobei die Kritik an Castingshows und den verschiedenen Akteuren eher stereotyp geraten ist. Der Verlauf ist aber unterhaltsam und ist mit einigen gelungenen Szenen gespickt, wobei die Zusammenstellung der Charaktere gut funktioniert. Auch der Hauch des Übersinnlichen, der hier gerade aufkommt, gibt noch einmal eine gelungene Würze, bevor die Handlung recht abrupt abbricht - die Nachfolgeepisode ist aber fast gleichzeitig erschienen, sodass man direkt weiterhören kann.
VÖ: 3. Mai 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967624885
Midnight Tales - 88. Das Tor zur Unterwelt
Eine alte Burg, die laut Legenden von geflügelten Wesen erbaut wurde und das Tor zur Unterwelt beherbergt, wurde zu einem Hotel umgebaut und zieht zahlreiche Touristen an, die den makabren Charme schätzen und von den düsteren Geschichten fasziniert sind. Auch Kai, Fina und Boris checken dort für ein Wochenende ein. Doch neben ihnen scheinen keine anderen Gäste in dem alten Gemäuer zu sein...
"Das Tor zur Unterwelt" ist seit jeher der Ausgangspunkt für zahlreiche Gruselgeschichten. Die 88 Episode der "Mignight Tales" ist sogar nach diesem mystischen Ort benannt und mal wieder in der heutigen Zeit angesiedelt. Dabei kommt schnell eine unheimliche Stimmung auf, schon bei der ersten Szene mit der Fahrt der drei Besucher zum Hotel schleichen sich die ersten unheilvollen Gefühle ein - auch wenn diese vielleicht eine Spur zu lang geraten ist. Auch danach bleibt die Stimmung eher geheimnisvoll, es ist lange nicht klar, was hinter der Handlung steckt. Ich mag diese Art einer subtilen Spannung mit vielen kleinen Andeutungen, was hier vielleicht dennoch etwas zu spät auf den Punkt kommt. Allerdings schließt sich am Ende ein gelungener Twist ein, der das Rätsel um das Hotel noch einmal intensiviert und zu einer sehr markanten Szene führt, die nahtlos in ein actiongeladenes FInale übergeht. Dabei kommen einige gute Ideen auf, so richtig überzeugt hat mich die Episode leider nicht. Um einen Satz aus dem Hörspiel zu zitieren: Ich hatte es mir irgendwie spektakulärer vorgestellt,
Kevin Kasper ist als Kai Rostowski zu hören und gestaltet seine Figur locker und authentisch. Wie er dabei auf die verschiedenen Szenen glaubhaft und energisch reagiert, aber auch die unheimliche Stimmung mitträgt, hat mir gefallen. Matthias Heyd ist als Hotelbesitzer Peter Schäfer zu hören und lässt seine Stimme betont, tief und eingängig klingen, wobei er die düstere Atmosphäre der Episode zu unterstreichen versteht. Jan Uplegger spricht den Hotelangestellten Marek Svoboda ebenfalls pathetisch und mit einem passenden Akzent, was die Stimmung noch weiter unterstreicht. Ann-Kathrin Hinz, Rene Oltmanns und die wunderbare Reinhilt Schneider sind ebenfalls zu hören.
Akustisch ist eine eingängige Szenerie geschaffen worden, die insbesondere durch viele Melodien gespeist wird, die im Hintergrund für eine düstere Ausstrahlung sorgen. In den letzten Szenen hätte dies aber durchaus noch etwas mehr Abwechslung vertragen. Die eingesetzte Geräuschkulisse ist stimmig und lebendig, was die Wirkung der verschiedenen Momente verstärkt.
"Das Tor zur Unterwelt" ist auch auf dem Titelbid zu sehen, welches wieder in der typisch skurrilen Optik de Serie gehalten ist. Ein felsiger Untergrund mit einem tiefen, orange leuchtenden Loch um das sich mehrere mysteriöse Gestalten mit Kapuzenmänteln versammelt haben - schlicht und ebenso effektiv.
Fazit: "Das Tor zur Unterwelt" ist mit etwa einer halben Stunde reiner Laufzeit wieder eine eher kurze Episode der Serie geworden, ist dabei aber nicht so knackig und dicht erzählt wie andere Folgen. Vielmehr wird der Spannungsaufbau am Anfang lange ausgeweitet, die Auflösung des ganzen ist dann zwar effektiv, aber vergleichsweise kurz geraten.
VÖ: 1. März 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967624847
Midnight Tales – 87. Das Ding auf der Schwelle
Daniel Upton steht unter dringendem Verdacht, seinen Freund Edward mit mehreren Schüssen in den Kopf getötet zu haben. Bei den Verhören gibt er auch unumwunden zu, diese abgefeuert zu haben, aber nicht, ihn umgebracht zu haben. Vielmehr stößt er dringende Warnungen aus, Edwards Körper vollkommen zu zerstören. Doch um dies den Ermittlern zu beweisen, muss er mit seinem Bericht einige Monate in der Vergangenheit ansetzen…
H.P. Lovcrafts Geschichten haben tiefen Eindruck in der Horror-Literatur hinterlassen und gelten auch heute noch als einige der wichtigsten Werke des Genres. Auch in der Contendo Media-Hörspielreihe „Midnight Tales“ wurden bereits einige Geschichten des Autors umgesetzt, in der Nummer 87 ist nun ein weiteres hinzugekommen. „Das Ding auf der Schwelle“ transportiert die Geschichte dabei in die heutige Zeit mit ihren anderen technologischen Möglichkeiten und dementsprechend einer anderen Ästhetik, was noch einmal für eine andere Ausstrahlung sorgt. Dabei ist auch die Erzählweise mit dem Verhör von Daniel gelungen, der Rahmen mit den vielen Spielszenen wirkt lebendig und sorgt für eine dynamische Wirkung. Denn so können nebenbei auch unheilvolle Ankündigungen oder neue Ereignisse in der Gegenwart eingebunden und die verschiedenen Zeitebenen so in Einklang gebracht werden. Mit einer Laufzeit von unter 40 Minuten ist Kennern der Vorlage natürlich klar, dass einiges gekürzt werden musste und die Handlung merklich gestrafft wurde. Puristen mag dies unangemessen erscheinen, genau das sorgt aber auch für eine sich schnell und eingängig entwickelnde Handlung, sodass eine gelungene Episode der Reihe entstanden ist.
Bastian Sierich ist in der Rolle des Daniel Upton zu hören und übernimmt dabei sowohl Dialoge in Vergangenheit und Gegenwart sowie die Erzähltexte. Er spricht dabei lebendig und ausdrucksstark, verstärkt die jeweilige Stimmung und lenkt die Aufmerksamkeit sowohl auf den Ablauf als auch auf gelungene Details. Marcel Mann spricht Edward Derby sehr dynamisch, er passt sich den verschiedenen Stimmungen überzeugend an, kann eine Hochstimmung ebenso wie Verzweiflung oder Schrecken heraufbeschwören und trifft dabei den richtigen Ton. Wolfgang Pampel und Erik Schäffler übernehmen das Verhör von Daniel in der Rolle zweier Officer, ihre Szenen bekommen dabei eine harte und schnelle Ausstrahlung, aber auch die Verwunderung der beiden zu einigen Themen passt gut in die Handlung. Auch Katharina Gast, Derya Flechtner und Horst Naumann sind zu hören.
Akustisch werden immer wieder andere Stimmungen geschaffen, wozu auch gerne im Hintergrund schwelende Melodien eingesetzt werden. Dabei gibt es durchaus kleinere Experimente, die ich als gelungen empfunden habe. In den Szenenwechseln oder besonders markanten Momenten sind diese auch mal lauter und ausdrucksstärker eingesetzt. Auch die Geräuschkulisse ist überzeugend und vielseitig, zumal mal die Szenen aus Vergangenheit und Gegenwart gut voneinander unterscheiden kann.
Eine typische Veranda, beleuchtet in grünlich-gelblichem Licht, dazu die schattenhafte Gestalt eines Mannes mit tief ins Gesicht gezogenem Hut und rot leuchtenden Augen – das Titelbild der Episode ist wieder in typisch grobkörnigen und leicht skurrilen Stil gehalten. Durch die Farbgebung kommt das Motiv wieder gut zur Geltung.
Fazit: Der Transport von „Das Ding auf der Schwelle“ in die Gegenwart ist gut gelungen und fügt noch eine reizvolle Ästhetik hinzu, wobei wegen der kurzen Laufzeit aber auch einiges weggelassen wird. Auch wenn dies die Intensität des Originals etwas schmälert, entsteht durch die dynamische Erzählweise mit den vielen Wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart eine sogartige Wirkung, die mir sehr gefallen hat.
VÖ: 2. Februar 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967624823
Midnight Tales – 86. Monsterwürmer
Dr. Nathalie Walker ist schon gespannt auf ihre Arbeit in einer Forschungsstation in der Antarktis, auch weil sie hofft, von ihren erfahrenen Kollegen mehr lernen zu können. Einige Zeit nach ihrer Ankunft verschwinden jedoch zwei Mitglieder des Teams, Nathalie gehört dem Suchtrupp an. Doch was sie in der eisigen Wüste finden, ist schrecklicher, als es sich Nathalie jemals vorgestellt hätte..
Eine Forschungsstation im Eis, schreckliche Wesen, die die Menschen terrorisieren und für blutigen Schrecken sorgen – die Beschreibung kommt dir bekannt vor? Ja, mir auch, sodass ich von der 86. Episode der „Midnight Tales“ von Contendo Media erst einmal nicht fürchterlich viele Innovationen erwartet habe. Und tatsächlich: Bis auf den reihentypischen, verdrehten Twist am Ende wurde ich nicht wirklich überrascht oder mit Wendungen von dem fast schon festgelegten Ablauf abgebracht. Die Handlung ist dennoch flüssig erzählt und bietet einige eindrucksvolle Beschreibungen der grausigen Szenerien oder Actionszenen, die gut konzipiert sind. Dass dabei auch die Hintergründe der Figuren am Rande beleuchtet werden, ist ebenfalls ein netter Nebeneffekt. Dem gegenüber steht allerdings, dass die Figuren größtenteils unbedacht, ja fast naiv handeln, um den Erzählfluss am Laufen zu halten – und das wirkt in der Umgebung von erfahrenen und studierten Wissenschaftlern doch etwas merkwürdig. So richtig packen konnte mich diese Episode der Serie deswegen leider nicht, da habe ich schon pfiffigere oder innovativere Geschichten gehört.
Die wundervolle Marie Bierstedt ist in der Rolle der Dr. Nathalie Walker zu hören, ihre vielseitige Stimme passt sehr gut in die Szenerie der Episode und lässt die engagierte Wissenschaftlerin lebendig und willensstark wirken. Anna wird von Katharina Gast gesprochen, die in manchen Szenen etwas lockerer hätte klingen können, aber in den eindrucksvolleren Momenten voll aufdreht und den Schrecken greifbar macht. Wolfgang Pampel sorgt mit seinem markanten Auftreten ebenfalls für lebendige Momente, seine Auftritte wirken authentisch und intensivieren die Wirkung seiner Szenen. Auch Thomas Rauscher, Oliver Hermann und Bastian Sierig sind zu hören-
Akustisch ist die Episode stimmig und eingängig umgesetzt, wobei auch viele Dialoge von passenden Klängen untermauert werden – die Melodien sind nicht nur den Szenenwechseln vorbehalten. Das ist dann auch passend und mit düsterem Anklang umgesetzt. Auch die Geräuschkulisse ist stimmig, besonders die Actionszenen gewinnen dabei an Dramatik.
Natürlich gibt es auch für diese Episode ein eigenständiges Titelbild in der typischen, skurrilen Optik der Serie. Die wurmartige Bedrohung mit dem aufgerissenen Maul voller spitzer Zähne grenzt sich dabei leicht von der eisgrauen Optik ab, während der Mensch auf dem Schneemobil mit kräftigeren Farben umgesetzt wurde.
Fazit: „Monsterwürmer“ in einer antarktischen Forschungsstation – das ist gewollt so trashig, wie es klingt. Die Handlung ist schlicht, actionreich und bedrohlich, durch die merkwürdigen Aktionen der Figuren wirkt diese aber etwas gezwungen. Die Stimmung ist dicht und die Szenerie passend umgesetzt, wobei das Ende wieder mit einem kleinen Kniff überzeugt. Dennoch: Wirklich umgehauen hat mich diese Episode nicht.
VÖ: 5. Januar 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967623703
Midnight Tales – 85. Ein Wort der Warnung
Die kleine Julia wächst bei ihren Eltern und ihrer Großmutter sehr behütet aus, durch die Strenge ihres Vaters und die unheimlichen Geschichten der alten Großmutter ist sie ein schüchternes und ängstliches Kind geworden. Als sie dann von einem Mörder erfährt, der ein Mädchen in ihrem Alter umgebracht haben soll, wird sie vollkommen in ihr Haus verbannt. Doch Julia möchte frei sein und sucht in den alten Legenden der Gegend nach Antworten...
Den „Midnight Tales“ von Contendo Media gehen die Ideen nicht aus, immer wieder kommen ganz neue Ideen mit ein, die für Abwechslung sorgen. So greift die 85. Episode die Stimmung alter, düsterer Märchen und Legenden auf und verbindet diese mit der Angst vor einem Mörder in einem kleinen Dorf, in dem noch alle miteinander bekannt sind. Dabei ist die Großmutter von Julia gleichzeitig handelnde Figur und Erzählerin, durch sie wird die unheimliche und bedrohliche Szenerie sehr präsent. Ihre Geschichten enthalten Elemente aus bekannten Märchen, aber auch ganz neue Einfälle. Wie sich dabei die Handlung um den Mörder weiterentwickelt und Julia immer mehr Mut fasst, um die Gegend von dem Mörder zu befreien, ist ebenso eingängig wie atmosphärisch geraten. Das ist schon sehr gelungen, doch mit dem Aufbruch von Julia zu einer mystischen Figur steigert sich die Episode noch einmal mehr. Das ist sehr intensiv, mit einer präsenten Aura und sehr verschiedenen Momenten versehen. Das alles wirkt innovativ und kreativ, wie sich hier alles zusammensetzt ist zudem geschickt erzählt. Eine sehr starke Episode der Serie, die mal wieder eine ganz eigene Note in die Reihe einbringt.
Dies ist eine Folge der starken Frauenstimmen, wobei die wundervolle Elga Schütz sowohl Erzählerin als auch Großmutter spricht, was durch ihre raue und angenehm gebrochene Stimme unterstrichen wird. Sie betont aber die unheimliche und bedrohliche Stimmung der Episode sehr intensiv und trägt damit viel zum Gelingen bei. Julia wird von Florentine Stein gesprochen, die überzeugend verschiedene Emotionen verbindet, sowohl ängstlich und schüchtern als auch mutig und weise, aber immer sehr gelungen in die vorherrschende Atmosphäre integriert. Als Großmutter Zahn hat mich Judith Steinhäuser begeistert, sie bringt die verschiedenen Facetten der Figur bestens zur Geltung und intensiviert dabei die Aura der Figur. Auch Dirk Herdegen, Jannik Endemann und Uschi Hugo sind zu hören.
Auch akustisch wird die Geschichte sehr gelungen angepasst und unterscheidet sich merklich von anderen Episoden. Sie klingt eher leise bedrohlich und enthält auch märchenhafte Elemente. Dabei sind Musik und Geräusche gut aufeinander abgestimmt und ergänzen sich gegenseitig. Schön, dass dabei für die verschiedenen Szenerien auch passende Kulissen geschaffen werden.
Auch das Titelbild zu dieser Episode hat einen skurrilen Anklang, sodass die Covergalerie gelungen ergänzt wird. Die rötliche Szenerie mit dem düsteren Wald, dem einsamen Mädchen und der geisterhaften Hand, die aus einem hochgeschlossenen Haus zu ragen scheint, wirkt sehr stimmungsvoll. Schön, dass dabei auf eine bestimmte Szene aus der Geschichte angespielt wird, ohne zu viel von der Handlung zu verraten.
Fazit: "Ein Wort der Warnung" ist eine sehr ungewöhnliche Episode der Serie, die mit ihrer Kombination aus Märchen und düsteren Legenden schnell eine sehr dichte Stimmung schafft. Der Aufbau ist sehr intensiv geraten, auch wenn die Entwicklung recht langsam ist: Durchgängig konnte mich das packen, insbesondere aber die Begegnung der Hauptfigur mit einem magischen Wesen. Eine sehr gelungene Kombination mit vielen hörenswerten Einfällen.
VÖ: 1. Dezember 2023
Label: Contendo Media
Bestellnummer: nur Digital
Midnight Tales – 66. Nachtschicht
Das Leben im Altenheim sollte für die die befreundeten Senioren Waldemar, Grete und Jupp eigentlich in ruhigen Bahnen verlaufen, insbesondere an einem so besonderen Tag wie Jupps 89. Geburtstag. Doch sicher fühlen sie sich nicht mehr, ein unerwarteter Tod und unheimliche Begebenheiten sorgen für Unruhe. Hat der neue Pfleger etwas damit zu tun, der sich so merkwürdig verhält…?
Immer nur junge und dynamische Helden? Zumindest nicht bei den „Midnight Tales“ von Contendo Media, in der 66. Episode „Nachtschicht“ sind es noch recht rüstige Senioren, die in einem Altenheim düstere Machenschaften aufdecken. Zunächst wird dabei eine gelungene Stimmung aufgebaut und die Freundschaft der drei liebenswerten Hauptfiguren thematisiert, was harmonisch wirkt und dennoch schon einige Hinweise auf die Umstände im Seniorenheim in sich birgt. Mit dem unerwarteten Tod einer Mitbewohnerin kommen dann auch erste Verdachtsmomente und eine steigende unheilvolle Stimmung auf, was sich immer weiter intensiviert. Auch wenn dabei vieles eher zufällig aufkommt, wirkt das innerhalb der Situation stimmig, zumal die Szenerie glaubhaft gestaltet ist. Fast schon ein wenig unerwartet kommt dann noch eine übernatürliche Ebene mit ein, was dem Hörspiel noch einmal einen kleinen Push gibt. Dennoch: Wirklich überraschend ist dabei wenig, auch der Spannungsaufbau ist etwas zu langsam, um wirklich punkten zu können. Die Stimmung kann die Episode leider nicht durchgängig tragen, sodass „Nachtschicht“ eher im Mittelmaß dieser Serie bleibt und nicht so sehr hervorstechen kann wie andere Titel.
Die Sprecher der Episode sind nicht nur hochkarätig besetzt, sondern auch sehr überzeugend. Eckart Dux spricht die Rolle des Waldemar mit immer noch kraftvoller Stimme und verschiedenen Facetten, seine energische Art tut der Handlung aber gut und wirkt sehr überzeugend. Werner Wilkening ist als Jupp zu hören und bringt eine humorvolle und verschmitzte Art mit ein, kann aber in den ernsthafteren und spannenden Momenten aber ebenso authentisch klingen. Die wundervolle Elga Schütz macht das Seniorentrio als Grete Löhn komplett, ihre angenehme und leicht raue Stimme strahlt sehr viel Wärme aus, was besonders den Anfang überzeugend gestaltet, aber auch später hat sie eindrucksvolle Auftritte. Yvonne Greitzke, Alexandra Lange und Bastian Sierich sind ebenfalls zu hören.
Akustisch ist die Episode sauber umgesetzt, insbesondere weil die verschiedenen Stimmungen gut umgesetzt werden. Von dem harmonischen Start mit hellen Melodien über den traurigen Zwischenfall mit gedrückter Atmosphäre bis zum mysteriösen Ende, das mit unheimlicher Musik und vielen Geräuschen unterlegt ist: Das passt alles gut zusammen und unterstreicht die jeweils vorherrschende Szenerie.
Die drei Senioren bilden das Zentrum des Covers, silhouettenhaft, mit spiegelnden Brillengläsern und dem Gehstock sind sie passend in Szene gesetzt. Durch das rote Kreuz mit dem stilisierten Gebiss wird leider schon einiges von der Handlung verraten, während die tief violette Rahmengestaltung dazu einen reizvollen Kontrast bildet.
Fazit: „Nachtschicht“ baut verschiedene Stimmungen ein, vom gelösten Start über einige traurige Momente bis zu einem mysteriösen und bedrohlichen Ende wird die Stimmung im Seniorenheim gelungen aufgegriffen. Leider kann sich der Spannungsbogen nicht richtig entfalten, zumal einiges schon vorausgeahnt werden kann. Nicht die stärkste Episode der Serie, insgesamt aber dennoch unterhaltsam.
VÖ: 2. September 2022
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967622744
Midnight Tales – 63. American Slasher Star
In den USA gibt es mittlerweile eine fast schon kultische Verehrung von Serienkillern – je aufsehenerregender, brutaler oder raffinierter die Morde sind, desto mehr wird über die Täter berichtet. Und diese bekommen durch Sponsoren mehr Geld, werden anhand ihrer Taten bewertet und von der Presse gehyped. Auch der junge Lucas will sein Glück in dem Spiel wagen, hat aber noch wenig Erfahrung. Da trifft er auf Bella, die bereits vor einiger Zeit aus dem Spiel ausgestiegen ist und ihm als Mentorin zur Seite steht…
Einige von uns werden sich erinnern, welcher Hype „Big Brother“ seinerzeit losgetreten hat, wie aufsehenerregend und unvorstellbar es war, dass sich Menschen rund um die Uhr der Überwachung stellten. Die Hemmschwellen der Fernsehmacher schwanden mit der Zeit immer mehr, die Formate wurden extremer – und genau auf diesen Zug springt die 63. Episode von „Midnight Tales“ auf. In „American Shlasher Star“ wird die Rolle der Presse, der Hang zu Bewertungen und Ratings, das Hochjubeln von Menschen in den Fokus gerückt und mit der erschreckenden Idee kombiniert, dies alles auf Massenmörder zu übertragen. Dass die Jagd auf Menschen zum Medienspektakel werden könnte, klingt zunächst absurd. Doch die Folge ist erschreckend realistisch gehalten und lässt diese Vision sehr greifbar wirken – auch weil nicht die Entstehung dieses Kults beschrieben wird, sondern die Zuhörenden direkt mitten in der Handlung sind und einen der ersten Morde von Lucas mitbekommen. Wie dieses Spiel funktionieren könnte, welche Mechanismen greifen und wie einzelne Individuen versuchen, dies zu ihrem Vorteil zu nutzen, ist gut durchdacht und sehr präsent geschildert. Der Verlauf bietet so immer neue Aspekte, begleitet den Aufstieg von Lucas und ist mit sehr kreativen Details versehen. Wie sich dies immer weiter steigert und mit einer unerwarteten, packenden Wendung endet, hat mir sehr gefallen. Auch dass Dialogszenen von Lucas mit Medienberichten gekoppelt werden, verleiht Substanz und Glaubwürdigkeit, zumal auch die äußeren Umstände gekonnt beschrieben werden. Wieder eine sehr kreative und beeindruckende Episode der Serie, die es wert ist, sich ihr zu widmen.
Markus Haase ist in der Rolle von Lucas zu hören und kann verschiedene Facetten von sich zeigen. Zunächst klingt er raubeinig, hart und abgebrüht, kann später aber auch emotionalere Momente einbauen und zeigt so den Zwiespalt der teilnehmenden Menschen. Elga Schütz ist als Bella zu hören, ihre warme und raue Stimme nimmt hier noch einmal andere Färbungen an – sie spricht die Rolle sehr dynamisch, zeigt Feuer und Begeisterung bis zum Schluss. Als weitere Serienkillerin Vestal ist Victoria Sturm zu hören, die ebenfalls sehr gut in die harte und eiskalte Atmosphäre der Episode passt und ihre Rolle auf den Punkt zu bringen versteht. Auch Daniela Bette-Koch, Christoph Walter und Detlef Tams sind zu hören.
Die Szenerie der Episode ist sehr präsent und markant umgesetzt – gerne mal mit Schreien der Opfer, aber auch mit den typischen Jingles der Medienanstalten, Polizeisirenen oder Hintergrundmusik, die aus einem Radio zu kommen scheint. Das wirkt dynamisch, laut, manchmal hektisch, aber nie zu viel. Im Gegenteil, die Handlung wird dadurch gekonnt unterstrichen und mit Wucht umgesetzt.
Einer der so sehr gehypten Slasher ist auch auf dem Cover zu sehen – ein blutiger Haken in der Hand, das Gesicht zu einer grimmigen Fratze verzogen, die Augen leuchtend, besonders aber mit Hautfetzen über dem Gesicht. Auch weitere Motive aus dem Hörspiel werden aufgegriffen, während der Hintergrund mit dem diffusen Grau passend dazu gestaltet ist.
Fazit: „American Slasher Star“ ist eine besondere Episode der Serie, die uns in einer erschreckenden Zukunftsvision die Rolle der Medien und die sich mehrende Entmenschlichung vor Augen führt. Das ist lebendig und nachvollziehbar geschildert, am Beispiel eines hart arbeitenden und aufstrebenden neuen Killers und seiner Mentorin werden noch viele weitere Geschichten und Details wie nebenbei eingebracht. Das ist lebendig, sehr eingängig und intensiv gestaltet.
VÖ: 3. Juni 2022
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967622492
Midnight Tales – 62. Der letzte Schritt
Jana ist seit langen nicht mehr glücklich in ihrer Ehe mit Henning. Seine dominante Art und sein abwertendes Verhalten nehmen ihr jede Lebensfreude. Als sie dann eines Tages Hals über Kopf mit dem Auto und hastig zusammengepackten Sachen flüchtet, beginnt jedoch ein Albtraum, den sich Jana nicht hätte vorstellen können…
Die Länge der Midnight Tales variiert seit jeder stark – und das macht auch Sinn bei einer Reihe, die mit jeder Folge eine neue Szenerie erschafft. So kann die Idee jeweils ausgekostet werden, ohne sich unnötig in die Länge zu ziehen. „Der letzte Schritt“ ist dabei besonders knackig geraten, nach guten 14 Minuten Laufzeit ist bereits das Outro zu hören. In diese Zeit verpackt ist eine recht dichte Szenerie um die flüchtende Jana mit einer unerwarteten Begegnung, wobei selbst in dieser knappen Laufzeit einige kleine Überraschungen eingebaut sind. Die Handlung springt dabei zwischen verschiedenen Zeiten, da sich Jana ab und an an Vergangenes erinnert Dabei bekommt man einen kleinen Eindruck in ihr Leben, ihre Ehe und ihren Charakter. Wie sie sich selbst befreit und in den nächsten Schrecken gerät. Das ist sehr kurzweilig erzählt und kann schon in den ersten Momenten mit einer gelungenen Idee fesseln. Ein richtiger Spannungsbogen entwickelt sich dabei natürlich nicht, dennoch ist „Der letzte Schritt“ ein hörenswertes Hörspiel – auch und gerade wegen der kurzen Laufzeit.
Das Hörspiel kommt mit genau drei Sprechern aus, wobei Dana Friedrich als Jana auch viele Erzähltexte übernimmt. Die Mischung aus melancholischen, erstarkenden und charmant wirkenden Momenten passt gut zusammen und trägt die kurze Handlung. Marios Gavrillis ist als Gunnar zu hören, der neben seiner bodenständigen Sprechweise auch immer wieder kurze, geheimnisvolle Momente aufbauen kann. Florian Hoffmann ist als Henning zu hören, seine harte, unsympathische und überhebliche Sprechweise sorgt für einen intensiven Eindruck der Figur.
Die akustische Gestaltung der Episode ist gut gelungen, die Szenen sind mit zahlreichen passenden Geräuschen unterlegt, wodurch auch kurze Schockmomente gut zur Geltung kommen. Auch der Einsatz von Musik ist passend, kleine dräuende Melodien sind in besonders markanten Szenen zu hören und steigern so die Stimmung der Handlung.
Natürlich gibt es auch für diese Episode ein eigenständiges Titelbild in der typisch skurrilen Zeichenweise der Serie. Die Füße und Beine von Dana stehen am oberen Treppenabsatz, auf den dunklen Stufen sind kleine, rote Blutspritzer zu sehen. Durch die bläuliche Farbgebung kommen diese noch einmal besser zur Geltung.
Fazit: Kurz, knapp und knackig erzählt, aber dennoch mit einigen gelungenen Wendungen und Überraschungen versehen: „Der letzte Schritt“ beweist, dass auch in einer knappen Viertelstunde eine reizvolle Handlung erzählt werden kann. Die Charaktere agieren dabei passend und erlauben einen kleinen Blick in ihre momentane Situation, was die Handlung abrundet.
VÖ: 13. Mai 2022
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967622478
Midnight Tales – 59. Wem die Glocke dreimal schlägt
Von seinem Vater übernimmt Dr. Pettigrew die Leitung einer abgelegenen psychiatrischen Klinik mit dem festen Willen, diese zu verbessern und für die Patienten zu einem heilenden Ort zu machen. Bei seinem ersten Rundgang mit seiner Partnerin Miranda Locksley lernt er nicht nur die Räumlichkeiten besser kennen, sondern trifft auch auf einen Patienten mit einer besonderen Geschichte, der noch für überraschende Ereignisse sorgen wird…
Dass sich die „Midnight Tales“ immer wieder neu erfinden und für die Folgen kreative Ansätze gefunden werden, hat die digital veröffentlichte Serie von Contendo Media bereits häufiger bewiesen. Auch „Wem die Glocke schlägt“ als 59. Episode bietet einige Überraschungen, die übrigens besonders gut funktionieren, wenn man sich die Sprecherliste vorher nicht anschaut. Denn es treten als Überraschung einige Figuren auf, die man bereits aus einer anderen Gruselgeschichte kennt, erzählt wird quasi eine Fortsetzung unter anderen Umständen – schön, dass dabei nicht direkt im Folgentitel hingewiesen wird. So gibt es einige Wendungen, die sehr gut funktionieren, insbesondere aber eine bedrohliche, bedrückende Stimmung, die dem Original sehr nahekommt und dennoch viele eigenständige Elemente einbringt. Auch die Wirkung der damaligen Zeit bringt eine sehr gelungene Note mit ein, die Umgebung der psychiatrischen Klinik und die Wahnvorstellungen der Insassen verstärken diesen Effekt. Die Spannung steigert sich dabei immer weiter und kombiniert leise düstere, sinistre und sehr spannende Momente, sodass eine dynamische Stimmung entsteht. Ich habe mich dabei durchgängig sehr gut unterhalten gefühlt, wobei insbesondere zum Ende hin die Spannung noch einmal deutlich zunimmt und in einem sehr packenden Finale endet.
Constantin von Westphalen ist in der Rolle des Dr. Pettigrew zu hören, seine präsente und markante Sprechweise mit dem sicheren Auftreten passt sehr gut zu der Figur, wobei er die spätere Verunsicherung und die aufregenden Schlussszenen ebenso gekonnt präsentiert. Claus Vesters Stimme passt ebenfalls sehr gut in die Handlung, er gestaltet seine Szenen ausdrucksstark und stimmungsvoll, wobei er die unheimliche Grundstimmung der Episode gelungen betont. Michael Bideller tritt zwar nur selten in Erscheinung, mit seinem bedrohlichen Unterton, den teilweise fast gehauchten Passagen und dem intensiven Ausdruck sorgt er für noch mehr Atmosphäre. Auch Christiane Marx, Michael-Che Koch und Ulrike Möckel sind zu hören.
Bei der musikalischen Gestaltung der Episode wird viel auf Melodien gesetzt, die nicht nur während der Szenenübergänge, sondern auch während einiger Dialoge zu hören ist. Diese sind dynamisch und düster geraten, was die Atmosphäre der Handlung gekonnt unterstreicht. Auch die eingebauten Geräusche sind lebendig und vielseitig, sodass eine sehr runde und unheimliche Szenerie entstanden ist.
Die Glocke, die der Episode ihren Titel verleiht, ist auch auf dem Titelbild zu sehen. In der gewohnt grobkörnigen Ansicht und der ungewohnten Farbgebung wirkt es wieder sehr reizvoll, was durch die rötliche Mauer im Hintergrund und eine nächtliche Szenerie im Fenster unterstrichen wird. Dass ein kleiner Hinweis auf den Verlauf darauf versteckt ist, ist zumindest mir erst später aufgefallen.
Fazit: „Wem die Glocke dreimal schlägt“ ist die gelungene Fortsetzung eines bekannten Gruselklassikers, was für einige Überraschungsmomente sorgt. Die Handlung ist zudem sehr atmosphärisch und unheimlich, einige Szenen wirken sehr düster. Auch die Umsetzung ist hier gelungen, Sprecher, Musik Geräusche sind überzeugend kombiniert. Eine sehr starke Episode der Serie, die mal wieder etwas ganz anderes bietet.
VÖ: 4. März 2023
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-241-6
Midnight Tales – 56. Man nannte sie Qualle
Schon seit ihrer Schulzeit hat Birgit mit ihrem Übergewicht zu kämpfen, was ihr den unschmeichelhaften Spitznamen „Qualle“ und zahlreiche Attacken ihrer Mitschüler eingebracht hat. Auch in der Ausbildung läuft es nicht besser, auch wenn die freundliche Yulia sie zu ihrer Geburtstagsparty einlädt. Doch auch dort wird Birgit weiter getriezt…
Durch die verschiedenen Grusel-Genres, die die Serie bietet, gibt es bei der Hörspielreihe „Midnight Tales“ immer wieder Platz für neue Ideen. So wird in der 56. Episode neben einer Handlung voller Morde auch ein kleines Sozialdrama eingebaut. Wie die freundliche, zurückhaltende und übergewichtige Birgit nicht nur in der Schule, sondern auch ansonsten in ihrem Alltag immer wieder mit abwertenden Blicken, gemeinen Sprüchen und den Attacken ihrer Mitmenschen zu kämpfen hat, wie sie sich dabei immer kleiner macht und alles eher stillschweigend über sich ergehen lässt, ist sehr eingängig geschildert. Wie dabei Schönheitsideale hinterfragt werden, ist ein durchaus interessanter Aspekt der Handlung. Diese dreht sich um den Alltag und die Einladung zur Party von Birgit, wobei nur langsam von Morden im Umfeld der Schüler berichtet wird. Nur die Introszene geht dabei in die Vollen und schafft einen bedrohlichen Unterton für die Handlung. Das wird langsam ausgebaut, bleibt bis zum Ende der Handlung aber viel im Verborgenen. Dennoch können sich die Zuhörenden schon langsam zusammenreimen, wie alles zusammenhängt. Der Überraschungseffekt geht dabei dementsprechend auch ganz am Ende etwas verloren, auch wenn die Idee dahinter durchaus reizvoll geraten ist. Das zeigt noch einmal eine ganz andere Seite der Reihe und ist insgesamt gut gelungen.
Dagmar Bittner übernimmt die Rolle der Birgit Traber, wobei sie nicht nur Dialoge übernimmt, sondern auch einige Erzählpassagen mit ihren Gedanken und Gefühlen füllt. Sie spricht lebendig, eingängig und bringt die Emotionen der jungen Frau lebendig und glaubhaft zur Geltung, insbesondere die Abstumpfung bei den gemeinen Sprüchen. Benedikt Hahn ist als Danylo zu hören, er bringt eine lebendige Stimmung mit ein und kann eine abwechslungsreche Figur präsentieren. Heiko Akrap kann als Matthias Bergholz seine arrogante, gemeine und überhebliche Art präsentieren, was ihn direkt unsympathisch wirken lässt. Auch Ilka Körting, Jenny Maria Meyer und Katja Keßler sind zu hören.
Die akustische Komponente der Episode ist ebenfalls gelungen, wobei insbesondere viele Melodien eingebunden wurden. Diese passen sich gut an die verschiedenen Stimmungen an und lassen die Szenerie noch dichter wirken. Die Geräusche sind gut dazu kombiniert, treten aber stellenweise hinter die Musik zurück. Insgesamt eine stimmige und passende Umsetzung.
Birgit wird im typisch skurrilen Stil der Serie auf de Titelbild dargestellt, die rundliche Form und das rote Kleid stehen dabei in gelungenem Kontrast zu dem kantigen Polizeiauto mit Blaulicht. Dass ihr Gesicht dabei nur ganz leicht angedeutet wird, verleiht dem Cover einen besonderen Reiz.
Fazit: „Man nannte sie Qualle“ ist viel Drama mit nur wenig eingebauten Grusel- und Thrillerelementen. Doch wenn man offen dafür ist, aus dem Leben der stark übergewichtigen Birgit und den damit einhergehenden Mobbingattacken zu erfahren, wird am Ende noch mit einem gelungenen Twist belohnt. Eine solide Episode der Serie, die man wieder eine ganz eigene Einfärbung einbringt.
VÖ: 7. Januar 2022
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967622355
Midnight Tales – 55. Ausgeliefert
Andreas Berthold ist erfahrener Hobbyflieger, doch nach einem Unfall mit seiner Maschine wacht er im Krankenhaus auf – unfähig sich zu bewegen oder auch nur mitzuteilen. Die Ärzte stellen ein Wachkoma fest, und tatsächlich kann Andreas alles verfolgen, was um ihn herum vorgeht. Und dabei muss er sich gezwungenermaßen mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen…
Muss ein Hörspiel eine gewisse Länge haben? Diese Frage stellt sich unweigerlich bei den „Midnight Tales“ von Contendo Media, die im Umfang deutlich schwanken. Die 55. Episode mit dem Titel „ausgeliefert“ ist dabei besonders kurz, nach etwa einer Viertelstunde Laufzeit ist die Handlung auch schon wieder vorbei. Dass sich bei dieser Länge dennoch ein gelungener Handlungsbogen entfalten kann, hat die Serie bereits in vorigen Episoden bewiesen – hier ist dies jedoch nicht der Fall. Der Gedanke, Andreas im Wachkoma mit seiner Vergangenheit und geltenden gesellschaftlichen Erwartungen zu konfrontieren, ist durchaus reizvoll, für meinen Geschmack aber zu sehr auf das Wesentliche reduziert. Es sind drei, vier kürzere Gedanken und Begegnungen, die hier eine Rolle spielen und jeweils recht knackig erzählt werden. Das ist für meinen persönlichen Geschmack zu wenig, um mich wirklich näher mit den Ideen beschäftigen zu wollen. Die Atmosphäre ist durch die Begrenzung von Zeit und Raum sehr dicht, auch die Charakterisierung und Wandlung von Andreas sind durchaus reizvoll. Aber insgesamt ist die Episode einfach zu knapp, um mich wirklich abzuholen.
Martin Kautz übernimmt die Rolle des Andreas Berthold und ist wegen seiner gesundheitlichen Situation nicht in der Lage, nach außen zu kommunizieren. Seine Gedankenwelt und seine aufbrausenden Gefühle kann er aber kraftvoll in Szene setzen und prägt damit die Wirkung der Handlung entscheidend. Uschi Hugo spricht seine Ehefrau Katja, ihre eher kurze Szene bekommt durch ihre einprägsame Stimme einen gelungenen Ausdruck, zumal sie die Idee der Szene überzeugend umsetzt. Daniela Hoffmann hat als Krankenschwester noch einen gelungenen Auftritt, sorgt dabei für einen kleinen Twist und setzt dies gelungen um. Auch Boris Tessmann, Helmut Krauss und Katrin Heß sind zu hören.
Die Szenerie ist sehr schlicht umgesetzt, anders als bei anderen Episoden der Handlung ist während der Handlung hier keine Musik eingesetzt – auch, weil keine Szenenübergänge existieren, die überbrückt werden müssen. Auch Geräusche sind nur sehr sparsam eingesetzt, das typische Piepen von medizinischen Geräten ist zum Glück nicht zu hören. Doch der Stimmverzerrer von Andreas ist gelungen eingesetzt und bringt eine passende Atmosphäre ein.
Auch wenn die piepsenden Geräte nicht zu hören sind: Zu sehen sind sie auf dem Titelbild schon. Der flackernde Bildschirm, eine blaue und eine grüne Kurve zur Überwachung der Vitalfunktionen, dazu die Schatten zweier Menschen, die darauf fallen – ein gelungenes Titelbild, das gut zu der Episode passt.
Fazit: Die Idee der Handlung ist gut, für meinen Geschmack aber zu sehr auf das Wesentliche reduziert. Das ist alles recht knapp umgesetzt und bietet dann auch nur wenige Überraschungen – und dann ist es auch schon vorbei. Auch wenn die Länge nicht immer entscheidend ist – aber hier ist es für mich einfach zu wenig, um mich wirklich überzeugen zu können.
VÖ: 3. Dezember 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621815
Midnight Tales – 54. Der Drache
Der gewaltige Umbradrache taucht in einem abgelegenen Dorf auf einem noch abgelegeneren Hof auf und fordert eine Jungfrau als Tribut. Doch noch bevor die Panik überhandnehmen kann, trifft der mutige Ritter Lucius auf, was besonders die Damenwelt in Verzückung versetzt. Und auch sein missgestalteter Knappe greift bald in das Schicksal des Dorfes ein...
Grusel, Horror, Fantasy, Science Fiction - Midnight Tales hat bereits ein breites Spektrum an verschiedenen Genres in petto. In der 54. Episode gibt es hier noch einmal eine Überraschung, denn "Der Drache" ist ein astreines Comedy-Hörspiel. Schon beim Auftauchen des Drachen bei einem skurrilen Bauernehepaar gibt es einige lustige Dialoge und Wortgefechte, die durch gutes Timing und lockeren Umgangston punkten. In diesem Stil geht es auch danach weiter, der Umgang der Dorfbewohner mit der Bedrohung wird aus verschiedenen Aspekten berichtet. Dabei spielen der Knappe des Ritters Herman sowie Kate, die Dienerin der Töchter des Gastwirts, die Hauptrollen, aber auch andere Figuren werden in zahlreichen Szenerien begleitet. Das macht einen abwechslungsreichen Eindruck und lässt die Geschichte dynamisch wirken, obwohl über einige Zeit eigentlich nichts Wesentliches passiert. Das Hörspiel ist mehr auf die Szenerie fokussiert und funktioniert dadurch auch sehr gut. Auch das Ende ist trickreich geraten und setzt alles noch einmal in neues Licht, es sind aber die vielen witzigen Momente, die für einen hohen Unterhaltungswert sorgen. Eine ungewöhnliche, skurrile und sehr lohnenswerte Episode der Serie, die mich noch einmal richtig überraschen konnte.
Rieke Werner spielt die Rolle der Dienerin Kate mit so viel Freude und Witz, dass es direkt ansteckend ist. Sie greift dabei den humorigen Ton der Episode auf, ohne ins Alberne abzudriften und findet dabei genau den richtigen Mittelweg. Auch Bastian Sierich ist als Knappe Herman eine sehr überzeugende Hauptfigur, wie er von abwertenden Sprüchen über alberne Momente bis hin zu Wortspielereien alle Ideen treffend umsetzt, tut dem Unterhaltungswert der Episode sehr gut. Patrick Roche ist als arroganter und liebestoller Ritter Sir Lucius ebenfalls sehr gut platziert und hat die Lacher immer wieder auf seiner Seite. Auch Pat Murphy, Angela Quast und Melanie Manstein sind zu hören.
In ihrer Wirkung werden die Stimmen durch die akustische Gestaltung noch unterstützt, wobei nicht nur die Stimmverzerreffekte des Drachen passend umgesetzt sind. Hier wird durch passende Melodien eine mittelalterliche Stimmung heraufbeschworen, die für ein dichtes Setting sorgen. Die Geräusche sind vielseitig und lebendig eingebaut, was insbesondere die Dialoge greifbarer wirken lässt.
Der rote Drache mit den qualmenden Nüstern und den kantigen Konturen steht der holden Jungfrau in – natürlich – weißem Kleid gegenüber. Dass ihr Gesicht nur aus der Kontur des Kopfes besteht und auch der Drache sehr stilisiert wurde, passt nicht nur zur bisherigen Covergalerie, sondern funktioniert auch mit der schlichten, aber sehr gut umgesetzten Idee der Zeichnung sehr gut.
Fazit: Comedy-Hörspiele können richtig nach hinten losgehen, „Der Drache“ gehört aber definitiv nicht in diese Kategorie. Da wirkt alles locker und natürlich, das Timing der Witze funktioniert und es gibt immer noch eine Handlung, die mit interessanten Ideen und einem flüssigen Verlauf ausgefüllt ist. Das sorgt für eine sehr humorige Wirkung und hat mir sehr, sehr gut gefallen.
VÖ: 5. November 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-179-2
Midnight Tales – 53. Das Grauen von Dunwich – Teil 4
In Dunwich, einer abgelegenen Kleinstadt, nimmt das Grauen seine finale Gestalt an. Über das Gras, zwischen den Büschen hindurch, über den Hügel windet sich ein Monster, dessen grauenhafte Gestalt allein zu schrecklich für den menschlichen Verstand ist. Und nur wenige Menschen können es noch aufhalten. Doch die Gruppe ist gespalten und muss sich entscheiden, ob sie auf Risiko setzen oder doch sich selbst retten…
Mit „Das Grauen von Dunwich“ wurde zum 50. Episodenjubiläum der „Midnight Tales“ ein wahrer Klassiker der Horrorliteratur umgesetzt. Daraus ist ein Vierteiler entstanden, sodass hier bereits das große Finale der Handlung zu hören ist. Und so startet diese Episode schnell und hart, gleich mit einer sehr bedrohlichen, fast schon hoffnungslosen Atmosphäre und viel Druck, was sich dann auch über die gesamte Laufzeit halten kann. Wie sich die dunkle Macht, dieses unvorstellbare Wesen immer weiter manifestiert und den Zuhörenden erlaubt ist, immer wieder einen Blick darauf zu werden, sorgt für eine eindringliche Note. Auch das Zusammenspiel der ungewöhnlichen Heldengruppe, ihre verzweifelten Pläne, Dunwich und die ganze Welt zu retten, sind reizvoll eingebunden. Doch auch, wie die Geschichte erzählt wird, hat mir gefallen. Die eingeschobenen Erzähltexte werden immer klarer und geben der Handlung zusätzlichen Pfiff, lassen noch einmal andere Aspekte aufkommen. Und auch das Finale ist trotz der vielen Vorgänge sehr klar und strukturiert erzählt.
Mathias Bauer ist natürlich wieder als Henry Armitage zu hören und steuert eine sehr eingängige und präsente Sprechweise bei. Wie er dabei die steigende Bedrohung in die Intensität seiner Stimme integriert, sorgt für noch mehr Spannung. Auch Robin Brosch hat mir als Warren Rice ebenfalls sehr gut gefallen, er bringt viel Eindringlichkeit mit ein und bringt verschiedene Facetten mit ein. Dagmar Drekes Texte kommen durch ihre mysteriöse Stimmung sehr gekonnt herüber, wie klar, markant und eingängig sie diese spricht, sorgt für eine noch dichtere Atmosphäre. Auch Thomas Küchler, Mark Bremer und Pat Murphy sind zu hören.
Akustisch wird auch in diesem vierten Teil eine Menge geboten, die einzelnen Szenen kommen durch das Zusammenspiel von Musik und Geräuschen sehr gut zur Geltung. Die eingebauten Melodien sind dabei düster, gern wabernd im Hintergrund und greifen die Stimmung sehr gut auf. Bei den Geräuschen gibt es ein Zusammenspiel vieler Klänge, die sich aber gut zusammenfügen.
Der finale Kampf gegen die mystische Bedrohung wird auf dem Titelbild aufregend dargestellt, wieder in einer gewohnt skurrilen Optik mit Ecken und Kanten sowie einer düsteren Farbgebung. Die Silhouette dreier Männer, die gemeinsam Lichtblitze auf ein vielarmiges, verunstaltetes Wesen schießen – dass dieses nur angedeutet wird, steigert den Reiz noch weiter.
Fazit: Auch der Abschluss von „Das Grauen von Dunwich“ ist gelungen, die Handlung von H.P. Lovecraft wurde aufregend und eingängig umgesetzt. Die Bedrohung ist durchgängig sehr präsent und mysteriös, die Stimmung dadurch dicht. Auch die eingebauten Off-Texte sind sehr reizvoll und eröffnen noch einmal eine andere Perspektive. Das ist eine sehr runde Sache und schließt den Vierteiler gekonnt ab.
VÖ: 29. Oktober 2023
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621778
Midnight Tales – 52. Das Grauen von Dunwich – Teil 3
Der Schlüssel, um das unvorstellbare Grauen daran zu hindern, durch ein Portal in Dunwich einzufallen, scheint in Wilbur Whateley. Doch noch haben Henry Armitage und seine Freunde noch nicht herausgefunden, was es mit dem mysteriösen jungen Mann auf sich hat. Doch endlich scheinen sie seinem Geheimnis ein Stück weiter auf die Spur zu kommen…
Als Vierteiler ist bei den Midnight Tales von Contendo Media der Horror-Klassiker Das Grauen von Dunwich umgesetzt worden. Die Vorlage von H.P. Lovecraft steigert sich in diesem dritten Teil noch einmal, was die unheilvollen Elemente noch einmal in den Vordergrund rückt. Die für den Autoren so typische Kombination aus Wahnsinn, Monstern und menschlichen Abgründen funktioniert dabei sehr gut. Und dabei ist das Grauen der übernatürlichen Bedrohung sehr präsent und prägt die Haupthandlung, ohne jedoch dafür immer selbst in Erscheinung zu treten. Doch fast noch interessanter wirkt die Hintergrundgeschichte um Wilbur, die hier weiter ausgebaut wird und eine sehr intensive Wirkung entfaltet. Immer wieder sind auch einzelne Sätze in Erzählform mit unheimlichen Ankündigungen eingebaut, was die Stimmung noch weiter ausbaut. Dass dadurch längere Dialoge kurz unterbrochen werden und deswegen eine dynamischere Stimmung entsteht, ist ein weiterer Vorteil davon. Die Geschichte entwickelt sich lange Zeit nicht deutlich weiter, das Erkunden der Hintergründe ist allerdings ebenfalls sehr reizvoll.
Pat Murphy ist in dieser Produktion als Zebulon Whateley zu hören. Wie er seinem Klang der düsteren und dramatischen Ausstrahlung der Geschichte anpasst, ist eingängig und überzeugend geraten. Yvonne Greitzke übernimmt die Rolle der Sally Bishop, die in ihren wenigen Szenen sehr einprägsam wirkt. Auch sie fügt der vorherrschenden Atmosphäre neue Elemente hinzu und gestaltet ihre Rolle authentisch. Als Francis Morgan ist Markus Haase zu hören, der seiner Figur einen individuellen Ausdruck verleiht und mit viel Energie spricht. Auch Marco Rosenberg, Patrick Roche und Hennes Bender sind in diesem Teil zu hören.
Akustisch ist die Episode sehr klassisch umgesetzt, die oft in der Serie eingesetzten Experimente sind hier eher ausgesetzt. So gibt es viele atmosphärische und eindringliche Melodien, die an den richtigen Stellen fast schon ein wenig pompös wirken. Auch die eingesetzten Geräusche sind sehr gut auf die Dialoge angepasst, die dadurch einen lebendigeren Eindruck erhalten. Die Dynamik der Handlung wurde dabei gekonnt nachgezeichnet.
Ein einsam stehendes Haus in einer regnerischen Nacht, von innen grünlich beleuchtet. Darüber richtet sich der riesige Schatten eines deformierten Monsters aus, das mit seinen tentakelartigen Armen sehr unheimlich wirkt: Das Motiv des Titelbilds wird durch die kräftige und surreale Farbgebung in eine noch unheilvollere Stimmung getaucht.
Fazit: Der dritte Teil von „Das Grauen von DUnwich“ betrachtet weiter ausführlich die Vergangenheit und nähert sich dabei langsam dem großen Geheimnis. In der Atmosphäre sind Grusel und Horror gelungen mit psychologischen Aspekten verbunden, sodass eine sehr dichte Atmosphäre entsteht. Das gelungene Drehbuch wirkt zudem lebendig und flüssig erzählt.
VÖ: 22. Oktober 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-175-4
Midnight Tales – 51. Das Grauen von Dunwich – Teil 2
Gemeinsam mit seinen Freunden will sich Henry Armitage auf den Weg aufs Land machen, obwohl sein Arzt ihm dringend abrät: Das Nervenfieber nach der Übersetzung des Necronomicon hat ihn sehr geschwächt. Doch er will unbedingt selbst sehen, was es mit der kleinen Küstenstadt Dunwich auf sich hat - nicht ahnend, welches Grauen dort auf ihn wartet...
Mit der fünfzigsten Jubiläumsfolge von Midnight Tales hat Produzent Christoph Piasecki die Umsetzung eines Horror-Klassikers als Vierteiler begonnen, sodass Nummer 51 dementsprechend der zweite Teil von „Das Grauen von Dunwich“ ist. Auch hier startet die Episode mit einigen unheilvollen Ankündigungen einer ganzen Gruppe von Erzählern, setzt aber ansonsten direkt an die Vorgängerepisode an. Wieder wurde das recht monologische Original gekonnt in Dialoge umgewandelt, sodass eine lebendigere Stimmung entsteht. Dabei wurden einige Trick angewendet, so ergänzen sich beispielsweise zwei Charaktere in einem Satz, der ansonsten recht lang geraten wäre. Und auch wenn die Handlung natürlich fortgesetzt wird, konzentriert sich die Episode auch immer wieder auf die Hintergründe der Geschichte oder erzählt Ereignisse aus der Vergangenheit. Die Balance dazwischen ist gelungen und bringt sowohl eine aufregende als auch düstere Stimmung mit sich. Dabei beginnt sich das titelgebende Grauen weiter zu manifestieren und steigert die Intensität des Vierteilers. Die Erzählweise ist dabei eher ruhig, was die Wirkung der Geschichte aber noch weiter unterstreicht.
Mathias Bauer spricht die Rolle des Henry Armitage sehr eingängig und glaubhaft. Wie er die Neugier, aber auch die Starrsinnigkeit des Gelehrten umsetzt, sorgt immer wieder für intensive Momente und sorgt dafür, dass man die Figur besser versteht. Robin Brosch hat mir als Warren Rice ebenfalls sehr gut gefallen, er lässt die Figur sehr präsent wirken und sorgt mit vielen gelungenen Facetten für einen passenden Ausdruck. Markus Raab hat zwar immer nur kurze Momente, in denen er zu hören ist. Diese sind dafür umso markanter – nicht nur wegen des passenden Zerreffekts, sondern auch wegen seiner scharfen Sprechweise. Auch Alexandra Lange, Thomas Balou Martin und Benedikt Hahn sind zu hören.
Akustisch wird erneut ein sehr gelungener Mix geboten, der die verschiedenen Szenerien eingängig umgesetzt und die Dialoge sehr stimmungsvoll gestaltet. Dabei sind insbesondere viele Melodien eingebaut, die düster und dräuend im Hintergrund wabern, aber an den richtigen Stellen auch intensiver wirken. Auch die Geräuschkulisse ist eingängig und sorgt für einen lebendigeren Eindruck der Handlungen der Figuren.
Das Neongrün, das auf dem ersten Titelbild das Necronomicon verziert hat, wird auch auf diesem Cover aufgegriffen: Als aufsteigende Lichtblitze, die von einem dunklen, kleinen Dorf aufsteigen. Die Silhouetten eines alten, kantigen Autos und der drei Männer ist sehr gelungen dazu kombiniert. Der düstere Ausdruck des Hintergrunds sorgt für zusätzliche Stimmung.
Fazit: Auch der zweite Teil von „Das Grauen von Dunwich“ ist spannend und aufregend geraten, obwohl die Erzählweise eher langsam ist. Doch die Intensität der Bedrohung nimmt weiter zu, während die Hintergründe mit weiteren Informationen gefüttert werden. Wie dabei die Erzählweise durch viele Dialoge sehr lebendig wirken, ist der überzeugenden Bearbeitung der Vorlage zu verdanken.
VÖ: 15. Oktober 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621730
Midnight Tales – 50. Das Grauen von Dunwich – Teil 1
In der Bibliothek des englischen Küstenorts Dunwich taucht unerwartet ein junger Mann auf, der sich als Wilbur vorstellt und drängend darauf pocht, die lateinische Version des Necronomicon zu lesen. Der Bibliothekar Henry Armitage nimmt sich dir Zeit, den Text mit ihm durchzugehen und bekommt schon bald eine düstere Ahnung davon, dass mehr hinter der Sache stecken muss als reine Neugier...
„Das Grauen von Dunwich“ von H.P. Lovecraft ist ein Klassiker der Horrorliteratur und fasziniert bis heute mit seiner bedrückenden Ausstrahlung. Eine besondere Geschichte - und damit bestens geeignet, das 50. Episodenjubiläum der Midnight Tales zu begehen. Aufgeteilt wurde die Geschichte in vier Teile, sodass hier zunächst die Grundsätze der Handlung geklärt werden. Die Ankunft des getrieben wirkenden Wilbur in der Bibliothek passiert allerdings erst nach einigen düsteren Vorankündigungen, sodass die Stimmung dann bereits schon sehr aufgeladen ist. Und auch danach werden die Hintergründe des Necronomicon beleuchtet und die Handlung langsam aufgebaut, wobei die kalte, bedrohliche Atmosphäre weiter bestehen bleibt. Sehr gut gefällt mir die Idee der verschiedenen Stimmen in den Erzähltexten, die auch längere Texte dynamisch und intensiv wirken lassen – insbesondere durch die Verzerrung einiger Stimmen. Auch der sonst so monologische Erzählstil des Autors wurde gelungen aufgebrochen und durch Zwiegespräche ergänzt, die eine lebendige Wirkung entfalten. Das ist kurzweilig und rund erzählt, endet an einem spannenden Punkt und weckt so die Lust auch auf die kommenden drei Teile.
Mathias Bauer ist in der Rolle des Henry Artmitage zu hören und gestaltet die Rolle sehr eingängig. Wie er die verschiedenen Szenen abwechslungsreich gestaltet und verschiedene Stimmungen erzeugt, ist sehr überzeugend geraten. Patrick Mölleken spricht die Rolle des Wilbur Whateley mit viel Druck und Emotionen, sodass die Dringlichkeit und der Eifer der Figur sehr intensiv wirken. Auch Robin Brosch überzeugt in der Rolle des Warren Rice, er passt sich sehr gut an die bedrohliche Szenerie an und verstärkt die Wirkung seiner Szenen. Auch Markus Haase, Markus Raab und Susanna Clasen sind in dieser Episode zu hören.
Die akustische Gestaltung der Episode bringt noch einmal einige Variationen in die Serie ein und passt sich sehr gelungen an die düstere und bedrohliche Szenerie an. Dabei ist die Musik imposant und eingängig, was die Stimmung noch weiter verdichtet. Auch die Geräusche sind gelungen eingefügt, ebenso wie einige Effekte, die die Stimmen unheimlich verzerren.
Für jeden der vier Teile von „Das Grauen von Dunwich“ wurde ein eigenständiges Titelbild geschaffen, das in dem gewohnt grobkörnigen Stil gehalten ist. Durch die skurril wirkende Farbgebung kommt das Motiv gut zur Geltung: Eine gräuliche Hand zieht ein Buch mit mystischen Zeichen aus einem Bibliothekregal, das mit grünlich leuchtenden Farben verziert ist.
Fazit: Der erste Teil von „Das Grauen von Dunwich“ setzt die Grundzüge der Handlung gekonnt fest und bindet bereits hier eine sehr düstere und bedrohliche Szenerie ein. Und obwohl das Original eher trocken wirken kann, ist dies mit vielen Dialogen lebendiger geraten. Die Liust auf den Nachfolger ist in jedem Fall geweckt.
VÖ: 8. Oktober 2023
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-171-6
Midnight Tales – 49. Der Fluch der Apokryphen
Der Theologiestudent Benedikt Brandt besucht zu Forschungszwecken den freundlichen Heribert Kranich, der eine der wenigen noch vorhandenen Gutenberg-Bibeln besitzt. Doch der Schrecken ist groß, als Einbrecher den Raum vollkommen verwüstet haben. Die Bibel ist zwar noch vorhanden, wurde allerdings aufgeschlitzt. Doch wer hat ein Interesse daran, das wertvolle Buch derart zu beschädigen anstatt es an sich zu bringen...?
Auch für die 49. Episode der "Midnight Tales" wurde von Autor XXX eine völlig neue Szenerie erdacht, das Spiel mit Theologie und düsteren Prophezeiungen sorgt dabei für eine intensive Atmosphäre. Dabei scheint das Setting zunächst recht harmlos zu sein, die Familie von Student XXX wird vorgestellt und die ersten Handlungsstränge ausgelegt. Zunächst steht dabei die Gutenberg-Bibel im Fokus, Einbruch und Beschädigung sind dafür gelungene Reizpunkte und führen die Zuhörenden in eine falsche Richtung, der Kern der Handlung ist nämlich ein ganz anderer. Die verschiedenen Elemente führen langsam zum Ziel, sorgen für immer neue Stimmungen und verbinden die düsteren Einschläge gelungen mit der modernen Szenerie. Geschickt ist gelöst, wie sich bei Antworten auf drängende Fragen immer neue Rätsel auftun und bis zum Schluss Wesentliches im Verborgenen bleibt. Das Finale ist dementsprechend eindringlich und wuchtig geraten, wie alles zusammenläuft ist überzeugend erzählt und ist mit einem reizvollen offenen Ende versehen, der viel der Fantasie überlässt, was mir besser gefällt als ein aufgesetzter Twist. Eine starke Episode der Serie, die mal wieder andere Aspekte des Genres auslotet und dabei einige neue Wege einschlägt.
Benedikt Brandt wird von Vincent Fallow gesprochen, der eine zugängliche und greifbare Figur erschafft. Im Laufe der Zeit sieht er sich ganz verschiedenen Situationen konfrontiert, was er immer glaubwürdig umsetzt. Seine Schwester Teresa wird von Julia Casper gesprochen, die eine eingängige und lockere Sprechweise wählt, diese aber an den passenden Stellen auch gekonnt variiert. Schön war es auch, Peter Groeger in der Rolle des Heribert Kranich zu hören. Sein ganz besonderer Klang kommt auch in der Rolle des Sammlers sehr gut zur Geltung und verleiht ihr individuellen Charme. Ebenfalls zu hören sind Patrick Mölleken, Mark Bremer und Armin Schlagwein.
Die Szenerie dieser Episode bleibt über weite Teile ohne übernatürliche Elemente und setzt sich eher aus ruhigeren Gesprächen zusammen. Durch die eingebauten Melodien kommt dennoch eine dichte und aufregende Stimmung auf, die den Spannungsbogen gekonnt unterstützt. Auch die Geräuschkulisse ist eingängig und lebendig, was die Szenen greifbarer wirken lässt.
Die abstrahierte Optik der Covergalerie setzt sich natürlich auch hier fort und deutet im Hintergrund die Bibliothek von Heribert Kranich an, während die zerbrochene Vitrine der Gutenberg-Bibel im Fokus steht. Die kantigen Formen und die erdigen Farbtöne sorgen dabei für eine sehr spezielle Optik – ein stimmiges Zusammenspiel der verschiedenen Elemente.
Fazit: „Der Fluch der Apokryphen“ ist eine weitere reizvolle Episode der Handlung, die geschickt aufgebaut ist. Denn von dem anfänglichen Einbruch setzt sich die Episode konsequent fort, hat aber immer neue Rätsel und Ungewissheiten parat. So kann man anfangs noch nicht ahnen, in welche Richtung sich alles entwickeln wird. Die christlichen Elemente und die ebenso düstere wie moderne Szenerie setzen sich dabei gekonnt zusammen.
VÖ: 1. Oktober 2021
Label: Contendo Medien
Bestellnummer: 9783967621693
Midnight Tales – 47. Killer Book
Ein letztes Mal will Fay James ihrem kleinen Bruder Rusty aus der Patsche helfen, der sich beim Wetten hochverschuldet hat. Gemeinsam wollen sie einem reichen Gangsterboss ein kleines Paket besorgen, wobei Rusty auf die Safeknackerfähigkeiten seiner Schwester angewiesen ist. Tatsächlich können die beiden die scheinbar wertvolle Fracht stehlen, doch dann packt Rusty die Neugier, was sich in dem Päckchen befinden könnte…
Die „Midnight Tales“ erzählen kurze, in sich abgeschlossene Gruselgeschichten, in denen meist die Handlung im Fokus steht und die Figuren manchmal etwas verschwimmen und nicht allzu stark ausgearbeitet werden. Natürlich ist auch in der 47. Episode mit einer Laufzeit von einer guten halben Stunde kein Platz für ausufernde Charakterstudien. Doch wie die beiden Hauptfiguren Fay und Rusty hier miteinander umgehen und damit ihre Beziehung zueinander beleuchtet wird, bringt schon eine sehr reizvolle Note mit ein. Und das ist besonders gelungen, da die moralischen Entscheidungen der beiden eine wesentliche Rolle spielen. Die Story steigt direkt mit dem Diebeszug der beiden ein, einige Hintergründe werden im Laufe der Zeit eingebaut, sodass eine gelungene Dynamik steht. Das Geheimnis um den Inhalt des Päckchens wird Stück für Stück enthüllt, immer neue Wendungen werden dabei eingebaut und halten das Geschehen durchgängig spannend. Und natürlich gibt es am Ende wieder einen Twist, der hier aber in meinen Augen nicht unbedingt nötig ist, weil die Folge selbst schon recht stark ist und einige kreative Ideen miteinander vereint.
Nina Witt ist in der Rolle der Fay James zu hören und klingt sehr kraftvoll und dynamisch. Wie sie die verschiedenen Stimmungen der jungen Frau aufgreift, ebenfalls eine Spur Humor einbringt und die prekäre Lebenssituation authentisch aufgreift. Toni Michael Sattler spricht ihren Bruder Rusty sehr energetisch und impulsiv, seine wilde Aura wird dadurch unterstrichen und sorgt für einen unberechenbaren Charakter. Sascha von Zambelly bringt als Jordan noch einmal eine ganz andere Art mit ein, seine mystische Wirkung und die machtvolle Aura des Mannes kommen durch ihn sehr gut zur Geltung. Auch Marc Schülert, Dagmar Dreke und Tommy Piper sind zu hören.
Akustisch ist die Episode sicher umgesetzt und mit passenden Elementen versehen. Dabei ist die Geräuschkulisse durchaus eingängig umgesetzt, sodass die Dialoge eine passende Kulisse erhalten. Die Musik ist treffend eingebunden und greift die verschiedenen Stimmungen auf, wobei die mystischen Klänge gegen Ende besonders gut wirken.
Das titelgebende Killer Book ist natürlich auch auf dem Titelbild zu sehen, wobei einige Elemente aus dem Hörspiel aufgegriffen werden. Naben dem zerbrochenen Schloss und dem zerschnittenen Band stechen die schwarzen, tentakelartigen Schatten besonders hervor. Der Hintergrund wirkt wie mit Blutspritzern übersät und rundet die Optik des Covers ab.
Fazit: „Killer Book“ startet unvermittelt, wird schnell und dynamisch erzählt und nimmt sich dennoch die Zeit, die beiden Hauptfiguren auszugestalten und mit einigen entscheidenden Eigenschaften auszustatten. Die mystischen Aspekte kommen dabei sehr gut zur Geltung und wirken kreativ und neuartig, sodass mir diese Episode wieder gut gefallen hat.
VÖ: 6. August 2023
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-165-5
Midnight Tales – 46. Von Schuld und Sühne
Auch ein Verbrecher hat in seinen letzten Stunden auf dieser Welt das Recht, die letzte Beichte abzulegen. Und so macht sich Padre Lorenzo Marino auf den Weg zu Signor Filipo Santoro, der sich seit seiner Jugend ein riesiges Netzwerk aus Erpressung, Drogenhandel, Mord und Raub aufgebaut hat. Doch als er von seinem ersten Mord berichtet, ist das nur der Anfang einer Geschichte, die der Padre so schnell nicht vergessen wird...
Der Titel der 46. Episode der Midnight Tales „Von Schuld und Sühne“ deutet bereits ein christliches Thema an, der Kern der Handlung wird dann tatsächlich auch von dem Gespräch eines Geistlichen mit dem Familienoberhaupt der Mafia gebildet. Dabei schwingt ein leise bedrohlicher, imposanter Unterton mit, der durch das italienische Flair noch weiter unterstrichen wird. Dabei entwickelt sich die Handlung recht langsam weiter, zunächst wird der Aufbruch des Paters nebst einigen Begegnungen berichtet. In den anschließenden Dialog der beiden Hauptfiguren sind einige Szenen aus der Vergangenheit des Mafiabosses eingebaut, die von seiner Schuld berichten. Das wirkt eindringlich, sodass es gar nicht negativ auffällt, dass lange keinerlei übernatürliche Aspekte zu hören sind. Bei dieser Serie erwartet man diese aber natürlich, sodass allein dadurch zusätzliche Spannung entsteht. Den Mittelteil habe ich als stark empfunden, die Auflösung mit dem üblichen Twist und dann auch mysteriösen Belangen wirkt dagegen schwächer - ich hatte mir schon mehr Überraschungseffekt oder weitreichendere Konsequenzen gewünscht. Dennoch macht die Folge Spaß und ich habe sie mir gern angehört.
Als Padre Lorenzo Marino ist Jürgen Holdorf zu hören, der dem Geistlichen eine ruhige, aber kraftvolle Aura verleiht. Auf die verschiedenen Situationen reagiert er glaubhaft und souverän, sodass ein glaubhafter Charakter entsteht. Joachim Tennstedt ist als Filipo Santoro zu hören, mit gebrechlicher Stimme, Husten und einigen Pausen zollt er dem Gesundheitszustand des Mafiabosses Aufmerksamkeit, während seine kalte und skrupellose Ausstrahlung für überzeugende Zwischentöne sorgt. Passenderweise wird sein jüngeres Ich in den Spielszenen von Julian Tennstedt gesprochen, der mit verschiedenen Intensitäten und Ausdrücken spielt, sodass die Entwicklung seines Lebens erlebbar wird. Auch sind zu Christiane Marx, Christin Marquitan und Michael-Che Koch hören.
Musikalisch wird das italienische Ambiente der Handlung gekonnt mit eingebaut. Der Klang erinnert dabei tatsächlich an einen alten Mafiafilm und ist zudem gelungen auf die Dialoge abgestimmt. Das Flair, das dadurch entsteht, wird durch zahlreiche passende Geräusche zu hören, die besonders in den Gewaltszenen für eine noch dichtere Stimmung sorgen und das Gehörte gekonnt abrunden.
Symbolisch sind auf dem Titelbild ein christliches Kreuz und ein Gewehr zu sehen, die für den Padre und den Mafiaboss stehen. Das ist hier sehr schlicht gehalten, durch den grobkörnigen Zeichenstil der Serie bekommt das Cover dennoch eine passende Ausstrahlung. Dass dabei auch der Hintergrund eine Bedeutung hat, erschließt sich erst nach dem Hören.
Fazit: „Von Schuld und Sühne“ überzeugt mit der sehr dichten und packenden Atmosphäre. Die eingebauten christlichen Aspekte, die Spielszenen mit dem gelungenen Psychospielen und faszinierender Gewalt, das intensive Gespräch der beiden Hauptfiguren – eine sehr gelungene Mischung. Schade, dass das Finale dabei nicht ganz mithalten kann und hinter dem Rest zurückfällt, sonst hätte ein absoluter Volltreffer entstehen können.
VÖ: 16. Juli 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-163-1
Midnight Tales – 45. Das Monster aus dem Bernstein
Bei einer Ausgrabung entdeckt ein Forscherteam einen gigantischen Bernstein, größer als alle bislang bekannten Exemplare. Doch die Einheimischen sind voller Angst vor dem Fund und weigern sich, diesen anzufassen. Die Forscher tun dies zunächst als Aberglaube an und sind eher an dem Einschluss dunkler Flüssigkeit interessiert. Doch dann beschleicht auch Betty Young eine finstere Ahnung...
Auch für die 45. Episode der Midnight Tales von Contendo Media hat sich Autorin Julie Hoverson eine neue Szenerie ausgedacht, der Zugang zur Handlung fällt dabei sehr leicht - schnell sind die Rahmenbedingungen klar, auch die Charaktere sind markant genug, um sie schnell erfassen zu können. Diese sind aber eher wegen ihres Berufes für die Handlung wichtig und weniger wegen ihrer speziellen Eigenschaften, was den Fokus deutlich auf das ungewöhnliche Fundstück lenkt. Die Idee dahinter ist sicherlich nicht ganz neu, prähistorische Überbleibsel mit einer eingeschlossenen Bedrohung konnte man bereits in diversen Hörspielen, Filmen oder Büchern erleben. Das Rad wird auch während der Handlung selbst nicht völlig neu erfunden, das ist aber auch nicht notwendig, um eine flüssige und spannende Erzählung zu erzeugen. Viele Abläufe kann man schon ein wenig vorausahnen, es gibt aber eben doch einige gelungene Einfälle und dramatische Momente. Insbesondere der Schluss ist dabei eindringlich geraten. Dass das Ganze in einer Science Fiction-Szenerie eingebettet ist, ist eine zusätzliche Würzung, die aber nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Nur die eingebaute Liebesgeschichte wirkt etwas aufgesetzt und scheint nur für eine Schlusssequenz relevant zu sein.
Julia Casper übernimmt die Rolle der Betty Young und lässt die junge Forscherin ebenso neugierig wie engagiert wirkt. Sie greift die Dynamik der Episode auf und verstärkt besonders markante Momente mit viel Energie. Ihr Vater wird von Rainer Denk gesprochen, der eine deutlich kühlere und nüchterne Sprechweise wählt und seinem Charakter damit gerecht wird. Gerade in der Interaktion der beiden kommt dies gut zur Geltung. Auch Philip Bösand macht als Professor Marble eine gute Figur, er unterstreicht die Spannungskurve der Episode mit verschiedenen Intensitäten und wirkt auch in den Actionszenen sehr souverän. Auch Uve Teschner, Andre Beyer und Michael-Che Koch sind zu hören.
Fast die gesamte Handlung wird von akustischen Elementen begleitet, Dialoge ohne eine Geräuschkulisse oder musikalische Untermalungen kommen kaum vor. Das steigert die Dramaturgie der Episode und unterstreicht den Spannungsbogen, auch wenn nicht alle Elemente vollkommen stimmig klingen. Insbesondere die Actionszene ganz am Ende mag nicht vollkommen authentisch wirken.
Der riesige Bernstein ist als Zentrum auf dem Titelbild gewählt. Es scheint nicht nur von innen zu leuchten scheint, sondern zeigt auch eine rote Musterung, die auf unheimliche Weise an Adern erinnert, sowie den schwarzen Einschluss. Durch die aufgestellten Kameras und Lichtquellen kommt der wissenschaftliche Ansatz der Episode mit ein.
Fazit: „Das Monster aus dem Bernstein“ ist eine solide Episode der Midnight Tales und wird wie immer knackig und völlig ohne Lägen erzählt. Allerdings lassen sich auch weite Teile der Handlung vorausahnen, sodass kaum Überraschungen eingebaut sind. Es gibt einige reizvolle Ideen, aber in der Kombination wirkt das nur bedingt frisch. Dennoch: Für zwischendurch macht auch diese Folge Spaß.
VÖ: 2. Juli 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-155-6
Midnight Tales – 44. Zwiespältig
Seit zwei Jahren verbringt die 32-jährige Charlotte Henning ihre Zeit als Patientin in einer geschlossenen Psychiatrie. Denn immer, wenn sich ihr niemand zuwendet, bricht eine zweite Persönlichkeit hervor: Gregg ist ordinär, unfreundlich und beleidigend. Ihr Arzt schlägt Charlotte eine neue Therapieform vor, die jedoch mit vielen Risiken verbunden ist. Und deswegen zögert Charlotte - noch...
Neben Gruselgeschichten aus verschiedenen Genres erzählen die Midnight Tales von Contendo Media auch immer wieder Episoden, die mit psychischen Erkrankungen spielen. Auch die 44. Folge mit dem Titel Zwiespältig ist eine dieser Geschichten, die mit der dissoziativen Persönlichkeitsstörung von Hauptfigur Charlotte spielt. Angelegt ist die gesamte Episode als eine einzige Therapiesitzung, es gibt keine Zeitsprünge oder Ortswechsel. Das sorgt direkt für eine dichte Stimmung, da der Dialog und die Entwicklung der Handlung sehr flüssig geraten sind. Dabei erfährt man auch einiges über das Krankheitsbild von Charlotte, was am zwei, drei Stellen jedoch etwas holprig wirkt - beide Figuren wiederholen Elemente der Persönlichkeitsstörung, als würden sie aus einem Artikel darüber vorlesen, obwohl des Gegenüber dies bereits weiß. Dennoch ist das ganze fesselnd und kurzweilig geraten. Dabei kann auch das Finale mit der neuen Behandlungsmethode überzeugen, da hier noch eine angenehm überraschende übernatürliche Ebene eingebaut wird und eine markante Wendung die Episode abschließt.
Bei nur zwei Rollen liegt das Augenmerk natürlich umso mehr bei den beiden Stimmen, und sowohl Tommy Piper als Dr. Goldman als auch Greta Galisch de Palma als Charlotte Hanning machen ihre Sache hervorragend. Die junge Patientin bekommt einen facettenreichen Klang und kann sowohl die schüchternen, verunsicherten Stimmungen als auch die späteren selbstsicheren Momente kommen dabei gut zur Geltung. Noch intensiver ist Galisch de Palma aber, wenn sie sich in die ordinären Schimpftiraden ihres anderen Ichs flüchtet und dann mit rauer, harter und vierschrötiger Sprechweise zu hören ist. Tommy Piper klingt mit einfühlsamen wie engagierten Auftreten sehr eingängig, wobei auch die drängenden Aspekte des Doktors sehr überzeugend klingen.
Da die Szenerie hier auf den Behandlungsraum von Dr. Goldman beschränkt ist und auch keine Zeitsprünge vorkommen, ist auch die akustische Gestaltung etwas begrenzter als sonst. Eine Geräuschkulisse wird nur selten eingebunden, um die wenigen Handlungen der Figuren zu beschreiben. Auch die Musik hält sich über weite Teile zurück, was eine authentische Ausstrahlung entstehen lässt – zumal die beiden Stimmen an sich schon für viel Stimmung sorgen.
Das Coverdesign der Serie mit dem grobkörnigen Look passt auch gut zu dieser Episode. Zu sehen sind die beiden stilisierten Personen bei ihrer Sitzung, was sich mit seinen kühlen Blautönen von dem Hintergrund abhebt. Die beiden finsteren Augen, die die beiden betrachten, wirken durch die zusammengezogenen Brauen sehr wütend und verleihen dem Titelbild seine unheimliche Ausstrahlung.
Fazit: „Zwiespältig“ unterscheidet sich reizvoll von den übrigen Episoden sehr Serie und setzt nicht auf Grusel oder Horror, sondern auf die düstere Wirkung psychischer Erkrankungen. Dabei werden nicht nur interessante Fakten eingebunden, sondern eine faszinierende Spannung aufgebaut. Die Entwicklung der Handlung ist durch die Begrenzung auf die Therapiesitzung langsam, am Ende dann aber sehr intensiv, sodass eine runde Episode entstanden ist.
VÖ: 18. Juni 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-133-4
Midnight Tales – 43. Der ewige Star
Die junge Autorin Fiona Cross ist vom Land nach Hollywood gezogen, um mit einem Drehbuchskript endlich den Durchbruch zu schaffen. Doch für das Remake eines Stummfilmklassikers benötigt sie die Zustimmung des Autors. Auch wenn sie zunächst abgewiesen wird, verfolgt sie ihren Traum weiter und kann zumindest seinen Sohn Victor von ihrer Idee überzeugen. Doch bald merkt sie, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht...
Die Midnight Tales von Contendo Media erscheinen in enger Taktung, was eine entsprechende Vielzahl von Geschichten für die Fans bereit hält. Dabei wird auch das Grusel- beziehungsweise Horrorgenre immer wieder ausgedehnt und mit verschiedenen Stimmungen angefüllt. Die 43. Episode „Der ewige Star“ bringt beispielsweise über weite Teile nur dezente Gruselelemente ein und ist vielmehr eine Art RomCom mit ein paar unheimlichen Momenten. Von Anfang an dreht sich alles um die Bemühungen von Fiona, um ihr Drehbuch umsetzen zu können, was viele lockere Szenen mit sich bringt - Gespräche mit Produzenten, Freunden und später eben dem Sohn des Autors. Erst beim letzteren kommen ganz kleine Hinweise auf einen möglichen übernatürlichen Hintergrund auf. Und erst zum großen Finale wird das erst richtig ausgekostet, allerdings ist auch der Höhepunkt nicht sonderlich bedrohlich, da Fiona plötzliche eine große Sicherheit hat und man sich gefühlt keine Sorgen um sie machen muss. Wirklich unheimlich oder gruselig wird es also nicht, der Erzählfluss ist aber stimmig und die Handlung unterhaltsam. Wer mit offener Erwartung hieran geht, bekommt also eine abwechslungsreiche Produktion, wer viel Horrer sorgt sollte zu anderen Episoden der Serie greifen.
Fiona Cross wird von Stephanie Kirchberger gesprochen, die eine energiegeladene und fröhliche Darbietung ihrer Figur präsentiert und mit viel Charme und Witz die Handlung am Laufen hält, was sehr souverän wirkt. Constantin von Westphalen ist als Victor Malacard zu hören, der ihr ein starker Spielpartner ist. Er schafft eine authentische Stimmung und kann dennoch immer einen Hauch des Geheimnisvollen einbringen - eine gelungene Kombination. Pat Murphy hat als Mason eine sehr besondere Rolle inne, der abweisend wirkende Butler bricht die sonst so lockere Atmosphäre gekonnt auf. Auch Angela Quast, Andre Beyer und Louis F. Thiele sind zu hören.
Die Musik dieser Episode wirkt sehr lebendig und schwungvoll. Mir gefällt, wie dabei die 40er Jahre auferstehen und so ein Eindruck entsteht, der sich von den anderen Episoden der Serie abhebt. Ab und an sind diese auch etwas länger, was die vorherrschende Atmosphäre aber noch unterstreicht. Auch die Geräuschkulisse ist vielseitig und lebendig, die Szenen bekommen dadurch einen greifbaren Ausdruck.
Der berühmte Hollywood-Schriftzug prangt auf dem Titelbild über allem, ergänzt noch über den Zusatt „land“, auch die Hügel sind in verschiedenen Farben angedeutet. In dem typischen, grobkörnigen Stil der Serie ist auch das Motiv des pompösen Hauses der Familie Malacard zu sehen, das von einem kühlen Lichtschein umgeben ist. Eine interessante Optik, die deutlich düsterer wirkt als es die Episode dann hergibt.
Fazit: Wer eine unheimliche Gruselgeschichte sucht und sich auf zahlreiche übernatürliche Momente freut, ist bei dieser Folge nicht ganz richtig. Über weite Teile der Handlung wird nur sanft angedeutet, erst ganz am Ende kommt ein wenig Grusel auf, der aber nicht wirklich bedrohlich wirkt. Der Verlauf ist flüssig und unterhaltsam, die Grundidee sehr reizvoll, meine persönlichen Erwartungen an das Hörspiel wurden aber nicht so recht erfüllt.
VÖ: 4. Juni 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621198
Midnight Tales – 42. Herzen aus Eis – Teil 2
Leslies Vater ist verschwunden. Die Sorge um ihn ist umso höher, seit er von einer Erforschung der örtlichen Höhle völlig verändert ist. Als Leslie dann auch noch den Familienhund völlig zerfleischt und ausgeweidet auffindet, will sie unbedingt mehr unternehmen als bisher. Und so sucht sie Martha, eine Ureinwohnerin von Winnipeg auf und erfährt von ihr mehr von den düsteren Legenden, die sich um die Region ranken...
„Herz aus Eis“ ist ein Zweiteiler innerhalb der abwechslungsreichen Gruselserie Midnight Tales, die von Contendo Media produziert und digital veröffentlicht wird. Und so startet die 42. Episode eigentlich schon mitten in der Handlung, die grundsätzliche Szenerie wird nicht noch einmal erklärt. Dennoch würde man der Handlung wahrscheinlich auch so folgen können, die wichtigsten Parameter werden noch einmal kurz erklärt oder ergeben sich aus dem Zusammenhang – und dieser Teil ist der merklich stärkere und aufregendere. Schon nach wenigen Minuten erfährt man von der alten Martha und den Mythen, die sich um die Ureinwohner Winnipegs drehen - und das ist reichlich stimmungsvoll geraten. Mir gefällt, wie die Legende fortan über der gesamten Handlung schwebt und für eine unheilvolle Stimmung sorgt. Auch danach geht es sehr temporeich weiter, die Handlung entwickelt sich zügig weiter und führt zu einer blutigen Actionszene, die zunächst etwas ausgekostet und dann mit einem intensiven Moment beendet wird. Das gefällt, nur die Abschlussszene wirkt nicht ganz organisch, das lockere Verhalten von Leslie mag nicht ganz zu dem zuvor Erlebtem und dem Bevorstehenden zu passen. Natürlich gibt es aber auch hier einen effektvollen Twist am Ende, der die Zuhörenden mit einem guten Gefühl und nach etwa einer halben Stunde Laufzeit entlässt.
Leslie wird von Jenny Maria Meyer gesprochen, die in jeder Szene zu hören ist und sich den verschiedenen Gegebenheiten überzeugend anpasst und eine lebendige Atmosphäre erzeugt - mit kleiner Ausnahme der oben erwähnten Abschlussszene. Ihr zur Seite steht Benedikt Hahn als Nick Harper, der sie über weite Teile begleitet und mit seiner eingängigen Sprechweise die Handlung vorantreibt und dabei einen sympathischen Eindruck hinterlässt. Hervorragend passt Katja Brüggers raue Stimme zur Rolle der geheimnisvollen Martha Blue River. Sie nimmt dabei einen mysteriösen Klang an und sorgt für zwei sehr intensive Szenen. Auch Michael Bideller, Thomas Balou Martin und Matthias Keller sind zu hören.
Die akustische Umsetzung der Handlung ist kraftvoll und gerne auch mal laut, ohne jedoch die Dialoge zu überdecken oder zu chaotisch zu wirken. Die vielen Geräusche oder das Stimmgewirr im Hintergrund sorgen aber für noch mehr Druck in der Handlung, während die Musik passend eingebaut ist und die jeweils vorherrschende Atmosphäre unterstreicht.
Natürlich gibt es auch für diese Episode wieder ein Cover in dem typischen Stil der Serie, der mit seiner grobschlächtigen Wirkung die Stimmung gekonnt aufgreift. Zu sehen ist in stilisierter Form eines der Monster, das mit blutverschmiertem Mund aus einer Höhle hervorkommt. Die Wirkung der verschiedenen Farbblöcke sorgt dabei für zusätzlichen Reiz.
Fazit: Der zweite (und abschließende) Teil von „Herz aus Eis“ ist merklich stärker als der erste und sorgt direkt zu Beginn mit einer mystischen Szene für eine unheimliche und bedrohliche Stimmung, während auch der kurzweilige Mittelteil für Kurzweil sorgt. Beim großen Finale scheppert es dann so richtig, was für einen sehr intensiven Höhepunkt sorgt. Auch hier gibt es kleinere Stolpersteine, überzeugt hat mich Midnight Tales hiermit aber dennoch.
VÖ: 21. Mai 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-105-1
Midnight Tales – 41. Herzen aus Eis – Teil 1
Zwei Männer haben sich in einem seit Tagen andauernden Schneesturm verirrt. Am Ende ihrer Kräfte erreichen sie eine Höhle, doch sicher sind sie deswegen noch lange nicht. Viele Jahre später bereist der Geologe David Murphy auf Einladung des Bürgermeisters von Winnipeg in Colorado. Gemeinsam mit seiner Familie wird er herzlich empfangen, doch seine Arbeit hält einen unerwarteten Schrecken bereit...
Die "Midnight Tales" sind auf kurz und knackig erzählte Grusel- und Horrorhörspiele angelegt und drehen sich oft um einen effektvollen Einfall. Die 41. Episode beginnt mit einer sehr stimmungsvollen Introszene um die beiden Männer im Schneesturm, die sehr stimmungsvoll geraten ist und auf die Entbehrungen des Duos gelungen eingeht und mit einer intensiven Szene endet. Denn danach folgt ein Schwenk zu einer ganz anderen Szenerie, die sich zunächst einmal recht langsam aufbaut. Leider wird von dem vorigen Schwung dabei nicht viel mitgenommen, Familie Murphy wird in mehreren ausführlich vorgestellt und nur sehr langsam zum Kern der Handlung geführt. Hier hätte ich mir mehr Drive gewünscht, zumal einige Szenen eher belanglos wirken und ihren Effekt nicht so recht entfalten. Gegen Ende der unter 40-minütigen Produktion geht es dann aber noch einmal richtig los, Schockmomente und heftige Ideen inklusive. Gepaart mit der Introszene geht der große Überraschungseffekt zwar etwas verloren, hält aber eine interessante Wandlung bereit - die sich wohl in der Fortsetzung der Episode noch einmal intensivieren wird, denn die Geschichte ist als Zweiteiler angelegt. Das Ende ist dementsprechend sehr offen, weckt die Neugier, wie sich die ausgelegten Handlungsstränge noch entwickeln werden und schließt die Episode trotz einiger Stolpersteine hörenswert ab.
David Murphy wird von Jens Wendland gesprochen, der die verschiedenen Aspekte seiner Figur überzeugend darbietet. Er kann liebevolle Familienvater oder seriöser Wissenschaftler sein, aber auch noch weitere markante Momente erschaffen. Auch seine Tochter Leslie hat eine größere Rolle, Jenny Maria Meyer sorgt dabei für eine passende Ausstrahlung der Figur. Ihre lebendige und quirlige Sprechweise verleiht der Episode noch einmal eine andere Note. Katja Brügger hat als Martha Blue River zwar einen deutlich kleineren Part, ihre markante Stimme und die eindringliche Sprechweise sorgen aber dennoch für einen bleibenden Eindruck. Auch Matthias Keller, Daniela Bette-Koch und Thomas Balou Martin sind zu hören.
Die verschiedenen Stationen der Episode werden auch akustisch überzeugend umgesetzt, besonders der eisige Schneesturm zu Beginn wird mit Windgeheul und anderen Elementen passend unterlegt. Auch danach wird eine stimmige, aber deutlich ruhigere Geräuschkulisse präsentiert, die die Dialoge lebendiger wirken lässt. Die eingebaute Musik ist passend eingefügt, wird aber eher wenig eingesetzt.
Wieder wurde für diese Episode ein ungewöhnliches Titelbild geschaffen, das mit der stark stilisierten Optik heraussticht. Die beiden Trapper der Introszene wandern dabei gerade in die Höhle, die auf den zweiten Blick das aufgerissene Maul eines Monsters darstellt, die beiden roten Kreise deuten dabei die Augen an. Das kalte Farbschema sorgt dabei direkt für die passende Stimmung.
Fazit: Der erste Teil von „Herzen aus Eis“ startet mit einer sehr starken und atmosphärischen Szene, nimmt diesen Schwung aber nicht in die nachfolgende Handlung mit. Vielmehr gerät die Geschichte danach etwas ins Stocken und nimmt wirklich erst kurz vor Ende wieder Fahrt auf. Die Highlightszenen sind aber sehr unterhaltsam und wecken das Interesse an dem kommenden Teil – vollkommen vom Hocker gerissen hat mich der Auftakt aber nicht.
VÖ: 7. Mai 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-139-6
Midnight Tales – 40. Die Präparatorin
Debra Meeks hält sich mit ihrer Arbeit als Tierpräparatorin mehr schlecht als recht über Wasser, der Schuldenberg erdrückt sie immer mehr. Als in einer dunklen Gewitternacht ein Mann auftaucht, der ihr eine hohe Geldsumme für einen einzigen Auftrag anbietet, zögert sie nicht lange und erklärt sich einverstanden. Doch sie hat nicht damit gerechnet, was genau sie ausstopfen soll – und was dieser Auftrag alles nach sich ziehen würde…
In den 40 Episoden der Midnight Tales gleicht kaum eine andere Szenerie der anderen, auch für „Die Präparatorin“ wurde eine sehr individuelle Geschichte geschaffen, die von Julie Hoverson stammt und reichlich makaber wirkt. Schon recht zu Beginn der Episode wird dabei das Thema der Tierpräparation aufgegriffen und mit dem merkwürdigen Auftrag ein erster Höhepunkt gesetzt. Danach hört man Debra lange Zeit bei der Arbeit zu, was herrlich makaber geraten ist und einige recht unappetitliche Details (samt passender Geräusche) zu hören bekommt. Doch dabei gibt es immer wieder auch weitere Informationen zu dem Auftrag, der immer geheimnisvoller wirkt. Besonders das Ziel des Auftraggebers bleibt lange unklar und ist das große Geheimnis hinter der Episode, was über die Zeit eine geheimnisvolle Stimmung aufbaut. Dabei konzentriert sich die Szenerie fast ausschließlich auf die Werkstatt von Debra, was sehr verdichtet wirkt – auch, weil der Zeitrahmen der Handlung überschaubar ist. Die so entstehende Atmosphäre wird gegen Ende dann gelungen aufgebrochen und die Handlung noch einmal in eine andere Richtung und bringt eine übernatürliche Ebene mit ein. Das ist von düsterem Humor durchzogen und mit einer ungewöhnlichen Art der Spannung versehen, was aus „Die Präparatorin“ ein gelungenes Experiment macht.
Daniela Bette-Koch ist in der Hauptrolle der Debra Meeks zu hören und überzeugt dabei mit ihrem hellen, freundlichen Klang und trifft den makabren Humor der Figur dabei sehr gut, bringt aber auch die Spannung der Handlung gut zur Geltung. Markus Pfeiffer ist als Curt Buchner zu hören und bringt mit seiner tiefen Stimme einen gelungenen Kontrast dazu mit ein und bringt die geheimnisvolle Figur gut zur Geltung. Auch Peter Lontzel unterstützt die ungewöhnliche Wirkung der Handlung und bringt ebenfalls einige humorvolle Szenen mit ein. Weitere Sprecher sind Sascha von Zambelly, Thomas Petrou und Katja Brügger.
Die akustische Gestaltung der Reihe geht dieses Mal anfangs einige gelungene Experimente ein, schon die erste Melodie erinnert beispielsweise an 70er Jahre-Hörspiele. Später es gibt vor allem viele andere solide Szenen, die mit stimmiger Musik unterlegt sind – und natürlich auch wieder zahlreiche Geräusche, die die Dialoge der Charaktere stimmig gestalten, oft aber auch recht plakativ wirken – insbesondere bei der Arbeit von Debra. Das ständige Quietschen eines Tierspielzeugs ist dabei leider ziemlich nervig geraten und hätte ruhig etwas seltener vorkommen können.
Auch für diese rein digital veröffentliche Produktion wurde dennoch ein stimmiges Titelbild geschaffen, das wunderbar exzentrisch geraten ist und sehr gut mit der grobkörnigen Gestaltung der Serie harmoniert. Das verzerrte menschliche Gesicht mit den riesigen Zähnen und den stechenden Augen, in dem sich die pinkfarbene Kugel spiegelt, ist zudem ein passendes Motiv, welche gut zu der Handlung passt.
Fazit: Eine verdichtete Szenerie, makabrer Humor mit einigen unappetitlichen Details, ein genauer Blick auf die gut gestalteten Figuren und einige unerwartete Wendungen – „Die Präparatorin“ ist mal wieder ein ungewöhnliches Hörspiel, welches andere Wege als bekannt geht und für einige Überraschungen sorgt.
VÖ: 16. April 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621372
Midnight Tales – 39. Spiegelbilder
Brendon Dunn erwacht unversehens in einem Krankenhaus, ohne Gedächtnis, aber scheinbar ohne äußere Verletzung. Kurz nach der Aufnahme wird er in ein Patientenzimmer verlegt, auf dem bereits drei weitere Männer liegen. Doch diese sehen ihm zum Verwechseln ähnlich, lediglich kleine Details unterscheiden die Männer voneinander. Doch als er erfährt, dass auch die anderen Männer seinen Namen tragen, ist seine Verwirrung komplett…
Die enge Taktung der Veröffentlichung der digital veröffentlichen Mystery-Hörspielserie „Midnight Tales“ von Contendo Media reißt auch im zweiten Jahr der Erstveröffentlichung nicht ab, zweiwöchentlich gibt es eine neue Episode zu hören. Auch für Episode 39 wurde wieder eine gänzlich neue Szenerie erdacht, die schon nach nicht einmal fünf Minuten Laufzeit mit einer ziemlich heftigen, blutigen Szene eröffnet wird, dann aber schnell auf eine ganz andere Stimmung umschwenkt. Das Erwachen von Brendon Dunn im Krankenhaus und ohne Gedächtnis an sein früheres Leben sorgt für viele Rätsel, besonders natürlich wenn er seinen Doppelgängern begegnet. Die Szenerie wirkt skurril und sehr ungewohnt, immer neue Details werden eingebaut und geben dem Hörer neue Hinweise, was die Hintergründe der Geschichte sein könnten. Die Entwicklung ist dabei langsam, fast nicht vorhanden, es handelt sich eher um die Beschreibung des Szenarios. Etwa zehn Minuten vor Ende des Hörspiels (welches ohne Intro und Outro nur knapp über eine halbe Stunde Laufzeit dauert) kommt dann die Kehrtwende mit der Aufklärung der Hinweise, was einige philosophische, aber auch medizinisch-ethische Fragen aufwirft und dann eine schnellere Entwicklung bietet. Auch dann gibt es noch einige gelungene Kniffe, bei dem die interessante Szenerie weitergesponnen wird. Die Reihe zeigt sich hier mal wieder von ihrer experimentellen Seite und ist kurzweilig geraten, was insgesamt einen positiven Eindruck hinterlässt.
Heiko Obermöller ist hier in einer besonders anspruchsvollen Rolle zu sehen und spricht Brendon Dunn in seinen verschiedenen Ausgaben, verleiht dabei jedem einen eigenen Klang und eine individuelle Ausstrahlung, sodass man sie gut voneinander unterscheiden kann. Dabei übernimmt er auch einige Erzählpassagen, die ebenfalls sehr atmosphärisch geraten sind. Sina Zadra spricht die Krankenschwester Harmony Johnson ebenfalls solide, wirkt aber ein wenig eindimensional und hätte mehr Kraft und Ausdruck in ihre Stimme legen können. Wolfgang Bahro hat noch einen Auftritt als Dr. Hanley, der die Stimmung des Hörspiels noch einmal in eine interessante Bahn lenkt. Weitere Sprecher sind Souzan Alavi, Thomas Küchler und Susanna Clasen.
Der skurrilen Szenerie wird zusätzliche Stimmung verliehen, indem bei fast allen Dialogen und Erzähltexten im Hintergrund Musik zu hören ist, oft dräuend im Hintergrund, aber im Verlauf der Handlung immer drängender und prägnanter. Das steigert die Spannung merklich, wird aber auch durch viele passende Geräusche unterlegt, was die Handlungen der Figuren präsenter wirken lässt.
Das Thema der Episode mit den unheimlichen Doppelgängern wird auf dem Titelbild gekonnt aufbereitet: Schattenhafte Gestalten ohne Gesicht, von dem man nur die Konturen sieht, aus denen aber die weit aufgerissenen Augen hervorstechen – ebenso wie das blutige Messer, welches als einziger Farbtupfer in der bräunlich-grünen Szenerie aufleuchtet.
Fazit: „Spiegelbilder“ präsentiert eher eine Beschreibung eines Zustandes und nur wenige wirkliche Entwicklungen, was aber mit seiner exzentrischen Ausstrahlung und vielen gelungenen Ansätzen interessant und kurzweilig geraten ist. Schön sind die vielen kleinen Wendepunkte, die die Geschichte abwechslungsreich gestalten, und auch wenn das Ende ein wenig vorhersehbar ist, ist dennoch ein überzeugender Eindruck entstanden.
VÖ: 2. April 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621365
Midnight Tales – 38. The Big Dark
Willa und John sind als Polizisten ein eingespieltes Team und konnten sich – im Gegensatz zu vielen anderen Menschen –gut an die neue Welt nach dem „Big Dark“ anpassen. Doch als sie einen verbrannten, zerschlagenen Leichnam finden und den Fall untersuchen, geraten auch die beiden erfahrenen Ermittler an ihre Grenzen…
Auch die 38. Episode der Mystery-Hörspielreihe „The Big Dark“ nutzt die Kürze der einzelnen Episoden gelungen aus, um eine sehr verdichtete Szenerie zu erschaffen und den Hörer schnell in eine neue Situation zu werfen. So bekommt man anfangs nur wenige Anhaltspunkte, was es mit dem geheimnisvollen „The Big Dark“ auf sich hat, welches immer wieder erwähnt wird und die Welt, wie wir sie kennen, deutlich verändert hat. Die dystopische Grundstimmung sorgt dabei für einen interessanten Grundklang der Episode, und während Willa und John bei ihren Ermittlungen in einem Mordfall immer weitere Hinweise sammeln und so langsam den Hintergründen auf die Spur kommen, kommt man eben auch langsam dem großen Ganzen mit dem mysteriösen Hintergrund auf die Spur. Diese Kombination aus klassischem Krimi und Mystery-Elementen ist gelungen, zumal auch die Charaktere gut zur Geltung kommen und der Handlung ihren eigenen Stempel aufdrücken. Die Einschübe, in denen Willa von der neuen Welt erzählt, sind rar gestreut, aber intensiv umgesetzt, und natürlich gibt es am Ende wieder einen überraschenden Dreh, der die bisherigen Ereignisse in ein anderes Licht stellt. Eine sehr solide Episode mit kreativem Ansatz.
Rieke Werner ist in der Hauptrolle der Willa zu hören und sorgt mit ihrem toughen und durchsetzungsstarken Auftreten für eine markante Ausstrahlung, bringt aber auch die Mystery-Aspekte der Episode gekonnt zur Geltung und legt einen geheimnisvollen Unterton in die Erzähltexte. Patrick Roche ist als John zu hören und steht ihr gekonnt zur Seite, klingt bodenständig und sympathisch, zeichnet aber auch den Spannungsbogen der Episode mit den besonders spannenden Szenen gekonnt nach. Als Sergeant Hawkins ist der wunderbare Tommi Piper zu hören, dessen unverkennbare Stimme auch hier für einen sehr gelungenen Einschlag sorgt. Weitere Sprecher sind Matthias Keller, Heiko Obermöller und Tim Knauer.
Die Umsetzung der Handlung ist solide und konsequent umgesetzt, wobei in den meisten Szenen passende, dräuende Melodien im Hintergrund zu hören sind und dabei die mysteriöse Grundstimmung der Episode aufgreifen. Auch die Geräuschkulisse ist stimmig umgesetzt, manchmal vielleicht etwas zu plakativ, aber insgesamt passend angelegt.
Wie immer ist auch zu dieser Episode ein eigenständiges Titelbild geschaffen worden, und wie immer ist dies in einer speziellen, abstrahierten Optik geschehen. Dabei ist nicht nur die mystische Erscheinung der Episode zu sehen, sondern auch der Schatten zweier Menschen, die durch eine Tür auf den Boden geworden werden.
Fazit: Die zunächst geheimnisvolle Grundstimmung klärt sich nur langsam auf und punktet mit einer nur langsamen Aufklärung, worum es sich bei „The Big Dark“ überhaupt handelt. Das erlaubt einige interessante Perspektivwechsel und wird mit einem Kriminalfall kombiniert, was mit seinen kreativen Ansätzen für eine gelungene Entwicklung sorgt.
VÖ: 19. März 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621358
Midnight Tales – 37. Ohne jedes Risiko
Hajo Mehler ist in seinem Job sehr zuverlässig und hat sich in den letzten Jahren einen sehr guten Ruf erarbeitet – insbesondere bei seinem Chef scheint er einen Stein im Brett zu haben, sodass er auch privat von ihm besucht wird. Doch als dieser ihm eines Tages unterstellt, bei einem umfassenden Betrug mitgewirkt zu haben und ihn im Gegenzug für seine Vertuschung ein unmoralisches Geschäft anbietet, steht Hajo vor einer schweren Entscheidung…
Die „Midnight Tales“ von Contendo Media präsentieren immer wieder unterschiedliche Szenerien, aber auch verschiedene Genres in den einzelnen Folgen. In der 37. Episode wird beispielsweise vollkommen auf übernatürliche Elemente verzichtet und ein reiner Thriller angeboten. Die Entwicklung ist anfangs recht langsam, zunächst wird eine recht gewöhnliche Szene aus dem Büro von Hajo, seinem Kollegen und seinem Chef eingebracht, was zum ersten Kennenlernen der Figuren gut geeignet ist. Die oben bereits erwähnte Erpressung ist dann ein markanter Wendepunkt in der Handlung und erhöht den Druck mit einem Schlag deutlich, doch auch danach wird eher langsam weitererzählt. Das sorgt zwar dafür, dass die Gefühle der Protagonisten gut zur Geltung kommen und auch für kleinere Feinheiten Platz ist, aber leider auch dafür, dass die Steigerung der Spannung immer wieder abflaut und der gespannte Bogen nicht durchgängig halten kann. Doch der geplante Gegenschlag von Hajo Mahler steigert dann die Dramatik der Handlung noch einmal deutlich, sodass die letzten Minuten der Episode markante geraten ist. Die bei der Serie obligatorische Wendung ganz am Ende hat mich dann kalt erwischt und eine andere Entwicklung genommen als ich es gedacht hätte. Insgesamt ist mit „Ohne jedes Risiko“ eine solide Episode der Serie entstanden, die jedoch in einigen Szenen etwas langsam erzählt wurde.
Hajo Mehler wird von Constantin von Westphalen gesprochen, der mit einem sehr authentischen Ausdruck überzeugt und auf die verschiedenen Situationen mit Nachdruck reagiert. Marko Bräutigam spricht seinen Chef Matthias Schreiber und bietet dabei eine überzeugende Mischung aus einem freundlichen Ausdruck und einer hintergründigen Bosheit, die er in passenden Szenen nach vorne kehrt, auch der schmierige Unterton in einigen Momenten sind sehr gelungen. Jenny Maria Meier spricht Rieke Mehler mit einem gewissen Trotz in der Stimme und einem lässigen Ausdruck, was gut in das Ambiente der Episode passt. Weitere Sprecher sind Dana Friedrich, Jacob Weigert und Jan Langer.
Die akustische Gestaltung ist zu Anfang des Hörspiels sehr ruhig und mit nur sehr wenigen Geräuschen unterlegt, was aber im Laufe der Zeit mit dem erhöhten Druck in der Handlung gesteigert wird. Dabei wird mit unheimlichen Melodien im Hintergrund gesetzt, die für zusätzliche Spannung sorgt, aber auch die Geräusche werden mit der Zeit markanter und unterstreichen so überzeugend die Wirkung bestimmter Szenen.
Das Titelbild, welches trotz der digitalen Veröffentlichung in der üblichen quadratischen Optik gehalten ist, wurde erneut in der grobkörnigen Optik der vorigen Cover Episoden gehalten. Zu sehen ist ein blutbefleckter Briefumschlag, auf dem eine schwarze Pistole liegt – ebenso schlicht wie passend und in der Farbgestaltung wieder überzeugend geraten.
Fazit: „Ohne jedes Risiko“ kommt ohne übernatürliche Elemente aus und erzählt einen ungewöhnlichen Thriller mit geschickt inszeniertem Druck auf die Protagonisten, wenn auch ein wenig zu langsam in einigen Momenten. Die Wendung am Ende kam unerwartet und hat mich mal wirklich kalt erwischt, was den Eindruck der Geschichte noch einmal deutlich hebt.
VÖ: 5. März 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-134-1
Midnight Tales – 36. Eine Wette mit dem Schicksal
Cindy Applegate ist als Buchautorin zwar äußerst erfolgreich, über die immer gleichen Liebesromane macht sich allerding sowohl ihre Leserschaft als auch ihr engeres Umfeld mittlerweile lustig. Und so geht sie mit ihrer Schwester die Wette ein, innerhalb eines Wochenendes einen komplett anderen Roman zu schreiben. Doch der Leuchtturm, den sie sich anmietet, um in eine andere Stimmung zu kommen, birgt ein düsteres Geheimnis…
Unermüdlich produziert Christoph Piasecki von Contendo Media die Hörspielreihe „Midnight Tales“ für den digitalen Vertrieb, sodass nun bereits die 36. Episode entstanden ist – natürlich wieder in sich abgeschlossen, wobei die Idee von Julie Hoverson stammt. Diese lässt sich zunächst recht lange Zeit, um die Hauptfigur Cindy Applegate vorzustellen und die Szenerie vorzustellen, die Beweggründe für ihren Aufenthalt im Leuchtturm zu erklären – aber auch um eine bestimmte Eigenheit der Autorin darzustellen. Doch auch nach der Ankunft in dem alten geheimnisumwitterten Leuchtturm als zentralen Ort der Handlung dauert es noch etwas, bis die gruselige Komponente zur Geltung kommt, dann kommen aber immerhin die ersten Rätsel und Ungereimtheiten auf. Mir gefällt, dass der Hörer dabei lange Zeit keine Ahnung hat, wohin sich das alles entwickeln wird, was hinter den unheimlichen Ereignissen steckt. Dies offenbart sich erst am Ende der wie immer knackig erzählten Geschichte, die inklusive Intro und Outro 39 Minuten dauert – dann aber in einem gelungenen Plottwist mit einer gut erzählten Wendung. Und das, obwohl dann auch einige Szenen etwas zu sehr in die Läge gezogen werden und sich der Schrecken, den Cindy erlebt, nicht so recht nachvollziehen lässt. Die Idee hinter der Episode gefällt mir gut, auch die charakterliche Entwicklung und die immer weiter zunehmende Stimmung sorgen für einen kurzweiligen Ausdruck und eine weitere gelungene Episode der Reihe.
Anja Gräfenstein ist in dieser Episode in der Rolle der Cindy Applegate zu hören, die sie sehr solide spricht und die verschiedenen Szenen mit viel Energie umsetzt und so eine gelungene Hauptfigur für die Geschichte schafft. Als Troy ist Markus Pfeiffer zu hören, der zu dieser speziellen Rolle eine sehr passende Attitüde umsetzt und mit viel Leidenschaft bei der Sache ist. In einer kleineren Nebenrolle ist Roman Wolko als Tex zu hören, der eine humorvolle Komponente mit einbringt und eine lockere Sprechweise anbietet. Weitere Sprecher sind Victoria Sturm, Daniela Bette-Koch und Eberhard Haar.
Die Produktion der Episode ist wieder sehr solide umgesetzt und zeichnet den Handlungsbogen der Geschichte überzeugend nach. Dabei wird natürlich auf zahlreiche Geräusche gesetzt, die die Handlungen der Figuren untermalen, aber auch passende Musikstücke als Szenentrenner. In besonders unheimlichen Momenten sind aber auch während der Dialoge stimmungsvolle Klänge zu hören, die für einen passenden Ausdruck sorgen.
Das Titelbild, welches trotz der ausschließlich digitalen Veröffentlichung für die Episode entstanden ist, gefällt mir mit dem künstlerischen Ausdruck sehr gut. Der Leuchtturm erhebt sich aus einem Buch, die unheimlich weiße Gestalt und der mitternachtsblaue Hintergrund passen sehr gut dazu. Auch der Schriftzug passt wieder sehr gut dazu, und passt mit den Blitzen gut zur Stimmung der Reihe.
Fazit: „Eine Wette mit dem Schicksal“ ist eine weitere in sich abgeschlossene Geschichte, die zunächst recht ausführlich von der Szenerie und den Charakteren berichtet und erst später die ersten unheimlichen Momente aufkommen lässt. Dahinter stecken einige gelungene Ideen und eine flüssig erzählte Handlung, sodass eine hörenswerte Episode entstanden ist.
VÖ: 19. Februar 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-132-7
Midnight Tales – 35. High Noon Again
Sheriff Matt Akins ist alles andere als erfreut, als er früher als gewöhnlich am Morgen gestört wird. Doch als er hört, was der junge Bote ihm zu sagen hat, ist er sofort alarmiert. Denn Damien McMullon, einer der gefürchtetsten Verbrecher seiner Zeit, soll auf den Weg in seine Stadt sein. Und tatsächlich kommt es zur Katastrophe, die er befürchtet hat – allerdings anders, als Akins sich das vorgestellt hätte…
Western sind jetzt nicht gerade das Genre, das momentan die höchste Popularität genießt, schon seit mehreren Jahren scheint das Thema in der Popkultur kaum noch eine Rolle zu spielen. Ein mutiger, zumindest aber ungewöhnlicher Schritt also von Contendo Media, die 35. Episode seiner Midnight Tales in der Umgebung einer Western-Stadt anzusiedeln und mit Sheriffs und Revolver-Banditen wichtige Elemente einzubinden. Zunächst wirkt die Eingangsszenerie auch noch so, als würde hier eine klassische Western-Geschichte erzählt werden, doch nach der ersten, blutigen Begegnung mit Damien McMullon gibt es einen sehr interessanten Dreh- und Wendepunkt in der Handlung, der noch einen Mystery-Aspekt einbaut und dem Höre (ebenso wie der Hauptfigur) Rätsel aufgibt. Das passt dann trotz des ungewöhnlichen Genres wiederum gut in die Serie und enthält einige reizvolle Aspekte, allerdings wirkt manches aber auch ein wenig wirr, gerade am Anfang lassen sich nicht alle Ereignisse sofort zuordnen. Später wird es klarer, allerdings wirken die vielen Actionszenen nicht immer allzu passend oder werden ausreichend erklärt, sodass sich nicht alle Ereignisse gut erklären. Doch der interessante Grundgedanke wird gelungen aufbereitet und funktioniert mit dem Western-Thema sehr gut, was für eine ungewöhnliche, aber gelungene Episode der Reihe sorgt.
Dennis Herrmann ist in der Rolle des Sheriff Matt Adkins zu hören und übernimmt damit die Hauptrolle, was er konsequent und mit viel Energie, aber auch mit Gutmütigkeit und Wärme in der Stimme umsetzt. Damien McMullon wird von Michael Che-Koch gesprochen, den er mit einer machtvollen und bösartigen Aura umgibt. Besonders sein düsteres Lachen sorgt dabei für die passende Stimmung. Die wundervolle Eckart Dux ist in einer Nebenrolle als Horrace zu hören und überzeugt dabei mit ebenso glaubhafter wie eindringlicher Stimme. Weitere Sprecher sind Jannik Endemann, Ekkehardt Belle und Alexandra Lange.
Natürlich haben Christoph Piasecki und sein Team eine passende Western-Atmosphäre für die Handlung geschaffen, was besonders an den typischen Musikstücken liegt, die an den passenden Stellen für Dramatik oder stimmungsvolle Szenenwechsel sorgen. Doch auch die Geräuschkulisse ist gut an die Szenerie angepasst, wobei vieles vor allem den Klischees aus den alten Filmen zu entstammen scheint.
Das Cover ist natürlich wieder in dem ganz eigenen Stil der Serie in der recht grobkörnigen Optik gehalten und setzt das Western-Thema mit einigen der typischten Symbolen um: Die riesige goldene Sheriff-Marke, wein weißes Hemd mit schwarzer Weste, ein Cowboyhut, der tief ins Gesicht gezogen wurde. Gemeinsam mit dem stilisierten Hintergrund und den blutigen Flecken ergibt das ein passendes und individuelles Titelbild.
Fazit: Die Kombination einer Mystery-Geschichte im Western-Ambiente ist mit einigen gelungenen Ideen gespickt, wobei nicht immer alles direkt klar ist und mit zu vielen Geräuschen und zu wenig Erklärungen teils verwirrend wirkt. Die Auflösung des Ganzen weiß zu überraschen und rückt die Ereignisse in ein anderes Licht, sodass eine gute Episode entstanden ist, die aus der Serie allerdings nur wegen der ungewohnten Themenwahl hervorsticht.
VÖ: 05. Februar 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-131-0
Midnight Tales – 34. Tod auf leisen Beinen
Lisa und Rene Sehrbrock genießen trotz der vielen Vorbereitungen die Einweihungsparty ihrer neuen Wohnung in vollen Zügen und fühlen sich trotz fehlendem Bett im Schlafzimmer schon pudelwohl. Doch die Nacht in zumindest für Lisa schlaflos, da sie unheimliche Geräusche hört. Und auch der nächste Morgen verläuft alles andere als positiv, als mitten im Badezimmer eine riesige schwarze Spinne auftaucht…
Für seine sehr regelmäßig erscheinende Hörspielreihe „Midnight Tales“ hat sich Christoph Piasecki von Contendo Media die Freiheit gelassen, sich sehr freie Hand zu lassen und so immer neue Szenerien anbieten zu können – lediglich ein Hang zum Dramatischen und Übernatürlichen ist allen Episoden gemein. In der 34. Episode „Tod auf leisen Beinen“ ist dabei auch lange nicht klar, wo dieser Aspekt in der Handlung untergebracht ist, wird doch zunächst noch eine recht gewöhnliche Szenerie mit dem Umzug der Sehrbrocks erzählt, auch danach wird das Thema der riesigen Spinne nur langsam eingebaut. Für Menschen mit Arachnophobie ist die Folge dabei definitiv nichts, da das kleine Krabbelwesen für reichlich Ungemacht sorgt. Immer wieder sind dabei schockierende Momente eingebunden oder für fiese kleine Wendungen gesorgt, auch ein wenig Fachwissen über die Tiere sind eingebunden. Dabei verliert der Mittelteil immer wieder den Spannungsbogen und kann nicht durchgängig für eine aufregende Stimmung sorgen, die Ereignisse wirken leider etwas zu gewöhnlich. Erst in den letzten paar Minuten zieht die Dramatik dabei noch einmal an. So konnte mich diese Episode leider nicht allzu sehr überzeugen, die Serie hat bereits bessere Geschichten hervorgebracht.
Lisa Cardinale ist in der Rolle der Hannah Sehrbrock zu hören und macht einen soliden Eindruck und sorgt für einen passenden Ausdruck in den verschiedenen Szenen, sodass die Steigerung der Spannung auch in ihrer Stimme zu hören ist. Ihr Mann Rene wird von David M. Schulze gesprochen, der ebenfalls gut in die Szenerie der Episode passt, in einigen Passagen jedoch noch ein wenig lockerer und spontaner wirken könnte. Markus Raab spricht die Rolle des Meinhard Lehrke, der sich gut in die Szenerie der Geschichte anpasst und eine überzeugende Sprechweise einbringt. Weitere Sprecher sind Dagmar Dreke, Julia Prochnow und Horst Kurth.
Der Verlauf der Handlung wird mit der akustischen Gestaltung solide nachgezeichnet, wobei wegen der eher langsamen Entwicklung der Handlung zunächst nur recht wenige Elemente eingebaut sind und nur einige Geräusche die Dialoge begleiten. Später kommen bei den ersten bedrohlichen Momenten leise, dräuende Klänge auf, die im weiteren Verlauf immer mehr an Lautstärke zunehmen.
Gleich vier dicke, schwarze Spinnen sind auf dem Cover zu sehen, wobei schon allein die groben Formen für die richtige Stimmung sorgen. Gemeinsam krabbeln sie über eine Bananenstaude und greifen dabei das Thema der Episode gelungen auf. Schön, dass auch hier wieder ein eigenständiges Titelbild erschaffen wurde, obwohl die Veröffentlichung wie bei den Vorgängerfolgen ausschließlich digital erfolgt.
Fazit: Durch das Titelbild ist das Spinnen-Thema der Handlung sofort klar, sodass auch die ausgelegten Hinweise recht offensichtlich sind. Dabei gibt es im Laufe der Handlung zwar durchaus einige Momente, die aufregend und spannend geraten sind, insgesamt kommt aber kein wirklicher Spannungsbogen auf.
VÖ: 15. Januar 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-130-3
Midnight Tales – 33. Einsam an der Spitze
Als Tess ins Halbfinale einer Castingshow für Models einzieht, ist ihr ganzes Umfeld in Aufregung, besonders ihre Mutter will unbedingt dafür sorgen, dass ihre Tochter reich und berühmt wird. Doch auch räumlich und zeitlich weit entfernt bekommt Teza, eine Ureinwohnerin Südamerikas, wird wegen ihrer Schönheit in eine besondere Position gehoben und dafür auserwählt, mit den Göttern zu sprechen…
Zu Beginn des neuen Jahres 2021, dem zweiten Jahr des Bestehens von „Midnight Tales“, zeigt sich die Serie mal wieder von ihrer experimentierfreudigen Seite und präsentiert eben keine klassische Grusel- oder Horrorgeschichte mit stringentem Verlauf. Vielmehr ist die Geschichte zweigeteilt, enthält dabei jeweils eher Momentaufnahmen aus dem Leben zwei hübscher Mädchen, die zwar an Intensität zunehmen, aber eben keine fortlaufende Handlung im klassischen Sinn bilden. Tess wird dabei in unserer modernen Welt von ihrer Mutter zu einem Leben als bekanntes Model gedrängt und wird von ihrer zunehmend unter Druck gesetzt. Währenddessen ist Teza bei den Ureinwohnern Südamerikas als Repräsentantin einer Göttin ausgewählt und muss sich für diese Position in Perfektion üben und ebenfalls einiges Leid über sich ergehen lassen. Die Sprünge zwischen den beiden Handlungssträngen kommen unvermittelt und beinhalten dabei immer ähnliche Schritte in der Entwicklung, doch beide Mädchen gehen dabei völlig unterschiedlich mit der Situation um. Übernatürliche Elemente kommen dabei lediglich mit der Götterwelt in die Geschichte mit ein, ansonsten macht „Einsam an der Spitze“ einen sehr sozialkritischen Eindruck – und das hat mir sehr gut gefallen. Man kann sich sehr gut in die beiden Figuren hineinversetzen und ihren Weg mitgehen, die Emotionen der Figuren bekommen viel Aufmerksamkeit und wirken deswegen umso intensiver. Schön, dass hier mal wieder so sehr von den üblichen Schemata abweicht und eine ganz eigene Szenerie schafft, die dazu auch noch hörenswert umgesetzt wurden.
Luisa Wietzorek ist in dieser Episode in den beiden Hauptrollen der Tess und Teza zu hören und sorgt dabei für eine sehr ausdrucksstarke Wirkung der beiden jungen Frauen, deren Zusammenhang durch die gleiche Stimme natürlich sehr eng ist, dennoch verleiht sie beiden Figuren etwas Individuelles und Unverkennbares. Susanna Clasen spricht in beiden Teilen der Geschichte die Rolle der Mutter und trifft dabei den Kern der Figur, die Ambitionen und den Ehrgeiz sehr gut, wobei dies besonders in den monologischen Zwischensequenzen zur Geltung kommt. Auch die jeweils beste Freundin hat in Uta Dänekamp nur eine Sprecherin, die aber ebenfalls sehr gut in das Konzept passt und einen positiven Eindruck hinterlässt. Weitere Sprecher sind Matthias Keller und für Intro und Outro Peter Flechtner und Alex Bolte.
Akustisch wird die Wirkung der Episode sehr gekonnt umgesetzt und setzt mit zahlreichen passenden Elementen die Wirkung gekonnt um – und das immer stärker und intensiver. Musik mit Trommelgeräuschen, aber auch sphärisch-verstörende Klänge oder leise Hintergrundgeräusche werden gelungen zusammengefügt. Besonders gilt dies auch für die gesprochenen Zwischensequenzen der Mutter, die ihre Ambitionen gekonnt widerspiegeln.
Das Thema der Episode mit den beiden Frauen, die sich so ähnlich sind und doch so unterschiedlich ist, wird auf dem wie immer grobkörnigen Cover mit der individuellen Optik gekonnt dargestellt. Diagonal verläuft eine Trennlinie, auf jeder Seite ist eine der beiden Mädchen in typischer Pose zu sehen – und interessanteweise beide gesichtslos, was die Aussage der Handlung gekonnt unterstreicht. Ein sehr gelungenes Titelbild.
Fazit: „Einsam an der Spitze“ überrascht mit einer gänzlich ungewöhnlichen Geschichte, die zweigeteilt ist und zwei Mädchen in ähnlicher Position in zwei verschiedenen Zeiten zeigt. Schnelle Schnitte, ähnliche Verläufe, aber ganz unterschiedliche Ausgänge für die Schicksale sorgen für einen sehr markanten und gelungenen Eindruck, die sozialkritisch geprägte Aussage kommt dabei bestens zur Geltung – sehr hörenswert!
VÖ: 01.01.2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-129-7
Midnight Tales – 32. Der nahende Winter
Der nette ältere Herr vor dem Supermarkt wirkt zwar sehr hilfsbereit und sammelt gemeinsam mit Nadja ihre verstreuten Einkäufe auch, macht aber auch einen etwas merkwürdigen Eindruck. Dennoch bietet sie ihm an, ihn zu seinem Haus zu fahren, da der Bus noch einige Zeit auf sich warten lässt. Auf der Fahrt zu dem einsam gelegenen Haus kommen die beiden ins Gespräch, und Nadja kommen immer mehr Zweifel, ob ihr Angebot so klug war…
Dem zweiwöchigen Veröffentlichungsrhythmus sei Dank haben die „Midnight Tales“ von Contendo Media in beeindruckendem Tempo noch im Jahr des Ersterscheinens die Marke von über 30 Episoden geknackt. Und passend zur letzten Veröffentlichung im Dezember wurde mit „Der nahende Winter“ eine zur Jahreszeit passende Folge veröffentlicht. Tatsächlich spielt der immer heftiger werdende Schneefall eine wichtige Rolle in der Handlung, die sich allerdings vorrangig auf das Gespräch von Nadja und dem geheimnisvollen Rachat konzentriert. Dabei sind bereits einige merkwürdige Details eingebaut, die den Hörer miträtseln lassen, was hinter der seltsamen Begegnung steckt – und diese mehren sich immer deutlicher. Mir gefällt diese zunehmende Intensität der Handlung sehr gut, das feine Gespinst aus Anspielungen und Nadjas Reaktionen, wobei frankophile Hörer noch etwas schneller eine Idee haben könnten, in welche Richtung sich das alles entwickelt. Denn irgendwann bekommt man zumindest auch unweigerlich eine Ahnung über die Hintergründe, die sich in meinem Fall dann auch bestätigt hat. Doch statt die Episode auf diesem durchaus spannenden Höhepunkt enden zu lassen, geht es danach noch ebenso gelungen weiter, in einen philosophischen und gefühlsbetonten Abschluss, sodass eine insgesamt hörenswerte Episode entstanden ist.
Es sind in dieser Folge wirklich gerade einmal zwei Sprecher zu hören – wenn man vom Intro mit Peter Flechtner und den Credits von Alex Bolte einmal absieht. Sabine Arnhold ist dabei in der Rolle der Nadja zu hören und überzeugt mit ihrem kraftvollen Ausdruck und der feinen Zeichnung ihrer Emotionen, auch der Handlungsbogen der Episode wird durch sie und die immer stärker werdende Intensität gekonnt wiedergegeben. Ihr zur Seite steht Bodo Wolf als Rachat, mit eingängiger und freundlicher Stimme, der man aber auch immer einen Hauch des Geheimnisses anhört, das er verbirgt – eine sehr überzeugende Leistung.
Der eher ruhige Verlauf der Handlung wird durch eine passende Klangkulisse untermauert, wobei zunächst zahlreiche passende Geräusche eingebunden sind, die die Dialoge lebendiger wirken lassen – vorbeifahrende Autos, das Knistern eines Feuers, das Knarren eines Stuhls. Später kommen dann auch unheimliche Musikstücke mit dramatischem Unterton hinzu, die den Gruselfaktor der Geschichte deutlich zu steigern wissen.
Scherenschnittartig erhebt sich ein weißer Winterwald auf dem Titelbild in die Höhe, davor eine gemütlich aussehende Blockhütte mit warm beleuchteten Fenster, während der angedeutete Friedhof erst auf dem zweiten Blick zu erkennen ist – das Titelbild zu dieser Episode gefällt mir sehr gut und greift die geheimnisvolle Stimmung der Geschichte gekonnt auf.
Fazit: „Der nahende Winter“ präsentiert keine wendungsreiche, actiongeladene Handlung, sondern ein leises Gespräch mit zahlreichen unheimlichen Andeutungen, die immer mehr zunehmen. Die Auflösung lässt sich zwar irgendwann erahnen, was aber die Spannung nicht nimmt – zumal die letzte Szene noch einen emotionalen Höhepunkt bietet. Eine hörenswerte Episode, die mir gut gefallen hat.
VÖ: 18.12.2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-128-0
Midnight Tales – 31. Unheil zu verkaufen
Der Laden von Shar und Janina läuft nach einer erfolgreichen Eröffnungsphase nicht mehr, sodass sie kaum noch über die Runden kommen und sogar noch ihre Mitarbeiterin entlassen müssen. Gerade in dieser größten Not kommt ein geheimnisvoller Mann vorbei, der ihnen ein unwiderstehliches Angebot macht: Sie sollen kleine Kästchen verkaufen, die ihnen eine hohe Rendite versprechen, dürfen aber selbst den Inhalt nicht erfahren…
Die „Midnight Tales“ von Contendo Media bieten eine große Palette an verschiedenen Genres, wobei die 31. Episode eine Mystery-Geschichte anbietet und diese auf eine sehr interessante Grundidee aufbaut. Dabei wirkt der Beginn der Handlung noch sehr harmlos, die finanzielle Not von Shar und Janina wird dabei gelungen thematisiert, wobei man auch die beiden Figuren deutlich besser kennenlernt und schnell eine Bindung zu ihnen aufbauen kann. Mit dem Auftauchen des mysteriösen Mr. Goedin und dem merkwürdigen Angebot zum Verkauf der seltsamen Kästchen geht die Handlung dann erst richtig los, was glücklicherweise schon nach einigen Minuten der Fall ist. Den Hörer ist ebenso wie den beiden Frauen unklar, was in den unscheinbaren Kästchen steckt, nur langsam kommen die beiden auf eine Spur, was besonders gut funktioniert, dass nur schrittweise neue Informationen einfließen. Ich mag, wie immer ein Rest des Rätsels bleibt, wie besonders die Rolle des Mr. Goedin geheimnisvoll bleibt und wie ein leicht philosophischer Hintergrund entsteht. Die eingebauten Einfälle sind faszinierend und mit einer flüssig erzählten Handlung angereichert, sodass auch diese Folge der Seire einen überzeugenden Eindruck hinterlässt – insbesondere da die Auflösung des Ganzen mal wieder trickreich geraten ist und einen pfiffigen Abschluss anbietet.
Rubina Nath spricht mit Shar eine der beiden Hauptrollen mit viel Energie und einer recht harten Aussprache, sie reagiert überzeugend auf die verschiedenen Situationen und steigert damit auch die Spannung der Episode. Katja Keßler spricht ihre Partnerin Janine deutlich sanfter und emotionaler, auch sie agiert sehr sicher und gestaltet ihre Rolle überzeugend und vielseitig aus. Martin Keßler ist in der Rolle des geheimnisvollen Mr. Goedin ebenfalls gelungen besetzt, er schafft eine mysteriöse, aber auch geschäftsmäßige Aura um seine Figur, die viel zusätzlichen Reiz mit einbringt. Weitere Sprecher sind Tatjana Auster, Uve Teschner und Kirstin Hesse.
Akustisch ist die Episode solide umgesetzt und mit einer passenden Kulisse versehen, wobei sich die Geräusche durch den eingegrenzten Handlungsraum auf das Klingeln einer Türglocke oder das Rattern der Registrierkasse beschränkt, was aber sehr passend wirkt. Auch die musikalische Begleitung ist überzeugend geraten, die Musikstücke steigern sich gemeinsam mit der Handlung von sanften Hintergrundmelodien zu dramatischen, unheilverkündenden Melodien.
Eine geheimnisvolle Schachtel ist auf dem Cover abgebildet, welches erneut in der speziellen Optik der Serie gehalten ist. Langsam scheint sie sich zu öffnen, und während goldenes Licht aus ihr herausströmt, sammelt sich an der Oberseite unheilvoll wirkender düsterer Nebel. Ein ebenso schlichtes wie gelungenes Titelbild - schön, dass trotz der digitalen Veröffentlichung weiterhin eigens Titelbilder erstellt werden.
Fazit: Nach einer kurzen Vorstellung der Charaktere und der Grundsituation nimmt die Handlung mit dem Auftauchen von Mr. Goedin schnell Fahrt auf und entwickelt sich von da an spannend weiter, da häppchenweise immer neue Informationen eingebaut werden. Das Geheimnis um die kleinen Kästchen wird dabei nicht vollständig aufgeklärt, was den mysteriösen Anklang der Handlung gelungen unterstreicht. Eine weitere knackig erzählte, reizvolle Episode der Serie.
VÖ: 4. Dezember 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-127-3
Midnight Tales – 30. Ein Stück vom Himmel
Paul und Henriette Lehmann sind von ihrem Leben als Rentner ziemlich gelangweilt, das tägliche Kreuzworträtsel ist das Aufregendste in ihrem Alltag – jedenfalls bis die gegenüberliegende Sparkasse überfallen wird. Einer der Räuber versucht sich, in dem Häuserblock der beiden vor der Polizei zu verstecken und ausgerechnet bei den beiden an die Tür klopft und verletzt und halb bewusstlos auf der Schwelle zusammenbricht…
In der 30. Episode der digital veröffentlichten Hörspielserie „Midnight Tales“ wurde nicht nur ein weiteres kleines Jubiläum erreicht, sondern auch wieder eine ganz neue und andere Szenerie erschaffen, die beweist, dass es nicht immer das ganz große Spektakel sein muss. Denn im Mittelpunkt stehen die beiden Rentner Paul und Henriette, die durch den Überfall und den Besuch des Einzeltäters in ihrer Wohnung vor einige interessante Entscheidungen treffen müssen. Durch die anfänglich dargestellte Langeweile und die immer deutlicher werdende Enttäuschung von der Aussicht auf den Rest ihres Lebens kann man dabei zwar nicht alle ihre Handlungen komplett nachvollziehen, dennoch wecken die beiden schnell die Sympathien der Hörer. Die Szenerie beschränkt sich ausschließlich auf die Wohnung der beiden und spielt sich fast in Echtzeit ab, sodass der Hörer die entscheidenden 35 Minuten ihres Lebens miterleben kann. Dabei ist es gar nicht mehr der Verlauf, der hier für Unterhaltung sorgt, sondern welche Entscheidungen die beiden treffen und wie sie in den verschiedenen Situationen agieren. Die Dramatik nimmt dabei durchaus zu, auch die Emotionalität zwischen den beiden wird sehr gekonnt dargestellt – und die Serie wäre natürlich nicht die gleiche, wenn es nicht am Ende eine fiese kleine Wendung gäbe. Eine ruhige, kleine Episode der Serie ohne die großen Spannungsmomente, aber mit einigen gelungenen Gedanken und einem flüssigen Verlauf.
Horst Naumann ist in der Rolle des Paul Lehmann sehr gut besetzt und bringt seine warme und angenehm gealterte Stimme in dieser Episode gut zur Geltung, sowohl die leichte Ruppigkeit des Rentners als auch die Aufregung nach dem Überfall. Seine Frau Henriette wird von Martina Naumann-Linn gesprochen, auch sie hinterlässt einen sehr überzeugenden Eindruck und betont besonders die Spannung der Figur in der ungewohnten Situation. Als Bankräuber Michael ist Julian Tennstedt zu hören, der trotz seiner Verletzung die Gefährlichkeit und den Willen des Mannes gekonnt verdeutlich. Neben den Sprechern von Intro und Outro – Peter Flechtner und Alex Bolte – ist sonst noch Markus Pfeiffer als Polizist zu hören.
Die ruhige Szenerie wird auch akustisch dementsprechend umgesetzt, in einer langen Passage ist beispielsweise lediglich das leise Ticken einer Uhr zu hören, sodass insgesamt ein sehr zurückhaltender Eindruck der akustischen Gestaltung entsteht. Doch es gibt auch Passagen, in denen das laute Poltern an der Tür oder gut ausgewählte Musikstücke für Abwechslung sorgen und dabei besonders essentielle Stellen betonen.
Für die digitale Veröffentlichung der Episode wurde wieder von Alexander von Wieding ein eigenständiges Covermotiv geschaffen, wieder im typisch grobkörnigen und stilisierten Look der bisherigen Galerie. Darauf fallen einige zerknitterte Geldscheine auf den Mann, dessen blutiges Auge unter einer schwarzen Sturmmaske herausschaut. Durch die schlichte Hintergrundgestaltung wird der Fokus direkt auf die wichtigen Elemente gelenkt.
Fazit: „Ein Stück vom Himmel“ ist mit seinen beiden charismatischen Hauptfiguren und den ungewohnten Entscheidungen, die die beiden treffen müssen, durchaus gelungen – zumal es auch ein paar emotionale Rückblenden auf das Leben der beiden gibt. Keine große Spannung, keine wendungsreiche Handlung, aber eine flüssige und nachdenkliche Erzählweise.
VÖ: 6. November 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-125-9
Midnight Tales – 29. Schatten der Vorahnung
Seit ihrem Umzug leidet die junge Studentin Jessica unter schrecklichen Albträumen, in denen ihre Freundinnen in der gemeinsamen Wohnung tot auffindet, voller Blut und mit Spiegelscherben in den Augen. In der Hoffnung auf Linderung sucht sie den Psychiater Dr. Silver auf, der ihr die Symbolik des Traums erklärt. Doch zunächst werden Jessicas Träume immer heftiger…
„Midnight Tales“, die noch recht junge Hörspielserie von Contendo Media, präsentiert in sich abgeschlossene Geschichten ohne Bezug zueinander, sodass immer wieder neue Figuren und Szenarien eingeführt werden. Aber auch in der Wahl des Genres und der Wirkung hat sich Produzent Christoph Piasecki viele Freiheiten gelassen, sodass die 29. Episode „Schatten der Vorahnung“ eine Reminiszenz an die alten Giallo-Filme der 70er Jahre aus Italien ist – und das bedeutet unter anderem, dass eine ziemlich blutige Szenerie aufgebaut wird. Ausgangspunkt sich die Gespräche zwischen Jessica und ihrem Psychiater, die sich zunächst um die blutigen Träume der jungen Frau drehen, aber natürlich auch immer mehr Zusammenhänge zu Jessicas Leben in der Frauen-WG erlauben. Immer enger werden die Zusammenhänge, immer grausamer die Träume, immer realer die Bedrohung, was sehr prägnant erzählt wurde. Dabei sind die genauen Hintergründe für den Hörer lange nicht bekannt, man hat aber Vorahnungen in verschiedene Richtungen, weiß irgendwann auch nicht mehr, wem man trauen kann und wem nicht. Das wird in knappen 40 Minuten sehr dicht erzählt, wobei sich die Spannung immer weiter aufbaut Die Auflösung des Ganzen wirkt dann etwas verworren und benötigt Aufmerksamkeit, erschließt sich dann aber zu einem düster-faszinierenden Gesamtbild.
In der Hauptrolle der Jessica ist Julia Casper zu hören, der ihre Figur facettenreich und vielseitig darstellt. Sowohl die aufkommende Angst und Panik wegen ihrer schrecklichen Träume als auch in der Interaktion mit ihren Freundinnen macht sie einen sehr überzeugenden Eindruck. Thomas Balou Martin bringt als Dr. Silver eine ruhige, sehr markante Art mit in die Handlung und überzeugt mit der sehr passenden und einfühlsamen Attitüde des Psychiaters. Die wundervolle Ilona Otto spricht Chris, eine Freundin von Jessica, wobei ihr selbstbewusstes Auftreten ebenso gut zur Geltung kommt wie der Schrecken, der in den Träumen von Jessica aufkommt. Weitere Sprecher sind Uta Dänekamp, Stefanie Schumann und Dirk Herdegen.
Die akustische Gestaltung ist recht vielseitig, auch die eher ruhigen Gespräche zwischen Jessica und Dr. Silver werden mit zunehmend unheimlich wirkenden Klängen unterlegt und bekommen so eine sehr intensive Stimmung. Auch die Traumsequenzen entfalten diese Wirkung, während die Szenen in der WG authentisch und passend mit Geräuschen unterlegt sind. Das passt alles gut zusammen und unterstützt die Geschichte in ihrer Wirkung.
Das Titelbild beeindruckt mit der stilisierten Darstellung eines Models in aufreizender Unterwäsche, die stranguliert und mit blutbespritztem Gesicht aus leeren, leuchtend weißen Augen zu starren scheint. Die düstere Farbgebung und die ungewöhnliche Darstellungsweise gefallen mit sehr gut, besonders die teils verwischten Konturen und die grobkörnige Zeichnung machen die interessante Optik aus.
Fazit: „Schatten der Vorahnung“ ist mit seinem psychologischen Anklang von Anfang an reizvoll aufgebaut, wobei sich die Spannung im Laufe der Zeit immer weiter zu steigern weiß. Es ist interessant, langsam die näheren Umstände zu erfahren und zu ahnen, wohin dies alles hinausläuft, wobei durchaus mehrere Ideen dazu aufkommen. Die blutigen Beschreibungen in den Traumsequenzen sorgen für einen intensiven Eindruck. Insgesamt eine sehr stimmige Episode der Serie.
VÖ: 30. Oktober 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-124-2
Midnight Tales – 28. Tote neue Welt 4/4
Kurz vor der deutsch-französischen Grenze müssen die Überlebenden der ehemaligen Forschergruppe anhalten und werden ihres Autos beraubt. Gemeinsam versuchen sie, sich in ihre Kölner Heimat durchzuschlagen, doch durch ihre angeschlagene Gesundheit wird das immer schwieriger. Auf ihrer Reise hören sie plötzlich schreckliche Schreie und finden auf einer Waldlichtung einen gefesselten Mann, dem ein unglaubliches Schicksal bevor steht…
Eine dystopische Szenerie, in der sich die Welt innerhalb von drei Jahren vollständig verändert hat und die wenigen überlebenden Menschen um ihre pure Existenz kämpfen, während sich eine vorher von der Außenwelt abgeschottete Gruppe von Menschen nach ihrer Isolation zurechtzufinden versucht – das sind die Grundzüge des Vierteilers „Tote neue Welt“ innerhalb der „Midnight Tales“ von Contendo Media. In den ersten drei Folgen hat sich diese Szenerie beständig weiterentwickelt, und auch die letzte Episode setzt noch einmal neue Akzente. Ein neuer wichtiger Charakter betritt die Bühne und bringt seine eigene Facetten in die Handlung ein, ein bisschen Humor und eine sympathische Wirkung umgeben den freundlichen Adem, seine offene Art scheint aber nicht so ganz in die düstere Szenerie zu passen. Nach einigen gemeinsamen Erlebnissen steuert die Episode dann aber auf den Höhepunkt der Szenerie auf, löst noch einige ungeklärte Fragen und versetzt die Charaktere noch einmal in eine andere Situation. Auch hier wird noch einmal deutlich gezeigt, was die Apokalypse mit den Menschen gemacht hat, wie sehr sich alles geändert hat, wie dunklere Aspekte der Seele zutage treten. Auch in der Serie werden dabei neue Akzente gesetzt, ein Fenster zu einer möglichen Fortsetzung aber auch offengelassen. Ein überzeugender Abschluss des Vierteilers, der noch einmal neue Schwerpunkte setzen kann.
Heiko Obermöller ist in der Rolle des Adem zu hören und macht gleich einen sympathischen Eindruck, kann aber auch den Schrecken der Geschichte überzeugend darbieten und bringt noch einmal eine andere Facette in die Szenerie ein. In der Rolle des Dr. Kamphausen ist Marko Bräutigam zu hören, dessen Stimme viel Ausdruck hat und der so eine Figur schafft, die sehr gut in das düstere Ambiente der Handlung passt. Auch Constantin von Westphalen macht als Oberst Schäfer einen sehr guten Eindruck, den er mit viel Energie ausstattet. Stephanie Kirchberger, Vera Bunk und Jürgen Holdorf sind ebenfalls zu hören.
Die Klangkulisse, die Produzent Christoph Piasecki mit seinem Team für die Episode aufgebaut hat, gefällt mir besonders durch die eingebauten orchestralen Klänge gut, beispielsweise wenn in einem ruhigen Moment ein leises Klavier im Hintergrund eingespielt wurde. Doch auch die anderen, dräuenden Melodien und die vielseitigen Geräusche sorgen für einen markanten Eindruck der Handlung und gestalten lebendige, bedrohliche Stimmungen.
Das Cover zu dieser Episode gefällt mir außerordentlich gut, die riesige Krähe mit rotglühenden Augen und Schnabel überspannt die Silhouette Kölns mit ihren Schwingen, was sehr bedrohlich und düster wirkt. Auch der Vogelschwarm und der dunkle Himmel über der Stadt mit den blauen und roten Elementen passt sehr gut zur Stimmung des Hörspiels. Von den vier Teilen der Geschichte ist dieses Cover wohl am besten geraten.
Fazit: Eine neue Hauptfigur, häufig wechselnde Szenerien und ein Ende, das ungewohnt harmonisch ist – der vierte Teil von „Tote neue Welt“ bringt noch einmal andere Aspekte mit ein und gefällt mir auch dank der eher ruhigen Erzählweise gut. Die recht kurze Laufzeit von etwa 34 Minuten (ohne die Credits am Ende) ist gut ausgefüllt, sodass keine langwierigen Szenen aufkommen.
VÖ: 23. Oktober 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621235
Midnight Tales – 27. Tote neue Welt 3/4
Zwar hat das ehemalige Forschungsteam Lanzarote verlassen und das Festland erreichen können, doch neben den bestialischen Vögeln lauern noch andere Gefahren auf Jacqueline und ihre Gefährten. Denn Diego und sein Bruder Eugenio nehmen sie in die Gewalt, nur Jacqueline ist auf sich allein gestellt – in der zerstörten Welt eigentlich ein sicherer Tod. Doch den anderen ergeht es nicht viel besser, und nicht jeder wird unbeschadet aus der Situation herauskommen…
Der Oktober 2020 steht bei Contendo Media ganz im Zeichen von „Tote neue Welt“, einem Vierteiler in der wöchentlich erscheinenden Serie „Midnight Tales“. Die vier zusammenhängenden Episoden bauen erstmals aufeinander auf, sodass die Handlung in der 27. Folge schon recht weit fortgeschritten ist. Nachdem in der vorigen Episode bereits die ersten schockierenden Ereignisse auf dem spanischen Festland thematisiert wurden, geht der Schrecken für die Gruppe der überlebenden Menschen nahtlos weiter, geht aber erstmals von anderen Menschen aus statt von den aggressiven Vögeln. Das sorgt direkt für mehr Druck, obwohl auch noch viel Raum für andere Bedrohungen bleibt. Wieder ist die Entwicklung eher langsam, sodass die einzelnen Elemente sehr gut zur Geltung kommen – Jacqueline bleibt beispielsweise die Zeit, in Audionachrichten an ihre Nichte die Ereignisse zu rekapitulieren. Gut gefällt mir, dass auch die zwischenmenschlichen Töne nicht zu kurz kommen und die Handlung doch noch einmal in eine andere Richtung führt und ein ungewöhnliches, mal wieder schockierendes Ende geboten wird, das definitiv Lust auf das kommende Finale der Geschichte macht.
Matthias Keller ist in der Rolle des Diego zu hören, sein harter und unnachgiebiger Klang passt gut zu dem skrupellosen Mann, er verleiht ihm eine düstere und bedrohliche Aura, die viel Würze in die Handlung mit einbringt. Stephanie Kirchberger lässt ihre ganze Erfahrung als Sprecherin einfließen, um der Rolle der Jacqueline noch weitere Facetten hinzuzufügen und die markante Stimmung der Episode lebendig wirken zu lassen. Sophie, die Nichte von Jacqueline, wird von Rieke Werner gesprochen, die mit viel Energie und kindlichem Trotz eine überzeugende Szene erschafft und dabei sehr authentisch klingt. Weitere Sprecher sind Vera Bunk, Yvonne Greitzke und Jacob Weigert.
Der dynamische Verlauf der Handlung wird durch die akustische Gestaltung gekonnt unterstützt, mal sind leise wabernde Hintergrundmelodien zu hören, dann wieder temporeiche Stücke, die die Dramatik unterstützen. Die Geräusche sind treffend eingebaut und hinterlassen einen vielseitigen Eindruck, wobei das Kreischen der Vögel wieder besonders viel Ausdruck vermittelt. Doch auch die anderen Sounds untermalen die Dialoge auf überzeugende Weise.
Die fünf Mitglieder der isolierten Forschungsgruppe sind hier erstmals gemeinsam auf dem Cover zu sehen – als schwarze Silhouetten, die von einer weiteren Person mit einer Pistole bedroht werden. Das stilisierte rote Fadenkreuz, das auf diese Szenerie gerichtet ist, passt gut zu dieser bedrohlichen Stimmung. Wieder wurde mit wenigen Mitteln ein stimmiges und ansehnliches Titelbild geschaffen – und das, obwohl die Folge wie ihre Vorgänger zu digital erscheint.
Fazit: Der Fokus wird hier noch mehr darauf gelenkt, was die apokalyptische Situation auf der Erde mit den Menschen macht – nicht nur mit den Hauptfiguren. Einige dramatische Entwicklungen, die wie immer bedrohliche Stimmung und eine langsame, ausdrucksstarke Erzählweise machen auch den dritten Teil hörenswert, zumal einige unerwartete Überraschungen eingebaut wurden.
VÖ: 16. Oktober 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621228
Midnight Tales - 26. Tote neue Welt 2/4
Nachdem Jacqueline Arendt nur knapp dem Angriff der aggressiven Vögel entkommen konnte, entscheidet sie, dass ihr Kopf verbunden werden muss, um ihre Augen zu schonen. Nur mit der Hilfe der anderen Mitglieder des Experiments kann sie sich danach auf Lanzarote bewegen, doch die Straßen sind wie leergefegt. Nur einen einsamen Mann treffen die fünf bei ihren Streifzügen: Alberto, der gemeinsam mit seiner Frau als einziger Überlebender einer schrecklichen Katastrophe auf der Insel verblieben ist…
Ganze vier Folgen der digital erhältlichen Hörspiel-Serie „Midnight Tales“ erzählen eine zusammenhängende Geschichte, der zweite Teil von „Tote neue Welt“ in der 26. Episode der Serie gibt dabei mehr von der Welt preis, in die sich die Erde innerhalb der drei Jahre des Experiments verwandelt hat. Auch wenn der Hörer hiervon bereits eine grobe Ahnung bekommen hat, werden hier gelungene Feinheiten eingebaut, die die ganze Szenerie aufheizen und mit vielen Details ausschmücken. Die Stimmung ist dabei fast durchgängig ruhig, aber sehr bedrohlich und bringt die dystopische Fantasie gut zur Geltung. Die Ereignisse entwickeln sich langsam, sodass viel Zeit für zwischenmenschliche Feinheiten bleibt. Das gilt nicht nur für die Gruppendynamik innerhalb der Forschergruppe, sondern auch für Alberto, der mit seinem persönlichen Schicksal überrascht und für einige sehr emotionale Momente sorgt. Erzählerisch clever ist auch der Trick mit der ihrem Augenlicht beraubte Jacqueline, denn dadurch müssen ihre Mitmenschen ihr einiges beschreiben, sodass auch der Hörer einen genauen Eindruck der Umgebung bekommen, ohne dass es aufgesetzt wirken würde oder ein externer Erzähler notwendig ist. Die Steigerung gegenüber der ersten Episode ist deutlich spürbar, da eben doch mehr passiert und die Stimmung dichter und bedrohlicher ist.
Vera Bunk ist wie bereits in der Vorgängerfolge als Rebecca Jepsen zu hören und bringt die kühle, abweisende Stimmung der Figur gut zur Geltung, wirkt durch ihre Genervtheit aber auch ein wenig eindimensional und kann nicht immer vollkommen authentisch klingen. Jacob Weigert ist als Tilo Prebe überzeugend und setzt seine dunkle Stimme vielseitig ein, sodass der Spannungsbogen der Episode unterstrichen wird. Bodo Wolf ist als Alberto als Gastsprecher dabei und setzt die Figur mit einer passenden Attitüde um und verstärkt so gekonnt die Wirkung der Geschichte. Weitere Sprecher sind Stephanie Kirchberger, Markus Raab und Bastian Sierich.
Die Produktion der Folge ist vielseitig geraten und präsentiert eine gekonnte Mischung aus einem orchestralen, bedrohlichen Soundtrack und zahlreichen Geräuschen. Neben dem nahezu omnipräsenten Krächzen der Raben, das für viele unheimliche Momente sorgt, sind noch viele weitere passende Sounds eingebaut, die die Szenerie lebendiger wirken lassen. Das ist abwechslungsreich und stimmungsvoll geraten, ohne zu dick aufzutragen.
Auch an diesem Cover ist die Steigerung des Designs der Serie zu erkennen, wobei die grobkörnige Optik für einen individuellen Eindruck sorgt. Zu sehen ist ein großes Segelschiff auf offenem Meer, wobei sowohl der Blick über als auch unter den Wasserspiegel sehenswert geraten ist. Die kühle Farbgebung erschafft eine gelungene Stimmung, ebenso wie die rauen, eckigen Formen, die genutzt wurden.
Fazit: Die gute halbe Stunde Laufzeit ist angefüllt von einigen intensiven Momenten und langsam erzählten, aber gelungenen Entwicklungen, die viel Platz für interessante Zwischentöne lassen, anstatt nur eine actionreiche Handlung zu erzählen. Immer wird auch erzählt, was die veränderte Welt mit den Menschen macht, sodass eine merkliche Steigerung zur ersten Episode zu bemerken ist.
VÖ: 9. Oktober 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621211
Midnight Tales – 25. Tote neue Welt 1/4
Eine Gruppe aus fünf Forschern, Ärzten und Vertretern der Medien begibt sich in eine Station auf Lanzarote, teilweise unter der Erde gelegen und völlig von der Außenwelt abgeschottet. So sollen Erkenntnisse gewonnen werden, wie in späteren Generationen Menschen bei der Besiedelung des Mars zusammenleben können. Kurz bevor sie sich in die Isolation begeben, verhalten sich die Vögel auf der Erde äußerst seltsam – und verändern das Leben der Menschheit nachhaltig…
Während bislang in den „Midnight Tales“, der mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Download-Hörspielserie von Contendo Media, in sich abgeschlossene Geschichten erzählt wurden, ist zur 25. Episode eine Neuerung eingeführt worden: Erstmals bauen vier Teile aufeinander auf und präsentieren eine zusammenhängende Handlung. Der Start konzentriert sich hier zunächst auf das soziale Experiment mit den fünf auf sich gestellten Personen, die Beziehungen untereinander werden dabei genau ausgeleuchtet – zum Start des Projekts mit einigen Interviews, bevor ein Zeitsprung zum Ende der fünfjährigen Abschottung bereits für eine deutliche Verschärfung der Szenerie sorgt. Und immer schon werden einige unheilvolle Anmerkungen zu dem seltsamen Verhalten der Vögel gemacht, was teils bedrohlich, teils aber auch äußerst brutal geraten ist. Da kommt vielen sicherlich ein bestimmter Film in den Sinn, woraus aber auch kein Hehl gemacht wird – sogar ein direkter Kommentar und eine kleine Filmkritik sind dabei eingebaut. Insgesamt hält sich dieser erste Teil aber noch etwas zurück, der Hörer bekommt kein umfassendes Bild, sondern eher einen Teaser geboten. Dass hier nur der Auftakt geboten wird, war von vornherein klar, doch nach nicht einmal einer halben Stunde reiner Spielzeit (ohne das lange Outro) hätte ich schon etwas mehr erwartet. Das Interesse an den kommenden Folgen des Vierteilers wurde dennoch geweckt.
Stephanie Kirchberger spricht die Rolle der Jacqueline Arendt sehr überzeugend und vielseitig, sie kann sowohl nüchterne wie emotionale Momente erzeugen und wirkt dabei immer sehr authentisch, was die Ärztin lebendig wirken lässt. Als Sebastian Bahrens, der das Projekt medial begleitet, ist Bastian Sierich zu hören, der einen sympathischen und offenen Eindruck hinterlässt, aber auch die Dramatik der Handlung unterstützt. Markus Raab spricht Jens Wiggeshof, einen weiteren Teilnehmer des Experiments, der eine markante Stimme hat und diese abwechslungsreich gestaltet, er passt sich dabei gekonnt den verschiedenen Szenerien an. Weitere Sprecher sind Vera Bunk, Jacob Weigert und Yvonne Gerling.
Die akustische Gestaltung des Hörspiels ist umfangreich geraten, auch während der eigentlich eher ruhigen Eingangsszenen ist durchgängig dramatische und unheimliche Musik zu hören. Das sorgt zwar gleich für eine dichte Stimmung, wirkt aber auch etwas zu dick aufgetragen. Insgesamt wirkt das Ganze aber stimmig, besonders da auch die Geräuschkulisse sorgsam auf die Handlung angepasst wurde und einen futuristischen Eindruck hinterlässt.
Der leicht körnige Look des Covers, der auch schon bei einigen vorigen Episoden zum Einsatz gekommen ist, passt auch sehr gut zu diesem Titelbild. Die stilisierten Formen der Forschungsstation mit ihrem silbernen Schimmer heben sich von der öden Landschaft ab, wobei auch der Vogelschwarm und der türkisgrüne Himmel gut dazu abgestimmt wurden. Das ist einfach, aber sehr effektiv geraten passt gut zur Stimmung des Hörspiels.
Fazit: Die Idee des sozialen Experiments ist gelungen eingeführt, sorgt für sich allein aber eher für ein paar kleine Dramen als für einen Gruselfaktor. Dieser geht von dem Verhalten der Vögel aus, was hier aber nur in wenigen Szenen vorkommt. So bleiben Überraschungen oder Wendungen in der Handlung aus, der Druck auf die Charaktere ist noch nicht sonderlich ausgeprägt. Die gelungene Grundidee hat hier also noch nicht ihr vollständiges Potenzial ausgeschöpft.
VÖ: 2. Oktober 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621204
Midnight Tales – 24. Noir
Lou Garreau taucht unvermittelt im Garten von Familie Baines auf und fragt nach dem Familienvater, der jedoch vor einigen Jahren verstorben ist. Doch bevor er gehen kann, rettet der Landstreicher Marjorie, die Tochter der Baines, vor einem allzu aufdringlichen Verehrer und wird danach freundlich zum Essen eingeladen. Doch die Geheimnisse, die bei Tisch unausgesprochen bleiben, sorgen noch für Ärger…
In seinen „Midnight Tales“ konzentriert sich Christoph Piasecki gern auf das Wesentliche und erzählt kurze, knackige Geschichten aus ganz verschiedenen Genres. Die 24. Episode ist eine Mystery-Episode mit einigen interessanten Einschlägen. So ist die Szenerie gerade zu Beginn sehr undurchschaubar, der geheimnisvolle Besuch des Stadtstreichers gibt zunächst einige Rätsel auf. Und auch die anderen Charaktere verbergen zunächst etwas, was der Hörer deutlich zu spüren bekommt, die Richtung aber lange Zeit nicht einschätzen kann. Erst nach etwa einer halben Stunde Laufzeit ist klar, worum es im Kern geht, die restlichen Minuten der Laufzeit von 40 Minuten werden genutzt, um ein dramatisches Ende zu inszenieren und einige weitere Überraschungen zutage zu befördern. Gut gefällt mir auch, dass hier auf zwei Ebenen erzählt wird, einerseits der Besuch Lous bei den Baines, andererseits ein Verhör, bei dem es nicht gerade zimperlich zugeht. Beides ergänzt sich sehr gelungen und sorgt für eine dichte Stimmung, die die gesamte Laufzeit über gehalten werden kann – und selbst noch ganz am Ende eine schreckliche Wendung für einen der Charaktere parat hat. Eine weitere hörenswerte Episode mit einer abgeschlossenen Geschichte, die mit einigen Wendungen punktet.
Lutz Mackensy ist ein hervorragender Sprecher für die Rolle es Lou Garreau und verleiht seiner Stimme einen geheimnisvollen Klang, der eine mysteriöse Aura um seinen Charakter schafft und dennoch eine vielschichtige Figur schafft. Rieke Werner klingt als Marjorie Baines aufgeweckt, neugierig und vorlaut, dabei spricht sie absolut spontan wirkend und mit viel Energie ausgestattet, sodass die Jugendliche sehr authentisch klingt. Michael Che-Koch hat mit Dennis Copperman eine weitere interessante Figur geschaffen und passt sehr gut in das rätselhafte Ambiente der Geschichte. Weitere Sprecher sind Anja Gräfenstein und Andreas Sartorius.
Akustisch hat Christoph Piasecki von Contendo Media eine stimmige Szenerie geschaffen und setzt dabei vor allem auf einen orchestralen Soundtrack, der sich düster und unheilvoll um die Szenen legt. Aber auch die Geräuschkulisse ist passend und vielseitig geraten, sodass die Dialoge lebendiger und die Kulisse authentischer wirkt. Die insgesamt ruhige Umsetzung passt gut zur Handlung und unterstreicht die rätselhafte Grundstimmung.
Trotz der lediglich digitalen Veröffentlichung wurde auch für dieses Hörspiel ein Titelbild geschaffen, das einen Mann zeigt, der an einen Stuhl gefesselt in einem kahlen Raum sitzt. Während der Hintergrund grünlich schimmert und mit einer recht grobkörnigen Optik sehr individuell wirkt, ist der Mann völlig schwarz, lediglich die Augen leuchten rot. Ein durchaus ansprechendes Titelbild und gut auf die Episode abgestimmt.
Fazit: „Noir“ verbreitet von Anfang an eine rätselhafte Stimmung, die im Laufe der Zeit immer unheimlichere Momente parat hält. Die Kombination aus zwei verschiedenen Handlungssträngen ergänzt sich gelungen, so wie auch Thema und Verlauf der gut gelungen sind. Viele Wendungen sorgen für immer neue Überraschungen, sodass eine starke Episode der Serie geraten ist, die die Vorteile der kurz erzählten Geschichten geschickt ausnutzt.
VÖ: 4. September 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621181
Midnight Tales – 20. Clara gegen Tod und Teufel
Clara ist nun nicht gerade in Würde gealtert, sondern hält sowohl ihre Familie als auch die Beschäftigten des Krankenhauses, in dem sie momentan liegt, mit ihren ordinären und unfreundlichen Kommentaren auf Trab. Doch dann bekommt sie noch weiteren Besuch, einen merkwürdigen Besucher, der sich als der Tod vorstellt – und dieser hat es ebenfalls nicht leicht mit der scharfzüngigen Seniorin…
Mit zwei neuen Episoden pro Monat gibt Contendo Media bei seinen „Midnight Tales“ ein beeindruckendes Tempo vor uns ist deswegen schon kurze Zeit nach dem Start bei der 20. Episode angekommen. Auch diese wird – wie bereits die vorigen Folgen – bislang nur digital veröffentlicht. „Clara gegen Tod und Teufel“ ist dabei wieder eine sehr experimentelle Episode, die nicht den gängigen Stereotypen an Grusel- oder Horrorhörspielen entspricht, sondern sich vorrangig auf Clara konzentriert, die aktuell im Krankenhaus liegt und keinen Satz beenden kann, ohne mindestens drei Schimpfwörter und zwei sexuelle Anspielungen zu machen. Das ist schon ziemlich deftig und ziemlich überspitzt, bringt aber auch einen sehr derben Humor mit in die Handlung, ebenso wie zahlreiche Anspielungen auf die moderne Popkultur. Dabei tauchen – gemeinsam oder getrennt voneinander – sowohl der Tod als auch der Teufel bei ihr auf, die ganz unterschiedlich angelegt sind und von der alten Frau ordentlich auf Trab gehalten werden, mit knallharten Verhandlungen, heftigen Schimpftiraden oder einer ziemlich herablassenden Art. Gruselig ist das natürlich nicht, dafür aber sehr komisch und irritierenderweise auch ein wenig philosophisch, besonders während der letzten Szenen des Hörspiels. Das ist sehr experimentell, ungewöhnlich und bestimmt nicht jedermanns Sache. Ich halte es aber wegen seiner Einzigartigkeit für eine ziemlich gelungene Idee.
Kaja Brügger ist in der Rolle der Clara eine wahre Naturgewalt, ihre raue Stimme lässt sie polternd, unfreundlich und ziemlich markant klingen, was mit ihrer scharfen Betonung sehr gelungen und präsent wirkt. Bert Stevens ist in der Rolle des Morty zu hören, den personifizierten Tod, der mit seinem zunächst gewollt gruseligen, später empörten oder genervten Auftreten für Lacher sorgt und gut in die Episode passt. Thomas Balou Martin bildet als Satan dazu einen gelungenen Kontrast, mit dunkler Stimme, markantem Lachen und ziemlich diabolischen Auftreten bringt er seine ganz eigene Note mit ein. Weitere Sprecher sind Louis F. Thiele, Anna Dramski und Eva Thärichen.
Bei diesem extrem starken Sprechercast in den Hauptrollen und sehr markanten Figuren ist es völlig in Ordnung, dass die akustische Gestaltung dabei etwas in den Hintergrund tritt – die Stimmen sorgen schon für genügend Aufmerksamkeit. Doch die eingebauten akustischen Elemente mit einigen Hintergrundgeräuschen und kurzen, aber prägnanten Melodien entfalten dennoch eine positive Wirkung und sind gut auf die Dialoge abgestimmt.
Perfekt zu der Handlung in Szene gesetzt ist das Titelbild. Die beiden genannten Figuren von Tod und Teufel sind in überspitzter, stilisierter Form zu sehen, die am Krankenbett von Clara steht, von der man aber nur den Haarschopf und eine ziemlich unflätige Geste zeigt. Besonders der Glitzeranzug des Teufels gefällt mir dabei sehr gut und bildet einen gelungenen Kontrast zu dem eisblauen Hintergrund.
Fazit: „Clara gegen Tod und Teufel“ ist so ungewöhnlich, wie der Titel klingt, stellt eine ziemlich ordinäre Frau in den Mittelpunkt und lässt sie gegen die beiden mystischen Gestalten in ungewöhnlichen Rededuellen antreten. Dass sich dabei die Handlung nur langsam entwickelt, fällt überhaupt nicht negativ auf, da das markante Setting und die sehr prägnanten Figuren für gute Unterhaltung sorgen. Ungewöhnlich, aber sehr gelungen.
VÖ: 26.06.2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-114-3
Midnight Tales – 19. Die Rolle ihres Lebens
Das Casting für eine prestigeträchtige Romanverfilmung ist in vollem Gange, wobei sich auch die beiden Konkurrentinnen Maggie Newport und Kimberly Jordan kennenlernen. Beide sind heiße Anwärterinnen auf die Hauptrolle, die den weiteren Verlauf ihrer Karrieren beeinflussen wird. Der Druck ist so groß, dass Maggie gemeinsam mit ihrem Agenten Randy zu ziemlich rabiaten Mitteln greift…
Für die 19. Episode der „Midnight Tales“ hat Erik Albrodt das Skript beigesteuert und erneut eine komplett eigenständige Szenerie geschaffen, die zunächst etwas stutzig macht. Denn von übernatürlichen, unheimlichen oder Horror-Szenarien ist erst einmal nichts zu bemerken, vielmehr geht es um den Dreh eines neuen Hollywood-Films, das Casting und den Druck auf die Darsteller, fiese Tricks und Intrigen hinter den Kulissen, später dann auch um die Dreharbeiten. Was zunächst noch Spannung verspricht, da man mal wieder in eine andere Szenerie eintauchen kann, und einige interessante Figuren eingebaut wurden, verliert nach einiger Zeit allerdings den Spannungsbogen und bringt nur ein paar wenige aufregende Szenen mit ein. Das bleibt dann leider auch für einige Zeit so, erst nach einer halben Stunde Laufzeit kommt eine dramatische Szene mit ein, die dann auch den Kern des Ganzen ausmacht – wohlgemerkt bei einer Laufzeit von 35 Minuten ohne Outro. Die Szenerie wechselt kurz danach, klärt aber auch nicht vollständig auf, was hinter dieser Kehrtwende steckt. Der Hörer kann sich so zwar eigene Gedanken um die Hintergründe machen, wird aber ohne wirklichen Hinweis zurückgelassen – was bei mir einen eher unbefriedigenden Eindruck hinterlassen hat.
Yvonne Greitzke spricht die Rolle der Maggie Newport mit einer sehr energischen Stimme und viel Überzeugungskraft, wobei sie die durchaus explosive Gefühlswelt des Charakters sehr gut zur Geltung bringt. Ihr Agent Randy bekommt seine Stimme von Santiago Ziesmer geliehen, der ihr einen sehr natürlichen und bodenständigen Klang verleiht und mit seinem kratzigen Klang und gekonnter Betonung dennoch unverkennbar wirkt. Auch Gabrielle Pietermann ist in der Rolle der Kimberly Jordan zu hören, die ebenfalls mit viel Energie bei der Sache ist und verleiht ihrer Rolle teilweise schon etwas Überhebliches, was sehr gut in die Szenerie passt. Weitere Sprecher sind Jürgen Thormann, Bodo Wolf und Steffen Groth.
Während der Dialoge ist fast durchgängig im Hintergrund für eine passende Untermalung gesorgt, indem passende Geräusche zu den Handlungen eingespielt werden. Es wird aber auch mit vielen Melodien gearbeitet, die die jeweilige Stimmung aufgreifen, oder beispielsweise dem Klang eines Fernsehers mit verzerrten Stimmen, sodass eine durchgängig stimmige Atmosphäre entstanden ist.
Auch wenn die Veröffentlichung der Episode rein digital erfolgt und kein physischer Datenträger erhältlich ist, wurde ein eigenes Titelbild entworfen. Dieses präsentiert eine homoerotische Frauenliebe, wobei die grobkörnige Optik der Serie und die stilisierten, klaren Formen wieder geschickt für einen Verfremdungseffekt genutzt werden. Die beiden Gesichter, recht viel Haut und lange Haare sind geschickt arrangiert, sodass nur sehr wenig von dem Hintergrund zu sehen ist.
Fazit: Die Idee hinter der Geschichte mag gut gelungen sein, in dem Bemühen, alles möglichst mysteriös wirken zu lassen, wurden dem Hörer aber einfach zu wenige Hinweise geboten. Hinzu kommt, dass es erst sehr spät richtig zur Sache geht und im sehr langen Vorlauf kein wirklicher Spannungsbogen geboten wird. Den Druck und die Härte Hollywoods darzustellen mag zwar interessant sein, reicht (fast) auf sich allein gestellt aber nicht für eine Episode „Midnight Tales“ aus.
VÖ: 19. Juni 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-113-6
Lisas Leben wird aus der Bahn geworfen, als ihre Rufnummer veröffentlicht wurde und sie seitdem zahlreiche obszöne Anrufe bekommt. Sie zieht sich von der Arbeit zurück, bleibt ausschließlich im Haus und lässt sogar ihre Freunde nicht mehr an sich heran. Doch das ist nicht alles, denn ein unheimlicher Mann beobachtet und verfolgt sie, setzt sie immer mehr unter Druck und wird zu einer zunehmenden Bedrohung…
Christoph Piasecki und sein Team von Contendo Media wagen für die digital veröffentlichen „Midnight Tales“ immer wieder Experimente und präsentieren auch Episoden, die nicht der Norm entsprechen und die gängigen Regeln der aktuellen Hörspielszenen brechen. Episode 18 „Stalker“ ist ein solch ungewöhnlich erzählte Episode und setzt sich komplett aus Anrufen zusammen, die auf dem Anrufbeantworter von der bedrohten Lisa gespeichert sind. Dabei sind auch Werbeanrufe, Terminvereinbarungen oder Umfragen zu hören, die größte Teil setzt sich aber aus dem privaten Umfeld und bedrohlichen Anrufen zusammen. Und diese dauern oft nur wenige Sekunden, dennoch setzt sich daraus ein überraschend dichtes Bild zusammen, das die Bedrohung der jungen Frau zeichnet und sich immer weiter zu steigern versteht. Ich habe anfangs ein wenig benötigt, um mich in dieses ungewöhnliche Konzept einzufinden, finde es aber ziemlich faszinierend, wie komplex und gut nachzuvollziehen der Verlauf der Bedrohung dargestellt ist. Das ist oft reichlich beängstigend, bedrohlich und stimmungsvoll umgesetzt, beschäftigt sich aber auch mit anderen Bereichen des Themas Stalking: die Machtlosigkeit der Behörden, die Ungläubigkeit des Umfelds der betroffenen, aber auch ein ziemlich entsetzliches Frauenbild. Diese Sozialkritik ist allerdings nur ein kleiner Teil dieser ungewöhnlichen Produktion, die auch sicherlich nicht zum Nebenbeihören gedacht ist, sondern in ihrer Einzigartigkeit sehr gelungen ist – und wie immer am Ende eine überraschende Wendung der Dinge präsentiert.
Die wundervolle Nana Spier mit ihrer unverkennbar rauen und markanten Stimme spricht die Hauptrolle der Lisa mit gewohnt viel Energie und Engagement, zumal sie der Figur viele Facetten verleiht und ihrer Panik immer mehr Druck verleiht, und das obwohl sie wegen des ungewöhnlichen Skripts nur recht selten zu hören ist. Wolfgang Bahro ist als Officer Jenkins zu hören, den er mit nüchternem Klang, aber auch mit einer gewissen Dringlichkeit spricht und diese Momente sehr gekonnt wirken lässt. Toll ist auch Kai Taschner als Raymond, der noch einmal eine sehr markante Stimmung mit einbringt und viel Eindruck hinterlässt. Weitere Sprecher sind Gerrit Schmidt-Foß, Annette Gunkel und Sabine Arnhold.
Der Klang eines Anrufbeantworters wird sehr gekonnt nachgeahmt, die Stimmen sind verzerrt und leicht blechern, das ständige Tuten und Rattern des Bandes als Trennung zwischen den verschiedenen Abschnitten ein ständiger Begleiter. Manche der Anrufe wurden noch mit passenden Hintergrundklängen unterlegt, was sie noch authentischer wirken lässt. Das ist auf Dauer sicherlich etwas anstrengend, wirkt aber im Kontext sehr gelungen und unterstützt das interessante Konzept.
Der Anrufbeantworter als zentrales Erzählelement ist auch auf dem Cover abgebildet, wobei er der Zeit des Hörspiels wunderbar altmodisch aussieht. Das rote Licht, welches als Anzeige für eine neue Nachricht dient, leuchtet dabei unheilvoll in der düsteren Szenerie, wobei auch die dunkle Silhouette eines Mannes in einer halb geöffneten Tür im Hintergrund sehr gut dazu passt und die düstere Stimmung des Hörspiels gekonnt unterstreicht.
Fazit: „Stalker“ ist ein gewagtes Experiment und setzt sich nur aus Aufnahmen auf dem Anrufbeantworter von Hauptfigur Lisa zusammen, die immer stärker bedroht, beobachtet und belästigt wird. Es ist sehr gelungen, wie sich das alles immer weiter steigert und in kleinen Fetzen ein komplettes Bild der Situation zusammensetzt. Zwar ein wenig anstrengend zu hören, aber mit einer sehr markanten und eindringlichen Wirkung.
VÖ: 12. Juni 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-111-2
Midnight Tales – 17. Mörder-Puzzle
Gerade noch hat Mike Preston das Fahndungsbild eines flüchtigen Räubers in der Zeitung erblickt, als er in einem New Yorker Hotel in einem Fahrstuhl steckenbleibt – ausgerechnet mit dem Mann, den er in der Zeitung gesehen hat. Doch Peter Frobisher hat seine forschenden Blicke bemerkt und setzt ihn immer mehr unter Druck – gerade als das Licht im Aufzug ausfällt und sich Mikes Höhenangst bemerkbar macht…
In einem Aufzug stecken zu bleiben, sorgt bei vielen Menschen für deutliche Beklemmungen. Die 17. Episode der „Midnight Tales“ von Contendo Media macht sich dies zunutze, verschärft die Situation aber noch einmal deutlich, indem einer der beiden Männer im inneren der engen Kabine ein gesuchter Raubmörder ist und mit Gewalt und Pistole die Kontrolle über die Situation an sich reißt. Schon nach wenigen Sekunden wird die Geschichte an diesen Punkt gebracht, danach entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden Männern, das hin- und herwogt und den Fokus auf verschiedene Aspekte legt: Das Machtgefüge zwischen den beiden, die persönlichen Hintergründe, aber auch seltsam vertraute Momente, in denen eine Art Einverständnis zwischen ihnen besteht. Doch natürlich ist das noch nicht alles, natürlich hat Autor Marc Freund noch einige Wendungen eingebaut und setzt die Protagonisten immer weiter unter Druck. Zugegeben: Der geübten Hörer kann die große Offenbarung der Folge irgendwann vorausahnen, doch die klaustrophobische Stimmung im Fahrstuhl und das interessant aufgebaute Konstrukt haben mir sehr gut gefallen und sorgen für eine überzeugende Episode der Serie.
Simon Böer ist in der Rolle des Mike Preston zu hören, der sich in der ungewöhnlichen Situation sehr authentisch anhört und die schwankende Gefühlslage des Mannes überzeugend und mit viel Energie umsetzt. Als Peter Frobisher ist Robin Brosch zu hören, der seine Stimme kalt und leicht kratzig klingen lässt, dabei eine sehr markante Sprechweise beweist und somit die Spannung der Geschichte gekonnt unterstreicht. Pat Murphy ist als Captain Anderson zwar deutlich weniger zu hören, punktet aber ebenso mit einer gradlinigen und glaubhaften Sprechweise. Weitere Sprecher sind Bettina Weiß, Kaspar Eichel und Till Hagen.
Durch die Konzentration der Handlung auf einen abgeschlossenen, stillen Raum ist die akustische Umsetzung natürlich ebenfalls begrenzt, dennoch wurden an passenden Stellen – gerade bei der kurzen einleitenden Szene– passende Geräusche eingebaut. Das Gespräch wird immer wieder durch passende Musikstücke ergänzt, die die Spannung erhöhen oder den Fokus auf besonders aufwühlende Momente lenken.
Das Cover zur Episode ist ein echter Blickfang – und das, obwohl es lediglich für die digitale Veröffentlichung der Reihe kreiert wurde. Die Auszugskabine, in der die beiden Männer feststecken, ist von einem blutroten Schacht umgeben, um das sich in ebenso tiefroten Linien das Muster eines Puzzlespiels ausstreckt – mit einigen, wie Blut wirkenden Schlieren. Sehr gelungen, was Alexander von Wieding da geschaffen hat.
Fazit: „Midnight Tales“ ist mit „Mörder-Puzzle“ eine weitere gelungene Episode gelungen, die mit einem interessanten Ausgangspunkt und einem trickreichen Psychospiel überzeugt. Die Stimmung ist sehr dicht geraten und ist mit einigen gelungenen Wendungen gespickt, sodass trotz einer vorhersehbaren Auflösung ein durchgängig spannendes Zwiegespräch entstanden ist – räumlich und zeitlich sehr begrenzt, was den Reiz noch weiter steigert.
VÖ: 5. Juni 2021
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-110-5
Midnight Tales – 16. Kindheits-Trauma
Als Ben nach einem Umzug an die neue Schule kommt, endet gleich sein erster Tag in einer Katastrophe, als er der Klasse offenbart, dass er gestört ist und die letzten Jahre in einer Irrenanstalt verbracht hat. Nur Wendy ist nicht abgeschreckt und freundet sich mit ihm an – wahrscheinlich, weil sie wegen ihrer vorlauten Art als aufsässige Delinquentin gilt. Langsam fassen sie zueinander Vertrauen, doch sie werden immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt…
Geisterhausgeschichten gehören zu den absoluten Klassikern des Gruselgenres und werden immer wieder gern auch für Hörspiele vertont. „Midnight Tales“, die digital veröffentlichte Reihe von Contendo Media, nutzt die Idee eines unheimlichen Hauses aber lediglich als Hintergrund und erwähnt einige Male, dass der psychisch gestörte Teenager Ben einige Zeit in einem solchen Haus verbracht hat und dabei einen Schaden davongetragen hat. Die Szenerie an sich ist in „Kindheits-Trauma“ hingegen über weite Teile der Handlung eher ruhig geraten und konzentriert sich auf die Gespräche um Ben und Wendy oder aus dessen Familienleben, geht aber auch auf Situationen in der Schule oder die psychiatrischen Behandlungen ein. Dabei baut sich langsam, aber sicher eine sehr markante und unheimliche Stimmung auf, eben vor allem weil man nicht weiß, was in Ben alles vorgeht. Es gibt einige düstere Andeutungen, Gewaltfantasien oder auch Erinnerungen aus seiner Kindheit, so ganz durchdringt man den Charakter aber nicht. Die Charaktere sind markant in Szene gesetzt, was dem Ganzen noch mehr Reiz verleiht. Am Ende gibt es dann noch einen krassen Wendepunkt mit einer Offenbarung, die alle Ereignisse in ein anderes Licht rückt – so sehr, dass man die Folge gern noch einmal hören möchte, um vorher versteckte Hinweise darauf zu entdecken. Die über 40 Minuten Laufzeit – also recht lange für eine „Midnight Tales“-Folge – sind überzeugend geraten und bieten eine sehr spannende Handlung mit dem Spiel um psychische Gesundheit.
Ilka Körting hat mir in dieser Episode sehr gut gefallen und spricht mit markanter Stimme und legt viel Ausdruck in die unterschiedlichen Szenen, zumal sie sehr abwechslungsreich spricht und dennoch völlig im Charakter bleibt – beeindruckend. Sandra Schwittau ist in einigen wenigen Szenen als Psychologin Dr. Keen zu hören und setzt ihre kratzige Stimme sehr geschickt ein, um die Stimmung dieser Szenen zu steigern und beeindruckend wirken zu lassen. Auch Anna Dramski hat mir als Miss Dresden gut gefallen, sie passt sehr gut in die Atmosphäre der Episode und bringt ihre eigene Note mit ein. Weitere Sprecher sind Uta Dänekamp, Martin Sabel und Santiago Ziesmer.
Viele Szenen der Episode sind eher ruhig umgesetzt und nur mit ein paar passenden Hintergrundklängen unterlegt, es gibt aber auch aufwendiger inszenierte Momente, die hübsch gruselig wirken oder mit markanter Musik die Dramatik der Handlung betonen. Das ist lebendig und abwechslungsreich geraten, sodass die Erzählweise gut unterstützt wird und sich die Stimmung im Laufe der Zeit immer weiter steigert.
Das Titelbild der Episode ist mit seiner markanten Farbgebung gut gelungen und weckt dabei sowohl Interesse als auch Aufmerksamkeit. Aus der halb geöffneten Tür scheint ein grell-pinkes Licht, aber auch das Messer, das in der Hand eines Menschen zu sehen ist, ist mit seiner glänzenden Klinge ein gelungener Hingucker in den ansonsten eher trüben Farben. Schön, dass auch hier wieder ein passendes Titelbild für die Geschichte geschaffen wurde.
Fazit: Mit „Kindheits-Trauma“ legt Contendo Media wieder eine sehr markante Episode der „Midnight Tales“ vor, die intensiv wirkt und mit einer spannenden Geschichte überzeugt, die ihren Reiz aus der psychisch kranken und undurchsichtigen Hauptfigur des Ben zieht. Das ist intensiv in Szene gesetzt und mit vielen spannenden Momenten gespickt, zumal auch die Auflösung ganz am Ende sehr dramatisch geraten ist.
VÖ: 29. Mai 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-109-9
Midnight Tales – 15. Das Glücksdrachen-Tattoo
Simon Wegener und seine Freundin Anita sind beide fasziniert von der asiatischen Kultur und verbringen eine Studienreise in China. Nach einem Streit, bei der sie Simon vorwirft, zu unspontan zu sein, lässt er sich in einer schmerzhaften Prozedur die ganze Nacht über einen riesigen Glücksdrachen tätowieren. Doch er hätte die düstere Ahnung besser nicht ignorieren sollen, die ihm beim Betreten des Tattoostudios befällt…
Die Länge bei den „Midnight Tales“ von Contendo Media, die digital veröffentlichte Mystery-Serie mit in sich abgeschlossenen Episoden, ist recht variabel und macht sich keinen Druck, unbedingt eine gewisse Minutenzahl füllen zu müssen. So ist die 15 Episode um ein „Glücksdrachen-Tattoo“ mit einer halben Stunde reiner Laufzeit ohne Intro und Outro eher knapp gehalten, was die Handlung dann auch sehr dicht und temporeich wirken lässt. So wird das angesprochene Tattoo schon nach wenigen Minuten Laufzeit gestochen und verändert fortan das Leben von Simon und seiner Freundin Anita beeinflusst. Dabei kommt schnell eine düstere, unheilvolle Stimmung auf, eine mysteriöse Aura, die von der fernöstlichen Kulisse noch befeuert wird. Zunächst scheint das Tattoo tatsächlich Glück zu bringen, was sich jedoch schon bald ins Negative kehrt und in einigen überraschenden, aber auch einigen vorhersehbaren Wendungen erzählt wird. Der Verlauf ist dabei dicht und durchaus spannend, besonders wenn gegen Ende der Handlung ein Charakter eine äußerst unschöne Seite von sich zeigt – das bringt dann noch einmal eine gewisse Schärfe in die Geschichte ein und bereitet das Ende vor, welches in einem druckvollen Finale erzählt wird. So richtig gepackt hat mich das Ganze allerdings nicht, dafür konnte ich keine wirklich enge Bindung zu den Figuren aufbauen. Eine stimmige Episode der Serie, die sich bestens für eine kurze Hörspielpause zwischendurch eignet.
Gerrit Schmidt-Fossa spricht die Hauptrolle des Simon mit einer ernsten, markanten Stimme und unterstreicht dabei die Stimmung der Episode. Dabei ist er in den Dialogen ebenso glaubhaft wie in den kurzen Erzähltexten, sodass er eine überzeugende Leistung abliefert. Seine Freundin Anita wird von Julia Kaufmann gesprochen, die mit einer überzeugenden Attitüde spricht und die durchaus wankelmütige junge Frau mit überzeugender Sprechweise umsetzt. Martin Gruber spricht die Rolle des Bailong recht ruhig und zurückhalten, was durchaus zu seiner Figur passt, allerdings klingt er manchmal etwas hölzern. Weitere Sprecher sind Annette Strasser, Thomas Nero Wolff und Marios Gavrilis.
Die akustische Umsetzung orientiert sich an den bisherigen Episoden und setzt dabei auf eine Geräuschkulisse, die besonders die Aktionen der Protagonisten untermalt und deswegen eher stellenweise eingesetzt wird, es gibt aber ab und an auch Sounds, um einen passenden Hintergrund zu gestalten. Die Musik ist ein wenig chinesisch angehaucht und mit typischen Gongschlägen versehen, was sich aber stimmig einfügt und nicht zu aufdringlich wirkt.
Natürlich ist das titelgebende Glückdrachen-Tattoo auch auf dem Cover zur Episode zu sehen, welches trotz der digitalen Veröffentlichung erstellt wurde. Mit wildem, wütendem Gesichtsausdruck ist in kräftigen Farben auf dem Handrücken von Simon zu sehen, der ebenso wie der Hintergrund mit dem sanften Farbverlauf eher im Dunkeln gehalten ist.
Fazit: Schnell erzählt und mit einigen markanten Szenen versehen weiß „Das Glücksdrachen-Tattoo“ durchaus zu gefallen und bietet zudem eine recht dichte Stimmung und atmosphärische Szenen, entwickelt aber nicht den gleichen Sog wie andere Episoden der Serie – vielleicht, weil die Figuren nicht markant genug in Szene gesetzt wurden. Dennoch: Unterhaltsam ist dieses Hörspiel allemal.
VÖ: 22. Mai 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-108-2
Midnight Tales – 14. Poe-ethische Gerechtigkeit
Die Mitglieder einer Studentenverbindung lieben es, sich mit attraktiven Frauen zu umgeben und ihren Mitmenschen immer heftigere Streiche zu spielen. Nur „Frogger“, der wegen seiner Kleinwüchsigkeit von den anderen herablassend behandelt wird, ist eher mit dem Studium für die anderen beschäftigt. Doch er verfolgt einen Plan, der ins Rollen gerät, als er die freundliche Lydia kennenlernt…
Neben eigens erdachten Geschichten werden bei den „Midnight Tales“ auch adaptiere Horror- und Gruselklassiker vertont, die meist aber deutlich verfremdet sind. Auch die 14. Episode geht diesen Weg, findet aber einen sehr gelungenen Weg, die Handlung von Edgar Allan Poes „Hopp-Frosch“ zwar in die heutige Zeit zu versetzen, aber dennoch den Bogen zum Original eng zu halten. Denn in die Handlung sind immer wieder kleine Textpassagen des britischen Autors zu hören, die den Weg der Charaktere nachzeichnen und gleichzeitig die Stimmung düsterer wirken zu lassen. Gelungen ist, wie die Standesgesellschaft der Originalgeschichte auf eine Studentenverbindung übertragen wurde – das regt zum Nachdenken an, wie wir in unserer Gesellschaft mit Minderheiten und Diskriminierung umgehen, wie sich manche Menschen auch im Kleinen über andere stellen. Die Handlung wird hier grob nachgezeichnet, aber eben auch mit einigen weiteren Verzierungen versehen. Das erreicht nicht immer die Intensität des Originals, ist insgesamt aber doch gut gelungen – insbesondere da man die große Liebe zu der Vorlage heraushören kann.
Patrick Bach ist in dieser Episode in der Rolle des Frogger zu hören, seine Stimme klingt markant und sticht positiv hervor, indem er eine sehr markante Sprechweise mit leicht quäkendem Anklang für seine Figur wählt. Auch Moira May ist als Lydia durchaus überzeugend, sie spricht zugänglich und glaubhaft, wobei sie in den Erzähltexten einen scharfen Klang in ihre Stimme legt. Daniel Faust spricht die Rolle des fiesen und arroganten Rex Mason mit viel Energie, klingt in einigen Momenten aber auch etwas steif und abgelesen. Weitere Sprecher sind Patrick Mölleken, Christoph Piasecki und Phil Daub.
Die Umsetzung der Handlung ist nicht allzu opulent, aber effektvoll und treffend. Die eingebauten Melodien sind passend ausgewählt, wobei vor allem die Schnipsel aus der Original-Geschichte mit düsteren Klängen unterlegt sind und so für eine überzeugende Stimmung sorgen. Auch die Geräusche wirken glaubhaft und sorgen für einen lebendigeren Anklang.
Die Silhouette eines recht kleinen Mannes, bei dem die runden Brillengläser als einziges weißes Element hervorstechen, dazu eine Gruppe von riesigen Affen, die von einem Flammenmeer umgeben zu sein scheinen – auch das Titelbild dieser Episode hat einen skurrilen Anklang und hat eine sehr eigenständige Optik.
Fazit: Edgar Allen Poes bekannte Geschichte in einer modernen Adaption, wobei die Übertragung stimmig geraten ist und ein nicht allzu freundliches Bild unserer Gesellschaft zeigt. Der Verlauf wird gelungen nachgezeichnet, aber auch mit eigenen Elementen angereichert. Mit den Sätzen aus dem Original kommt eine düstere Stimmung mit ein, die auch in der restlichen Handlung ruhig noch etwas kräftiger hätte ausfallen können.
VÖ: 15. Mai 2020
Label: Contendo
Bestellnummer: 9783967621075
Midnight Tales – 13. Das absolute Gedächtnis
Brian Mallot ist ein ziemlich durchschnittlicher Mann, wenn da nicht die Tatsache ist, dass er die komplette Kapazität seines Gehirns nutzen kann, seitdem er als 39-jähriger Mann bei einer Polizeikontrolle aggressiv von einem Beamten angegangen wird und einen ordentlichen Elektroschock durch einen Taser erhält. Doch ob das Fluch oder Segen ist, stellt sich erst noch heraus…
Knackig erzählt Hörspiele mit ganz unterschiedlichen Ansätzen und unheimlichen Anklang – „Midnight Tales“ von Contendo Media bietet so Hörspielunterhaltung für Zwischendurch und hat auch für die 13. Episode einige interessante Aspekte eingebracht. Dabei wird Brian Mallot ab dem Moment begleitet, in dem sich seine volle Gehirnkapazität entfaltet. Danach geht es mit eher ruhigeren Szenen weiter, in denen sich langsam das Ausmaß seiner Wandlung darstellt. Dabei gibt es einige markante Momente, die zu interessanten Gedankenspielen führt. Doch das Ganze scheint nicht wirklich zu etwas zu führen und eher auf der Stelle zu treten. Die Episode bleibt bei der durchaus interessanten Grundidee hängen, es wirkt nicht so, als wäre das Potenzial vollkommen ausgeschöpft. Das Ende ist zwar tragisch und gelungen inszeniert, der Grusel- oder Horrorfaktor ist in dieser Folge aber nicht so sehr ausgeprägt wie in anderen Episoden der Serie. Deswegen hat mich diese „Midnight Tales“ leider nicht so recht abgeholt.
Phil Daub ist in der Hauptrolle des Brian Mallot zu hören und gestaltet seine Rolle treffend und überzeugend, wobei er die Entwicklung der Figur nachzeichnet und dabei seine steigende Arroganz, aber auch die nachfolgende Verzweiflung passend inszeniert. Ela Paul spricht seine Frau Debbie ebenfalls solide und reagiert in den verschiedenen Szenen glaubhaft, wobei sie eine insgesamt gelungene Ausstrahlung darbietet. Peter Flechtner hat als Erzähler einiges zu tun und spricht seine Texte, die auch mal etwas länger sind, mit einer wunderbaren Portion Humor und Sarkasmus, was eine sehr reizvolle Note mit einbringt. Leider können nicht alle Sprecher vollkommen überzeugen, so wirkt die Wut und die unflätigen Flüche von Daniel Faust als Randy leider etwas aufgesetzt. Weitere Sprecher sind Patrick Bach, Bruno Winzen und Martin Sabel.
Die akustische Gestaltung greift die verschiedenen Szenerien überzeugend auf und setzt diese so atmosphärisch um. Dabei wird zu großen Teilen auf eine passende Geräuschkulisse gesorgt, die die Dialoge lebendiger wirken lässt, gerade im späteren Verlauf gibt es aber auch einige Melodien, die im Hintergrund für Stimmung sorgt. Das ist durchaus solide geraten, hätte aber stellenweise auch mehr Feinschliff vertragen.
Das Titelbild zu dieser Episode gefällt mir wieder sehr gut, insbesondere durch die kräftigen Farben und die skurrile Wirkung durch das durchscheinende Gehirn. Mit den weit aufgerissenen Augen, der innewohnenden Panik und den Blitzen kommt zudem ein deutlicher Horror-Aspekt mit ein. Schön, dass es trotz der rein digitalen Veröffentlichung auch hier ein eigenständiges Titelbild gibt.
Fazit: Die Grundidee ist stimmig und beginnt stark, doch eine wirklich packende Entwicklung ist daraus nicht entstanden. Statt intensivem Grusel oder unheimlichen Horror wird es eher tragisch, was eine gelungene Abwechslung ist, aber das Hörspiel an sich leider nicht wirklich tragen kann. „Das absolute Gehirn“ gehört deshalb leider nicht zu den ganz starken Titeln der Serie.
VÖ: 8. Mai 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621068
Midnight Tales - 12. Stimmen in der Dunkelheit
Carol wacht in einem abgedunkelten Raum auf, ohne sich an die vorangegangenen Ereignisse erinnern zu können. Der freundliche Thaddeus, dessen Gesicht sie nicht erkennen kann, versucht ebenso ihr zu helfen wie die harsche Polizistin Madame Foulet, die einen Mörder überführen will. Doch etwas in Carol sperrt sich gegen die aufkommenden Erinnerungen...
Auch die zwölfte Episode der „Midnight Tales“, der noch recht neuen Gruselserie von Contendo Media, die ausschließlich digital erhältlich ist, bietet eine sehr reduzierte Szenerie – fast ausschließlich spielt sie in einem Raum, gerade einmal drei Sprecher bringen die Handlung der Folge voran, nur ein paar weitere Sätze wurden von einem vierten Sprecher vertont. Auch scheint die Folge fast in Echtzeit z u laufen, und das etwa 35 Minuten (wenn man von Intro und Credits absieht). Was in Filmen wahrscheinlich für tödliche Langeweile sorgen würde und von jedem Kritiker zerrissen werden würde, funktioniert als Hörspiel hervorragend. Die Szenerie ist von Anfang an mysteriös, da die Hintergründe von Carol äußerst nebulös sind und diese erst im Laufe der Zeit aufgedeckt werden. Die Erinnerungen an einen Mörder, das verlorene Gedächtnis, die verwirrten Gefühle, dazu aber auch die beiden nicht minder geheimnisvollen Nebencharaktere, die Carol zur Seite stehen und in ihrem Verhalten so unterschiedlich sind. Im Laufe der Zeit gibt es viele Anspielungen und Hinweise, mal mehr, mal minder versteckt, was das Geheimnis hinter der Folge sein könnte. Zu Beginn des letzten Drittels der Laufzeit kann man die Auflösung zwar erahnen, das macht aber gar nichts – im Gegenteil, diese neu hinzugewonnene Erkenntnis sorgt noch einmal für einen sehr interessanten Perspektivwechsel. Und immer noch gibt es dann einige Überraschungen, die das Geschehen unterhaltsam und aufregend wirken lassen. Genau das macht die Serie aus, ist in dieser Episode aber besonders gelungen und sorgt für einen sehr intensiven Eindruck – übrigens auch beim zweiten Durchlauf, bei dem man von Anfang an die gelungenen Hinweise und Fährten entdeckt werden können.
Wie schon die direkte Vorgängerfolge kommt auch diese Episode mit nur wenigen Sprechern aus. Als Carol steht Julia Kaufmann im Mittelpunkt. Sie setzt ihre Stimme sehr zielgerichtet ein und passt sie gelungen den einzelnen Situationen an, wodurch eine lebendige und glaubhafte Figur entsteht. Toll, wie sie viele gelungene Facetten einbaut und dennoch den verletzlichen Grundklang nicht zu sehr verändert. Liane Rudolph ist mit ihrem eher harschen und abweisenden Tonfall ein gelungener Kontrast, Madame Foulet bekommt durch sie eine sehr präsente Aura. Andre Beyers markante Stimme passt ebenfalls sehr gut zu der Rolle des Thaddeus, wobei er eine gelungene, leicht mysteriöse Stimmung um seine Figur aufbaut. Konrad Bösherz und wie immer Peter Flechtner für das Intro und Alex Bolte für die Credits sind ebenfalls zu hören.
Leise sind einzelne akustische Elemente eingebaut, wobei besonders die leise, melodische Musik im Hintergrund für eine düstere Stimmung sorgt. Aber auch die vielen Geräusche sorgen für eine gelungene Atmosphäre und viel Ausdruck der Handlung, was die mysteriösen Aspekte noch weiter verstärkt. Schön, dass sich die Umsetzung gemeinsam mit der Akustik steigert und gegen Ende eine sehr dichte und packende Atmosphäre entstanden ist.
Die Farben des Covers sind sehr ausdrucksstark, besonders die stilisierte Frau im Mittelpunkt mit ihrem leuchtend grünen Kleid, den orangenen Haaren und den roten Lippen hebt sich von dem gedeckten, dunkelblauen Hintergrund mit den unheimlichen Silhouetten ab. Ein schönes Titelbild, bei dem die skurrile Optik wunderbar zur Episode passt.
Fazit: „Stimmen in der Dunkelheit“ ist gerade wegen der so ruhigen und gedeckten Atmosphäre sehr spannend geraten, das große Geheimnis und die Aufklärung des Mordes bieten eine ganz besondere Stimmung. Sehr mysteriös und unheimlich fügen sich die einzelnen Elemente sehr gelungen zusammen und bieten eine sehr konzentrierte und auf den Punkt gebrachte Handlung. Sehr hörenswert!
VÖ: 1. Mai 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621044
Midnight Tales - 11. Wenn Masken fallen
Ein Schneesturm tobt durch North Dakota, sodass die Freunde des Ehepaars Limbkin den geplanten gemeinsamen Abend absagen. Just in diesem Moment bitten zwei Gäste um ein kurzes Telefonat, da sie mit dem Auto liegen geblieben sind. Kurzerhand werden die beiden zum Essen eingeladen, bis sich das Wetter beruhigt hat. Doch die Gemüter erhitzen sich umso schneller...
Schlag auf Schlag geht es weiter mit den "Midnight Tales" von Contendo Media, die in sehr kurzen Rhythmus veröffentlich werden. Im Gegensatz zu anderen Episoden der Reihe dauert es hier deutlich länger, bis übernatürliche Elemente eingebaut werden, die Szenerie ist von Anfang an sehr bodenständig. Das zufällige Aufeinandertreffen zweier Ehepaare wirkt zunächst noch friedlich und freundlich, doch getreu dem Titel der Episode "Wenn Masken fallen" tauchen schnell erste Reibereien auf - ein unbedacht wirkender Kommentar hier, eine spitze Bemerkung dort, bald die ersten Wortgefechte. Sehr treffend ist dabei geschildert, wie unterschiedliche Mentalitäten aufeinandertreffen und wie sich eine Dynamik aufbaut, in der jeder die eigenen Bedürfnisse über die der anderen stellt. Daraus entwickelt sich eine Art packendes Krimi-Psycho-Spiel mit einigen gelungenen Wendungen und Finessen, die man zuvor so nicht erwartet hätte. Zugegeben, die letztendliche Wendung ist recht konstruiert und wirkt etwas gestelzt, führt aber dennoch zu einem packenden und dramatischen Finale. Wieder einmal gibt es einige neue Aspekte und eine dichte Stimmung, was die gute halbe Stunde Laufzeit unterhaltsam gestaltet.
Gerade einmal vier Sprecher (abgesehen von Intro und Credits) sind in dieser Episode zu hören, umso wichtiger ist natürlich jeder einzelne von ihnen. Klaus Dieter Klebsch ist als Walter Limbkin zu hören und beweist, dass er auch diese eher bodenständige Rolle mit vielen gelungenen Facetten und seiner eindringlichen Stimme sehr gekonnt umsetzt. Seine Frau Sadie wird von Dana Friedrich gesprochen, deren ruhiger Klang sehr glaubwürdige Momente schafft, sodass eine gelungene Figur entstanden ist. Wolfgang Bahro spricht die Rolle des Reggie Marx mit viel Ausdruck und sehr passender Attitüde, wobei sich seine Intensität im Laufe der Episode gekonnt steigert. Die wunderbare Nana Spier und ihr leicht rauer Klang passen bestens zu Pamela Marx, auch sie trifft gekonnt die Stimmung der verschiedenen Momente und kann das Geheimnis um das Ehepaar sehr gelungen aufbauen.
Akustisch ist die Folge sehr solide umgesetzt, was besonders an den vielen stimmigen Geräuschen liegt. Der aufkommende Schneesturm pfeift um das Haus, leise Schritte tönen durch das einsame Gebäude, das Knistern des Feuers schafft eine gemütliche Atmosphäre - immer wieder ergänzt durch kleine Melodien, die einen düsteren Anstrich einbringen und so die Stimmung der Episode verdichten.
Die Folge wird zwar nur digital zum Download angeboten, dennoch wurde eigens ein Cover entworfen, das mir dieses Mal bestens gefallen hat. Ein edel gedeckter Tisch mit zwei Menschen - die Gesichter jedoch formlos und ohne Kontur. Auch durch die langgezogenen Formen und die düstere Farbgebung wird der exzentrische Ausdruck des Titelbilds verstärkt.
Fazit: "Wenn die Masken fallen" ist bodenständiger als die meisten seiner Vorgänger, schafft aber eine nicht minder packende Atmosphäre. Die Beobachtung der zufällig aufeinandertreffenden Figuren und der sich daraus entwickelnden Dynamik führt zu einem spannenden Finale, auch wenn dessen Einleitung recht konstruiert wirkt. Eine weitere hörenswerte Episode, auch wenn man aus dem Finale vielleicht noch mehr hätte herausholen können.
VÖ: 24. Februar 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621037
Midnight Tales - 10. Wahn und Wahnsinn
Als verurteilter mehrfacher Mörder wird Edmund Rafelsen jedoch nicht zum Tode verurteilt, sondern wegen seiner gespaltenen Persönlichkeit in einer Nervenheilanstalt untergebracht. Doch neben den Therapiestunden mit der undurchsichtigen Psychologin Dr. Larson verbringt er auch viel Zeit mit den anderen Insassen, die ebenfalls Menschen auf ihrem Gewissen haben...
Die "Midnight Tales" von Contendo Media haben auch kurz nach dem Start der Serie schon das erste Jubiläum zu feiern: "Wahn und Wahnsinn" ist bereits die zehnte Episode der Hörspielreihe und ist - wie die anderen Folgen auch - nur digital erhältlich, nicht auf einem physischen Datenträger. Und auch diese Folge ist mit deutlich unter 40 Minuten eher kurz geraten, bietet dafür aber auch eine sehr verdichtete Atmosphäre. Über weite Teile der Handlung verfolgt der Hörer das Geschehen um Edmund in der Nervenheilanstalt, in der er mit ebenso verrückten Mördern eingesperrt ist. Dass dabei das Spiel mit Wahnsinn, gespaltenen Persönlichkeiten und der Schuld der Figuren im Mittelpunkt steht, sorgt für eine ganz eigentümliche, aber auch gelungene Stimmung. Auch der Hörer weiß bald nicht mehr, wer seinen Wahnsinn nur spielt, um dem elektrischen Stuhl zu entkommen, und wer tatsächlich unter psychischen Problemen leidet - doch selbst dann weiß man nicht, wem man vertrauen kann. Da kein klassischer Held im eigentlichen Sinne in die Handlung eingebaut wurde, hat der Hörer eine gewisse Distanz zum Geschehen, was die ungewohnte Wirkungen natürlich noch weiter unterstützt. Was ebenfalls eine interessante Würze gibt ist, dass eine wirkliche Handlung kaum erkennbar ist, vielmehr werden einzelne Szenen zu Gehör gebracht, die die Charaktere und ihre persönliche Situation genauer vorstellen oder besondere Ereignisse beschreiben. Die Spannung ist dennoch gleich zu Beginn sehr hoch, was sich gegen Ende noch weiter steigert – und wie fast immer bei der Serie in einem überraschenden Dreh zum Finale, das die vorige Geschichte noch einmal in ein anderes Licht taucht und hier sehr gelungen und wirkungsvoll eingebaut wurde.
Kai Taschner ist in der Hauptrolle des Edmund Rafelsen zu hören, übernimmt aber auch gleich seine zweite Persönlichkeit Achilles. Es ist beeindruckend, wie klar er beide Figuren voneinander trennt und ihnen einen sehr unterschiedlichen Klang verleiht, mal hart und rau, mal hochnäsig und gebildet. Eine sehr gelungene Leistung, die sehr eindrucksvoll wirkt. Auch Dana Friedrich gefällt mir als Rose Conelly sehr gut, ihre punktierte und ausdrucksstarke Stimme verleiht ihren Szenen einen düsteren Glanz und wirkt immer sehr präsent. In der zwiespältigen Rolle der Dr. Sara Larson ist Anna Dramski zu hören, die den nüchternen Klang der Psychologin im Laufe der Zeit gekonnt verfeinert und ihr so unterschiedliche Facetten verleiht. Weitere Sprecher sind Santiago Ziesmer, Andreas Otto und Achim Buch.
Da auch diese Episode der Serie ohne einen Erzähler auskommt, wird als Szenentrenner insbesondere Musik verwendet, die melodisch ist und die düstere Stimmung der Handlung gekonnt aufgreift. Auch die eingebauten Geräusche sind gekonnt abgestimmt und lassen einzelne Teile des Wahnsinns der Insassen erlebbar werden, beispielsweise durch einen eingebauten Pfeifton oder surreal wirkende Melodien. Das passt alles gut zusammen und lässt die Handlung gekonnt zur Geltung kommen.
Die Optik der Cover der Serie hat mir ja nicht immer allzu gut gefallen, zu dieser Episode passt sie aber sehr gut. Die dunkle Silhouette im Lichtschein einer Tür scheint von einem roten Blitz getroffen zu werden, was zu dem grünlichen Hintergrund sehr gut passt. Die düstere Szenerie der Geschichte wird dabei gekonnt aufgegriffen und wirkt insgesamt stimmig.
Fazit: Mit „Wahn und Wahnsinn“ ist eine weitere interessante Episode der „Midnight Tales“ erschienen, die mit einem düsteren Szenario und einem sehr ungewöhnlichen Setting schnell für Spannung sorgt und diese im Laufe der Zeit weiter verdichten kann. Besonders der Plottwist am Ende ist dabei gelungen und setzt die vorigen Ereignisse in einen anderen Kontext. Hörenswert!
VÖ: 17. April 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621020
Midnight Tales - 9. Jenseits 2.0
Ihr Leben hat die Wissenschaftlerin Vivien Gruber der Erforschung eines möglichen Lebens nach dem Tod entwickelt und gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Marc ein Unternehmen gegründet, das Bewusstsein von Menschen in einer digitalen Umgebung weiterexistieren zu lassen. Ihrem letzten Willen entsprechend wird sie nach ihrem Tod selbst ist das Programm transferiert, muss sich dort aber erst einmal zurechtfinden...
Auch für die neunte Episode der "Midnight Tales" hat sich das Team um Christoph Piasecki von Contendo Media eine gänzlich neue Szenerie ausgedacht. Hier geht es um den wohl ewig währenden Wunsch der Menschen um das Leben nach dem Tod, was hier in einer digitalen Welt stattfinden soll. Dabei sind zwei Erzählebenen eingebaut, einerseits in der realen Welt mit dem Schwerpunkt auf dem Gespräch zwischen dem Witwer und Viviens Geschäftspartner, in der die Rahmenbedingungen in kompakter Weise erzählt werden, aber auch eine interessante persönliche Komponente wird bereits hier mit eingebaut. Der Großteil der Handlung dreht sich aber um Viviens zweite Existenz in der neuen digitalen Umgebung. Hier wird durchdacht und strukturiert vorgegangen, um die Folgen eines solchen Daseins darzustellen, was fast ausschließlich auf einem Selbstgespräch von Vivien basiert. Wie es ihr ergeht, ist spannend und ungewöhnlich ausgeführt, wobei der Hörer mit Vivien und ihren Fragen mitfühlt. Nach einem packend inszenierten Höhepunkt werden später die beiden Ebenen zusammengeführt und mit einigen sehr interessanten, fast schon philosophischen Fragen angereichert. Auch hier ergibt sich im Stil der Reihe ein packender Wendepunkt am Schluss, der viele Fragen offenlässt und der Fantasie des Hörers überlässt, was in dieser Episode noch einmal auf andere, aber sehr clevere Art geschieht.
Die Leistung von Victoria Sturm in der Titelrolle der Vivien Gruber ist sehr überzeugend, da sie die einzelnen Bestandteile des digitalen Charakters der Wissenschaftlerin in einer besonderen Art von Selbstgespräch sehr präzise erschafft, ebenso, wie sie vorher beschrieben werden. Aber auch in der übrigen Handlung spricht sie sehr gelungen und macht die ungewöhnliche Idee erlebbar. Martin Gruber ist besonders zu Anfang als Viviens Mann mit seiner besorgten, aber auch kritischen Art zu hören, was authentisch und treffend wirkt. Auch Matthias Keller hat mir als Marc Deblenkov gut gefallen, der versierte Geschäftspartner von Vivien bekommt von ihm einige gelungene Facetten verliehen, sodass seine Szene gut in Erinnerung bleibt. Weitere Sprecher sind Annette Glunkel, Benedikt Weber und Martin Sabel.
Für die ungewöhnliche Episode wurde auch ein ungewöhnlicher akustischer Rahmen geschaffen. Während die anfängliche Szenerie noch reduziert und ruhig umgesetzt wurde, ist die digitale Welt, in der Vivien sich später bewegt, oft sehr technisch und mit vielen computergenerierten Klängen umgesetzt, aber auch interessante Kontraste zu realistischen und natürlichen Klängen sind gut eingebaut. Auch Musik spielt dabei immer wieder eine wichtige Rolle und fügt eine rätselhafte Ebene hinzu.
Auch wenn die Reihe nur digital vertrieben wird, gibt es für jede Episode ein eigenständiges Cover. Und auch wenn die Optik für gewöhnlich etwas schlicht und einfach wirkt, passt genau dies hier sehr gut. Die computergenerierte Optik ist sehr gut auf den schattenwerfenden Körper von Vivien abgestimmt, die in ein helles Licht zu gehen scheint, das mit der pixeligen Gestaltung gleichsam an digitale Welten erinnert. Auch die kühle Farbenwelt passt sehr gut zur Handlung und ihrer Wirkung.
Fazit: Die Szenerie ist hier fast ein wenig bizarr, der ebenso technische wie philosophische Ansatz mit dem digitalen Leben nach dem Tod wirft einige sehr gelungene Fragen auf, was unterhaltsam und packend geraten ist. Durch die Kürze der Episode wird vieles angedeutet, was aber eher den Reiz steigert als verringert. Mal wieder ein ungewöhnliches Hörspiel, das mir sehr gefallen hat.
VÖ: 10. April 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621013
Midnight Tales - 8. Mehr Sein als Schein
Die beiden Punks Zippy und Pinhead wollen sich ein Zimmer in einem heruntergekommenen Hotel mieten. Doch der Nachtportier erkennt die junge Frau, die halb bewusstlos in ihrer Begleitung ist - es ist seine eigene Enkelin. Dabei treibt sich draußen ein skrupelloser Killer sein Unwesen, was die Ereignisse der Nacht noch unheilvoll beeinflusst...
Auch "Mehr Sein als Schein", die achte Episode der Contendo-Hörspielreihe "Midnight Tales", ist gemeinsam mit seinen Vorgängern gleichzeitig zum Start der Serie erschienen, und auch hier wird wieder eine ganz neue Szenerie geschaffen, die eine neue Facette des Genres Grusel beleuchtet. Waren in den vorigen Episoden trickreiche oder nachdenkliche Geschichten zu hören, geht es hier recht brachial zu. Das Thema wird nicht bei jedem auf Begeisterung stoßen, es geht um brutale Gewalt gegen Frauen, was sehr explizit beschrieben wird - zwar nicht bis zum Äußersten gehend, aber dennoch ein paar Grenzen überschreitend. Gibt es während der ersten Szene noch ein paar undurchsichtige Momente gibt, ist das zweite Drittel der Handlung sehr auf dieses Thema konzentriert. Am Schluss gibt es dann eine Wendung (wie immer bei der Serie), die man allerdings bereits einige Zeit vorher erahnen konnte, wenn man einige der vorigen Kommentare richtig zu deuten weiß. Gut gefällt mir zwar die Rolle der entführten Trina, die ganz anders reagiert als man es erwarten würde, einigen Momenten kann man auch eine gewisse Faszination nicht absprechen. Doch insgesamt wirkt die Handlung auf mich leider etwas platt.
Konrad Bösherz und Patrick Mölleken machen als Punkerduo Zippy und Pinhead einen sehr guten Eindruck, klingen bedrohlich, skrupellos und kühl, was die Atmosphäre der Handlung entscheidend prägt, beide sprechen sehr pointiert und betont. Werner Wilkening ist als Nachtportier des Hotels zu hören, seine tiefe und markante Stimme passt sehr gut zu der Figur, er reagiert sehr stimmig auf jede Situation und zeigt dabei viele Facetten. Luisa Wietzorek überzeugt in der Rolle Trina mit viel Ausdruck in der Stimme, sie bringt eine ungewöhnliche Atmosphäre mit ein und sorgt für überraschende Momente. Kirstin Hesse, Matthias Scherwenikas und Peter Flechtner sind jeweils nur kurz zu hören.
Akustisch ist die Episode insgesamt stimmig umgesetzt, die Szenen werden passend untermalt und mit vielen Geräuschen versehen. Doch beim Finale, aber auch zwischendurch, verlässt sich die Szenerie zu oft auf brachial wirkende Geräusche, ohne dass diese erklärt werden würden. Das lässt zwar einige unheimliche Momente entstehen, ist aber zu häufig zu lang geraten und wirkt dann eher unkoordiniert. Die Dynamik der Handlung wird aber gut nachgezeichnet.
Als Titelbild wurde der Flur des Hotels gewählt - schlicht, düster, heruntergekommen. Die kühle Beleuchtung der Neonröhren ergibt einen guten Kontrast zur ansonsten roten Farbgebung. Der Zeichenstil wirkt aber wie bei den Vorgängerepisoden recht billig und kann trotz gelungener Perspektive zumindest mich nicht überzeugen.
Fazit: "Mehr Sein als Schein" startet und endet recht reizvoll, die Handlung dazwischen ist aber recht platt geraten und ist mit dem Thema Gewalt gegen Frauen für meinen Geschmack zu explizit geraten. Leider ist hier eine eher schwache Episode der Reihe entstanden, die deutlich bessere Ideen geboten hat.
VÖ: 3. April 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967621006
Midnight Tales - 7. Morbide Rosen
Dass Rose ihrem Rosengarten, der ihr größtes Hobby ist, mehr Aufmerksamkeit widmet als ihrem Mann Harold, veranlasst diesen zur Trennung. Nach einem heftigen Streit steigt er in den Wagen, fährt seine Gattin dabei aber versehentlich an - mit ungeahnten Folgen, die auch ihren Garten auf merkwürdige Weise verändern wird...
Nicht nur thematisch, sondern auch stilistisch unterscheiden sich die Episoden von "Midnight Tales", die gleich zum Start der Hörspielserie ein ordentliches Paket geschnürt haben. Auch die siebte Folge "Morbide Rosen" schlägt noch einmal eine andere Richtung ein, wobei schon gleich zum Start mit der oben beschriebenen Szene die Grundpfeiler gesetzt werden - und das durchaus überraschend und mit dem im Titel versprochenen morbiden Tonfall. Das Buch von Erik Albrodt spielt dabei mit verschiedenen Elementen, wobei die romantische Stimmung des Rosengartens als zentrales Thema gut auf die Handlung greift, was durch ein düsteres Geheimnis seiner Besitzerin gestört wird. Und auch die Rolle des Erzählers ist ungewöhnlich, er gibt einige sarkastische Kommentare von sich, ist prägend für die Stimmung der Folge und spricht den Hörer auch mal direkt an. Die Spannung ergibt sich dabei aus dem undurchsichtigen Charakter der Hauptfigur, steigender Wahnsinn sorgt für zusätzlichen Reiz und einen unterhaltsamen Verlauf. Das trifft vielleicht nicht den Massengeschmack, aber gerade durch die vielen Experimente ist die Serie so abwechslungsreich und gelungen. Und mich persönlich hat diese Folge durchaus gut unterhalten, auch wenn ihr etwas mehr Tempo durchaus gutgetan hätte – trotz der wie immer eher kurzen Laufzeit von 35 Minuten schleichen sich ein paar Längen ein.
Süffisant und herrlich ironisch gestaltet Peter Flechtner die Rolle des Erzählers, der die Stimmung der Episode damit entscheidend prägt. Seine Kommentare wirken zudem sehr kurzweilig, wobei er besonders die direkte Ansprache des Zuhörers gelungen gestaltet. Sabine Arnhold ist in der Rolle der Rose sehr überzeugend, sie wirkt ausdrucksstark und sehr lebendig, wobei sie auch den steigenden Wahnsinn der Figur sehr treffend vertont. Ihr Nachbar Ike Turner wird von Dirk Hardegen ebenfalls prägnant gesprochen, er verhält sich authentisch und trifft die unterschiedlichen Situationen sehr genau. Weitere Sprecher sind Andreas Otto, Eberhard Haar und Joscha Fischer-Antze.
Die akustische Gestaltung der Episode ist gut auf die Handlung abgestimmt und überzeugt mit einer passenden Mischung aus vielen Hintergrundgeräuschen und atmosphärischen Melodien. Beides bringt einen leicht romantischen Klang mit ein, Vogelgezwitscher und melodische Instrumente greifen dabei gut ineinander, aber auch die anderen Elemente sind passgenau eingefügt.
Das Cover zu dieser Episode konnte mich leider nicht überzeugen, zu schlicht und unsauber ausgeführt ist der Zeichenstil. Das Skelett, um das einige Dornenranken mit blutroten Blüten ranken, hätte vor dem düsteren Hintergrund mit dem kaum beleuchteten Haus durchaus gut wirken können. Auf diese Weise verpufft der Effekt des Unheimlichen aber leider.
Fazit: Erneut eine überraschende Folge, die ganz andere Aspekte des Genres Grusel beleuchtet. Schnell ist klar, worum es geht, doch die ungewöhnliche Idee und die kreative Umsetzung sorgen noch für einige Überraschungen. Der romantische, skurrile Anklang der Folge hat mir persönlich gut gefallen, ist aber auch recht speziell geraten.
VÖ: 3. April 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967620993
Midnight Tales - 6. Die endlose Nacht
Die Fahrt durch einen Nationalpark sollte etwas länger dauern, als die Familie um Vater Bob und Mutter Mavis geplant hatte. Denn die Umgebung verfinstert sich plötzlich, nur die Scheinwerfer spenden noch etwas Licht. Doch es scheint etwas Unheimliches durch den Park zu streifen und es auf die Familie abgesehen zu haben...
Die "Midnight Tales" von Contendo Media sorgt auch in der sechsten Episode noch für Abwechslung, zum Start sind sehr unterschiedliche Szenerien entstanden, da in jeder Episode eine eigenständige Idee verfolgt wird. Fast ist diese Folge klassischer Grusel geworden, und zwar gut gemachter. Ich mag, wie sich die Handlung fast ausschließlich auf den Innenraum des Familienautos beschränkt und so eine sehr dichte, konzentrierte Stimmung entstanden ist. Von der typischen Szenerie eines Familienausflugs entwickeln sich bald ein paar erste unheimliche Momente, bis Eltern und Töchter immer tiefer in die undurchdringliche Dunkelheit geraten. Dabei sind einige sehr gelungene Elemente mit eingebaut, die mystisch wirken und ein paar religiöse Momente einfügen. Vieles bleibt dabei im Düsteren, wird eher angedeutet denn ausgeführt, was dennoch klar strukturiert wirkt und gut nachvollziehbar ist. Und wie immer bei der Serie gibt es am Ende eine unerwartete Wendung, die die bisherigen Ereignisse in ein anderes Licht tauchen und mir sehr gut gefallen hat. Schön, dass hier viele kreative Ideen eingebunden sind und zu einer sehr dichten Stimmung führen. Eine sehr starke Episode, die mit einer Nettolaufzeit ohne Intro und Outro von etwa einer halben Stunde sehr knackig erzählt ist.
Marc Schülert ist in der Rolle des Familienvaters Bob zu hören, mit seiner markanten Stimme passt er sehr gut in die Atmosphäre der Episode und gestaltet den Spannungsbogen gekonnt mit. Auch Petra Konradi ist als seine Frau Mavis sehr stark, sie geht gelungen auf die verschiedenen Situationen ein und bringt auch die Wandlung der Figur gut zur Geltung. Ilona Otto gibt mit Nancy anfangs den trotzigen Teenager mit ebenso viel Enthusiasmus wie die spätere Szenerie, beides ist sehr glaubhaft und ausdrucksstark geraten. Weitere Sprecher sind Ruby Lichtenberg, Tobias Brecklinghaus und Martin Sabel.
Akustisch ist die Episode abwechslungsreich umgesetzt. Anfangs gestaltet sich die Szenerie noch sehr realistisch, die Autofahrt mit dem störenden Radio wandelt sich bald zu einem düsteren Szenario, in dem unheimliche Geräusche, einige Schockmomente und dräuende Hintergrundmusik eine sehr dichte Stimmung ergeben. Das wirkt wie klassischer Grusel, funktioniert aber dennoch sehr gut und bringt die Handlung gut zur Geltung.
Auch wenn die Serie bislang nur digital veröffentlicht wird, gibt es selbstverständlich auch zu dieser Episode ein Cover - passend dazu in computergenerierter Optik. Dieses Mal passt dies jedoch gut zu dem blutroten Himmel, dem düsterem Wald und dem Auto der Familie. Der Schriftzug passt mit der weißen Farbe gut dazu und bildet einen gelungenen Kontrast dazu.
Fazit: "Die endlose Nacht" überzeugt mit einer sehr dichten Stimmung und einer greifbaren Szenerie, die sich immer weiter verdichtet und viele unheimliche Mystery-Elemente wirken lässt. Eine stimmige Produktion und besonders die ungewöhnliche Auflösung am Ende sorgen für eine sehr starke Episode der noch jungen Serie.
VÖ: 3. April 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967620979
Midnight Tales - 5. Die Box
Eine neue Fernsehshow sorgt für Aufsehen: Der Gewinner einer Telefonabstimmung wird in eine Box gesperrt und wird dort mit Stromschlägen gefoltert, auch andere Erniedrigungen müssen sie über sich ergehen lassen. Die Wut auf die Macher steigt unter den Kandidaten immer weiter, doch die Verlockung von Geld und Ruhm lassen sie bleiben...
Die fünfte Episode der neuen Hörspielserie "Midnight Tales", die bei Contendo Media in digitaler Form erscheint, ist ebenfalls zum Start der Serie erschienen und geht mal wieder in eine ganz andere Richtung - sowohl was das Thema, als auch die Umsetzung und das Setting angeht. Die aktuellen Realityshows werden darin auf die Spitze getrieben, in dem die freiwilligen Teilnehmer durch die Macher der Show gefoltert und erniedrigt werden - gesteuert durch die Votings der Zuschauer, die das Leid der Kandidaten damit steuern können. Einen wirklichen Erzählstrang gibt es nicht, der Zuhörer verfolgt kleine Ausschnitte der Show, die sehr authentisch wirken und beispielsweise mit den vielen Votings und Verzögerungen durch Werbepausen den Stil anderer Produktionen nachahmen. Doch gleichzeitig wird auch immer wieder zu den Zuschauern der Sendung geschaltet - einer normalen Familie, Kneipenbesuchern, zwei befreundeten Studentinnen, dem Regieteam - die ihre Gedanken zu der Show mitteilen, aber auch die Wirkung der Sendung, den Suchtfaktor, die aufgebaute Spannung miterleben lassen. Darin sind manche Details eingebaut, die fast noch erschreckender als die Show selbst wirken. Die Schnitte sind schnell und hektisch, dennoch setzt sich schnell ein stimmiges Ganzes zusammen. Dem Hörer wird hier der Spiegel vorgehalten, man wird gezwungen zu hinterfragen, ob und wie weit man dieser Art von Show selbst erliegen könnte - und ist vielleicht selbst überrascht, welch interessante Wirkung das ungewöhnliche Ende des Hörspiels auf einen hat.
Als Moderator der Reality-Sendung ist Constantin von Westphalen zu hören und wirkt dabei sehr authentisch, der schmierige und kalte Ausdruck in seiner Stimme verstärkt nicht nur den gut erdachten Hintergrund der Show, sondern ist auch sehr eng an den Stil tatsächlicher Moderatoren angelegt. In der Rolle der Alison ist Rieke Werner zu hören, die die Kandidatin der Show mit viel Energie umsetzt und auch den langsamen Verfall der jungen Frau gekonnt umsetzt. Auch Steffen Groth hinterlässt als Bart einen sehr guten Eindruck, seine dunkle Stimme und die Wut darin wirken ebenso präsent wie glaubwürdig. Weitere Sprecher sind Sandra Schwittau, Konrad Bösherz und Gabrielle Pietermann.
Die akustische Gestaltung ist stark durch die hektischen Klänge der Sendung geprägt, die mit viel Wucht, lauten Sirenen und schnellen Trommeln erschreckend lebendig geraten sind. Doch auch die Geräuschkulisse ist prägnant - einerseits natürlich durch den Klang der Elektroschocks, aber auch durch einen passenden Hintergrund für die verschiedenen Zuschauer, sodass man diese Szenen gut voneinander unterscheiden kann.
Die computergenerierte Optik des Covers entspricht zwar nicht meinem persönlichen Geschmack und wirkt etwas billig, die weiße Box, aus der eine Blutlache sickert und von vier Silhouetten umgeben ist, passt aber sehr gut zu der Handlung und bekommt durch die verwendeten Rottöne einen aggressiven Ausdruck. Auch hier ist der verästelte Schriftzug der Serie wieder gut eingebunden.
Fazit: Sozialkritik und eine gelungene Betrachtung der Nutzung von modernen Medien werden in einem ebenso ungewöhnlichen wie interessanten Hörspiel zusammengefasst. Das Medium wird hier auf ganz andere Weise genutzt, der Unterhaltungswert ist aber sehr hoch - ebenso wie dem Hörer unweigerlich ein Spiegel vorgehalten wird. Nichts zum Einschlafen!
VÖ: 6. März 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967620962
Midnight Tales - 4. Spurlos
Mitten am helllichten Tag verschwindet Daniel, der Sohn von Bradley und Jennifer, urplötzlich von der elterlichen Farm. Sogar ein Stück des Zaunes ist mit ihm verschwunden. Die Suche nach dem Jungen ist zunächst vergeblich, sodass sich die besorgten Eltern immer fieberhafter auf die Suche machen. Doch immer mehr Menschen sind bald nicht mehr aufzufinden...
"Spurlos" ist bereits der vierte Titel, der von der neuen Reihe "Midnight Tales" zum Start erschienen ist. Die Serie einem Genre zuzuordnen fällt indes schwer, da die Folgen höchst unterschiedliche Ansätze haben, wobei auch innerhalb einer Geschichte die Grenzen verwischen. Hier ließe sich als Oberthema noch am ehesten "Mystery" ausmachen, den von der alltäglichen Szene auf der Farm mit dem aufgeweckten Daniel und seinen liebevollen Eltern und seinem Verschwinden ausgehend, bekommen die Hörer ein paar spärliche Hinweise zu den Hintergründen präsentiert. Die fieberhafte Suche nach Daniel steht im Vordergrund, was vor der Kulisse des ländlichen Utah in den 50er Jahren stimmig geraten ist und viel Atmosphäre ausstrahlt. Die Szenerie wird bedrohlicher, geheimnisvoller, doch dann folgt ein sehr harter Break für die Handlung und eine zweite Erzählebene wird eingeführt und läutet das Finale ein. Hier wird wirklich alles auf den Kopf gestellt und für meinen Geschmack allzu lapidar erklärt. Ein paar Sätze, nur ein Bruchteil der Laufzeit, die zudem auch nicht auf sonderlich viele Feinheiten eingehen. Das hat zumindest bei mir nicht den wahrscheinlich erwünschten Aha-Effekt ergeben, sondern ist für mich zu platt geraten. Die Idee dahinter ist eigentlich eine gute, die Szenerie hätte man aber umfassender aufbauen können.
Matthias Keller spricht die Rolle des Bradley Ellerbee flüssig und authentisch, seine Stimme klingt markant und präsentiert die Gefühlslage des Ranchbesitzers sehr treffend, wobei die Sorge um seinen Sohn natürlich im Mittelpunkt steht. Auch Christina Puciata macht ihre Sache als seine Frau Jenniger ebenfalls sehr gut und passt sich den verschiedenen Situationen gekonnt an. Dass Justus Jonas Ellerkamp mal in einem Hörspiel mitsprechen würde, hatten seine Eltern wahrscheinlich gehofft. Hier ist er als Daniel zu hören und setzt den Jungen energiegeladen und fröhlich um, wobei er für sein junges Alter eine glaubhafte Leistung abliefert und nur bei wenigen Textpassagen etwas hölzern wirkt. Weitere Sprecher sind Roman Wolko, Dirk Hardegen und Bert Stevens.
Die akustische Umsetzung konzentriert sich vor allem auf eine stetige Geräuschkulisse im Hintergrund, den Dialogen wird nur selten die Gelegenheit gegeben, für sich allein zu wirken. Das wirkt auf die Dauer etwas anstrengend und ist stellenweise auch zu laut gedreht, beispielsweise im örtlichen Cafe. Das sorgt aber natürlich auch für einen recht lebendigen Eindruck, es ist nur etwas zu viel des Guten. Die Musik für die Szenentrennung ist düster und melancholisch, was die Atmosphäre der Handlung unterstreicht.
Bei dieser Episode gefällt mir das Titelbild nicht allzu gut, die sehr künstlich wirkende Optik passt nicht so gut wie bei anderen Folgen der Reihe. Die Farm von Bradley und Jennifer im Hintergrund, dazu die thematisierten Zäune und Daniels Schuh im Zentrum - die Auswahl des Motivs ist stimmig geraten. Und auch die scheinbar zerbrechende Glasscheibe, die auf dem Himmel angedeutet wird, ist gut umgesetzt und gibt einen kleinen Hinweis auf die Auflösung.
Fazit: Die Auflösung dieser Episode dominiert die Geschichte und drückt ihr auch rückblickend stark ihren Stempel auf. Und da die Idee dahinter zwar gut ist, aber für meinen Geschmack allzu simpel aufgebaut ist, konnte mich die Handlung trotz einiger stimmungsvoller Momente zuvor nicht so recht überzeugen. Schade, da hätte man mehr draus machen können.
VÖ: 6. März 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967620955
Midnight Tales - 3. Futterneid
Im Jahr 2099 ist die Erde von Atomkriegen verseucht, sodass Anbauflächen für Nahrungsmittel knapp sind und Lebensmittel rar sind. Max muss dabei ebenso wie alle hart für seine Nahrungsrationen arbeiten, da er seine erkrankte Mutter mitversorgen muss. Als er ohne zusätzliche Rationen nach Hause kommt, verlangt seine Frau Eve, dass er sich bei seinem Chef Spade durchsetzt und die versprochene Zusatzration erhält...
Die ersten drei Episoden der neuen Hörspielreihe "Midnight Tales: Angst um Mitternacht" zeigen schon eine beachtliche Bandbreite an verschiedenen Themen und Stimmungen. Nach einem modernisierten Klassiker und einer überraschenden Mystery-Story wird in der dritten Folge "Futterneid" eine dystopische Zukunftsvision gezeigt. Von dem Gedanken der Knappheit an Nahrungsmitteln wurde am Beispiel der kleinen Familie und ihrer Umgebung eine sehr nahbare und packende Geschichte geschaffen, die zunächst den völlig veränderten Alltag, die neue Gesellschaftsstruktur mit ihren neuen Regeln zeigt. Max und Eve kämpfen täglich um ihr Überleben, können sich mal gerade so über Wasser halten, müssen dann wieder Hoffen und Bangen, haben aber auch mal unerwartetes Glück. Schnell habe ich mich in dieser neuen Welt zurechtgefunden, da fast ausschließlich Max und Eve in ihrem Leben begleitet werden. Auch die eingebauten Zeitsprünge, die durch kleine Erzähltexte von Max eingeleitet werden, sorgen nicht für Verwirrung, sondern für mehr Dynamik. Immer wieder werden neue Gedanken mit eingebracht, was ermöglicht, das Thema der rationierten Nahrung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. So konzentriert sich die Folge auch eher auf einzelne Momentaufnahmen denn auf eine fortlaufende Handlung, was eine ungewöhnliche, aber gelungene Art von Spannung erzeugt. Das Ende ist dann recht dramatisch geraten und führt den Hörer auf falsche Fährten, die neuen Ereignisse führen zu einem anderen Schluss, als man es erwartet hätte.
In der Hauptrolle des Max ist Uve Teschner zu hören, der die Dramatik und die Düsternis der Szenerie gekonnt Ausdruck verleiht und gleichzeitig den Mut und den Lebenswillen des Mannes glaubhaft darbietet, was mir sehr gefallen hat. Viel Energie legt Katja Liebing als Eve in ihre Stimme, sowohl die energischen Forderungen an ihren Mann als auch die Freude über zusätzliches Essen oder die zärtlichen Bekundungen - das wirkt alles sehr stimmig und passt gut in die Szenerie. Michael Pans ausdrucksstarke Stimme ist als Dylan wunderbar platziert, er sorgt für eine gewisse Härte, gerade aber auch in leiseren Momenten für einen großen Gruselfaktor. Auch wenn er eher eine Nebenfigur ist, beeindruckt er so sehr, dass er das Hörspiel entscheidend prägt. Weitere Sprecher sind Liane Rudolph, Tobias Brecklinghaus und Bastian Sierich.
Die düstere Stimmung der Episode spiegelt sich auch in der akustischen Gestaltung wider, die Musik klingt bedrückend und melancholisch, wird aber auch mal durch ein unheilvolles Knarzen begleitet. Die Dialoge sind mal von weiteren Melodien, oft aber auch von passenden Hintergrundgeräuschen begleitet. Das wirkt alles sehr dicht und atmosphärisch, hier ist schon eine deutliche Steigerung der vorigen Episoden zu bemerken.
Auch zu diesem digitalen Hörspiel gibt es ein Cover, das mit seinem ungewöhnlichen Look ansehnlich geraten ist, der etwas künstliche Look passt gut zu dem futuristischen Thema. Die drei schattenhaften Menschen mit den leuchtenden Augen, die angedeutete Nahrung in den Händen des mittleren Mannes, die zerstörte Stadt mit dem grünlichen Schimmer im Hintergrund - das passt gut zusammen und trifft die Stimmung des Hörspiels sehr gut.
Fazit: "Futterneid" ist mit der dystopischen Stimmung ausdrucksstark geraten und entführt den Hörer in eine düstere Welt, deren Bedrohung nicht greifbar, aber immer sehr präsent geraten ist. Die dabei eingebauten Ideen haben mir sehr gut gefallen und werden kurzweilig dargeboten, zumal sämtliche Charaktere prägnant eingebaut wurden. Eine sehr starke Episode der noch jungen Serie, die wieder eine ganz neue Facette einbringt.
VÖ: 6. März 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967620948
Midnight Tales - 2. Das Loch in den Dielen
James Wallace will gemeinsam mit seiner Frau seinen alten Freund besuchen, den leicht wunderlichen Professor Ezra Jennings. Doch bei ihrer Ankunft finden sie sein abgelegenes Landhaus verlassen vor. Nur einige geheimnisvolle Andeutungen hat der Professor hinterlassen. James will das Rätsel seines Verschwindens lösen, doch erst am nächsten Tag findet er einen entscheidenden Hinweis, der ihn in Erstaunen versetzt...
"Midnight Tales", die neue Hörspielreihe von Contendo Media, ist ausschließlich digital erhältlich, dafür gibt es dann auch gleich zahlreiche Folgen zum Start der Serie zu hören. "Das Loch in den Dielen" ist die Nummer zwei der Serie und basiert im Gegensatz zum direkten Vorgänger nicht auf der Vorlage eines anderen Autoren, sondern wurde exklusiv für die Serie geschrieben. Der Verlauf konzentriert sich in erster Linie auf die Gespräche von James Wallace und seiner Frau im Haus des Professors. Die Dialoge sind stimmig, zumal man immer mehr Facetten des Rätsels um sein Verschwinden geliefert bekommt. Anfangs wirkt die Szenerie noch eher ruhig, wird aber im Laufe der Zeit immer bedrohlicher und prägnanter. Dabei sind deutliche Anleihen an die Ideen von Jules Verne zu spüren, die hier aber eine sehr eigenständige Wirkung entfalten. Das Finale stellt dann alles bisher gehörte durch eine überraschende Wendung auf den Kopf, was einen völlig neuen Blick auf die bisherigen Ereignisse wirft und den Bogen zum düster umgesetzten Intro schlägt. Falls man gewillt ist, daraufhin noch einmal der Geschichte zu lauschen, um mit dem neuen Wissen alles noch einmal Revue passieren zu lassen, ist das nicht sehr zeitaufwendig, die Episode läuft gerade einmal 36 Minuten inklusive der Credits am Ende der Episode. Hörenswert ist die Folge wegen der knackig erzählten Handlung und vielen gelungenen Ideen dennoch.
In der Hauptrolle des James Wallace ist Sascha von Zimbelly zu hören, der neben vielen Dialogen auch das Intro und einige Erzähltexte übernimmt. Dabei spricht er bedacht, ausdrucksstark und sehr sicher, was einen lebendigen Eindruck der Figur vermittelt und den Spannungsbogen der Handlung gekonnt nachzeichnet. Seine Frau Anna bekommt ihre Stimme von Simone Röbern geliehen, die manchmal etwas stockend wirkt, die jeweilige Gefühlslage ihres Charakters glaubhaft vermitteln kann. Andreas Wilken ist kurz als Ezra Jennings zu hören, seine tiefe, raue Stimme passt wunderbar zu seiner Rolle, sein kurzer Auftritt ist so gelungen umgesetzt. Weitere Sprecher sind Santiago Ziesmer, Andre Beyer und Peter Flechtner.
Die akustische Umsetzung der Geschichte ist dezent gehalten, die Dialoge stehen durchweg im Vordergrund. Dennoch sind durchgängig akustische Begleiter vorhanden, mal als Klangkulisse, beispielsweise dem Zwitschern von Vögeln, mal mit Musik, die dank klassischer Instrumente stimmungsvoll geraten ist. Das passt alles gut zusammen und ist treffend aufeinander abgestimmt.
Obwohl die Serie aktuell ausschließlich digital erscheint, ist ein Coverbild entstanden. Der bereits von der ersten Folge bekannte Schriftzug wird natürlich auch hier verwendet, während das titelgebende Loch in den Dielen das eigentliche Motiv ist und schlicht, aber passend umgesetzt ist. Die recht künstliche Optik ist zwar nicht ganz mein Fall, aber das ist wohl eher Geschmackssache.
Fazit: Die Geschichte ist knackig erzählt und bietet eine gelungene Mischung aus einigen Mystery-Elementen und einer bedrohlich wirkenden Szenerie, die durch den äußerst gelungenen Twist am Ende eine sehr eigene und spannende Wirkung entfaltet. Die kurze Laufzeit ist dabei eher positiv zu werten, da die Geschichte so auf den Punkt gebracht wurde. Schön, dass gleich zu Beginn eine so starke Folge entstanden ist.
VÖ: 06. März 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967620931
Midnight Tales - 1. Eiskalt
Nachdem der Clubbesitzer Simon Strong unter merkwürdigen Umständen verstorben ist und in seiner eiskalten Wohnung tot aufgefunden wird, scheint die junge Amber Sorensen als einzige Zeugin infrage zu kommen. Denn sie hat der ehemalige Rockstar als einzige Person an sich herangelassen. Doch das Verhör mit den beiden Detectives offenbart einige ungewöhnliche Details seines Lebens...
Mit "Midnight Tales" hat Contendo Media eine neue Hörspielreihe produziert, die aus voneinander unabhängigen Geschichten basiert, sodass sich der Hörer auf immer neue Szenarien und Charaktere einstellen kann. Die erste Episode mit dem Titel "Eiskalt" birgt eine echte Überraschung, hat das Team der Produktion sich doch einen Klassiker von H.P. Lovecraft vorgenommen und in die heutige Zeit präsentiert: "Kalte Luft". Das Szenario schimmert allerdings nur noch leicht durch die Neuinterpretation, sehr viele Details wurden hier verändert und angepasst, vor allem die Charaktere haben eine andere Wirkung, der Verlauf nimmt andere Züge an, auch einige Hintergründe wurden an die heutige Zeit angepasst. Das Grundgerüst für die Folge bildet das Verhör von Amber, die sich mit dem Verstorbenen trotz des großen Altersunterschiedes angefreundet hat. Durch zahlreiche Rückblenden auf ihre sich entwickelnde Beziehung zueinander wird der starre Verlauf deutlich aufgelockert, in diesen Dialogen lernt man dann auch Simon mit seinen speziellen Bedürfnissen kennen. Diese Wechsel bringen Dynamik mit ein und erlauben, die Geschichte aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Dabei gibt es auch nur wenige wirkliche Entwicklungen, es ist vielmehr die Erkundung der Situation und das Rätsel um die Hintergründe. Zwar werden diese am Ende etwas zu schnell dargeboten, da wäre noch mehr Atmosphäre drin gewesen. Mir gefällt jedoch der frische Eindruck des Hörspiels, sodass trotz kleiner Stolpersteine eine knackig erzählte Geschichte entstanden ist.
Rieke Werner ist als Amber Sorensen zu hören und bringt die aufgekratzte und vorlaute Art des Mädchens mit viel Energie herüber, hat aber stellenweise Probleme, die aufgesetzt wirkenden Dialoge authentisch herüberzubringen. Insgesamt macht sie ihre Sache aber schon gut. Als Simon Strong ist Martin Kessler zu hören, der sehr ausdrucksstark spricht und die Anstrengung des Einsiedlers überzeugend, aber auch den sarkastischen, zurückhaltenden Witz der Figur bringt er sehr gut zur Geltung. Thomas Balou Martin ist als Detective Upton wunderbar grantig, abweisend und hörbar genervt von seiner jugendlichen Gesprächspartnerin, das Raue und Tiefe in seiner Stimme passt sehr gut dazu. Weitere Sprecher sind Eva Thärichen, Dietmar Wunder und Johannes Berenz.
Die akustische Gestaltung wirkt modern, wobei sowohl Musik als auch Hintergrundgeräusche passend eingebaut sind. Die Bewegung von Maschinen und der stetige Luftstrom in Simons Belüftung, das Poltern von Stühlen, aber auch kurze Melodien, die die Stimmungen aufgreifen. Bei den vielen Wechseln zwischen den beiden Erzählebenen ist ein technisches Geräusch zu hören, was das Verständnis erleichtert, aber auch schnell etwas nervend wirkt. Eine solide Umsetzung, die jedoch sehr plakativ wirkt und kaum Subtilität zulässt.
Das Cover zu dieser ersten Episode hat durch den computergenerierten Look eine kühle Wirkung - und das gleich im zweifachen Sinn. Denn auch die Eiszapfen, die von einer Gitarre herunter ragen, passen gepaart mit dem eisblauen Hintergrund gut zu der Handlung. Der hübsche Schriftzug mit den an Blitze erinnernden Verästelungen ist dazu eher dezent, aber durchaus ansehnlich geraten und passt mit der weißen Farbe gut zum Farbkonzept des Titelbilds.
Fazit: „Angst um Mitternacht“, wie der Untertitel der Episode heißt, bekommt man in dieser ersten Episode vielleicht nicht, dazu ist der Gruselfaktor nicht groß genug. Doch die Erzählweise auf den beiden Ebenen sorgt für Dynamik, der Transport in die heutige Zeit ist gelungen, zumal viele neue und veränderte Elemente auch für Überraschungen sorgen, wenn man die eigentliche Geschichte schon kennt. Ein sehr solider Start in die neue Serie!
VÖ: 06. März 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-092-4