Holy Horror – 18. Die Blutgräfin

Holy Horror – 15. Dantes Inferno

Holy Horror – 14. Dracula V : Der Zoophag

Holy Horror – 13. Dracula IV : Die Jagd auf den Grafen

Holy Horror – 12. Dracula III: Van Helsings Verdacht

Holy Horror – 11. Dracula II : Die letzte Fahrt der Demeter

Holy Horror – 10. Dracula I : Das Tagebuch des Jonathan Harker

Holy Horror – 9. Die Morde in der Rue Morgue

Holy Horror – 7. Die Maske des Roten Todes

Holy Horror – 6. Das dunkle Erbe von Amarna

Holy Horror – 5. Ich, Jack the Ripper

Holy Horror – 4. Der Unsichtbare

Holy Horror – 3. Dr. Jekyll & Mr. Hyde

Holy Horror – 2. Frankenstein

Holy Horror – 1. Das Schloss des Todes


Holy Horror – 18. Die Blutgräfin



In Abwesenheit ihres Mannes, der an der Seite von Vlad Dracul im Krieg gegen die Türken kämpft, hat Elisabeth Barthory die alleinige Herrschaft über die Burg und die Dienerschaft – und führt ein schreckliches Regiment. Als bei einer grausamen Bestrafung eine Dienerin verstirbt, schöpft jedoch nicht nur der Graf Verdacht, der überraschend zurückkehrt. Denn auch unter der Dorfbevölkerung machen sich Gerüchte über die Grausamkeit der Gräfin breit…

Elisabeth Barthory ist als historisch verbürgte Gräfin in den letzten Jahren Einzug in die Populärkultur gehalten und ist aus allerlei düsteren Geschichten bekannt. Eine weitere ist nun bei Holysoft in der haueigenen Horror-Serie hinzugekommen, „Die Blutgräfin“ ist als 18. Episode zum Download erschienen, die aus der Feder von Marc Freund stammt. Dabei wird die Grausamkeit der Gräfin bereits nach wenigen Momenten sehr anschaulich illustriert, in einer markanten Folterszene, die mit dem Gurgeln des Opfers und detaillierten Beschreibungen schon recht heftig geraten ist. Ähnliches ist immer mal wieder in die Handlung eingebunden, die dadurch nichts für schwache Nerven ist. Dabei ist auch der Druck auf die Dienerinnen der Gräfin, der Versuch, nicht aufzufallen und sich ihrer Reichweite zu entziehen, ein sehr präsentes Element der Handlung, ebenso wie ihre treu ergebenen und ebenso grausamen Vertrauten. Die Episode konzentriert sich stark auf diese Momente, wohinter die Handlung um die Reise der Gräfin zu einer Hochzeit nach Wien gerade in den ersten beiden Drittel der Laufzeit deutlich nach hinten tritt. Erst dann ist ein wenig mehr Tempo zu hören, doch auch die Konzentration auf die eindringlichen Momentaufnahmen ist beeindrucken. Die Atmosphäre ist sehr dicht und bringt die mittelalterliche Szenerie sehr gut zur Geltung, sodass eine einprägsame Episode der Serie erschienen ist, die durch ihre ausgeprägten Folterszenen aus den restlichen Folgen hervorsticht.

Dana Friedrich ist in der Rolle der Elisabeth Barthory zu hören, ihre abweisende Ausstrahlung, ihre kalte Berechnung und die spürbare Lust an Grausamkeiten sorgen für einen sehr prägnanten Eindruck der Figur, der auch in Szenen nachwirkt, in denen sie nicht zu hören ist. Gabriele Blum spricht die Rolle ihrer Vertrauten Anna Darvulia ebenfalls sehr eingängig und mit viel kalter Leidenschaft, was den bedrohlichen Eindruck der Geschichte verstärkt. Ilona Otto lässt ihre Stimme als Dorina rau, abgeklärt und dunkel klingen, tauscht ihre sonst so fröhliche Wirkung gegen eine sehr niedergeschlagene und abgestumpfte Sprechweise aus – sehr beeindruckend. Weitere Sprecher sind Martin Gruber, Martin Sabel und Anja Gräfenstein.

Das Holysoft-Team hat für die Geschichte eine passende akustische Gestaltung geschaffen, die die verschiedenen Stimmungen gekonnt aufgreifen. Die Soundeffekte sind dabei eindrucksvoll geraten, insbesondere bei den Folterszenen illustrieren diese die Vorgänge zusätzlich. Musik ist während besonders markanter Momente dräuend im Hintergrund eingebaut, was eine sehr dichte Szenerie erzeugt.

Einen ersten Eindruck von der Blutgräfin bekommt man auf dem Titelbild, die wegen der künstlich wirkenden Optik trotz blutbesudeltem Mund und spitzen Messer in der Hand allerdings nicht sonderlich bedrohlich wirkt. Die gefesselte junge Frau im Hintergrund auf einer Folterbank und der mittelalterlich anmutende Raum ergänzen das Cover zu dieser Episode.

Fazit: Angefüllt mit vielen Grausamkeiten, einigen heftigen Folterszenen und einer sich langsam entwickelnden Geschichte wird die Legende um „Die Blutgräfin“ hier um einige gelungene Facetten erweitert. Dabei sind es eher Momentaufnahmen, die hier für Spannung sorgen, der übergeordnete Handlungsbogen ist eher schwach ausgeprägt – der eindringlichen Wirkung tut das jedoch keinen Abbruch.

VÖ: 15. Dezember 2021
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470669


Holy Horror – 15. Dantes Inferno



Dr. Alighieri Dante unterrichtet seine Studenten mit viel Leidenschaft für seine Überzeugungen: Sowohl die alten Götter als auch die Weltreligionen sind lediglich den Köpfen der Menschen entsprungen. Unterstützung bekommt er von seiner Verlobten Beatrice, doch als diese ihn in einer kompromittierenden Situation mit einer anderen Frau erwischt und in ihrer Aufregung bei einem Autounfall verstirbt, kommt ihm ein neues Experiment durch den Sinn…

„Dantes Inferno“, der erste Teil der „Göttlichen Komödie“, ist nicht gerade für seine einfache Zugänglichkeit bekannt, auch eine wirkliche Handlung lässt sich nicht ausmachen, vielmehr beschreibt der Autor darin den Aufbau der Höllenkreise und deren Bedeutung. Ein ungewöhnliches Werk, um es in die „Holy Horror“-Reihe aufzunehmen, doch Autor Dirk Jürgensen hat das Werk modernisiert und in die heutige Zeit versetzt. Interessanterweise wurde zunächst ein wissenschaftlicher Kontext aufgebaut, beispielsweise um das kollektive Unterbewusstsein oder individuelle Hirnströmungen. Die Ankunft in der Hölle mit seinen Dämonen und dem antiken Schriftsteller Vergil als Führer für Dante setzt dann den Hauptteil der Episode in Gang, die mit seiner düsteren Wirkung zu punkten versteht. Die beiden wandeln durch die Höllenkreise, was nahe am Original geraten ist, begegnen aber auch viele Figuren aus der Historie der Menschheit oder Dantes persönlichem Umfeld. So entsteht eine ungewöhnliche, aber faszinierende Geschichte, in der die Religionskritik des Originals deutlich zu spüren ist, die insbesondere aber auch eine unheimliche und faszinierende Ausstrahlung hat. Die Spannung steigt mit jedem weiteren Höllenkreis noch weiter, während das Finale noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Ereignisse wirft. Ein geglücktes Experiment, das innerhalb der Reihe noch einmal andere Akzente setzt.

Peter Flechtner ist in der Rolle des Alighieri Dante zu hören und setzt die Figur zwar ernsthaft und voller Eifer um, bringt aber auch an vielen Stellen trockenen, bissigen Humor mit ein und sorgt so für einen dynamischen Eindruck. Als Vergil ist Matthias Klages zu hören, der ausdrucksstark, betont und ruhig spricht, was dem Führer durch die Hölle eine deutliche Aura verleiht und auch den Hörer durch die Höllenkreise führt. Der Großteil der anderen Sprecher ist nur in kürzeren Szenen zu hören, beispielsweise Christian Rode als Minos, der mit seinem markanten Ausdruck und einem Knurren in der Stimme den Höllenrichter sehr eindrucksvoll spricht. Weitere Sprecher sind Bettina Weiß, Daniel Zillmann und Thomas Balou Martin.

Während anfangs eine moderne Szenerie vorherrscht, in der das Stimmgemurmel im Hörsaal oder einige technische Klänge vorherrschen, sind die Szenen in den Höllenkreisen jeweils mit einer anderen, aber eindringlichen akustischen Gestaltung versehen: Heulender Wind, das Geheul unheimlicher Wesen, klagende Stimmen, aber immer wieder auch düstere Melodien. Das wirkt abwechslungsreich und eindringlich, was den unheimlichen Effekt der Szenerie unterstreicht.

Auf dem Covermotiv ist die Hölle als Hintergrund mit grell leuchtendem Licht vor diffuser Kulisse zu sehen, während Dante mit erschrockenem Gesichtsausdruck zu sehen ist, während sein Begleiter Vergil ihn aufgeregt wegzuwinken scheint. Die computergenerierte Optik muss man sicherlich mögen, die Stimmung ist aber treffend aufgegriffen worden.

Fazit: „Dantes Inferno“ übersetzt den bekannten Text nicht nur in die Jetztzeit, sondern versieht ihn auch mit einer Handlung um Schuld und Sühne. Die Stimmung in der Hölle ist unheimlich, bedrohlich und mit vielen historischen Gestalten gespickt, die Religionskritik allgegenwärtig und die Figur des Dante mit interessanten Eigenschaften versehen. Ein ungewöhnlicher Stoff für ein kommerzielles Hörspiel, aber sehr gelungen!

VÖ: 25. November 2020
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470515


Holy Horror – 14. Dracula V : Der Zoophag



Renfield gilt als freundlicher und zugänglicher Patient in der Nervenanstalt von Dr. John Seward, nur dass er Fliegen in einer Zigarrenkiste sammelt, verstößt gegen die Hausordnung. Doch als er aufgefordert wird, diese nach und nach freizulassen, beginnt er, Spinnen mit den Tieren anzulocken und ebenfalls zu halten. Doch bei weiteren Gesprächen bemerkt Dr. Seward, dass noch mehr hinter dem seltsamen Verhalten stecken muss…

In der vorigen Episode der „Dracula“-Umsetzung von Holysoft innerhalb der „Holy Horror“-Reihe ist der finale Kampf gegen den Blutsauger geschlagen, dennoch folgt noch eine weitere Folge. Diese befasst sich – ähnlich wie der Ausflug auf die Demeter – mit einer Nebengeschichte aus dem Roman: Die Geschichte um Renfield wurde hier ausgekoppelt und von der eigentlichen Romanhandlung ausgeklammert, um sie nun hier ausführlich und detailreich zu erzählen. Die Grundsätze und der Beginn sind dabei nahe an dem bekannten Roman von Bram Stoker, insbesondere die selbstaufgebaute Nahrungskette von Renfield sorgt zu Beginn für eine eindringliche und verstörende Stimmung. Sehr gelungen ist dabei die psychologische Komponente mit Renfields Irrsinn eingebaut, der im Laufe der Zeit immer weiter ansteigt und für eine unheimliche Komponente sorgt. Ein gelungener Kniff ist dabei, dass aus der Sicht von Dr. Seward erzählt wird, der seine eigenen Beobachtungen und Schlussfolgerungen nüchtern und wissenschaftlich betrachtet. Die Gespräche zwischen den beiden bestimmen den Hauptteil der Handlung, der eher ruhig, aber sehr intensiv geraten sind. Die Erzähltexte sind als Art Krankenakte von Dr. Seward gestaltet, was sehr flüssig und authentisch wirkt. Die Verbindung zu den anderen Figuren des Romans erfolgt recht spät, wirft dann aber noch einmal neue Aspekte auf und rundet die Handlung gekonnt ab.

Marco Göllner, der die Handlung ebenfalls als Autor und Regisseur mitverantwortet, ist in der Rolle des Renfield zu hören und macht einen herausragenden Eindruck. Er spricht die Rolle sehr facettenreich und mit einer sehr breiten Palette an Emotionen in verschiedener Stärke, lässt aber immer dem Irrsinn der Figur viel Raum. Johannes Steck ist als Dr. John Seward sein merklich nüchternerer Gegenpart, sowohl seine Erzähltexte als auch die Dialoge wirken dennoch sehr stimmig und atmosphärisch, sodass auch er einen sehr positiven Eindruck hinterlässt. Peter Weis hat als Professor van Helsing noch einige markante Momente, die er mit seiner einprägsamen Stimme überzeugend abliefert. Weitere Sprecher sind Romanus Fuhrmann, Bettina Kurth und Hape Müller.

In dieser Episode steht nicht der klassische Horror im Vordergrund, sondern eine feinere Szenerie – und das zeichnet sich auch in der akustischen Gestaltung ab. Die eingesetzten Melodien haben oft einen skurrilen Anklang und sind sehr gekonnt auf die vorherrschenden Stimmungen angepasst. Sehr schön, dass man hier ungewohnte Wege gegangen ist. Die Geräuschkulisse ist hingegen klassisch, lässt aber den Protagonisten den Raum, um ihre Figuren immer im Vordergrund stehen zu lassen.

Natürlich ist auf dem Titelbild zur Episode dieses Mal Renfield zu sehen, sein zerzauster Eindruck wird durch einen freundlichen, fast verträumten Gesichtsausdruck abgemildert, während eine dicke Spinne über seine Zwangsjacke krabbelt. Die leichte CGI-Optik, die dabei genutzt wurde, trifft zwar nicht meinen persönlichen Geschmack, die Zusammenstellung des Covers ist aber durchaus stimmig.

Fazit: Dem Nebenschauplatz aus Bram Stokers Roman wird hier eine wichtigere Rolle zugeteilt und viel Aufmerksamkeit gewidmet, was für einige ganz andere Stimmungen sorgt. Mir gefällt, wie man dem Geheimnis um Renfield durch die Gespräche mit Dr. Seward langsam auf die Spur kommt und wie die Handlung noch einmal andere Richtungen einschlägt. Insbesondere auch durch die beiden sehr überzeugenden Hauptsprecher ist das gut gelungen.

VÖ: 10. Juni 2020
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470584


Holy Horror – 13. Dracula IV : Die Jagd auf den Grafen



Lucy Westenrah konnte zwar von ihrem unheiligen Leben erlöst werden, doch Graf Dracula hat nun Mina Harker in seinem Bann. Die einzige Möglichkeit, sie lebend zu retten, besteht darin, den gerissenen Vampir zu töten. Dieser hat jedoch sichere Verstecke in ganz London verteilt, sodass sich die Jagd für Professor van Helsing und seine Mitstreiter als äußerst kompliziert darstellt…

Für die Umsetzung von „Dracula“ in der Hörspielreihe „Holy Horror“ zeichnet sich Marco Göllner verantwortlich, der den Roman sanft, aber entscheidend verändert hat. So ist der vierte Teil seiner Umsetzung dem Kampf gegen den unheilvollen Grafen gewidmet, wobei einige Elemente wie die Suche nach seinen Särgen nahe am Original ist, viele Teile aber auch einen neuen Anstrich bekommen haben. Insbesondere sind dadurch die Faktoren Grusel, Horror und Action deutlich nach oben geschnellt, da sich Dracula hier gegen seine Vernichtung vehement wehrt und seine Mächte ausspielen kann – kein einsames Durchschlagen des Herzes in seinem Sarg, sondern eine sehr markante und intensive Szene, die wahren Schrecken entfaltet. Sehr gut, dass dabei nicht auf billige Effekthascherei gesetzt wird und sich die neuen Ideen stimmig in den ursprünglichen Roman einfügen. Auch die Verwendung der Sprache ist sehr überzeugend geraten, sodass die Stimmung sehr dicht ist und den Hörer in eine andere Zeit versetzt. Ebenso agieren auch die Charaktere glaubwürdig und sind markant dargestellt, die die Steigerung der Spannung von der eher nüchternen Suche nach den Särgen über Minas Verbindung zu Dracula mit vielen gruseligen und rätselhaften Momenten bis zum Grande Finale sehr intensiv wirken lassen. So entsteht eine spannende Handlung mit packendem Finale, wobei trotz der Vernichtung des Vampirs noch Handlungsstränge offenbleiben – ein fünfter Teil schließt sich ja noch an.

Bettina Kurth kann als Mina Harker noch einmal auftrumpfen und setzt ihre Rolle sehr vielschichtig um, steigert dabei den Gruselfaktor erheblich und lässt ihre Stimme immer wieder anders klingen – sehr überzeugend. Auch Michael Prelle ist als Graf Dracula absolut überzeugend und verleiht der bekannten Figur ein machtvolles Auftreten und eine sehr intensive Sprechweise, die sich gegen Ende noch einmal zu steigern weiß. Johannes Steck spricht die Rolle des Dr. John Seward mit vielen überzeugenden Facetten und passt seinen Klang dabei gekonnt an die unheimliche Atmosphäre der Produktion an. Weitere Sprecher sind Peter Sura, Romanus Fuhrmann und Cathlen Gawlich.

Nicht nur bei dem geänderten Handlungsverlauf, sondern auch in der akustischen Umsetzung hat Marco Göllner mit kreativen Ideen überzeugt. Die Umsetzung mit Musik ist noch recht klassisch, wenn auch sehr intensiv geraten, ebenso wie die Geräuschkulisse vielfältig ist. Aber wenn beispielsweise zwei der Figuren gemeinsam sprechen und die Stimmen dabei verzerrt wirken oder der finale Kampf sehr eindringlich umgesetzt ist, zeigt sich die detailverliebte Umsetzung besonders deutlich.

Das Titelbild zeigt den Grafen mit grausam entstellter Fratze, spitzen Ohren, hervorstehenden Zähnen und rotglühenden Augen, im Hintergrund fährt eine Pferdekutsche dem Sonnenuntergang in einer verschneiten Waldlandschaft entgegen: Das Titelbild kann mit der intensiven Umsetzung mithalten und ist gut zusammengestellt, wozu auch der schlichte, aber effektvolle Rahmen beiträgt.

Fazit: Der vierte Teil der Dracula-Umsetzung ist mit der ruhig umgesetzten, aber intensiven Suche nach dem Grafen, zahlreichen unheimlichen Szenen und einem packenden, stark veränderten Finale überzeugen. Toll, dass trotz allem der Geist des Romans durchscheint und sprachliche Verwendung und Atmosphäre so eindringlich geraten sind. Sehr überzeugend!

VÖ: 10. Mai 2020
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470577


Holy Horror – 12. Dracula III: Van Helsings Verdacht



Die Tagebucheinträge von Mina Harker, die Augenzeugenberichte von Jonathan Harker und die Zeitungsartikel über die fast vollkommen leer in London angekommene Demeter sind für Professor van Helsing wichtige Quellen, um sich ein Bild von den Aktivitäten von Graf Dracula zu machen. Und so erklärt sich ihm auch der Fall der Lucy Westenra, die immer schwächer wurde und schließlich verstarb: Dracula hat ihr Blut ausgesaugt, sie getötet und nun selbst Unheil über London bringen kann…

Ganze fünf Episoden einer Hörspielserie, um „Dracula“ von Bram Stoker umzusetzen? Was zunächst recht lang klingen mag, entpuppt sich beim Hören als sehr unterhaltsame Geschichte, in der noch einmal andere Schwerpunkte gesetzt werden können. Das bestätigt auch die zwölfte Episode von „Holy Horror“ mit dem dritten Teil der bekannten Vampirgeschichte, die nach der Nebengeschichte auf der Demeter in London startet und die Gruppe um Professor van Helsing bei der Rekonstruktion der Ereignisse begleitet. Interessant ist dabei, dass die gelungene Erzählweise der ersten Episode mit Tagebuch und wechselnden Erzählern wieder aufgegriffen wird, aber auch eigene Wege gefunden werden, um die Handlung in verschiedenen Szenen zusammenzufügen. So ist nach der eher ruhigen, dialoglastigen Eingangsszene eine sehr mystische und düstere Szene auf einem Friedhof zu hören, die einen packenden Höhepunkt etwa zur Mitte der Episode präsentiert. Auch danach geht es noch sehr unterhaltsam und packend weiter, wobei durchaus eigene Akzente gesetzt werden und der Geschichte sanft neue Elemente hinzugefügt werden. Auch diese Folge hat seinen festen Teil im Gefüge der Handlung, setzt jedoch einen ganz eigenen Schwerpunkt und ist flüssig erzählt.

Peter Weis ist mit seiner angenehm gealterten Stimme und leichtem Schnarren in seinem Klang eine gelungene Besetzung von Professor van Helsing, der sowohl die Gelehrtheit des Vampirjägers als auch die unheimliche Stimmung überzeugend transportiert. Peter Sura ist als Quincey Morris zu hören, auch er steuert eine sehr ernsthafte und markante Sprechweise bei, mit der er die Atmosphäre der Episode noch weiter steigert. Und auch Bettina Kurth ist in der Rolle der Mina Harker überzeugend besetzt und legt eine glaubhafte und intensive Betonung in ihre Stimme. Weitere Sprecher sind Cathlen Gawlich, Romanus Fuhrmann und Vanessa Diana Wirth.

Die Stimmung der jeweiligen Szenen wird in der gelungenen akustischen Gestaltung aufgegriffen und ausgeführt, wobei längere Dialoge beispielsweise mit Regenprasseln im Hintergrund untermalt sind und so eine stetige Kombination aus passender Musik und lebendigen Klängen zu hören ist. Da erklingt dann auch schon einmal eine einsame Klaviermelodie oder ein markantes Crescendo, was eine gelungene Mischung bietet.

Auch auf diesem Titelbild ist Graf Dracula zu sehen, allerdings in einer ganz anderen Optik als zur ersten Episode: Jünger, eleganter gekleidet, vor einem typischen Londoner Herrenhaus und spitzen Zähnen samt blutverschmiertem Mund, doch auch wieder mit rot leuchtenden Augen. Schön, dass auch hier wieder ein eigenständiges Titelbild geschaffen wurde, obwohl die Episode ja „nur“ digital erschienen ist.

Fazit: „Van Helsings Verdacht“ startet mit einer ruhigen, aber intensiven Szene und eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, steigert sich dann aber immer mehr zu vielen markanten und spannenden Szenen, in denen die düstere Stimmung der Vorlage gut zur Geltung kommt, aber auch neue Elemente und einige Überraschungen für gute Unterhaltung sorgt.

VÖ: 10. April 2020
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470577


Holy Horror – 11. Dracula II : Die letzte Fahrt der Demeter



Kapitän Lasarew lenkt seinen Schoner, die Demeter, von Rumänien nach England. Auch wenn die Fracht von einigen Kisten mit scheinbar wertloser Erde ihm merkwürdig vorkommt, führt er seine Crew mit wie immer strenger Hand und lässt ihnen keine Nachlässigkeit durchgehen – erst recht nicht, als die Besatzung von geisterhaften Gestalten erzählen, die des Nachts über das Deck streifen…

Braucht man einen neuen Dracula? Gibt es tatsächlich schon etwas, das noch nicht erzählt wurde? Die zwölfte Episode der „Holy Horror“-Serie, die den zweiten Abschnitt der Umsetzung des Gruselklassikers von Marco Göllner bietet, lenkt die Aufmerksamkeit auf einen Teil der Handlung, die bisher tatsächlich noch nicht richtig ausgeleuchtet wurde: Die Fahrt der Demeter, auf der der düstere Vampir von Rumänien nach England reist. Kennt man das Original, ahnt man natürlich schon, worauf dies alles hinauslaufen wird – der Spannung tut das aber keinen Abbruch. Denn die Details der Handlung lassen sich nicht vorhersagen, zumal die Stimmung durchgängig sehr dicht ist. Die Seefahrer-Atmosphäre kommt dabei sehr gut zur Geltung, auch die deutliche Begrenzung des Raumes und der Zeit bringen noch mehr Atmosphäre ein. Und auch der Ansatz der Episode gefällt mir gut: Im Prinzip kann er völlig losgelöst von der restlichen Dracula-Geschichte als in sich abgeschlossene Handlung gehört werden, die im Gesamtkontext aber noch einmal einen besonderen Rei entfaltet, Lücken füllt und eben eine ziemlich spannende Geschichte erzählt. Schön, dass Marco Göllner dabei wieder seine eigene Handschrift hat einfließen lassen und kleine, verdrehte Momente eingebaut hat, die den Reiz der Produktion noch weiter erhöhen.

Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Cast fast komplett ausgetauscht, sodass ganz andere Stimmen zu hören sind. Im Fokus steht dabei Jürgen Holdorf als Kapitän Lasarew, er verleiht seiner Stimme einen düsteren Klang und eine markante Betonung, wobei er dem befehlsgewohnten Mann im Laufe der Zeit gekonnt neue Facetten hinzufügt. Martin Sabel ist als Simmering ebenfalls sehr überzeugend und passt sich gekonnt der Atmosphäre an und unterstreicht dabei die raue Art unter den Seefahrern, ohne dies ins Klischeehafte abgleiten zu lassen. Und auch Uve Teschner macht seine Sache als Olgaren mehr als ordentlich, er zeichnet mit seiner Stimme gekonnt den steigenden Schrecken der Besatzung nach. Weitere Sprecher sind Marko Bräutigam, Bastian Sierich und Nico Birnbaum.

Durch die andere Szenerie ist auch die Ästhetik dieses Hörspiels eine ganz andere als beim Vorgänger. Durch den Handlungsspielort ist das Rauschen des Meeres oft allgegenwärtig, aber auch die Szenerien unter Deck sind mit vielen passenden Geräuschen umgesetzt. Die Musik ist sehr atmosphärisch und unterstreicht den Handlungsbogen gekonnt, wobei sich klassisch wirkende Hörspielmelodien mit moderneren Momenten verbinden.

Das Titelbild ist natürlich mit dem bekannten Rahmen der Serie unterlegt, doch auch die gezeigte Szenerie hat es in sich: Auf dem nebelverhangenen Deck steht der Kapitän in seiner typischen Jacke vor dem Steuerrad, erst auf dem zweiten Blick sieht man die rotäugige Gestalt mit den verlängerten Gliedmaßen und dem grauen Kapuzenmantel im Hintergrund stehen, was eine sehr gruselige Atmosphäre schafft.

Fazit: Eine andere Szenerie, eine andere Erzählweise, andere Figuren – der Zusammenhang zum ersten „Dracula“-Teil der „Holy Horror“-Reihe ist kaum auszumachen, weswegen die Episode auch eigenständig wunderbar funktioniert. Es ist sehr spannend, diese bisher eher unbeachtete Szenerie aus dem Roman so nahe beleuchtet zu sehen, zumal „Die letzte Fahrt der Demeter“ äußerst spannend geraten ist. Sehr gelungen!

VÖ: 10. März 2020
Label: Holysoft
Bestellnummer: 978-3-96447-056-0


Holy Horror – 10. Dracula I : Das Tagebuch des Jonathan Harke




Bei einem Besuch im Krankenhaus findet Mina Murray das Tagesbuch ihres Verlobten Jonathan Harker, in dem er über seine Reise von London nach Rumänien berichtet. Dort soll er zu einem Mandanten seiner Anwaltskanzlei reisen, doch eine Wirtin auf dem Weg warnt ihn vor der bevorstehenden unheilvollen Nacht und übergibt ihm einen Talisman. Doch Jonathan ahnt nicht, dass dies bald nur ein kleiner Schutz vor einer großen Gefahr sein wird…

Bram Stokers Roman „Dracula“ hat starke Spuren hinterlassen, ganze Generationen sind mit dem blutsaugenden Vampir aufgewachsen, auch in der Populärkultur gibt es zahlreiche Umsetzungen der Geschichte. Eine weitere ist auch bei „Holy Horror“ erschienen – als Fünfteiler, geschrieben und produziert von David Holy. Interessant ist dabei, dass der erste Teil „Das Tagebuch des Jonathan Harker“ auch für sich alleinstehend funktioniert und einen eigenständigen Spannungsaufbau hat. Eine kurze Introszene um den Fund des Tagebuchs stellt sowohl Mina Mirray vor, bildet aber auch einen Rahmen für die Erzähltexte. Und das ist sehr interessant gelöst: Mina als Leserin und Jonathan als Schreiber des Buchs wechseln sich hier dynamisch ab, teilweise spricht jeder nur wenige Worte desselben Textes. Das bringt eine gelungene Dynamik mit ein und führt langsam in die düstere Szenerie um Jonathan und Dracula ein, doch dann bricht diese Szenerie plötzlich ab und erzählt von den aktuellen Ereignissen in London. Die sich abwechselnden Szenen enden mit kleinen Cliffhangern, geben Rätsel auf, sind treffend eingebunden. Dabei ist der grobe Handlungsverlauf natürlich vorgegeben, Göllner hat aber einige gelungene Akzente gesetzt und für einige Überraschungen und Spannung gesorgt, auch für Hörer, die die Geschichte bereits kennen. Die Stimmung ist dabei dicht und düster, klingt aber auch typisch nach dem Regisseur, der seine ganz eigene Handschrift einbringt.

Patrick Bach gefällt mir in vielen Rollen gut – diese gehört leider nicht dazu. Er lässt den Jonathan Harker für meinen Geschmack zu locker klingen, bringt den aufkommenden Horror nicht auf den Punkt und lässt damit einige Spannungsmomente ungenutzt verstreichen. Michael Prelle ist als Dracula hingegen sehr überzeugend, er legt einen leicht knurrigen Klang in seine Stimme und bringt die unheilvolle Bedrohung auf ruhige und intensive Art sehr gut zur Geltung. Als Schwester Agatha ist Gabriele Blum zu hören, ihre tiefe, markante Stimme passt sehr gut zu der vorherrschenden Atmosphäre und setzt gelungene Akzente. Weitere Sprecher sind Bettina Kurth, Leon Klein und Reinhard Scheunemann.

Akustisch wird eine gelungene Symbiose aus stimmungsvoller, klassischer Hörspielmusik und dezent eingestreuten, modernen Klängen geboten, die einige Szenen gelungen betonen und diese Produktion noch einmal von anderen Adaptionen des Stoffs abheben. Auch die Geräuschkulisse ist reichhaltig, sodass die Dialoge sehr gekonnt begleitet werden – und natürlich wurde auch hier für eine stimmige Abmischung der Komponente gesorgt.

Wie auch schon die anderen Teile der „Holy Horror“-Reihe wurde auch dieses Hörspiel nur digital veröffentlicht, ein eigenständiges Titelbild ist aber natürlich dennoch vorhanden. Der kalt lächelnde Dracula mit rot leuchtenden Augen, zahlreichen Falten und spitzen Zähnen, im Hintergrund sein unheimliches Schloss angedeutet – das ist schon sehr stimmig geraten.

Fazit: Eine eigenständige Interpretation des Dracula-Stoffes, wobei dieser erste Teil bereits gelungen neue Akzente setzt und auch für sich allein stehen kann. Die Erzählweise wirkt trotz einiger längerer Szenen oder Erzählmomenten dynamisch, die Spannung wird durch viele kleine Cliffhanger angeheizt, die Stimmung ist rätselhaft und düster. Leider will der Hauptsprecher sich nicht so recht in dieses Konzept einfügen, welches ansonsten überzeugend geraten ist.

VÖ: 10. Februar 2020
Label: Holysoft
Bestellnummer: 978-3-96447-055-3


Holy Horror – 9. Die Morde in der Rue Morgue



Lautes Geschrei, Gepolter, Hilferufe – die Bewohner eines Hauses in der Rue Morgue sind von den Geräuschen aus der Wohnung der Familie L’Espanaye aufgeschreckt und rufen die Polizei. Doch bei deren Eintreffen kann lediglich der Tod der Mutter festgestellt werden, während die Tochter spurlos verschwunden ist. Kommissar Thiery Bernard tappt noch im Dunklen, doch dann taucht Auguste Dupin auf, ein Privatermittler, der bereits einige Hintergründe kennt…

„Die Morde in der Rue Morgue“ ist eine von drei Kurzgeschichten um den Detektiv Auguste Dupin, die Edgar Allan Poe verfasst hat. Einige Umsetzungen als Film oder Hörspiel gibt es davon schon, als neunte Episode von „Holy Horror“ ist eine weitere hinzugekommen, die jedoch weit über die Ideen des englischen Schriftstellers hinausgehen und der Geschichte noch zahlreiche Ideen hinzufügen. Der Beginn mit den titelgebenden Morden erinnert noch stark an das Original, doch bald werden die Abweichungen immer deutlicher. Nicht nur, dass die Geschichte in die heutige Zeit versetzt wurde, Motive der Charaktere und ein deutlich umfangreicherer Plot fügen völlig neue Wendungen und Inhalte hinzu. Das sorgt dafür, dass man auch noch überrascht wird, wenn man die Handlung schon kennt, zumal einige gesellschaftliche Entwicklungen mit heftigen Ansichten auf durchaus erschreckende Weise eingebunden sind. Dabei sind einige intensive Szenen mit markanten Charakteren entstanden, die Spannung ist durch die lange unklaren Zusammenhänge zudem sehr hoch. Der Horror-Anteil in diese Produktion ist um einiges geringer als in anderen Episoden der Reihe, die neuen Twists und Abweichungen zum Original funktionieren aber gut und sorgen für eine überzeugende Produktion.

Florian Hoffmann ist in der Rolle des Auguste Dupin zu hören, sein energisches Auftreten und die spöttische, ironische Art formen einen interessanten Charakter, der auch immer seinen Scharfsinn durchscheinen lässt. Mario Gavrilis spricht Kommissar Thiery Bernard sehr gradlinig und mit präsentem Ausdruck, die beiden Figuren harmonieren bei den Ermittlungen sehr gut miteinander. Als Bruno Mercier sorgt Joscha Fischer-Antze für eine eindringliche Stimmung seiner Szenen und setzt dabei gelungene Highlights mit polterndem Auftreten. Weitere Sprecher sind Eva Thärichen, Yvonne Greitzke und Sandra Schwittau.

Die akustische Gestaltung der Episode konzentriert sich insbesondere auf verschiedene Geräusche, die die Szenerie lebendig gestaltet. Vor allem die Hintergründe sind dabei gelungen ausgearbeitet und werden gelungen mit Musik kombiniert, die die Stimmung nach vorne treibt – beispielsweise indem treibende Trommeln mit Verkehrslärm kombiniert wurden.

Das Titelbild offenbart bereits einen großen Teil der Auflösung. Für Hörer, die die Geschichte noch nicht kennen, nimmt dies sicherlich die Spannung, auch wenn noch weitere Elemente eingebaut wurden. Die blutverschmierte Frau schreiend auf dem Boden, dahinter bedrohlich das Messer erhoben der Orang-Utan: Die Perspektive ist gelungen, die computergenerierte Optik trifft aber wohl nicht jedermanns Geschmack.

Fazit: Edgar Allan Poes Krimi-Geschichte erfährt hier ein deutliches Update und wirkt nicht nur moderner, sondern ist auch komplexer und vielschichtiger geworden. Dazu wurden einige wesentlichen Elemente der Geschichte ausgetauscht oder erweitert, was für neue Wendungen und Überraschungen sorgt. Das ist insgesamt überzeugend geraten und lebendig umgesetzt.

VÖ: 25. Januar 2019
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470508


Holy Horror – 7. Die Maske des Roten Todes



Giovanna, eine einfache Bürgerin, wird beim Baden in einem See von dem Prinzen des Landes angesprochen und ohne Umschweife auf sein Schloss gebracht. Erst dort offenbart sich ihr, was sein wirkliches Ziel ist: Er beschäftigt sich mit dem Tod und will in magischen Ritualen verschiedene Theorien überprüfen – ungeachtet der Tatsache, dass der Rote Tod in seinem Herrschaftsgebiet umgeht und zahlreiche Leute dahinrafft…

Edgar Allan Poes Kurzgeschichte „Die Maske des Roten Todes“ gehört zu den wohl bekanntesten Werken des englischen Autors und wurde schon einige Male als Hörspiel adaptiert. In der „Holy Horror“-Reihe ist eine weitere Umsetzung als siebte Episode veröffentlicht, die allerdings noch einmal ganz andere Facetten betont und dadurch eigenständig und immer noch überraschend geraten ist. Sicherlich ist die schreckliche Seuche ebenfalls ein Thema, wird mit ihrem Grauen in einigen markanten Szenen gelungen dargestellt, der Fokus liegt aber insbesondere auf Prinz Prosperos Brutalität, seiner düsteren Faszination für den Tod und seinem Gefallen an dem Leiden anderer. Das hat früh seinen sehr düsteren Anklang und sorgt mit einer sehr unheimlichen Stimmung für eine beklemmende Atmosphäre, was anfangs durch Szenen im Dorf dynamisch gestaltet ist, sich aber immer mehr auf die Vorgänge im Schloss konzentriert. Neben Prospero wird dabei auch sein Dunstkreis aus Adeligen und Aristokraten näher beleuchtet, darin werden immer weitere unheimliche Elemente eingeflochten, die sich zu einem Schreckensszenario zusammenballen. Dabei wird der grundsätzliche Verlauf der Originalgeschichte zwar beibehalten, aber an einigen Stellen erweitert, vertieft oder variiert – nicht so viel, dass es die Handlung zu sehr verfremden würde, aber eben genug, um auch Kennern der Geschichte Abwechslung und Überraschung zu bereiten.

Gerrit Schmidt-Foß hat ja schon in zahlreichen anderen Hörspielen beweisen, was für ein hervorragender und vielseitiger Sprecher er ist. Was er hier abliefert, ist aber auch für ihn eine beachtliche Nummer – er verbannt alles Freundliche oder Einfühlsame aus seiner Stimme, klingt hartherzig, kalt, grausam, was für einige Gänsehaut sorgt. Auch Laura Maires helle und klare Stimme passt als Aurora eher gut in das Hörspiel und bildet einen deutlichen Kontrast zu der düsteren Atmosphäre, wobei sie mit Spielfreude und sehr intensiver Betonung überzeugt. Claudia Urbschat-Mingues spricht die Rolle der Juliette mit eiskalter Stimme und punktet insbesondere in den besonders unheimlichen Szenen, die sie mit ihrem Ausdruck noch verstärkt. Weitere Sprecher sind Bastian Sierich, Daniel Zillmann und Joachim Kerzel.

Die Umsetzung des Hörspiels ist dem Team sehr gelungen, die verschiedenen Szenerien werden überzeugend betont und zeichnen dabei zudem den Spannungsbogen der Handlung nach. Dazu ist die Musik in verschiedener Intensität eingesetzt – mal wabernd im Hintergrund, mal dramatisch und eindringlich – aber auch die Geräuschkulisse ist überzeugend und versetzt den Hörer in die alten Gemäuer des Schlosses.

Eine mit reichlich Goldornamenten verzierte Standuhr, ein barocker Ballsaal, darin am Boden liegende Höflinge mit Tierköpfen, die ebenso feudale Kleidung tragen wie die unheimliche Frau in Rot im Vordergrund, deren Maske einen Totenschädel andeutet – das Titelbild ist ansehnlich geraten und punktet mit einer sehr eigenständigen Optik.

Fazit: Die Originalgeschichte von Edgar Allan Poe wird hier gelungen erweitert, variiert und aus anderen Blickwinkeln beleuchtet, was wie eine Verneigung vor dem ursprünglichen Werk wirkt. Die Stimmung ist schnell dicht und düster, wobei immer mehr schreckliche Momente eingebunden werden – und bei weitem nicht alle davon sind übernatürlichen Ursprungs, auch die Grausamkeit der Menschen sorgt für Schauer. Eine überzeugende Inszenierung!

VÖ: 11. Januar 2019
Label: Holysoft
Bestellnummer: 978-3-96447-048-5


Holy Horror – 6. Das dunkle Erbe von Amarna



Als Sammler von altägyptischen Artefakten ist Götz Lewandowski bereits die Begegnung mit einigen zwielichtigen Gestalten gemacht. Doch der unangekündigte Besucher, der sich als Ludwig Kerbstein vorstellt, ist nicht nur besonders suspekt, sondern bringt mit der gut erhaltenen Mumie aus der 18. Dynastie auch eine wahre Rarität mit. Doch Götz ahnt nicht, worauf er sich beim Kauf des Relikts einlässt…

Für die sechste Episode der „Holy Horror“-Reihe mit in sich abgeschlossenen Gruselgeschichten hat Produzent David Holy keinen bekannten Klassiker adaptiert, sondern eine Idee von Autor Christian von Astor vertont. Thematisch wurde dabei auf die Mystik des alten Ägypten zurückgegriffen, wobei nicht nur Götter, Mumien und Pharaonen für Stimmung sorgen, sondern auch auf einige historische Ereignisse angespielt wird, die das Leben der Menschen in der ägyptischen Hochkultur deutlich verändert hat. Darum wird eine sehr gelungene Handlung in der heutigen Zeit gesponnen, deren Ausgangspunkt die gut erhaltene Mumie ist, die im Laufe der Handlung aber noch mit zahlreichen anderen Aspekten aufgeladen wird. Die Erzählweise ist dabei recht ruhig, gerade in der ersten Hälfte der Handlung werden die Ereignisse langsam geschildert, anstatt sich direkt zu überschlagen, bevor sich das Tempo und die Schlagzahl danach immer weiter steigern. So baut sich eine sehr intensive Stimmung auf, geheimnisvoll, bedrohlich und lebendig, besonders das Auftauchen von Götz‘ Antagonisten ist immer wieder ein Highlight. Die vielen Rätsel, Andeutungen und Ungewissheiten, die dadurch entstehen, sind sehr gelungen. Die Auflösung der Handlung ist dann packend und eindringlich geraten, sodass eine starke Episode der Reihe entstanden ist.

Uve Teschner ist in der Rolle des Götz Lewandowski zu hören, den er souverän und bodenständig klingen lässt, später aber auch den aufkommenden Horror und die zunehmende Verunsicherung sehr glaubhaft einbaut. Sein Butler Johann wird von Stefan Müller-Ruppert ebenfalls präsent und überzeugend gesprochen, da er die distanzierte Steifheit seines Berufsstandes immer wieder durchbricht und die Sorge um seinen Arbeitgeber durchklingen lässt. Dr. Musa al Sayed wird von Udo Schenk gesprochen, seine dunkle, intensive Stimme kommt hier mit leichtem Akzent sehr gut zur Geltung und sorgt für einige sehr markante Momente. Weitere Sprecher sind Matthias Scherwenikas, Engelbert von Nordhausen und Till Hagen.

Für die passende Stimmung sind auch hier viele düstere Melodien eingebunden, die mal dräuend im Hintergrund umgesetzt sind, mal durch klassische Instrumente einen dichten Klang erreichen. In Ansätzen wird dabei auch auf das Ägypten-Thema angespielt, dies hätte jedoch ruhig noch stärker in den Vordergrund gestellt werden können. Auch die Geräuschkulisse ist überzeugend und vielseitig eingesetzt, sodass die Dialoge lebendiger wirken.

Ein Titelbild hat Holysoft natürlich auch für diese Episode parat, welches im computeranimierten Stil der bisherigen Covergalerie gehalten ist. Zu sehen darauf ist der geheimnisvolle Dr. Musa al Sayed, der mit faltiger Haut, Augenklappe und der zylindrischen Kopfbedeckung markant in Richtung des Betrachters schaut, während im Hintergrund eine Vielzahl von Tentakeln aus einer Kiste herausragen.

Fazit: „Das dunkle Erbe von Amarna“ baut auf ruhige, aber eindringliche Weise ein Schreckensszenario auf, das sich immer weiter zu steigern versteht und zu einem packenden Finale führt. Überzeugend ist auch die Thematik um das alte Ägypten geraten, dadurch fließt düstere Stimmung und geschickt verflochtener geschichtlicher Hintergrund mit ein. Eine überzeugende Episode der Reihe!

VÖ: 30. November 2018
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470478


Holy Horror – 5. Ich, Jack the Ripper



Der Reporter Felix Best hat für den Daily Guardian seit längerer Zeit keine aufregenden Berichte mehr geliefert, während der Lehrer an einem Internat Montague Dryer seinen Schülern etwas zu viel Aufmerksamkeit widmet und der Quacksalber Dr. Townsend seine Salben an den Mann bringt. Keiner der drei Männer hat vermutet, dass sich ihr Leben bald schlagartig ändert, als sie den Weg eines berüchtigten Mörders kreuzen: Jack the Ripper…

Neben klassischen Gruselgeschichten aus der Feder bekannter Autoren gibt es in der Serie „Holy Horror“ auch selbst verfasste Folgen. In der fünften Episode wurde beispielsweise die bekannte Legende um Jack the Ripper, dessen Identität immer noch nicht aufgeklärt wurde, mit einigen fiktiven Charakteren verknüpft. Nach einem sehr gelungenen Introtext, der die düster-bedrohliche Szenerie gleich zu Beginn gelungen wirken lässt, werden in Kurzform ganz verschiedene Charaktere vorgestellt, die jeder einen wichtigen Teil zur Handlung beitragen. Und es wird gleichzeitig verraten, dass einer von ihnen zu dem berüchtigten Mörder wird – ein sehr gelungener Start. Die nachfolgende Handlung präsentiert allerdings auch schon recht früh den Tod des ersten Opfers von Jack the Ripper und nimmt der gerade aufgebauten Spannung wieder die Fahrt – in einer sehr präganten Szene zwar, aber es geht eben doch einiges von dem Mysterium verloren. Der nachfolgende erneute Aufbau der Spannung geht dann etwas langsamer voran, hat aber noch einige gelungene Facetten in Petto. Neben überraschenden Wendungen und weiteren Horror-Momenten gibt es auch einen fast satirischen Kommentar zur Macht der Presse. Wie sich dann die vorgestellten Charaktere zusammenfügen, jeder ein Zahnrädchen in der Maschinerie der Episode einnimmt, ist gelungen konzipiert und macht „Ich, Jack the Ripper“ zu einer hörenswerten Folge der Reihe.

Santiago Ziesmer ist in der Rolle des Aaron Kaminski zu hören und kann mal wieder zeigen, was in ihm steckt. Seiner unverkennbaren Stimme verleiht er einen sehr düsteren, unheimlichen und psychotischen Klang, was für einige markante Momente und viel zusätzliche Atmosphäre sorgt. Peter Lontzek spricht den Reporter Felix Best ebenfalls sehr überzeugend, er setzt die ganz unterschiedlichen Szenen gekonnt um und verleiht seiner Figur so einen variablen und stimmigen Klang. Udo Schenk übernimmt als Ripper die Erzähltexte und sorgt dabei nicht nur für das sehr intensive Intro, sondern auch zwischendurch immer wieder für einen Schub zusätzlichem Grusel. Weitere Sprecher sind Stefan Senf, Tommi Piper und Alexandra Lange.

In der akustischen Gestaltung wird die unheimliche Stimmung überzeugend aufgegriffen, die Musik ist oft unheimlich und düster geraten. Doch dabei gibt es zwischendurch auch immer wieder fast schon verspielte Melodien, die auflockernd wirken und in einem gelungenen Kontrast stehen. Auch die eingebauten Geräusche sind stimmig und authentisch, was die Szenen lebendiger wirken lässt. Manche Stimmen scheinen allerdings einen leicht anderen Klang zu haben und fallen aus den anderen Dialogen etwas aus dem Rahmen.

Auch auf dem Titelbild wird dem Betrachter ebenfalls ein Bild von Jack the Ripper transportiert, der mit seiner viktorianischen Kleidung wie dem weiten Mantel und dem schwarzen Zylinder an andere bekannte Darstellungen des bekannten Serienmörders erinnert. Die rot funkelnden Augen und die blitzende Klinge in seinen behandschuhten Fingern und die düstere Gasse im Hintergrund sind stimmig und ansehnlich dazu kombiniert.

Fazit: „Ich, Jack the Ripper“ lädt die bekannte Legende um den Serienmörder mit vielen gelungenen Elementen auf: Verschiedene Charaktere, die auf gelungene Weise zusammengefügt werden. Einen Blick auf die trostlosen Verhältnisse in Whitechapel. Wahn, Obsession, Mordlust. Der Aufbau ist ungewöhnlich und sehr gelungen – eine starke Episode der Horror-Reihe.

VÖ: 7. September 2018
Label: Holysoft
Bestellnummer: digital


Holy Horror – 4. Der Unsichtbare



In einem New Yorker Hotel kommt ein geheimnisvoller und ziemlich unfreundlicher neuer Gast an, der um sein Gepäck viel Aufhebens veranstaltet, den Roomservice abbestellt und auch ansonsten verlangt, allein gelassen zu werden. Das Misstrauen der Angestellten ist schnell geweckt, der Gast steht schon bald unter besonderer Beobachtung. Doch noch ahnt niemand, was es mit Jack Griffin auf sich hat…

Viele Geschichten des Autoren H.G. Wells sind zu Klassikern geworden und haben zahlreiche Umsetzungen inspiriert. Auch in der Hörspielreihe „Holy Horror“ ist als vierte Episode eine moderne Neuinterpretation erschienen, die zwar einige Elemente aus der originalen Handlung übernimmt, aber nur einen eher kurzen Abschnitt daraus entnimmt, Perspektiven wechselt und die Geschichte in die moderne Zeit verlegt. Der Beginn ist mit der Ankunft von Jack Griffin in dem Hotel gelungen gewählt, wer die Geschichte noch nicht kennt, weiß also erst einmal nichts von der Vorgeschichte – und wer mit dem Klassiker bereits vertraut ist, kann sich über den recht unmittelbaren Start und die neue Sichtweise freuen. Natürlich wird im Laufe der Zeit noch aufgeklärt, was hinter dem geheimnisvollen Gast steckt, die man beispielsweise bei seinen Experimenten begleiten darf und der dabei auch die unbändige Wut von Griffin zu spüren bekommt. Der Verlauf der Handlung ist kurzweilig und abwechslungsreich, da von verschiedenen Personen aus dem Umfeld des Unsichtbaren berichtet wird. Die Spannungskurve steigt nach oben, die Bedrohung wird immer greifbarer, während auch die polizeilichen Ermittlungen immer enger werden und auch Jack Griffin immer weiter unter Druck gerät. Darauf konzentriert sich diese Umsetzung der Geschichte und sorgt so für einen unheimlichen Eindruck, ohne jedoch näher auf den Wahn der Figur und seinen finsteren Plan sonderlich zu betonen. Kurzweilig, aufregend und gut auf das leicht verdauliche Konzept der Serie zugeschnitten.

Michael-Che Koch ist in der Rolle des Jack Griffin mit seiner rauen Stimme sehr gut besetzt und legt sehr viel Wut hinein, brüllt, raunzt und raunzt sich durch die Handlung, was immer wieder für explosive Szenen und einen markanten Eindruck sorgt. Auch die unverkennbare Stimme von Michael Pan bereichert die Umsetzung, der er sehr glaubhaft und betont, aber auch facettenreich einsetzt und so überzeugend auf die verschiedenen Situationen reagiert. Als Sargent Mia Spencer ist Bettina Weiß zu hören – eine von nur zwei weiblichen Rollen – die sich gekonnt an die verschiedenen Momente anpasst und ihrer dunklen Stimme einen passenden Klang verleiht. Weitere Sprecher sind Stefan Müller-Ruppert, Peter Mustafa und Michael Bideller.

Akustisch wird eine sehr solide Leistung geboten, die in den verschiedenen Szenerien einen passenden Hintergrund sorgt. Dabei sind vor allem zahlreiche passende Geräusche eingefügt, die mal ruhig und zurückhaltend, dann aber auch hektisch oder markant wirken – recht plakativ, aber wirksam. Auch die eingebaute Musik passt gut zu der vorherrschenden Stimmung und gestaltet Szenenwechsel und besonders dramatische Szenen mit ihrer unheimlichen Wirkung.

Die computergenerierte Optik des Covers zeigt eine Szene um den bandagierten Jack Griffin, in einem düster beleuchteten Flur, der von hinten von einem ebenso gesichtslosen Polizisten bedroht wird. Das Spiel von Licht und Schatten ist dabei gut gelungen. Gepaart mit der ansehnlichen Optik des Rahmens mit der Idee eines Farbkleckses gefällt mir das insgesamt recht gut.

Fazit: Die Kürzung der Geschichte, der Transport in die heutige Zeit und die wechselnden Erzählperspektive sorgt für einen dynamischen Verlauf des Klassikers und stellt die Bedrohung durch Jack Griffin und die Jagd auf ihn in den Vordergrund. Das bringt einige spannende Momente mit sich und sorgt für eine unheimliche Wirkung, ohne jedoch den tiefergehenden Aspekt aus dem Original beizubehalten.

VÖ: 10. August 2018
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470454


Holy Horror – 3. Dr. Jekyll & Mr. Hyde



Der Tod ihres Bruders ist für Erica Enfield immer noch ein schockierendes Ereignis. Doch als sie an seinem Sarg Abschied von ihm nehmen will, findet sie einen Toten mit völlig verzerrten Zügen. Erst aus einem Brief erfährt sie, wie die letzten Wochen ihres Bruders Dr. Henry Jekyll verlaufen sind. Alles begann mit einem Bericht seines Patienten Mr. Talbot über finstere Voodoo-Rituale und einen Fluch, der ihn seitdem verfolgt…

„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ gehört bis heute zu den bekanntesten Werken der Gruselliteratur, fast jeder kennt die Geschichte um den Arzt und seine alternative Persönlichkeit zumindest in Grundzügen. Und so ist es wenig überraschend, dass auch dieser Klassiker zügig in die neue Hörspielreihe „Holy Horror“ aufgenommen wurde, bereits die dritte Episode widmet sich der Vorlage von Robert Louis Stevenson. Doch die Bearbeitung der Vorlage ist nicht nur eine reine Anpassung an das Medium Hörspiel, sondern verändert die Handlung auch in ihren Grundzügen und erzählt nicht aus der Perspektive von Dr. Utterson, der so eine deutlich kleinere Rolle einnimmt. Vielmehr wird hier geschildert, unter welchen Umständen Dr. Jekyll sein monströses zweites Ich bekommt, wie er sich langsam von einem angesehenen Gentleman in die triebhafte Gestalt verwandelt, wie er die Ereignisse aus seiner Sicht erlebt. Eine kurze Rahmenhandlung um Utterson und Jekylls Schwester bereitet den Einstieg und erklärt gleichfalls, dass die Erzähltexte ebenfalls von Jekyll selbst geschildert werden. Neben Talbots Bericht tauchen zunächst nur wenige unheimliche oder übernatürliche Elemente auf, zunächst wird die Grundsituation recht ausführlich geschildert, wobei auch die gesellschaftlichen Aspekte aus dem 19. Jahrhundert gekonnt eingebunden wurden. Auch der weitere Verlauf ist nicht unbedingt von aufregenden oder gruseligen Szenen geprägt, wirkt oft vielmehr wie ein Drama und fängt dabei die Stimmung der Novelle durchaus ein, durch das fehlende Mysterium um die wechselnden Identitäten verliert das aber auch etwas an Reiz. Wie sich die Ereignisse gegen Ende zuspitzen ist gut gelungen und mit einigen intensiv erzählten Szenen gelungen erzählt, sodass ein runder und hörenswerter Eindruck der Geschichte entsteht.

Dennis Schmidt-Foß ist in der Rolle des Dr. Henry Jekyll zu hören und setzt dabei nicht nur die Erzähltexte gekonnt und sicher um, sondern überzeugt auch mit seiner eloquenten Sprechweise und überzeugendem Ausdruck. Sein Konterpart Edward Hyde wird von Jan-David Rönfeldt gesprochen, dessen rauer, harter und streitlustiger Klang sehr gut zu der Rolle passt und der mit dynamischer Stimme, aber auch intensiver Betonung einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Daniela Reidies spricht Jekylls Verlobte Stella, ihr unverwechselbarer Klang setzt gekonnte Akzente, wobei sie besonders überzeugend wirkt, wenn sie aufgebracht oder unsicher ist. Weitere Sprecher sind Shandra Schadt, Michael Pan und Norbert Langer.

Die akustische Umsetzung ist insbesondere durch die passenden Hintergrundgeräusche lebendig geraten, sodass die verschiedenen Szenerien passend umgesetzt wurden. Bei der Musik dominiert – sowohl in den Erzähltexten als auch während vieler Dialoge – eine einsame Geige, die zwar einige unterschiedliche Melodien und Stimmungen präsentiert, auf Dauer aber doch recht eintönig wirkt. Zwar wird immer wieder Abwechslung geboten, die häufige Rückkehr zum Geigenmotiv gefällt mir aber nicht hundertprozentig. Gut gelungen sind die Zwiegespräche zwischen Jekyll und Hyde, die mit leichten Halleffekten versehen sind.

Das Titelbild wird von einer Darstellung von Dr. Jekyll (oder doch Mr. Hyde?) mit ernstem Gesichtsausdruck geprägt, während im Hintergrund eine neongrüne Flüssigkeit in chemischen Apparaturen blubbert. Gemeinsam mit der computergenerierten Optik erweckt dies nicht unbedingt den Eindruck, der gut zur Zeit des Hörspiels passt, ist insgesamt aber durchaus stimmig geraten.

Fazit: Der Klassiker „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ wird hier aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet – aus der Sicht von der Hauptfigur statt eine andere Figur als Erzähler einzusetzen. Dabei wird der gesellschaftliche Zwang der Hauptfigur und der Zwiespalt zwischen Moral und Trieb gekonnt eingebunden, wirklich unheimlich wirkt das aber nur an wenigen Stellen, sondern eher wie ein Drama. Eine reizvolle Neuinterpretation, die in dieser Serie gut aufgehoben ist.

VÖ: 12. Juli 2018
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470447


Holy Horror – 2. Frankenstein



Mitten in einer unwirtlichen Eiswüste nimmt die Besatzung eines Schiffes einen einsam umherstreifenden Mann auf. Als sich Captain Robert Walton mit dem Mann unterhält und wissen will, was ihn in die Nähe des Nordpols verschlägt, erzählt dieser die Geschichte seines Lebens. Denn Victor Frankenstein, der sich als der moderne Prometheus bezeichnet, hat große Schuld auf sich geladen…

In sich abgeschlossene Grusel- und Horrorgeschichten werden bei Holysoft in der Hörspielreihe „Holy Horror“ umgesetzt, wobei sowohl neue Geschichten als auch bekannte Werke der Gruselliteratur umgesetzt werden. Direkt in der zweiten Episode ist dann einer der bekanntesten Klassiker zu hören: Mary Shellys Ausnahmeroman „Frankenstein“. Dabei hält sich die Umsetzung an die Handlung des Romans, sodass man Victor Frankenstein zunächst in den eisigen Weiten des gefrorenen Polarmeers kennenlernt, in dieser Rahmenhandlung erzählt er von der Erschaffung seiner ebenso bekannten Kreatur und den Ereignissen, die darauffolgten. Die dramatischen Wendungen, die persönlichen Schicksale, Victors Hochmut, aber auch das immer wieder überraschende Auftauchen des Monsters sind zurecht zu einem Klassiker geworden, wobei die Handlung hier auf knappe achtzig Minuten Laufzeit gekürzt wurde. Das ist jedoch stimmig geraten und setzt die wesentlichen Elemente gelungen um, während auch die Qualität der Sprache übernommen wurde und so eine authentische Szenerie aus der lange vergangenen Zeit heraufbeschwört. Dabei geht es nicht um actionreiche Momente oder temporeiche Entwicklungen, sondern eher um leisen Grusel und dramatische Momente, verbunden mit ethischen Fragen. Das wirkt in einigen Momenten vielleicht nicht vollkommen rund, herausgekommen ist insgesamt aber eine durchaus überzeugende Produktion.

Mit Ozan Ünal übernimmt ein Sprecher die Hauptrolle des Victor Frankenstein, der bislang noch nicht allzu häufig in Erscheinung getreten ist, die ernsthafte und markante Figur aber sehr überzeugend darbietet und sowohl in den Dialogen als auch in den Erzähltexten eine prägnante Aura ausstrahlt. Die Kreatur, die er erschaffen hat, wird von Bernd Rumpf gesprochen, der sowohl abgehacktes Krächzen als auch schwerfällig wirkende Worte mit viel Ausdruck umsetzt. Eckart Dux hat die Rolle von Victors Vater Alphonse übernommen und bringt mit seiner markanten, knarrenden Stimme eine sehr intensive Figur mit ein, die trotz des vergleichsweise kurzen Auftritts positiv im Gedächtnis bleibt. Weitere Sprecher sind Dina Kürten, Till Hagen und Bert Franzke.

Akustisch wird hier eine solide Leistung geschaffen, die überzeugende Szenerien schafft und dabei den Spannungsbogen der Handlung betonen. Dabei geht es in einigen Momenten etwas comichaft hinzu, doch dann gibt es auch einige dräuende Melodien im Hintergrund, die für eine unheimliche Stimmung sorgen. Auch die Geräuschkulisse ist zu großen Teilen treffend und lebendig umgesetzt, sodass insgesamt eine passende Atmosphäre entsteht.

Die Kreatur, die Victor Frankenstein erschaffen hat, wird auf dem Titelbild gezeigt, was durch die düsteren Lichtverhältnisse einen sehr unheimlichen Ausdruck erhält. Aber auch die unförmige Gestalt selbst und das unheimliche Schloss mit dem von Blitzen umgebenen Turm vor dem mächtigen Gebirge wirken gut zusammengestellt – auch zusammen mit dem schlichten Schriftzug und der gelungenen Rahmengestaltung.

Fazit: Der Klassiker wird hier in einer modern wirkenden und dennoch authentischen Umsetzung präsentiert, wobei zwar einige kleinere Stolpersteine in der Sprache oder der Kulisse auffallen, insgesamt ist aber ein unterhaltsames und stimmiges Hörspiel entstanden. Die Kürzung des Romans ist stimmig, sodass die ursprüngliche Handlung gekonnt nachgezeichnet wird.

VÖ: 15. Juni 2018
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470430


Holy Horror – 1. Das Schloss des Todes



Jonas geht zum ersten Mal mit erfahrenen Mitgliedern des Ordens des Kreuzes als Chronist auf die Jagd nach übernatürlichen Wesen und soll alle Details des Kampfes gegen eine Horde Werwölfe erfassen. Doch er hat nicht lange Zeit, einen Platz in der kleinen Gruppe zu finden, denn schon bald ertönt das erste Geheul in der finsteren Nacht. Und auch seine Mitstreiter sind nicht gerade so, wie er sie sich vorgestellt hat…

Mit „Holy Horror“ hat Holysoft eine Hörspielreihe mit in sich abgeschlossenen Episoden produziert, bei dem sich Klassiker der Literatur in Neuinterpretationen mit eigens geschriebenen Geschichten abwechseln. Zum Start wird mit „Das Schloss des Todes“ eine neue Geschichte präsentiert, die sich um den geheimnisvollen Bund des „Ordens des Kreuzes“ dreht. Der Fokus liegt auf einigen Mitgliedern, die gemeinsam auf Jagd nach klassischen Gruselfiguren gehen und bei der jeder eine eigene, an Rollenspiele erinnernde Berufung innerhalb der Gruppe hat. Dabei wird vor allem aus der Sicht von Chronist Jonas erzählt, der nicht nur die aufregende Jagd an sich erlebt, sondern auch einige Geheimnisse der anderen Figuren entdeckt, die er bislang noch nicht kennt. Nach einer eher ruhigen Vorstellung der Figuren, in der jeder ein paar Worte zu sich sagt (was leider etwas flach und klischeehaft wirkt), geht es schon bald mit einer dynamisch erzählten Actionszene los. Auch danach wechseln sich ruhige mit spannenden Szenen ab, wobei sich die Szenerie immer weiter zuspitzt, die Figuren immer weiter unter Druck geraten, neue Wendungen für andere Voraussetzungen sorgen. Dabei wird eher auf sehr präsente Momente und Action denn auf leisen Grusel gesetzt, es werden einige recht bekannte Themen miteinander kommentiert und eher vorhersehbare Wendungen eingebaut, der Verlauf ist dennoch unterhaltsam und kurzweilig. Und wenn dann beispielsweise eine zweite Handlungsebene hinzugefügt wird oder Figuren eine andere Seite von sich zeigen, ist eben doch für einige Überraschungen gesorgt.

Andreas Gröber ist dabei die bislang unbekannteste Stimme, den Chronisten Jonas spricht er dabei engagiert und mit einer lebendigen Sprechweise, sodass er sich stimmig an die unterschiedlichen Situationen anpasst, der allerdings auch zu einigen Übertreibungen neigt und gerade seine Erzähltexte überzogen spricht. Manfred Lehmann ist als Ordenskrieger Adrian zu hören, seine sonore und volltönende Stimme passt dabei sehr gut zu der düsteren Atmosphäre, zumal er der Figur eine markante Aura verleiht. Auch Claudia Urbschat-Mingues überzeugt als Waldläuferin Delita mit präziser und lebendiger Sprechweise, sodass ihre Figur eine kämpferische Aura verliehen bekommt. Weitere Sprecher sind Regina Lemnitz, Engelbert von Nordhausen und Daniela Hoffmann.

Die Stimmung der verschiedenen Szenen wird durch die akustische Gestaltung gelungen unterstrichen, wobei besonders die atmosphärische Musik für einen passenden Ausdruck sorgt und actionreiche oder besonders entscheidende Momente unterstreicht. Mir gefällt aber auch, wenn die Dialoge in ruhigeren Momenten für sich alleine stehen oder mit leisen Geräuschen unterlegt sind, was für eine passende Dynamik in der Stimmung sorgt.

Das Cover erfasst die vorherrschende Stimmung des Hörspiels auf gelungene Weise, wobei nicht nur der Mann mit dem ernsten Blick und der Mönchskutte über dem Gesicht gut zur Geltung kommt. Insbesondere ist es die Kutsche, aus der es dämonenhaft rötlich schimmert, gepaart mit den Werwolfwesen und dem dunklen Schloss im Hintergrund, die mir gut gefallen haben.

Fazit: „Das Schloss des Todes“ erinnert in seinen Grundsätzen eher an ein Abenteuer aus einem Rollenspiel denn an eine Gruselgeschichte, ist aber kurzweilig und unterhaltsam erzählt. Der Start in die Reihe ist zwar etwas holprig in einigen Formulierungen geraten, macht insgesamt aber einen reizvollen Eindruck.

VÖ: 11. Mai 2018
Label: Holysoft
Bestellnummer: 9783964470423

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