Der Ring des Nibelungen – 2. Die Walküre
Wotan muss unbedingt den machtvollen Ring des Nibelungen in seine Gewalt bekommen, doch er kann ihn unmöglich selbst an sich nehmen. Währenddessen schleicht sich Siegmund, einer der beiden Zwillinge von Wotan, unter falschem Namen in das Haus des Hunding ein, der seine Schwester schon als kleines Mädchen zur Frau genommen hat. Doch noch erkennen die beiden Geschwister sich nicht…
Richard Wagners Oper „Der Ring des Nibelungen“ wird an vier Abenden aufgeführt, der rbb hat daraus eine vierteilige Hörspielserie produziert, die deutlich kürzer läuft. „Die Walküre“, der zweite Teil in dem fantastischen Heldenepos, ist gemeinsam mit der ersten Episode erschienen und setzt nahtlos an der bereits aufgebauten Szenerie an. Die Begegnung und das gegenseitige Erkennen von Siegmund und Sieglinde, das eifersüchtige Zerwürfnis von dem Gott Wotan und seiner Frau Fricka und viele weitere Entwicklungen bilden hier den Kern der Handlung, über allem schwebt aber immer die Macht des Rings und hält die Szenen zusammen. Das ist sehr dramatisch geschrieben, Edelmut, Zerwürfnisse, heilige Schwüre und ehrenvolle Schlachten sind hier wichtige Themen und sorgen für einen markanten Eindruck. Wer die Geschichte noch nicht kennt (aus dem Original oder einer anderen Bearbeitung) wird mit spannenden Entwicklungen unterhalten, durch die Verdichtung und die klarere Sprache bekommt aber noch einmal einen anderen Zugang zu dem Werk. Mir gefällt, wie verständlich die durchaus komplexe und vielschichtige Geschichte dabei aufbereitet ist, wie klar die Charaktere und ihre Motive zur Geltung kommen, wie dramatisch und markant die Handlung dargestellt ist. Und auch die erzählerischen Einschübe von Erda helfen sehr, die Handlung zu verfolgen, zumal sie für eine noch dichtere Stimmung sorgen. Eine sehr gelungene Umsetzung, die mit ihrer kraftvollen Ausstrahlung überzeugt.
Ole Lagerpusch ist als Sprecher des Siegmund ausgewählt, er setzt den anspruchsvollen Text lebendig, eindringlich und markant um, was den heldenhaften und ehrenvollen Ausdruck der Figur unterstreicht. Veronika Bachfischer spricht die Rolle seiner Zwillingsschwester Sieglinde, auch sie wählt einen eingängigen Zugang zu dem Text und passt sich sehr gut an die vorherrschende Stimmung der Geschichte an. Die wundervolle Martina Gedeck spricht Fricka mit starkem Ausdruck und lebendiger Stimme, wobei sie die aufwallenden Emotionen ebenso wie die berechnende Art der Göttin gekonnt zum Ausdruck bringt. Weitere Sprecher sind Bibiana Beglau, Rainer Strecker und Anne Müller.
Musikalisch wurden zwar die Kompositionen von Richard Wagner nicht übernommen, aber als Motiv und Grundlage der eigens eingespielten Begleitung gewählt. Das ist hervorragend gelungen und unterstreicht die Stimmung der Handlung mit seinen dunklen und pompösen Klängen, was die Dialoge gekonnt untermalt. Dazu ist auch die Geräuschkulisse perfekt abgestimmt, beides ergänzt sich sehr gut. Das funktioniert über Lautsprecher schon sehr gut, durch die Kunstkopf-Aufnahmen ist das Hören über Kopfhörer aber ein besonderer Genuss.
Auf weißem Untergrund werden in kräftigem Orange nicht nur der Titel des Hörspiels auf dem Titelbild gezeigt, sondern auch stilisierte Pferde, die die Reittiere der Walküren symbolisieren. Und auch hier ist das Rheingold allgegenwärtig: Mit glänzender Folie sind hübsche Verzierungen in dem stabilen Digipack zu sehen. Das beiliegende Booklet enthält die einleitenden Texte, die auch schon aus dem ersten Teil bekannt sind, es wurden aber einige neue Fotos von den Sprechern bei den Aufnahmen zu sehen.
Fazit: Poetisch, episch, kraftvoll – auch „Die Walküre“ wurde vom rbb sehr gelungen umgesetzt. Die ruhige, aber markante Erzählweise und die starken Motive der Geschichte werden durch die ausgeklügelte Sprache, aber auch die sehr engagierten Sprecher und die herausragende Musik atmosphärisch umgesetzt. Sehr hörenswert!
VÖ: 18. Mai 2022
Label: Der Audio Verlag
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