Horror-Tales - 6. Pyramide des Schreckens
Cleopatra, Herrscherin über das ägyptische Reich, befiehlt Caius Flavius, in die Grabstätte des kürzlich verstorbenen Hohepriesters einzudringen, in das auch seine Frau bei lebendigem Leib eingemauert wurde. Der Optio stellt eine kleine Gruppe zusammen, um Cleopatras Vertraute zu retten. Doch was sie in der Pyramide vorfinden, übersteigt ihre Vorstellungskräfte...
In der Episode „Pyramide des Schreckens“ gibt es eine Neuerung bei den Horror-Tales: Das Hörspiel wurde in 3D gemischt, was ein besonderes Hörerlebnis bietet, insbesondere beim Hören mit Kopfhörern. Diese Technik erzeugt gelungene Effekte und lässt die Geschichte lebendig wirken, auch in 2D bleibt es aber ein reizvolles Hörspiel. Die Handlung spielt in Ägypten zur Zeit Cleopatras und thematisiert morbide Bestattungsriten, darunter die Einmauerung einer lebendigen Frau. Um diese interessante Geschichte wird ein spannendes Narrativ gesponnen. Das Tempo der Erzählung ist reizvoll, da genügend Zeit gegeben wird, um die verschiedenen Elemente entfalten zu lassen. In den düsteren Gemäuern der Pyramide gibt es viele unheimliche Momente sowie Intrigen und Spannungsmomente. Die Erzählweise ist locker und wirkt teilweise recht flapsig, was eine gewisse Distanz zur damaligen Zeit schafft - selbst historische Figuren können nicht immer für Glaubwürdigkeit sorgen. Die Charaktere sind solide ausgearbeitet, wobei einige wichtige Figuren gut zur Geltung kommen. Allerdings haben viele von ihnen eine ähnliche Ausstrahlung, sodass nur wenige wirklich herausstechen. Die Atmosphäre versucht, düster zu sein, was jedoch nicht immer gelingt und manchmal etwas oberflächlich wirkt. Der Horror kommt nicht durchgängig zur Geltung, bietet aber dennoch einige intensive Momente. Persönlich empfand ich das Hörspiel als stimmig und kurzweilig erzählt. Es macht Spaß, zieht jedoch nicht wirklich in seinen Bann und ist danach eher schnell wieder vergessen. Die 3D-Abmischung sorgt für zusätzlichen Flair und hebt das Hörerlebnis an.
Michael-Che Koch überzeugt als Caius Flavius mit einer eingängigen Sprechweise, die sich gut an die verschiedenen Szenen anpasst. Er bietet eine überzeugende Ausstrahlung, die den unterschiedlichen Stimmungen der Handlung gerecht wird. Uta Dänekamp als Sahirah spricht lebendig und betont vielseitig. In fordernden Szenen hätte sie jedoch etwas mehr Energie einbringen können, um die Intensität der Momente zu verstärken. Dascha Lehmann vermittelt als Cleopatra eine überzeugende Ausstrahlung der historischen Figur. Obwohl sie keine großen Szenen hat, hinterlässt sie dennoch einen prägenden Eindruck. Auch Frank Schröder, Björn Schalla und Peter Lontzek sind zu hören.
Das Team der Serie hat eine lebendige und vielseitige Szenerie geschaffen, die besonders durch den Einsatz von Musik getrieben wird. Auch während vieler Dialoge ist diese zu hören und prägt dabei die Aura der Handlung. Diese weckt mal Erinnerungen an altägyptische Musik, ist mal dramatisch und pompös, mal auch leise und unheimlich, sodass eine dynamische Atmosphäre entsteht. Die vielseitigen Geräusche sind passend dazu kombiniert, was sich besonders auszahlt, wenn man Kopfhörer nutzt.
Wieder sind grelle Neonfarben und eine skurrile Optik für das Titelbild genutzt, was zwar nicht zur altägyptischen Szenerie passt, aber die Kontinuität der Serie unterstreicht. Eine schleimige Mumie mit neongrünem Schleim und unheimlich aufgerissenen Augen steht dabei im Fokus und wird durch einen schlichten Nachthimmel mit Sichelmond als Hintergrund ergänzt.
Fazit: In der Episode „Pyramide des Schreckens“ spielt die Handlung im alten Ägypten, wirkt dabei aber sehr modern und teilweise flapsig. Das Tempo der Erzählung ist ansprechend, da es den verschiedenen Elementen Raum gibt, sich zu entfalten. Insgesamt ist das Hörspiel unterhaltsam und kurzweilig, bietet jedoch wenig nachhaltige Eindrücke. Die 3D-Abmischung hebt das Erlebnis hervor und sorgt für zusätzliche Spannung.
VÖ: 11. Oktober 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967624403
Horror Tales – 2. Butcher Street
Liam und Mallory, zwei junge Eltern, suchen dringend eine bezahlbare Wohnung in London – bislang ohne Erfolg. Als sie trotz anderer Erwartung bei der nächsten Wohnung keinerlei andere Besichtigenden auffinden und die Vermieterin ihnen ein sehr gutes Angebot macht, schlagen sie sofort zu – selbst wenn das Haus eher verlassen und verwahrlost wirkt und ein süßlicher Geruch durch die Gänge zieht. Noch ahnen sie dort nicht, welchen Preis sie wirklich zahlen müssen…
Die „Horror Tales“ sind eine noch recht neue Reihe von Contendo Media, die wie die letzten Veröffentlichungen des Labels ebenfalls ausschließlich digital erscheinen. Mit „Butcher Street“ ist die zweite Episode veröffentlich worden und geht noch einmal in eine ganz andere Richtung als der Vorgänger. Der Horror geht schleicht sich hier langsam ein – auch wenn das Haus in der Butcher Street alles andere als heimelig wirkt und auch die Nebenfiguren eine düstere Ausstrahlung haben, ist die Gefahr noch nicht ganz greifbar. Im Verlauf wird vor allem der Einzug, der Alltag und die erste Zeit der jungen Familie berichtet, wobei sich immer weitere merkwürdige Begebenheiten einschleichen. Die Spannung steigert sich dabei hintergründig immer weiter, führt über verschiedene Ebenen und Begegnungen und lässt auch nicht nach, wenn die Verdachtsmomente immer konkreter werden. Das Finale wird dann auch sehr intensiv und packend erzählt, wenn die Bedrohung in den Vordergrund tritt und sich der aufgebaute Schrecken entlädt – dann vielleicht mit einigen Momenten, die nicht sehr geschliffen, sondern etwas flacher wirken, die aber dennoch effektvoll eingesetzt wurden. Eine interessante Episode, die zeigt, dass sich die Reihe auf verschiedene Subgenres beziehen wird.
Gabriella Pietermann ist in der Rolle der Mallory zu hören, die einen Großteil der Handlung mit ihren Dialogen und Monologen bereichert. Wie sie dabei immer ängstlicher wird, durch düstere Warnungen verunsichert wird und sich später einer bedrohlichen Situation stellen muss, stellt sie lebendig und glaubhaft dar. Ihr Mann Liam wird von Patrick Keller gesprochen, der kraftvoll wirkt und viel Energie in seine Szenen legt, sodass der engagierte Charakter gut zur Geltung kommt – übrigens unter Druck besonders gut. Katja Brügger spricht die Vermieterin der beiden, ihre kratzige und warme Stimme sorgt dabei für eine dichte Atmosphäre, die sich gelungen an die düstere Stimmung der Serie anpasst. Auch Michael Bideller, Tobias Lelle und Daniela Reidies sind zu hören.
Akustisch ist diese Episode wieder vielseitig umgesetzt, sodass verschiedene Stimmungen aufkommen. Dabei ist gut zu hören, wie sich die Szenerie langsam steigert und so den Spannungsbogen nachzeichnet. Geht es am Anfang noch dräuend und hintergründig zu, wird es zum Finale hin deutlich druckvoller zu. Dabei sind auch passende Geräusche eingebaut, besonders gelungen ist aber der effektvolle Stimmverzerrer gegen Ende, die für eine sehr eindringliche Szenerie sorgt.
Der Zeichenstil des Covers wirkt fast schon ein wenig comichaft, durch die verwendeten Farben entsteht aber dennoch ein bedrohlicher und dunkler Effekt. Blut scheint aus den Fenstern der Butcher Street zu laufen, die schmutzige Fassade und die aufragenden Schornsteine bringen die schmuddelige Ausstrahlung der Umgebung gut zu Geltung.
Fazit: „Butcher Street“ setzt die Reihe sehr stimmungsvoll fort und präsentiert ein weitere, eigens geschriebene Handlung. Der Horror schleicht sich dabei langsam ein, zeigt sich erst in kleinen Details und unheilvollen Ankündigungen, wird dann immer stärker und gipfelt in einem bedrohlichen Finale. Die Produktion ist insgesamt Stimmung und die Sprecher stark, sodass eine hörenswerte Episode entstanden ist.
VÖ: 9. Februar 2024
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967624328
Horror-Tales – 1. Es wird dich holen
In einer abgelegenen Gegend der USA verunglückt ein Überlandbus in einem Schneesturm. Die Geschwister Aspen, Betreiber eines nahegelegenen Motels, eilen sofort zur Hilfe, können aber nicht mehr alle Insassen retten. Wegen des Blizzards von der Außenwelt abgeschnitten nisten sich alle gemeinsam in dem einsamen Haus ein. Und nicht nur einer von ihnen hütet ein Geheimnis, sodass die Emotionen schnell hochkochen…
Nachdem die „Midnight Tales“ von Contendo Media viele Hörende überzeugend konnten, wird mit „Horror-Tales“ des gleichen Labels nun ein ähnliches Konzept verfolgt. Zumindest die erste Episode „Es wird dich holen“ ist mit einer Laufzeit von über 60 Minuten aber in etwa doppelt so lang wie der etablierte Vorgänger und erzählt eine eher klassische Horrorgeschichte. Dabei werden vor dem Busunfall einige Charaktere vorgestellt und schon einige Verdachtsmomente aufgebaut, mit dem klanglich recht dramatisch umgesetzten Unglück und der Beschreibung des eingeschneiten Hotels intensiviert sich die Handlung aber natürlich noch einmal. Danach werden verschiedene Elemente miteinander kombiniert: heftige Streitigkeiten innerhalb der Gruppe, andererseits das Zusammenwachsen der unfreiwillig Verbündeten, aber auch ein brutaler Mord, düstere Heimlichtuerei und merkwürdige Geräusche, die im Haus erklingen. Das anwachsende Grauen, den die Gruppe dabei erlebt, ist gelungen umgesetzt und sorgt für einige intensive Momente. Dazu passt auch die eher langsame Erzählweise, die den verschiedenen Elementen viel Aufmerksamkeit widmet, damit die eingebrachten Ideen sich auch richtig entfalten können. Wer also Horrorgeschichten mag, in denen es rechts und links von der eigentlichen Handlung noch anderes zu entdecken gibt, ist hier richtig.
Holger Umbreit spricht die Rolle des Andrew Parsons, der neben den unheimlichen und dramatischen Momenten auch in seinem persönlichen Schicksal überzeugend reagiert und verschiedene Aspekte seiner Persönlichkeit zeigen kann. Rubina Nath spricht die Motelbetreiberin Kira Aspen mit einfühlsamem und zugänglichem Klang in der Stimme, was in den passenden Momenten für eine zurückhaltende und warme Stimmung sorgt, aber auch andere Stimmungen vermittelt sie glaubhaft. Sabine Arnhold spricht die bissige und unfreundliche Kate Stockley sehr kraftvoll und mit dominanter, sarkastischer Stimme. Allerdings wirkt das oft recht übertrieben und aufgesetzt. Auch Dana Friedrich, Kai Taschner und Roman Wolko sind zu hören.
Für die verschiedenen Szenen wurde eine sehr plastische akustische Gestaltung geschaffen, bei der zahlreiche Geräusche durchaus lautstark eingebaut wurden und damit sehr präsent wirken. Gepaart wird dies mit ebenso prägnanten musikalischen Klängen, die insbesondere elektronisch erzeugt wurden und die düstere Atmosphäre unterstreichen. Das ist sehr prägnant und hat nur wenig Raum für leise Zwischentöne, ist aber durchaus wirkungsvoll.
Das Titelbild ist in einem modernen und düsteren Comicstil gehalten, was ansprechend wirkt. Die beiden dunkelvioletten Klauen, die aus der Wand ragen, lenken direkt die Aufmerksamkeit auf sich, mit dem frisch gemachten Bett und dem „Willkommen“-Schild wird noch der Schauplatz eingebracht. Der Schriftzug ist schlicht, aber ansprechend und wirkungsvoll.
Fazit: Die erste Episode der „Horror-Tales“ ist eine langsam, aber sehr unterhaltsam erzählte Gruselgeschichte, die sich nach und nach aufbaut. Die Szenerie ist sehr dicht, durch die Begrenzung von Zeit und Ort kommt eine sehr intensive Stimmung auf. Dass neben dem eigentlichen Horror noch Platz für andere Geschichten der Figuren ist, lässt die Geschichte lebendiger wirken, zumal man so mehr mit den Figuren mitfiebert. Ein gelungener Start, der das Interesse auf die kommenden Episoden stärkt.
VÖ: 24. November 2023
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-96762-430-4